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* — Bs» Sreis«xsschxtz Die Uebrrnahme bleibender Verbindlichkeit auf die StadHemeinde Lich tenstein, eine Fußweqanlage in der fiskalischen Walden» burg-St. Egidien-Lößnitz« Straße b«tr„ wurde genehmigt. * — AriegerOerei«. In der gutbesuchten General versammlung des K. S. KriegervereinS wurde Herr Stadtrat vr wvä Zürn zum '. Vorsitzenden und Herr Bürgerschullehrer Wehland zu dessen Stellvertreter gewählt. * — ReUgrÜNdUUg Die gestern abend nach dem Weißen Roß einbcrufene Versammlung zwecks Gründung eines Landwirtschaftlichen Vereins von Lichtenstein-C. war von 20 Interessenten besucht. Der Verein konstituierte sich, zu seinem Vorstande wurde Herr Emil Süß gewählt. * — Ullrich'Doppel'Bortrag. Wir bringen unseren Lesern hierdurch noch einmal in Erinnerung, daß der Vortrag über Liebe und Ehe und über den Gesichtsausdruck eine sehr beachtenswerte Darbietung ist, die in anderen Städten das größte Interesse erregt hat. Versäume desbalb niemand diesen geistigen Genuß. Der Vortrag findet Freitag, den 14. Januar abends 8 Uhr im Saale des Hotel zum goldnen Helm statt. Chemnitz. (Der erste Aeroplan-Aufstieg) Der junge Aviatiker Schüler unternahm Dienstag Mittag seinen ersten Flugversuch mit einem neukonstruierten Aeroplan auf dem Exerzierplätze. Er stieg drei Meter hoch, wurde aber an einem weiteren Flug durch starken Wind gehindert. Infolge falschen Manöverierens brachen bei der Landung einige Stangen des Apparates entzwei. Der Schaden kann jedoch innerhalb weniger Tage ge hoben werden. Schüler blieb unverletzt. Cainsdorf. (Schrecklicher Unfall.) Auf der Kokserei der Arnimschen Kohlenwerke in Planitz ver unglückte der aus Mülsen stammende, jetzt in Cainsdorf wohnhafte Emil Weber dadurch, daß er beim Ran gieren von Kohlenwagen zu Fall kam und unter die Räder eines Wagens geriet, wobei ihm der Fuß vom Knöchel glatt abgefahren wurde. Grünhainichen. (Einäscherung eines Fabriketa blissements). Am Mittwoch früh in der vierten Stunde brannte das erst vor wenige» Jahren neu erbaute Fabrikgebäude der in der Nähe des hiesigen Bahnhofes liegenden Jalousie- und Rollädcnfabrik von Louis Richter völlig nieder. Durch das umsichtige Eingreifen der Feuerwehren gelang es, das Wohnhaus, das ge räumt werden mußte und die nahestehenden Häuser zu retten. Ein großes Holzlager wurde eiu Raub der Flammen Gegen 60 Arbeiter wurden brotlos. Der Schaden ist sehr bedeutend. Hohenstein-Ernstthal. (Schwindlerin). Schon seit etwa zwei Monaten gibt in hiesiger Stadt eine Schwindlerin Gastrollen, ohne daß es bisher gelang, diese freche Person zu erwischen. Die Frau, die un gefähr 40 Jahre alt ist, paßt auf, wenn bessere Damen die Wohnung verlassen haben, dann geht sie in diese und gibt den Dienstmädchen an, daß sie die Frau be auftragt habe, ein Quantum Spitzen abzugeben und den Kaufpreis in Höhe von einigen Mark gleich mit nehmen solle. Die Spitze ist natürlich höchstens eine Mark wert. Oder sie sucht irgend eine Frau aus den besseren Kreisen auf und gibt vor, daß sie eine Freun din derselben getroffen habe. Sie solle einstweilen für die Freundin die Spitzen in Empfang nehmen und das Geld vorläufig verlegen. In mehreren Fällen ist ihr dieser Betrug auch schon gelungen. Man vermutet, daß die Betrügerin aus Lichtenstein stammt. Wie wir hören, hat die Frau diesen Trick auch schon in Glau- Hauö Lrauffenbach. Roman von B. Coronp. 4. (Nachdruck verboten.) Margarete wagte nicht, sich zu widersetzen. Lieben. und leiden konnte sie, tiefer und schmerzlicher vielleicht als manche andere; — aber ihr Glück, ihren Willen verteidigen? — Dazu hätte sie nun und nimmermehr die Kraft gesunden. Kaum daß eine schüchterne und schnell verstummende Gegenrede über ihre Lippen kam. Harald hatte Mittel und Wege gefunden, ihr einen Bries zu senden. Er flehte sie um eine letzte Zusam menkunft, eine letzte Aussprache an und diesem leiden schaftlichen Drängen gab die Komtesse nach, weil ihres eigenen Herzens glühende Sehnsucht sie dazu autrieb. Es geschah nicht, um dem Vater ungehorsam zu sein, sondern nur, um auf ewig Abschied zu nehmen von dem Geliebten und von dem erhofften Glück. Wie im Fieber zitternd, vertraute sie sich der ge treuen Dienerin und schlüpfte durch das Tannen dickicht bis zu einem von Schilf und Wasserlilien um gebenen Waldteich. Tort erwartete sie ein hoch und schlank gewachse ner junger Mann in Jägertracht. „Warum erspartest Du uns beiden das Bitterste nicht, .Harald?" fragte sie ihn, leise weinend. „Weil ich Dich noch einmal sehen und aus Deinem eigenen Munde hören wollte, daß Du mich aufgegeben hast. Ick' weiß es ja; aber ich kann es doch nicht fassen und glauben. — Es liegt auf mir wie eine Zentner last, die nian nicht abzuschütteln vermag." „Nicht freiwillig gab ich Dich auf. Das uner bittliche Geschick — des Vaters Wille — reißt uns auseinander." „Und Tein eigner Wille, Grete?" ,Hch habe keinen eigenen Willen! Mit Günther starb auch unser Glück. Wäre er am Leben geblieben. chau verübt und dürfte denselben vermutlich auch noch anderweit versuchen Darum Vorsicht! Meitze». (Verhaftet.) AuS Pari» wird gemeldet: Hier wurde ein junger Deutscher namens Georg Zickel aus Meißen, der dort Unterschlagung verübt hatte und dann geflüchtet war, verhaftet. Man fand bei ihm noch 800 Frank» und einen Bankdepotschein über 5000 Franks. Die Verhaftung erfolgte auf Veranlassung der deutschen Behörden. Nieder«». (Mordversuch und Selbstmord.) Hier überfiel der etwa 30 Jahre alt« Arbeiter Richard Grille di« 50jährige Srmmelaustnägerin Forkert. Mit einem stumpfen Instrument brachte G. der Frau, welche ihre Hände abwehrend und schützend über den Kopf hielt, an diesem und den Händen eine Anzahl schwere Ver letzungen bei. Nach vollbrachter Tat entfloh G. und erhängte sich in einem Garten. Ein Racheakt soll das Motiv der Untat sein. Der Zustand der Ueberfallenen ist unbedenklich. Voigtsdorf bei Sayda. (Feuersbrunst.) Die Scheune des Herrn Wirtschaftsbesitzers Ernst May brannte mit vielen Ernteoorräten und landwirtschaftlichen Maschinen völlig nieder. GerichtszeitMg. Effe». (Der große Gladbecker Kassenraub) Der Riesendiebstahl auf der König!. Bergbauinspektion II in Gladbeck, wobei den Dieben 2?9 000 Mark in Gold und Papiergeld in die Hände fielen, gelangt in den nächsten Tagen vor der hiesigen Strafkammer zur Verhandlung. Der Diebstahl erfolgte bekanntlich in der Nacht vom 4. zum 5. November v. I. Dem Berliner Kriminalkomissar v. Tresckow gelang es, die Dube in den Personen des Schichtmeisters Opel und des Maschinensteigers Reus zu ermitteln. Verdäch tig harten sich die beiden durch große Geldausgaben gemacht. Wegen Beihilfe zu d:m Diebstahl werden sich übrigens auch die vier Brüder des Reus zu verantworten haben, von denen der eine als Klempner die Blechkästen für die Aufbewahrung des Geldes angeiertigt hatte. Liffa- (Die Posener Lustmorde.) Unter großem Andrang des Publikums vor dem hiesigen Schwurgericht begann die Verhandlung gegen den des vierfachen Lustmordes und ver schiedener Verbrechen wider die Sittlichkeit beschuldigten Tischlergesellen Valentin Koziol, einen 62 Jahre allen Men schen, der bereits Strafen von 6 und 15 Jahren Zuchthaus wegen äußerst schwerer Sittlichkeitsverbrechen an 2 jungen Mädchen bezw. älteren Frauen Hüller sich hat. Als im Sommer v. I die Lustmorde in Süd-Posen weit über die Provinz Hinaus Aufsehen erregien, fiel der Verdacht der Täterschaft bald auf den Angeklagten, der an den ver schiedenen Mordstellen oder in ihrer Umgebung zur Zeit der Tat gesehen worden war. Es handelt sich bei den zur An- klage stehenden Fällen zunächst um einen Lustmord an einem etwa 16 jährigen Menschen, dessen Persönlichkeit noch nicht feststeht, und um drei Lustmorde an Frauen im Alter von 55 bis 67 Jahren. Der Angeklagte leugnet. Ein Hausdiener alSjSprachlehrer. Die Berliner Kriminalpolizei hat einen Betrüger verhaftet, der unter der Bezeichnung kaokslor ok rrrtj, einem englischen akademischen Titel, an der Berliner Humboldt-Akademie als Dozent wirkte und der in Wirk lichkeit — ein Hausdiener war. Er nannte sich Arthur Lindenstead und wollte seinen Grad als „B. A." am Kings College in London erworben haben. Im Ber liner Adreßbuch kann man jetzt noch lesen: „Lindenstead, Arthur, Dozent an der Humboldt-Akademie, Schriftsteller, Großbeerenstraße 5, II. Sprechstunden 11-1, außer Freitag." Dieser ausländisch approbierte Akademiker heißt in Wirklichkeit Arthur Wielinsky, ist 35 Jahre alt, seines Zeichens Hausdiener gewesen und wird von den Gerichts behörden wegen Entziehung von der Militärpflicht gesucht. Wegen dieses Delikts wurde Wielinsky alias Lindenstead im Jahre 1908 zu einem Monat Gefängnis verurteilt. würde alles anders gekommen sein, und wir hätten eine feste Stütze, einen Freund und Bruder an ihm gehabt. Auf ihn durfte ich mit Sicherheit bauen. Er hätte unsere Sache verfochten wie seine eigene. Tas weist ich! — Was nun beginnen? — Ich bin pem strengen Gebote gegenüber machtlos." „Weil Tir die echte Liebe nicht im Herzen wohnt!" „Tas sind harte Worte und Du solltest mich lieber bedauern, denn ich habe weit schwerer zu tragen wie Du!" „Als ich — der das Teuerste in Tir verliert?" „Tu bist frei, Dir steht die Welt offen. Du bist ein Mann, der seinen Schmerz in reger Arbeit und Beruistätigkeit ersticken kann. — Ick) muß das von mir geforderte Lpser aber brinaen nnd werde damit das Eigentum eines andern. Mit meiner Person gebe sch auch jede freie Selbstbestimmung hin. Tes Weibes Wirkungskreis ist beschränkt. Was kann mir über winden helfen was mich von meinen traurigen Ge danken abziehcn?" „Welcher Mensch auf der Welt hat denn das Recht, des andern Leben zu zerstören und wie über eine willenlose Sache über ihn zu verfügen? Wenn diese andere auch sein Kind ist? Niemand darf Tich zwin gen, Margarete, niemand kann dies! Noch hast Du Deine Einwilligung zur Verlobung nicht gegeben." „Ter Vater setzt sie aber als selbstverständlich voraus. Er befiehlt, und ich muß ihm gehorchen." „Nein — das mußt Du nicht, wenn Dein Herz an ders spricht." „Man gestattet mir nicht, auf des Herzens Stim me zu hören." „Du gehst an meines rohen, genußsüchtigen Vet ters Seite einer unseligen Zukunft entgegen!" „Das weiß ich!" , „So wehre Dich und sage „Nein!" „Soll ich dem Vater trotzen? — Das wage ich nicht." Diese Strafe hat »er Herr „Dozent" bi» jetzt ab« »ach - nicht verbüßt. An der Humboldt-Akademie, die „Arthur Linden« stead" in» Hinblick auf seine angeblichen Zeugnisse aus London engagiert«, dozierte Wielin-ky fremde Sprachen Er trat sehr gewandt auf, und nicht» ließ vermuten, daß man e» hi« mit einem englisch gefärbten „Flach S- mann" zu tun hatte. Immerhin besitzt Wielinsky Sprachtalent, und durch Selbststudien machte er sich mit der englischen und französischen Sprache vertraut. Bor drei Wochen ließ sich Wielinsky-Lindenstead in London mit ein« jungen Berlinerin, der Tochter des verstorbenen Cellisten und Lehrers Roth an der Hochschule für Musik, trauen. Als da» Paar dieser Tage nach Berlin-Char lottenburg zurückkehrte, wo «S eine Wohnung in der Grolmanstraße bezog, erfuhr die junge Frau, daß ihr Mann gar nicht tjaobslor ot arts sei und gar nicht Lindenstead heiße. In ihrer Enttäuschung teilte die Frau diese Tatsachen dem Generalsekretär der Humboldt-Aka demie, Sanitätsrat Dr. Flatau mit, der die Verhaftung Wielinkys veranlaßte. Es stellte sich heraus, daß der damalige Hausdiener, als er sich 1908 seiner Heeres pflicht entzog, nach Amerika floh und uach einiger Zeit über London nach Deutschland zurückkehrte. Der Ver haftete behauptete. 1873 in New-Uork geboren zu sein und den Namen Lindenstead in Amerika angenommen zu haben. Außer in der Humboldt-Akademie erteilte der „Dozent" auch i n Verein junger Kaufleute und im Verein der Postunterbeamten Unterricht in fremden Sprachen. Wielinsky wird wegen seiner alten Straftat, wegen Führung eines falschen Namens und Titels und wegen Betruges dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Neuestes vom Tage. -s RevolverattentatimKrankenhaus. Der Arbeiter Naujak versuchte in das katholische Bern- wardkrankenhaus in Hildesheim Einlaß zu erhalten, um seine dort untergebrachte Frau zu besuchen. Als ihm von dem Portier des Krankenhauses der Zutritt verweigert wurde, zog Naujak einen Revolver und schoß dem Portier eine Kugel durch den Hals. Dann flüchtete der Attentäter in eine Nebenstraße und brachte sich dort einen Schuß in die Brust bei. Beide wurden schwer verletzt in das Bernwardkrankenhaus gebracht SchweresBauun glück. In dem Kölner Vororte Ehrenfeld stürzte em Dachdeckergerüst ein. Ein Dachdeckermeister wurde getötet, ein Lehrling starb auf dem Transport nach dem Krankenhaus und ein Geselle erlitt lebensgefährliche Verletzungen. fiGe st ändiger Mörder. Zu vem Leichenfund bei Willwerath wird von der „Trierschen Landeszeitung" weiter gemeldet: Einer der verhafteten Kroaten gestand ein, den Ermordeten getötet und beraubt zu haben. Zwei weitere Kroaten, deren Kleider Blutspuren auf- weisen, wurden als mitoerdächtig verhaftet. Die Familienhose. Ein drolliger Vorfall spielte sich, wie man der „Frkf. Ztg." ans Stettin be richtet, in dem Dorfe Haussagen (Kreis Greifswald) ab. Mehrere junge Burschen saßen in einem Gasthans beim Kartenspiel. Da erschien ein sechsjähriges Mädchen, die Schwester eines der Burschen, auf der Bildfläche, um ihren Bruder zu holen: „Johann, Du saft na Hus loamen!" Doch Johann rührte sich nicht. Endlich ward die Kleine ungeduldig, zupfte ihren Bruder energisch am Rock und rief nun mit lauter Stimme: „Johann, Du fast na Hus koamen und de Hosen uttrecken (ausziehen), Vadder will o k utgahn (ausgehen)!" — Sie brauchte „Margarete, lieber würde ich Tich tot sehen, als an Wolfs Seite. — In der Tiefe dieses Teiches wär« Frieden sür uns beide! Was hindert mich, ihn Dir und mir zu verschaffen?" Er hob die leichte Gestalt plötzlich empor mit feinen starken Armen. Tie zstomtesse stieß keinen Schrei aus und juchte sich auch nicht zu befreien. Sie seufzte nur leise, schloß die Augen und ihr Kopf sank an seine Schulter. Tie Kapuze deS Mantels siel zurück und das blonde Haar umwogte ihr blasses Gesichtchen. Da ließ Harald sie zu Äiden gleiten. „Fürchte Tich nicht", sagte er. „Dein Leben ist mir heilig. Wir sind getrennt, denn alles scheitert an Deiner Schwäche. Lebewohl!" Mit halbunterdrücktem Wehruf streckte sie beid« Arme nach ihm aus. Doch er sah nicht mehr zurück. In der Tannendichtung verschwand seine hohe Ge>- stalt. Wie versteinern stand Margarete. Sie eilte dann zurück in ihr Zimmer, warf sich auf den Diwan ur»ü seufzte: „Jetzt möchte ich am liebsten sterben!" Tie Tieneriu schlüpfte herein: „Gnädigste Kom tesse, der Herr Graf schickte schon zweimal und kam endlich selbst. Tie Herren von Suruffenbach sind reit einer Viertelstunde hier. Ich wußte gar nicht, wie ich den Gnädigen abhalten sollte, hier einzutreten und fürchte, daß es mir nicht gelang, Ihre Abwesen-, heit zu rerbergen. Sein Zorn wird mich treffen^ wenn er merkt, daß ich ihn belog." „Du sollst nicht leiden sür Deine Ergebenheit"^ sagte Margarete müde. „Wozu sich auch gegen daS Unvermeidliche sträuben; das Schicksal nimmt doch seinen Lauf. Was kommen muß, das kommt. Wie können es nicht ändern und aufhalten!" - (Forsetzung folgt.)