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MMLMWU Früher Woche«-««- Rachrichtsblatt Tageblatt für Hifilns, MU, HniÄns, Mas, 8t. Wei, ßckWnt, Ricki», MMl, LrtunÄns, Msei 8t. Rebs, 8t. Zmb, 8t. Well, 8ti«tü«s, An», ^ickemils», SiWM ul AM» Amtsblatt für das Kgl.Amtsgerichtnnd de« Stadtrat zu Lichtenstein Atteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk -- 60. Jatzrzaim. Nr. 10 L"SLL.'-.»W3 Freitag, den 14. Januar 1910 Diese» Statt erscheint täglich außer Lome- und Festtag» nachmittag» für den folgenden Vag. — vtertelsährlicher Sezug«prei» 1 Mk. KO Pfg„ dnrch die Post bezogen 1 Mk. 75 pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Srstrllungen nehmen außer der Erprditio» in Lichtenstein, Hwtetuwer Straße Nr. kb, alle Kaiserlichen Poltaustalten, Postboten, sowie die Austräger eutgrgra. Inserate werden die fünfgespaltenr Grundzeile mit 10, ftir auswärtige Inserenten mit 1K pfg. berechnet. Neiüaulezrtle 30 pfg. amtlichen Veile kostet die nveispalttge Leite SO pfg. Fer» sp rech Anschluß Ur 7. Lriseraten-Anuahme täglich bi« spätesten« vormittag, 10 Uhr. Vetegraunn-Adresse: Tageblatt. Tas Wichtigst,. * Washingtoner Meldungen zufolge sind die Zoll verhandlungen mit Deutschland ins Stocken geraten, weil Deutschland sich nicht geneigt gezeigt hat, das Verbot der Einfuhr von Schlachtvieh zu lindem. Ein Zollkrieg ist in den Bereich der Möglichkeit gezogen. * Der bei Kingston ausgelaufene Dampfer „Prinz Joachim" ist unbeschädigt flott geworden und setzte seine Reise nach Colon fort. * Furchtbare Stürme wüten an den Küsten von Nord- und Mittelengland. Nach Blättermeldungen ist die Schiffahrt an den Küsten vollständig eingestellt. Man fürchtet von vielen Schiffen, die sich an dem Meere be finden, daß sie mit Mann und Maus untergegangen sind. Das offene Meer ist von einem wütenden Orkan ' heimgesucht. Dazu herrscht bittere Kälte. Das Ther- > mometer steht auf 53 Grad Fahrenheit. * Nach Meldungen aus Rom schweben Verhand lungen, wonach die Türkei auf Gnind einer Verein barung mit den kretischen Schutzmächlen Kreta gegen ' eine Ablösungssumme an Griechenland abtreten soll. * Wegen einer Etikettefrage bei Eröffnung des Kongresses wurde der spanische Gesandte von Washington abberufen Deutscher Reichstag. Berlin, 12. Januar. Eine Polendebatte. Unter lebhafter Aufmerksamkeit des Hauses kommt heute die Interpellation des Zentrums über die Maß regelung von Reichsbeamten in Kattowitz zur Sprache. Am Ministertisch hat sich neben Herrn Krätke der Staatssekretär des Innern, Herr Delbrück, eingefun den, der sich bereit erklärt, die Interpellation sofort zu beantworten. Diese wird durch den oberschlesischen Mag naten Graf v. Oppersdorf begründet. Die in Kattowitz gemaßregelten Beamten seien nicht politische Beamte gewesen. Es habe sich nur um Kom munalwahlen gehandelt. In einigen Städten des Rhein landes hätten bei Stadtverordnetenwahlen Beamte auch für den Sozialdemokraten-Kandidaten gestimmt. Während der Zentrumsredner mit feinem Geschick die veränderte politische Situation, die Mitarbeit der Polen an der Finanzreform, streift, haut der Redner der Polen, die sich der Interpellation mit einer fast gleichlautenden an geschlossen hatten, in die alte Kerbe. Mit dem Fana ttsmus des stets unschuldigen, gekränkten Polen zieht er gegen den pseudo - liberalen, kapitalistisch-hakatistischen Liberalismus in Kattowitz zu Felde und schlägt dabei so oft erregt an das Rednerpult, daß brr neben ihm sanft schlafende alte Träger erschreckt aus dem Schlafe auffährt Als Herr Minister Delbrück das Wort nimmt, kommt es zu Sturmszenen. Nachdem er den bekannten Tatbestand kurz festgestellt hat, gibt er, ohne sich durch den andauernden Lärm der Polen, des Zentrums und der Sozialdemokraten aus der Ruhe bringen zu lassen, der Ueberzeugung Ausdruck, daß es mit den Pflichten eines Beamten nicht vereinbar wäre, wenn er Bestrebungen unterstütze, die den Bestand des Staates geführten. In der nationalen Notwehr gegen das Großpolentum dürften die Beamten die Heeresfolge nicht versagen. Sehr erregt wendet sich der Zentrumsabgeordnete Gröber gegen den Minister. Die mit dem Zentrum verbündeten polnischen Kandidaten seien nicht Großpolen gewesen. Demgegenüber weist der nattonalliberale Land gerichtsdirektor Heinze auf die großpolnische Bewegnug hin, die von Posen aus nach Oberschlesien hineingetragen worden sei. Man dürfe nicht zulassen, daß an der Ostgrenze Millionen Menschen Tag für Tag gegen das Deutschtum aufgehetzt würden. Der Konservative Hennings erkennt die polnische Bewegung in ihrer Staatsfeindlichkeit an, hofft aber, den guten Willen der Polen vorausgesetzt, daß die Zeit bald aufhören werde, wo Deutsche und Polen sich feindlich gegenüberstehen. Die Versrtzungen im Interesse des Dienstes seien nicht so j tragisch zu nehmen. Schließlich sei Kattowitz kein Paradies. Vierteljahr der Schulzeit und Mädchen begonnen. Neun wird der Schultournister zum und mit der schönsten Zeit des Von traurigen Abschieds gedanken des der ge- wollen aber Konfirmanden und Konfirmandinnen nichts wissen; sie freuen sich jetzt vielmehr, dem Schulzwange bald entwachsen zu sein, glauben auch mitunter, das Lernen nicht mehr nötig zu haben, weil es mit der Schule doch bald vorbei sei. Doch eine Lässigkeit im letzten Vierteljahr rächt sich oft sehr. Die Abgangs zensur aus der Schule wird im Leben oft verlangt, und mancher junge Bursche hat sich diese schon durch mut willige Streiche am Schlüsse der Schulzeit verdorben. Die Reue nach Ostern kommt zu spät. halten? — Das letzte hat für viele Knaben Wochen noch, dann letzten Mal geschnallt Lebens ist's vorbei. Kit Albtitsltjifriit m Äüittt Die Zweite Kammer des sächsischen Landtags! beschäftigte sich gestern in langer Sitzung mit dem sozialdemokratischen Nolstandsontrag, zu dem auch Staats mini ter Graf Vitzthum von Eckstädt wiederholt das Wort ergriff. Nach dec Begründung des Antrags durch den Abg Riem führte der Minister zunächst aus, daß in Sachsen gegenwärtig von einer durch Arbeitslosigkeit erzeugten Notlage nicht die Rede sein könnte. _ Wie der Minister darlegtr, sei dies das Ereignis einer am 1. Dezember v. I. im ganzen Lande veranstalteten Erhebung, die auf Grund des am 22. November bekannt gewordenen sozialdemokratischen Antrages erfolgte. Zu dem Anträge selbst übergehend, lehnte der Minister es ab, die Ge meinden des Landes zurzeit zur Einrichtung eines Ar- beitsloscnfonds zu veranlassen. Den Gemeinden die die Aufnahme von Notstandsarbeiten aufzugeben, bedeute einen Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht. Dagegen würden umfangreiche Staatsarbeiten in Angriff ge nommen und Staatsaufträge vergeben. Den Wunsch nach einer Denkschrift über die Frage der Arbeitslosen» fürsorge bezeichnete der Minister als erledigt durch seine Darlegungen. Die Hstündige zum Teil stürmische Sitzung, in der sich alle bürgerlichen Parteien zur Mitarbeit an der Linderung unverschuldeter Arbeitsnot erklärten, schloß mit der Ueberweisung des Antrages an die als Depu tation für soziale Angelegenheiten figurierende Rechen schaftsdeputation. Unter lärmender Unruhe sucht Herr Minister Krätke den Standpunkt der Reichspostverwaltung zu verteidigen und mit gewinnender Beredsamkeit hebt Herr Delbrück hervor, daß der Staatsbeamte freiwillig in sein Amt trete und ob der vielen Vorzüge seines Berufes auch einige Beschränkungen in dem Komplex von Rechten ertragen müssen. Die Polen, die allesamt an der fixen Idee der Wiederausrichtung Polens fest halten, sollten nicht vergessen, was ihnen die preußische Kultur gebracht habe. Der Minister schließt, wie er begonnen hat, unter großem Lärm, in den sich das Zischen der Polen mischt. Mit einem scharfen Protest der Linken gegen di« GeschäftSordnungshandhabung durch Herrn Spahn schließt die bewegte Sitzung für heute. Deutsches Reich. Berlin. (Der Kaiser) ließ dem Kapitän englischen Dampfers „Eastgate" in Anerkennung einem in Seenot befindlichen deutschen Dampfer Aus Rah Md Kim Lichtenstein, 13. Januar 1910. * — Schnee, rin seltener Gast im diesjährigen Winter, hat sich wieder eingestellt. Nachdem bereits am gestrigen Nachmittag vereinzelt Flocken gefallen waren, setzte der Schneefall während der Nacht stärker ein, und auch heute schüttelt „Frau Holle die Betten", daß es eine Lust ist. Wie lange wird das Winterbild an- leisteten Dienste eine goldene Uhr als Geschenk über reichen. — (Eine Ehrung des Kaisers durch Amerikaner.) In fast zwei Spalten berichtet der „Lok.-Anz." über eine Feier, die am Mittwoch mittag im Berliner Schlosse stattgefunden hat, zum Dank für die großartige Beteili gung an der Hudson-Fultonfeier. Der Präsident des Komitees, der amerikanische Admiral Woodford, war eigens nach Berlin gekommen, um dem Kaiser eine goldene Medaille zu überreichen. Der Empfang des amerikani- . schen Admirals im Schlosse gestaltete sich äuß-rst herz lich. In der Antwort des Kaisers, die in englischer ' Sprache verlesen wurde, dankte der Monarch zunächst herzlich für die überaus freundliche Aufnahme, die nach dem Berichte des Großadmirals Köster das deutsche Ge schwader in New Aork gefunden habe. Alle Teilnehmer seien heimgekommen voll Freude übe: das Erlebte und über die amerikanische Gastfreundschaft. Er hoffe, daß die Feier ein neues Glied in der Kette, die ohnehin durch so manche Bande geknüpft sei, bilden werde. Zum Schluß drückte der Kaiser seine Freude darüber aus, die Bekanntschaft des Admirals Wootsort gemacht zu haben, nachdem er gehört habe, wie ausgezeichnet dieser seines schwierigen Amtes während der Feier gewaltet habe. Er überreichte ihm den Kronenorden 1. Kl. Es folgten nunmehr längere Unteredungen, während der der Kaiser sich ausgezeichnet orientiert über amerikanische Verhält nisse und über die Einzelheiten der New-Uorker Feier zeigte. Der Kaiser verabschiedete sich mit herzlichem Händedruck von dem amerikanischen Besucher. — (Luftkreuzerexpeditton in arktischen Regionen.) In diesem Frühjahr wird eine Kommission der Deutschen Luftschiffahrtsexpedition zur Erforschung der arktischen Regionen nach der Croßbai auf Spitzbergen abgehen, um diesen gewählten Stützpunkt für die Luftkreuzerexpeditton einem weiteren Studium zu unterziehen. — (Wahlrechtsversammlungen in Preußen.) Am nächsten Sonntag beabsichtigt die Sozialdemokratie, in ganz Preußen Wahlrechtsversammlungen zu veranstalten. Für Großberlin sind 60 Veisawmlungen in Aussicht genommen. Nach Anweisung der Parteileitung soll von jeder Straßendcmonstration abgesehen werden. — (Unseren Kolonien.) Die amtliche Denkschrift über die Entwickelung unserer Schutzgebiete läßt erkennen, daß im abgelaufenen Jahre erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen sind. — (Staat und Kirche.) Offiziös wird festgestellt, daß eine Mißbilligung der Veröffentlichung des Schrift wechsels zwischen dem Staatssekretär Zorn von Bulach und den Bischöfen von Metz und Straßburg in der amtlichen Straßburger Korrespondenz durch den Statt halter Grafen Wedel erfolgt ist. Ausland — Paris. (Der türkisch-französische Streit um Tunis) ist in ein ernsteres Stadium zetteten und spitzt sich mehr und mehr zu. Wie nämlich der Draht aus Paris meldet, erklärt eine halbamtliche Note, daß in dieser Frage zwischen der französischen Regierung und der Türkei eine vollständig verschiedene Auffassung bestehe und daß sie die Rechtsgrundlagen, auf die sich die Türkei berufe, für null und nichtig erkläre. Lissabon. (Die Verschwörung gegen König Manuel.) Die Nachrichten von einem Komplott in Portugal werden jetzt halbamtlich bestätigt. Im Juli des vergangenen Jahres wurden auf dem hiesigen Haupt zollamt 10 009 Patronen gestohlen Die des Diebstahls verdächtigten Personen wurden wenige Wochen später ermordet aufgefunden. Die Untersuchung dauert seitdem an. Das halbamtliche Llatt „Mario de Noticias" mel det nunmehr, daß es dem Untersuchungsrichter gelungen sei, eine geheime Verbindung zu entdecken, die eine Aenderung der Regierung herbeiführen wolle. Große Mengen Munition und Waffen wurden beschlagnahmt. — Ferner wird noch gemeldet: Die Haussuchungen führten zur Auffindung einer großen Anzahl von Gegen ständen, die den Revolutionären gehören. Mehrere Per sonen, die in dieser Angelegenheit verhaftet worden sind, gehören der repulikani schen Gruppe an.