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Früher Woche«-und Nachrichtsblatt Tageblatts« HWns, Mit, Ansins, M,rf. N. Win, Heinichsiri, Nickl«, Mickl, LtckmÄns, MIsn rl W»s, st. Kit, A. Well, 8tu>ni«s, An», NeKnilsn, SM«Mkl iö BWti» Amtsblatt für das KglAmtsgericht««- den Ltadtrat ;u Lichtenstein - — Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk , 60. AahrGa««. Ar 106 Mittwoch den U. Mai 1910 Dieses Platt erscheiut täglich außer Lomi- und Festtaor »achmtltag» für de» folgenden Lng. — vierteljährlicher Lq»g«preii 1 Mk. 50 pfg^ durch die Poft bezogen I Mk. 75 pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Destelinngen nehmen außer der Erpebktion in Lichtenstein, Vwichanrr Straße Nr. 5d, alle Naiserlichen Pollanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werde» die fünfgespaltem Grundzeile ortt 10, für auswärtigr Lnsereute» »üt 15 pfg. berechnet. Neklomezetli 80 pfg. «« amtliche» Telle kostet die zweispaltige Zeile 30 Pfg. Fernsprech Anschluß Nr 7. -nseraten-Annahurr täglich bi« spätesten» voraüttag» 10 Nhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. DaS Konkursverfahren über das Vermögen des Feilenhauers und Maschinen - Händlers Maximilian Sage« Glänzel in Lichtenftei« wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Lichtenstein, am S. Mai 1910. Königliches Amtsgericht. Donnerstag, am 12. Mai 1910, vormittags 9 Uhr sollen im Pfandraume des hiesigen Kgl. Amtsgerichts 56 Flasche« Wei«, sowie je 1 Fatz Kümmel, Psefsrrmü«ze und Bitterer öffentlich versteigert werden. Lichtenstein, am 9. Mai 1910. Der Gerichtsvollzieher des Köaigl. Amtsgerichts. Das Wichtigste. * Tie sächsische Erste Kammer lehnte gestern die Anträge Günther und Genossen betreffend die Re form des Forst- und Feldstrafgesetzes einstimmig ab. * Theodor Roosevelt ist gestern von Stockholm »ach Berlin abgereist. * Tie feierliche Proklamation Georgs V. von England hat am Montag vormittag stattgefnnden * Tse Klage der Frau Amtsgerichtsrat Lurchardi «uf Aufhebung der Entmündigung wurde vom Land- tzericht Meiningen abgewiesen. Tse Entmündigung bleibt also bestehen. . * Kaiser Franz Joseph wird sich Ende Mai in Begleitung der gemeinsamen Minister und der bei den Ministerpräsidenten nach Bosnien und der Herze- gvwina begeben. * Tie spanischen Kammerwahlen sind im all gemeinen ruhig verlaufen, nur in Bilbao und Ein- dadela kam es zu ernsten Ruhestörungen. * Durch eine Explosion in den DhnamiNverken vvn Lull (Quebec) wurden neun Personen getötet und vierzig verwundet. Zur Reform der Ersten Kammer. Zu den auf die Reform der Ersten Kammer gerich teten Anträgen hn die Gesetzgebungsdeputation der Zweiten Kammer nunmehr Stellung genommen. Sie hat es jedoch zu keiner Einigung der nach den vcr- jchiedertartigsteu Richtungen auseinanderlausenden Be strebungen gebracht, und so ist das Ergebnis der Be- rvtungen derartig, daß jede Fraktion einen beson deren Antrag stellt. Tie sozialdemokratischen Mitglieder der Deputation beantragen nach wie vor die Aufhebung der Ersten Ständekammer, der freisinnige Abg. Brodaus hält seinen Fraktionsantrag aufrecht und erwartet von der Regierung, daß. sie noch in der gegen wärtigen Tagung einen Gesetzentwurf einbringt, dec eine Reform der Ersten Kammer entweder im Sinne des Berfassungsgesetzes vom 15. November 1818 vor- fchlägt oder nach der Richtung hin, das allen grö Heren Berussgruppen in angemessener Zahl Ein und stimme in jener Kammer eingcraumi werde. Tie Nationalliberalen wiederholen den Fraltions- antiag der vorigen Session, jedoch mit den beiden Aenderungen, das; die Einkommensgrenze von stlioo Mark gestrichen wird sür diejenigen Firmcuinhabcr, die zur Wahl der gewünschten zehn Verirrter von Handel und Industrie berechtigt sein sollen, und das;, soweit die Mitgliedschaft zur Ersten Kammer durch königliche Ernennung erworben wird, die-e durch Wohl, eventuell durch Wahl der Berufsstände, erseht werde. Die konservativen aber halten ihren in der vorigen Session gestellten Antrag unverändert auf recht. Tiefer geht dahin, wegen des Abgeordneten der Technischen Hochschule zu Dresden und der Gemeinden dem Beschlusse der Ersten Kammer beizutreten, aber wegen der Vertretung des Handels, der Industrie und des Gewerbestandes die Vermehrung um »uns vom Könige aus Lebenszeit ernannte Mitglieder zu beichte ßen, von denen vier aus den Krei,en des Handels und der Industrie und einer aus den Kreisen des Hand Werks zu wählen sein würde. Es ist natürlich nicht daran zu denken, daß irgend einer dieser Anträge eine Mehrheit für sich erlangt, und ganz ausgeschlossen ist es selbstredend, vast für einen dieser Wege die zur dlbändcrung dec Verfas sung nötige Dreiviertelmehrheit im Plenum zustande dommt, sodaß also in der jetzt ablausenden Session die Bemühungen auf eine Reform der Ersten Kam mer schon auf der ersten Stufe des zurückzulegenden verfassungsmäßig gebotenen Weges infolge der von einander abweichenden Willenskundgebungen der mit- beslimmenden Kräfte als gescheitert zu betrachten sind. Wird nun die Reaierung die Initiative ergreifen, um das wünschenswerte Werk zu Ende zu führen? Das neue sächsische Berggesttz beschäftigte gestern die Zweite Kammer des sächsischen Landtages, nachdem soeben der Bericht der Gefetz- gebuugsdeputation noch herausgebracht worden ist Tie Deputation schließt sich der Ersten Kammer be züglich der neueren einheitlichen Fassung der gan zen Berggesetzgebung vollinhaltlich an, sic nimmt auch in sachlich übereinstimmender Weise Stellung zu den Vorschriften über das Bergschadenrecht, wobei fie gleichfalls die Bildung einer Bergschädenkasse aus Beiträgen der Bergbaubcrrcktigten billigt «je bean tragt jedoch) über die Beschlüsse der Ersten Kammer hinaus einige Zusätze zu dem Gesetz über die Ein führung von Sicherheitsmännern beim Bergbau. Die ser Abschnitt soll in dec folgenden Fassung angenom men werden: „Auf Bergwerken, auf denen in der Regel mehr als 80 Arbeiter unter Tage beschäftigt werden, jind die Grubenarbeiter zur Ueberwachung der Sicherheit des Betriebes planmäßig zuzuziehen. Zu diesem Zwecke sind von ihnen aus ihrer Mitte so viele Sicherheitsmänner zu wählen, daß auf höch stens MO Mann der untertägigen Belegschaft min destens ein Sicherheitsmann und ein Stellvertreter kommt. Tie Vorschriften der Absätze 8 bis 8 und 7 bis 10, sowie des Paragraph 8 finden, soweit im Nachstehenden nichts anderes bestimmt ist, mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß Be stimmungen, welche die Wirksamkeit der Einrich tung nach bergamtlichem Ermessen nicht sicherstel len, die Genehmigung zu versagen ist. Tie Wahl hat in einem ösfemlichen Lokale als Kuvertwahl stattzufinden. Tie Sicherheitsmänncr dürsten von der Wahl bis zum Ablauf ihrer Wahlperiode ohne Kündigung nur beim Vorliegcn eines gesetzlichen Entlassungsgrundes, im übrigen aber nur beim Vorliegen eines wichtigen Grundes und in diesem Falle nur unter Einhaltung einer vierzehntügjgen Kündigungsfrist aus dein Arbeitsverhültnisse ent lassen werden. Turch Verlegung an andere Arbeit? hätten erlischt das Amt nicht. Tie Sicherheitsmän- uer können nach Ablauf ihrer Wahlzeit wiedcrge- wählt werden". Abg. Tr. Spieß (kons.) erstattete den Teputa- tionsbcricht und bat um Annahme des so abgeänder ten Gesetzes. Abg. Krauße (Soz.) svricht sich im Sinne des Antrages Trescher für einen erweiterten Bergarbeiterschutz und sür Ausbau des Sustems der Sicherheitsmänncr aus. Abg. Langhammer (uail) erwidert dem Vorredner, er glaube nicht, daß die neuen Bestimmungen eine neue Geißel für die Ar beiter werden, sondern vielmehr das Vertrauen der Arbeiter zu dein guten Willen der Regierung und der Kammer stärken werden. Finauzminister Tr. von Rüger: Um die Tebatte abzukürzen, will iw gleich erklären, daß die von der Tepntation neu eiugesügten Sähe: „die Wahl bat in einem öffentlichen Lokal als Kuvertwahl stattzufinden" und „die Sicherheits männer können nach Ablauf ihrer Wahi zeit wieder gewählt werden", für die Staatsregieruug unannehm bar sind. Jeb bitte alio, diese Zusähe abzulehucn Rach weiterer Aussvrache, in der die Konservativen Vorschlägen, die Deputat onsanträge im ganzen anzu- nehmen, da die Vorschriften des Entwurfes als ein Fortschritt zu begrüßen seien, und auch Vizepräsident Bär (fortschr. Vpt.> die Hoffnung ansspricht, daß, das Gesetz sowohl für die Arbeiter als für die Wert besitzer sich von Segen erweisen werde, wird Schlug der Tebatte beantragt. Es folgt die Abstimmung. Tie Deputations-! anträge finden im wesentlichen einstimmige Annahme,- auch die Einfügung des Satzes: „Tie Wahl hat in einem öffentlichen Lokale als Kuvertwahl stattzusin- den". Gegen die Anfügung der Vorschrift: „Die Sicherheitsmänncr können nach Ablauf ihrer Wahlzeit wieder gewählt werden" erheben sich 5 Stimmen. Die Teputationsanträge auf Ablehnung der Anträge Bär und Genossen, sowie Trescher und Genossen, finden mit 15 gegen 31 Stimmen Annahme. Ter ganze Ge- setzentlvurs wird mit den beschlossenen Aenderungen einstimmig angenommen. Tie eingegangenen Petitio nen, soweit sie nicht durch die gefaßten Beschlüsse er ledigt sind, läßt man einstimmig auf sich beruhen. Deutsches Reich. Dresden. (An dem Landtagsschlusse) am Frei- kag dieser Woche wird nichts .geändert; er steht viel mehr unabänderlich fest. Tas ist das Ergebnis der gemeinschaftlichen Beratung der beiden Kammerdirek torien und der Staatöminister, die am Montag vor mittag abgehalten wurde. Man einigte sich dachu- tunlichst alles aufzuarbeiten und auch noch die Beom- tcn-Pctitioncn zur Besvlduugsordnung zu erledigen, aus die von den Fraktionen der Zweiten Kammer besonderer Wert gelegt wird. Auch die Erste Kammer wird in diesen Togen noch fleißig zu tun haben. Berlin. (Ter Kaiser) wird sich zu den Bei setzungs-Feierlichkeiten nach London begeben und auf Einladung des Königs Georg im Buckingham-Palast Wohnung nehmen . — «Die gestrige Reichstagssitzung) wurde von dem Vizepräsidenten Tr. Spahn mit einem Nachruf auf König Eduard von England cingeleitet. Tann er ledigte man Petitionen und kleinere Vorlagen Ter Reichstag wird sich voraussichtlich am heutigen Tiens- tag nach Erledigung des Kaligesetzes bis zum 8. No vember vertagen. — «Der Führer der englischen Arbeiterpartei, Bar- neß), der gegenwärtig mit den englischen Arbeiter- abgcordneten im Rheinland weilt, äußerte zum Tode des Königs von Engl ind, die innere und äußere Lage werde dadurch sehr verschlechtert werden. Der König habe zwar nicht einen Pairichnb bestimmt zugesagt, aber erklärt, alles tun zu wollen, die Sache in gün stigem Sinne zu erledigen. Ter neue König sei esu Freund der Tories und Deutschland deshalb n i ch t g ü n ft i g gesin n t. — (Tie preußische Wahlreclnsvorlage.) Nach der Stimmung in den Parteien zu urteilen, kann man be reits jetzt die preußische Wahlrechtsvorlage als er ledigt betrachten. Unter den Natconalliberaten ist nur eine kleine Minderheit für die Annahme des Schor- lemerschen Antrages vorhanden, obwohl man sich nicht im unklaren darüber ift, daß der Antrag für die. Nationalliberalcu tatsächlich gewisse Vorteile bjetet Andererseits aber sind eine Anzahl wichtiger national- liberaler Forderungen, besonders die direkte Wahl und die Forderung, daß Wachmänner auch ans an deren Wahlkreisen genommen werden dürfen, von der bisherigen Minderheit unberückncbtigt geblieben. In folgedessen glauben die NanvnaUivcralcn, nicht in der Lage zu sein, die Wablrechtsuorlage in der Fa>- snng, die sie im Herrenhause erhalten hat, nir eine endgültige u. zufriedenstellende erachten zu können, und werden unter diesen Umständen dagegen stim-