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Schönburger Tageblatt Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederham, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Anzeigen bis vorm. 2 Uhr am Ausgabetag erdete« Ausgabe nachmittags Uhr in Ver Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obcrgaffe 38. Erfüllungs- ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster -, in Callenberg bei Lerr» Friedr. Lermann Richter; in LangenchurSdnrf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Milhel« Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirste». Im Falle HLH«r«r Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschine»- bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lieser«» hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung »der Bückzoölung d,g Bezugspreises. 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Feruer veröffeutliche, zahlreiche audere staatliche, städtische u. Gemeiude-Behürde» ihre Bekanutmachunge» im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. »Ualw d« Büchstschen und b«. Deutsch«» 8.üung.-.rl.g«-.«.-..n, «r. D.) - Waldenburg Sachsen. Sonnabend, den 24. Juli 1926 Nr. 170 48. Jahrgang. Poincare mit der Kabinettsbildung beauftragt. Amtlicher Teil. StäötiMe Badeanstalt Waldenburg (im Elektrizitätswerksgebäude) ist wieder geöffnet. Badezeiten. Freitags mittags 12 Uhr — abends 8 Uhr Sonnabends früh 8 „ — abends 8 „ Sonntags früh 8 „ — mittags 12 „ Badepreise. Wannenbad für Erwachsene 60 Pfg. „ „ Kinder 45 „ Brausebad 40 „ An anderen als den vorbezeichneten Zeilen, besonders an späteren Abendstunden, werden BSoer nicht mehr gegeben. Der Stadtrat. Reichspräsident von Hindenburg empfing de« zn« deut schen Gesandte» in Wir» ernannten Grase« Lerchenfeld «nd den deutsche« Botschafter m Washington Freiherr« v. »altzah«. Ler preußische Ministerpräside«t erklärt sich bereit, auf der Grundlage der Regierungsvorlage über die Auseinan dersetzung mit dem ehemalige« Königshaus z« verhandeln. Ler Fra«keu ist gestern geftiege«. Poinearö hat im Prinzip die Neubildung -es Kabinetts übernommen. Lie Sozialisten eröffnen den Kampf gegen Poiucars. I« Lyon wurde die Sparkasse gestürmt. Neber Tervie« gingen schwere Unwetter «jeder. I« Angora wurde« die Unterzeichnungen zu dem türkisch- russischen Sichrrheitovertrag ausgctauscht. 'Waldenburg, 23. Juli 1926. Da° Kabinett Herriot hat einen neuen Re kord ausgestellt, der nicht so leicht gebrochen Werder dürfte. Ganze zwei Tage hat das Kabinett „regiert" Heute rot, niorgen tot. Die Kammer hat sich nicht ers mit langen Debatten ausgehalten, sondern noch an gleichen Tage, an dem Herriot und de Monzie ihr, Erklärungen abgegeben hatten, die entscheidende Ab stimmung vorgenommen, bei der das Kabinett ml 237 gegen 290 Stimmen in der Minderheit blieb Herriots politische Laufbahn wird man nach diesen völligen Fiasko als abgeschlossen betrachten dürfen, wie wohl in Frankreich kein Ding unmöglich ist. Es is ibezeichnend, daß Herriot und seine Freunde dura ein Hintertürchen verschwinden mußten, weil man sü sonst verprügelt hätte. Poincarö soll es nun machen. Der Präsident der Republik hat ihm bereits den Auftrag zur Kabi nettsbildung erteilt. Er ist die letzte Hoffnung Frank reichs. Auch in den Londoner City-Kreisen scheint man jetzt alles Heil nur noch von Poincar« zu erwarten. Er gilt als der „starke Mann", der allein noch den Frankensturz aufhalten kann. Die Londoner Börse hat denn auch mit einer kleinen Besserung des Franken kurses über den Sturz Herriots quittiert. Ob sich allerdings die Hoffnungen, die man auf Poincaro setzt, als berechtigt erweisen werden, ist eine Frage, die vorläufig noch offen bleiben muß. Man darf nicht vergessen, datz cs gerade der Imperialismus Poincarös war, der Frankreich in die Schuldenwirtschaft Hineinge trieben hat. Will Poincarü die Finanzsanierung durch führen, so muß er heute verbrennen, was er einst ange betet hat, und anbeten, was er einst verbrennen wollte. Bor allem muß er das von ihm bisher so scharf bekämpfte Schuldenabkommen mit Amerika anerkennen, da sonst an keine Frankcnstabilisierung zu denken ist. Andererseits muß er seiner Abenteurerpolitik entsagen, wenn der die Unterstützung Amerikas haben will. Welche politischen Auswirkungen ein Kabinett Poinearö haben würde, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen. Nach den Erfahrungen, die wir schon früher mit Poincarö gemacht haben, können wir seiner Wieder kehr nur mit äußerstem Pessimismus entgegensehen. Die Locarno-Politik dürfte von ihm noch mehr sabo tiert werden, als dies bisher schon durch Briand und die französischen Generäle geschehen ist. Die Reichs regierung hat bekanntlich einen diplomatischen Schritt in Paris wegen der Vorfälle in Germersheim ange- lündigt, sobald in Frankreich wieder eine wertbestän dige Regierung vorhanden ist. Poincarö wird also gleich nach seinem Amtsantritt Gelegenheit haben, zu zeigen, wie er sich zu dem Geist von Locarno zu stellen gedenkt. Die letzte Entwaffnungsnote der Jnter- allterten Kontrollkommission war am letz ten Mittwoch Gegenstand einer Anfrage im englischen Unterhause. Auf eine Frage eines Mitgliedes der Ar beiterpartei erklärte Chamberlain, daß die Note keinen speziellen Charakter habe. Als sich der Fragesteller damit nicht zufrieden geben wollte und werter fragte, ob Deutschland die Abrüstung befriedigend durchge führt habe, erwiderte Chamberlain: „Ich bedauere, nein sagen zu müssen." Diese Antwort muh umso mehr be fremden, als cs bisher schien, als ob der Vorstoß Walchs von England nicht gebilligt werde, wahrend man aus der Antwort Chamberlains schließen darf, daß gerade England bei dieser Entwaffnungsnote die Land mit im Spiele hat. Die Antwort des engli schen Außenministers steht auch in schroffem Gegensatz zu seinen früheren Erklärungen. Man gewinnt ge radezu den Eindruck, als ob sich Chamberlain schon jetzt auf den Poincarö-Kurs in Frankreich umstellen will. —----- -- Reichskanzler Dr. Marx hat nunmehr eben falls seinen Sommerurlaub angetreten. Da auch der Reichsaußenminister Dr. Stresemann zurzeit im Ur laub weilt, so sind wichtige außenpolitische Entschei dungen einstweilen nicht zu erwarten. Auch auf inner- volitischem Gebiet dürfte das in Berlin verbliebene Rumpfkabinett keine entscheidenden Beschlüsse fassen. Somit ist auch die Frage des Reichsehrenmals einst weilen offen geblieben. Angesichts der starken Oppo sition, die sich gegen das Berkaer Projekt geltend macht, will man die Frage anscheinend nicht über stürzen. Auch im Reichskabinett selbst mögen noch Meinungsgegensätze über diese Frage bestehen. Sie Episode Herriot. Tie Regierungserklärungen. Mit 290 gegen 237 Stimmen hat die französische Kammer am Mittwoch gegen das Kabinett Herriol entschieden. Die kurze Episode Herriot hat damit ihr Ende gefunden. Nach Schluß der Sitzung mußten sich die Mitglieder des Kabinetts Herriot durch eine Hinter tür des Gebäudes entfernen, weil die ungeheure Men schenmenge vor der Kammer eine drohende Haltung angenommen hatte. Herriot begab sich mit" seinen Ministern sofort zum Elysöe, um dem Präsidenten Doumergue seine Demission zu unterbreiten. Tie Regierungserklärung Herriots führte u. a. aus: Unser Programm gründet sich aus der Ueberzeugung, daß Frankreich sich selbst retten muß. Frankreich wird seine Schulden bezahlen, die es auf sich genommen hat, um seine Freiheit zu ver teidigen, in dem Maße und in der Form, daß es sicher ist, seine Verpflichtungen einhalten zu können. Aber wir können nicht über die absolute Unabhängig keit Frankreichs in allen Gebieten verhandeln. Wir werden uns unter allen Umständen weigern, das Limit des Banknotenumlaufs zu vergrößern. Nufer Ziel ist, vic Währung zu stabilisieren. Aber wir sind der Ansicht, daß diese Anstren gung nicht allein durch eine auswärtige Anleihe durch geführt werden kann. Es ist notwendig, daß die frem den Devisen, die außerhalb Frankreichs im Besitze von Franzosen find, wieder ins Land zurückgebracht werden. Zu diesem Zwecke werden wir ein Konto für solche Devisen bei der Bank von Frankreich er öffnen und schließlich die Rückkehr zum Regime der Freiheit für alle Kapitalien herbeiführen durch ein neues Amnestieangebot, dessen Verweigerung durch zivile Strafen verfolgt werden wird. ve Monzics Finanzpläne. Der Finanzminister de Monzie entwickelte darauf seine Finanz- und Stabilisierungspläne. Er verlangt zunächst von der Kammer eine Ermächtigung der Re gierung, den Restbsstand der Morgananleihe in Höhe von 30 .Millionen Dollar der Bank von Frankreich zu uoerweyen, damit diese daraus weitere Vorschüsse an den Staat zahlen soll, de Monzie erklärte dann weiter, daß die Weigerung der Bank von Frankreich, die De positen aus der Morgananleihe zur Stabilisierung zu verwerten, die Hauptschuld an dem neuen Frankensturz trage. Er lege daher der Kammer einen Plan vor, wonach die Devisen aus der Morgananleihe der Bank von Frankreich übertragen würden, die diese ihrer seits in Form von Vorschüssen an die Staatskasse weitergibt. Er würde, falls die Kammer sich weigern sollte, seinen Plan anzunehmen, trotzdem der Bank von Frankreich die notwendige Ermächtigung geben, die Devisen aus der Morgananleihe zu verwenden, damit die Schließung der Schalter der staatlichen Kas sen verhindert werde. Die Regierung werde deshalb nicht die Vertrauensfrage wegen dieser Angelegen heit stellen. Bei Viesen letzten Ausführungen des Finanzruini« sters fetzte in der Kämmer ein ungeheurer Lärm ein, sodaß die Sitzung unterbrochen werden mußte. Nach Wiederaufnahme der Sitzung führte de Mon zie seine Erklärung zu Ende, worauf nochmals Her riot das Wort ergriff. In der Aussprache ergriff nur Franklin Bouillon das Wort, um zu erklären, daß er kein Vertrauen zu einer Regierung haben könne, die nur aus einer Partei zusammengesetzt sei. Darauf folgten die Abstimmungen. Die Verwendung der Morgananleihe. Nach dem Sturz der Negierung Herriot hatte die Sitzung der Kammer noch kein Ende gefunden. Fi nanzminister de Monzie kehrte nach der Demission in die Kammer zurück und beantragte die Beratung eines Vorschlages über die Verwertung des Restbe standes der Morgananleihe. Der Gesetzesantrag wurde in der Sitzung der Kammer, die 11,30 Uhr nachts begann, angenommen und ging dann dem Senat zu, der um 2 Uhr nachts erneut zusammentrat. Die Finanzkommission der Kammer hatte den Gesetz entwurf dahin abgeändert, datz der Betrag der Vor schüsse so verwandt werden soll, datz gleichzeitig die Borschußgrcnze der Bank von Frankreich an den Staat erhöht wird. Der Senat nahm ebenfalls die Vor lage in dieser Form an. poincarß bei der Kabinettsbildung. Eine Regierung der nationalen Einheit. PoincarL, der noch in der Nacht zum Donnerstag vom Präsidenten ver Republik mit der Kabinetts bildung beauftragt wurde, hat den Auftrag angenom men und sofort am Donnerstag mit den Verhandlungen begonnen. Dem Vernehmen nach wird Poincarö außer der Ministerprästdentschaft auch das Finanzministerium übernehmen und beabsichtigt deshalb, den von Caillaux zum Rücktritt veranlaßten ehemaligen Gouverneur der Bant von Frankreich, Robineau, als Finanzbeirat ins Kabinett aufzunehmen. Das Ministerium des Aeußern hat Poincard Briand angeboten, der aller Voraus sicht nach annebmen dürfte. Doch wird auch Barthou für das Auswärtige genannt. Auch mit Herriot hat Poincare wegen seines Eintritts in das Kabinett ver- handelt, doch dürfte dieser kaum annehmen. Das De visenbarometer zeigt einen Rückgang des Pfundes aus 210. . . Politische Rundschau Deutsches Reich. Der Reichspräsident begibt sich Anfang August für kurze Zeit nach Hannover. Mitte August reist er auf 14 Tage nach Bayern, wo er als Gast einer ihm befreundeten Familie auf einem Gute im Gebirge weilen wird. Reichskanzler a. D. Or. Luther halte sich nach seinem Sturz im Reichstage nach Essen begeben, um dort als Rechtsanwalt zu wirken. Luther wurde dort in den Auf sichtsrat der Th. Goldschmidt A.-G., Essen, gewählt. Diese Firma hatte 1914, wie .Der deutsche Sparet berichtet, 15 Millionen Goldkapital, 1924 aber 29 Millionen, da gegen Hot Luther im Juli 1925 die Obligotionsgläubiger dieser Gesellschaft durch sein Gesetz mit 15 Prozent