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Amtsblatt für die MWchcn md Wüschen BchSrdm zu Fretverg und Braud. Verantwortliche Leitung der R-daNio«: veorg B«rkh«rdt. KM7I Lrschevit jeden Wochentag Abends '/,» Uhr für den anderen Tag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80 Pfg. einmonatlich 60 Psg.; durch die Post 2 Mk. 25 Psg. 53. Jahrgang. » > Donnerstag, den 20. Dezember. Inserat« werden bi« Bormittag« 11 Uhr g . angenommen. Preis für di« Spaltzeile 16 Pfg. mTHlRßD Außerhalb deS LandgerichtSbeztrk« 18 Pfg. U TvW Bekanntmachung. Bei der am 26. vorigen Monats vorgenommenrn Ergänzungswahl für daS Stadtverordneten» Kollegium sind von 2060 stimmberechtigten Bürgern 1092 Stimme» abgegeben worden und sind hiervon auf die Ansässigen: 1., Herrn Fabrikant Franz Streubel 1024, 2, , Spediteur Heinrich Müller 1020, 3^ „ Kaufmann Theodor TtSlzner SS9, 4, „ Kunst» und HandelSgärtner Seifert S98, 8, „ Kaufmann Bruno Geyh 648, 6, . Paul Schultz L94, 7, „ BSckerobermeister Richard Nähme S49. » , Vie Unansässigen: 1. , Herrn Zahlmeister a. D. I. H. Lehmann 1036, 2, „ Postdirektor Postrath Legler 1004, 8. , „ Fabriktheilhaber Georg Schipp«« 1000, 4. , „ Malermeister F. Konst. Hahn 991, 5. , „ Lehrer Paul Steiger 620 Stimmen gefallen Wir bringen dies gemäß § 63 der Revidirten StSdte-Ordnung vom 24. April 1873 mit dem Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die als gewählt aus der Abstimmung hervorgegangenen obengenannten Herren sich sämmtlich zur Annahme der auf sie gefallen«» Wahl bereit erklärt haben. Freiberg, den 17. Dezember 1900 Der Stadtrath. Blüher. Fhrg. Ausloosung Freiberger Stadtschuldscheine. Bei der am 2. April dieses Jahres vorgenommenen Ziehung der am 8. Januar 1901 einzulösenden Schuldscheine der Freiberger Stadtanleihe des Jahres 1895 sind folgende Stücke «uSgeloist worden: Abth. ä. Nr. 192, 193, 194 zu je 1000 Mk., „ L Nr. 277, 373, 578, 597, 675, 800 zu je 500 Mk., " ' „ 6 Nr. 331, 349, 683, 767, 846 zu je 800 Mk.. V Nr. 454, 467, 499, 565, 992 zu je 100 Mk. Der Nennwerth dieser ansgeloosten Schuldscheine kann gegen Abgabe der Stücke und der oazu gehörigen ZinSleisten und Zinsscheine bei der Stavthauptkasse zu Freiberg oder bei der Dresdner Bank in Dresden oder bei der Sächsischen Bank daselbst und deren aus wärtigen Bankstelleu vom 2. Januar 1901 ab erhoben werden; mit Ende 1900 endet die Ver zinsung. Freiberg, am 20. Juni 1900. Der Stadtrath. »lük«!-. Kßlg. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des verstorbenen LackirerS Johan« Friedrich Engbertz in Freibergsdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen da» Schlußverzrichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstück« der Schlußtermin auf de« 4. Ja««ar 1901, vormittags ü/, Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 88, bestimmt worden. Freiberg, den 15. Dezember 1900. Sekr. L. 18/00, Nr. 29.GerichtSschreibrr d«S Königlichen Amtsgerichts, Abth. I. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS ProduktenhändlirS und Grundstück»» besitzerS Georg OSkar Schubert in Obercolmnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung de» Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen da» Schlußverzrichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwert^ baren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 11. Januar 1901, vormittags 10 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 38, bestimmt worden. Freiberg, den 15. Dezember 1900. Sekr Siloal«!, L 7/00, Nr. 70. GerichtSschreibrr deS Königliche» Amtsgericht», Abth. I. StaVtverorSnetrn-Sitzung am 81. December 1900 fällt au». L. HorduoU. GemeinSesparlasse Halsbrücke. Am 24. und 31. Dezember wird die Kasse um 6 Uhr geschlossen. Alle am 7. Januar 1901 gezahlten Einlagen werde« noch vom 1. Januar an verzinst. Der Gemeinderaty» G.-V. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde wird bei hiesiger Sparkasse vom 1. Januar 1901 ab, der Zinsfuß für Spareinlagen von 3 auf 3*/, «/, erhöht. Grotzschirma, den 18. Dezember 1900. Der Gemeinderath. IdSrlnsx, Gemeindevorstand. Der Untergang der „Gneisenau". Au» Anlaß deS Unterganges des Schulschiffes „Gneisenau" hat der deutsche Kaiser nachstehende Allerhöchste Ordre erlassen: Während Ich am gestrigen Tage die Freude hatte, den heimgekchrten Ossizieren und Mannschaften Meiner Marine im Zeughause zu Berlin Meine Anerkennung für ihr tapferes Verhalten in China auszusprechen, tobte ein schwerer Sturm bei Malaga, welcher für Mein Schulschiff „Gneisenau" verhängniß- voll geworden ist. Das Schiff hat der Gewalt der Wogen er liegen müssen und mit ihm sein braver Kommandant, sowie ein Theil der tapfer kämpfenden Besatzung, der hoffnungsvolle Nach wuchs Meiner Marine. Eine erschütternde Fügung, auf die Ich mit tiefer Wehmuth blicke! Meine Marine hat wiederum schwere Opfer gebracht, aber sie wird sich nicht irre machen lassen in ihrem stolzen Berufe deS Kampfes und des AuSharrens, was GotteS Wille auch bringt; dessen bin Ich gewiß. Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur Kenntniß Meiner Marine zu bringen. NeueS PalaiS, den 17. Dezember 1900. (gez.) Wilhelm I. L. An den Reichskanzler (Reichs-Marine-Amt). Der Kaiser richtete weiter an den Stadtältesten Kretschmann in Magdeburg folgendes Telegramm: Zu dem großen Verlust, der Sie und Ihre Enkelkinder durch den Tod Ihres SohneS bei dem Untergang Meines Schulschiffes „Gneisenau" getroffen hat, spreche Ich Ihnen Meine herzliche Theilnahme auS. Möge eS Ihnen zum Tröste gereichen, daß Ihr braver Sohn im Dienste des Vaterlandes sein Leben her gegeben hat und daß sein Name fortlebeu wird auf den Ehren tafeln der Marine. Wilhem I. R. Staatssekretär v. Tirpitz, welcher Montag Abend in Potsdam zum Vortrag beim Kaiser über den Untergang der „Gneisenau" war, hatte, nach Berlin zurückgekehrt, angeordnet, daß die Aus kunstshalle des Reichsmarineamts die ganze Nacht über geöffnet bleiben sollte, damit alle Anfragen sofort erledigt werden könnten. Von den 49 Sccladetten, welche „Gneisenau" an Bord hatte, ist, soweit bekannt, nur einer ums Leben gekommen; dieser, Seekadett Kurt Berndt, ist ein Berliner Kind. Von den 210 Schiffsjungen der „Gneisenau" haben 18 ihren Tod in den Wellen gefunden. Kapitän Kretschmann war in Magdeburg geboren; er war Wittwer und hinterläßt zwei Töchter und einen Sohn. Die Verletzungen, welche etliche gerettete Mannschaften erlitten haben, sind theilweise sehr schwer und sollen, wie eS heißt, zu Besorgnissen Anlaß geben. Ueber die Ursachen, die zum Scheitern der „Gneiseuau" beitrugen, wird der „Voss. Ztg." von fach männischer Seite geschrieben: „Nach den Meldungen des gerette ten Kapt.-Lts. Werner erweist sich der Verlust des Schiffes als eine Kette widriger Umstände. Am Vormittage des Unglücks- tageS lag der „Gneisenau" auf der Rhede vor dem Backbord anker, der indessen bei dem Einsetzen des Sturmes auf dem Meeresboden nicht hielt, da er „schlippte", wie es in den amt lichen Meldungen heißt. Für einen derartigen Fall ist an Bord unserer Kriegsschiffe sofort ein zweiter Anker „klar zum Fallen", wie es auch bei dem „Gneisenau" zutraf. Aber dieser zweite ausgeworfene Anker konnte allein das bereits treibende Schiff von der Mole nicht mehr fern halten. Es hätten nun noch die beiden großen Neserveanker, womit jedes Schulschiff ausgerüstet ist, in Wirksamkeit treten können; aber diese hätten erst mit den Ankerketten verbunden werden müssen, wozu es während der Katastrophe sicher an Zeit gefehlt haben wird. Außerdem ver sagte während Les Treibens des Schiffes die Maschine, d. h. sie konnte nicht in Bewegung gesetzt werden, da während der kurzen Zeit des Unfalls nicht genügend Dampf ausgemacht werden konnte. Gerade die Schulschiffe, als ältere Fahrzeuge unserer Flotte„ brauchen aber, um unter Dampf manövcriren zu können, verhältnißmäßig recht lange Zeit, da sie noch mit den sogenannten Koffcrkesseln ausgerüstet sind. Die Maschine des „Gneisenau" war eine liegende, einfache Expansionsmaschine mit3Cylindernund Trunk- kolben, die nur eine Schraube zu treiben hat, während sich auf allen neueren Schiffen unserer Flotte zwei bis drei getrennt eingebaute Maschinen befinden, die ebenso viele Schrauben in Bewegung zu setzen haben. Daß das Schiff aber während der Katastrophe von seinen Segeln hätte Gebrauch machen können, um auf diese Weise die hohe See zu gewinnen, muß als ausgeschlossen bezeichnet werden, da das „Unter-Segelgehen" einer großen Fregatte selbst bei dem Personal von einigen hundert Köpfen während eines Sturmes immer ein überaus schwieriges Manöver ist, zumal wenn ein großer Theil der Besatzung aus jüngeren Kadetten und Schiffsjungen besteht, die sich noch nicht ein Jahr im Dienst be finden. Nach den Erfahrungen, die man mit Hebungsversuchen untergegangener großer Schiffe gemacht hat, muß angenommen werden, daß der „Gneisenau" nicht geborgen werden wird. Die aufzuwendenden bedeutenden Kosten würden kaum im richtigen Verhältniß zu dem Werth des Wracks stehen, zumal diese» in nicht unbedeutender Tiefe liegt (da ja nur noch die halben Masten nach dem Untergang aus dem Wasser ragten) und während der Strandung der Schiffskörper arg mitgenommen sein wird. Ein Theil der Ausrüstung dürfte sich dagegen bergen kaffen, zumal wenn man nicht zu lange Zeit bis zur Sprengung des Wracks verstreichen läßt. (Wie weiter unten mitgetheilt, sollte heute be reits mit den Bergungsarbeiten begonnen werden.) Wenn der „Gneisenau" auch ein älteres Fahrzeug unserer Flotte war, so dürfte der Verlust des Schiffes für die Marineverwaltung sich doch immer auf 7 bis 10 Millionen Mark stellen." Der erste ans Land gespülte Leichnam von der „Gneisenau" war der des Kapitäns Kretschmann in Uniform und Handschuhen; Gesicht und Kops waren blutig. Die Leiche wurde in eine deutsche Nationalfahne gehüllt und nach dem englischen Friedhöfe geschafft. Die Beisetzung sollte gestern Dienstag erfolgen. Die Leichen der übrigen Umgekommenen sind bisher noch nicht geborgen. Kapitän-Leutnant Werner meldet aus Malaga: „Sobald Seegang gestattet, wird Schiff durch Taucher unter sucht. Bergungsdampfer ist eingetroffen. Arbeiten beginnen morgen. Befinden der Geretteten gut." Von anderer amtlicher Stelle wird gemeldet: „Für Pflege der Verletzten ist gut gesorgt. Die meisten Fälle ohne Gefährlichkeit." Die namentliche Liste der Vermißten ist zu er gänzen durch die Namen der Matrosen Speckmann und Schilcht- mann (oder Schliesmann). Die früher bekannt gegebene amtliche Liste ist dahin zu berichtigen, daß der Schiffsjunge Friedrich Möller (nicht Friedrich und Möller) und der Matrose Wilhelm Meyer (nicht Wilhelm und Meyer) vermißt werden. Die Liste der Vermißten ist hiermit abgeschlossen. Das in Corfu befindliche Schulschiff „Charlotte" hat am 17. telegraphisch Befehl erhalten, nach Malaga zu gehen. Ueber die Seekadetten» und Schiffsjungen« Schulschiffe, deren wir vier („Charlotte", „Stosch", „Moltke" und „Gneisenau") hatten, schreibt man: Auf den See kadetten» und Schiffsjungen-Schulschiffeu erhalten die neu ein» tretenden Seekadetten (Offizieranwärter) und Schiffsjungen die erste militärisch-seemännische Ausbildung. Mit Bezug auf die Schiffsjungen entsprechen diese Schiffe etwa den Unteroffizier» schulen der Armee. Schiffsjungen verbleiben in der Regel zwei Jahre auf den Schulschiffen; die am weitesten Vorgeschrittenen können im Bedarfsfälle für das zweite Jahr als Leichtmatrosen auch aus andere Schiffe vertheilt werden. Die Seekadetten werden nach Ablauf eines Jahres von den Schulschiffen ab» kommandirt und nach Bestehen einer Prüfung zu Fähnrichen zur See befördert; als geprüfte Fähnriche zur See wird ein Theil von ihnen später auf den Schulschiffen, der andere, größere Theil aus der Flotte und den Auslandsschiffen verwendet. Die See kadetten- und Schiffsjungen-Schulschiffe halten sich im Sommer in der Regel in heimathlichen Gewässern auf und treten dann kleinere Auslandsreisen an, aufdenendenZöglingenGelegenheit gegeben wird, Land und Leute kennen zu lernen und Lust und Liebe für ihren Beruf in sich aufzunehmen. Den modernen Verhältnissen ent sprechend, ist im vorigen Jahre die bisher noch voll geführte Takelage verkleinert worden und führen Schoonerbark-Takelung, d. h. nur der Vortopp hat zu Segelexercctien für die junge Mannschaft Raaen erhalten. Gleichzeitig aber haben die Schiffe eine verstärkte Armirung von Schnellladekanonen der kleineren Kaliber sowie Torpedo-Ausstoßrohre erhalten, um diesen Dienst zweigen erhöhte Aufmerksamkeit widmen zu können. Die Schulschiffe besitzen jedoch keinerlei Gefechtswerth im Falle eines Krieges. In ihrer Konstruktion sind sie so gehalten, daß sie sowohl als Segler, wie unter Dampf ihren Kurs ver folgen können. Wenn das Schiff segelt, wird die Schiffsschraube etwas hochgenommen. „Gneisenau" zählte zu jenen rühmlichen Korvette», die zu Anfang der achtziger Jahre die deutsche Flagge und ihr Ansehen auf allen Meeren mit so vielem Geschick und Erfolg vertraten; in den Annalen der deutschen Marine werden diese Schiffe und ihre Fahrten stets einen Ehrenplatz behaupten. 1886 gehörte die „Gneisenau" dem Kreuzergeschwader an, mit dem der damalige Kontre-Admiral Knorr vor Sansibar erschien („Bismarck", „Gneisenau", „Stosch", „Elisabeth" und „Habicht"), um den zum Nachtheil Deutschlands sich geltend machenden englischen Einfluß beim Sultan zu brechen. Seine nunmehr letzte Reise hat das Schiff am 18. September d. I. angetreten. Nach einer Kreuzfahrt an der spanischen und portugiesischen Küste brachte es am 10. November den deutschen Gesandten nach Tanger und kehrte am 13. v. Mts. nach Malaga zurück, da» so sein letzter Stationsort geworden ist. Das Schiff hatte Auftrag sich zur Abholung des Kaiser!. Gesandten Frhrn. v. Mentzmgen von Mazagan bereit zu halten. Der Aufenthalt vor Malaga