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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190012225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19001222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19001222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-22
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.12.1900
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Z. Beilage zum Ireiöerger Anzeiger und HageölaLt V 296 1SVV Sonnabend, den 22. Dezember 2 eil lUvrk rbach, Ausführung. O en isw. und Wie im Vorjahre sei auch heute aus die hübschen nützlichen Lieblingsspiele für Iung und Alt auSdem bekannten, beliebten Spielverlag von Otto Maier (Ravensburg), so aus« „Uhrenspiel, lustige Menagerie" u. s. f., empsehlend hinge- wiesen. Mögen diese M usterspiele bei keiner Bescheerung fehlen l AamMen'Nachrichte». Geboren: Ein Knabe: Hrn. Adolf Schiebt in Leipzig; Hm. Richard Reiche in Leipzig. — Ein Mädchen: Hrn. Rechtsanwalt vr. Helm in Dresden; Hrn. Kurt Präger in Pirna; Hrn. Eduard Weigel in Lhemniy. Vermählt: Hr. Theo Schnurr mit Frl. Agnes Graichen in Leipzig. Gestorben: Hr. Friedrich August Moritz Gorbe, Schneider meister in Dresden; Hr. LouiS Schiebel, Gemgindekasstrer in Blasewitz; Hr. Ernst Vorwerk, Apothekenbesitzer in Loschwitz; Hm. Pros. Hugo Spieler in Dresden eine Tochter; Frau Franziska Otto, geb. Ziechner in Kamenz; Frau Antonie Nitzschke geb. Wirth in Leipzig; Hr. Malier Pursürst, Sausmann in Plauen t. B.; Frau Lida verwittwet« Hartenstein geb. Ritter in Plauen i. B. gleichgültig, und die Sänger werden gut thun, — niedrige Hacken zu tragen. Sie dürfen sich nicht zu viel und nicht zu Erlaub: ist ihnen Spazierengehen, rudern, L ium vä,« it prig. wenig einhüllen. schwimmen, Douschen nehmen, sich massiren lassen, Schlittschuh Di- „Ndler"-Lteinbantästen von Guido Müller L Co., Eppendorf i. Sa. zeichnen sich sowohl durch ihren billigen Preis als auch durch iqre reiche Ornamentirung aus. Durch die große Sorgfalt, welche der Aussührung dieser Baukästen zugewendet worden ist, al« auch durch die echt künstlerische Beschaffenheit der Steine ist es ermöglicht, die schönsten architektonischen Bauten auszu- siihren. Die „Adler"-Steindaukastcn sind zu haben in den besseren Spielwaaren- rc. Geschäften Kirchliche Nachrichte«. Dona. IV. ^clvsnt. Predigt-Text: Joh. 1, 19—27k Do«: Früh S Uhr, Predigtamts-Kandidat Voigt. — Nach dem Gottesdienste, Beichte und AbendmahlSseier, DtakonuL Förstemann. St. Petri: Früh 8 Uhr, Pastor vr. Seyrich. — Wochenamt für Krrchentausen: Pastor 0r. Seyrich. Gt. Nicolai: Früh 8 Uhr, Pastor I)r. Lehmann. — Nach dem SotyiS- dienste, Beichte und AbendmahlSseier, Pastor vr. Lehmanu. — Nachmittag 2 Uhr Tausgottesdienst. St. Jacobi: Früh 8 Uhr, Pastor vr. Süß. — Nach dem Gottes dienste Beichte und AbendmahlSseier, Pastor vr. Süß. — Nach mittag 8 Uhr TausgotleSdienp. — Abends S Uhr Jungsrauen- vrrein. St. Johannis: Früh 8 Uhr Pastor Gottlöber. Katy. Kirche: Früh 8 Uhr Predigt und Hochamt. — Nachmittag 2 Uhr SegenSandacht. GrbtSdors: Früh >/,v Uhr, Beichte, nach der Predigt AbendmahlSseier, Pastor Görner. St. Michaelis: Früh 8 Uhr, Diakonu» Scheumann. — Wochenamt: Pastor Görner. Oberschöna : Frühpredigt 8 Uhr. Wegeiarth: Mittagsprebigt 1 Uhr. Frankenstein: Vorm. 8 Uhr: Predigtgottesdienst, Pastor Fuß. Kirchbach: Borm. 8 Uhr: Predigtgottesdienst, HiljSgetstltcher Leuschel. Lichtenberg: Vorm. '/,8 Uhr Beuvi«, 8 Uhr PredlgtgotteSdimft. — Nachmittag 4 Uhr Legatverthellung und 8 Uhr Chnstbescheerung deS FrauenvereinS. WeigmaunSdorf: Nach«, s Uhr Predigtgottesdienst,. Apostolische Gemeinde, Kirchgaffe 1, Hos. Sonntag Vormittag I» Uhr Feier der heiligen Eucharistie. — Nachmittag 8 Uyr Predigt, darnach Gottesdienst. — Ehrtsttag Vorm. 18 Uhr Feier der heiligen Eucharistie. — Rachm. S Uhr Predigt, darnach Gottes dienst. — Mittwoch Vormittag 8 Uhr Litanei. — Sonnabend Nachmittag 8 Uhr Gottesdienst. wolle, seine Herbstdecke auS Wolle, und legte darüber ein Eider daunenbett, das an den Schultern in einem dicken Wollstoff endete. Kant schnupfte sehr gern, nur aus Achtung vor seinen Zuhörern während der Vorlesungen nicht, sah es aber auch sehr ungern, wenn da jemand schnupfte, was ihm Appetit machte. In seinem Studirzimmer lag das Taschentuch stets weit von ihm entfernt, damit er sich,, wenn er es brauchte, durch den Gang dahin ein wenig Bewegung machte. Sein langjähriger Diener mußte stets einen weißen Rock mit rothem Kragen tragen, und Kant gerieth sehr in Zorn, als er ihn eines Tages in einem gel ben Rock überraschte. Lampe gestand, daß er ihn erst beim Trödler gekauft hätte, um ihn zu seiner Hochzeit anzuziehen. Zu seinem großen Erstaunen erfuhr Kant, daß der Diener be reits Jahre lang verheirathet, dann wieder Jahre lang Wittwer gewesen wäre, und jetzt eben die zweite Frau nehmen wollte. Heirathen durfte er, aber den gelben Rock mußte er sofort zum Trödler zurücktragen. * Das Martyrium deS SLngerS. Die Pflege der Stimme erfordert für den Sänger eme außerordentliche Fülle von Vorsichtsmaßregeln, die freilich ost sehr wenig befolgt werden. Selbst der Redner müßte mehr auf seine Stimme achten; so ist z. B. der Brauch, am Schluffe von Banketten Reden zu halten, ebenso gefährlich wie allgemein. Eine französische Fachzeitschrift stellt die wichtigsten, meist nicht beachteten Vorschriften der Stimm-Hygiene zusammen. Ein Sänger muß sich von allen kohlensäurehaltigen Getränken und mehlhaltigen Speisen fern halten. Er muß alle Reizmittel, Pfeffer, Senf, Rettig, Pfeffer gurken, Bücklinge, Anchovis, gewisse Räsearten, Mandeln, Nüsse, Haselnüsse, alkoholischen Wein, Liqueure und Tabak streng ver meiden. Er muß sich der erregenden Getränke, wie Kaffee, Thee, Cacao enthalten. Er muß es vermeiden, zu heiß zu trinken: eine heiße Suppe schädigt die Stimme. Er muß sich auch enthalten zu kalt zu trinken. Er muß sich die zusammenziehenden Speisen, Artischocken, Auberginen, Mispeln, Johannisbeeren, Aepfel rc., versagen. Er darf keine Jodmittel, kein Brom, keine Belladonna, kein Cocain, kein Quecksilber, kein Creosot brauchen. Vor Allem muß er feine Soupers vermeiden, er muß sich mit Bouillon und Beefsteak begnügen und dann zu Bette gehen. Aber daS ist nur ein kleiner Theil der Vorschriften für den Sänger, die übrigens auch für den Redner gelten müßten. Alle Genüsse durch den Geruch sind für ihn eigentlich verpönt. Es giebt Personen, die heiser werden, wenn sie den Dust der Veilchen riechen. Ja, auch der Schnitt der Kleidung ist nicht Verschiedenes. * Neber Vie Zigeuner, deren zwangsweise Ansiedelung ms Auge gefaßt wird, veröffentlichte der österreichische Straf rechtslehrer Dr. Groß kürzlich eine interessante Studie, der die „V. Z." das Nachstehende entnimmt: Ein wesentlicher Charak- tcrzug der braunen Gesellen ist ihre unbegrenzte Faulheit — sie arbeiten „grundsätzlich, prinzipiell und überhaupt" nicht, auch urenn ihnen noch so hoher Lohn geboten wird. Und damit hängt mnigst eine andere Untugend zusammen: sie „erwerben" ihren Unterhalt zumeist durch Stehlen, und in dieser Beschäftigung haben sie es im Laufe der 500 Jahre, die sie unter Kulturvöl kern wohnen, zu einer bewunderungswerthen Fertigkeit gebracht — der Zigeuner ist der vollendete Dieb. Seine Werkzeuge hier zu, soweit er deren bedarf, sind von einfachster Art. Dazu ge hört vor allen Dingen die Wurfangel; mit ihr trifft er infolge der Uebung von Kindesbeinen an unfehlbar; er angelt Gegen stände aus dem Zimmer, die Decken vom Rücken der Pferde, Federvieh aus dem Stalle, kurz, alles irgendwie Erreichbare. Seine Frechheit und Geschicklichkeit ist so groß, daß man oft in ihm den Thater nicht sucht und Hausleute in falschen Verdacht kommen. Wo „keine Katze mehr durchschlüpfen kann", da zwängt sich der kleine Zigeunerbube durch, kein Gitter ist so hoch, daß er nicht darüber könnte. Im Zimmer der Schlafenden stößt er nie an, sondern schwebt wie ein Geist vorüber; er stiehlt nächtlicher weise nie allein und sichert sich stets den Rückzug. Dann ein weiterer hervorstechender Charakterzug des „Zigani" ist seine Feigheit. Ein siebenbürgisches Sprichwort sagt: „Man kann .fünfzig Zigeuner mit einem nassen Lappen davonjagen!" Ist irgendwo ein Mord oder Einbruch verübt worden, der Muth erfordert, so ist der Thäter kein Zigeuner; ebensowenig ist dies der Fall, wenn bei der Flucht ein kühner Sprung gewagt wer ben mußte. Wird er gestört oder überfallen, so verläßt er sich «ff die Schnelligkeit seiner Beine, auch wenn er bewaffnet ist. Daß der Zigeuner auch sittlich tief steht, wird nicht Wunder nehmen; Ehre, Familie, Vaterland, Staat sind ihm völlig fremde Begriffe; sie werden ihm ersetzt durch unermeßliche Faul heit, thierilche Eßlust, sinnliche Liebe und eine Portion Eitel keit. Er lugt das Blaue vom Himmel herunter und läßt seine Kinder heute katholisch, morgen protestantisch werden, wenn es Hm nützt. Die Zigeuner sind ja meist getauft, aber mit ihrem Christenthum sieht cs jämmerlich aus; Gott und Teufel sind ihnen so ziemlich eins, und von allem ist eigentlich nur eine wahrhaft lächerliche Gespensterfurcht übrig geblieben. Der Eng länder G. Borrow gab sich die Mühe, das Evangelium Lukas in die Sprache der Zigeuner zu übersetzen; sie nahmen das Buch, betrachteten es als Talisman und steckten es zu sich, wenn sie — stehlen gingen. Daß sie kleine Kinder rauben, ist ihnen in lei sem Falle nachgewiesen, sagt Dr. Groß; aber sie thun nichts, diesen Glauben zu beseitigen — wie schön läßt sich eine Gans stehlen, wenn der kleine Hirt entsetzt davon läuft. Daß die Zi geuner nicht seßhaft sind, — wenigstens nicht in ihrer Heimath Ungarn — ist bekannt; ob es je gelingen wird, sic an eine feste Wohnung zu gewöhnen, ist nach den bisherigen Erfahrungen mindestens zweifelhaft. * Nachstehende Mittheilungen aus dem Leben Kants finden wir in der Berliner Wochenschrift „Der Bär": Immanuel Lant, der berühmte „Weise von Königsberg", verlebte eine an Entbehrungen reiche Jugend, an die er später nur mit Schrecken zurückdachte. Auch noch, als er als Privatdozent an der Kö nigsberger Universität angestellt war, verfolgte ihn der Mangel, so daß er sich genöthigt sah, seine Bibliothek zu veräußern, weil er sich fest vorgenommen hatte, und unverbrüchlich hielt, 20 Friedrichsdor, die er als letzten Nothpfennig ansah, nicht aus zugeben. Er gab genau darauf acht, welchen Einfluß die Wit terung auf ihn, überhaupt auf die Menschen ausübe. Gern knüpfte er Unterhaltungen über das Wetter an, sonst bekannt lich ein sthr gewöhnliches und verachtetes Thema. Im Winter mußte sein Studirzimmer genau nach einem gewissen Thermo metergrade (75 Grad Fahrenheit) geheizt werden, und er konnte sehr ärgerlich werden, wenn dies nicht geschah, wie er auch seine Köchin sehr hart anließ, wenn sie ihm durch ein Versehen eine seiner Lieblingsspeisen verdorben hatte. In Bezug auf seine Verlesungen war er ein Muster von Pünktlichkeit; er hatte bis zu seinem Tode nie nur eine Viertelstunde davon versäumt, geschweige denn eine Stunde ausfallen lassen. Auch in seinen übrigen Lebensgewohnheiten war er sehr regelmäßig. Früh trat 5 Minuten vor 5 Uhr, es mochte Sommer oder Wnter sein, Lampe, sein langjähriger Diener, in das Schlafgemach mit den kurzen Worten: „Es ist Zeit!" Sofort erhob sich Kant. Er stellte oft stolz bei Tische in Gegenwart seiner Gäste die Frage: »Lampe, hat Er mich während der Zeit von dreißig Jahren nur ein einziges Mal zweimal wecken müssen?" .„Nein, hochedler Herr Professor!" war stets die Antwort. Mit dem fünften Elockenschlage saß Kant am Tische und trank eine Tasse Thee, die er aber aus Zerstreutheit so oft nachfllllte, daß häufig drei daraus wurden. Dabei rauchte er seine einzige Pfeife, stets dabei einen alten Hut auf dem Kopfe. Um sieben Uhr begann er seine Vorlesungen und arbeitete dann. Genau zwölfdreiviertel llhr stand er auf und rief seiner Köchin zu: „Es ist dreiviertel!" Darauf brachte sie ihm einen „Schluck", wie er es nannte, ein Aas, in dem verschiedene Weinsorten gemischt waren. Dann «wartete er seine Gäste, die ihm, dem Junggesellen, zur Unter haltung bei Tische angenehm waren. Punkt ein Uhr öffnete Lampe mit einem bestimmten Rucke die Thür und sagte: „Die Suppe steht auf dem Tisch!" Auf dem Wege nach dem Eßzim mer begann das Wettergespräch; Kant liebte es nicht, wenn jetzt nur Politik geredet wurde; darüber theilte man erst nach der Suppe seine Meinungen aus. Mit den Worten: „Nun, meine Herren," setzte er sich an die Tafel. Es gab drei Schüsseln, Wein und Nachtische Jeder legte sich selbst vor, und Kant sah es nicht gern, wenn jemand wenig aß, wie auch Pausen im Ge spräche ihm mißfielen. Erwähnung fand alles Mögliche, sogar Stadtgeschichten, nur nicht — die Philosophie. Gleich nach Tische ging er aus, und zwar ganz allein, weil er den Mund geschlossen halten und nur durch die Nase athmen wollte. Er Sing zu seinem Freunde Green, fand diesen beim Mittagsschläf chen, setzte sich daneben und schlief ebenfalls ein. Als Dritter kam der Bankdirektor Ruffmann und that ein gleiches. Nach ttner Stunde wurden sie geweckt und unterhielten sich bis um Punkt sieben Uhr. Dann trennten sie sich. Nur Sonnabends blieb man bei einem einfachen Abendessen zusammen. Darauf las Kant zu Hause bis um zehn Uhr, besonders gern Reisebe- Ichreibungen, und legte sich ins Bett und schlief fast stets sofort All. Im strengsten Winter war sein Schlafzimmer ungeheizt. MS« die Käl« hüllte er sich in seine Sommerdecke aus Baum laufen, tanzen, reiten, radeln und jagen. Das wäre ja gar nicht so wenig, wenn nur dahinter nicht gleich wieder die Mahnung folgte, daß sie in jeder dieser Bethätigungen keinen Augenblick vergessen dürsten, das strengste Maß zu halten. Man sieht, die vieldeneideten Heldentenöre und Divas haben es in der That nicht leicht, wenigstens wenn sie sich den Forderungen der Hygiene unterwerfen wollen. * Das feylenve Jawort. In Wien wurde soeben unter ganz sonderbaren Umständen eine vor einem Vierteljahre ge schlossene Ehe gerichtlich für ungiltig erklärt. Der Vorfall hatte sich folgendermaßen ereignet: Während der Priester die Trau rede hielt, war die Braut, welche sich schon vorher sehr aufgeregt benommen hatte, in die Knie gesunken. Sie war ohnmächtig ge worden. Man bemerkte dies um so weniger, als auch der Bräu tigam kniete. Der Geistliche segnete das Paar, und es fiel ihm, sowie den Hochzeitsgästcn auf, daß die Braut das bindende „Ja" nicht aussprach; aber man konnte es auch überhört haben. Nach Beendigung der Ceremonie wurde die Braut in die Sakristei gebracht und gelabt. Als sie wieder bei Besinnung war, fragte sie erstaunt, ob die Trauung schon vorüber sei, und war ganz konsternirt, als man dies bestätigte. Sie verließ noch am selben Tage ihren Mann, fuhr zu ihren Eltern nach Olmütz und be auftragte ihren Rechtsanwalt, die Ungiltigkeit der Ehe zu er wirken, die sie, nicht mit freiem Willen geschlossen habe. Da sie an hochgradiger Neurasthenie leide und ihre Willenskraft zeit weilig gänzlich gehemmt sei, habe sie, den durch zwei Jahre fort gesetzten Bestürmungen des Beklagten nachgebend, ihre Zu stimmung zur Verlovung und dann auch zur Vermählung ge geben. Der Vertheidiger wies in der Verhandlung darauf hin, daß seine Clientin vor der Hochzeit Selbstmordpläne faßte; sie sei zur Aspernbrücke gelaufen, um in den Donaukanal zu sprin gen, habe aber doch Furcht bekommen und sei deshalb zurück gekehrt. Eine Stunde später sei sie zur Kirche gefahren... In formeller Richtung sei die Ehe ungiltig, weil die Braut das Ja wort nicht gesprochen habe. In dem auf sie ausgeübten Zwange liege ein Verschulden des Mannes. Der Vertreter des Beklagten trat gleichfalls für die Auflösung der Ehe ein, bestritt aber, daß ein Zwang vorgelegen habe, und betonte nachdrücklichst den un terlaufenen Formfehler. Es wäre für beide Theile unendlich traurig, wenn diese Ehe bestätigt würde. Der Priester, welcher das Paar getraut hat, gab, als Zeuge vernommen, an, daß er das Jawort der Braut nicht gehört, und auch keine Bewegung der Lippen gesehen habe. Doch habe er darauf kein Gewicht ge legt, weil Bräute häufig sehr leise sprechen, und er es auch über sehen konnte, da sie vor ihm kniete und einen dichten Schleier trug. Sonst hätte er die Frage wiederholt. Der Gerichtshof er kannte schließlich, daß die Ehe ohne Verschulden beider Theile für ungiltig erklärt werde. Das bürgerliche Gesetzbuch verlange ausdrücklich die feierliche Erklärung der Einwilligung, welche von der Klägerin unstreitig nicht abgegeben wurde. * Die Suggestion vor Gericht. Ein Prozeß vor dem Sckwurgerickt zu Lüttich endete mit der Freisprechung einer Mörderin, Namens Annette Andrien. Vom psychologischen Standpunkte aus war dieser Prozeß ganz besonders interessant. Annette Andrien, ein 27jähriges Mädchen, hatte ihren Geliebten, den wallonischen Schauspieler und Dichter Joseph Mondy, mit einem Revolverschuß um das Leben gebracht. Der Staatsanwalt behauptete, daß das Opfer während eines Schlafes schonnnaslos und auf die feigste Weise ermordet morden sei. Die Vertheidig- ung aber vermochte mit Hilfe ernsthafter Zeugen festzustellen, daß Mondy seine Geliebte zu allerlei hypnotischen Versuchen benutzte. Der Schauspieler-Dichter war verheirathet und in Ver zweiflung darüber, daß er seine ehelichen Fesseln nicht abzu streifen vermochte, um sich mit der Geliebten für immer zu ver einigen. Und unter dem Drucke der Verhältnisse hat Mondy selbst auf suggestivem Wege Annette Andrien zu bestimmen ver mocht, ihn zu tödteu. Sv wenigstens wies es die Vertheidigung nach, und das Publikum belohnte sie für ihre Ausführungen, die denn auch die Freisprechung des Mediums zur Folge hatten, mit «ft hrtem Beiigü. cm Obcrmeckt >e, »affe. i«, He 10, jilMam« eibergs, t 1798, selbstgefertigte« mit und ohne it größter Halb e, was Vari« sowie alle rln u. Schuht wcrsohlen voi» zum Feinste« Preisen. »KS :iger) Sesunde vieW i, bei ÜS8SN, g, Bonegaffe Bolkswirthschaft. Schlachtvieh-Preise auf dem Viehyofe ,« Dresden am 20. Dezember ISOO nach amtlicher Feststellung. (U. S. Die Zahl hinter dem Namen der Thiergattung giebt die Stückzahl des Austriebes an. Die erste Zahl hinter der jedesmaligen näheren Bezeichnung der Thiere nennt den Marktpreis für 50 kg Lebendgewicht, die zweite Zahl in Klammern den Marktpreis für öv kg Schlachtgewicht in Matk>. Ochsen 21. Vollfleischig«, auSgemästete höchsten SchlachtwertheS bis zu 6 Jahren 36—38. (65—68). 2. Ocsterr. 36—40. (6ö— 70). 3. Junge fleischige, nicht auSgemäst.— ält. auSgemäst. 32—35. <61—64). 4. Mäßig genährte j., gut genährte ältere 29—31. (57—60). b. Gering genährt« jeden Alters 26—28. (53—56). Kalben u. Kühe 19. 1. Vollflelschige, auSge mästete Kalben höchstenSchlachtwertheS 34—37. (62—65). 2.Vollfleischige, auSgem. Kühe höchsten SchlachtwertheS bis zu 7 Jahren 31—33. (59—61). 3. Aeltcre ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jünger« Kühe und Kalben 28—30. (55—ö8). Rinder —. 4. Mäßig genährte Kühe und Kalben 25—27. <51—54). b. Gering genährte Kühe und Kalben —.—.(46—50). Bullen 19. 1. Bollfleischige höchsten SchlachtwertheS 33—36.,57—60). 2. Oesterr.—.—.(—).3. Müjug genährte jüngere und gut genährte ält. 29—32. (53—56). 4. Gering genährte 26—28. (49—b2). Kälber 1929.1. Feinste Mast (Vollmilchmast) ».beste Saugkälber 43—45. (65—68). 2. Mittlere Mast- und gute Saugkälber 40—42. (61—64). 3. Geringe Saugkälber 36—39 (53—60). 4. Nettere gering genährte Fresser, —. (—.—). — Schafe 80. 1. Mastlämmer und jüngere Mast- Hammel 35—37 (66—69). 2. Nettere Masthammel —(—.60-. 3. Mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) —. (54—59). Schweine 2734. 1. Vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1'/. Jahreu 43—44. (55—56). d. Fett schweine 45—46. (57—58). 2. Fleischige 41—42. (53—54). 3. Gering entwickelte, sowie Sauen 38—40. (SO—52). Geschäftsgang: Bei Kälbern mittel, bei Schweinen langsam. — Unverkauft blieben 6 Ochsen, 1 Kalb und Kuh, 2 Bullen, — Kälber, 23 Schafe, 45 Schweine. Schlachtvteymartt im Schlacht- und Bieyyose zu Chemnitz am 20. Dezember 1900. Austrieb: 36 Rinder (und zwar 2 Ochsen, 1 Kalbe 28 Kühe, 5 Bullen), 755 Kälber, 172 Schafe, 780 Schweine, zusammen 1743 Thiere. — Geschäftsgang: In Schafen langsam, sonst gut. — Unverkauft blieben zurück: 2 Rinder und 89 Schafe. — Preise: Ochsen — bis — Mark; Kalben und Kühe — bis—Mark; Bullen — bis — Mark für 100 Pund Schlachtgewicht. Kälber 3S bis 45 Mark; Schafe 24 bis 26 Mart für 100 Pfund Lebendgewicht. Schweine 50 bis 61 Mark für 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 bis 45 Pfund Tara per Stück. London, 19. Dezbr. Kupfer, ruhig, TageSumsatz 300 t, 71 Lstr. 7 8 6 6, 3 Monate 72 Lstr. — s — ck, Makler-SchlußpreiS 71 Lstr. 8 « 9 ck bis 71 Lstr. 13 s 9 ck, best jeiected 78 Lstr. 5 8 — <1, strong sheetS — Lstr. — s. Zinn, StraitS fest, TageSumsatz 1000 t, 114 Lstr. 5 s — ck, drei Monate 114 Lstr. 58—6, englisches 118 Lstr. 10 « — ck. Blei stetig, spanisches 1b Lstr. 2 s 6ä, engl. 16 Lstr. 10s — ä. Zink ruhig, gewöhnliche Marken 18 Lstr. 12 s 6 6, besonder« Marken nommell, gewalzte- schlesisches 22 Lstr. 10 s. Nickel 170 Lstr. die Tonne. London, 20. Dezember. Silber 29'/,. Hamburg, 20. Dezemb. Gold in Barren pr. Kilogramm 2788 Br., 2784 Gd. Silber in Barren pr. Kilogramm 87.50 Br., 87.00 Gd. Eingesandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.)
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