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gehende Forderungen, als die Commission aufgestellt hat, bezüglich des Kellncrinncnwesens erhoben. D>e Com- Mission hat alle diese Petitionen zur Kenntniß genommen und :st dann zur Feststellung des Berichts über die an- gcstelltcn Erhebungen im Gast- und Schankwirthsgewerbe geschritten. Damit war die Aufgabe für diese Tagung erledigt. Da schon zu Anfang nächsten Jahres die kürzlich ge setzlich beschlossene Verstärkung der Kameruner Schutz truppe auf 1050 Mann durchgesührt sein muß, damit zur Ausnutzung der günstigen Lage im fernen Hinter- lande die Tschadsee-Expedition gleich zu Anfang nächsten Jahres eingeleitct werden könne, so wird Anfang Juli ein Commando von Offizieren und Unteroffizieren mit einem Wörmann-Dampfer nach Kamerun abgehcn. Der in der Winter'schen Mordsach- in Konitz verhaftete Fleischermeister, Stadtverordnete und Obermeister der Könitzer Fl-ischcrinnung, Hoffmann, veröffentlicht in der „StaatSb.-Ztg." in einer längeren Eingabe über die Ermordung des Gymnasiasten Winter u. a. Folgendes: „Der Schnitt, durch welchen der Kopf von dem Rumpfe getrennt worden war, ist der richtige Schächtschnitt, wie ihn der jüdische Schächter zu machen pflegt. Als Fleischer habe ich stets ununterbrochen Gelegenheit, das Schächten der Thiere zu sehen. Früher pflegten die Schächter die Kälber in der Weise zu schachten, daß sie das lebende Thier mit den Hinterfüßen aufhängen, so daß der Kopf nach unten hängt, welcher festgehalten wurde. Der Schächter schnitt dann unter halb der Kehle mit einem scharfen Messer dem Thiere den Hals durch. Ganz ebenso denke ich mir die Ermordung Winter's; nach den an dem Rumpfe befindlichen Merkmalen zu urtheilen- Der Schnitt an dem Halse unterhalb des Kehl kopfes, die vollständige Blutleere des Körpers lassen keinen Zweifel daran. Winter muß von mehreren Personen plötz- üch überfallen, durch Würgen am Schreien behindert, mit dem Kopfe nach unten an den Füßen aufgehängt, entkleidet und in der Weise schließlich getödtet worden sein, daß ein ge übter Schächter ihm den Hals durchschnitt, wie es bei den Schlachtthieren zu geschehen pflegt. Das Blut ist sorgfältig aufgefangen und dann an die Zerlegung des Körpers her angegangen worden. Zu der geschehenen kunstgerechten Aus lösung der Theile kann meines Erachtens nicht einmal ein gewöhnlicher Fleischer, der doch nur mit dem Bau der Thiere Bescheid weiß, fähig lein, sondern es muß ein Mann gethan haben, der nnt dem Bau des Menschenkörpers vertraut ist. Ich meine, daß der Zertheiler des Winter'schen Körpers schon manchen Christenknaben getödtet und zerlegt haben mag, so geschickt ist an den mir sichtbar gewordenen Theilen gearbeitet worden. Der ganze Vorfall muß Stunden in Anspruch ge nommen und in einem hell erleuchteten Raume vor sich ge gangen sein, und schließlich ist der Rumpf noch in die Packleinwand verpackt worden. Daß ein geübrer jüdischer Schächter Winter abgeschlachtet, das ergiebt sich auch ferner aus dem Leichenfund, welchen ich aus den Zeitungen er fahre: Es ist nämlich Sitte der jüdischen Schächter, daß sie, nachdem sie den Bauch theilweise geöffnet, mit dem Messer das Zwerchfell durchschneiden und dann mit der Hand hin einfahren, um die Lunge zu untersuchen, ob sie gesund und nicht an dem Körper festgewachsen ist. Ist die Lunge lose, so ist das Thier koscher, ist die Lunge aber an den Rippen festgewachsen, so ist das Thier treffe und darf von den Juden nicht benutzt werden. Genau ebenso ist nach den Zeitungs nachrichten mü Winter verfahren worden. Bei ihm war das Zwerchfell ebenfalls durchstochen, um mit der Hand die Lunge befühlen zu können. Ist bicser Leichenbefund wirtlich zutreffend, dann ist es ganz sicher, daß Winter wie ein Stück Vieh nach vollem jüdischen Ritus geschächtet worden ist." Spanien. In Spanien hat der Finanzminister nun doch seine Entlassung gegeben, dieselbe auf inständige Vorstellun gen des Ministerpräsidenten zwar noch zurückgezogen, gleichwohl aber gilt seine Stellung wie die des ganzen Cabinets als schwer erschüttert. Ästen. Die Lage in China hat sich insofern verschlimmert, als die fremden Gesandtschaften in Peking durch eine aus vielen Tausenden bestehende Anhängerschaft der Boxer, mit der das Militär sroternifirt, ernstlich bedroht werden. Ein Mitglied der japanischen Gesandtschaft wurde ermordet. Auch in der Umgegend Pekings be findet sich die Aufruhrbewegung noch immer im Wachsen, trotzdem nun mehrere Tausend Mann europäischer Truppen in der Hauptstadt vereinigt find. Eine Wendung zum Besseren erwartet man von einem neuen Edikt des Kaisers und der Kaiserin, das die Verhaftung der Re bellen und die Unterdrückung der Unruhen befiehlt. Man glaubt auch, daß die Vertreter der Mächte auf sofortige Entlassung der fremdenfeindlichen Räthe der Kaiserin dringen werden. Die Absendungen von Truppen werden seilens der Mächte ununterbrochen fortgesetzt, und da auch die Einigkeit der letzteren bisher keinen Bruch erlitten hat, so erwartet man trotz der Schwierigkeit der lokalen Verhältnisse doch eine befriedigende Erledigung der fremdcnfeindlichen Bewegung in dem Reiche der Mitte. Englische Matrosen hatten bereits -inen Kampf mit den Boxern, in dem letztere 50 Todte verloren, erstere keine Verluste hatten. Afrika. Der Erfolg des Generals Buller, dem es nunmehr gelungen ist, die Buren vollständig aus den festen Positionen in den Drakensbergen zu werfen, wird all gemein als ein bedeutender, ja entscheidender angesehen und für wichtiger gehalten, als die Einnahme von den Gebieten der flacheren Ländereien Transvaals. In den Grenzgebieten Natals hatten die Buren die letzte Ge legenheit, von der Ucberlegenheit ihrer Kampfweife Vor theil zu ziehen. Jetzt werden sie von zwei Seiten ge drückt. Die Ueberlegenheit der Buren besteht gleichzeitig aber auch in ihrer leichten Beweglichkeit, vermöge deren sie im Kleinkriege wohl noch etwas zu leisten vermögen. Daß sie sich von den von be'den Seiten auf sie an rückenden englischen Divisionen einschließen und erdrücken lassen sollten, glauben wir nicht. Die englischen Truppen, welche mit der Absangung der paar tausend Buren beschäftigt sind, beziffern sich auf nicht weniger als 35,000 Mann. Aber abgesehen von Cronjes Fall sind die Buren noch immer glücklich entkommen und werden es auch jetzt wieder. Daß die Buren den Kampf noch lange nicht verloren geben, weiß man aus den Vorgängen der jüngsten Tage im Oranjefreistaat, die den Engländern mehr als un günstig waren. An die erzielten Erfolge reiht sich jetzt ein neuer. General Dewet eroberte in einem Gefecht von den Engländern 3000 Stück vollständige Be- kleidungsauSrüstungcn, und Decken, die er ver brennen kaffen mußte, da er sie nicht sortbringen konnte, außerdem fielen 1000 Lydditgranatcn und Shrapnels in seine Hände. Dewet beziffert die an jenem Tage außer Gefecht gesetzten Engländer auf 1000 Mann. Laute Klage führen die englischen Soldaten über die Unbilden deS Klimas, in Kroonstadt fielen mehrere Tausend Pferde an einer dort ausgebrochenen Seuche. Die in der Kapstadt-Regierung ausgebrochene Krise ist noch immer nicht beigelcgt. Einige Tage will der Premierminister Schreiner noch im Amte bleiben, dann aber die Entscheidung hcrbciführen. Diese Krise trat infolge Uneinigkeit der CabinetSmitglieder bezüglich des Verfahrens gegen die Aufständischen ein. Mehrere Minister legten deshalb ihre Portefeuilles endgültig nieder. Der Aufstand der Aschantis dauert in ungebrochener Heftigkeit fort. Ueber das Schicksal der Hauptstadt Kumassi und der dorthin entsandten Entsatztruppen herrscht in London fortgesetzt beklommene Ungewißheit. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 14. Juni. Die Verloosungsliste Nr. 79 des Landwirthschaftlichen Creditoereins im Königreiche Sachsen über die am 8. Juni d. I. gezogenen Credit briefe ist erschienen und in unserer Expedition einzuziehen. * — Besitzer von Obstbäumen unv Obstplantagen seien daran erinnert, daß die Colonien der Blutlaus sich gegenwärtig in der üppigsten Entwickelung befinden; es empfiehlt sich, die Bäume auf das Vorhandensein jener schädlichen Jnsecten hin zu untersuchen, aber nicht etwa, wie jüngst mehrfach empfohlen worden ist, die befallenen Zweige mit Petroleum zu bestreichen, denn damit wird ein größerer Schaden angerichtet, als dies die Blutlaus zu thun vermag, sondern einen Theil Petroleum mit 9 Theilen Schmierseifenwaffer zu vermischen und damit die Colonien zu bepinseln und dies so ost zu wieder holen, als Blutlausherde sich von neuem bilden. * — Im Saale des Schönburger Hofes wird nächsten Freitag, Sonnabend und Sonntag Arbaffs LdöLtrs wistörisux eine Reihe von Vorstellungen veranstalten. Ueber die vor Kurzem in Altenburg gegebenen Borstel- lungen urtheilt die „Altenb. Ztg." folgendermaßen: „Arbaffs ItMtrs wistörieux, welches gestern im Saal des Goldenen Pflug seine erste Vorstellung gab, ist der vollsten Beachtung und des Besuches werth. Wir haben in den letzten Jahren manchmal minderwerthige Zauber künstler gesehen, gestern traten in Herrn und Frau Ar- baff zwei Vertreter ihres Faches auf, welche jene ganz bedeutend überragten. Alles, was sie boten, wurde mit solcher Geschicktheit und Eleganz zur Ausführung ge bracht, daß die Illusion oft eine vollkommene war. Zu dem gab cs manche neue Experimente, und wie sehr diese beim Publikum ansprachen, das bewies der wiederholte und reiche Beifall, welcher gespendet ward. Große Fingerfertigkeit, prompte Vortragsfolge, feine Darbietung, ansprechende Diktion waren die Vorzüge, welche zu rühmen sind. Sprachen die Experimente des Herrn Arbaff an, so nicht minder diejenigen, welche von der Dame in der „Spanischen Wundergrotte" vorgeführt wurden, und schwer ist es zu sagen, wem von Beiden der größere Beifall gebührt. In der „Wundergrotte" war zudem Alles hier neu und sehr originell. Gleich mäßig wurden denn auch beide Darsteller, und zwar reich geehrt. Einen reizenden Schluß bot der Serpentintanz, welcher mit seinen Farbenspielen zu der graziösen Aus- ührung außerordentlich gefiel. Wir möchten auf die ehr gelungenen weiteren Vorführungen ganz besonders aufmerksam machen. Ein jeder Besucher wird sich vor trefflich unterhalten. Was geboten wird, ist jedenfalls des reichsten Besuches werth und die zwei Stunden, welche man hier im „Wunderlande der Zauberei" ver ebt, sind sehr angenehme." * — Der gestrige Tag sollte nach Falb ein kritischer Tag 2. Ordnung sein, verstärkt durch eine Mondfinster« niß. Hauptsächlich sollte er sich durch starke Niederschläge hervorthun. Auch diesmal hat sich die Prophezeiung nicht ersüllt; denn der gestrige Tag zeichnete sich, gleich einen Vorgängern, durch ein wunderbares Wetter aus. Für den Juni hatte Falb bis jetzt keinen Treffer zu verzeichnen gehabt. Während er in seiner Prognose den Juni als sehr reich an Niederschlägen, besonders in der ersten Hälfte des Monats, bezeichnet hat, kann man bis etzt nur das Gegcntheil constatiren. * — Das Schlafenlaffen der Kinder in ihren Kleidern unter Tags ist gesundheitsschädlich, weil die Kinder meistens im Schlafe stark schwitzen. Werden sie nach dem Erwachen nicht umgekleidet und mit den vom Schweiß durchfeuchteten Kleidern der Luft ausgesetzt, so entstehen Erkältungen mit ihrem Gefolge von verschiedenen Krank heiten. *— Bei den jetzt häufiger vorgekommenen Uebungen für das am 24. Juni in Oberlungwitz stattfindende Gauturnsest ereignete sich dieser Tage in Falken ein Un fall. Ein an sich geschickter Turner zog sich beim Längs« sprung übers Pferd einen doppelten Armbruch zu. *— Die Staatsbahnverwaltung beabsichtigt aus Anlaß des 13. Deutschen BundcsschießenS Sonntag, den 8. Juli, Sondcrzüge zu besonders ermäßigten Fahrpreisen auS dem Vogtlande, der Lausitz, von Chemnitz, Hainichen und Leipzig nach Dresden verkehren zu lassen, die so zeitig daselbst eintrrffcn, daß die Besichtigung deS großen historischen FcstzugeS den Fahrttheilnehmern noch möglich ist. Die Fahrpreise sollen so billig« sein, wie bei den in früheren Jahren abgelassenen Pfingstzügcn. — Das von der Wittwe deS Herrn Rittmeisters a. D. Gelbke in Gesau bisher bewirthschastete Rittergut, zu dem ca. 300 Morgen Ländereien und «ine Ziegelei gehören, kam gestern Mittwoch zur Versteigerung. Herr Rechtsanwalt vr. Mr. HcinS aus Glauchau hat das ge« sammte Rittergut für den Preis von 179,000 Mk. er standen. — Grimma ist als Versammlungsort für die dies jährige Tagung des sächsischen Forstvereins ausersehen und wird in den Tagen vom 24.—27. Juni zahlreiche sächsische Forstleute bei sich begrüßen können. Am 27. Juni besucht der Forstverein gemeinschaftlich den Roch litzer Berg. Aus dem Sachsenlande. — Die Weihe der wiederhergestellten Kreuzkirche in Dresden soll am 9. September erfolgen. Sic wurde am 16. Februar 1897 durch Feuer zerstört. — Ein grausiges Familiendrama hat sich in den letzten Tagen in Leipzig abgespielt. Ein bei einer Arbeiter familie in Schlafstelle wohnender 27 Jahre alter Arbeiter hatte sich eines Verbrechen« nach Z 176,3 deS R.-St.« G.-B. gegen die 12 Jahre alte Tochter dieser Familie zu Schulden kommen laffen. Seiner Inhaftnahme ent zog er sich durch die Flucht, doch schloß sich ihm die 35 Jahre alte Mutter deS Kindes an, zu der er in näheren Beziehungen stand. In Weichau bei Großheringen gaben sich alsdann Beide gemeinschaftlich den Tod, indem sie sich mit den Hosenträgern des Mannes zusammenbandcn und in die daselbst fließende sogenannte alte Saale stürzten. — Eine hochherzige Schenkung machte SanitätSrath vr. Ramdohr in Leipzig der Leipziger Ortskrankenkasse; er übergab derselben sein berühmtes medico-mcchanischeS, heilgymnastisches Institut, dem seinerzeit auch König Albert einen Besuch abstattete und in welchem auch der Herzog von Sachsen-Altenburg wiederholt zur Vornahme heil- gymnastischer Uebungen weilte. Die Anstalt weist nicht weniger denn 80 der sinnreichsten Apparate aus, die den Zweck haben, Arme, Beine, den ganzen Körper in zweck mäßige, die Gesundheit fördernde Bewegung zu bringen. — Am Sonntag wurde in Leipzig inmitten herr licher Parkanlagen unter Betheiligung weitester Kreise, namentlich der gebildeten Frauenwelt, das Denkmal der Vorkämpfer in der deutschen Frauenbewegung, Louise Otto-PeterS, feierlich enthüllt. Ansprachen hielten: die Präsidenten des deutschen Fraucnvcreins Frau Auguste Schmidt, eine Altersgenossin der Otto-Peters und gegen wärtige Führerin der Bewegung, Frau Henriette Gold schmidt, Beide in Leipzig, Fräulein Helene Lange-Ber lin, sowie Oberbürgermeister vr. Tröndlin, welcher das Denkmal in den Schutz der Stadt übernahm. — Der Generalstreik der Textilarbeiter Leipzigs, der gestern beginnen sollte, ist nicht eingctreten. Infolge der Aussichtslosigkeit des Streiks beschlossen die Ver treter der Arbeiterschaft von der Forderung der zehn stündigen Arbeitszeit vorerst Abstand zu nehnen. — In ziemlich auffälliger Weise bewegte sich am vergangenen Sonnabend der Artillerist Wendler vom Artillerie-Regiment in Möckern in Markranstädt. Er kaufte sich erstens ein Paar feine braune Schnürschuhe, die er gleich in dem Geschäft mit dem Bemerken anzog, seine Eigenthumsstiefel dalaffcnd, er könne sich als Be urlaubter diesen Sport erlauben. Hierauf ging er in ein Kleidermagazin und kaufte sich einen feinen Sommer- anzug. Die Geschäftsinhaberin bat er ebenfalls, sich umkleiden zu dürfen, da er vier Wochen Urlaub habe und beabsichtige, nach München zu reisen, um seinen Bruder, einen reichen Brauereibesitzer, daselbst zu besuchen. Uniform und Seitengewehr werde er auf seiner Rück reise abholen. Endlich stattete er einem Barbier einen Besuch ab, um sich frifiren zu laffen. Hierauf fuhr W. mit dem Schnellzuge in der Richtung nach Corbetha ab. W. ist Deserteur und hat einem Offizier, bei dem er Bursche war, 400 Mk. gestohlen. Man nimmt an, daß er nach der Schweiz geflüchtet ist, weil er auf seiner Wanderschaft schon mehrere Jahre daselbst gearbeitet hat. — Am Dienstag Nachts '/»1 Uhr traf der Schah von Persien mit Gefolge von Alexandrowa über Warschau