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2. M>M M LchSnblllger Tagedllltt. Sonntag, den 6 Mai 190Ü Die Kirche der Wmen auf der pariser KusMung. Von Georg Paulsen. Nachdruck verboten. I. Von den fremden Palästen an der Seine in der Pariser Ausstellung kann man gerade nicht sagen, daß fie den poli tischen Machtverhältnissen und den finanziellen Verhältnissen der einzelnen Staaten genau entsprechen. Mitunter ist gerade da, wo im Staatsschatz alles Andere als Fülle herrscht, für diese Bauten ein außerordentliches Stück Geld ausge. geben, und wiederum haben sich kleine Gernegroße riesig hervorgethan. So das Spielbanksürstenthum Monaco! Ich weiß nicht, wer die Geschichte hier in Paris bezahlt hat, ob der Fürst oder die Spielbank, genug, der Bau macht sich bramsig, als ob er eine Großmacht vertrete. Nun, eine Macht ist die Spielbank jedenfalls. Voran steht in der Reche Italien! Und unter allen diesen Palästen kann neidlos dem italienischen der erste Preis zucrkannt werden. Er ist der größte, eine Nach bildung verschiedener italienischer Bauwerke, deren jedem sein markantes Merkmal entnommen ist. Vornehmlich wird der Beschauer an Markuskirche und Dogenpalast in Venedig erinnert, deren reiche, beinahe orientalisch üppige Gliederung immer wieder in Portalen, Thürmen, Nischen, Fenstern hervortritt. Die Ausschmückung mit einer Un- masie von großen und kleinen Statuen, Eckoerzierungen, Kapitälchen und Sonstigem erinnert an die Fayade des Florentiner Dsmes, theilwcise auch an den Mailänder Dom- Es ist ein froher, anmuthsvoller Bau, so recht geeignet, an die Zeiten eines glücklichen Italien zu erinnern, von welchem heute leider nicht viel zu erschauen. Der Bau ist wohl der umfangreichste unter den hier in Betracht kommenden. Daß die Baukosten den Voran schlag bedeutend überschritten haben, kann man glauben. Der Einwendung, der Bau sei zu bunt und zu über laden, steht die heitere, anmuthige Wirkung entgegen, die er auf den Beschauer stets macht, sei er in der Nähe oder in der Ferne. Ausgestellt sind im Innern zahlreiche Product- des italienischen Kunstgewerbes, für welches mit diesem Bau eine großartige Reclame gemacht wird; Lüstres aus Krystal!, zahlreiche Gegenstände venetianischer GlaS-Industrie, prachtvolle Marmor, und Mosaik-Arbeiten, Gold-Bronze-Waaren rc. Wer über eine wohlgesüllte Banknoten-Tasche verfügt, hat hier wirklich Gelegenheit zu zweckentsprechenden Ausgaben. Den Italienern benachbart sind die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Ihre Vorliebe für das Kolossale, gegenüber dem Kunstvollen, haben die Iankce's auch hier bewiesen: Ihr Palast geht gewaltig in die Höhe, kein anderer in der ganzen Nationenstraße erreicht diese massive Wucht; die Gesammthöhe beträgt etwas über 51'/r Meter. Man kann das Gebäude einen Aus» schnitt aus dem Kapitol in Washington, dem Sitze des nordamerikanischen Congrefses, nennen; über einem robusten Gebäude, dem eine Säulenhalle mit einem Viergespann oben, mit der Reiterstatue George Washing tons im Innern vorgcbaut ist, erhebt sich die mäch tige Kuppel. Sie brauchte nicht ganz so zu sein, aber ungefähr so hätten wir sie für unser deutsches Reichstagsgebäude statt der heute auf ihm lastenden umgestülpten Pfanne gebrauchen können. Es heißt, die Vereinigten Staaten hätten erst anders bauen, sich namentnch bezüglich der Höhe den anderen Gebäu den anfchließen wollen, bis dann auf einmal das kolossale Kupp.lwerk herauskam. Nun man kann nicht leugnen, daß eS ko dem amerikanischen Charakter in der That entspricht. Das Innere, zum Theil mit historischen G-> Mälden und mit Statuen geschmückt, bietet im Wesent lichen Empfangs-Räume und Stätten für Festversamm- lungen. Schlecht sortgekommen bei dieser amerikanischen Kraft leistung ist das nebenanliegendc österreichische Palais. Es sieht, niedergedrückt, durch den amerikanischen Kuppelbau, viel kleiner aus, ja, auch ziemlich unansehnlich, als es in Wahrheit ist. Und unansehnlich ist dieser wunder hübsche Palast, der so ganz aussieht mit seiner scheinbar schlichten, aber doch recht anmuthsvollen, zierlichen Fatzade, als solle jeden Augenblick eine Maria Theresia aus ihm hervortreten, überhaupt nicht. Es ist ja keine Großartig keit, aber auch keine Protzigkeit darin, vornehmes Wiener- thum, anmuthig, wenn auch etwas reservirt. Und dem entspricht sein reiches, aber nirgend aufdringliches Innere mit werthvollen Räumen. Die Magyaren mußten natür lich ihr elgenes Haus haben, und ebenso das österreichisch- ungarische Reichsland Bosnien-Herzegowina. Die Ungarn hatten bei Lösung ihrer Aufgabe nicht allzusehr zu suchen. Der ziemlich umfangreiche stolze Bau entspricht im Wesentlichen den stolzen Burgen, die 1896 auf der Ju biläums-Ausstellung in Budapest zu sehen waren, und die Erinnerungen aus der größten Zeit der Magyaren bildeten, wo Matthias Corvinus und andere ungarische Helden nach Osten und Westen ihre Waffen siegreich wendeten. Die auf wuchtigen Mauern ruhenden Thürme tragen den Ausdruck stolzer Erhabenheit und harter Aus dauer in jahrhundertlangen Kämpfen. Aus den alten Stätten ungarischer Größe ist manches weltliche und kirchliche Motiv glücklich verwendet. Neben Anderem birgt das Innere einen reichen Theil der großartigen national-magyarischen Ausstellung von 1896. Das Palais von Bosnien und Herzegowina hält sich in ziem lich einfachen orientalischen Linien, hauptsächlich sind Londesproducte darin ausgestellt. Den Engländern, die nun folgen, kann man beim besten Willen nicht den Vorwurf machen, daß sie irgend- wie haben imponiren oder Sensation erregen wollen. Augenscheinlich hat in London der Gedanke obgewaltet: „Zeigen wir uns, wie wir sind!", und darnach ist der Bau ausgeführt. Es ist nichts erfunden und der Phan tasie überlasten, wir haben nur eine getreue Copie des Schlosses Kingston-House aus Bradford am Avon, aus dem 16. Jahrhundert stammend, das eine treffliche Charakterisirung des englischen Volkes bietet. Nichts Ueberschwänglichrs, einfache fast nüchterne Linien bei klarer, übersichtlicher Anordnung, ein Schloß, von praktischen Leuten erbaut, wie es die Briten noch heute sind. Und doch fehlt in der Terraffenanlage nicht der Hinweis auf den soliden Reichthum, das Fundament des wirthschast- lichen Wohlstandes. Für den Bau hat sich der Prinz von Wales, der englische Thronfolger, selbst in be sonderem Maße interessirt. Aus seinen reichen Samm lungen und der Einrichtung seiner Schlösser ist manches Stück von hohem Werth in den osficiellen Empfangs- Räumen ausgestellt worden, damit verbinden sich Pläne von London und anderen englischen Städten, Abbildun gen hervorragender britischer Bauwerke und Anderes. Ein charakteristisches Schmuckstück flämischer Baukunst bietet das Repräsentationshaus des Königreiches Belgien, eine Copie des Rathhauses von Oulenard, ein prächtiges Bild mit seinem reichen Bildhauer-Schmuck, Statuen, Thürmchen, mit den krausen alten Wetterfahnen, Erkern, Dachgiebeln und dem hochragenden Hauptthurm an der Vorderfront. Neben Plänen und Zeichnungen über Stadtanlagcn und allgemeine bedeutsame Bauten, histori schen Erinnerungen wird das Gebäude auch Proben deS belgischen Kunstgewerbes, besonders köstliche Spitzenschätze bringen. Einen großen Contrast zu dem reichen, prunk vollen Rathhaus aus Flamland bildet das Holzhaus des mäßig bemittelten Norwegen. Die norwegischen Blockhäuser, von denen sich unser Kaiser eines in Romin» ten in Ostpreußen hat erbauen lasten, sind auch in Deutschland bekannt geworden. Wenn auch das vor liegende von größerer Ausdehnung, so hält es sich doch striet in dem Bereich der bescheidenen heimischen Eigenschaften: Alles ernst und streng, wie im hohen Norden die Natur die Menschen modelt. Vermischtes. Archäologische Funde in Griechenland. Aus Athen, den 16. April, wird der „Voss. Z." geschrieben: Bei Gra bungen in einem Weinberge in der Nähe des Kolonoshügels (eine halbe Stunde außerhalb Athens) wurde soeben das Grab des Sophokles entdeckt. Innerhalb des Sarkophags fanden sich nur die Schädelknochen und 14 werthvolle attische Lekythoi i Gefäße, worin Oel oder wohlriechende Essenzen aufbewahrt werden), zu der Galtung der sogenannten weißen gehörig. Auf der Grabtafel ist, wenn auch etwas verstümmelt, der Name Sophokles zu lesen. Der Sarkophag wird im Cen tralmuseum Ausstellung finden. — Vor einigen Tagen wurden in Volo, in der Nähe der heutigen Festung, verschiedene alte Gräber entdeckt, von denen bis jetzt 10 untersucht worden sind. In ihnen fanden sich wichtige archäologische Gegen stände. In dem einen Grabe fand man neun Vasen aus mykenischer Zeit und zwei goldene Ringe; in einem anderen entdeckte man das Skelett einer Frau, ein Halsband aus sar dischem Stein von vorzüglicher Arbeit, zwei versilberte Bronze- Armbänder, sowie drei Ringe, von denen zwei aus Bronze, der dritte aus Knochen hergestellt ist. Zwei weitere Gräber aus prähistorischer Zeit enthalten nur je eine Thonvase, die zu Häupten des Todten aufgestellt ist. Die Leichname in den Gräbern liegen in zusammengezogener Haltung da, sich auf den linken Arm stützend; die Gräber selbst sind, wie gewöhn lich, aus Platten von weichem Schiefer hergestellt. Ferner fand man zahlreiche Knochen auch außerhalb der Gräber, fast immer zusammen mit Spindeln u. a. Z«r Hungersnoth Indien wird gemeldet, daß das Gebiet der Hungersnoth ungefähr 300,000 Quadratmeilen umfaßt. Es erstreckt sich ziemlich über die ganze Präsident schaft Bombay, die Hälfte der Centralprovinzen, die westlichen Staaten von Centralindien, das südöstliche Punschab, Hyde rabad und die Eingeborenen-Staaten von Guzerat und Cutch. Die Bevölkerung dieses Gebiets beträgt vielleicht 40 Millio nen Menschen, wovon 5 Millionen hilfbedürftig sind. Dies ist das eigentliche Hungersnoth-Gebiet. Nun giebt es aber noch ein weiteres Gebiet von 150,000 Quadratmeilen mit 21 Millionen Menschen, in dem auch Hilfeleistung in großer Ausdehnung nölhig ist. Ein aus Indien zurückgekehrter Arzt giebt auf die Frage, ob England für die Hungersnoth zu tadeln sei, keine bestimmte Antwort. Er führte aber an, daß nach der Ansicht mancher Nationalökonomen England in guten Jahren zu viel aus Indien hsraushole. England solle das Beispiel Josephs in Egypten befolgen und in den guten Jah ren einen Hungersnoth-Fonds für die schlechten Jahre an sammeln. Vom Bnreaukratismus. Wir lesen in der „Frkf. Ztg.": Er hat sich vom Winterschlaf erholt, der hl. Bureaukratismus, und ein Lebenszeichen gegeben durch eine schöne neue Ge schichte, die so wahr ist, daß der Ort, wo sie sich zugetragen, lieber nicht genannt sei. In irgend einem deutschen Bundes staat ist eine Technische Hochschule, an der die Dozenten der Bau-Abtheilung in dem richtigen Bestreben, mit der Zeit fort zuschreiten, beschlossen, einen photographischen Apparat anzu schaffen, um ihn zu Unterrichtszwecken zu verwenden. Doch der Professor denkt, und die zuständige Oberrechnungskammer lenkt. Im gemessenen Amtsstil wurde die betr. Hochschul- Verwaltung aufgefordert, schleunigst darüber zu berichten, wie so es komme, daß in dem Budget sich unter den Ausgaben der Betrag für eine Doppel-Camera eingestellt finde? Man möge unter genauer Angabe der Gründe berichten, warum man es für den Anfang nicht bei der Anschaffung einer ein fachen Camera habe bewenden lassen! — Vielleicht ergeben sich hieraus auch neue Gesichtspunkte für die Ophtamologen (Augenärzte), die in Zukunft ihren Pattenten statt eiper Brill» ein Monocle verordnen werden, und zwar aus Sparsamkeits gründen! Ei« „Telephonograph." Aus Berlin wird berichtet: Staatssekretär v. PodbielSki hat sich dieser Tage im Versuchs- amt der Reichstelegravhie eine Erfindung vorführen lassen, die voraussichtlich berufen ist, eine erheblicheVervollkommnung des Fernsprechverkehres herbeizuführen. Cs handelt sich um einen „Telephonographen", eine Verbindung des Telephons mit einem neu konstruirten magnetischen Phonographen, die es ermöglicht, Ferngespräche, auch solche, die in Abwesenheit des Empfängers aufgegeben werden, durch magnetische Ein wirkungen derart sestzuhalten, daß sie später beliebig oft wieder gehört werden können. Die Bedeutung der aus Dänemark kommenden Erfindung erstreckt sich weit über dieses Anwen dungsgebiet hinaus. Durch die Verwendung der Magneto- graphie wird es möglich, die Wirkung des vorher fixirten Schaltbildes zu vervielfältigen, die Laute zu verstärken, so daß bei Einschaltung solcher Multtplikatoren die Fernsprechlinien weit über das bis letzt mit Erfolg erreichbare Maß ausge dehnt werden können. Ein Hauptvorzug deS neuen Systems besteht ferner darin, daß es die gleichzeitige Leitung mehrerer Ferngespräche auf demselbeu Draht zuläßt. In amtlichen und technischen Kreisen wird der Erfindung eine große Be deutung beigemeffen. Zur Nheinfahrt »er deutsche« Torpedobootsflot« tille schreibt die „Köln. Ztg.": Die ganze Bevölkerung deut scher Städte am Rheinstrom hat sich zum festlichen Empfang der Gäste von der Nordsteeküste gerüstet, und das zu einer Zeit, wo die Flottenbewegung ihren Höhepunkt erreicht haben wird. Die Gegenwart einer Torpedobootsdivision im Binnen lands wird nicht ohne Eindruck bleiben, und das geistige Band, das unser deutsches Volk mit der See verbindet, wird durch dis Gastfreundschaft der rheinischen Slädte auf beiden Seiten gefestigt werden. Wir wollen es dem Commando der Division von Herzen wünschen, daß eS ihm gelingen möge, seine Fahrzeuge soweit rheinaufwärts zu führen, wie seine kaiserliche Ordre lautet. Straßburg im Elsaß soll das End ziel der Rheinfahrt sein. — Recht humorvoll heißt es in einem Artikel des B. L.-A.: In Koblenz trinkt die Mann schaft Moselwein, da Vater Rhein in Permanenz auch Tor pedoköpfe zu sehr belastet. Bald aber beginnt der herrliche Zauber des Rheingaues. Bei Sanel Goar wird die Lore ley pouffirt, ob sie fingen wird, ist unsicher. In Rüdesyeim kann man dem Lokalgewächs die Ehrerbietung nicht versagen, Aßmannshäuser schlägt ja den Rüdesheimer nieder; dieser rothe Kragen ist nicht zu versäumen. In Kreuznach kostet man den edlen Scharlachberger, die Wiesbadener haben mit Batterie Neroberger den Rhein besetzt, um den Torpedos zu trotzen. Der Lorcher ist ein geschätzter Tropfen, und Bacharach reizt den Geschichtssinn: Das alte Reich guckt heraus, und ein Ghetto-Parfum liegt auf den kleinen schwarzen Häusern. Wer Mainz aus der Zeit kennt, da sich hier preußische und österreichische Besatzung balgten, muß es heut« Wiedersehen, wer nicht, geht in die fröhliche Stadt, um zu trinken. Vor Worms wird präsentirt, natürlich mit dem Humpen, und in Straßburg feiert man das dritte Jahrzehnt der Eroberung der wunderschönen Stadt. — Am 3. Mai traf die Flottille in Köln ein, am Sonntag trifft sie in Bonn ein, wo zur Zeit die Schwester des Kaisers, Prinzessin von Schaum burg-Lippe, weilt. Die Reinfahrt dürfte etwa den ganzen Mai ausfüllen. — nur ächt, wenn direkt von mir bezogen, — schwarz, weiß und farbig, von 75 Pfg. bis Mk. 18,65 p. Meter. An Jedermann franco und unverzollt inS Haus. Muster umgehend. K^ttsnnsdvrg, Zsirtsn-fabfülsnt (t. s. k. stoß.) rünvk. Um unsere werthen Kunden möglichst vor dem Nachtheil unliebsamer Verwechslung mit anderen gleichnamigen Seifen zu schützen, haben wir auch das Wort Eulen-Seife zum Zwecke des alleinigen Gebrauches für unsere Seife in das Markenschutzregister eintragen lassen und benennen demgemäß unsere berühmte, allbewährte Doering's Seife mit der Eule nunmehr Doering's Eulen-Seife. Auf Grund dieses Schutzes ist Niemand außer uns befugt, sein Fabrikat Eulen-Seife zu betiteln. Fordern Sie daher beim Einkäufe Ihrer Seife kurzweg Doering's Eulen-Seife und bestehen Sie dringend auf deren Verabreichung. Sie werden dann die beste Seife zur Pflege der Haut besitzen, und in der Erhaltung des schönen Temts die besten Erfolge haben. Doering's Eulen-Seife ist überall ü 40 Pfennig er hältlich.