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Stelle erst auS den in der „BreSl. Ztg." veröffentlichten Prioatbriefen Kenntniß von diesen Vorkommnisien er« halten habe. Die Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. Politisch bedeutend find die Vorfälle indessen kaum, da sonst der Consul ihrer gewiß schon in seinen amtlichen Berichten Erwähnung gethan haben würde. Der Consul Malcomeß ist trotz seines fremdklingcnden Namens Reichsdeutscher. Der Abgeordnete Lieber ist von seiner langwierigen Krankheit nun vollständig hergestellt, und da jetzt etwas milderes Wetter eingctreten ist, so haben ihm die Aerzte erlaubt, das Krankenhaus zu verlaffen und nach seiner Heimat Kamberg überzufiedeln. Zur Frage der Arbeitslosigkeit veröffentlicht die „Franks. Ztg." einen Artikel deS bekannten National- ökonomcn Or. Jostrow. Der Aufsatz geht nicht von der pessimistischen Auffassung au«, daß dem deutschen Er werbsleben eine unvermeidliche KrifiS drohe; aber er ver langt mit Recht, daß dir Zeiten deS Aufschwung« dazu benutzt werden sollen, den Folgen einer etwaigen Krisis nach Kräften vorzubauen. Von allen Folgen einer in dustriellen Krisi» ergreift aber keine so große Theile der Bevölkerung, wie die Arbeitslosigkeit. Gegen d.e ArbeitS- losen-Noth ist aber während der Periode deS wirthschaft- lichen Aufschwunges bisher viel zu wenig geschehen. Be sonders beklagenswerth sei es, daß noch immer keine ArbeitSloscn-Vrrsicherung geschaffen sei; eS sei darin rin auffallender Beweis dafür zu erblicken, daß die Zeiten wirthst östlichen Aufschwungs auf das Bedürfniß nach Vorbcugungsmaßregeln wüt eher einschläfernd als an- spornend wirken. Der Aussatz verspricht sich eine wirksame Abhilfe der herrschenden Calamität nur von einer WirthschaftSpolitik, die alle die Maßregeln fördert, welche einer Vergrößerung der Arbeiterorganisationen dienlich swd. Denn es sei die älteste und bewährteste Erfahrung deS Versicherungsgeschäftes, daß alle Mängel der Grundlagen am besten durch einen großen Umfang ausgeglichen werden. Frankreich. Pariser Blätter erklären, Portugal dürfe sich nicht wundern, wenn sich die Buren jetzt als im Kriegszu stände mit ihm befindlich betrachten und alle auSsühr- baren Repressalien anwcnden. In Berlin ist seitens Transvaals noch kcine Protestnote gegen die England gewährte Ermächtigung, Truppen durch portugiesisches Gebiet zu führen, eingetrcffen. Belgien. Die Untersuchung gegen den Attentäter Sipido hat nach Angabe Brüsseler Blätter ergeben, daß Sipido von einem Unbekannten zur That angestlslet worden ist, auf dessen Rath er auch am vergangenen Sonntag einen Revolver iür 3 Fr. erstanden habe. Sipido weigerte sich, den Namen seines Genoffen anzugeben. Das Attentat wird von anderer Seite Hetzreden zugeschrieben, die in einer Volksversammlung in Brüssel gegen die Engländer gehalten wurden. Ein Socialist erklärte dort: „Der Prinz von Wales wird morgen hier durchreisen und eS ist vothwendig, daß er erfahre, daß das belgische Volk die Wiederherstellung deS Friedens wünscht. Die auf hetzenden Worte haben in dem Kopfe deS jugendlichen Sipido heillose Verwirrung angerichtet, und Prinz Albert Edward hat ganz Recht, wenn er sagte: „Es wäre wünschenswerth, daß man die Urheber dieses Streiches zur Rechenschaft zieht, man wußte, daß ich mit meiner Frau komme. Es war ein häßlicher, recht häßlicher Act!" Ferner sprach er den Wunsch aus, daß man mit dem Thäter nicht zu streng verfahren möge. Natürlich wuv die That allerseits scharf verur- theilt, zu der auch n cht der geringste Grund vorliegt, denn auf die englische Politik hat der Prinz von Wales so gut wie keinen Einfluß. Die Eltern des Attentäters waren außer sich, als sic von der That hörten. Die Mutter warf sich schluchzend auf den Boden. Der Vater war sprachlos und wollte die Erzählung nicht glauben. Er sagte fortwährend: „Nein, es ist unmöglich, es ist unmöglich! Es ist ein anderer, der den Namen meines Sohnes angenommen hat. Mein Sohn ist ein so sanfter, ruhiger uns ordentlicher Junge, der nie in die Kneipe geht, wie hätte er so etwas thun können? Weder er, noch wir haben je etwas von dem Prinzen von Wales gehört. Dieser Mann hat uns nichts gethan." Die Frau warf weinend ein: „Wenn er es war, so hat man ihn verführt. Jean Baptiste ist unser bester Sohn, er half seinem Vater." Dann sagte wieder der Mann: ich wollte lieber, daß alle meine neun Kinder todt seien, als diese Schande zu erleiden und unseren Namen in den Zeitungen zu sehen. Und unser armes Geschäft! Aber er hat nie einen Revolver in der Hand gehabt. Er verstand ihn nicht zu gebrauchen, und- woher sollte er das Geld haben, um ihn zu kaufen?" Die Mutter des jungen Attentäters warf sich schluchzend vor einem Kruzifix nieder. Wenn der englische Staatssekretär für Indien, Lord Hamilton, versucht, dem TranSoalgesandten in Brüssel, Or. LedS, die Schuld an dem Anschlag beizumeffen, so halten wir daS für eine elende Verdächtigung. Solcher Mittel bedienen die Buren sich nicht! Rußland. Auch in einer Mittheilung auS Warschau in Russisch- Polen wird über Arbeitermangel geklagt: Eine Ka lamität für das Land ist der Abgang der Landbevölkerung nach Deutschland. Viele Güter sind für diesen Sommer ganz ohne Arbeiter geblieben. Man hat, belehrt durch die Vorgänge in den letzten Jahren, diesen Winter ver sucht, den AuSwanderungs-Agenten zuvorzukommen und durch höhere Löhne die Landarbeiter festzuyalten, aber Alles vergeblich. Es sind nun in verschiedenen Gou vernements Vereinigungen der Gutsbesitzer gebildet worden, um die fehlenden Arbeitskräfte auS Galizien resp. Ruß- land heranzuziehen, auch haben dir MilitärcommandoS bereitwilligst die Beurlaubungen von Soldaten zu Ernte- zwecken, zugesagt. Zwischen Petersburg und Sofia sollen Verhandlungen schweben, dir darauf abzielen, durch Vermittelung des russischen FinanzeinfluffeS dem Fürstenthum Bulgarien eine größere Anleihe zu ermöglichen. Bulgarien be findet sich aber doch so wie so schon ganz in den Händen Rußlands, rS ist nicht ersichtlich, weshalb man da erst noch den russischen Rubel rollen lassen soll. Spanien. Im ganzen Lande herrscht eine äußerst gedrückte Stimmung wegen der neuen Steuern. Seit dem 1. April sind die Steuern geradezu unerschwinglich. Re gierungsseitig soll infolgedessen beschlossen worden sein, sofort eine Neuordnung der Steuern in Angriff zu nehmen und auch eine große Anleihe behufs Umwandelung aller Schulden vorzubereiten. Türkei. Der vor einiger Zeit fälschlich todtgesagte türkische Feldherr Osman Pascha ist nunmehr thatsächlich zur großen Armee einberufen. Am Donnerstag schloß der „Löwe von Plewna" seine Augen für immer; das alte Sprichwort, daß zu Unrecht Todtgesagten noch ein langer Leben beschieden sei, hat sich in diesem Falle nicht bewährt. Afrika. In einer Konferenz zwischen den Präsidenten der bei- den Freistaaten Krüger und Steijn wurde der Beschluß gefaßt, von allen Seiten gegen Bloemfontein vor zurücken. Da die Burentruppen sehr zahlreich sind und sich auch viele Freistaatler, die sich bereits unterworfen hatten, unter ihnen befinden, so wird die Lage äußerst kritisch. Es ist jetzt sonnenklar geworden, daß Lord Roberts sich in der Beurtheilung seines Feindes be deutend geirrt hat. Durch die Zerstörung der Bloem- sonteiner Wasserwerke ist der Plan deS britischen Generalissimus, nach Norden vorzudringen, gänzlich zu Schanden geworden. Für den Augenblick leiden zwar nur die Einwohner der Stadt unter der Wafferkalamität, da fast das gcsammte vorhandene Trinkwaffer für das Militär requirirt wird; aber wie lange kann es noch dauern, dann sind die Vorräthe ausgebraucht und das engliiche Heer ist den furchtbarsten Qualen, denen deS DursteS unter südafrikanischer Sonne anheimgesallen. Welche Pläne der Lord für die Zukunft beschlossen hat, ist noch Geheimniß; cs wird ihm kaum etwas anderes als der Rückzug übrig bleiben. In seiner Verlegenheit meldet er nach London, um wenigstens etwas Gutes zu berichten, er habe in Bloemfontein bewunderungswürdige Vorbereitungen für alle Fälle getroffen, da die Be völkerung der Stadt durch die Wendung der Dinge „etwas" in Unruhe gerathen sei. Es wurde auch eine neue Proclamation erlassen und den Civilisten besohlen, von 8 Uhr abends an zu Hause zu bleiben. Nach ihren jüngsten Erfolgen ist den Buren der Muth gewaltig ge wachsen und sie scheuen die gewagtesten Angriffe nicht. Man wird aber wohl nicht zu befürchten brauchen, daß sie die gebotene Vorsicht außer Acht lassen und um den Besitz Bloemfonteins mit den Engländern eine offene Schlacht ausnehmen werden; ein derartige« Unternehmen könnte ihnen doch leicht verhängnißvoll werden. Da gegen sind die Beunruhigungen, die den Engländern im Süden des Oranjefreistaats durch die Buren bereitet werden, von sehr großer Bedeutung. Die Buren reizen den Feind in der Absicht unaufhörlich, damit sie von diesen in der Stellung angegriffen werden, an der sie gerade angegriffen sein wollen. Die überlegene Beweg lichkeit kommt den Buren dabei vorzüglich zu Statten und eS ist wohl zu erwarten, daß die Engländer schließ lich doch wieder auf den Leim gehen und sich blutige Köpfe holen werden. Auch in Natal zeigen sich wieder starke Burenabtheilungen, und zwar bei den östlich von Ladysmith gelegenen Orten Helmakaar und Poweroy Drese könnten ganz wohl dazu bestimmt sein, dem General Buller im Rücken Ungelegenheiten zu verursachen. Zwischen den Bewohnern von Ladysmith und Mafeking wurden Begrüßungstelegramme gewechselt. Die Mafe- kinger sprechen in ihrem Telegramm die Hoffnung aus baldigen Entsatz aus. Die Lage deS englischen Feldmarschalls Lord Roberts in Bloemfontein wird in einem Londoner Briefe der „Voss. Ztg." als sehr ernst bezeichnet. Die Buren, so heißt eS, haben nach bekanntem Vorbilde eine Division nach Norden gelockt, um das englische Haupt heer im Rücken anzugreisen und womöglich umzingeln zu können. Daß es etwas Wahres an dieser Vermuthung >st, kann man sich nicht verhehlen. Lord Roberts hat eS nicht vermocht, den Rückzug der Burencommandanten Olivier und Grobler auszuhalten, die mit einem auf 5000 Mann geschätzten Heer und 16 Geschützen sich aus der Kapkolonie längs der Basutolandgrenze nach dem Nordosten deS Oranjefreistaates durchschlugen, mit einem Geschick, das man nur erfahrenen Feldherren zu getraut hätte. Wa» hat Lord Robert-, der mit einem auf 60,000 Mann geschätzten Heer bei Bloemfontein stand, verhindert, den Burenführern den Rückzug abzu- schneidrn? Auf diese Frage antwortet der Berichter statter deS obengenannten BlatteS: Lord Roberts hat sich durch den Entsatz von Kimberley und die darauf folgende Gefangennahme deS Commandanten Cronje derart erschöpft, daß er seinen Truppen Ruhe gönnen und seinen Transport gänzlich erneuern mußte. General French, der vor sechs Wochen mit 8000 Berittenen von Ramdam zum Entsatz von Kimberley vorstieß, hat 3000 Pferde unterwegs verloren. Der Verlust an Pferden durch Krankheit und Erschöpfung beim Vormarsch auf Bloemfontein wird auf weitere 4000 berechnet. Kavallerie und Artillerie wurden gleich stark heimge sucht. Außerdem sind den Buren am Rietfluß, als sie einen aus 200 Wagen bestehenden Transportzug er oberten, außer 2000 Ochsen noch 3000 Pferde in die Hände gefallen, dir zum Ersatz für French dienen sollten. Der Verlust von 10,000 Pferden innerhalb sechs Wochen bedeutet für Lord Roberts den Verlust der Beweglichkeit, die allein eS ihm ermöglichte, seine Schläge so rasch auszuführen. Er mußte nach Bloemfontein, der Eisen bahn wegen, und dort sitzt er fest, gerade wie Lord Methuen am Modderfluß festsaß, bis ihm Hilfe gebracht ward. Aus dem Muldenthale. *Waldeubnrg, 6. April. Das königliche Ministerium deS Innern giebt in einer Verordnung bekannt, daß noch dem Sinne sowohl wie nach dem Wortlaut von Z 7 Absatz 1 des Gesetzes vom 10. September 1870 auch die nichtöffentlichen Concerte und Tanzvergnügungen, wenn sie an öffentlichen Orten abgehalten werden, an Vorabenden der Sonn» und Feiertage nicht über Mitter nacht ausgedehnt werden dürfen. *— Wie'die „S. N. C." meldet, wird im Auftrage der nationalliberalen Fraction der 2. Kammer Adg. Bößneck in der Finanzdeputation den Antrag stellen, dieselbe wolle zu Titel 16 deS Etats die Einstellung einer entsprechenden Summe beantragen, zum Zwecke der Er> möglichung oder Erleichterung des Besuches der Pariser Weltausstellung auch für nichtstaatlich angestellte Peiiön- lichkeiten. Man hat hierbei in erster Linie an industrielle und gewerbliche Lehrer, an Werksührcr, Zeichner, Vor arbeiter, intelligente Arbeiter u. a. gedacht, denen die anregenden Schätze und Erzeugnisse deS gewerblichen Fleißes aller civilisirten Nationen ebenfalls zugänglich zu machen im Interesse der Allgemeinheit liegt Die hier etwa aufzunehmende Summe dürfte reiche Zinsen tragen. Sollte der Antrag in der Deputation keine Mehrheit finden, so wird die nationalliberale Fracl on im Plenum gelegentlich der Berathung des Titel l6 darauf zurückkommen und ihm dort zur Annahme zu verhelfen versuchen. — Gegenwärtig sind im Zwickauer Revier von ven ausständig gewesenen und deshalb abgelegten Bergaibeitern noch 199 beschäftigungslos. — In der letzten Woche wurden in Zwicka« 40,237 Tonnen Kohlen versendet, 19,585 Tonnen mehr als zur gleichen Zeit im Vorjähre. — Der Bau der BiSmarck-Feuersäule bei Zwickau soll so gefördert werden, daß am 2. Septembe, o. Z. die Einweihung erfolgen kann. Von dem Ltar dpu-k e des Bismarck-ThurmeS aus hat man eine Fernsicht nach 42 hervorragenden Orten, z. B. Glauchau, Fraureuch, Neumark, Ober-Reichenbach, Hohenstein, Zwönitz, Raschau, AuerSberg, Fichtelberg, Keilberg. — In Zwickau sind kürzlich eine Anzahl Velsonen wegen umfangreicher Wechselreitereien verhaftet worden. Sie fabricirten sogenannte Kellerwechsel, für w-lche sie sich Accepte von gefälligen, aber mittellosen Personen gegen Entgelt zu verschaffen wußten. Auch wmden von der Gesellschaft, welche weitverbreitet ist, Blankoaccepte von Leuten, die nicht über einen Pfennig zu ocuügen haben, gegen mäßige Entschädigung angenommen. Eme große Anzahl Personen sind in die Affaire oerw ckclt, die einen weiten Umfang annehmen wird. — Am Donnerstag früh verunglückte durch Abruischen einer Wand in der Schreiber'schen Sandgrube in Penig ein Arbeiter schwer. Er erlitt einen Schenkelbruch uao mußte infolge davon in das dortige Krankenhaus über führt werden. Verhältnißmäßig geringfügige Verletzungen ebenfalls am Bein, die ihm aber das Gehe» nicht un- möglich machen, erlitt ein zweiter Arbeiter. Aus dem^ächsenlande. — 1' Kammer beschloß am Donnerstag zunächst die Petition der Leipziger Kretsoereinsmitglleder um Ausdehnung der Regelung der Liehschädenoecgüiunz aas die d'trch die Genickstarre entstandenen Schaden und auf die durch die Maul- und Klauenseuche bei R nsccn ent standenen Schäden, soweit letztere sich auf die directen Todesfälle durch die Seuche während der Sperre beziehen, der König!. StaatSregierung zur Berücksichtigung in dem Sinne zu überweisen, daß dieselbe noch dem jetzt tagenden