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HoWM-ErnMerAUiM Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. « « X « , « « X . - X»... X x^ -I, ko« saiaenden Taoes Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung Ins Kaus Mk. 1.50, bei Abhvkunh ick der Geschäftsstelle beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Eonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die Sgespallene Äorpuszetle oder deren Rmim Psg . f n,„.„x _„.x.. «»ic» x ^-x, gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für dte am Abend erscheinende Nummer bis vormittags tt Uhr, gröbere Anzeigen wer Rückgabe einaelandier'^>> ikr!w^/?üg^ick jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an oorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch "'Übernommen. Für Rückgabe emgesandler Manuskripte mach! sich d,e Redaktion e-e-e-L!°-°-«e!>r!L-e!°-L->LL«e-e-e!e-er«<Ll8--L-^<8e-e-<-L«^e!ere-°- nicht verbindlich. Nr. 174. s-r»lp-.ch-° N-. isr Sonnabend, den 30. Juli 1910. «.Wst-M. B-h-ftr. s. 37. Jahrgang. TageSgefchichte ! Die Heimkehr von -er Nordland»reise. Einer amtlichen Mitteilung zufolge trifft der Kaiser bereits am Sonnabend nachmittag in Twine- münde ein. Dte neue Militärvorlage ist laut „Tägl. Rundsch." dem Bundesrat bereits zugegangen und fordert Ausgaben im Gesamtbe träge von 34 Millionen Mark. Die preußische Wahlrecht-vor läge wird, wie eine der StaatSregierung nahestehende Stelle mittetlen kann, noch in der laufenden Legis laturperiode an den Landtag gelangen; ob in der «esston 1S11, 1912 oder 1913 steht noch nicht fest. Es wird der Zeitpunkt gewählt werden, welcher der Regierung die günstigsten Aussichten auf ein positives Ergebnis eröffnet. Eine Wohlgeluugeue Fernfahrt machte, wie schon gestern gemeldet, das Militär lustschiff „M. HI". Es stieg in Tegel bei Berlin in der Nacht zum Donnerstag auf und landete nach etwa lOstündtger, herrlicher Fahrt in Gotha. Die Fahrt wurde wesentlich durch prächtiges, wind- schwacheS Wetter begünstigt. Der größte Teil der Fahrt wurde mit halber Kraft der Motoren zurück- gelegt. Ursprünglich wollte Major Groß noch weiter fahren und in Gotha überhaupt nicht landen. In der Tat flog daS Luftschiff über Gotha hin weg und nahm die Route Eisenach—Meiningen- Themar—Schleusingen— Arnstadt—Erfurt. Hier aber hielt man es mit Rücksicht auf die inzwischen veränderte Wetterlage für geboten, nach Gotha zurückzukehren, wo die Landung glatt erfolgte. Wie Major Groß mitteilte, ist die Rückfahrt des „M. III" am heutigen Freitag direkt von Gotha noch Berlin beabsichtigt. Luftschtffmauöver in Metz. Gestern vormittag stiegen in Metz di» beiden Luftschiffe „Zeppelin" und „Parseval" zu einer längeren Fahrt auf und verschwanden in der Rich tung nach Amanweiler. Sie wurden von der Metzer Luftschifferkompagnie dirigiert, die zu einem Bataillon erweitert werden soll. Kommandant ist Hauptmann George. Auch die Berliner Lust- schifferabteilung nahm an den Manöver» teil. Die Verstärkung und B-sestigung der Reichslust schiffhalle zu Frescaty ist nahezu beendet. Gehr interessant sind dte an der Hallendccke innen an- gebrachten, auf Lausschienen beweglichen Trepp n- brücken, welche die Reparatur der Luftschiffe von . oben her ermöglichen. Auf der Halle werden j-tzt Leuchttürme montiert, die den bet Nacht manöo- s rierenden Schiffen zur Orientierung dienen sollen. Line solche Nachtübung steht bevor. Alle drei Lustschiffe sollen sich an ihr beteiligen Die Besetzung -es Srzbischoftfitze» Posen- Guesen soll nach dec „Nowa Reforma" während der An wesenheit des Kaisers in Posen erfolgen. Das Polenblatt will auS guter Quelle wissen, die Re gierung sei geneigt, die Stelle noch einmal einem Polen, aber nur einem älteren, anzuvertrauen. Alt Aussicht besitzende Kandidaten werden genannt Weihbischof Likowski und Prälat v. Jazdzewski. Allerdings, so meint die „Resorma", könnten d'e Posener Kaisertage auch noch Uetecraschungen bringen. DaS glauben wir auch. Denn es dünkt uns ausgeschlossen, daß man nach allen Erfahrungen, die man bisher machte, nochmals auf einen pol nischen Bischof hineinfällt. Die Drrijahrh««dertfeier der Stadt Elberfeld. Nachdem am Mittwoch abend die Dreijahr- hunderrseier der Stadt Elberfeld durch einen Festakt im Rathause und Illumination etngelertet wurde, begannen Donnerstag vormittag die auf drei Tage berechneten Feierlichkeiten der Gtadt Elberfeld durch FestgottcSdienste. Vormittags fand eine Festsitzung des Stadtverordnetenkollegiums statt, an der als Ehrengäste u. a. der preußische Minister des Innern und der Oberprästdent der Rheinprovinz teilnahmen. Der Oberbürgermeister der Stadl Elberfeld hielt eine Rede, worin er einen Rückbl ck aus die Geschichte der Stadt Elberfeld gab. Zum Schluffe verlas der Redner das an den Kaiser ab gesandte Huldigungstelegramm und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Der Minister des Innern Überbrachte die Glückwünsche der Regierung. I« die Gestaltung der Lebeu-mittelpreifr eröffnet einen lehrreichen Einblick das sogen, nied rige BekösttgungSgeld, daS für die einzelnen Stand orte deS preußischen Heeres für jedes Halbjahr im voraus aufgrund der Preise von Fleisch, Hüls-n- früchte, Gemüse usw. festgesetzt wird. Vergleicht man daS Beköstigungsgeld für das zweite Halbjahr 19lO mit dem für das erste Halbjahr, so ergibt sich nach einer Aufstellung der „Doss. Ztg.", daß in 102 Standorten eine Erhöhung, dagegen nur in 41 eine Ermäßigung stattgefunden hat. Am niedrigsten ist das Beköstigungsgeld in Ottelsburg mit 33 und in Rosenberg, Westpr., mit 34 Pfen- nigen: am höchsten mit 42 Pfennigen in Burg Hohenzollern, Oldenburg und St. Arnold. Eine Ausnahme macht Helgoland, wo das Beköstigungs geld 48 Pfennige beträgt. Zur Lage de» Tabakgewerbe». Auf Verordnung des Ministeriums wurden gegen Ende April Ermittelungen darüber ange- stellt, ob die Lage des Tabakgewerbes sich seit Ok tober bez November 1909, zu welcher Zeit in dieser Richtung zum letzten Male Erhebungen ver anstaltet worden waren, noch weiter verschlechtert habe. Insbesondere sollte erforscht werden, ob die Arbeitslosigkeit und die Betriebseinschränkungen in diesem Gewerbe, wie behauptet, inzwischen einen noch größeren Umfang angenommen hätten als im Oktober und November des Vorjahres. Die Ermittelungen ergaben, daß allerdings seitdem eine weitere wesentliche Verschlechterung in der Lage des Tabakgewerbes eingetreten war. Erlö» au» de« Lotterie«. Die drei Ttaatslotterien, die sich in Preußen, Sachsen und Hamburg befinden, werden in diesem Jahre 31325500 Mark für den Staatssäckel ub- wersen. 18560000 Mark dürfte die preußische StaatSlotterie, 8 525000 Mark die sächfische und 4240500 Mk.die hamburgische eindringen. AuSPcj- vatlotterien wird der Staat eine Einnahme von 11 Millionen haben, so daß also rund 42000000 Mark die Spiellust dem Reich einbringen muß. Die badischen Genoffen und die Budget- Verweigerung. Aus Karlsruhe wird gemeldet: In einer über- füllten Parteiversammlung nahm der sozialdemo kratische Verein in Karlsruhe Stellung zum Bud getstreit. Es sprachen u. a. die Karlsruher Abge ordneten Kolb und Dr. Frank. Das Ergebnis der Diskussion war die Annahme der Resolution des Kreisoorstandes, das der Fraktion das volle Vertrauen auSspricht und ihr Verhalten in der Budgetfrage billigt. Nur 12 Stimmen waren da gegen. Eine wettere Entschließung, dte an den Magdeburger Parteitag den Antrag stellt, dte Nürnberger Resolution auszuheben, wurde mit allen gegm 2 Stimmen angenommen. Deu politische« Maffeuftreik fordert Rosa Luxemburg, die blutige Rosa, wie sie genannt wird. Sie sagt: „Die Parteigenossen müssen sich darüber klar sein, daß eine wirkliche Massenaktion großen Stils sich nur dann entfachen und auf die Dauer aufrecht erhalten läßt, wenn man sie nicht al- eine trockene Exerzierübung nach dem Taktstock der Parteileitung behandelt, sondern als einen großen Klaffenkampf, in dem alle be- deutenden wirtschaftlichen Konflikte auSgenüht, alle Momente, die die Massen erregen, in den Strudel der Bewegung geleitet werden müssen, und in dem man nicht einer steigenden Verschärfung der Situation und entscheidenden Kämpfen ausweicht, sondern ihnen mit einer entschlossenen konstquenten Taktik entgegengeht." — Diese revolutionären Reden find glücklicherweise weniger gefährlich, weil sie selbst auf die Genossen der strengen sozialdemokratischen Observanz keinen Eindruck machen. Der politische Massenstreik rumort in dem Kopfe der blutigen Rosa, sonst gilt er nicht als brauchbare Waffe. England lehnt die Teilnahme a» der inter nationale« Hygie«ean»ftellu«g in Dresden ab. Das britische Komitee für die internationale Hyzieneausstellung Dresden 1911 gibt bekannt, daß, obgleich jedes andere Land von Bedeutung offiziell vertreten sei, das Auswärtige Amt seine Teilnahme endgültig abgelehnt habe. Das Komitee werde versuchen, eine britische Beteiligung ohne Unterstützung der Regierung durchzusühren, der Erfolg sei jedoch zweifelhaft. Da» belgische Königbpaar trifft nächste Woche zu mehrtägigem Aufenthalte in Poffenhasen in Bayern ein, wo es einige Tage in der Nähe der Herzogin Karl Theodor, der Mutter der belgischen Königin, verbleiben wird. Die Königin hat ihre Mutter seit dem Tode deS Herzogs, des berühmten Augenarztes, am 30. No vember v. I. nicht gesehen. Der Haß der Mohamedaner in Palästina gegen die dort ansässigen Christen, der kürzlich zu der empörenden Niedermachung deS Deutschen Unger führte, macht sich weiter bemerkbar. Die Scheichs der Umgebung von Haiffa und andere vornehme Mohamedaner halten Versammlungen ab, um zu der Ermordung des Europäers „Stel lung zu nehmen". Hoffentlich bleibt die türkische Regierung fest und ignoriert die „Stellungnahme der Herrschaften. Die Schuldigen find zu bestrafen, das ist die Forderung, die sich von selbst ergibt. Dte Bereinigten Staate« u«d die Reger- Republik Liberia. In Liberia wollen die Vereinigten Staaten von Amerika nicht ein eigentliches Protektorat übernehmen, so läßt die Unionsregierung durch Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borg siede. 411 (Nachdruck verboten.) Fräulein Mainau antwortete nur mit einem Lackeln. Sie körte kaum, was die Gräfin syrack. Ikr Blick kaftcte auf Kun, der mit glühendem Gesicht ans dem Herrenzimmer trat, um schnell einige Gläser Eis- wasscr binnmerzustürzen. Jene keine Angst von vorkin kam wieder über sie. Dieser erhitzte, aufgeregte Mann trug Wolfs Namen, war sein Verwandler! Seine Un ebre würde auch die des noch immer Geliebten sein! Aber als sie sich ihm nähern wollte, war er wieoer ver schwunden. Er spielte weiter. — In dem kleinen, weltfernen Torf, in dem engen, niedrigen Pfarrhause sahen fick Martin Nordfcld und Walt Lindberg gegenüber. Tic scheidende Lonne über glänzte noch einmal Berg und Thal und warf einen goldenen Schleier über das revennmsponncue Hans. Des Grafen Hand hatte dasselbe erst wohnlich gemacht, denn der Pfarrer selbst besah nichts als das Nötigste. Seine Einnahmen waren gering und wurden noch geringer dadurch, daß er cs nickt verstand, die Säumigen zu mahnen, sondern gab und immer wieder gab ohne Ende, bis für ihn selbst nichts mehr übrig blieb. Auch Grat Wolt war sehr verändert. Etwas Stilles, Abgespanntes lag über seinem Wesen, so viel fach Martin fick auch bemühte, ihn zu erheitern nnd auf andere Gedanken zu bringen. Der gern begrüßte Briefträger hatte für je einen der Herren eilten Brief. Der Graf blickte lange aus dte feinen, klaren Schrift züge des Schreibens an Nordsetd, ehe er es ihm hiu- retckte. „Ah, von Irene! Sie erlauben doch, Lindberg, daß ich erfahre, was mein Schwesterherz schreibt.' Anstalt seinen Bries zu lesen, der die großen, steilen Buchstaben Heumanns trug, beobachtete Wolf den Gcistliü cu. Je ü lächelte derselbe, jetzt schüttelte er wie unwillig das Haupt und nun wollte er den Brief in die Tasche seines HausrockeS versenken. ./Nordfeld", redete Lindberg ihn an, „ich habe den Brief diesmal noch nicht gelesen. In letzter Zeit sind Irenes Briefe stets von dem einen zum andern ge wandert." „'Verzeihen Sie, Lindberg, ich weiß doch nicht, ob ich Ihnen diese Zeilen geben kann. In ihnen svricht die Schwester eigentlich zu vertraulich zu dem Bruder." Als er aber das Zucken der Lippen und das Er blassen Wolks gewahrte, reichte er ihm das Papier hin. „Ich sehe, Sie sind wieder auf dem besten Wege, uns zu verkennen. Lesen Sie also, ich werde es später vor Irene vertreten." Ja, das war Irene Mainau, wie sie damals zuerst vor ihm stand, wie er sie lieben lernte. Jedes Wort wakr und rein, jeder Gedanke milde nuv Frieden atmend. Sic freiste sich über des Pflcgebruders Entschluß, sie lobte ihn, sie beglückwünschte ihn zu dem neu ge fundenen Freunde. Und dann sprach sie von sich und ihrem Leid. „Ich habe nicht viel darüber zu sagen, Martin", hieß es, „denn es ist eine kurze Geschichte. Du darfst nach dem, was Graf Lindberg mir gcthau hat, keines falls seinen Ekarattcr beurteilen. 'Wir Frauen sind eben für Euch Männer stets eine Art Spielzeug, falls Ihr nickt zufällig unsere Väter oder Brüder seid. Ter Graf ahnte offenbar nicht, daß das heiligste Empfingen meines Herzens, ja. daß dasselbe völlig unberührt ihm mit wildem Entzücken entgcgenflog." „Er kannte ja so viele glänzende, begehrenswerte Fraßen, die ihm alle zu Füßen lagen. Er liebte mich eben nicht, wie ich geliebt sein will. Und wenn ich bedenke, daß eben darum diese Stunde der Erkenntnis doch einst früher oder später gekommen wäre, so mnß ich mir sagen, es war gut, daß sie so bald kam. So zerbrach nur meine Hoffnnngsfrendigkeit, die GlaubenS- fähigkeil meiner Seele, sonst wäre mein Leben, meine Kraft vernichtet gewesen. In Deinem neuen Heim wird die Schwester Dich willkommen heißen, und ick hoffe, es wird mir gut thuu, Dich, Du treues, starkes Herz wieder zu haben." Graf Lindberg vergaß ganz den Brief, den er mehreremal las, zurückzngeben. Völlig in Gedanken, versenkte er ihn in die Tasche seines Hausrockes, und Martin ließ ihn mit stillem Lächeln gewähren. Seine lange Pfeife entzündend, wandelte der Pfarrer durch das Zimmer. Wunderbarer Frieden schlummerte in seiner Seele, ein Frieden, den diese Welt nicht bat. Dann blieb er neben dem andern stehen. „Lindberg, ich weiß, daß Sie mir zngetha» und von meiner Freundschaft für Sie überzeugt siud, wollen Sie sich nicht einmal offen gegen in ich aus- sprecheu. Glauben Sie wirklich, ich fühle nicht täglich, stündlich, daß diese unglückselige Geschichte mit Irene noch immer au Ihrem Herzen frisst. Das Mädchen sagte, daß es von Ihnen nicht wahrhaft geliebt worden sei. Daran glaube ich nicht. Sie machten, als wir uns kennen lernten, machen auch heute keinen glücklichen Eindruck. Irenes Seele zerbrach und wer weiß, ob nicht auch noch Kraft und Jngendmnt dazu, und Ilne Lebeusfrcudigkeit ist ebenfalls gleich Null. O, Ihr thörichten Weltkiuder!" — in den dunklen Augen Martins flammte es begeistert auf — „ist es denn wirklich so unsäglich schwer, einen begangenen Irrtum cinzngcstchcn, ist es denn wirtlich so schwer, zu vcr- Zcihcu? Vergeßt Ihr denn ganz, daß es heißt: Aber die Liebe ist die größeste unter ihnen? Ich bin fest überzeugt, Ihr beide gebt jfreudig Euer Leben dahin, um wieder vereinigt zu sein, aber keiner von Ench kann seinen Stolz bezwingen!" „Nordfeld, sie hat mir vorgeworfen, ich habe nur mit ihr gespielt. Sie sind selbst ein Mann, mußte mich das nickt namenlos empören und kränken! Turne ich das dulden von dem Weibe, bei dessen Anblick alle Vorurteile alles lleberlegen, alles Kleinliche ver stummte? Ich prüfte und erwog in diesem einen Fall nicht, wie sonst nnzähligcmal, wenn sich scköne Hände verlangend nach mir ausstrcckten. Ein Blick ihrer Augen galt mir mehr, als die heiligsten Schwüre!" „Ick kann nicht beurteilen, wer die größere Schuld trägt", sagte der Pfarrer milde, „ick hätte denn bei Eurer letzten Unterredung zugegen sein müssen. Aber da Sie sagen, daß Eifersucht Sie zu harten 'Worten veranlaßte, scheint es mir, als wenn die Vorwürfe von Ihnen ausgiugeu." Der Graf strich sich schwer atmend über die Stirn. „Gewiß, ich stickte Irene auf, »m ihr Vorhaltungen zu macken, nm ihr zu sagen, daß ich Ihr Verhältnis mit Ihnen endlich entdeckt habe. Meine Worte mögen hart gewesen sein, da ich namenlos erregt war." „lind Irene? Sollte sie sich garnicht verteidigt haben?" „Nvrdfeld, haben Sie Erbarmen, fragen Sie mich nicht weiter! Martern Sie mich nicht länger! Ich glaube, sie bat mich, ihre geliebten Augen standen voll Thräneu, aber ich Rasender stieb sie zurück, ich — 'Nein, sie kann mir mein Benehmen nie verzechen, das fühle ich. Und je tiefer und selbstloser sie mich geliebt hat, desto verächtlicher muß ich ihr erscheinen." „Und seit jener Stunde haben Sie Irene nicht wieder gesehen?" „Nein — ich haßte die Heimat, das Vaterland, alles, was mich an die Verlorene erinnerte." „So will ich Euch beiden recht von Herzen wünschen, daß bald eine Stunde kommt, wo all Euer Trotz und Hochmut zerbrechen", sagte Martin ernst, „niemand kann Euer Leid wenden als Ihr selbst." (Fortsetzung folgt.)