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»otm, en Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borgstede. gHf (Nachdruck verboten.) Des Grafen Stirn war schwer bewölkt. Er schaute in das lichte Griin iibcr und um sich, ohne es offenbar zu sehen. Seine Zähne nagten nervös seinen blonden Bart. Dann wrang er einvor und lief mir großen Schritten, die Hände aus dem Mcken, auf und nieder. „Sic haben recht, gewiß, ja. ich müßte ja kovflvs und blind sein, nm das nicht zn sehen Aber was thun, wie eine Wandlung schaffen? ' stieß er endlich hervor. „Meine süße Kleine hat eben gar kein Talent zu dergleichen Dingen. Das Frühaufstehcn greift ihre zarte Gesnndhcit an, und diese muß mir mehr gellen, als alles übrige." So sprach der Mann, der eine ernste, schwere Pflicht übernommen hatte, der seine Zukunft mit eigener Hand gestalten sollte nnd mußte. „Hallen Sie nicht NeiueS Gesundheit für zu schonungsbedürftig", sagte Irene ernst. — „Wenn sie diese endlosen nächtliche» Schwärmereien cinslelltc, würde ihr ein wenig Frühanfstehcn durchaus nicht schaden. Gewohnheit thut viel, und das eiserne Muß, der unerbittliche Lenker ganzer Menscheugeschickc hilft über vieles, vieles hinweg, anch uns Frauen, das mögen Sie mir glauben, Herr Graf." „Aber eben diese gesellschaftlichen Verpflichtungen machen ihr das Leben in dem stillen Lindenhos er träglich. Darf ich so grausam sein, ihr diese Freude zu rauben?" „Ich halte das keineswegs für grausam", entgegnete Irene mit starker Betonung — „einem Kinde ein schäd liches Spielzeug zu nehmen, ist nur vernünftig, und Reine ist ein Kind, das werden Sie zngeben müssen." »Sie wissen überzeugend zu sprechen, Fräulein Mainau! Ich wäre Ihnen ja sehr, sehr dankbar, wenn Sic irgend einen Einfluß auf Reine in dieser Sache ausüben wollten. Ich fühle mich, offen gestanden, machtlos ihr gegenüber." „Tas ist ein Ausspruch, der mich tief schmerzt. Ich gehöre wahrlich nicht zn denen, die die Oberherr schaft nnd das liebergewicht des Mannes befürworten, aber soviel Gewalt muß der Gatte der Gattin gegen über haben, um sie zum Vernünftigen zu gewöhnen." „Fräulein Mainau, denn muß die Gattin eben nicht meine süße, eigensinnige Reine sein." „Sie stellen unbewußt meinem Zögling ein sehr trauriges Zeugnis aus. Herr Graf." — Ans Irene Mainaus Antlitz lag ein tiefer Schatten, nervöse Un ruhe Katie ihr ganzes Wesen erfaßt. Sie mußte sich sehr beherrschen, nm dem Mann nicht die bittere Wahr heit ins Gesicht zn schleudern, daß er unsäglich schwach, ja feige in dieser Sache handelte, daß die Achtung, welche sie stets vor ihm gebcgi, bedenklich ins Wanten geriet. Aber Kuri las ans diesem blassen, ernsten Ge sicht die unausgesprochenen Worte. Erregt erfaßte er Irenes Hand. „Fräulein Mainau, ich fühle, Sie denken gering von mir! Sic mit Ihrem starken, klaren Geist bcgrcisen nicht, wie man einem geliebten Weibe gegenüber so namculos nachgiebig und ohne Energie sein kann! Ich frage mich selbst, wie es möglich ist. Aber die Liebe ist eine verzehrende, gefährliche Krankheit, die alles, alles dahiurafst: Vernunft, Kraft, Rechtsbewußlsein." „Herr Gras!" — die Mädchenhand hatte sich der seinen entzogen, die dunklen Augen flammten auf in Zorn und Leidenschaft — „das nennen Sie Liebe? Rein, an ein solches Gefühl glanbe ich nicht! Nicht Er niedrigung fordere ich von dem höchsten Triebe, der die Menschheit leitet, sondern Erhöhung! Aber lassen Sic uns diese peinliche Unterredung beenden. Ich bin Ihr Gast und habe kein Recht, Ihren Frieden zu stören! Eins aber möchte ich Ihnen noch bemerken. Wenn -'ft im Lrzt- art- ,an- .end. üsen rück« imer >etit- tver- eder- »arm - b-i r e« trieb ten lohn bcit. rlt. idt. zel. huhc r n htue i der» !rt in teilen Nittl, r tl. l sofort ie 1y kd ttt kustcr. !s« für WeWMOWerAltMr Tageblatt für Kohenstetn-Emstthar, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der „Kvhenstein-Grnsltholer" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung Ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung In der Geschäftsstelle MK.1.2S, durch die Poft bezogen (außer Bestellgeld) Mk.1.50. Einzelne Nummern >0 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstallen und die Landbrtesträger entgegen. 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PM- Rohes Kalbfleisch, Pfund 50 Pfg. -WW Z«m t» Juli. In unsere neue moderne Zeit passen die alten Erinnerungen schlecht hinein. Wenn etwa ein großer GportStag anberaumt ist, dann mag einer viel von früheren Geschehnissen sagen, die junge Generation geht darüber im Nu hinweg. Wir wollen sie deshalb nicht unter Anklage stellen; aus seiner Zeit kann jemand ebensowenig heraus, wie auS seiner Haut. Auch die Menschen, welche in den Tagen großer Erinnerungen lebten, standen unter den Einflüssen ihrer Jahre, und hätten sie Überblicken können, «aS wohl spätere Dezennien bringen würden, sie hätten anders gehandelt. Aber nicht darin beruht menschliche Tüchtigkeit, mit der Zukunft stets zu rechnen, das ginge über die Menschenkraft hinaus, sondern dem gewachsen zu sein, was sie vom Geschick für ihren Lebensweg aufcrlegt erhalten. Und dem wurden beide gerecht, die Mutter und der Sohn, an die wir an diesem 19. Juli denken: Die Königin Luise von Preußen, die geborene mecklenburgische Prinzessin, die am 19. Juli 1810 in dem mecklenburgischen Schloss Hohenzieritz »m Alter von nur 34 Jahren sanft entschlief, und ihr zweitgeborener Sohn, der nach malige Kaiser Wilhelm l., der als dreizehnjähriger Knabe am Sterbebette der Mutter kniete, der sechzig Jahre später als dreiundstebzigjähriger Greis am Garge seiner Mutter in der Gruft des Charlottenburger Schlosses betend stand, an dem selben Tage, an welchem die offizielle französische Kriegserklärung in Berlin eintraf, an dem die Mobtlmachungskosten bewilligt wurden. Unter den Beschwerden der harten Franzosenzeit erlag die Königin Luise, und in ihrem Sohn erstand der Wiederhersteller deS vor mehr als hundert Jahren schmachvoll versunkenen alten deutschen Reiches. Eine Frau und ihr Sohn! Beides Menschen, die für ihre Zeit dir rechten waren, deren Namen nie erlöschen werden. Schon in der Schule wird den Kindern die liebenswerte Jdealgestalt der Königin Luise, der Gemahlin König Friedrich Wilhelms Hl von Preußen, nahe gebracht, die mit freundlichem Sinn und warmem Herzen auch den geringsten ihrer Untertanen nahe trat. Ihre Schönheit wird eben so gerühmt wie ihre geistige Bedeutung. Sie war die beste Frau, sie war die zärtlichste Mutter, eine rechte Landesmutter, deren Ruf auch weit über die preußischen Grenzen in alle deutschen Gaue hinausklang, geradeso wie der des „alten Fritz", Friedrichs des Großen, des Siegers von Roßbach und Leuthen. Aber an einem solchen Erinnei ungs- tage, wie dem jetzigen, ist e< nicht mit dem getan, was die frcundtiche Erinnerung und Ueberlieferung erzählt, wir müssen auch auf die politische Tätig keit der Königin blicken, die ihr Bild erst voll ständig erscheinen läßt. Und da müssen wir vor allem sagen, sie war eine deutsche Frau, der unser Vaterland unendlich viel verdankt. Napoleon I. hat die Königin Luise, als er 1806 den für Preußen so unheilvollen Krieg be gann, heftig angegriffen. Wie war es damit? Wir müssen die Frage, daß die Königin aus Preußens Politik einen wesentlichen Einfluß aus- übte, bejahen; aber diese Stellung wird erklärlich durch die unentschlossene und schwankende Haltung ihres von seinen Räten ost beeinflußten Gatten. Es war eine Notwendigkeit, daß Luise mit ihrem klaren, Hellen Blick den von ihr aus das Innigste geliebten Gemahl auf einer nationalen, der Stellung des Staates würdigen Bahn erhallen wollte, und was Napoleon ihr zum Vorwurf machte, kann von uns nur als Verdienst betrachtet werden. Sie hat für den unglücklichen Krieg gesprochen. Aber wahrscheinlich wäre der preußische Staat ohnedem in weit größere Tiefe gesunken, als eS so geschah, er war dann dem französischen Imperator erst recht anheimgegeben. Viel mehr noch lehrt daS Wesen der Königin Luise kennen, daß sie die großen preußischen Resormminister Stein und Hardenberg, die dem Könige selbst wenig sym pathisch waren, in ihre Stellungen berufen und erhalten half. War die Königin eine politische Frau, so war sie es, weil sie den König an Ein sicht überragte. An einem Lage wie dem heutigen kann und muß das ausgesprochen werden, weil sonst die Gestalt der unvergeßlichen Fürstin gar nicht verstanden werden könnte. Sie war nicht eigentlich schön, aber dem Fluge ihres Geistes, der Anmut ihres Wesens haben keine Zeitgenoffen widerstanden. N'cht einmal Napoleon selbst, als er mit ihr im äußersten deutschen Osten die historische Zusammenkunft halte, deren Wirkung nur durch die giftigen Worte deS französischen Ministers Tallkyrand abgeschwächt wurden. Viel, viel Licht war in ihrer Person, daS nur zu früh erlosch. Ihr zweitgeborener Sohn, der nachmalige Kaiser Wilhelm I., hat als daS LiebltngSkind seiner Mutter gegolten, nicht allein wegen seines kränk lichen Gesundheitszustandes, sondern auch wegen seines tiefen Gemütes und wegen seines treu herzigen Wesens. Der ältere Bruder, der mch- malige König Friedrich Wilhelm IV., war in seiner Jugend viel aufgeweckter, aber der kleine Wilhelm blieb der Mutter ans Herz gewachsen. Mit seinem Vater und älteren Bruder kniete er am Sterbebette der Teuren. Und das Geschick hat eS gewollt, daß er, der in jenen Jahren als denkender Knabe Deutschland in der tiefsten Erniedrigung gesehen hatte, es wieder zur höchsten Höhe führen sollte. Sechzig Jahre später schlug die Regierung d«S dritten Napoleon Deutschland mit derselben Frech heit ins Gesicht, wie eS einst der erste Napoleon getan; aber die Antwort war diesmal eine andere und ungeahnte : Am 19. Juli 1870 stand Köniz Wilhelm von Preußen am Garge seiner Mutter, vier Wochen später waren die Kämpfe vor Metz ausgerungen, am zweiten September war der französische Imperator kriegsgefangen, am 18. Januar 1871 wurde das neue deutsche Kaiserreich proklamiert. Und gewiß dachte der erste Hohen- zollernkaiser in jener Stunde der Mutter I LageSgefchichte Dar denkbar Nugiinßigste über Deutschland sagt der Geheimbericht deS kürzlich auS Berlin zeitweilig abberufenen französischen Militärattachees, aus dem daS Pariser „Journal" Einzelheiten mit teilt, die in dem GiegeSruf gipfeln, Frankreich werde demnächst seinen Revanchekrieg gegen Deutsch- land unternehmen können. Eine Einschränkung der deutschen Flottenrüstungen, so beginnt der an gebliche Geheimbericht, lehnt der Kaiser entschieden ab. Die Disziplin auf den deutschen Kriegsschiffen, so heißt es dann in frei erfundener Weise weiter, ist so schlecht, daß im Jahre 1909 auf einem ein- zigen Kriegsschiffe von 600 Mann vier Kriegsge ¬ richte getagt haben. Eine schwere wirtschaftliche Krise Deutschlands ist infolge der Uebervöklerung des Landes unvermeidlich. Daher ist eS nicht aus geschlossen, daß Deutschland in einem neuen Kriege festen Boden zu gewinnen und Milliarden zu er obern versuchen werde. Einen Angriff Deutschlands würde Frankreich mit Hilfe seiner Verbündeten na türlich zurückschlagen und dann Abrechnung mit dem östlichen Nachbar halten In dieser Gedanken- reihe sind alle Voraussetzungen so grundfalsch, daß man über die Schlußfolgerung nur lachen kann. Die HandeltzvertragtzverhandlnAge« »ilIatz«« in welche Deutschland und die übrigen Großmächte nach der in Tokio erfolgten Kündigung der be stehenden Verträge zum 17. Juli IS11 einzutrrten haben, bieten nicht geringe Schwierigkeiten. Japan will nach seiner politischen Erstarkung auch wirt schaftlich zur Großmacht werden. Seine Industrie soll gegen den fremden Wettbewerb so viel wie möglich geschützt werden. Auf die Einfuhr der jenigen Waren, die in Japan selbst herarstrllt werden können, wird demnach ein hoher Zoll ge legt werden, desgleichen auf die Rohprodukte, die im Lande gewonnen werden. Andrerseits muß Japan natürlich auch an seine AuSsuhr denken. Bei Handelsverträgen wird gehandelt und seitens Japans wird eS mit den in Betracht kommenden Großmächten ganz besonders geschrhen. Hoffentlich kommt man jedoch am Ende zu einem Ergebnis, bei dem beide Teile zurecht kommen können. Seinen neuen Handelstarif hat Japan bereits fix und fertig auSgearbeitet. Die Regierungen und In teressentenkreise der Mächte werden also bald Ge legenheit haben, zu den neuen japanischen Zoll forderungen Stellung zu nehmen. Der Hannoversche Haadwerkertag beschäftigte sich in seiner zu GoSlar abgehaltenen Sitzung mit den nächsten ReichStagSwahlen. Gr stellte sich einstimmig auf den Standpunkt deS Referenten, des Sekretärs der Handwerkskammer zu Hannover, der folgende auSführte: „DaS Handwerk empfindet die Belastung durch die Reichsfinanzreform kaum schwerer, als eS erwarten mußte; für daß Scheitern der preußischen Wahl rechtsvorlage kann daS Harrdwerk eigentlich nur dankbar sein. Durch die beiden Vorlagen ist eine Scheidung der bürgerlichen Parteien in eine rechte und linke Gruppe vor sich gegangen, die auch dat Handwerk vor die Pflicht stellt, sich für die eine oder die andre bei den kommenden Reichstag». Tie jc einer Freundin, einer treuen Schwester bedürfen sollten, erinnern Sie sich meiner. Ich babe bei meinen lieben Pflegecltcrn gelernt, auch Männer zu trösten und aufzurichten." „Ich verehre Sie sehr, Fräulein Maman", sagte Kart offen — „und ich glaube, ich könnte volles Ver trauen zn Ihnen haben!" Dabei begann der junge Graf wieder feine unruhige Wanderung. Einmal blieb er steken, als wollte er etwas jagen, dann aber trank er hastig seinen Kaffee ans. „Auf Wiedersehen! Ich mutz aufs Feld! Lang weilen Sie sich nicht!" Irene blickte seiner schlanken Gestalt nach, solange sie dieselbe sehen konnte. Er, ein Mann, nannte die Liebe eine verzehrende, gefährliche Krankheit, die zur Erniedrigung führte! Wenigstens hatte sie ihre Selbst achtung bewahrt! Wenigstens batte sie ihr Ich, wenn anch mit zerbrochenen Flügeln, gereitet! Allein in dem stille» Garten, wo die Vögel sangen und Nelken nnd Rosen blühte», »ahte sich ans leise» Sohle» die Eriunernng. Sie schaute ihr mit seinen Augen zärtlich, leidenschaftlich ins Angesicht! Sie be rührte mit seinen Livvcn Heitz und inbrünstig die ihren! „Ich will — ick will nicht daran denken! — Irene Mainau lramvsle die Hände zusammen, ein brennendes Rot särbie ihre Wangen. Welche Schmach! Verworfen, ausgegcben worden zu sein und doch nicht vergessen zn können! Aber was trieb ibn in die Fremde? Was hielt ihn seit ciiicm Jahr fern von der Heimat? Seine Untreue schien doch sein Gewissen zu belasten! In heiterster Laune fuhren die Herrschaften nach Altwicl. Reine war geradezu hingerissen von Irenes Anzug. Wie eine Fürstin sah die Freundin aus in dem fast weitzcn Scidenkleide mit einigen irischen, roten Rosen als Schmuck im Gürtel. Um den herrlich ge formten Arm schmiegte sich eine schlichte silberne Schlange i» sechsfacher Windung, die trene Nach bildung eines alten Gräberfundes aus der Bronzezeit. Thea stand grünend und samt den bereits an wesenden Gästen mit den Tücher» wehend ans der Terrasse, um deren scylauke Säulen sich Rosen nnd Glieiuien rankten. Lauter, ungezwungener Jubel er schallte. Reine wurde, ehe sie es ahnte, von Staub- mamel nnd Hut befleck, man konnte nicht eme Minute ihre Ge'ellschafl vermissen. Tic Fürstin mnslcnc vrnseud den Gast, den die Gräfin ihr zuführte und ihre seinen Brauen falteten sich. Dieses Fräulein Maina» war ja von einer ge fährlichen, berückenden Schönheit! Herrgott, wen» der Graf jegt hcimkehrie! Sic gab Lord S., der seit Wochen auf einem Nachbargiit weilte, Irene zum Kavalier, der lieber mit Nemc getändelt hätte. Nach fünf Minuten war er jedoch wieder an der Seilt der Vrinzetz. „Himmlisches Wcib, Ihre Freundin", sagte er laut und ungeniert zn Reine — „nur schade, das; sie nicht englisch lvrichl. Ich kann nickt alles erzählen in deutsch, wie ick möchte und —" „Irene nicht englisch svrccken?" — die inuge Gräff» schlug jubclud die Häude zusammen. — „Sic. die den Stndenten ihres Vaters Vorträge in englischer Svrache über englische Literatur und Kultur gehalten bat." „Gräsin, wissen Sie das genau?" „Ganz genau!" „Ha, die schöne Hexe! Will ick laufen und ihr das sagen." Irene befand sich im Kreise der wenigen Damen, welche sich in Altwicl stets sehr überflüssig vorkamen und plauderte sreundlich und lebbafl, als Lord S. hinter ihrem Stuhl auftauchte und sich über sic neigte: „Sie werden mich ein zweites Mal nicht mehr so schnell los", redete er sie englisch an — „ich weitz jetzt, datz Sie mich verstehen." (Fortsetzung folgt.)