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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100628
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100628
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-28
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.06.1910
- Autor
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kurz nach 7 48-/, 48 46'/, 12'. 42 41"/, 41'/, 41'/, 41'. 47-/, 46'/, Otto Lässig, Turnerschafl Hoh.-Er., Nachdem die wohlverdienten weitere festliche Leben zum größten Teil im Saale deS Postrestaurants ab, wo eine flotte Tanzmusik stattfand Der Jubelverein kann auf den Verlauf des Festes mit Genug'uung zurückblicken, es reiht sich würdig den bisherigen Veranstaltungen deS Vereins an und hat zweifellos eine schöne Erinnerung bei allen Teilnehmern hinterlassen. Das dürfte der schönste Dank für all die opferwilligen Ausschüsse und auch für die gastfreundlichen Einwohner sein. 68'/, Punkte. 53'/, . St'/- „ 51'/, „ 56-/, „ 46 turnen des festzebenden Vereins. AlS Sieger im Wetturnen wurden folgende Turner Uhr bekannt aeaeben: Elchenkränze in Empfang genommen waren, wickelte sich das gehen wlrd, wenn du dir selber treu bleibst; denn cs ist so, wie rS auf deiner Fahne fleht: „Männern, stark und wahr, strahlt der Himmel klar.- Darauf „Gut Heil!" allerwege. Langanhaltender Beifall wurde dem Redner für seine fesselnden Ausführungen zuteil. Als Erster überreichte sodann der stellvertretende Gauturnwart Hüttenrauch-Lichtenstein ein Geschenk det GaueS Ihm falzte im Auftrage der Ehrrnmitalieder und Jubilare Herr Kürschnermrister Paul Weber, der eine Büste deS Turnvaters Jahn und 173,50 M. in bar überreichte. Stürmische Gut Heil-Rufe folgten der großen Spende Fast alle Vereine de» OrteS und viele Gauvereine überreichten Geschenke. ES schenkten die Frauen des Vereins 1 Gprung- tisch und 1 Stahlfederbrett, die Jungfrauen 1 Pferd, zwei Riegen gemeinschaftlich 1 Barren, zwei weitere Riegen 1 Patentleiter, eine Riege 1 Fußball und 1 Stechuhr, die Vorturnerschaft 100 Eisenstäbe, der Gchwimmklub einen Fußball, verschiedene Der- «ine deS Taues 101.— M. in bar. Reichliche Spenden gaben auch die übrigen Vereine des OrteS. Die Gesamtspende in barem Gelbe betrug etwa 500 M , gewiß ein schönes Zeichen für die Be liebtheit deS Jubelvereins, bissen Vorsteher in warmen Worten den Dank sür die Geschenke auS- sprach. Nach einem Schlußgesange des Männer- gesangvereinS setzte sich der imposante Festzug, dem verschiedene Musikkapellen und 28 Fahnen folgten, in Bewegung. Weit über 1200 Personen folgten ihm bet seinem Marsche durch einen Teil deS OrteS. Nach Rückkehr zum Turnplatz begann gegen 5 Uhr ein bis '/,7 Uhr anhaltendes Schau 6. Emil Wolf, T -B. Altstadt, Hohentt.-Er, Heinrich Colditz, T.-V. Müls. St. Jakob, 4« 7. Richard Stölzel, „Germania" Lugau, 48'/, 8. Robert Bohne, Turnerschait Hoh.-Er., 48'/, 9. Hans Drummer, T.-V. I NeuolSnitz. 10. Robeit Wolf, Turnerschast Hoh.-Er., 11. Oswin Klitzsch, T.-B. Heinrichsort, R. Graf, 12. Robert Böhme, T.-B. Lichtenstein-C, Alfred Münch. T -V. von 1856 Hoh -Er., 46'/, Paul Ebert, T.-V. Rußdorf, 46-/, 13. Max Schlosser, T.-B. Oberlungwitz, 44'/, Franz Schulze, Eintracht Müls. St. Rill., 44'/, 14. Fritz Falke, T -B. Mittelbach, Id. Reinh. Zill, T.-V. Altstadt Hoh.-Er., 16. Fritz Weife, T.-B. Falken, 17. Paul Braun, T.-B. Oberlungwitz, Otto Meier, T-V. Neudörfel, i. Paul Steiner, T.-V. Oberlungwitz, 2. Bruno Körner, T.-B. 1 Neudörfel, 3. Max Herold, T -V Grüna, 4. Willy Geibel, T.-B. I Neuölsnitz, 5 Alfred Rücker, T.-B. Meerane, OertUcheS «n» Sächsisches. * — Wetterautstcht füc Dienstag, den 28. Juni: Tüdwestwind, veränderliche Bewölkung, kühl, zeitweise Regen. * — I« den Lüften. E n großer bemannter Luftballon übe,flog gestern mittag, in ziemlich schneller Fahrt von Chemnitz kommend, die hiesige Gegend Der Ballon mußte wohl in eine eigen artige Windströmung geraten sein, denn kurze Zeit darauf machte er plötzlich kehlt und flog in fast derselben Richtung, aus dec er gekommen, wieder zurück. Gefaßter Pfrrdedieb. Der Pferdedieb von Oberwiera, dessen Spuren, wie dieser Tage gemeldet, bis ln die hiesige Ggend erfolglos ver folgt worden waren, ist sitzt m einem Handels mann auS Böhrigcn bei Roßwein ermittelt und verhaftet worden. Dos gestohlene Pferd war de- reitS verkausl. * Hohenstein Ersflrhal, 27. Juni. Zu einer schlichten aber würdigen Feier hallen sich am Sonn abend abend dle Mitglirocr der Freiw. Feuerwehr 1. Kompagnie zusammengesunden, um eine Ehrung zweier im Feuerwehrwesen unserer Stadt verdienter Männer vorzunehmen. Unter anerkennenden Worten überreichte Herr Hauptmann Stübner Herrn Stadl verordnetenvorsteher Redslob, Ehrenhauptmann der 1. Kompagnie, u d Herrn Vorsteher Schmelzer für 25jährige treue Zugehörigkeit zur Kompagnie je ein künstler sch ausgeführtes D'plom. -w. Der Erzg.-birgische Sängerbund veran staltete am Sonnabend und Sonntag in Manen- derg sein diesjähriges Tängerf.-st. Auch die drei hiesigen bundeSangehö.izen Verein'. „Sängerve ein", „Acton" und „Liederham" nahmen in ziemlicher Anzahl an den Festlichkeiten, die mit einer Ner- treterversammlung ihren Anfang nahmen, teil, Nennensw rte B/schlüff wurden nicht gefaßt. Bet dem am Sonnabend abend stattgefundenen Kommers wurden u. a. Ansprachen von den Herren Fabrik besitzer Wernecke, Bürgermeister Carl, d«m stellv. BundcSvorsitzenden sowie drm BundeSliedermeister Kantor Winkler-Chemnitz ^halten. Den Höhe punkt der Veranstaltungen bildete daS am Sonntag vormittag abgehaltene Kirchenkonzert mit einem Sängerchor von 600 Personen. An dem nach- mittags veranstalteten weltlichen Konzert wirkten 1200 Sänger mit. Im Festzug marschierten 93 Gesangvereine und bot derselbe einen schönen An blick. Die hiesigen Sänger kehrten abends mit der Eisenbahn zuiück * — Giueu gemeinsame« SommeranSfiug unternahmen am gestrigen Sonntag der Neustädter Gciv.rdeveretn und der Gesangverein „Liederhain" nach dem Gasthof MeinSoocf. Kurz nach 3 Uhr bi ach n beide Vereine in stattlichem Zuge von dem Sammelpunkte hinter den Schrebergärten auf, um unter Musikbegleitung den Marsch durch den Wald nach MeinSdorf anzutreten. In dem nruer- bauten schönen und geräumigen Saale deS dortigen GasthofeS entwickelte sich bald rin bunteS Leben und Treiben, eine flottgespielte Musik lud zum Tanze ein, der Gesangverein .Liederhatn" erfreute durch den Vortrag mehrerer schöner Lieder und eine von Vorstandsmitgliedern beider Vereine ge» leitete Kindcrpolonaise bereitete nicht nur den Kleinen große- Vergnügen, sondern auch den Er wachsenen, die sich an dem frohen Bilde, daS die jugendfrische, heitere Schar von etwa 80 Kindern bot, nicht satt sehen konnten. Dr die Bewirtung seitens drs Besitzers des MeinScorfer GasthofeS, Herrn Veit, nach jeder Richtung allgemeines Lob fand, fehlte nichts, um jeden einzelnen zufrieden zu stellen und den Ausflug zu eim m wohlgelungenen zu gestalten. Viel später, als verabredet war, wurde der Heimweg angetreten und lange noch dürfte in beiden Vereinen daS gestrige V-rgnügen den Gesprächsstoff bilden. — Ausflüge unternahmen gestern ferner der Sparverein „F-ohstnn" mit der Eisenbahn nach der P.inzenhöhle und der Verein „Sag ttaria" nach Wüstenbrand. * — Eine» Aabrikansstug unternahm am Sonnabend daS gesamte Personal dec Firma F. Merkel in Rab nstein nach dem Logenhaus Die Fahrt der 120 Teilm hmer nach hier erfolgte durch die Bahn. AbendS wurde im Logcnhaus unter Anwes.nheit des ChesS der Firma ein gemein schaftliches Essen abgehalten, dem sich ein frohbe- lebtes Tanzkränzchen anschloß Die Gesamtkosten des Ausflugs lrstreitet die Ftima und z.ugt dies von einem seltenen, aber schönen Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arb itnehmer. In da« Kra.keuhan» überführt werden mußte gestern die Frau eine- hiesigen Bahnbeamten. Die Bedauei nswer le v'fi l gestern in geistige Um nachtung, doch ist Aussicht vorhanden, daß die Frau bei richtiger Pflege und Ruhe wieder ge- sunden wird. p Oberlungwitz, 26. Juni. Bet dem gestern anläßlich der 50 Jah feier des hiesigen Turnvereins veranstaltrten Wetturnen verunglückte ein Turner aus Hohndorf dadurch, daß er sich bei einer U bung am Pferd mit voller G walt gegen die B ust sti ß. Er mußte die Hilfe der Samariter in Anspruch nehmen, doch hatte der Anprall glück licherweise keine inneren Veilctzungen verursacht. p Oberin igwttz, 27. Juni Gestern früh pulsierten g-gen 60 Wettfahrer u. fern Ort, die an einer 300 km langen Daue fahrt teilnahmen. Die Fahrt, die um 3 Uhr früh in Dresden begann und vom „Sächsischen Radfahrer bund" veranstaltet wurde r ing über Freiberg, Oederan, Chemnitz, Ob^lunawitz, Glauchau, Zwlckau, Frohburg, Borna, Leipzig, Oschatz und zurück nach DreSden. Die e'sten Führer leisen hier kuiz nach 6 Uhr ein, sie halten die Strecke Dresden—Oberlungwitz also in ca. 3 Stunden zurückgelegt. s—I GerSdorf, 27. Juni. Unser sreundlicher Ort prangte gestrrn in reichem Festschmucke, galt es doch, dem Niedererzgebirgischen Konzertinabund zu seinem 15. Bundesfest, das hier abqehalten wurde, die Sympathien der Einwohnerschaft dar- zubringen. Bereits am Sonnabend sand auf dem Bahnhof Hohenstein-Ernstthal Empfang dec er schienenen 33 Delegierten statt. E.ngklettet wurde das Fest mit einem Zapfenstreich am Sonnabend, dem abends 9 Uhr der große Festkommers im Etablissement zum „Grünen Tal" folgte. Der Kommers wurde mit einem Konzertina-Eröffnungs marsch, dem die Begrüßungsansprache des Vor stehers des Konzeitinaklubs folgte, eröffnet. Im Laufe des Abends überreichten die Festjungsrauen dem Verein zwei wertvolle Trommeln, sowie der BundeSvorfltzende, Herr P. Müller aus Chemnitz, einen kostbaren Nagel an tun Tchellenbaum. Die DamcnsängerabteÜung des Turnvereins trug mehrere herrliche Gesangsstücke, die Zöglinge des Turn vereins führten wohlgelungene Gruppenbilder vor, wodurch der Abend noch besonders verschönt wurde. Am Sonntag sand programmäßig von '/,11 Uhr ab Empfang der auswärtigen Vereine im Garten« etabl fsement „Teutonia" statt. 18 Vereine, dar unter sämtliche Bundesvereine, hatten der Ein- ladung Folge g.l.lst t. Nach der Bundesprobe fand Umzug du.ch den Festorl statt, dem sich um 4 Uhr nachmittag« ein Konzert im Gasthof zum „G ünen Tal" anschloß. Die Bundesoereine (5 von Chemnitz, Ebersdorf, Borna, Kühnhaide, Limbach usw.) trugen herrliche Konzertstücke vor und erzielten lebhaften Beifall. Am Abend folgte sür die Teilnehmer ein Frstball, der ebenso harmo nisch wie die anderen Festlichkeiten verlief. Heute Montag ist eine Besichtigung von Gersdorf und Umgebung in Aussicht genommen. Nach dieser findet sür Vercinsmitglieoer Festball im Gasthof zum „Blauen Stern" statt. Lugau, 26. Juni. Die Scheune deS Guts besitzers W Hempel ist gestern durch Feuer zerstört worden. Die U fache ist in Entzündung neu ein gebrachten Futters zu suchen. * Limbach, 26. Juni. Bei einem Gewitter, das gestern vormittag über unsere Stadt nieder- ging, schlug der Blitz in eine Scheune ein, wo ein polnisches Arbeiterehepaar Obdach gesucht hatte. Beide wurden betäubt und verletzt, so daß sie sich in ärztliche Behandlung begeben mußten. Der Mann erlitt starke Brandwunden am Rücken. * Chemnitz, »7. Juni. Die Kommission deS Chemnitzer Nationalliberalcn Vereins hat beschlossen, dem Beschluß der LandlagSfraktion beizutreten, wonach daS Verhalten Langhammers in der Ttag« Affäre als nicht einwandfrei anzusehen ist. * Dresden, 26. Juni. Gestern vormittag ist auf der hiesigen Vogelwiese beim Ausbau des SchankzelteS „Zum GlobuS" ein Gerüst, auf dem sieben Arbeiter mit Aufziehen von Balken beschäf tigt waren, zusammengebrochen, wobei die Arbeiter auS einer Höhr- von etwa 7 Metern herabgestürzt sind; fünf wurden teils schwer, teil- leicht ver- letzl in daS Johannstädter Krankenhaus geschafft. DaS Unglück soll dadurch herbeigeführt worden sein, daß zur Absteifung deS Gerüstes zu schwache Hölzer verwendet wurden. — Ein gefährlicher Einbrecher ist in der vorvorigen Nacht in der Person deS Schlosser« Albert Alfred Körner au» Grumbach von der Kriminalpolizei festgenommen worden. Er wurde dabei überrascht, als er in eine Schankwirtschaft an der Falkenstraße rinbrechrn wollte. Den Wirt selbst verletzte der Einbrecher der schließlich von Gendarmen überwältigt und ab- geführt werden konnte, erheblich. Ihm find be reit» sieben Einbrüche in Gchankwirtschaften nach- gewiesen. — Auf einer Felddienflübung de» 177. Infanterie-Regiment- bei Radebeul schoß ein Sol dat aus Versehen einem Kameraden die ganze Ladung in die Hüfte. Der Verletzte wurde dem Dresdener Garnisonlazarett zuqeführt. * Leipzig, 26. Juni. Nach dem Genüsse eine» PilzgerichtS erkrankte ein in der Turnstraße wohnhafter 23 Jahre alter Student der Philologie unter schweren Anzeichen von Pilzvergiftung. Der Schwerkranke fand Aufnahme im Gtadtkrankrn- hause. * Oschatz, 26 Juni. Der Ulan Wolf von der 4. Eskadron wurde im Quartier Berndt im Stalle von einem Pferde ins Gesicht geschlagen. Der Mann wurde bewußtlos aufgefunden und ns Garnisonlazarett gebracht. * Mittweida, 26. Juni. Ein bei einem Fleischer meister arbeitender Gehilfe war damit beschäftigt, Fleisch von einem Rippenstück abzuschaben, dabei ruischte ihm daS Messer auS und fuhr dem Un glücklichen derart in die rechte Brustseite, daß er mittels Krankenwagens nach der Wohnung ge- b acht werden mußte. Der Zustand des Bedauerns- werten ist sehr bedenklich * Pirna, 26. Juni. Der bei dem Fabrik- brande in Heidenau entstandene Schaden wird auf 700000 Mk. beziffert. Ein großer Teil davon entfällt auf die Materialien und die Vorräte, die gerade j tzt sehr bedeutende waren, da schon für oas Herdsthulgeschäsl gearbeitet wurde. Versichert waren die Besitzer der Fabrik bei drei Gesellschaften; immerhin erwächst ihnen aber noch bedeutender Schaden. Den Arbeitern, 257 an der Zahl, wurde g-kündigt; »ine Anzahl derselben wird aber bei den Aufräumungsarbeiten Beschäftigung finden. Verletzungen erlitten, wie sich jetzl erst herausstellte, insgesamt 38 Peisonen * Oelsnitz i. B.. 26 Juni. Mit einer Stimme Mehrheit wurde der derzeitige sozialdemokratische Stadtverordnete Johann Küfner, Kassierer des hiesigen Konsumvereins, als unbesoldetes Rats- Mitglied gewählt. Dem Gtadtverordnelenkollegium gehören zurzeit sieben „rote" BürgerschaftSver- trelec an. Der Allenfteiner Prozeß. Drei Wochen dauert jetzt schon der Piozeß gegen Frau v. Schönebeck-Weber und wahrschem- lich wird auch noch die ganze vierte Woche damit ausgesüllt werden. Das Gericht hat gewissenhaft alle Zeugen zu vernehmen, die für die Klarstellung in Betracht kommen, aber des Publikums macht sich eine Ermüdung geltend. Die Angeklagte scheint ja sicher aus einen Freispruch zu rechnen, denn sie soll sich in Nieder-Lößnitz bei DreSden eine Villa zum künftigen Wohnort haben mieten lasten. In dem Nachbarorte Radebeul wohnen ihre gegen wärtigen Schwiegereltern. Non den Zeugen, die bisher über ihren Geisteszustand auszusagen halten, ist übereinstimmendbekundet.daßfie nervös,hysterisch, fortwährend wechselnden Launen und Stimmungen unterworfen gewesen sei. Später haben sich auch die Anfälle eingestellt. Ihre Sinnlichkeit ist überall in gleicher Weise erkannt. Die Aussagen der Zeugin Neugebauer aus Berlin, der Geliebten des Hauptmanns v. Goeben, bevor dieser Frau von Schönebrck kannte, rufen immer neue Vernehmungen hervor. Die Neugebauer hat in Berlin eine Woh nung im Preise von 3000 M. gehabt, die sie an Herren vermietete. Sie bestreitet, daß sie Damen verkehr geduldet habe, dir Miete sei aus den möblierten Zimmern gedeckt worden. Sie ist in- d-ffen aus der Wohnung herausgesetzt worden. Zuletzt war die Zeugin bei einem Fräulein von Macks als Gesellschafterin tätig und verließ diesen Posten wegen Krankheit. Hauptmann v. Goeben war 1907, bis wohin die Liebschast dauerte, clf- oder zwölfmal bei der Neugebauer. Die Zeugenvernehmung am Sonnabend nach mittag brachte die Konstatierung der für GoebenS Charakter schwerwiegenden Taisache, daß er über seine Teilnahme an mehreren Schlachten un Bur-n- kriege die Unwahrheit gesagt hat. Untersuchungs richter Landrichter Krieger sagte aus, daß eine Gegenüberstellung der Angeklagten und Goebens bei dem geistigen Zustande der ersteren unmöglich gewesen sei. — Hauptmann v. Haften erklärte, in dem Werke des deutschen GeneralstabeS über den Burenkcreg seien auch Mitteilungen Goebens ver wertet, die er aus eigenen Anschauungen gesam melt haben wollte. So namentlich über die Schlacht am SpionSkop Goeben wollte nicht, daß er als Autor dieser Angaben angeführt wurde, und man nahm das sür Bescheidenheit an. Hinterher stellte sich aber heraus, daß er noch gar nicht in Afrika war, als dies Treffen erfolgte. Er hat die von ihm gemachten Mitteilungen erst später vom General Botha erhalten. Wäre die Sache sofort herausgekommen, so wäre Goeben ein erledigter Mann gewesen. — Hauptmann Deutelmoser er klärte, Goeben habe die schwere Schuld, die er auf sich geladen, ebenso schwer gebüßt; seine früheren Freunde wollten ihm ihr Mitgefühl auch über daS Grab hinaus bewahren. — Damit find die Zeugen. Vernehmungen beendet. Es folgen dir Gutachten der Sachverständigen. Professor Puppe vertritt nach allem, was über die Auffindung der Leiche des erschos senen Majors v. Schönebeck festgestellt ist, die Uebe» zeugung, daß die Angaben Goebens über den ob- jekciven Befund der Tat richtig find. Der Major »st nicht tm Bett erschossen worden, sondern er stand im Zimmer. Goeben hatte dann bekanntlich noch htnzugesügt, der Major habe schießen wollen und im gleichen Augenblick habe er losgedrückt. Die Verhandlung geht am heutigen Montag weiter, wo die medizinischen Sachverständigen über den Geisteszustand der Angeklagten und Goeben» vernommen werden solle». Kleine Ehesnik. * Heilige Erdstühe wurden in Algier und im ganzen Westen des Departement» »erspürt. In mehreren Städten entstanden Riffe in den Häusern. Die Möbel wurden vom Platze gerückt. Jn Aumale sind mehrere Häuser eingestürzt. Menschen sind nicht umgrkommen. * Feuer aus der Weltausstellung in vrüffel. Gestern nachmittag brannte in unmittelbarer Nähe der deutschen Abteilung der Brüsseler Weltausstellung das große Restaurant Metropol ab. Nur dem schnellen Eingreifen deS Personals der deutsche» Abteilung ist eS zu danken, daß die Abteilung selbst und der Pavillon von Monaco unversehrt blieben. * Giu gauzeS Dorf uiebergebrauut Da- Dors Lukino in Ruffisch-Polen ist vollständig nieder gebrannt. 160 Häuser wurden eingeäschert. 500 Personen find obdachlos. * Absturz iu de» Alpeu. Nach einer Melduug auS Chamonix ist der Geheime OberregierungSrat Dr. Hermann Dungs, Vortragender Rat im ReichS- justizamt, aus einem Ausflug nach der Zinnalspitze abgestürzt Er war sofort tot. * Durch eiueu vauuufall in Nixdorf bei Ber lin wurden zwei Maurer, Vater und Sohn, in die Tiefe gerissen. Der Vater war sofort t»t, der Sohn hat sehr schwere Verletzungen erlitten. * Leicheufuud Im Seegeselder Luch unweit Neufinkenkrug bei Berlin sanden am Sonnabend zwei Rcvierförster die stark in Verwesung übergegan- gene, völlig unbekleidete Leiche eines eiwa 50—60 Jahre alten Mannes. Die Staatsanwaltschaft hat in Gemeinschaft mit dem Amtsvorsteher von Seege feld eine Untersuchung eingeleitet. * Bom Pafsagierluftschiff. Die aus vorgestern und gestern angesetzten drei Zielfahrten deS Passagier- luflschiffcs „Deutschland" zwischen Köln und Düssel- dors konnten nicht ausgeführt werden. Der Regen ging zeitweise wolkenbruchartig nieder, sodaß die Ausstiege bis aus weiteres abgesagt wurden. " Der Aaarchisteuprozetz tu München gegen Mühsam und Genossen brachte sür alle Angeklagte einen Freispruch von der Anklage wegen Geheim bündelei. Zwei Angeklagte erhielten sünf resp. zwei Monate Gefängnis wegen Entfernung eines staat lichen Hoheitszeichens. (Raummangels wegen muhten wir leider den wei< leren Teil der heutigen „Meinen Chronik" und verschie denes andere für morgen zurültstellen.i Depeschen Oederan. (Privat-Telegramm.) Auf dem hiesigen Dchützenplatze ereignete fich gestern beim Schießen auf die Scheibe ein bedauerlicher Unfall. E»ne auf die Scheibe abgegebene Kugel schlug gegen eine eisecne Telearaphenstange, prallte ab und traf die Frau eine- Schausteller- in den HalS. Die Kugel konnte noch nicht entfernt werden. Gchiinheiderhammer (Privat-Telegramm) Hier wurde gestern abend die 39jährige Arbeiter-- ehesrau Möckel aus Schönheide von dem nacht» 12 Uhr hier einlaufenden Personenzug überfahren. Sie wollte den Zug verlaffen, nachdem derselbe sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, blieb aber oabei am Trittbrett hängen, stürzte herab und ge riet unter die Räder. Der Unglückliche» wurde die Brust eingedrückt und eine Hand abgefahren. Der Tod trat sofort ein. Friedberg. (Privat-Telegramm) Die Identität deS 2. Verbrecher» bei dem Bomden- attentat ist nunmehr festgestellt. 8» handelt fich um den 20 Jahre alten Dachdecker Friedrich Karl Werner au» Kaiserslautern. Au» einem Briefe, den er an seinen Bruder in Kaiserslautern richtete, geht hervor, daßder Verbrecher sich in Lüttich aufhält Er legt in dem Briese e,n umfassendes Geständnis ab, bedauert die Tat und sagt seinen Verwandten Lebewohl, da sie ihn in dieser Welt nicht wiedersehen würden. Hage«. Da bis zum Freitag abend fich nicht genügend Arbeitswillige gemeldet haben, hat der Aibeltgeberverein die Frist für die Anstellung von Arbeitern bis zum Dienstag verlängert. Sollten die Arbeiter auch diesen Termin achtlo» vorüber- aehrn lasten, so wird am 29. d. M. die gesamte Aussperrung der Albeiter erfolgen. Jugenheim. Gestern abend 8 Uhr 25 Min. 22 Sek. begann hier die Auszeichnung eines ziem lich heftigen Erdbebens, die bis gegen 9 Uhr an dauerte. Die Wellen kamen diesmal au- dem Osten. St. Galle«. Der in Ragaz zur Kur weilende Kaufmann Gustav Schrader auS DreSden ist bei einer führerlosen Besteigung des TalkmesteS ver mutlich umgrkommen Drei ausgesandte Rellungs- kolonnen find resultatloS zurückgekehrt. Bukarest. Im Befinden der Königin von Rumänien ,st eme bedeutende Verschlimmerung eingeiretkn, die zu ernster Befürchtung Anlaß gibt. Loudon. Die „TimeS" veröffentlichen heute einen Aufruf der königlichen Floltenliga, der fich an die englische Regierung wendet. Der Aufruf ist unterzkichnet von 150 Admiralen und Generalen und fordert die Emission einer Anleihe von 2 Milliarden zur Verstärkung der nationalen Ver teidigung. London. In Betral Green, im Nordosten Londons, brach gestern in einem Hinterhause ein Schadenfeuer aus. Die Feuerwehr, die erst nach einer Viertelstunde benachrichtigt wurde, traf zwar sofort ein, konnte aber met Personen, dir zurzeit deS Ausb.uchS deS Aeu rS fich noch im Bett de- fanden, trotz aller Anstrengungen nicht retten. Eine Leiche war völlig verkohlt, während die Leiche einer Frau, die in ihren Händen ihr völlig oer- brannteS 4jährigeS Kind hielt, nur teilweise oer- kohlt war. ES ist festgrstelll, daß die drei Per- sonen schon vor dem Erscheinen der Feuerwehr erstickt waren. K»«ftantin»pel. Dir Psortr hofft, au» drm Geldr, daS dem Exsultan Abdul Hamid adge- i.ommen wocden ist, 4 Millionen al» Krieg-fond» für einen eventuellen Krieg mit Grirchenland de- reitzustellen.
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