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MeHM- GOWerAnM Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Demsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Dohensleln-Ernstthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei sreter Ltescrung ins Kaus Mk. 1.50, bet Abholung in brr Geschäftsstelle Mk. 1.25, durch die Post bezogen (ouher Bestellgeld) Mk. l.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Londbriesträger entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Eonntagsblatt'. — Anzrtgengebühr sür die «gespalten« Korpuszetle oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; Im Reklometetl die Zeile M Psg Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt" Aufnahme. Anzeigen-Annahme für dte am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr, gröbere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschrtebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichttgt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe cingesondter Manuskripte macht sich die Redaktion LrvriLLrerlLersrlLerlLerereriLlLerlLkrLtLererererLerLrerererererersrerLrervr nicht verbindlich. ererLisisLsretertLtLtLtLiLererercLtLtLLeLLrlLeriLcLneLLeLiLLLreL^erkreL Nr. 125. Freitag, den 3. Juni 1910. Fernsprecher Nr. 151. »^chsMst-i- g. 37. Jahrgang. Jur Vermeidung der Zwangsvollstreckung ist bis zum 2V. Juni 1S1O der I und II. Termi« Gemeinde-Einkommensteuer zu bezahlen. Hohenstein-Ernstthal, am I. Juni 1910. Der Stadtrat. Freibank Hohensteiu-Ernftthal. WM- Rohes Rindfleisch, Pfund 45 Pfg Die italienische Freundschaft. Durch den Besuch des deutschen Reichskanzlers in Rom und den soeben beendeten Gegenbesuch des italienischen Ministers deS Auswärtigen an der Spree ist die deutsch-italienische Freundschaft, die zeitweise unter den Extratouren der römischen Re- gierung etwa- staubig auSsah, wieder frisch auf- lackiert und leuchtet im allerhellsten Glanze. Beide StaatSleitungen find in den Fragen der aus- wLrtigen Politik ein Herz und eine Seele und auch di« politischen Parteien auf der apenninischen Halb insel sehen ein, daß die guten Beziehungen zum deutschen Reiche daS beste Geschäft stad, welches Italien machen kann. Allerdings gehen fie noch nicht so weit, daß fie dem dritten Glied« des alten und großen Friedensbundes, Oesterreich-Ungarn, dieselbe Sympathie widmen wie Deutschland, aber hieran wird sich kaum etwas in absehbarer Z tl ändern, denn das Nächstliegende, ein Besuch des Kaisers Franz Joseph oder des Thronfolgers Franz Ferdinand in Rom, ist vor der Hand nicht zu lösen. Nun ist nur noch zu wünschen, daß die italienischen Zeitungen, die zum erheblichen Teil im französisch-englischer. Fahrwasser schwimmen, und die Bevölkerung sich von gerechteren Empfin- düngen gegen uns beseelen lasten. Die Zeitungen haben reichlich ihre Unkenntnis deutscher Zustände bewiesen, um einen milden Ausdruck zu gebrauchen, und daS Publikum hat sich weder politisch noch wirtschaftlich reis gezeigt; die Italiener waren für den Geldstrom, den alljährlich gerade die Deutschen über die Alpen bringen, recht undankbar, sie haben lange genug nicht einmal die überaus reichen Spenden sür Messina gewürdigt. Das waren Folgen der mündlichen und schriftlichen Aus- putscherri gegen Deutschland. Aber was warf man uns denn vor, waS haben viele Italiener heute noch gegen unS? DaS liegt im italienischen Charakter begründet, der meint, Italien müßte vom Dreibund resp. von Deutschland weit mehr materielle Vorteile haben als es heute genießt. Daß das Land durch seine Zugehörigkeit zum Drei bund schon gewaltige Militärausgaben spart, ist den Heißspornen noch lange nicht genug, sie träumen von einer Vergrößerung des Vaterlandes, von einer Füllung der Staatskassen, die ihnen kein Verbündeter garantieren kann. Alle ernsten Leute erkennen daS, aber die große Menge und die Presse find oft unreif genug; sie sehen politische Freundschaft als eine melkende Kuh für sich an, und davon können sie nur mit den Jahren ab kommen, wenn fie erkennen, daß weder Frankreich noch England sich sür Italien ausopsrrn werden. DaS find, gerade herausgesagt, die tatsächlichen Gründe für die mancherlei sonst nicht so leicht er klärlichen antideutschen Strömungen in Italien Frankreich hat gegen uns die Revanchelust, Eng- land den Brotneid, ein Teil der Italiener den Geldneid. Alle diese Erscheinungen sind in der menschlichen Natur begründet und können nur von Einsicht und Erfahrung überwunden werden. Und sie werden das um so früher, je mehr die Staats, leitungen aus das Irrige dieser Anschauungen Hin weisen. TageSgeschichte Da» Befinden de»"Kaisers. Unser Kaiser wird AuSgongs dieser Woche den Verband um daS rechte Handgelenk ablegen können, da bis dahin dank der sorgfältigen Scho nung die kleine Wunde nach dem Urteil der Sach verständigen vollständig geheilt sein wird. Die kurze Behinderung war dem Kaiser insofern recht unangenehm, als während ihrer Dauer der italie nische Minister des Auswärtigen, der Prinz Tsai- Tao mit der chinesischen Militärkommisfion und daS belgische KönigSpaar anwesend waren und außerdem auch noch die FrühjahrSparaden in Potsdam und Berlin stattsanden. Bei der jüngsten Erneuerung des Verbandes wurde festgestellt, daß dte Geschwulst deS Unterarmes weiter zurückge gangen ist und die durch dte Wundspannung her vorgerufenen Schmerzen geschwunden find. Nor-landreise de» Kaiser» Der Kaiser wird, dem Vernehmen nach, die diesjährige Nordlandreise Anfang Juli antreten. Während der Nordlandreise ihres Gemahls beab sichtigt die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luise auf zwei Wochen Cadinen zu besuchen. Belästigung de» Kronprinz«« durch einen Geisteskranken Ein Zwischenfall, der einiges Aufsehen erregte, ereignete sich gestern mittag, als der deutsche Kron prinz nach Schluß der FrühjahrSparade über die Garnisonen von Berlin und Umgegend zu Pferde den Lustgarten passierte. Ein geisteskranker israeli tischer Kaufmann Äbraham Eierweiß schleuderte eine leere Konservenbüchse auf den Fahrdamm. Die Büchse rollte einem Schutzmann vor dte Füße. Der „Attentäter" wurde sofort verhaftet. Der Kronprinz hatte von dem ganzen Vorfall nicht- bemerkt. Die Menge, die an ein Attentat glaubte, brachte ihm herzliche Ovationen dar. Der Ver haftete, der der Polizei schon lange als geistes krank bekannt war, stammt aus Rußland Ec be- treibt in Berlin ein Partiewarengeschäft und gilt als völlig harmlos. Welche Vorstellung ihn dazu trieb, einen Bombenwurf vorzutäuschen, weiß man nicht. Die Ovationen, die das Publikum dem Kronprinzen darbrachte, waren außerordentlich enthusiastisch. Das Publikum durchbrach die Ab- sperrung der Schutzmannskette und versperrte den Zugang zum kronprinzlichen PalaiS. Für Augen blicke war der Kronprinz mit seiner Suite fest eingekeilt und konnte weder vor- noch rückwärts. In liebenswürdiger Weise wurde da der Kronprinz der Situation gerecht. Er schwang sich vom Pferde und bahnte sich lächelnd den Weg selbst zum PalaiS. Im Nu hatte daS Publikum jetzt eine Gasse für ihn frei gemacht, die der Erbe des Reiches entlang ging. Vom Altan seines Palais zeigte sich der Kronprinz mit seiner Gemahlin mehrmals der ledhaste Hochrufe ausbringenden Menge. Da» delgische Kä«ig»paar hat Berlin wieder verlaffen. Der Berliner Besuch bildete eine bemerkenswerte politische Aktion, deren Zweck, die Freundschaft zwischAt Belgien und Deutschland zu erhalten und zu befestigen, in vollstem Maße erreicht sein dürfte. Der Krieg i« deutschen Baugewerbe konnte durch die Einigungsverhandlungen vor dem Reichsamte deS Innern zunächst leider nicht been digt werden. Mit den Bedingungen der drei Un parteiischen werden sich beide Parteien eingehend beschäftigen und spätestens bis zum S. d. M. dem ReichSamte deS Innern ihre Entschließungen mit. teilen. Fällt diese Entschließung im ablehnenden Sinne auS, so dauert die Aussperrung weiter. Akzeptieren beide Parteien die Bedingungen, so wird auch in dem Falle, daß die örtlichen Ver handlungen ergebnislos verlaufen sollten, die Aus sperrung am 15. d. M., also nach zweimonatlicher Dauer, auf Grund eine- Schiedsgerichtsspruche» aufgehoben werden, gegen den eS keine Berufung gibt. R«ich»tag»«rsatzwahl Bei der gestrigen RetchStaaSersatzwahl im Wahlkreis Jauer-Bolkenhaln-LandeShul wurden bisher gezählt sür Büchtemann (fortschr. Volks partei) 6800, für Stroffer (konservativ) 3716, für Herschel (Zentrum) 3768 und sür Proll (Soz.) 6870 Stimmen. Jedenfalls findet Stichwahl zwischen Büchtemann und Proll statt. DaS Wahl ergebnis auS fünf kleineren Orten steht noch au». Krankenkafie »d Nerzte. Aus Anregung de- ReichSverbandeS deutscher Aerzte schweben zwischen diesem Verband« und dem Vorstande deS ZentralverbandeS der BetriebS- krankenkEen Verhandlungen über Einführung von Gchieds- und EinigungSauSschüfsen bei den Kranken kassen. Die Ausschüsse, dte paritätisch zusammen- gesetzt werden, sollen bei Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung bestehender Verträge endgültig entscheiden und den Neuabschluß von Verträgen oder Aenderungen in den Verträgen vorbereiten. — Es wäre sehr zu begrüßen, wenn dieses Ueber einkommen, daS geeignet scheint, die Kassenärzte gegen Willkür der Kaffen zu schützen und ihnen eine standesgemäße Stellung zu sichern, bald zu stande käme. Kri Sonttrnuntergang. Litlauischer Roman von M. von Wehren. (Nachdruck verboten.) Im Nebenzimmer kalten sich die anderen uieder- geworicn nnd bcleuu mit. Tic Thür war offen geblieben. Als es nun ani einmal so ltiU, nnbcimlich rnkig wurde, ging die Tante leise ins Zimmer. Da Ing ihre Richte noch immer ans den Knien. — Kein Laut, kein Ton entrang sich ihrem Munde. „Er schläft, mein Liebling. Wir erwecken ihn niemals. — Lah uns gehen." — Tas junge Mädchen Katte gleich nach dem Tode des Grasen Gotter den Wunsch geankert, ihn in ihrem Geburtsiagszimmcr amgcbahrt zu wissen. „Er ist mein lehies Geburtstagsgcsckeuk", Halle sie unnatürlich ruhig gesagt. Niemand wagte ihr zu wider sprechen, da sie so eigenartig, ganz anders wie sonst war. Ter Arzt sand ihr Aussehen, die ganze Art sich zn geben, sehr bedenklich nnd empfahl die gräme seelische Ruhe für sie. Sv wurde ihr, um ihr jede Aufregung fern zu halten, jeder Wunsch erfüllt. Es war aber auch nicht anders möglich, so lieblich stehend sah sic jeden an. Tas Gesicht aber hatte einen ganz fremden 'Ausdruck angenommen und das wenige, was sie sprach, war leise und bestimmt. Sie sah immer bei der Familie; die Tante wärmte ihre kalten Hände, und ihr Kopf, der wie im Fieber Hämmerle und glnbtc, ruhte an der Tante Schalter. Sie schien es zwar wrhl thuend zn empfinden, aber ein Etwas war in dem Kinde, das keiner begreifen konnte. Daron von Vimkum war bald nach dem Tode seines Freundes zn dem jungen Mädchen gegangen nnd hatte es gebeten, ihm zu der Leiche des Grafen Gotter zu folgen, wo er de» Auftrag des Toten an sie ausrichten wolle. Nun sahen sie in der Dämmermig am Lager ihres Geliebten tm Geburtstagszimmer. Vitzthum teilte ihr alles mit; sein Ton war ernst nnd ein leichtes Zittern flog dann nnd wann über sein Gesicht. Sic saft ihm gegenüber und ikrc Augen, diese wunderbaren Märchenaugcn. die er me vergessen sollte, sahen ihn so ruhig und lieblich wie immer au. Sonst keine Aufregung, keine Bewegung. Nnr als er geendigt nnd versuchte, einige Trosteswortc ihr zuzuflüficrn, — es kam ihm selbst so banal nnd dumm vor — erhob sie sich leise und sagte, ihm die Hand reichend: „Ich dnnte Ihnen für Ihre Treue und Freundschaft für den Dcrfiorbcncn. Das Schicksal.trennt uns nicht, — denn Goll isc gnt!" Nun kam die Nacht. Das junge Mädchen hatte sich auf vieles Bitten ihrer Verwandten und ocr Muller znr Ruhe begeben. Nur die Tante durfte sie begleiten. An ihrem Arm schritt sic schwankend zur Ansgaugslhür, sodatz es den Eindrnck machte, als wären ihr: Kniec gebrochen. Mit mattem Blick, freundlich lächelnd, lehrte sic noch einmal uin, ihrer Familie einen Gruß zuzn- winken. Diese blieb noch eine Weile zusammen nm im Li lenzimmer alles zu ordnen; dann ging ein jeder auf sein Zimmer. Nachdem der junge Wilmsen noch mit der Tante gesprochen, horchte er noch einige Sekunden ans das Stöhnen nnd Seufzen seiner Eounnc. Durch diese Wahrnehmung, die ihm ein Anzeichen für das Weichen ihrer Starrheit war, beruhigt, suchte er im Nebenzimmer sein Bett auf. Die alte Frau warf sich augekleidel auf ihr Lager und weinte sich in den Schlaf. Da ans ein mal fuhr sie aus! Wer hatte sie so Heitz, so innig gckükt? Hatte sic geträumt, dab Rose, die Arme um ihren Hals geschlungen, Abschied nahm? Das Gesicht der Taute war aber ganz »atz von Thränen, da konnte es doch keilt Traum sein! Sic sprang aus und tappte an das Bett ihrer Nichte, — es war leer. Mit einem furchtbaren Aufschrei weckte sie ihren Neffen und stürzte mit ihm durchs Hans. Grotzcr Gott, Wo war ihr Liebling, ihr Herzensschatz geblieben? Halte sic sich ein Leid angethau? Durch alle Zimmer stürmte der junge Mann, datz die Tante kaum solgen konnte. Er rüttelte an der Ansgangspforte; sie war geschlossen, lind alles still anker dem Getöse in den Mühlwcrken. Da trieb ihn der Jammer der alten Fran wieder zurück. Die Thür des Zimmers, in dein der Tote ruhte, war nur angelchut, und unrnhig flackerten die Lichter auf den Kandelabern. Jesus, was ist das? lieber die Leiche hingeworfen, den Kopf an die Brnst des Verstorbene» gedrückt, lag Rose... sic war tot. * . * Ein schöner Dktobertag ging znr Rüste. Die Sonne senkte sich langsam dem weihen Wolkcubclt zu, noch sich sp cgelnd in dem kleinen, vom Himmel tiefblau gefärbten See, welcher die Stadt umsäumte. In einem Garten, der sich vom Wasser bis an ein kleines, reizendes Landhaus zog, stand ans einer Terrasse eine junge Frau und blickte aus das schöne Bild nieder, nicht sinnend oder in Geuutz versenkt, sondern unruhigen Anges, als suche sic etwas, sei es auf dem sonneubcglänztcn Spiegel des Sees oder auf der Land- stratzc, die um ihn herum in die Ferne führte. Ein einfaches dunkles Gewand umschlotz den zierlichen, feinen Körper. Das Gesicht war nicht heiler oder jugendlich frisch; es war bleich und sein Ausdruck tief ernst und schwermütig. Fran von Kaltenborn hat die Trauer um ihre beiden Kinder noch nicht abgelegt, von denen das älteste einen martcrvollen Tod erlitt. Das Weh, das stille Granen vor diesem so ganz un aufgeklärt gebliebenen Schicksalsichlag, welches sic seil jenem Nnglücksabend ersaht hatte, wollte sich nicht lichten, nicht lösen. Don ihrer körperlichen Krankheit, dem langen einstigen Siechtum genesen, nahm sie, da ihr Gaste es wünschte, wieder teil an den Freuden nnd Leiden dieser Welt. Die frühere Apaihie batte sic verloren und in Gegen wart ihres so innig geliebten Mannes übt« sie die Selbst beherrschung, ein heiteres Gesicht zu zeigen. Sowie er aber fortging, brach der alte Schmerz hervor, der sich weder bezwingen, noch eindämmen lieb. Heute war ihr besonders merkwürdig zu Mut und «ine Unruhe, «ine Rastlosigkeit halten sich ihrer bemächtigt, die ihr sonst nicht eigen waren. Den ganzen Tag ihrer Einsamkeit — Herr v. Kaltenborn war ans einer Dienstreise auswärts — hatte fie des Schaffens nicht genug bekommen können, nm das innere Weh zn töten. Anna, das Dienstmädchen, welches als frühere Wärterin Magdalenens miigezogen war, schaute erstaunt ihrer Herrin zu, die alles mögliche unternahm, was sonst in das Gebiet der Dienerin gehörte. Schlietzlich ging die junge Frau mit den Kindern in den Garten und versuchte, ihnen Märchen zn er zählen. Balo trieb es sie wieder in das Haus, den Theetisch für den heimkehrenden Gatten zu arrangieren. Als auch dieses Geschäft zur Zufriedenheit erledigt, nahm sie die kleinen Mädchen an die Hand und wanderte ruhelos im Garten auf und nieder. Den Kleinen wurde oer Spaziergang mit der Mutter langweilig, sie rissen sich los, um allein zu spielen. Die Mutter, bald hie, bald da still« stehend, erging sich in tiefen Gedanken. Das Herz klopfte ihr so furchtbar — was war ihr nur? Was hatte sie? Was kounte sic so beunruhigen? Ihr ältestes Kind? Ist der Ge danke an dieses noch nicht eingesargt; ist es dieses, was ihren Herzschlag verdoppelt? Sie war ja lot. die kleine Lene — für immer tot! Warum also diese wahn sinnigen Träume von Rettung, die sic heute beschäftigten wie noch nie? Den schmerzenden Kopf an einen Baum stamm lehnend, weinte sie leise vor sich hin. Es wurde mittlerweile immer dunkler. Die Kinder waren nicht zu hören, noch zu sehen. Die Zeit war ihnen wohl lang geworden und nun brachie fie Anna, nachdem fie ihr Abendessen bei ihr verspeist, auch zu Bett, was sonst immer die Muller besorgte. (Fortsetzung folgt.)