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§kilM W Phriftiii EnMM Amn»n Tageblatt. Nr. 127. Sonntag, den 5. Juni 1910. 37. Jahrgang. Erwerbstätigkeit der Bevölkerung Deutschlands. In der „Statistik des Deutschen Reiche-- find die Ergebnisse der im Jahre 1907 vorgenommknen Zählung über den Haupt« und Nebenberuf der ländlichen Bevölkerung de« Deutschen Reiches im ganzen, wie der einzelnen Bundesstaaten und ihrer LandeStetle, und zwar nach Beruf und Stellung im Berufe geordnet, veröffentlicht worden. Nach dem Hauptberufe wird die gesamte Bevölkerung des platten Lande- in Erwerbstätige, in deren Hau-Halt wohnende häusliche Dienende und Ange hörige ohne eigenen Hauptberuf geschieden und dem Berufe wie der BerufSstellung zugeordnet, welcher der Einzelne als Erwerbstätiger bezw. berufsloser Selbständiger unmittelbar oder mittelbar als Dienender oder Angehöriger zugehört. Alle drei Bevölkerungsgruppen zusammen find die BerufSzu- gehörigen de- betreffenden Berufs. Bezüglich der NebenberufStätigkrit wird einmal nachgewiesen, wirviele der hauptberuflich Erwerbstätigen Nebener werb überhaupt (und darunter Nebenerwerb in der Landwirtschaft) treiben, und zweiten- wird die Zahl der Fälle verzeichnet, in der ein jeder Beruf neben beruflich au-geübt wird, sei eS nun durch Erwerbs tätige oder sei eS durch Angehörige, die einen Hauptberuf nicht haben. Auf dem platten Lande betrug 1907 die Ge» samtbevölkerung 25 883 084 Personen, in den Städten 35 837 445, im Reiche im ganzen 61780 529 Davon waren auf dem Lande 12 306170 hauptberuflich Erwerbstätige und 286162 Dienende für häusliche Dienste, zusammen also 12592332 Personen oder 48,7 v. H selbsterwerbende tätige Personen, davon kamen auf die Erwerbstätigen 47,5 v. H., in den Städten dagegen machten die Selbsterwerbenden 43,3 v. H. der Gesamtbevölkerung au-, mit einer Zahl von 15499 785 Erwerbenden, darunter find 14621192 Erwerbstätige oder 40,5 n. H. 13290762 oder 51,3 v. H. find demnach auf dem Lande und 20337660 oder 56,7 v. H. in den Städten nicht selbst erwerbstätig. Hierin find auf dem platten Lande 12113 999, in den Städten 18109 430 Angehörige ohne Hauptberuf und 1176 753 oder 4,5 v. H. berufslose Selbst ständige auf dem Lande gegenüber 2 228 230 oder 6,8 v H Be-ufslosen in d-n Städten (Rentnern, nicht in ihrer Familie lebenden Schülern und An- staltstnsaffen). Von den hauptberuflich Erwerbstätigen waren in der BerusSabtetlung Land- und Forstwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht tätig auf dem Lande 8 511510, davon in selbständiger Stellung 2131 202, in den Städten 1 371 747, davon in selbständiger Stellung 369 772; in der Berufsabteilung Industrie einschließlich Bergbau auf dem Lande 2 879 542, davon selbständig 661583, in den Städten 8376712, davon selbständig 1315 539; im Handel und Ver kehr auf dem Lande 584913, davon selbständig 215 649, in den Städten 2 892 718, davon selbst ständig 796 543. Von 100 Erwerb-tätigen jeder Berufsabteilung auf dem Lande bezw. in den Städten waren selbständig in der Land- und Forst wirtschaft auf dem Lande 25,0, in der Stadt 27,0, in der Industrie auf dem Lande 23,0, in der Stadt 15,7, im Handel und Verkehr aus dem Lande 36,9, in der Stadt 27,5. Die Nebenberufstätigkeit findet vorwiegend auf dem Lande statt. Von den 7,5 Millionen Fällen nebenberuflicher Tätigkeit werden nämlich auf dem platten Lande 5,0 Millionen ausgeübt. In Stadt wie Land entfällt der Hauptteil aller Nebenerwerbs- tättgkeit auf die Nebenbeschäftigung in der Land- und Forstwirtschaft. Die Landbevölkerung betreibt in 4 004 491, die städtische Bevölkerung in 1 596 731 Fällen Landwirtschaft nebenher. Hygienische Winke über Wnfsertrinken. Bon Dr. Earl Schmidt. Da- Wafferbedürfnis unseres Organismus können wir, abgesehen von größeren körperlichen Anstrengungen, durch Aufnahme von 1'/, bis 2 Liter Flüssigkeit täglich decken. Einen geringen Teil nehmen wir mit der festen Nahrung ein, der überwiegend größte Teil muß in Form von flüs siger Kost zuqeführt werden. Leider spielt hier das reine Quell- und Brunnenwasser in den .btfferen" Kreisen lange nicht diejenige Rolle, die ihm naturgemäß zukommt; eS wird vornehmlich durch alkoholische Getränke und Kaffee ersetzt. Manche sagen sogar, Waffertrinken sei nachteilig. D^Dere l-chzen nach frischem Wasser, die Pflanzen » » Allerlei Kurzweil. * » Denkfprüche. So ist e- geistig und materiell: Nicht gleich brennt jede- Feuer hell; Erst beißt der Dampf durch Augen und Nasen, Mußt nur nicht ermatten mit Blasen; Plötzlich durch deS Qualmes Gewimmel guckt die goldene Flamme gen Himmel. * * Viel Klagen hör' ich oft erheben Von Hochmut, den der Große übt; DeS Großen Hochmut wird fich geben, Wenn uns're Kriecherei sich gibt. Rätselecke. mq«l Heißer Liebe kühne- Wagen Hat aus uns're Zeit getragen Zweier Namen ew'gen Ruhm Aut dem grauen Altertum. Jener Schönen ohnegleichen Raube schnell da- erste Zeichen, Setz' ein and'reS, du hast dann Den blutdürstigsten Tyrann. Nimm den Kopf auch dem Getreuen, Mußt ihn aber gleich erneuen, Bor dir steht, wenn'- dich nicht trog, Ein berühmter Lheolog Scharade. Stell' ich die ersten Zwei mir vor, Denk' ich an Nacht und Kellerraum. Die Dritte schwingt sich kühn empor, Hinaus bi- an der Wolke Saum. Der Vierten hochgezockte Krone Trug nie ein König auf dem Throne. Doch zu erhab'ner Majestät Hat Gott de- Ganzen Pracht erhöht. 8,,»griph Gerne mag man fich'S nicht machen, Leichte Arbeit liebt man mehr. Wendet man's an dumme Sachen, Winkt kein Lohn uns, nur Beschwer. Aber kommt hinein ein Zeichen, Ganz verändert ist eS gar. Und die Luft wird e- durchstreichen Nu« mit starkem Flügelpaar. »echsel-Rätsel. Großvater, wenn ich ferne steh', Ruft mich herbei: „Mein lieber E—!" Zu Vaters Bruder sag' ich so, Schreib' ich an ihn: „Mein lieber O—!" TrenunugS'Rätsel. Wenn eS getrennt dir fehlt, Bist du nicht angeseh'n — Vereint läßt der Soldat Auf Posten es ergeh'». Geographische» Rätsel. Ich bin bekannt als Strom in deutschen Landen, Manch' stolze Stadt ist meiner Ufer Zier. Setzt nun statt e am End' ein a man mir, So ward auf mir Tyrannrnglück zuschanden. Bexier-Scharade. Nach der Ersten strebt jeder, Die Zweite hat jeder. Die Erste pflegt jeder, Die Zweite flieht jeder. Die Erste trinkt fast jeder, - Die Zweite wünscht sich jeder. Das Ganze haßt jeder, Der die Erste liebt. Bilder-Rätsel. (Austbsungen in nächster Nummer.) «uflAstMse« a«S Nummer 22. DeS Wechsel-Rätsel-: Der Kunde — die Kunde. Die Stunde — die Wunde. Der Scharade: Walküren. DeS Homonym-: Der Weise — di« Weise. Der viersilbigen Scharade: Regenbogen. DeS Bilder-Rätsel-: Umetseneirr. werden erquickt von Regen und Tau, und dem Menschen sollte reines Wasser ungesund sein? Selbstverständlich ist nur ein gutks, frischet Tcinkwasser für den Genuß zu empfehlen; am besten ist Quellwaffer direkt au- der Quelle. Dort hat es einen prickelnden Wohlgeschmack und ist, abgesehen von seiner Kälte, am frischesten, d. h. erfrischendsten, weil es noch die aus dem Erdboden reichlich beigegebene Kohlensäure enthält. Dagegen rührt der „abgestandene" fade Geschmack deS längere Zeit stehenden Wasser- vom Mangel an Kohlensäure her. Sauerstoff findet fich im Quell waffer nur in sehr geringer Menge. Fische und andere lebende Wesen können sich daher in den frischesten Quellen meist nicht halten, sie würden ersticken au- Sauerstoffmangel. Ein Forellenbach hat an seinem Ursprünge keine Fische; erst wenn da- Wasser bei längerem Laufe genügend lange mit der Lust in Berührung war, wird es für Fische atembar. Frische- Wasser von kalter Temperatur bewährt sich auch als vortreffliches GesundheitS- und Heil mittel. Nüchtern genommen wirkt eS als milde- Grregungsmittel auf die VerdauungStätigkeit, auf die Bewegung des Magens und Darme-, doch sind niedrige Temperaturen unter 10* 6 zu vermeiden. Auch während der Mahlzeit oder einige Zeit nach derselben kann ein geringer Wassergenuß zweck dienlich sein, weil sowohl die Tätigkeit de- Magen- durch die Kühle angeregt, al- auch bei abnorm reichlicher Absonderung von Magensäure eine wünschenswerte Verdünnung des Magensaftes er zielt wird. Dagegen hat man fich vor kühlem Wasser zu hüten bei allen katarrhalischen Er krankungen des Magens und Darm-. Will man bet entzündlichen Prozessen deS Darms, z. B. solchen, die mit Diarrhöe einhergehen, den Wasser- Verlust decken, so trinke man mild temperiertes, abgekochte- Wasser schluckweise, oder */,stünd- lieh einen Schluck. Ueberhaupt löscht schluckweise- Trinken mit Absetzen den Durst viel besser, als wenn man ein ganze- Glas ohne abzusetzen hinuntcrstürzt. Für wohlbeleibte Hämorrhotdarier sollte gutes Wasser das souveräne Getränk sein. Bringen wir in den Köiper große Mengen Wasser, drei Liter und mehr täglich, wie eS bei Brunnenkuren geschieht, so erzielen wir eine Durch, rieselung und Ausspülung deS KöiperS, urd es ist ohne weitere- klar, daß auf diese Weise schäd liche, in den SewebSsäften zirkulierend« Stoff« leichter und rascher au-geschirden werden. Di«s«s Verfahren hat fich de-halb überall dort bewährt, wo mau metallische oder bakterielle Gifte, chemische oder gichtische Stoffe au- dem Körper heraus- spülen will. Aber auch sonst fieht man öfter», z B. bei nervösen, blaffen Individuen, deren Er- nährung darniederliegt, daß eine solche Durchspü lung deS Organismus den Stoffwechsel außer ordentlich anregt, den Appetit hebt und den All- gemeinzustand höchst günstig beeinflußt. HandelV-Nachrichteu. Berlin, 8. Juni. Wechsel-Kur». Amsterdam do. 6 Lage 2 Monate I I «rüffel 8 Lage — — do. 2 Monate — — Italien. Plätze 10 Lage 2 Monate —-— do. Kopenhagen Scheck London 8 Lage 20,485 London 8 Lage 3 Monate —-.— do. — Madrid 14 Lage — New-Bork Bot» Scheck Paris 8l'l0 Paris 8 Lage S Monate do. Petersburg 8 Lage do. 8 Monate Schwei» 8 Lage —- — Stockh. Wothrnb Warschau . 10 Lage 8 Lage Wien 8 Laar 2 Monat« 85,00 do. —,— 20-K„»k«-Gtückr Oesterreich. Bauknoten Ruff. Banknoten Reichsbankdiskont PrivatdiSkout 16,23k 8V.0K 216,70 4'/. Ma»»«b»r«, 3. Juni, »oruzuckrr exklusive 6^ pro». Rendement —. Rachprod. exklus.-kproz. Ren- drmeut —, ,—. Stimmung: schwach. Brotraffinade I 25,2b—2K,KO. Kristallzucker 1 —. Sem. Raffinade 25,00-25,25. «rm. Mel. 24,50-24,75. Stim.: ruhig. Rohzucker 1. Prodkte Lranfito frei an Bord Hamburg per Juni 14,47'/, »d., 14,55 «r., per Juli 14,55 »d., 14,60 vr., per August 14,60 »d., 14,65 «r., per Oktb.-Dez. 11,40 Gd., 11,4» Br., per Jan.- Mär, 11,52'/, »d., 11,55 Br-, per Mai 11,65 »d, 11,67'/, Br. Stimmung: Matt Wochenumsatz 31000 Ztr. Hamburg, 3. Juni. Weizen ruhig. Mecklenburger und Holsteiner 260.—. Roggen stetig. Mecklenburger und Holsteiner 135—150, russischer 9S.00. Gerste Kiildtr-ZtitLNg. Alle Rechte für den gesamt«» Inhalt vorbehalten. Nr. 28 Redaktion, Druck und Verlag von Horn L Lehmann, Hohenstein-Ernstthal. ll-IA Nach Deutsch Oftafrika. 3. Fortsetzung. Wir konnten also die herrliche Fahrt so recht genießen. Frühmorgens nach dem Kaffee, den wir in der Zeit von 6-'/,8 Uhr bekommen konnten, ging- hinaus zu einer Morgenprome- nade um daS ganze Schiff herum, dann holten wir Asrikareisenden gewöhnlich unsere Bücher und lernten Suaheli, daS ist die fremde Sprache, mit der wir unS zunächst in Afrika zurecht finden sollten. Um 9 Uhr klingelte es zum 1. Frühstück und um 12 Uhr zum 2., um 4 Uhr zum Kaffee und um 6 Uhr zur Hauptmahlzeit wie es daheim daS Mittagsbrot ist. Ihr werdet Euch wundern, daß wir so oft gegessen haben. Ja, ich habe mich selbst darüber gewundert; aber die Seeluft macht hungrig, und viele essen wohl auch nur zum Zeitvertreib. Vormittag- 11 Uhr und abends 9 Uhr war Konzert. Die Stewards (sprich: fijuardS!) mußten blasen und siedeln. Wir Haven die fleißigen Jungen oft gelobt; denn sie waren bei ihrer vielen Arbeit immer freundlich und fröhlich. Ob sie nun die Kabinen oder den Tpeisesaal scheuerten und putzten, oder Tische deckten und bedienten, oder mit der Trompete unterm Arm zum Konzert wanderten, immer sahen die Gesichter hell und zufrieden auS. Zwei Tage lang fuhren wir so glücklich und ruhig dahin. DaS Wasser war tiefblau, die weißen Seemöven umflogen beständig unser Schiff. Sie find etwa noch einmal so groß wie unsre Tauben und so zierlich gebaut wie die Schwalben. Gern verfolgen sie die Schiffe, weil ihnen die Speiseabsälle, die in- Wasser geworsen werden, als Nahrung willkommen find. Im übrigen aber fressen fie kleinere Fische. Sobald fie einen an der Oberfläche de- Wasser» sehen, stoßen fie, schnell wie der Blitz, hernieder, ost fitzen fie auch auf den Wellen, und da» Auge kann nur schwer unterscheiden, ob die blaue Welle eine weiße Schaumkrone oder eine MSv« trägt. Und so geht » wohl auch den Fischlei», arglo» kommen fi« herauf, um mit den weiß«» Schaumperlen zu spielen, da faßt fie d«r lange, scharfe Schnabel der MSv«, und (Nachdruck »erbot«».) sie find verloren. Die Möven haben eine» ganz sonderbaren Ruf, er klingt wie d»S leise Schreien junger Katzen und hat mir oft da» Lied, das unS die murmelnden Wellen sangen, gestört. Wo Möven find, ist auch dat Land nicht weit. Mit dem bloßen Auge konnte man e» aber höchst selten erkennen. Von Frankreich zeigte sich uns nur die nordwestliche Ecke, die steil« Felsenküste der Bretagne. Am zweiten Tag« abend- sahen wir wieder dunkle FelSmaffen wie Riesen auS dem Wasser emporsteigen. Da» waren die Pyrenäen, das höchste Gebirge Spa niens, daS es nach Norden zu von Frankreich wie eine hohe, hohe Mauer abschließt. Rötlich im Abendschein schimmernd, stiegen di« zackigen, wild zerrißenen Berge aus der blauen Flut, und wir freuten uns an ihnen, bis die Dunkel heit der Nacht fie zudcckie. Am nächsten Morgen war reges Leben unter den Reisenden. Einer dicht am andern, das Fernglas an den Augen, standen wir an der Reling, denn die Küste von Portugal kam zum Vorschein. Portugal wird als eines der schönsten Länder Europas gerühmt, und wir sollten in seiner Hauptstadt, Lissabon, an Land gehen. Darum waren wir alle so freudig erregt. Noch merkten wir nicht viel von der heißen Lust deS Südens, denn «in frischer Wind von Norden her umfächelte un» und erleichterte d«m „Feldmarschall- die Fahrt. Aber drüben über dem Festland«, da mochte die Sonne den Erdboden stark erhitzt haben; d«nn die Luft war dunstig und gelblich wie bet un» nur im allerheißesten Sommer. Immer schöner ward die Küste. In herrlichen Tälern lagen liebliche Städtchen und Dörfer. „Und dort, was ist daS?" Der Ruf ertönte plötzlich au- aller Munde. Aus hohem Berge thronte ein weißleuchtende», herrliche» Schloß. „Da» ist ha» Schloß Eintra, und der schmal« Streifen Land, der sich vor dem Schloßfelsen wie «in Arm in» M«er hinau-streckt, da» ist daS Kap ha Roca," so erklärt« un« der Oberfieward srrundltch die Geg««d. Da- Kap da Roca