Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191005212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100521
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-21
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.05.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sprach jedoch ein sehr wahres Wort aus, die trockene Anhäufung positiven Wissens zulänglich erklärte und eine zwickmäßige als Ergänzung forderte. Und auf diesem liegt noch vieles im argen. Nicht daß als er für un« Lektüre Gebiete es an guten Büchern fehlte, die den Gesichtskreis des Lesers erweitern und sein ästhetisches Empfinden stärken; das Uebel liegt vielmehr in dem Über wuchern der billigen Schundliteratur, der Hinter- treppen-Romane blutigster Sorte, die unsrer Jugend leicht zugänglich sind, von chr verschlungen werden und nicht nur ihren Geschmack, sondern auch ihr Tun und Denken verderben. Hier Wandel zu schaffen, ist eine Forderung des Tages, die nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden darf. Gemeinsames Lesen guter Bücher nach den eigent lichen Lehrstunden in den Fortbildungsschulen, kontrollierte Privatlektüre daheim; diese von dem Lehrertage aufgestellten Forderungen müssen ener gisch befolgt werden. Vlelleserei ist nicht geboten und auch kaum erwünscht; aber die unvergäng lichen Werke der Literatur, die sollten und müßten bleibendes Eigentum werden. Für unsre Jugend ist das Beste gut genug; und daS soll sie haben . und behalten. Oertliches und Sächsisches. *— Lie Lektüre. Den gesteigerten Ansprüchen unsrer modernen Zeit genügt die Bildung, wie sie unsre Volksschulen vermitteln, nicht mehr. Deshalb die Einrichtung der Fortbildungsschulen, die den jungen Leuten in den wichtigsten und grundlegenden Jahren der Entwickelung in der Erkenntnis weiter helfen sollen. Der deutsche Lehrertag in Straßburg *— WetteranSficht für Sonnabend, den 21. Mai: Nordwind, Bewölkungszunahme, Gewitter neigung. *— Forderungen der Gemeindedeomten Der 7800 Mitglieder zählende Verein sächsischer Gemeindebeamten will zwecks Regelung durch LandeS- gesetz mit folgenden Forderungen an fiden säch sischen Landtag herantreten: „1. Errichtung einer LandeSpensionSkasse im Gesetzeswege, die auch dann noch zu erstreben sei, wenn der freiwillige Zusammen schluß der Gemeinden zur Tragung der PenstonS- lasten zustande kommen sollte; 2. Erlangung deS passiven Wahlrechts für die Gemeindevertretungen; 3. Stellungnahme gegen die Bestrebungen deS Bundes der Militäranwärter, die Mtlitäranwärter im Gemeindedienste besser zu stellen als die aus dem Zivildienst hervorgehenden berufsmäßigen Beamten; 4. Schaffung eines Gemeindebeamten, gesetzes; b. Erhöhung der Witwen- und Waisen- penston." 37 Abgeordnete haben die Unterstützung dieser Forderungen zugesagt. *— Karl May- Beichte. Ein Prager Blatt veröffentlicht «in Interview mit dem in letzter Zeil vielgenannten Schriftsteller Karl May, der sich bei dieser Gelegenheit so offen über seine Vergangen heit und die Vorwürfe, die man ihm macht, auS- spricht, wie er eS bisher noch nicht getan hat. Auf die Frage, ob das wirklich ganz erlogene Behaup tungen seien, die LebiuS bezüglich seiner Vorstrafen ausgestellt habe, erwiderte May: „Ich bin vorbr- straft. Allerdings habe ich meine Strafen längst abgebüßt. Ich schreibe jetzt ein Buch, worin ich nichts leugne und meine Gefängnisstrafen schildere. Der Titel lautet: „Am Martrrpfahl und Pranger." ES wird eine Selbstbiographie sein. Ich gestehe darin meine Sünden ein, lege meine Ideale und Bestrebungen dar und schildere das, waS ich noch zu tun gedenke." Wetter gab May zu, daß er lange im Kerker geseffen habe. „Da» habe ich nie geleugnet. Aber ein Räuberhauptmann war ich nie. Den Räuberhauplmann Krügel, als dessen Komplize ich geschildert wurde, kannte ich nur ganz oberflächlich. Ec ging in dieselbe Schule wie ich, allerdings einige Klaffen tiefer. Seither habe ich selten mit ihm gesprochen. Einmal traf ich ihn in meinem HeimatSorte Hohenstein-Ernst- thal. Da trat er auf mich zu und sagte: „May, ich habe Sie um Entschuldigung zu bitten, ich habe vieles, was ich getan habe, auf Sie geschoben." Auf die Frage, ob man wissen dürfe, weshalb er vorbestraft sei, entgegnete May: „Nein. Mein Ver leger hat mir das verboten. Aber daS, waS man mir vorwirft, habe ich nicht getan." * — Ein gute« Pilzjahr prophezeien alte Schwämmesucher. Die Niederschläge an Schnee und Regen waren genügend, und was die Haupt sache ist — der Eiboden war nicht gefroren. Für das Wachstum der Pilze ist dies eine erfreuliche Vorbedingung. * — Der KreiSverein der Fortschrittliche» VolkSpartet im 17. sächsischen Retchstagswahlkreis (Glauchau-Meeram) veranstaltet am 22. Mai in dem buchen- und lärchenumkränzten Lichtenstein ein Frühlingsfest. Konzert und Liedervorträge werden mit Reden bekannter Parlamentarier das Programm bilden. Reichstagsabgeordneter v Friedrich Naumann, Landtagsabgeordneter Dr. Roth, Professor Dr. Barge-Leipzig haben Festreden zugesagt. Außerdem haben eine ganze Reihe fort schrittlicher namhafter Politiker aus tem König reich Sachsen ihre Teilnahme in Aussicht gestellt. Aus Leipzig, Dresden, dem Vogtland, der Lausitz sind Anmeldungen eingegangen. Auch die Frauen welt wird stark vertreten sein. Der KreiSverein der Fortschrittlichen Volkspartet erhofft von dem Feste, unseres Wissens dem ersten ferner Art in Sachsen, eine spürbare Kräftigung deS Liberalismus in unserem Wahlkreis und weit darüber hinaus. * — Kür da» 3 KretSvorturnerturnea, das bekanntlich in der Zett vom 16. bis 18. Juli d. I. in Zittau statifindet, sind als volkstümliche Uebungen Stabweitsprung vom kleinen Brett, Kugelstoßen 10 kx. und 100 Meterlaus bestimmt worden. * — PreiSverteilnng. Zum fünfzigjährigen Jubiläum des „Sächsischen Landesverbandes Gabels- berger", das vom 4. bis 6. Juni in Dresden stattfindet, ist die Herausgabe zweier Fefipostkarten geplant. ES wurde hierzu rin Preisausschreiben veranstaltet. Nicht weniger wie 40 Arbeiten find etngegangen. Mit dem ersten Preise wurde aus gezeichnet der Entwurf von Maggi Gebauer, mit I dem zweiten der Entwurf von Paul Cassel, den ! dritten Preis erhielt die Arbeit Willy Hofmanns. I Lobend zu erwähnen sind die Entwürfe von Otto Baumgärtel in Hohenstein-Ernstthal und Paul I Dienst. * Hohenstein Ernstthal, 20. Mai. Vor 60 bis 80 Jahren glaubten die Bürgersleute, sich I ihres Wohnhauses auS Holz schämen zu müssen; I sie glaubten, ein Haus in Holzsachwerkbau sei nicht vornehm genug, cs müsse dem Steinbau I einer großen Stadl ähnlich gemacht werden Mit l der größten Rücksichtslosigkeit wurden bei vor- I handenen Holzbauern deren Profilierungen mit der Axt abgeschlagen, Schnitzereien mußten entfernt werden, die Säulen und Balken wurden mit dem Beil rauh gehockt, damit Kalkverputz darauf hasten I konnte, kurzum, es waren die Holzhäuser nicht mehr Mode, sondern die übertünchten, glatten Häuser erhielten den Vorzug Diesem ei »arteten Geschmack fiel ost der schönste und architektonisch I wertvollste Holzbau zum Opfer. An die Stelle der lustigen Holzbauten, die ein abwechslungsreich s I Stadtbild ergaben, traten nun einsarbige, glatte I und geschmacklose Häuserfronten. Duje Unsitte I blieb nicht nur auf d»e kleineren Städte beschränkt, I sonder» sie vererbte sich sogar auf die Dörfer. I Im letzten Jahrzehnt fanden sich jedoch Männer, I die verdeckte alte Fassaden wieder fceilegtcn und, ! so gut eS ging, in das ehemalige Gewand zurück- I brachten, und erfreulicherweise geht man jetzt ! allenthalben an die Ausgrabung alter Bürger häuser. Freilich eS ist mitunter eine recht schwere Aufgabe, eine von dem Geschmack« einer früheren Generation noch beherrschte Bevölkerung davon zu I überzeugen, daß die ursprüngliche Herstellung und I Ausschmückung eines Hauses wohl die schönste und die am besten angebrachte ist. Glücklicher weise trifft die Anregung aber hin und wieder I aus einen Mann, der nicht die Gesinnung hat, I alles möglichst glatt zu verputzen, und der sich den Vorstellungen nicht verschließt, daß sein Haus I doppelt so schön und sehr interessant würde, wenn i die Fassade wieder in ihren ursprünglichen I Zustand käme. In unserer Stadt ist aus diese ! Weise daS Fachwerkhaus Neumarkt 2 des Herrn Paul Loyrltz von seiner KalkmaSke befreit worden I und trägt nun nicht wenig zur Belebung deS I Neumarktes bei. Die wackeren Dürerbündler ! können sich des schönen Erfolges ihrer Tätigkeit freuen. Zurzeit läßt Herr StadtgutSbefitzer JuNuS I Kunze die wunderhübsche Fachwerkfaffade seines I 1691 erbauten Hauses auS ihrem kalkigen Ge- I wände schälen. Er verh lst so nicht nur seinem Heim zu einem besonders schmucken Aussehen, sondern macht sich namentlich dadurch auch um die Verschönerung des Stadtbildes verdient. Herz, erfrischend sowohl für den die Vaterstadt liebenden Laien als für den Kenner wird da- in sein ur sprüngliches Gewand zurückversetztc HauS ein wohl- tuende- Bild an unserem malerischen, ost bewun derten Altmarkte bieten. Möchten alle Anregungen zur Stadtoerschönerung auf so fruchtbaren Boden l fallen, die Freude am Eigrnbesitze sowie die Liebe I zur Heimat können damit nur wachsen. Daß der Kaiser» vor Sheerneß an der Thrmsemündung er- i folgte nach fiebenstündiger Kanalfahrt. Die Kaiser, jacht „Hohenzollern" und die beiden Begleitschiff« hatten halbmast geflaggt. Der Kaisrrsalut der be- reit liegenden 12 englischen Schlachtschiffe unterblieb a»f Grund eine- durch drahtlose Telegraphie über- , mittelten ausdrücklichen Wunsche» deS Kaiser». Der Monarch verblieb die Nacht an Bord der „Hohenzollern" und begab sich am Donnerstag mittels TonderzugeS nach London. Gleich nach ihrer Verankerung bei Sheerneß wurde die „Hohen zollern" an daS englische Fernsprechnetz angeschloffen, und Kaiser Wilhelm hatte eine telephonische Unter redung mit König Georg. Danach sprach der Kaiser telephonisch mit dem deutschen Botschafter. Von allen anwesenden Souveränen ist unser Kaiser der einzige Monarch, der auch schon der Beisetzung der Königin Viktoria im Jahre 1901 beiwohnte. Nach Kaiser Wilhelm traf nur noch ein einziger Souverän in London ein, Köniz Ferdinand von Bulgarien. — Der Zudrang zur Westminster hall«, wo der Prunksarg bis zur Beisetzung zur Besich tigung durch daS Publikum aufgestellt war, spottet jeder Beschreibung. Hunderttausend« verharrten unter strömendem Regen die ganze Nacht über auf den Straßen, um sich den Zutritt zum Sarge am Morgen des neuen TageS zu sichern. Wieder holt versuchte die Menge auch, daS Spalier der Polizisten zu durchbrechen und die Tore von West- minsterhall im Sturm zu nehmen. — Im Augen blick der Ankunft deS KönigSsarges in derGeorqs- kapelle von Windsor am Freitag mittag um 1 Uhr steht zehn Minuten lang der ganze Erwerbs- und Verkehrsbetrieb Großbritanniens und mehrerer seiner Kolonien still. Die Eisenbahnverwaltungen lassen die Züge auf der Strecke halten, die Läden sind auf eine volle Stunde geschloffen, der Straßen- bahn- und Omnibusbetrieb ruht. — Ein Paffagier- dampfer mit verschiedenen fürstlichen Trauergästen an Bord wäre im Kanal beinahe in den Grund gebohrt worden. Unter den Passagieren befanden sich der türkische Thronfolger, ein japanischer und ein chinesischer Prinz, der französische Minister des Auswärtigen, Pichon, und andre hervorragende Persönlichkeiten. Im dichten Nebel tauchte plötzlich ein großer Ozeandampfer auf, der den Paffagier- dampfer unfehlbar vernichtet hätte, wenn eS dessen Kapitän nicht im letzten Augenblick gelungen wäre, auf einige wenige Meter auSzuweichen. Gpamio». Ein neues Familtenereignis am spanischen Hofe scheint unmittelbar bevorzustehen. Wie nämlich der „Lok.-Anz." berichtet, wurde König Alfons telegraphisch benachrichtigt, daß die Entbindung der Königin von Spanien jeden Augenblick erwartet werde. Aerzte und Würdenträger waren die ganze Nackt im Palast. Der König wurde gebeten, seinen Londoner Aufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten. Fremde an einem Orte mit interessanten Straßen- bildern sein Gefallen findet, kommt auch noch hinzu. *— Auf halbmast »«flaggt haben heute auS Anlaß der Ansetzung König Eduard» von England verschiedene öffentliche G.bäude unserer Stadt. *— Gefährliche Feinde der Vogelwelt Hausen zurzeit in den Anlagen des ErzgedirgSvereinS. Aufmerksame Beobachter konnten dort schon seit einigen Abenden die Wahrnehmung machen, daß drei Stößer (Habichte) gründlich unter den G ng- vögeln, die vorzugsweise in dem Heckenzaune d,s Aschschen Grundstückes nisten, aufräumen. Die Räuber der Vogelwelt sind allabendlich gegen 7 Uhr an der Arbeit und ist seit dieser Zeit k>tn Amselruf noch sonstiger Vogelgesang mehr zu hören. Wir empfehlen dem ErzgebirgSveretn, im Interesse unserec he.mischen Vogelwelt Jagd auf die Räuber machen zu lassen. *— Al« ein «»redlicher Hausgenosse ent puppte sich der 16jährige, aus Niedergeorgenthal gebürtige Bergarbeiter Franz Zehmeck, der bei dem Bergarbeiter G. in Gersdorf als LogiSbursche wohnte. Heute vormittag stahl er seinem Haus wirt ein bet der Sparkasse Hohenstein-Ernstthal eingezahlteS Sparkassenbuch. Der Diebstahl wurde gegrn 11 Uhr, bald nach dem Verschwinden deS Z., bemerkt und sofort in Begleitung einiger Nach barn die Verfolgung des Flüchtigen ausgenommen. Glücklicherweise gelang eS, noch ehe er seine Ab sicht, Geld bei der hiesigen Sparkasse zu erheben, auSsühren konnte, ihn am hiesigen Bahrhos einzu holen. Die Verfolger griffen nicht allzu zärtlich zu, als sie den unredlichen Burschen festnahmrn und zur Polizeiwache brachten, von wo er sodann dun Kgl. Amtsgericht zugesührt wurde. * Oberlungwitz, 20. Mat In das Unter suchungsgefängnis Zwickau übergesührt wurde der Fletjchergeselle und Färbereiarbetter Richard Franke, der kürzlich wegen m hcfacher Brand stiftungen verhaftet wurde. Es gewinnt den An schein, als sei Franke nicht vollständig zurechnungs- sähig, da man sich einen Grund zu seinen ge- mcingefährltchen Verbrechen nicht denken kann, zumal er durch seine Brandstiftungen stine eigene Mutter und seinen Bruder schwer schädigte, ob wohl er mit beiden im besten Einvernehmen lebte. Jedenfalls dürfte Franke auf seinen Geisteszustand untersucht werden. * Oberlungwitz, 20. Mai. D<r neue Spreng wagen, der seil einigen Tagen in Tätigkeit ge nommen worden ist, hat in der Bürgerschaft großen Beifall gefunden. Gerade in unserm Orte, der ja bekanntlich einen starken Automobilverkehr zu ver zeichnen h rt, ist die hierdurch geschaffene Einrichtung »n hystcnischer Beziehung von großem Wert. GerSdorf, 20. Mai. Dec hiesige Tama- riterverein eröffnete am vergangenen Mittwoch abend im Gasthof zum blauen Stern einen Damen- lursus. An demselben nimmt eine erfreuliche An zahl junger Mädchen teil. * Ltchteustein-C, 19. Mai. Maffenbestrasunqen erfolgten gestern vor dem hiesigen Kgl. Schöffen gerichte. Zirka 50 junge Leute im Atter von 12 bis 18 Jahren, aus Hohndorf, Rödlitz und Gers dorf stammend, hatten sich wegen Verkehrsstörung, hervorgerufen durch Befehdungen auf der Höhe nahe deS Plutoschachtcs, wobei man sich gegen seitig mit Steinen bombardierte, zu verantworten. Das Gericht erkannte diesmal noch auf Geldstrafen und Verweise, gab den jugendlichen Leuten aber zu verstehen, daß es bei Wrederholungssällen nicht so vlrwpfl'ch ablausen wird. * Glaucha«, 20. Mai. Auf der Rückreise von den BersctzungSfeierlichkeiten in London trifft morgen der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich mit seiner Gemahlin, der Herzogin Sophie von Hohenberg, zu mehrtägigem Besuche der Gräflich Schänburgschen Herrschaften auf Schloß Glauchau ein. Die Gräfin Oklavia von Schön burg-Glauchau ist eine Schwester der Herzogin v. Hohenberg. — Zu der Erdsenkung an der oberen Marktecke ist heute zu berichten, daß jetzt auch daS Falcksche Gebäude geräumt worden »st. Durch die großen Waffermengen, die in dieses Grund stück eingedrungen find, haben sich die Kellerwände stark gesenkt, sodaß dem Haus neue Gefahr droht. Gestern nachmittag war ein auswärtiger Sach- verständiger, Herr Baumeister Schündler auS Zwickau, hier anwesend, um eine genaue Unter suchung über die Ursache der Einsturz-Kalastrophe anzustellen. Ueber das Ergebnis derselben ver lautet nichts bestimmtes. Allgemein neigt man der Ansicht zu, daß beide Gebäude, das Eichhornsche ebenso wie daS Falcksche, dürften abgebrochen werden müssen. * Stollberg, 20. Mai. Gestern vormittag ent- gleiste unmittelbar unterhalb Bahnhof Neukirchen beim Rangieren aus noch unbekannter Ursache die Maschine deS Chemnitzer Güterzuges. Dadurch wurde das Gleis aus einige Stunden gesperrt. Der Verkehr wurde jedoch durch Umsteigen aufrecht erhalten. Von der hiesigen Station ging ein HilsSzug ab, der mit einer Stunde Verspätung die sonst mit dem Psrsonenzug 1804 mittags 11 Uhr 7 Min. eintrcffenden Paffagiere nach hier brachte. " Rabenstein, 19 Mai. Heute vormittag wurde der Jnvalidenrentner Albin Oskar Fritzsche aus Reichenbrand im hiesigen Rtttergutswalde er hängt aufgefunden. * Lhemnitz, 20. Mai. Der evangelisch-soziale Kongreß wurde gestern durch den Präsidenten Professor Dr. Harnack geschlossen. Dec Ort der nächsten Tagung steht noch nicht fest. AuS dem erstatteten Jahresberichte geht hervor, daß die Mitgliederzahl des Kongresses gegenwärtig 1607 beträgt. Im Anschlusse an den Kongreß findet heute hier ein Ktrchenkunsttag statt. " Taura, 19. Mat Heute mittag in der 12. Stunde gingen die Pferde deS Gutsbesitzers Gott fried Naumann von hier durch und schleiften den Besitzer vom Rölltngshainer Weg bis zur Roscherschen Fabrik in Markersdorf. Der bedauernswert« Mann, der durch seine Pferde schon wiederholt verletzt worden ist, starb nach Stunde, ohne daS Bewußtsein wieder erlangt zu haben. * Lrestde», 19. Mat. Lrlrunkrn ist am Jo- »annstädter Ufer der Sohn de- Bäckermeister« Lorenz. Der 8 Jahre alte Knabe hatte in der Nähe von .AntonS" gespielt und war dabet tn di« hochgischwollene Elbe gefallen. ES war nicht möglich, ihn zu retten, da er sofort im Wasser verschwand. Gein Leichnam wurde noch nicht gr- borgen. — Eine Verbrennung der beiden Arme und der Unterschenkel zog sich die auf der Kessel«- dorser Straße 22 wohnhafte, 44 Jahre alte Ehe- rau de» Arbeiters Siegel zu. Sie war im Be- ,r>ff, auS einer Dretllterkanne Spiritus auf einen Kocher nachzugi» ßen undhatte jedenfalls nicht darauf ge achtet, daß der Kocher noch nicht vollständig vrr- öscht war. Die sehr schwer verletzte Frau wurde nach dem Frtrdrichstädter Krankenhause gebracht. * Leipzig, 19. Mai. Uebersahren und getötet wurde gestern abend daS 2»/.jährtge Söhnchen de» CasetierS A. Eckhardt in der Delitzscher Straß«. Der Knabe lief von drr Seite her in etnen Motor wagen der Großen Leipziger Straßenbahn, kam dabei unter die Räder und erlitt so schwere Ver- etzungen, daß er alsbald verstarb. * Leipzig, 20 Mai. Am 18. und 19. Juni wird hier tin nationales Ballonwetlflirgen veran staltet. Geplant find eine Weilsahrt und eine Fuchsjagd. Ob eine Verfolgung durch Automobil stattfindet, ist vorläufig noch nicht bestimmt. * Rochlitz, 19. Mai. Anläßlich deS KOjährigen Bestehens des Friedrich August-TurmeS auf de« 350 Meter hohen Rochlitzer Berge fand gestern eine Ecinnerungsfeier statt, die sich einer zahlreichen Beteiligung erfreute. Nachmittag» 2 Uhr setzte sich vom Marktplatz ein Festzug, bestehend au» der Stadtvertretung, Beamten, Lehrern und Schülerab teilungen sämtlicher Schulen, sowie Mitgliedern aller vaterländisch gesinnten Vereinigungen mit 10 Fahnen tn Bewegung und marschiert« unter Musik begleitung nach dem Turmplatze auf dem Berge, woselbst Bürgermeister Schilling eine Festansprach« hielt, die mit einem Hock auf den König Friedrich August schloß. Nach einigen allgemeinen Gesängen begab sich der Festzug nach dem Garten de» Berg- restaurantS, wo Konzert und Gesang-vorträge statt fanden. Vor eintretender Dunkelheit erfolgte ge meinsamer Rückmarsch der Festteilnehmer wieder in die Stadt. * Weißbach, 19. Mai. Ein Hjähriger Knabe ließ beim Tragen eines 10 Wochen alten Kind«» dasselbe fallen, sodaß e» vermutlich Gchädelbruch erlitten hat. AuS Furcht vor Strafe sprang drr Knabe in die Jauchengrube, ist aber noch recht zeitig gerettet worden. * Waldkirchen, 19. Mai. Auf der steilen Straße zwischen Gornau und Waldkirchen versagte an einem von Leipzig kommenden, mit vier Per sonen besetzten Automobil die Bremse. Während drei der Insassen sich durch Abspringen retten konnten, fuhr der Führer und Besitzer dr» Auto» dasselbe in den Straßengraben und erlitt dabei so erhebliche Verletzungen, daß er einige Zeit bewußt- los war. * Retcheubach i. B, 19. Mai. Durch einen Wolkenbruch ist gestern im HetnSdorfer Grunde, vor allem in HauptmannSgrün, beträchtlicher Schaden angerichtet worden. Vielfach drang da- Wasser in die Keller der Häuser, die Felder wurden über und über verschlammt und Wirtschastsgeräte aller Art sind sortgeführt worden. Der Reichen, bach trat im unteren Tal auS den Ufern und überschwemmte die Wirsen. Durch Hagel und Schloßen, die Taubeneigröße erreichten, wurden Fensterscheiben zertrümmert. In Vogttgrün hat der Blitz wiederholt eingeschlag«» und Telephon, leitungen zerstört. Die Frühjahrskulturen haben argen Schaden erlitt«». ' Oel«»ttz i. B, 19. Mai Auf seltsame Weise ein Auge eingebüßt hat am 2. Pfingstfeier, tage der 20jährige T»schlergehilfe Paul Simon von hier. Er wollte beim Verlassen eines Tanz- lokales in Lauterbach seinen Hut vom Kleiderhaken herabnehmen Dabei fiel au» einem daneben hängen- den Damenhute eine lange, spitze Nadel herunter, drang dem jungen Manne ins rechte Auge und zerstörte dessen Sehkraft. Durch eine Operation hofft man wenigstens das andere Auge zu «rhalten. * Bad Elster, 19. Mai. Der 76 Jahre alte Schneidermeister Echtner, im OrtSteile Stein- pöhl an der böhmischen Grenze wohnhaft, reichte am 2. Pfingstfeiectage einer 21jährigen Jungfrau am Traualtar die Hand zum Bunde für» Leben. Gewissermaßen entschuldigend fügt der hiesige „Anze ger" der Meldung hinzu: „Der hochbetagte Bräutigam ist im Besitze eines kleinen Vermögens." Hoffentlich reicht es für zwei! * Nieder-Oderwitz, 19. Mai. Ein mutiger Knabe, der schon drei Kinder vom Tode deS Ec- trinkens gerettet hat, lst der Schulknabe Paul Schuster von hier. Das 6jährige Töchterchen deS Maurers Henschel war durch Unvorsichtigkeit in den Mühlgraben gefallen. Entschlossen sprang der Knabe nach und es glückte auch tn diesem Falle sein Rettungswerk. Die Kometennacht. Der Durchgang der Erde durch den Schweif des Halleyschen Kometen ist vorübergegangen, ohne daß die Latenwelt auch nur die leiseste Spur eine« außergewöhnlichen Phänomens wahrgenommen hat. Allenthalben hat tn der Nacht, in der der Welt- untergang stattfinden sollte, eine ur fidele Stimmung geherrscht, nur in den Gegenden, wo arger Ader, glaube noch die Gemüter umfängt, sah man dem Kommenden mit Zittern und Bangen entgegen. Jniereffante Beobachtungen in der Kometennacht wurden auf der Treptower Sternwarte bei Berlin gemacht. Während der Zeit deS Durchgangs, also gegen Morgen, war eine Art leuchtender Nacht- wolle in Form eines langen und Hellen Streifens am ganzen Horizont sichtbar. In der Wolke war eine Helle Rippe deutlich zu unterscheiden. Die Erscheinung hielt bis zum Eintritt der Dämmerung an. Die Dämmerungsfarben waren außerordent lich intensiv. Von sonstigen Phänomen, elektrischen Erscheinungen, Störungen de» TelegraphendirusttS,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)