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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191005208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100520
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-20
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.05.1910
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gangen waren. — Auf allen Sternwarten wurden wissenschaftliche Beobachtungen über den Durch gang gemacht, die sich namentlich aut die Ver- ändenmzen in der Atmosphäre bezogen. * Heftige Gewitter sind jetzt an der Tages- ardnung. Kein Tag vergeht, daß nicht schwere Unwetterschäden gemeldet werden. In der Um gebung von Kassel wurde durch ein außerordentlich heftige- Gewitter die ganze Obstblüte vernichtet und viel Schaden auf den Feldern angerichtet. La< Gewitter war von einer Windhose begleitet, die sich durch unheimlicher Zischen und Brausen weithin bemerkbar machte. Die Leute glaubten, der Halleysche Komet käme. — In Arnsberg im Sauerland wurde durch einen Wolkenbruch eine wahre Überschwemmung angerichtet. Zn einem Hotel drangen Wasser- und Schlammassen von der hochgelegenen Landstraße bis in das zweite Stockwerk ein. — In Görlitz Warde ein Postassistent durch einen Blitzschlag in die Telegraphenleitung am Morseapparat betäubt. Er liegt schwer erkrankt darnieder * Bei eine« schwere« Gewitter, das am Sonnabend nachmittag über Görlitz und der Umgegend tobte, ging zwischen Leopoldshain und Hennersdorf ein Wolkenbruch nieder, der in den Dörfern ^Schönbrunn, Hermsdorf, Leopoldshain, Troitschendorf, Lauterbach, Hennersdorf usw. große Verheerungen angerichtet hat. In Henttersdorf bei Görlitz rissen die Fluten ganze Gebäude ein; die über den Dorsbach führende massive Brücke ist voll ständig weggerissen; von dem Gasthof „Stadt Berlin" an der ebenfalls überschwemmten Henners- dorfer Kirche haben die Fluten eine Seite des massiven HauseS vollständig sreigelegt. Alles verfügbare Militär und die Feuerwehr waren am Sonnabend und Sonntag zur Hilfeleistung von Görlitz nach Hennersdorf beordert worden- Aus der Chaussee zwischen Troitschendorf und Leopolds hain ist eine Brücke, sowie ein 15 Meter langer Brückendamm vollständig weggerissen worden, die Fahrstraßen sind überschwemmt worden, der Verkehr zwischen den Dörfern ist unmöglich gemacht. Die Felder find durch die Fluten und auch durch einen heftigen Hagelschlag verwüstet. Eine Menge Kleinvieh ist ertrunken. Der Pfingst-GotteSdienst in Henners dorf mußte ausfallen, weil das Wasser auch in der Kirche stand. An verschiedenen Stellen der Umgegend von Görlitz haben auch Blitzschläge Schaden verursacht. In Nieder-Halbendorf schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzer- Ritter und zerstörte einen erheb lichen Teil seines Besitztums In Nieder-Schönbrunn richtete das Unwetter im Braunkohlen-Bcrgwcrk großen Schaden an. * 47 Persoue« ertrunken. Ein schweres Un glück ereignete sich auf dcmDnjepr bei Jekaterinos- law Ein mit 94 Arbeitern besetztes Schiff ge riet gegen ein Riff, an dem es zerschellte. 47 Personen ertranken dabei. * Schlagende Wetter. In der Szaszvarcr Kohlengrube (Ungarn) ereignete sich gestern eins Explosion schlagender Wetter Vier Arbeiter wurden getötet 17 Arbeiter und ein Aufseher befinden sich noch in der Grube. * 30 Hotelgäste verhraunt Aus Ncwyork wird telegraphiert: Bei einem Brande in Adams Hotel in Phönix wurden 30 Gäste vermißt, wahrscheinlich sind sic verbrannt. * Dy«amiterpl»sto« In Pinar del Rio (Kuba) explodierte in einer Kaserne der Land- polizci Dnnamit. ES sollen 100 Personen gelötet und 50 verletzt sein. (Siehe auch ,,Depeschen") * Schweres Automobilunglück. Eine aus einem Chauffeur und Münchener Wirten bestehende Ausflugsgesellschast von 6 Personen ist in der Nacht zilm Mittwoch im Isartal verunglückt. Das Automobil überschlug sich und begrub die Insassen unter sich. Ein Gastwirt und ein Chauffeur wurden getötet. Der Chauffeur, der daS Automobil lenkte, und zwei Wirte wurden schwer verletzt. Die anderen Mitfahrenden kamen mit dem Schrecken davon. * Fol-eufchwere Explosiv«. In den Fabrik- räumcn der American Sheet and Tinplatc Company in Canton (Ohio) wurden durch eine Explosion 13 Arbeiter getötet. Bon den übrigen in der Fabrik beschäftigten 300 Arbeitern kam kaum einer ohne Verletzungen davon. ' Auf der Hochzeitsreise iu deu Tod. Ein herbes Schicksal widerfuhr dem Kaufmann Fried mann anS Luxemburg. Er hatte am letzten Donners tag die 26 Jahre alte Tochter Jlma des Metzger- Meisters Samson Samuel in Bonn geheiratet und eine Hochzeitsreise angetreten. DaS junge Ehepaar begab sich nach Brüssel, wo die Frau in einem Hotel statt in die Toilettenräume in die elektrische Lichtanlage geriet und einen schrecklichen, plötzlichen Tod sand. * Schreckeusszeutu gab es bei dem Brande der Irrenhauses von Baileul bei Paris, in das der Blitz geschlagen hatte. Die meisten Kranken waren nicht zu bewegen, ihre Zimmer zu verlassen, sie mußten mit Gewalt hinaus transportiert werden. Dabei hatten die Wärter wahre Kämpfe zu be stehen. Verschiedene gefährliche Irre ergriffen die Flucht und konnten bis jetzt noch nicht wieder er griffen werden. * Bei« Bade« au verboteueu Stelle« sind am DienStag drei junge Leute ertrunken. Zwei kamen im Müggelsee um, wo sie zu weit in den See hinaus geschwommen waren. — Bei Schwan- wcrder ertrank ein Ausflügler, der in erhitztem Zustande ins Wasser ging. Alle drei stammen aus Berlin. * Die Opfer der Brandkatastrophe iu Oet- körito. Eine am 13. Mai veröffentlichte amtliche Statistik über die Opfer der Brandkatastrophe in dem ungarischen Dorfe Oetkörito ergibt, daß 324 Menschen direkt in der Scheune verbrannten, 122 wurden schwer verwundet; von diesen sind 1b Personen noch nachträglich gestorben, in Spital- pflegc blieben 109 Personen. Unkenntlich waren 150 Leichname, während 167 identifiziert werden konnten. Unter den Toten befanden sich 209 Frauen und 126 Männer * Der Prozeß gegen deu Oberle«1u«ut Adolf Hofrichter hat begonnen; die Giftbriefaffäre, die monatelang nicht nur in Oesterreich, sondern auch in den übrigen europäischen Ländern, vornehmlich aber in Deutschland, großes Aussehen erregt hat, erhält ihre gerichtliche Sühne. Neues und Interes santes wird der Prozeß kaum liesem. Ersten- spielt die Verhandlung deS Militärgerichts unter völligem Ausschluß der Ocffentlichkeit, und dann ist ja in die erst so mysteriös erscheinende Affäre durch das Ge ständnis Hofrichter- volle Klarheit auch über alle Einzelheiten gebracht worden. Das große Interesse aber, daS man in Oesterreich und in Deutschland für die Affäre zeigt, ist bezeichnend für das Ehr- empfinden, da» daS Volk der beiden verbündeten Staaten in Dingen, die das Heer angehen, besitzt. * Arbeitereatlaffuug«« Von den Gießerei besitzern bei Hagen und Schwelm wurden 800 Arbeiter entlassen, ungefähr ebenso vielen ist zum 1. Juni gekündigt worden. * Durch Unvorsichtigkeit in de« Tod. In der Havel ertranken bei Potsdam zwei junge Mädchen. Sie hatten bei einer Kahnfahrt die Plätze gewechselt. ' Selbstmordversuch im Gerichtsgebäude. Als gestern vormittag in Mannheim der Kaufmann Otto Vendelmuth au- Leipzig zur Verbüßung einer längeren Freiheitsstrafe vorgesührt werden sollte, zog er im Korridor des Amtsgericht- einen Revolver hervor und verletzte sich durch einen Schuß schwer * Bluttat. In der Nacht aus den zweiten Feiertag wurde die in Stralsund in der Mauerstraße wohnhafte 51jährige Weibsperson Schuldt ermordet aufgesunden. Der Hals war mit einem Rasiermesser bis aus den Wirbel durchgeschnittcn. Die Wirtin der Schuldt wurde unter dem dringenden Verdacht, den Mord ausgeführt zu haben, verhaftet. * De« Lehrer erschossen. Ein 16jähriger Student in Palermo, der von einem Professor eine schlechte Zensur erhalten hatte, forderte diesen auf, sie abzuändern. Da sich der Professor weigerte, zog der Student einen Revolver und schoß seinen Lehrer nieder. Durch einen zweiten Schuß beging der Student dann Selbstmord. * Ei« schwer gestrafter Schwindler. In Ueskueb in Mazedonien wollte ein gewisser Johann Potka mit einem selbstkonstruierten Flugapparat aufsteigen. Potke war ein Gauner, der es auf das Eintrittsgeld der neugierigen Menge abgesehen hatte. Sein Apparat versagte natürlich und als er die Rückzahlung des Eintrittsgeldes verweigerte, wurde er von der wütenden Menge erschlagen. * Liebes-Tragödie. In Brietz bei Lindau erschoß sich der Kaplan während der Maiandacht. In einem hinterlassenen Brief gibt er als Motiv unglückliche Liebe an. * I« de« Lod. Zwei Mädchen, die bei dem Gärtner Vogel in Potsdam in Stellung waren, haben gemeinsam den Tod in der Havel gesucht. Die eine, die 18jährige Blumenbinderin Arnhold aus Gölzern bei Grimma, wurde bei der Freund- schastsinsel und die andere, das Dienstmädchen Wegewitsch aus Wieske», bei den Potsdamer Lauben kolonien ans Ufer geschwemmt. * Tragischer Tod zweier Brüder. In einer Sandgrube bei TelSberg (Berner Jura) wurden zwei Brüder von plötzlich abstürzcndcn Sandmassen verschüttet und getötet. * Panik in einer Menagerie. In Paris wurde während der Vorstellung in einer Menagerie ein Tierbändiger von einem wütenden Tiger überfallen und übel zugcrichtcl. Vier andere Tierbändiger und Wärter mußten in den Käsig eindringen, um die Bestie von ihrem Opfer abzu bringen. Der Tierbändiger Joee, welcher schwere Verletzungen erlitt, wurde blutüberströmt aus dem Käfig herausgcbracht. Die Zuschauer flüchteten, von einer Panik ergriffen, ans der Menagerie. * Die Kindesmörderin. In Bologna wurde die Tochter eines vornehmen Bürgers, die ihr Kind bei der Geburt erwürgt hatte, vom Gericht freigesprochen, da man annahm, daß sie die Tat im Zustand geistiger Verwirrung begangen habe. Die junge Dame erhielt darauf nicht weniger als zwanzig schwärmerische Hcirat-anträgc. * Der irrsinnige Barbier. Au- Furcht vor dem Kometen ist in Hamburg ein Barbier irrsinnig geworden. Er zertrümmerte alles in seinem Laden Befindliche und mußte schließlich ins Krankenhaus übergeführt werden. * Wege« einei Blume. In Kosten bei Teplitz wollte der Glasarbeiter Chonika seinem Kollegen Fordik eine Blume auS dem Knopfleche nehmen. Fordik geriet in Wut, zog einen Dolch und verletzte seinen Kollegen tödlich. Chonika brach blutüberströmt zusammen. * Vergiftete Butter. Nach einer Meldung von der galizischen Grenze erhielt der Lehrer Sta- pinSki in Brzezie von mehreren Bauern kleine Mengen Butter zum Geschenk. Als Stapinski und seine Familie davon aßen, erkrankten sie unter Ver giftungserscheinungen. Bei der Untersuchung der Butter stellte es sich heraus, daß ein Stück der selben Arsenik enthielt Frau StapinSki und ihr dreijähriges Kind find bereits gestorben. Stapinski schwebt in Lebensgefahr. Man vermutet, daß ein Bauer, dessen Sohn vom Lehrer geschlagen worden war, einen Racheakt auSgeübt hat * Ä Millionen gtfuude«! Aus Hamburg wird gemeldet: Aus der Chaussee Hamburg-Bergcdorf sanden gestern zwei Arbeiter eine Brieftasche, deren Inhalt aus Staatspapieren iw. Werte von 2 Millio nen Mark bestand. Der Verlierer ist unbekannt * Ein Gold- und Tilberschatz gefunden. In Kagen in der Nähe de- historischen Schlachtfeldes von Mühldorf in Oberbayern wurde beim Abbruch einer Bauernscheune mner den Dielen und im Gebälk ein großer Schatz von Gold- und Silber- münzcn gefunden, angeblich im Werte von ca. 50000 Mark * bei« tragisches Meuscheuschickfal hat sich im Bagno von Cayenne erfüllt. Im Jahre 190l wurde der Landwirt Brierrc von Cvrancez zum Tode verurteilt, weil das Gericht ihn für schuldig hielt, seine fünf Kinder nmgebracht zu haben. Brierrc versicherte seine Unschuld, und der Präsident der Republik begnadigte ihn zu lebenslänglicher Zwangs arbeit. Die älteste Tochter BrierreS war davon überzeugt, daß ihr Vater ungerecht verurteilt sei. Sie ersparte mit ihrem Mann zusammen 1000 Franken, um die Wiederaufnahme des Verfahren» zu betreiben und fand einen Advokaten, der sich für die Sache interessierte. Auch einige Zeitungen nahmen sich BrierreS an. Der Fall schien der Unter suchung wert, und es war Aussicht vorhanden, die Unschuld deS Unglücklichen nachz«weiscn, der sich in Guayana musterhaft geführt hatte, und für den alle eingetreten waren, die ihn persönlich kennen gelernt haben. Da traf jetzt, wie dem „B. T." gemeldet wird, die Nachricht ein, Brierrc sei am 28 März am Fieber gestorben. Er hat sich seinen ehrlichen Namen nicht mehr zurückcrobcrn können. * Ei« Schau fliegen wegen Abtr-laube»- verbote«. Wie aus Belgrad gemeldet wird, ist in der Stadt Wronja in Serbien, wo in der nächsten Woche Schauflügc stattfinden sollten, von der Polizei diese Veranstaltung verboten worden, an geblich, weil die Bevölkerung sich aus Aberglauben vor den Flugmaschinen fürchtet. Ferner sollen sich dort viele derartig baufällige Häuser befinden, daß man befürchtet, cs könnten sich Katastrophen er eignen, wenn einer der Apparate zufällig gegen eins der Häuser anprallen sollte. * Eine romantische Ehe. Gestern abend fand in Rom die standesamtliche Trauung der Frau Maria v. Siemens mit dem General di Cossato statt Letzterer hatte unlängst die Ehre de Dame mit der Waffe in der Hand gegen den Abgeord neten Chiesa verteidigt, als dieser sie als Spionin hinstellte Depesche« vom 19. Mai. Köln. Es bestätigt sich, daß der KriegS- minister eine neue umfangreiche Untersuchung über die Ursache der Katastrophe deS „Zeppelin III" bei Weilburg angeordnet hat und daß alle in Be tracht kommenden Personen, namentlich diejenigen, die die Fahrt mitgemacht haben, zur umgehenden Erstattung eines detaillierten Berichts aufgefordert worden sind. London. Nach Informationen des Daily Telegraph hat die türkische Regierung den Plan, die Bagdadbahn bis an die See bei Alexandrette fortzusühren, aufgegeben, um sie ab Adana in daS Innere weiterzusühren. Petersburg. Ein Riesenseuer wütet im Arbeiterviertel hinter dem Narwator. Ueber 20 Häuser sind während der Nacht niedergebrannt, 2000 Arbeiter kampieren im Freien. Ob der Brand Menschenleben gefordert hat, läßt sich noch nicht feststellen. Das Feuer dauert bei heftigen Winden noch an. Newyork. In Pinar»DA-Rio auf Kuba wurde gestern die Gendarmerie-Kaserne durch die Explosion von 3000 Pud Dynamit in die Luft geschleudert. 100 Personen sind getötet worden, viele verletzt. Die Explosion ereignete sich bei der Ueberführung des Dynamites nach einem sicheren Gebäude, weil das Lagerhaus in der Kaserne po litischer Umtriebe wegen für unsicher galt. Man glaubt vielfach, daß ein revolutionärer Anschlag vorliegt. Von Havanna sind Truppen abgegangen. Dev Halleysche Komet. Berlin, 19. Mai. Eine gewaltige Menschen menge drängte sich gestern abend nach der Trep tower Sternwarte, um dir etwaigen nächtlichen Vorgänge zu beobachten. Ueber der Sternwarte schwebte seit nachmittags in 500 Meter Höhe ein kleiner Fesselballon, welcher die Lustelektrizität auf nahm. Von der Ballonhalle deS Berliner Vereins für Lustschiffahtt stiegen eine halbe Stunde vor Mitternacht Professor Berson und Dr. Weidert mtt dem Ballon „Groß", Professor Sühring und Professor Lüdening mit dem Ballon „Hildebrand" mit Instrumenten für luftelektrische Messung, Staubzählung und photographische Aufnahmen auf Berit«, 19. Mat. Im Treptower Park herrschte gestern abend ein Treiben, wie es selbst an den Sonntagnachmittagrn nicht zu verzeichnen ist. Die Sternwarte war vom Publikum dicht umlagert. Den ersten Vortrag, den Herr Direktor Archenhold über den Halleyschrn Kometen hickt, besuchten viele Tausende Personen. Berlin, 19. Mai. Der Halleysche Komet, dessen Durchgang durch die Erde nach den neuesten Berechnungen in der Zeit von 4 Uhr 22 Minuten bis 5 Uhr 22 Minuten heute morgen erfolgen sollte, war trotz sorgfältiger Absuchung der Sonnen scheibe mit dem großen Reflektor der Treptower Sternwarte nicht zu beobachten. Die Beobachtung war durch starke Bewölkung deS Horizonts außer dem sehr erschwert. Breslau, 19. Mai. In Schweidnitz wurde der Halleysche Komet mtt bloßem Auge deutlich gesehen. Er erschien gestern nachmittag gegen 5 Uhr in der Richtung zwischen Zodten und Kötschen- berg, stieg verhältnismäßig schnell und war von strahlendem, leuchtenden Glanze. Der Komet ver schwand nach einer halben Stunde. Wien, 19. Mat. Um den Kometen zu sehen, war heute nacht halb Wien aus den Beinen. Alle wichtigen Höhepunkte in Wien und Umgebung waren von dichten Menschenmassen besetzt. Mehrere Luftballons waren behufs meteorologischer Be obachtung aufgestiegen. Die Witterung war jedoch derartig ungünstig, daß eine Beobachtung nicht vorgenommen werden konnte. Im Hauptpostamt waren, um elektromagnetischen Störungen vorzu beugen, alle Vorkehrungen getroffen. Störungen sind jedoch nicht eingetreten. Rom, 19. Mai. Professor Mihozewitsch soll, der „Tribuna" zufolge, verflossene Nacht die Be- obachtung gemacht haben, daß der Schweif des Kometen eine Länge von 70 Grad und eine Breite von 60 Grad hat. Turin, 19. Mai. Meldungen auS dem kleinen Badedorfe Talebt wissen von eigentümlichen Beobach tungen zu berichten, die dort gemacht worden sind. Während der Stunden, wo der Komet am Hori zont zu erscheinen pflegte, gerieten jedesmal die Schwefelquellen in große Aufregung. Eie strömten Kohlen- und Schwefelgase au» und zwar in so bedeutenden Mengen, daß die Aufseher sich aus der Nähe der Quellen entfernen mutzten. Diese Erscheinung wird in Zusammenhang gebracht mit der Radioaktivität des Wassers unter de« «iustutz dr» Kometen. veuedtg, 19. Mat. Au» Furcht vor dem Erscheinen de» Kometen ist hier »ine Halbweltlertn wahnsinnig geworden. Sie stellte sich nacht» an ein Fenster ihrer Wohnung mit einem Kruzisix i« der Hand und forderte di, Passanten zum Beten auf, da die Welt «ntrrgehr. Die Polizei mußte sie mit Gewalt in eine Anstalt überführen. Paris, 19. Mai Die Pariser feierten da» Erscheinen des Kometen, indem sie die Nacht in den Kabaretts und Nachtrrstaurant» -«brachten. Speziell auf dem Montmartre war da» Leben sehr rege. Alle Restaurant» waren bi» zum Morgen grauen geöffnet. NachtS ging jedoch ein starke» Gewitter nieder und der bedeckte Himmel ver» hinderte jede Beobachtung des Kometen. Mehrere Astronomen hatten sich auf dem Eiffelturm etnge- sunden, konnten jedoch wegen deS bedeckten Himmel» keine Beobachtungen anstellen. Andre Astronomen hatten sich unter Leitung de» Professor» Nord mann auf der Sternwarte eingefunden, die au» demselben Grunde ebenfalls keine Beobachtungen anstellen konnten. Loudou, 19. Mai. Der Direktor der Grim«- byer Sternwarte erklärte gestern abend, er sei überzeugt, daß heute dir Begegnung zwischen dem Schweif de» Kometen und der Erde um 9 Uhr vormittags statlsinden werde. Dev Halleysche Komet. Guten Morgen, Brüder, Schwestern! Noch steht ja die Welt wie gestern, Noch ist alles schön im Lol Und wir haben keine Not. Wnd der Here uns ja beschirmen, Wenn sich hoch auch Wolken türmen; Denn der alle Golt noch lebt, Wenn die Erde auch erbebt. Er wild nimmer uns verlassen, Seine Wege wir nicht fassen; Aber einst erkennen wir, Wie er treu war mir und dir. Menschen Weisheit nicht ergründet. Was im Weltall sich befindet: Des Halleqschen Komet Schweis Ist der Erde viel zu steif. Diese wird um ihn sich winden Und genau den Umweg finden. Unser Dörfchen rückt nicht fort, Bleibt an seinem alten Ort. Darum, da der Herr ist Meister, Er beschwört die bösen Geister — Uns für immer nur zu fliehn, Sich um uns nicht zu bemühn. Der geschaffen Sonn und Stern», Die erschauen wir von fern», Die uns, leuchtend Tag und Nacht, Nur bezeugen Gottes Macht. Nein, waS sollten wir denn glauben? Astronom'» wollten rauben Das Vertrauen auf Gottes Welk Und auf seine Allmachtsstärk? Nein, bis hierher und nicht weiter! Spricht der Herr: Ich bin der Leiter Von dem großen Firmament, Hier ist enre Kunst zu End. Ich, ich werd euch Morrs lehren Und euch lernen, Golt zu ehren; Ihr macht mein Programm mir nicht, Ich sprach einst: Es werde Licht! Wenn gekommen meine Stunde, Dann geht wohl die Welt zu Grunde; Deshalb seid mir alle tieu, Sicht vom Weizen dann die Spreu. Die dann reine? Herzens kommen, Werden liebend ausgenommen; Wcr mich vor der Welt bekannt. Wird zu meinem Thron ernannt. Darum alle, die ihr Sorgen Bus den nächsten frühen Morgen, Seid getrost und traut dem Herrn, Er führt euch als guter Stern Darum laßt euchS heute sagen, Daß Italien soll nicht klagen, Die Türkei soll haben Mut, Köln nicht so viel leichte? Blut; Denn ein Karnevals Vergnügen Bleibt dem Herrn auch nicht verschwiegen; Spotten läßt er sich wohl nicht, Könnte kommen fein Gericht. Drum mit Gottvcrtraurn weiter, Nur nicht traurig, immer heiter. — Der Komet sich von unS wend, Schenk uns, Herr, ein selig End! Oberlungwitz, den 13. Moi lSly. Bertha Scheffler. Im Fundamt Zimmer 9 de» Rathauses Hahe«ßet»-Sr»ßttz«l sind folgende Gegenstände al« gefunden abgegeben worden: mehrere Portemonnaie- mtt Inhalt, mehrere Schlüssel, 1 Herrenstngerrinp, 1 Paar Handschuhe, 1 Halskette mtt Anhängsel, 1 Geldstücks 2 Dutzend Strümpfe, 1 kleiner Handwagen, Barchentstoff (rötlich), 1 Kinderboa, 1 Kindermütze, 1 Paar Kinderschuhe, 1 Pack Garn, 1 Säckchen mit Geld, 1 Brosche mit Bild, mehrere Regenschirme, etwa '/, Ztr. Weizen.
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