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WWMnWler Anzeiger Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz» Gersdorf» Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg» Erlbach, Langenberg» Falken, Langenchursdors, Meinsdors, Küttengrund rc. Der .Kohenfteln-Emftthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei sreier Lieferung Ins Saus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle MK.1L5, durch die Post bezogen (archer Bestellgeld) Mb. l.50. Einzelne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts-und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbrtefträger entgegen. Als Extra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszelle oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklametetl die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig Im »Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. 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Die Mittelstands-Bereinigung im Königreich Gachsen will eS nun unternehmen, eine solche Zen tralstelle für Arbeits-Bermittlung zu schaffen. Sie hat sich deswegen mit den Behörden in Verbindung gesetzt, um sich deren Zustimmung und Förderung für das Unternehmen zu sichern, und sie hat aller. seitS bereitwillige Zusagen erhalten. Das Unter nehmen soll in erster Linie sich die öffentlichen Ausschreibungen der Behörden zu nutze machen und den mittleren und kleineren Betrieben die Mitbe werbung um dieselben erleichtern. Es wird also darauf ankommen, einer möglichst großen Anzahl von geeigneten gewerblichen Betrieben Teillieferungen an größeren Submissionen zuzuweisen, die Arbeit unparteiisch und sachgemäß zu verteilen, nötigen falls die Beschaffung gleichmäßig guten Materials zu vermitteln, die Ausführung und Ablieferung zu überwachen usw. Ueber die Größe und Schwierigkeit dieser Auf gabe täuschen wir uns nicht; aber sie kann bei geeigneter Leistung, bei dem guten Willen aller Beteiligten und dem nötigen Wohlwollen seitens der Behörde recht wohl gelöst werden. Die Anbahnung des ganzen Unternehmens und die Schaffung der nötigen Organisation, die Ein richtung der erforderlichen Büros und Anstellung befähigter Beamter erfordert begreiflicherweise Summen, deren Ausbringung dem wirtschaftlich ge schwächten Handwerk aus eigenen Mitteln nicht zugetraut werden kann. Hier muß staatliche Hilfe eingreifen; und da eS sich um eine Aufgabe von größter öffentlicher Bedeutung handelt, so kann auch der Staat hier seine Hilse nicht versagen. Auf die Vorstellungen der Mittelstands-Vereinigung hat sich denn die Regierung auch bereit erklärt, eine Summe von Mk. 20000 jährlich zur Unter stützung einer Submissions-Zentrale in den Etat einzustellcn und der dahin gehende Antrag im Landtage ist mit überraschender Einmütigkeit von Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen genehmigt worden. Da auch die Erste Kammer ihre Zustimmung erklärt hat, dürften dem Unter nehmen sich kaum noch erhebliche Schwierigkeiten entgegenstellen. ES hat nun bei dem ersten Bekanntwerden des Gedankens in der Oeffentlichkeit nicht an Bedenken und Einwendungen gefehlt, die aber zum Teil aus Mißverständnisse zurückzusühren sind. Man hat der geplanten Zentrale zugetraut, daß sie ältere be stehende Organisationen, wie z. B. den sächsischen Genoffenschastsverband, die sächsische Handwerker- Zentral-GenoffenschaftSbank usw. bei Seite schieben und somit bewährte Einrichtungen zerstören wolle. Das widerlegt sich schon dadurch, daß der Vertreter des sälbstschen Genoffenschafts-Verbandes, Herr Knappe, von vornherein zu den Bestrebungen in dieser Angelegenheit stets zugezogen worden ist. Man hat der neuen Organisation sogar die Absicht unterstellt, eigene Werkstätten schaffen zu wollen und gewissermaßen durch Errichtung neuer Groß betriebe die bestehenden selbständigen Betriebe zu gesährden. DaS sind selbstverständlich Ausgeburten der Phantasie. Die neue Organisation soll viel mehr alle bestehenden und bewährten Einrichtungen und Verbände schonen und sie in ihrer Wirksam keit fördern und stärken. Sie soll vor allem die bestehenden Betriebe schützen und zu erhalten suchen und sich lediglich darauf beschränken, helfend, be ratend, vermittelnd und unterstützend überall ein zugreifen. Es wird auch zu einem gesunden Gedeihen des Planes sich von selbst gebieten, daß die neue Zen- trale sich nickt in gewagte wirtschaftliche Unter- nehmungen einläßt. Sie kann z. B. nicht daran denken, etwa große Material-Einkäufe auf eigene Rechnung zu übernehmen, wohl aber kann sie den Bezug gleichmäßig guten Materials auk Wunsch sür gewiss,! Aufträge vermitteln; und auch hier wird sie wiederum darauf bedacht sein müssen, be- stehende Mittelstands-Existenzen des HandelsstandeS nicht zu gefährden, sie vielmehr nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Wenn auch in den ersten Entwürfen der be- stehende Plan bis zu weit auSfchauenden Konse quenzen durchgesührt wurde, so ist doch durch praktische Rücksichtnahmen geboten, daß wir uns vorläufig auf das Nächstliegende beschränken, dort dem Gewerbe Rat und Hilfe angedeihen lasten, wo unsere Mittel und Kräfte es gestatten und daß wir den weiteren schrittweisen Ausbau dem prak tischen Bedürfnis überlasten. Es ist uns wohl bekannt, daß bewährte Führer des Handwerks, besonders auch in den Gewerbc- kammern, seit Jahren auf ähnliche Ziele hinarbeiten, und wir wollen ihnen die Anerkennung hierfür nicht schuldig bleiben. Wir beschränken unS darauf, das von allen Seiten als notwendig erkannte Ziel seiner praktischen Verwirklichung näher gebracht zu haben, wobei uns die weitverzweigte Ausdehnung Gin neuer Weg zu hand werklicher Gemeinschafts- Arbeit. Die „Nachrichten der Mittelstands-Vereinigung im Königreich Sachsen an die Presse« schreiben: Alle Versuche, dem Handwerke zu helfen, müssen fchrttern, solange nicht zweierlei erreicht wird: Erstens dem Handwerke mehr ArbeitS- und Ver- dienst-Velegenhrit zu verschaffen, und zweitens: den ewigen PreiS-Unterbtetungen Einhalt zu tun, damit die solide Arbeit endlich wieder lohnend wird. Bei dem jetzigen verzweifelten Wettrennen um die Aufträge und bet dem üblichen Zuschlag an den Mtndest-Fordernden wird entweder die Qualität der Arbeit immer mehr herunter gedrückt oder die Handwerker ruinieren sich zum Vergnügen ihrer Gegner. Um dem Handwerker mehr Verdienst-Gelegenheit zu verschaffen, muß er in den Stand gesetzt werden, sich auch an größeren öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen, die bisher fast immer Groß-Untrr- nehmern zufielen. Dazu bedarf eS allerdings ge- wisser Vorbereitungen und Organisationen. Die Bildung von Genossenschaften allein genügt hierfür noch nicht; denn so anerkennenswert eS ist, daß verdienstvolle Männer einzelne Handwerker zu Ge nossenschaften organisierten, so war doch damit allein noch nicht geholfen. Denn schließlich waren zwar die Produktions-Genossenschaften vorhanden, aber sie hatten leider nichts zu produzieren; es fehlte an Arbeit. Darum muß also eine Instanz ins Leben gerufen werden, deren Hauptzweck die Arbeits-Beschaffung ist — also eine Arbeits-Ver mittlungs- und Arbeits-VerteilungSstelle, die ihrem nächstliegenden Zwecke entsprechend als „SubmissionS- Zentrale« bezeichnet worden ist. Auf wiederholte Vorstellungen der Mittelstands- Bereinigung bei den oberen Behörden ist uns die bestimmte Zusicherung geworden, daß bei Ver- gebung öffentlicher Arbeiten das Handwerk mehr als bisher berücksichtigt werden soll, allerdings müßten dann gewisse Garantien geschaffen werden, daß dir Arbeiten in gleichmäßiger Güte und aus gleichmäßigem soliden Material gefertigt würden, auch sonst bezgl. der ordnungsmäßigen Abschließung usw. alle nötige Sicherheit bestehe. Begreiflicher- weise lehnten eS die Behörden ab, sich mit der Verteilung der Arbeit an Dutzende oher gar Hun derte von Kleinmeistern zu befassen; das würde Kei Sonnennntergung. Litauischer Roman von Ri. von Wehren. 33) (Nachdruck verboten.) „Nun, dann bringe sie her und teile ihr unterwegs alles mit. Vielleicht kannst Du eine Trage besorgen?" „Es steht eine im Schuppen zum Packe abholen." „Die bringt mit, Liebchen, dann geht die Sache leichter." „Du gehst doch nicht fort und läßt mich hier?" fragte die Kleine ängstlich. „Wie kannst Du so etwas denken, Lenchen? Deinet wegen, um Dich zu holen, sind wir ja hcrgckommen, und nun mus; der arme Herr vielleicht deswegen sterben. Darum eile Dich, Liebchen, die Zeit vergeht." „Nimm Dich nur vor Moses in acht! Ich bin bald wieder da." Das Kind lief, so schnell es die Dunkelheit ge stattete, dem Judenhause zu. Kurz vor der Eingangs pforte blieb sie in einem Gebüsch stehen und lauschie. Sie sah viele Gestalten ins Hans gehen. Einer hinter dem anderen gebückt verschwanden sie in dem dunkeln Hausflur, dann trat die alte Frau mit einer kleinen Laterne unter die Thür. „Mirjam — Kindchen, wo bist Du?" „Hier, liebe, liebe Tate!" „Wo, mein Kind?" Suchend wanderten die Augen der Alten umher. „Komm, Mirjam, ich habe Dir die Abendsuppe ins Kämmerchen gestellt, nun will ich Dich zu Bett bringen, ehe die jüdischen Lait wieder aus dem Keller zurückkehrc»." „Nein, Tate, ich gehe nicht hinein, dazu habe ich viel zn sehr Angst. Komm nur zu mir, ich stehe hier im Gebüsch." „Du bist ein Närrchen, warum zitterst Du denn so? Der Moses darf Dir nichts thun, das lassen ich und der David nicht zu." „Ach, Tate, Du wirst ihn nicht hindern. Ein« liegt schon im Tannenkamp, den har e l. > Ziehen." „Goli. Gerechter! Waih geschrien! Du bist wohl meschugge, KiuL: wie kanust Du sonst solch unnütziges Geschmuse machen?" „Es ist aber wahr, Tate. Komni nur leise und decke Deine Schürze über die Laterne oder gieb sie lieber mir und Du nimm die Trage aus dem Schnpvcn, um den Herrn hinaufzu-egen; das hat mir Mühlfriede befohlen." „Was ist das wieder für ein Mann?" fragte die Alte. «Er ist ans der Mühle, kennt mich, meine Eltern: ich habe früher immer mit ihm gespielt." „Gott, Gerechter! Wie kommt denn der hierher? lind willst Du wirklich von uns gehen?" jammerte die JÜc'ü. „Ja, liebe Tate: Du aber und der David kommen mit. Beeile Dich nur, sonst stirbt der Herr." „Welcher Herr, Kind? Ick bin schon ganz wirr im Kops!" „Nun, dem Friede sein Herr, den Moses tot gemacht hat." Scheu sah sich die Kleine um. „Ja, nun weis; ichs, es geht mir ein schauerliches Licht auf. Was kann ich aber helfen? Ich bin alt und schwach." Unterdes kniete Mühlfriede neben Romberg. Er hatte einen Arm unter dessen Kopf geschoben nnd hielt ihn hoch. Das Almen war noch immer unregelmäßig, wurde aber stärker. „Herr Gott, erbarme dich, hilf uns! Laß die Schurken nicht triumphieren. Nur bis an den Kahn schaff mir Hilse, gerechter Gott! Nachher sollen sie mich nicht erwischen." Er horchte angestrengt. Wo kam denn in seiner Nähe der Lärm und das Getöse her? Gewiß kommen sie, ihn zu holen, die elenden Mordbuben! Die Littnuer sind sicher nicht dabei, sonst würde es mir ein leichtes sein, den armen Herrn nnd mich vor ihnen zn retten: mir lassen die nichts thun, davon bin ich überzeugt. Der Lärm kommt übrigens von unten, es muß hier seitwärts hinter dem Steingeröll der Eingang zu einem Keller sein: jetzt erinnere ich mich, m«m armer gemordeter Vater sprach oft davon. Ach, hätte er nie die Gesellschaft gesehen, die ihm den Tod bereitete! — Jetzt gehe ich wahrscheinlich denselben Weg, — denn lebendig lassen mich die Hallunken nicht fort. Nun, an mir ist nichts verloren, aber der Herr! Was wird unser Kind sagen? Grober Gott, hilf!" Der Alte schluchzte laut, heiße Thräuen entstürzten seinen Augen. Das Getöse dauerte fort, aber schwächer als anfangs. Friede horchte scharf hin. „Aha, merkst Du was? Der Hund, der Moses, traut sich doch nicht, hier durchzukommen: sie schassen die Sachen durch das Fischcrhaus hinaus. Er hat also die Geschichte allein augczcttclt und fürchtet seine Landsleute, denn sie sind ihm alle nicht grün! — Wenn ich den Herrn nur erst fort hätte! Der liebe Gott wird ja ein Einsehen haben und ihn wieder gesund werden lassen." Verzweifelt zählte der alte Mann die Sekunden, so langsam und träge schlich ihm die Zeit dahin. Die Arme waren ihm bereits ganz erstorben von der schweren Last, und noch immer kam das Kind nicht. Unten arbeiteten sie heftig weiter, cs mußte somit eine große Meuge Sachen sein, die hinübergebracht werden sollte. „Komme ich nur vor ihm über den See", überlegte Friede, „dann ist nichts verloren. Ich muß aber Zeit haben, Herrn Wöge Mitleilnug zu machen, auch wegen meiner Leute, die Herr Romberg zn schützen versprochen hat. Wenn die Geschichte nur nicht verraten ist; wie konnte Moses wissen, daß wir hier sind? Sollte mein Kamerad? Nimmermehr, der ist brav und zuverlässig: aber sein Junge? Der Beugel gefiel mir garnicht, er bat solche falschen Augen und verfärbte sich so, als ich ihn nnricf. Wozu hat er die Beine in die Hand zu nehmen und fortzulaufen, wenn er nichts Böses im Sinne hat? Nun, es kommt wohl alles an den Tag, und Du sollst Prügel erhalten, daß Du acht Tage nickt sitzen kannst, wenn Dich das Gericht nicht noch in die Unger nimmt." „Hier bin ich. lieber Friede, mit meiner lieben Tate", der Mittelstands-Bereinigung und deren Ansehen und Einfluß bei den Behörden und im Landtage zu statten gekommen sind. Es ist lediglich unser Verdienst, eine Anzahl nebeneinander herlaufender Bestrebungen und einzelstehender Männer zu ge meinsamer Arbeit zusammengebracht und dadurch die Verwirklichung ermöglicht zu haben. Es wird alles darauf ankommen, daß das Unternehmen von praktisch bewährten Männern in selbstloser Weise geleitet wird; und da wir solche Männer im Vorstande der Mittelstands-Vereinigung bereits besitzen und fortwährend bestrebt sind, alle tüchtigen und bewährten Kräfte des Gewerbes zu sammeln, zu unseren Beratungen hinzu zu ziehen und uns deren Mitwirkung zu sichern und deren praktische Erfahrungen zu nutze zu machen, so darf auf ein glückliches Gelingen deS Planes gehofft werden. TageSgefchichte. Neber die Erziehung «nfrer sprach der berühmte Professor der Theologie an der Berliner Universität Professor Adolf Harnack auf dem in Chemnitz tagenden Eoangelisch-Sozialen Kongreß. Redner feierte die freie Tatkraft deS einzelnen, die durch den Sozialismus ebenso unter bunden werden könnte wie durch ein energieloses Rentnertum. Sozialismus bedeutet nicht nur die kollektive Sorge für die wirtschaftlich Schwachen durch entsprechende Institutionen, sondern auch die Beseitigung der Schwächen, die durch eben diese Institutionen entstehen oder vergrößert werden. Hier kommt alles auf die rechte Erziehung der Jugend an zu innerer Freiheit, Selbstverantwort lichkeit und Tatkraft. Mit der Sozialdemokratie, deren Jugenderziehung ganz andre Ziele verfolgt, kann rS hier keine Kompromisse geben. Der Re spekt vor Ordnung und Gesetz und der Abscheu, den inneren Frieden zu brechen, beschirmen als ein selbstgewollter eherner Reif die Nation. Gegen Gewaltakte in den Lohnkämpfen schützt uns in Deutschland nicht nur die gepanzerte Faust deS Militarismus, sondern auch die unbezwingliche Hand eines erzogenen und friedlich gesinnten Volkes. Der Vortragende gedachte des Umstandes, daß sexuelle und Ehefragen in unsrer Zeit über Gebühr öffentlich erörtert würden und betonte, daß zwischen der Ehe und der freien Liebe kein Mittelweg existiere. Man kann da nur an die Erziehung zur sittlichen Telbstgesttzgebung appellieren. uuterbrack fein IcifcS Selbstgespräch das kleine Mädchen und kroch, die Laterne hock haltend, mit der alten Jüdin in den Bnsck. Bald standen alle drei vor dem Scbwcr- verwnndcten und beleuchteten ihn, um die Stelle zu finden, aus der das Blut tropfenweise den Nasen färbte. Romberg war unkenntlich verändert durch den Schlag ans den Kopf, das Gesicht blaß, eingefallen, mit Blut überströmt. Der Schwerpunkt der Verwundung lag aber in der Seite, wo noch immer das spitze Dolchmesser Rombergs steckte. Friede versuchte, so sanft eS ging, den Dolch aus der Wunde zu ziehen. Es gelang wohl, daun aber strömte der Blutquell heraus und übergoß alle. Die erschütterte Jüdin vermochte Friede nur gewaltsam vom Weinen und Jammern zurückzuhaüen, während das Kind stumm blieb, aber seine Zähne wie im Fieber aneinander klappten. So gut es ging, wurde die furchtbare Wunde mit Zengfetzen und Moos verstopft. Der alte Mann riß sich seinen Pelzrock herunter und auf ihn gebettet, trugen die alte» Leute den Schwerverwnndeten durch den Wald, den, Schuppen zu. Wären die Schmuggler nicht so beschäftigt gewesen, so Hütten sie unbedingt diesen tranrigen Zug bemerken müssen, denn die Träger mußten oft anhallen, um sich auszuruhcn. Lenchen erleuchtete mit der Laterne den Weg. Nachdem im letzten Gebüsch noch einmal kurze Rast gemacht, schloß das Kind die Laterne und lief in den Schuppen, nm weiches Heu auf einen Haufen zu legen. Dann wanderte sie unis Haus und berichtete nach der Rückkehr der Tate, wie alles in Ordnung sei. Die Littauer säßen um den Holztüch und zechten, während einige Juden schon auf der Erde lägen. Moses und die anderen mußten noch mit David im Kelle, sein. Mit erneuter Kraftanstrenguug wurde nun der Ohnmächtige in den Schuppen aufs Heu getragen. Die alte Frau blieb als Wache bei ihm zurück nnd sollte, wenn es anging, ihren Mann von dem Geschehenen bcnackrichtigen. Friede wanderte in Begleitung Lenchens, welche mit ihre Schürze die Laterne bedeckte, weiter an den See, um den Kahn in die Nähe des Users zu bringen. (Fortsetzung folgt.)