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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191005017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-01
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.05.1910
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KnlM W HchMkl»<VilDli>n An!kign Tageblatt. 37. Jahrgang. Sonntag, den 1. Mai 1910. Nr. 99. Kirchennachrichteu. Uarechle St Triaitatis z« Ko-eastela-KraMal. Am Sonntag Ragate, den I. Mai, vorm. 9Uhr Piedigt- gotteSdienst: 1. Tim. 2, 1—8. Herr Pastor Hiccke. Kollekte für die Sache der cvangl. Jungsrauenvercine. JünglingSvercin abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Jungfrauenverei» abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Montag nachm. 2 Uhr Großmuttervercinigung im Ge meindehaus. Montag abend Singstunde im Kirchenchor. Wochenamt: Herr Pastor Schmidt. Varechie Kt. khriftspyori zu Kohenstci»--r»sttyal. Vom 28.-8». April 1910. Getauft: Walter Richard, S. d. Handarbeiters Robert Richard Gränitz. Hildegard Selma, T. d. Scherer« Ernst Albin Irmscher. Johanna Ilse, T. d. Handschuhzuschn-tdcrS Paul Arthur Fickert. Richard Kurt, S. d. Martha Thekla Barth. Begraben: Paul Alfred Müller, Lehrer i. R., 77 I. 1b T. Georg Max Lohse. Ib I. 8 M. 17 T. Am Sonntag Rogate, den 1. Mai 1910, vorm. S lihr HauptgotteSdicnst, Predigt über I. Tim. 2, 1—8. Herr Pastor Dybeck. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den konfirmierten Jungfrauen. Kollekte für die ev -luth. Jungfrauenvereine im König reich Sachsen. Ev.-luth. Jungfrauenverein abends 8 Uhr Hauptver sammlung im Waisenhaussaale. Gv.-lmh. JünglingSverein abends 8 Uhr im VereinS- lokale. Lande«kirchliche Gemeinschaft und Blaukreuzvereiniguna, halb v Uhr Breitcstraße 31. Evangl. Arbeiterverein. Montag, abends halb v Uhr pünktlich jim Vereinrlokalc Vortrag de» Herrn Rechtsanwalt Böhm über Mieierrccht. Alle kommen Gäste willkommen. Am HimmelsahrtSfcste, vorm. v Uhr HauptgotteSdicnst, Predigt über Lph. l, 20—83. Herr Pfarrer Albrecht. Kirchenmusik. Nach dem PredigtgotteSdienst Beichte und Kommunion. Herr Pfarrer Albrccht. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Borm. S Uhr Predigtgottesdienst im Hüttengrundbetsaale. Herr Pastor Dybeck. Vorm, l l Uhr Kommunion im WaiscnhauSsaale. Herr Pastor Dybeck. Gv.-luth. Jnngfraucnvcrcin nachm. halb 2 Uhr Jahres feier im BercinSlokalc. Wochenamt Herr Pastor Dybeck No« Gverl«»gwttz. Am Sonntag Rogate, 1. Mai 1910, vorm. halb 8 Uhr Gottesdienst mit Predigt über l Tim. 2, 1—8. Herr Pastor Schödel. Kollekte sür die JungsraucnvereinSsache Deutschlands. Nachmittag« halb 3 Uhr Lausgottesdienst. AbendS 8 Uhr JünglingSverein. Montag, den 2. Mai 1910, nachm. 4 Uhr Misfions- kränzchen. Wochcnamt: Herr Pfarrer von Dosky. Am HimmelsahrtSfcste, den 5. Mai I9lv. ») Hauptkirche: Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Eph. I, 20—23. Herr Pfarrer von DoSly. Vorm. 10 Uhr Beichte und Feier des heil. Abendmahles. Herr Pfarrer von DoSky. Nachm. 2 Uhr KindergottcSdienst. Nachm. 3 Uhr TausgottcSdienst. d) Nebenkirche: Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Eph. l, 26—23. Herr Pastor Schödel. Vorm 10 Uhr Beichte und Frier de» heil. Abendmahles. Herr Pastor Schödel. Mo« chn»dors. Am Sonntag Rogate, den 1. Mai, früh 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Böttger. Kollekte für die Sache der cv.-luth. Jungsrauenvercine. . Nachmittag» halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den konfirmierten Jungsrauen. Nachm. 3 Uhr JahreSfest de» JugendbundcS sür ent schiedener Christentum im GemcinschastSsaal. Die Jugend ist herzlichst eingcladen. Abends halb 8 Uhr Jungsrauenverein. Abends 8 Uhr EvangelisationSversammlung im Gcmein- schaftSsaal, abgchalten von Missionar Böhme. Montag, den 2. Mat abends 8 Uhr Frauenvercin in Fröhlich s Restaurant. Dienstag fällt die Bibelstunde aus. Die Woche sür Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, sür HauStommunioncn und Begräbnisse Herr Pastor Hildebrand. Am Himmelfahrtsfest früh 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Hildebrand. Danach Beichte und heil. Abendmahl. Nachm. halb 2 Uhr Kindergoltcsdienst. Mo« Aerrrsdorf Am Sonntag Rogate, den 1. Mai, vormittag» 9 Uhr Hauptgottcsdienst mit Predigt über 1. Tim. 2,1—3. Kollekte. Langenberg mit Meinsdorf. Am Sonntag Rogate, den 1. Mai, früh halb 9 Uhr Beichte, 9 Uhr Hauptgottcsdienst mit Pccdigt über 1. Ttm. 2, 1—3 und anschließender AbcndmahlLfeier. Mo« Langkvcharsdorf mit Aalte« Am Sonntag Rogate, den 1. Mai 1910, vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jünglingen der Kirchfahrt. Mo» Arfprung Am Sonntag Rogate, den 1. Mai 1910, vormittags halb 9 Uhr Predigtgottesdienst. Einsammlung einer allgemeinen Landeskollekte zum Besten der evangelischen Jungfrauenvereine. Donnerstag, den d. Mat (Fest der Himmelfahrt), vorm halb 9 Uhr PredigtgotteSdienst. Nachmittags halb 2 Uhr Missionsstunde. Mo« Müste«öraa» Am Sonntag Rogate, 1. Mai 1910, vormittags 9 Uhr PredigtgotteSdienst. Kollekie sür die Sache der evang. Jungfrauenvereine. Nachmittags 2 Uhr kirchliche Unteircdung. AbendS halb 8 Uhr Nersammlung des evang. Jünglings- vcreinS. Deutscher Reichstag. 75. Sitzung vom 29. April. Das Zusatzabkommen zu dem Handelsvertrag mit Aegypten wird debattelos in erster und gleich auch in zweiter Lesung genehmigt. Der Nachtrags- «tat von 84000 Mk. zur Gewährung von je 1500 Mk. Diäten an die Mitglieder derjenigen Kommissionen, die während der Sommerpause tagen, geht debatteloS an die Kommission. Weiter steht auf der Tagesordnung die zweite Lesung der Vorlage über 28 Millionen restliche Aufstand-auS- guben sür Güdwestafrika. Abg. Seniler (natl.) berichtet als Referent über die Kommission-Verhandlungen. Abg. Erzberger (Ztr.): In der Kommission haben alle Personen, Beamte und Petenten in Tüdwestafrika, die mit der Politik deS Staats sekretärs nicht zufrieden sind, mehr oder weniger Spießruten laufen müssen. Kehrt Gouverneur von Schuckmann nach seinem Urlaube nicht mehr nach Afrika zurück, so liegt daS offenbar nur daran, daß er mit der großkapitalistischen Politik des Staatssekretär- nicht einverstanden ist. Der Staats sekretär meint, die Petition der Südwestasrikaner sei garnicht in der Kolonie entstanden, er hat mich damit sogar in Verbindung gebracht. Tatsächlich hatte ich nicht- damit zu tun. Mein Antrag ist weder revolutionär, noch war er persönlich gegen den Staatssekretär gerichtet. Er greift auch nicht, wie der Staatssekretär behauptete, in die Rechte deS Kaisers ein. Ich protestiere dagegen, daß man den Kaiser zum Prügelknaben für alle Tor heiten und Fehler der Verwaltung macht. Redner begründet dann seinen Antrag. Eine Auseinander- setzung mit den großen Gesellschaften ist unent behrlich. Alles kann mit diesen nicht auf dem Wege deS Vertrages geregelt werden. Mein An- trag will 20"/., der Antrag Lattmann will 10*/» den großen Gesellschaften als einmalige Last aus erlegen. Wer 500 000 Mk. Vermögen hat, kann doch wohl eine einmalige Ausgabe von 6000 Mk. leisten. Auch England hat in ähnlicher Weise Kriegskosten auf die Kolonien abgewälzt. Entgegen der Meinung des Staatssekretärs ist der Reich-tag durchaus zuständig für Sleuerfragen in den Kolonien. Und der Staatssekretär, der solchen Vorstoß gegen daS Budgetrecht deS Reichstags unternimmt, spielt sich auf als Schützer des Parlamentarismus I Erst nach Ablösung der Hoheitsrechte der Gesellschaften werden wir Ruhe und Frieden in der Kolonie haben. Redner geht dann noch auf die Resolution der Kommission ein und schließt: Ich habe bisher die Politik des Staatssekretärs unterstützt; aber eine lediglich großkapitalistische Politik mache ich nicht mit. Wäre es nach dem Staatssekretär ge gangen, dann wäre auch das große Diamantenge- biet weggegebsn worden ohne einen Pfennig als Entgelt. Der Diamantenmarkt darf nicht der freien Konkurrenz überlassen, der Diamantengewinn muß kontingentiert werden. Präsident Graf Schwert« rügt den mindestens formell nicht zulässigen und einen Vorwurf gegen den Staatssekretär einschlteßenden Ausdruck Erz bergers, daß der Staatssekretär den Kaiser als Prügelknaben sür alle Torheiten der Verwaltung verwende. Staatssekretär Dernburg: Was Herr Erzberger auSführte, hat mit der Kriegskost-nfrage nicht- zu tun. Der Kurswert der deutschen Kolonialgesell schaft beträgt 84 Millionen Mark und ebensoviel will der Antrag Erzberger ihr in 4 Jahren auf- erlegen. Ganz verjehlt war sein Vorwurf, ich hätte den Kaiser in die Debatte gezogen. Ich habe den Kaiser nur al- Institution genannt, die nach dem Schutzgebietsgesetz die Schutzgewalt in den Kolonien ausübt. DaS Recht, Anträge zu stellen, die seine Kompetenz erweitern, habe ich dem Reichstag nie bestritten; ich habe nur bestritten, daß cs zweckmäßig und weise sei, solche Dinge in einer Kommission ohne Vorberatung lm Plenum zu besprechen. Bei dem Besitze der deutschen Kolonialgesellschaft handelt eS sich keineswegs um Hunderte von Millionen. DaS hochgespannt« SpekulationSfirber würde nur noch mehr ange> stachelt werden. Ja Deutschland zahlt die Gesell schaft Gtruern so gut wie jeder andre. Die Eng. länder haben zwar den Buren die Kriegskosten auserlegt; mit diesen hatten fle aber auch Krieg geführt. Wir haben doch nicht gegen die Deutschen in Süvwestafrika Krieg geführt, sondern gegen die Hereros; und denen haben wir schon allcö fortgenommen, was sie hatten. Der TtaatSsekre- lär rechtfertigt dann seinen Standpunkt in der Diamantenfrage, wie er eS schon in der Kommis sion getan hatte. Ohne Entschädigung können keine Rechte genommen werden. Da» sage ich zur Beruhigung aller unserer Mitbürger in den Kolo nien. Abg. Dröscher (kons.) empfiehlt ein Gesetz zur Besteuerung der Kolonien für KriegSkostenzweckr, wie eS die Resolution will. Abg. Semler (natl.) bekämpft den Antrag Erz- berger. - Darauf wird die Fortsetzung der Beratung auf Sonnabend 12 Uhr vertagt. Sächsischer Laudtag. Zu Beginn der Freitag-Sitzung der Zweiten Kammer war es im Hause überraschend leer. Ohne Debatte wurden zunächst auf Empfehlung der beiden zur Berichterstattung bestimmten Abgeordneten H-ttner (Natl) und Dr. Schanz (Kons.) der Se- fttz-ntwurf über die Verjährung direkter Steuern und verwandter Leistungen, sowie daS Etalkapttel über da- stenographische LandeSamt angenommen. Erst beim Etalkapttel über allgemeine Regierung»« und VecwattungSangelegenhelten veranlaßte Abg. B odauf eine kurze Debatte. Alle G-aenstände wurden aber schlank, entsprechend den Referaten der Berichterstatter, erledigt. Beim Etatkapitel Umbau der Leipziger Bahnhöfe verwies der Be- richterstatter Abg. Dürr in kurzen Worten auf den vorliegenden schriftlichen Bericht und machte darauf aufmerksam, daß vom 1. Mat ab zwischen Leipzig und Köln Schlafwagen verkehren werden. In der Debatte sprachen die Abg. Nitzschke und Dr. Löbner, worauf nach tum Schlußworte de» Referenten da- Kapitel genehmigt ward. Dann verabschiedete man nach mehr oder weniger belanglosen Debatten eine Anzahl Petitionen in Elsenbahnangelegenheiten und beschäftigte sich zum Schluff- mit den zwei Anträgen de- Abg Günther wegen der M twirkung von Aibeilern bet der Ausübung der G-werbein« sprktion und wegen Reform deS Forst- und F-ld- strafgisetzrS. Nach den Ausführungen der beiden B-richierstatter, der Abgg. Kleinhempel und Linke, über den ersteren Antrag vertrat Abg Schreiber den Standpunkt der Konservativen, während der sozialdemokratische Abg. H ldt gegen den Vorredner sowie gegen die Aeußerungen der Regierung bet der Vorberatung de» Anträge» polemisierte. Abg. Dr. Löbner legte dar, daß man sehr arbeiterfreund- lich sein könne, aber darum noch nicht dem Anträge der Deputation zuzustimmen brauche. An der weiteren Debatte, die sich teilweise sehr lebhaft ge staltete, beteiligten sich noch eine ganze Anzahl Redner, worauf der Antrag der Deputation mit 39 gegen 22 Stimmen angenommen wurde. Die Kammer ist also für Arbeitrrbeamte bei der Ge- werdeinspektion von 1912 ab. Zum Anträge wegen R-form de« Forst- und Feldstrafgesitzes erstatteten die Abgg. Dr. Spieß und Frenzel daS Referat. Nach lange, Debatte wurden die Anträge der Mehrheit der Rechrnich ft»« deputation angenommen, di- bezwecken, eine Milde rung vor allem de» Waldverbot- herbeizuführen. Nach mehr al» üstündiger Tagung schloß abends in der 8. Stunde der Präsident die Sitzung. Am Montag gibt et wieder eine Dauersitzung. Kei Konnenuntergangr Littauiicher Roman von M. von Wehren. 18) (Nachdruck verboten.) .Ob er das Kind wohl umgebracht hat?" „Ach, Du bist meschugge! Sei still und rede nicht so gottlos hier an dieser schaurigen Stelle. Mir ist so schon immer, als höre ich weine» und Schatten steigen vor mir auf. Wie leicht könnte auch der Moses uns überraschen und hörte Dein Geschmaust; na, der vergäße Dir das nie." „Gott, du Gerechter, waih geschrien! Was kann er mir thun, der übermütige Grimm? Wir missen mehr- von ihm, als er von uns und mir ist der Ind schon lange verhaßt, der uns immer wie seine Knechte behandelt und uns allein alles thun läßt, während er den graußen Verdienst hat und seine Kalle immer am Schabbes in Seide geht mit goldenen Ketten und Ohrenglocken. Sie hat es übrigens meiner letztens geklagt, daß ihr Mann immer in der Nacht einen solchen Svnk im Schlaf mache, von dem er am Tage nichts wissen will und ihr mit etwas Schrecklichem gedroht habe, wenn sie den anderen davon erzählen würde." „Mertst Du was?" sagte der zweite. „Uebrigens ganz ohne ist das nicht. Der Fischer David hat seit zwei bis drei Jahren ein Kind in seiner Bude, welches beide Alten sehr lieben und wie eine Perle im Gold halten. Es >oll einem Bruder des Alten gebären, ist ein hübsches Schicksel, aber gestört im Kopf. Die arme Närrin! Sie ist weis und zart, ein ganz apartes Jndrnkind; ihre Augen sehen traurig aus und vor dem Moses zittert und bewert sie und läuft tagelang im Wald umher, wenn er kommt. Ob das wohl seine Richtigkeit mit der Verwandtschaft hat? Und ob nicht der großmäulige Jude dahinter steckt?" „Ach, Dummheit, mit dergleichen befaßt er sich nicht. Was füllt Dir ein! Der wurde ein Kind rauben und es nicht für immer fortschaffeu? Das Wär ja eine fürchterliche Dummheit von ihm. Es käme doch über kurz oder lang ans Tageslicht, während kein Hahn darnach kräht, wenn eS tot ist!" „Nun, ich weiß doch nicht", erwiderte der erste; „ein Kind zu rauben, traue ich ihm schon zu; solchen armen Wurm aber kaltblütig zu morden, nein, das thut er nicht. — Doch cs ist die höchste Zeit, wir haben schon zu lange geschwatzt. Am Sumpf müssen wir auch noch suchen, bis wir die richtige Stelle finden. Ja, der Sumpf ist schon oft unsere Rettung gewesen und nachher der See. Da standen denn die dummen Kerls und wunderten sich, wo wir durchgekommen und geblieben waren. Ha, ha, ha! Wie sie umhcrplanschten, wie die Poggen bis an den Hals hineingerieten und knapp wieder heranskamen." Vorsichtig tappend verließ einer nach dem andern die Stelle und verschwand im Walde. Leise erhob sich Romberg, um den Schmugglern zu folgen. Es war etwas Heller geworden und das an Dunkelheit gewöhnte Auge konnte deutlich die Umrisse der Männer vor sich sehen; er ließ alles liegen und ging, immer sich im Dunkeln haltend, hinter den Inden her, welche laut miteinander plauderten und dadurch seine Tritte nicht hörten. „Was nur die Malerkerls hier so lange machen", hörte er weiter sprechen; „mir kommt das nicht geheuer vor, daß sie tagaus tagein hier herumkreisen und alles ausspionieren. Dem Kerl, dem Mühlsriede, hat der Moses auch den Tod geschworen; mag der sich nur in acht nehmen. Wie oft haben ihm der reiche Kaufmann I. in W. und Moses viel Geld geboten, um ihn für uns zu gewinnen: immer vergebens. Und jetzt bringt er jeden Tag im Wald zu, spielt den Diener der Fremden und verrät uns am Ende noch, obgleich er seinem Vater geschworen hat, es nicht zn thun, denn der war einer der tüchtigsten Schmuggler und hat vtel Geld verdient. Der Mühlfriede nimmt ja keinen Lohn in der Mühle und ist beinahe wie ein Freund vom alten Wilmsen, dem er einst das Leben gerettet haben soll." „Nun, das macht meistenteils die kleine Mamsell, in welche der alte Kerl völlig verschossen ist." „Ja, es ist ein blitzsaubere-? Mädel und der junge Herr bekommt eine schöne Kalle auf seinen Hof." „Meinst Du, daß sie den nimmt? Ich fürchte, für den ist sie zu klug und gelehrt; die paßt mit ihren feinen Pätichelcheu in die Stadt, nicht in die Mühle. Ich denke, die bekommt den Fremden, den großen mit den mächtigen Augen; es niuß ein grausam vornehmer Herr sein." „Gewiß, mit dem Maler ist das solch Gejchmanse. Der jüngere hat Blätter und Papierchen verloren, worauf is gekritzelt nicht Landschaften, sondern immer Striche und Linien, Punkte und Zahlen, solch Kruscl, Nuscl, woraus kein gewöhnlicher Mensch klug wird. Ich hab's dem Moses gegeben, der hat arg geflucht und geschallen und eine grauße Unruhe gehabt. Es sollen Nisse und Grenzen sein von unsern? Moor und Wald, Karten: weiß Gott, ob die Kerls nicht Spione sind. Er hofft sie noch unschädlich zn machen. Dem Mühl friede hat er schon etwas in den Branntwein schütten lassen; da ist er jetzt krank und weiß nicht, wovon. Der Moses ist doch zu klug, ja, das ist er, und es ginge uns schlecht, wenn Wir den nicht hätten. Doch nun stille, wir sind am Snmpf und Rubens muß jeden Augenblick mit deni Wagen hier sein." Romberg war zwanzig Schritte hinter ihnen stehen geblieben, dann einsehend, daß dies besser sei, duckte er sich in einen Wacholdcrbusch, wobei die Zweige knackten und raschelten. „Gott, du Gerechter! Nathan, hörst Du nichts? Es war mir so, als steige einer hinter uns her." „Ach, dummes Zeug, gewiß ein Wild, das wir von feinem Ruheplatz aufgescheucht haben." „Nein, dazu war es zu laut. Seid alle still und laßt uns horchen; macht auch die Packe los, damit wir sie abwerfcn können, wenn uns jemand verfolgt." Allcs war tief ruhig. Georg Romberg war wie auf der Folter. Die spitzen Nadeln schlugen ihm ins Gesicht. zerkratzten ihm Hals und Hände und zu atmen oder sich ,u rühren, wagte er nicht. Mit den drei Juden hätte er es wohl aufgenommen, er wollte aber den An führer belauschen, um den Weg über dcn Snmpf zu erfahren, was für seinen Zweck, die ganze Bande in die Hände zu bekommen, durchaus notwendig war. Und dann das Kind? Sollte es die kleine Tochter des Zoll inspektors sein? Wie gelangte man nur. ohne Verdacht zu erregen, über den See und in den russischen Wald, da die Spur weiter m verfolgen? Nun. dam musste Rat werden. Wenn der schreckliche Kerl nur jcvt nicht mehr lange auf sich warten ließe; denn Romberg? Lage, bewegungslos im Wacholdcrgebüsch, war nicht be neidenswert. Die Glieder waren ihm schon abgestorben. Der Wind brauste unterdessen orkanartig durch den prächtigen Wald, klagende Töne wie von kleinen Kindern hörte man aus verschiedenen Richtungen fern und nah, je nachdem die Käuzchen ihre Plätze wechselten. Irr lichter beleuchteten momentan schauerlich das trübe Wasser im Moor, dann und wann schleifte etwas beinah geisterhaft das Ohr, wie leises Gerassel. Tie Juden wurden unruhig und stießen abgebrochene Laute aus, als hätten Acrgcr und Angst sich ihrer bemächtigt. Deutlich wurde dann Fuhrwerk vernehmbar; das belebte die abcntcnerlichc Gesellschaft. Noch eine kurze Spanne Zeit und auf dem kleinen Platz erschien ein einfacher Banernwagen, mit zwei kräftigen Pferden bespannt, und ein Trupp Liltaner, mit Säcken beladen; ihm entstieg ein großer magerer Jude mit langem Bart und schritt den anderen entgegen: „Seid Ihr alle da?" „Ja, Hcrrentje!" „Die Päckc richtig^ „Ja, Hcrrentje!" „Ist Euch nichts Verdächtiges begegnet?" „Haben nichts bemerkt; die Nacht ist dunkel und die Kontrolörs tanzen ans der Hochzeit der Tochter des Zoll-Rendanten." (Fortsetzung folgt.) Orsksläsr-SsicksnkÄUL LisZkrisä L.LLL" »/LIL
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