Volltext Seite (XML)
WenWMltWerAnMr Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohenstetn-Lrnstthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung In der DeschSsisstelle Mk.l.25. durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) MK.1.S0. Einzelne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Extra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzetgengebühr für die Sgespaltene Korpuszeile oder deren Raum lL Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im . Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. Anzeigen-Annahme sür die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags l t Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbelcn. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion GlLtLtLLILcLLlLlSlLlLlLILertLtLlLILtLSriLlLeriLlLlLerlLlLlLILILLrLtLlStLL nicht verbindlich. LlLLLlLLlLererereriLtLlLILLeriLILILlLllLlLlLILlLLLlLl-rlSlLerLLeLLI-rl-reLSr Nr. 94. s--°,prrch-c Nr. ISI. Dienstag, den L6. April 1910. B-schMM- Bahns,r. 3. 37. Jahrgang. Der am 31. März 1910 fällige I. Termin Gemeindeanlagen ist spätestens bis zum 25. April 1A1O bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist vorzunehmenden Zwangsmittel an die hiesige Gemeindekasse abzusührcn. GerSdorf, Bez. Chtz., den 4. April 19lO. Der Gemeiudevorrtand Brüssel und seine Welt ausstellung. DaS Paris an der Seine wollte ursprünglich im nächsten oder übernächsten Jahre wieder die Nationen der Erde zu einer Weltausstellung emp- angen; die letzt« hat bekanntlich im Jahre 1900 tattgesunden. Aber die Häufigkeit der Ausstellungen m letzten Drittel deS verflossenen Jahrhunderts in Frankreich hat «S ratsam erscheinen lasten, einer lebersättigung, die schon 1900 sich bemerkbar machte, vorzubeugen und von einem abermaligen Unternehmen dieser Art abzusehen. Was sich irgendwie nur in Frankreich rühren konnte, war ja zu den . Expofitton» internationales" in Paris gewesen; der finanzielle Erfolg wäre also 1911 oder 1912 ein verzweifelter geworden. Darum unterließ man eS. Der Gedanke ist aber von der belgischen Regierung aufgegriffen, und zur Stunde wird die neuste Weltausstellung in der belgischen Hauptstadt Brüssel, im kleinen Paris, eröffnet. Und in ihr wird die Deutsche Abteilung einen ganz hervorragenden Rang »innehmen und Tausende vo« drntsch-n Besuchern über die Grenze locken. Die Brüsseler Ausstellung im allgemeinen und die deutsche Abteilung im besonderen haben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, dafür ist aber etwa- Tüchtiges geworden. Viele großartige An regungen für alle Kreise des Nährstandes werden fie bieten. Die belgische Hauptstadt, in der seit drm lctzten Winter statt deS greisen Königs Leopold der junge und volkstümliche König Albert regiert, wird mit Recht der Seine-Capital« zur Seite gestellt. Viel Lebenslust, Geist, Humor, Eleganz und gewerbliches Leben haben sich dort konzentriert. Aber ist der französische Einfluß sehr groß, namentlich auf den wallonischen Teil der Bevölkerung, so ist doch in dem vlämischen Teil, der dem niederdeutschen Volks- charakter fich mehr nähert, ein gewisses Gegenge- wicht gegeben. I« alten historischen Teil von Brüssel, wie überhaupt in nicht wenigen Städten findet der Deutsche viele Erinnerungen an mittel alterliche Größe, und mit Erstaunen empfindet er, wie alte Beziehungen und Verbindungen heute von neuem erwachen. Der deutsche Unternehmungsgeist hat in der modernen Zeit auch den belgischen sehr stark angespornt, und überhaupt ist in Belgien eine wirtschaftliche, industrielle und gewerbliche Aera angebrochen, die seine Hauptstadt wohl geeignet erscheinen ließ, der Schauplatz einer internationalen Vötkcrbegegnung zu sein. Wie weiter oben erwähnt, bestand erst auch bei uns in Deutschland eine gewisse Ausstellungs- Müdigkeit, die aber von der Reichsregierung be kämpft worden ist. Tatsächlich konnte die deutsche Industrie nicht wohl zurückbleiben, nachdem aus anderen Staaten — unseren Konkurrenten auf dem Weltmärkte — große Anstrengungen gemacht wor den waren. Freiwillig hat unsere Industrie neue Lasten übernommen und wir dürfen erwarten, daß fie sich bezahlt machen werden. TageSgefchichte Ei» königliche» Dekret über den Schluß de» sächsische» Landtag». Am Sonnabend abend ist Dekret Nr. 33 an die Stände, den Schluß und die feierliche Verab schiedung des gegenwärtigen Landtages betreffend, erschienen. Das Dekret lautet: „Wir, Friedrich August, von GotteS Gnaden König von Sachsen usw-, wollen auf den uns erstatteten Vortrag den Schluß der Sitzungen in beiden Kammern des gegenwärtigen Landtages auf Freitag, den 13 Mai d. I., und die feierliche Verabschiedung der Gtändeversammlung auf denselben Tag, nachmittags 1 Uhr, festsetzen. Wir verbleiben unseren getreuen Ständen in Huld und Gnade jederzeit wohl beige tan. Dresden, den 21. April 1910. gez.: Fried rich August." Aufnahme einer neue» sächsische« Staatsan leihe. Dem Landtage ist das kgl. Dekret Nr. 32, das den Entwurf eines Gesetzes über die Aufnahme einer-Ttaatsanlethe enthält, zugezangen. In dem Dekret wird das Finanzministerium ermächtigt, die Barbestände der Finanzhauptkaffe um 100 Millionen Mark durch Aufnahme einer verzinslichen Anleihe in dem zur Beschaffung dieser Summe erforderlichen Gndbetrage zu verstärken. Die Bestimmung darüber, in welchen Beträgen Schuldverschreibungen au-ge- geben werden sollen, steht dem Finanzministerium zu. Die neue sächsisch« Anleihe soll zur Bestreitung von Au»gab:n deS außerordentlichen Etats dienen. Die Anleihe wurde bereits bei Veröffentlichung des vorliegenden Etats ««gekündigt, und vor einigen Tagen wies auch noch Finanzminister Dr. v Rüger auf die bevorstehende Anleihe hin. Die Einigung de» sächsische« Freisinn». Im .Palmengarten" zu Dresden ist am Sonn- tag die Einigung deS sächsischen Freisinns und seine Verschmelzung zur Fortschrittlichen VolkSpartet vollzogen worden. Die beiden FreifinnSgruppen, die Freisinnige Vereinigung und die Freisinnige Bolkspartei, tagten zunächst getrennt. In der Ver sammlung der Freisinnigen Vereinigung, Lie Dr. med. Langerhans-Leipzig leitete, wurde zunächst Bericht über die Satzungen des neuen Landesverbandes der Fortschrittlichen Volkspartei erstattet, die schon vor- her durch die Vorstände der beiden Landesvereine ousgearbeitet worden waren. Die Satzungen wur den glatt angenommen. Ein gleiches erfolgte in der Sitzung der Freisinnigen Volkspartei, die Reichs- und Landtagsabgeordneter Günther leitete. Die Volkspartei wählte dann auch den ersten Vor sitzenden des neuen Landesverbandes, und zwar den Abg. Günther, während die Vereinigung in der Person des Fabrikanten Graf-Leipzig den zweiten Vorsitzenden stellte. Außerdem wühlte jede Gruppe rach drei weitere Vorstandsmitglieder so wie eine Anzahl Landesausschußmitglieder. Zum Schluffe lösten beide Gruppen sich in ihren bis- herigen Beständen auf. Es folgte sodann der erste Landes Parteitag der Fortschrittlichen Volks partei im Königreich Sachsen, bei dem Abg Günther den Vorsitz führte. Die Verhandlungen waren hauptsächlich formaler Natur und wickelten fich in glatter Wüse ab Daö Katserpaar i« Straßburg Der Besuch deS Kaiserpaares in Karlsruhe beim G.oßherzog von Baden dauerte nur wenige Stunden, d'e Ankunft in Straßburg erfolgte noch am Sonnabend. Am gestrigen Sonntag nahm daS Katserpaar an dem Gottesdienst in der Straß- burger protestantischen Garnisonkirche teil; im An schluß daran wurde eine Automobilfahrt nach der Hohkönigsburg gemacht. Am heutigen Montag finden militärische Besichtigungen statt. Die Ab. reise nach Urville, wo sich daS Katserpaar bis zum 1. Mai aufhält, erfolgt am morgigen Dienstag. Eixe Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm ««d König Ednard? „Standard" und .Daily Expreß" erfahren auS Homburg vor der Höhe, daß im August diese» JahreS eine Zusammenkunft zwischen dem deutschen Kaiser und König Eduard ersolzen werde, und zwar bei Gelegenheit der Durchfahrt deS letztere« auf seiner Reise zum Kurgebrauche nach Marien- bad. Der Ort der Begegnung werde wahrscheinlich Kronberg sein. Die Parade der Kölner Luftflotte. Die Fahrt der Kölner Militärlustschiffe nach Homburg zur Parade vor dem Kaiser ist ei« Merkstein in der Geschichte der deutschen Luft schiffahrt. Die ohne jede Havarie verlaufene Fahrt — der Defekt am Antrieb-feil de» ,M. I" spricht kaum mit — ist ein glänzende» Zeugnis für die Manövrierfähigkeit der deutschen Lustschiffe in ge schloffenen Verbänden. So vorzüglich jedoch die Parseval- und Großsysteme sich bewährt haben, der „Zeppelin" bewies auch hier wieder sein« Uebeclegenheit. Er stieg als letzter auf, und fuhr«« die drei bi» Mainz in gleichem Tempo, so hatte der Zeppeltnballon die beiden andern, als widrige Winde auftraten, bald überholt. Der Lag der Fahrt war natürlich ein Fest sür die Bevölkerung der Homburger Gegend. Drr Kaiser sprach den Führern, die später seine Gäste bei der Abendtafel waren, seinen Dank sür die flotte Fahrt auS. Die Luftschiffe haben durchschnittlich eine Geschwindig keit von 80 bis 85 km pro Stunde, mit dem „Z II" zeitweise sogar 90 Kilometer zurückgelegt. — Das Luftschiff .Zeppelin 11" ist auf seiner Rückfahrt von Homburg v. d H. infolge starken Trurmes bei Limburg a. d. L. niedergegangen. „Parseval II" ist in der Nacht zum Sonntag in Köln glatt gelandet. Ueber die SchiffahrtSabgabe« wurde im Bundesrat eine Verständigung zwischen der Mehrheit und der Minderheit durch das Ent gegenkommen Preußens erzielt. Das hat der badische Minister des Innern v. Bodmann in der dortigen Ersten Kammer ausdrücklich festgestellt. Die Brüsseler Welta«Sst«fl»»g rst am Sonnabend durch König Albert von Belgien feierlich eröffnet worden. Die deutsche Abteilung wird am heutigen Montag durch einen Empfang im Deutschen Hause eröffnet. Die Feierlichkeiten am Sonnabend waren durch andauernden Regen leider stark beeinträchtigt. Wie immer, so find auch bei dieser Weltausstellung alle Abteilungen Kei Sonnenuntergang. Littauischer Roman von M. von Wehren. 14) (Nachdruck verboten.) „Wit kann Ihnen, dem hochgebildeten, weitgereisten Herrn, der gewiß sehr viel gesehen, das einfache Dorf kind zur Gesellschaft genügen? Sie würden mich mit meinen kindischen Anschauungen bald übcrlästig finden." .Ach, wie können Sie mir so etwas zutran-n! Mache ich Ihnen den Eindruck eines so böse», ober flächlichen Menschen? Glauben Sie, Fräulein Rosa, es gehört Salonbildung dazu, um eine Unterhaltung zu führen, die mich befriedigt? Da täuschen Sie sich in meinem Charakter ganz und gar. Ich habe zu viel dieser überdeckten Gräber gesehen, dieser stagnierenden Sümpfe, mit Blumen bedeckt, welche den ahnungslosen Wanderer durch ihre Farbenpracht verlocken, um ihn untergeben zu lassen. Ich sehne mich nach Tugend, Einfachheit und Wahrheit, nach unschuldigem Kmder- geplauder. Hier hoffe ich beides zu finden, denn schon in der ersten Minute hat dieses Stückchen Erde es mir angethan. Ich bin in einem seligen Traum befangen, aus dem ich nie wieder erwachen möchte." „Ja, cS ist schön hier", meinte das junge Mädchen sinnend und ans die Landschaft zu ihren Füßen zeigend; Ich kann mir garnicht denken, daß die Welt draußen schöner ist." „O doch! ES giebt wunderbare, tranmhaft schöne Gegenden, ich will Ihnen später viel davon erzählen. Sie sollen mein Skizzenbuch sehen und dann will ich Sie fragen, ob Sie keine Sehnsucht haben, aus dieser Ein samkeit binauszukommen. Nicht in die großen Städte, wo di« steinernen Paläste einander erdrücken, ein Stück sozialen Elends aus jeder Fensteröffnung schaut, sondern auf die Berge, an die tiefen unergründlichen Schweizer Seen, die grauen Matten. Und dann ans Meer, wo meine Heimat ist! Wie groß und gewaltig ist zu allen Zeiten das Meer im Sturm, wie in der Ruhe. Seine bau-hohen Wellen überstür^n sich brüllend und tobend. mit weißen Schaumkronen auf ihren Häuptern; da»» liegt es wieder still, wie ein Binnensee, tiefblau. Zahl lose Segel flattern auf und nieder und die Wellen murmeln neckisch ein leises Schlummerlied den alten Eichen zu, welche an hohem Abhang wie ein Ricscu- gürtel die See niukränzen. In der Nähe solcher Eichen steht mein Vaterhaus! Leider ist es leer. Oede, verfallen sind seine früher so gastlichen Räume, die Eltern ruhen für immer aus in der alten Steinkirche, und der einzige Sohn ist heimatlos; ungewiß, ob das Schicksal ihn wieder hinführt, Besitz zu nehmen von dem, tuns ihm gehört. Aber ich langweile Sie, nicht wahr? Wir wollen auch weitergehcn, sonst wartet Ihr Herr Onkel vergeblich auf sein Frühstück." „Ach, daß ich es vergessen konnte!" sagte Rosa errötend und senkte die Augen, welche während der letzten Sekunden selbstvergessen und mit tiefer Schwärmerei den Fremden angeschaut. Ein un bestimmter Zug von Denken lag auf ihrer Stirn, cs war, als hätte sie auf Augenblicke das kindliche. Wesen abgestreift. Doch nun kam es wieder; schnell aufspringend, er griff sie den Korb und eilte durch eine Hcckeuthür den Berg hinunter, so schnell, daß ihr Romberg kaum folgen konnte. Nuten Log der Weg an der Schneide mühle rechts ab und führte über einen schmalen Brettersteg, welcher beide Seiten des ziemlich breiten Wassers verband. Tänzelnd eilte sie darüber hin, ohne seinen Anruf zur Vorsicht zu beachten, kehrte aber sofort wieder um und reichte ihm die Hand, um mich ihm hinüber zu Helsen. Er gestand ihr, daß ihm ihre Kühnheit Angst gemacht hätte; darüber mußte sie wieder lachen und meinte, sie laufe wohl zwanzig Mal täglich hinüber, denn cs sei ihr Liebliugsspaziergaug. Der Bach machte so viele Windungen und das Erlengcbüsch sei so dicht, daß man wie in einer Lande sei. Dazu -die herrlichen Vergißmeinnicht, sie bringe ost ganze Körbe voll Blumen ins Hans. „Sehen Sie einmal hier durch, Herr Romberg, «8 ist doch zu schön. Hier ist mein Badeplas und alleiniger Besitz — rundum die Bänke Hal mir der alle Mülfl- friede gezimmert. Er verwöhnt mich sehr. Wenn ich hier sitze, bin ich wie in einer Bnrg oder besser, wie ein Vogel im Nest, mich sieht dann niemand " Als ob nun der Bann gebrochen, jo plauderte sie weiter, bis sie auf die Wiese kamen, wo Herr Wilmsen pustend nud schnaufend auf einem Heuhaufen saß, seine Leute überwachend. „Das ist eine gottgescguetc Hitze, mein Herr! Gut für das Heu, aber schlecht für uns Menswcu. — Hat Sie die kleine Hexe da wirklich mstgeschlcppt? Wohl dem, der im kühlen Zimmer scheu kann! Uff! wie heiß! ich schmelze, aber Beruf ist Beruf, dem muß man folgen. Nehmen Sie Platz auf diesem Kanapee, wie es kein Sattler weicher polstern kann, und Du, Sause wind, bringe das Frühstück, ich bin schon halb verdurstet und halb verhungert." „Daran trage ich die Schuld, mein Herr; ich ver anlaßte Ihr Fräulein Nichte, in den Garten zu gehen uno habe sie durch meine Erzählungen abgehaltcn, an ihre Pflichten zn denken." „Es ist nicht ganz so, Onkel, mein allein war die Schuld. Du kennst ja Deinen Wildsang und bist nicht böse. Nun laß es Dir gut schmecken und gestatte, daß ich Dir das Vier kredenze; ich habe den Krug, damit er kalt bleibt, in ein nasses Tuch gewickelt. Du bist doch nicht zu warm?" Vorsorglich wischte das junge Mädchen dem Alten die Trovfcu von der Stirn und legte ihm alles so mundgerecht vor, daß es eine Freude war. „Halte» Sie mit, Herr Romberg? Es ist zu viel für mich, und gewiß hat meine Schwester Ihne» keinen Imbiß augcbotcn; nicht ans Geiz, aber die Frauen vergessen oft über unnötigen Dinge» das notwendigste!" „Ich sage nicht »ein, denn ich verspüre wirklich Appetit, und wenn die junge Dame die Güte haben will, mv dieser goldgelbe» Butter auf das schöne Brot zu streichen und zum Ueberfluß eine Scheib« Schinken darauf, so würde ich sehr dankbar sein." Die Klcnie kniete lächelnd an dem Korbe nieder und machie ein ansehnliches Schinkenbrot znrccht; dann schwenkte sie das Glas am Bach aus nud überreichte cs, mit Bier gefüllt, dem Fremde», nachdem sie es vorher slüchng mit den Lippen berührt. Spüler verließ sie die Herren, eine» Strauß Feld blumen und Gräser zu pflücken, welche ihr Zimmer schmücken sollten. Am Abend waren die beiden Freunde schon in ihrer Wohmmg. Georg Romberg hatte das Zimmer der Nichte erhalten, Kurt Wöge eins auf der andere» Sei re nach dem Hofe mit einer Kammer daran für Platte. Tas Zimmer Rombergs ging nach de» Mühln-erke» binans und hatte vor den Feilster» eine» Söller, wcl her oft von Burschen und Geselle» bc»utzt wurde, mu schneller zu den Werken zu gelaugcm Es war groß, mit tiefen Feiisternischen und ein dunkler Nanni nebenan, durch Gardinen abgetrcnnt, barg das saubere Belt für den Gast. Die Einrichtung war einfach, aber behaglich. Sie erinnerte an die frühere Bewohnerin und machte mit den zarte» Gardine», großblumigen Möbelbezüge» auf Stüuleu und Sofa, der kleinen Bibliothek mit Schiller. Goethe, Walter Scott und einer Menge Jugeudschrifte» eine» angenehmen Eindruck. Platte räumte alles in Kommode und Schrank ein, nahm die Kleider der Herren, die leeren Mantelsäcke und verließ das Zimmer, Die Herren hatten es sich begiiem gemacht. Sie saßen im Zwielicht vor zwei dicken Talgkerzeu, welche den großen Raum nur ungenügend erhellten, nebeneinander auf dem Sofa. „Haben Sie etwas über die Schmuggler gehört?" fragte Romberg seinen Gefährten, „jo bitte um Bericht; ich will nachher die Aufzeichnungen für Berlin ver vollständigen. Morgen denke ich mit meinem Malkasten die Gegend zu durchstreifen, um Notizen zu sammeln." (Fortsetzung folgt.)