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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191004059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100405
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-05
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.04.1910
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wurden zu je vierzehn Lagen Gefängnis verurteilt, »ährend die übrigen mit geringeren viralen davonkamen. Lie Ferderunge« der Bergarbeiter in Nvrt- hnmberland. Line in Newcastle abgehaltene Versammlung de» Ausschusses zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen den Grubenbesitzern und Arbeitern in Northumberland beschloß, die Löhn« der Arbeiter um 1V« Prozent zu erhöhen, waS gegen den DurchschntttSstand der Löhne von 1879 «ine Er höhung von »1*/. Prozent bedeutet. Roosevelt in Rom. Der ehemalige Präsident Roosevelt ist gestern mit Familie in Rom eingetroffn und am Bahnhof von dem Zrremontenmrister der Hofe-, dem General sekretär de» Ministeriums de» Auswärtigen, dem Bürgermeister und der vollzähligen amerlkanischen Kolonie begrüßt worden. Heute wird Roosevelt vom König von Italien in Audienz empfangen und am Abend wird er an einem Diner bei Hof tetlnehmen. Spante» arbeitet unter der Regierung de» demokratische« Ministerpräsidenten EanalejaS auf die Beseitigung der Todesstrafe hin. Der König Alfon» begnadigte am Karfreitag 23 der schwersten Verbrecher, die zum Tode verurteilt worden waren. DaS ist der Beginn de» UebrrgangeS. König Peter bei» Gnltan. König Peter von Serbien weilt alS Gast de» Sultans in Konstantinopel. Aus der Durchreise durch Sofia machten ihm der bulgarische Minister präsident und der Minister deS Auswärtigen ihre Aufwartung. König Ferdinand begrüßte den Kollegen au» Serbien in P,tlippopel. Auch in der tü-kischen Hauptstadt wurde dem König Peter ein lebhafter Empfang zuteil. Sin politische» «ttentat in der Türkei Al» der Mutesarris JSmail Hakkl Bet von Ipek in Begleitung de» Major» Ruschti Bet ein einem albanrfischrn Bet von Ipek gehörige» Hau» »erließ, wo st« eine gerichtliche Untersuchung »orgenommen hatten, wurden von einem Unbekannten Schüsse auf sie abgegeben. Major Ruschlt brach tot zu sammen, der Mutesarris wurde verwundet, aber in Sicherheit gebracht. — Nach einer späteren M ldung aut Saloniki ist die Bevölkerung von Jp k durch den Mordanschlag, der reaktionären Machenschaften zugrschrieben wird, in großen Schrecken versetzt worden. Die Basare find ge schloffen und die Einwohnerschaft hat fich bewaff net. Die Regierung entsendet vier Bataillone nach Ipek, über da» erforderltchenfull» der Belagerung»- zustand verhängt werden soll. Neue Religiontkämpf« fanden in Armenien statt. Ein armenische» Mädchen wurde von Mohamedanrrn entführt und gewaltsam zum Jrlam konvertiert. Der ReltgionS- haß ist übrigen» nicht nur auf Seiten der Moha««- daner. Eine Armenierin, die au» Liebe zu einem Mo»lrm freiwillig zum J-lam überaetreten »ar, wurde von ihren Verwandten überfallen und ge steinigt. — Aufgabe« «. Bestrebungen des Handwerkerstandes in der Gegenwart lautete dat Thema eine» Vorträge», zu dem der Altstädter Gewerbev«r«in in Gemeinschaft mit den Bereinigten Innungen zu Hohenstrin-Ernstthal am Sonnabend abend in den Saal de» »Gewerbe- Hause»" eingeladen hatte. Der Einladung war man, wie auch Herr Schuldirektor Dietze in seiner Begrüßungsansprache erwähnte, nicht in dem Maße gefolgt, al» fich bet der Wichtigkeit de» Thema» wohl erwarte« lassen durfte. Der Vortragende, Herr Gymnafiallehrer Kahl au» Darmstadt, führte in allgemein verständlicher und teil» humoristischer Weise ungefähr folgende» au»: Al- in dem gtor- reichen Kriege von 1870/71 Deutschland fich einem Phönix gleich in di« Höhe schwang, da blühte neue» Leben au» Handel und Industrie und fast auf jedem Gebiete waren Fortschritte zu verzeichnen. Da» deutsche Volk erwie» fich al» ein Volk praktischer Tätigkeit, da» unerwartet den anderen Völkern, di, schon da» Monopol gepachtet zu haben glaubten, scharse Konkurrenz bot. Damal konnte e- da- brachliegende deutsche Handwerk kaum wagen, den Kampf gegen die Großindustrie mit ihrer Maschinenarbeit aufzunehmen. Die neu- erstandene Großindustrie der 70er Jahre hat günstig auf die Lebenshaltung de» deutschen Volke» gewirkt. Dieser günstige Einfluß ließ et« völlige» Aufgehen mancher Handwerkszweige in der Industrie möglich erscheinen; so sank da» Baugewerbe zum bloßen AndringungSgewrrb» und manche» ander« Hund- werk zum R-paraturgeschäst herab. Zwei nach- teiltge Folgen entstanden hieran-: aus der einen Seite völlige Vernichtung de- Handwerk-, auf der anderen Seite Verdrängung de» Handwerk» au» mancherlei Produktionstätigkeiten. Seit der Zett rührt auch da- Wort »Da» Handwerk ist verloren" her, und hat man damals wohl vielfach -«glaubt, daß da» Handwerk vernichtet fit. Getrieben von der Not der Zeit, rief da» Handwerk den Staat zur Hitfe gegen die Uebermacht de» Großkapital» und verlangte ihm gegenüber ein« bessere Stellung. Da» Handwerker-Gesetz vom 2ö. Juli 1897 hat auch in mancher Beziehung Wandel geschaffen und im Handwerkerstand« daS Bewußsein auf» neue gekräftigt, daß da» Handwerk einem Stand« an gehört, der volle Daseinsberechtigung hat. Neben dem Handwerk hat fich die Großindustrie entwickelt und trotz der teilweisen Zurückorängung d»S ersteren ist auch heute noch Piatz für ein leistungS- fähige» Handwerk. Der weiteren Entwickelung muß jedoch der Grundsatz tnnewohnen, daß nicht die Quantität, sondern die Qualität maßgeben» ist. Wenn die heutige MitlelstandSbewegung weiter darauf htnarbeitet, so gebührt ihr Dank für die» tatsächlich soziale Verdienst. Soll di« Be zeichnung deS Handwerk» wieder den alten guten Klang haben, so muß der Stand wieder auf die- jenig« Höhe gebracht werden, daß seinen Produkten der Stempel der Individualität aufgedrückt ist. Nicht alle» darf man vom Staat erwarten, e» muß auch eigene Kraft vorhanden sein, die Hilfe bringt. Der Staat hat zwar da» Recht und die Pflicht, einen Stand, der im Konkurrenzkämpfe steht, zu schützen und zu unterstützen. E» ist schön von einem Stande, wenn man von ihm sagen kann, er braucht keine Hilfe, ,r kan« und muß fich selbst helfen. Beim Handwerk ist der Vergleich mit einem Ec- trinkenden angebracht. Man kann ihm vom User eine Stange reichen und di« Rettung ist da, wenn eben die Stange gereicht würde. Die Selbsthilfe braucht nicht im Vordergrund zu stehen, denn der Handwerkerstand hat ebensolche Hilfe nötig, wie z. B. der Landwirt. Der Hauptoorteil de» Hrndwerkergesetze» beruht in der Gleichberechtigung, Vertretung durch Kammern usw. Daß der Hand werkerstand nach Auflösung der alten Zünfte ohne jegliche Organisation dastand, ist auch der Grund, wethalb er vom Staate so wenig unterstützt worden ist. Die Organisation muß jeden Handwerker umschließen, denn im heutigen Wirtschafttkampf bedeutet der Einzeln« garnicht», nur Schulter an Schulter läßt fich etwa- erringen. Der Hand werker hätte schon längst vom Landwirte und von den Arbeiterorganisationen lernen müssen. Ohne die Kämpfe dieser Organisationen wäre die heutige soziale Gesetzgebung ebensowenig wie die Agrar- gesetzt vorhanden. Bei den Handwerkern gibt et vielgestaltige Organisationen, die in ihren Bestre bungen aber teilweise wenig Einigkeit zeigen. Aber einig müssen die Handwerker sein, wenn ander ste wirkliche GtandeSpolittk treiben wollen Die Innungen müssen mit den Gewerbeoereinen ge meinsam vorgehen und mit ihnen vereint schlagen. Der Standpunkt, daß ein Gewerbeverrin nicht die Interessen deS Handwerkerstand«- wahrnrhmen könne, «eil ihm Mitglieder angehören, die nicht dem Handwerkerstande angehöcen, ist grundfalsch. Die Vielgestaltigkeit der Handwerkerorganisationen ist kein Fehler; ste läßt nur den Rahmen vermissen, der alle diese Organisationen zusammenschUrßt. Diesen Rahmen kann der Gewerbeverrin recht gut hrrgrben, indem er den v«rschiedenen Fachorgant- sationen Gelegenheit bietet, sich in ihm zusammen zu finden. Ich bin nicht Gegner der Innungen, doch ziehe ich eine freie Innung der Zwangt- tnnung vor. Ich schätze die Eigenart deS deutschen JnnungSleben», die die StandeSintereffen hochhält. Dir Aufgabe de- Handwerk- besteht heute in erster Linie darin, einen geeigneten Nachwuch- heran- zubilden, denn da» Handwerk beruht heule auf ganz anderen Vorau-setzungeu wie früher. Der Kamps um» Dasein hat Formen angenommen, die einem Vergleich mit der früheren Zeit nicht Stand halten. Die Au-bildung der Lehrlinge ist teilweise heute zu einseitig; mit der technischen Ausbildung muß die kaufmännische und volkswirtschaftliche nebenher gehen. Gerade die kaufmännische Ausbildung darf der Handwerker am wenigsten vermissen lassen; denn wer dem Geschmack de» Publikum- nicht «ntgegenkommt, kommt trotz aller technischen Neue rungen und Fertigkeiten nicht vorwärts. Die beste Ausbildung findet der Lehrling dort, wo Werkstatt und Schule tneinandergreifen. Nicht, als wenn gegen die Lehrwerkstätten etwa» zu sagen wär»; doch soll ein Lehrling diese erst nach Beendigung der Lehrzeit besuchen Eine gründliche Fachbildung muß im Vordergründe stehen, und diese kann dem Lehrling nur in der Werkstatt geboten werden, wo gleichzeitig auch srine Erziehung in dir rechten Bahnen geleitet wird. Die Notwendigkeit de» Zetchenuntrrricht» wird vom Handwerker meistens nicht recht gewürdigt und doch wäre eS wünschen-- wert, daß auch d«r Bäcker und Fleischer und sogar der Bauer diesen Unterricht erhält. Vor allen Dingen muß auch auf dem Erbiete der Kalkulation noch viel gebessert werden. Man beurteilt heute den Handwerker teilweise nach seinen schriftlichen Fähigkeiten. Auf dem Gebiete der Buchführung wird heute noch unendlich gesündigt. Die Geschäftsbücher unserer heutigen Kleinhändler befinden fich vielfach in sehr übler Verfassung. Die Zeiten, wo der Handwerker noch mit dem Notizb»ch allein au-kam, find vorüber. Ohne ge- ordneee Buchführung kan« kein Geschäft vorwärts kommen und hiermit hängt auch die schlecht« Kal kulation zusammen. Die Pumpwirlschaft hat Formen angenommen, die dem Stande großen Schaden zufügen. In vielen Fällen ist die Saum seligkeit de- Handwerker- in der R chnungSauS- st-lluna Schuld daran, daß fich da- Publikum im Bezahlen mitunter die nötige Zeit nimmt. Einen nur gutzuheißenden Beschluß faßte in dieser Be ziehung der Magistrat der Stadt Mannheim, in dem er den Handwerkern androhte, jeden von städtischen Lieferungen auSzuschlteßen, der mit der Ausstellung der Rechnungen im Rückstände bleibt. Der Einwand, die Leute nehmen e- Übel, wenn der Handwerker nach beendeter Arbeit die Rechnung schickt, wird hinfällig, wenn man bedenkt, daß kaufmännische Geschäfte diesen ModuS schon längst haben. In der Beziehung muß Wandel geschaffen «erden, zumal auch da» Publikum selbst ein In- ter» ff- daran hat, daß eS rechtzeitig seine Rechnun gen bekommt. Früher wurde auch gesagt, der Handwerker darf keinen Wechsel kennen und nicht mit Wechseln bezahlen. Diese Ansicht ist grund falsch; denn mit Wechseln arbeitet heute auch der, der Geld hat, und ein Wechsel ist ein Zahlungs mittel, da in jeden Betrieb paßt. Klarheit über Wichfillehr« ist dem Handwerker vonnöten, damit er über die Bedeutung deS Wechsel- Bescheid weiß. Da» StandeSbrwußlsein muß geweckt werden und dir Förderung der Eiandr-ehre jedem Handwerker innewohnen. Di« Pflege de» GemeingristrS und die Stärkung der Slande»thre, wie e» der ß 81 de» Handwerkergesetze» vorschrkibt, müssen mehr zur Geltung gebracht werden. Der Konkurrenzneid und die Mißgunst bet der Vergrbung von Sub missionen muß verschwinden. Dies« find in keinem anderen Stande so auSgrprägt, denn der Hand werker sieht in jedem Geschäft»genoffen zuerst den Konkurrenten. Die Industrie und die Arbeiterschaft find organisiert, zu ihrem Nutzen, und auch bei den Handwerkern müßte e» immer mehr zum Grund satz werden, daß in der Bereinigung Große» liegt. Trotzdem die Handwerkergenossenschaft die erste Genossenschaft war, die gegründet wurde, steht sie heute mit an letzter Stelle. Die Gründung von Kreditgenossenschaften kan« den Handwerkern nicht grnug empfohlen werden. Nicht den Gesetzgeber und den Staat darf man für alle Mißstände »er- antwortlich machen. Die gewissenhafte Einhaltung aller Tarife muß den Handwerkern erste Bedingung sein. Der Standpunkt aber, daß da» Handwerk nicht mehr lebensfähig sei, ist verkehrt; wie e» früher war, ist «S natürlich heute nicht mehr. Auch der Ansicht muß entgegengetreten werden, daß die Gewerbefreiheit und die Großindustrie da» Hand werk ruiniert hätten. Nachteilig gewirkt haben sie, aber in der Allgemeinheit ist die Auffassung irrig. Daß einzelne Gewerbe nicht mehr existieren, ist natürlich; e» find die» die historischen Gewerbe, die durch neuzeitlich« verbesserte Einrichtungen hin fällig wurden und einschlrefen. Wenn aber auf der einen Seite Handwerke zugrunde gegangen find, so find auf der andern wieder neue erstanden. Durch den allgemeinen Befähigungs nachweis hätte man auch die wirtschaftliche Ent wickelung nicht aufhalten können, und es ist er freulich, zu sehen, daß mit diesem Mittel allein dem Stande nicht geholfen werden kann. Da» Hand- werk braucht Freiheit, damit «S gegenüber der Großindustrie bestehen kann und solange man nicht die Großindustrie in den Befähigungsnachweis ein- schließen kann, hat der litzrere für da» Handwerk gar k«inen Wert, denn die Pfuscherei wird dadurch nicht aus der Welt geschafft. Gepfuscht wird heute aus Spekulationssucht, um mehr zu verdienen. Vor zwei Irrtümern muß man fich bei der Beur teilung des Handwerk» hüten, einmal, daß noch da» alte Zunsthaudwerk vorhanden, und dann, daß das Handwerk auSgerottet werden müßte. DaS Handwerk ist für unsere heulige Volkswirtschaft unentbehrlich, es läßt fich aber nicht theoretisch feststellen, inwieweit das Handwerk lebensfähig ist. D.r Handwerker muß seinen Vorteil in der Ver bindung mit dem Ladengeschäft suchen und eS ist ein erfreuliches Zeichen, daß fich in Hohenstein- Ernstthal v ele Ladengeschäfte im Besitz« von Hand werkern befinden. In der Verbindung von Hand werk mit Kleinhandel liegt ein großer Vorteil für den Handwerkerstand. Die Zeiten, wo da-Hand werk die Produktion alltin beherrschte, find vorbei; denn so gewiß man das Handwerk nicht zurück- drängen kann, kann man dies auch nicht bei der Großindustrie tun. Erfreulich ist es, daß heute auch wieder die bifferen Stände ihre Söhne ein Handwerk erlernen lassen, und dieses Zutrauen beweist, daß der Handwerkerstand noch lange nicht auf dem Aussterbeetat steht Da» Handwerk wird bei un» in Deutschland stets ein nützliches Glied der Volkswirtschaft sein und wünsch« ich ihm ein weitere» schönes Wachstum. Lebhafter Beifall lohnte den Redner für seine Ausführungen, denen die Anwesenden mit sichtbarem Interesse gefolgt waren. Herr Schuldirektor Dietze übernahm «S, dem Redner den Dank der Versamm lung auSzusprechen. Nach einer kurzen Pause fand sodann noch eine ziemlich lebhafte Debatte statt, an der sich die Herren Schuldirekior Dietze, Lehrer Arnhold, Tischler ober meister Wappler, Schlosser- meister Lange, Malermeister Vieweg und der Herr Referent beteiligten. Die bessere Ausstellung der Schaufenster, Schul- und Sudmisfionswünsche, so wie daS alt« Leiden: daS schlechte LehrlingSmaterial, jüllten die D-batte aus, bis gegen 12 Uhr die Versammlung ihr Ende fand. OerMcheS und Sächsische-. *— Der erste Gang zur Schule. Heut« haben sie den ersten Gang zur Schule angetreten, die neuen Abc-Schützen. An der Hand deS Vaters oder der Mutter trippelten fie nach dem großen Hause mit den vielen Fenstern. Welche Empfindungen mögen in den kindlichen Gemütern wach geworden sein. Halb scheu, halb freudige Erwartung, ein Wechsel der Gefühl«, die die kleinen Herzchen schier zu sprengen drohen. Ja, eS ist ein wichtiger, ernster Schritt, den ste mit dem ersten Tchulgange tun, die bisher sorgsam zu Hause be hüteten Lieblinge. Der erste Schritt hinaus in» Leben, daS ste bi» zu dieser Stunde nur von der heiteren, sorglosen Seite kenne« gelernt haben. Nun beginnt der Ernst deS Daseins, denn die Schule verlangt von ihnen so manche», an das ste fich erst mühsam gewöhnen müssen, ste ver langt vor allem, daß an die Stelle froher vnge- bundenheit Zucht und Ordnung, an die Stelle des kindlichen Spiels ernste Arbeit tritt. Am ersten Tage ist davon freilich noch nichts zu merken, da scheint der Unterricht fast nur ein angenehmer Zeitvertreib zu sein. Der Herr Lehrer weiß so schöne Geschichtchen zu erzählen und so freundlich mit jedem zu plaudern, daß selbst die Schüchtern sten Zutrauen zu ihm fassen. Und dann zum Schluffe die große Zuckertüte, gegen die schon so viel geredet und geschrieben worden ist, die über doch noch immer die gewohnte Rolle spielt, den Eintritt in die Schule deS Leben» zu versüßen. Möge allen, die freudig und voll Zuversicht den ersten Schulgang antraten, ihr Vertrauen gelohnt werden, möge di« Schulzeit ihnen eine Zeit de» Gegen» für Körper und Geist sein, daß ste dereinst, wenn ste hinaustreten zum Kampfe umS tägliche Brot, wohl gerüstet dastehen! *— Wetter«u-stcht für DienSIag, den b. April: L-bhaftr östliche Winde, vorwiegend heiter, später Zunahme der Bewölkung, Temperatur wenig geändert, vorwiegend trocken. *— Bezirk-a«Ssch»ß-Gitzu«g In seiner am Freitag staltgefundenen Sitzung sprach sich der Bezirksausschuß u. a gegen die nach einer Ver ordnung de» König!. Ministeriums deS Innern angeregte Aenderung der bisherigen Grundsätze für di« Verteilung der staatlichen Wegebaubeihilfen au». Für daS laufende Jahr rrklärte «r sein Ein verständnis mit dem von der AmtShauptmann- schaft vorgeschlagenen Maßstabe für deren Verteilung und stimmte der Bemessung der kür die einzelnen Gemeinden au-geworfenen Beihilfe« zu. Di« HauShaltpläne für die Kaffen deS BezirkSverbande» und seiner Anstalten auf 1910 wurden in der von der AmtShauptmannschaft vorgeschlagenen Weise vorläufig fistgefitzt und beschlossen, zur Deckung deS Fehlbetrages, welcher insbesondere au» Anlaß de» Fürsorgeerziehung-gesetzeS entstanden ist, der Bezirksoersammlung die Ausschreibung einer Bezirks steuer'nach 1'/, der direkten StaatSsteuern (Staats- einkommensteuer und Grundsteuer) vorzuschlagen. Weiter wurde da» Gesuch der Witwe Meißner in Oberlungwitz um Erlaubnis zur Errichtung einer Kleinviehschlächtecei im Grundstücke Kat.-Nc. 418 in Oberlungwitz bedingungsweise genehmigt. * Hohenftetu-Eruftthal, 4. April. In der St. Thcistophorikirche erfolgte gestern vormittag im HauptgotteSdienst die Einweisung de» Herrn Hilfsgeistlichen Dybeck aus Limbach al» Pastor und DiakonuS. Gemeinsamer Gesang, sowie Schüftverlesung leiteten den Gottesdienst ein, wo rauf Herr Superintendent Neumann auS Glauchau vom Altäre auS eine Ansprache an die Gemeinde und an den neuen Seelsorger hielt und Herrn Pastor Dybeck unter herzlicher Bewillkommnung der Gemeinde vorstellte. Herr Pfarrer Albrecht verlas hierauf den von Herrn Pastor Dybeck selbst verfaßten kurzen LebenSIauf. Herr Superintendent Neumann überreichte sodann Herrn Pastor Dybeck die VokationSurkunde und wies den Seelenhirten unter Auslegung des Schriftwortes Johannis 14, VerS 6: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Lebe», niemand kommt zum Vater, denn durch mich" in sein neue» Amt ein, ihn dabei an sein Ordination-gelöbnis erinnernd und ihm die Schwierigkeit und Hoheit deS geistlichen Amte» vor Augen führend. Nachdem Herr Pastor Dybeck die vorgeschriebenen gesetzlichen Fragen mit einem lauten Ja! bekräftigt hatte, bat Herr Superinten dent Neumann die Gemeinde, diesen ihren neuen Hirten mit Liebe und Vertrauen aufzunehmen. AlSdann hielt Herr Pastor Dybeck seine Antritts- predigt, der er daS Schriftwort 1. Joh. 5, 1—6 zugrunde legte. Andächtig lauschte die Gemeinde den Worten deS jungen Geistlichen, die von ver ständnisvoller Behandlung deS Schriftwortes be redte» Zeugnis ablegten. Die Kirchenmusik von Lützel »Stehe, der Hüter Israel-" gab dr« Gottes dienst auch äuß:rlich ein festliche» Grpräge. * — Die Abhaltung von Meißerkursen ist bekanntlich von den Vereinigten Innungen der hiesigen Stadt beschlossen worden. Wie Herr Schuldirekior Dietze gelegentlich de- Vorträge» im „GewerbehauS" bekannt gab, werde« die Kosten für den einzelnen Teilnehmer etwa 2—8 Mk. be tragen. Die Mehrkosten bi» zum Betrage von 150 Mk. trägt die Gewerbekammer in Lhemnitz. Bevor weitere Schritte in dieser Frage unter nommen werden, empfiehlt sich dir Anmeldung der Interessenten bei den JnnungSvorständen. * — Die n««e« vau»pfianz»»geu an der Lungwitzerstraße, die da» Stadlverordnetenkollegium in seiner letzten Sitzung bewilligte, werden zurzeit auSgesührt. Hoffentlich wachsen die jungen Bäumchen einmal zu wirklichen »Schattenspendern" h-ran und tragen so zur Verschönerung deS StraßenbildeS bei. * — Bestauben« Prüf««g. Der beim hiesigen Kaserl. Postamt bedienstete Postanwärter Herr Kilian hat die für Assistenten erforderliche Prüfung bestanden und rückt somit in die vorgenannte Be- amtenkategorie ein. —r. Et« größerer Neubau wurde heute in der Antonstraße in Angriff genommen. Herr Fabrikbesitzer Haase plant eine bedeutende Er weiterung seiner Nadelfabrik sowohl nach der Anton- wie nach der Logenstraße zu. Hier wird die Front nicht weniger denn 24 Meter betragen und wurden die AbholzungSarbeiten bereit» vorige Woche erledigt. DaS so gewonnene Holz konnten sich die Arbeiter unentgeltlich abholen —r Der Altstiibter Tnrnverei» faßte in seiner am Sonnabend stattgefundenen Versamm lung bezügl. der VereinigungSfraze folgende Be schlüsse: Erstens will der Verein seine Turnhalle zum Preise von 16 000 Mk. inkl Grundstück an die Stadt verkaufen. Die Kaussumme ist zahlbar am Tage der Uebernahme, die am 1. Oktober d. I. erfolgen könnte. Der Verein wünscht aber die Weiterdenutzung der Halle bis 1. November 1911. Desgleichen behält er fich vor, vom Kaufvertrag gegebenenfalls bis 1. Okt. zurückireten zu können. Der gewählten Verkaufsoerhandlungskommisfion wurde aufgegeben, fich finkte an den festgesetzten Berkaus-vertrag zu halten sowie , dahin wirken zu suchen, daß behufs gesunder finanzieller Gestaltung deS in Aussicht stchenden - Bauprojektes eine Zeichnungsliste nicht nur bei den VereinSange- hörigen, sondern in der gesamten turnfreundlichen Einwohnerschaft in Umlauf gesetzt wird. Der Verein legt Wert darauf, daß hierbei eine Summe erzielt werden möchte, die so hoch ist, daß '/, der Kosten des ev. Bauprojektes gedeckt werden können. * — Die Teschi«schießg.sellschaft .Zur Loga" hielt gestern im Logenhause unter zahl reicher Beteiligung der Mitglieder ihr diesjährige» Anschüßen ab. Den besten Schuß auf die An- schteßscheibe gab Herr Geschäftsführer Nadler ab. Die Beteiligung am Schießen auf dir Divifion». scheibe war fehr rege. * Oberlungwitz, 4. April. Die Allgemein« Ortskrankenkasse hi«lt gestern nachmittag im Gasthof »zum Lamm" eine Generalversammlung ab, die nicht besonder» gut besucht war. Dem ersten Punkt der Tagesordnung »Rechnungsablage vom Jahre 1909" entnehmen wir, daß die Einnahme 24561,86 Mk., die Ausgabe 22819,80 Mk. betragen hat. Die Ausgabe fitzt fich zusammen au- 4294,80 Mk. für ärztlich« Behandlungen, 1741,48 für Arzneien und sonstige Heilmittel, 8019,15 Mk. für Kranken gelder, 1962,40 Mk. sür Kosten an Kur- und Hellstätten und 120 Mk. für Sterbegelder. Die BermögenSüberficht weist einen Bestand von 20417,71,Mk. auf, während der Reservefonds
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