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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191004109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-10
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.04.1910
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des W"" sprucheS als «in Teil der Kosten deS entsteh' Se i Rechtsstreits anzusihen." „Das wäre nun wohl olle-?" „Ja, daS wäre alle». Meine Uhr ist nun auch wieder abgelaufen. ES hat mich sehr gef-eut." „Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Be lehrungen. Auf Wiedersehen." 1. Was Denkmäler find nvd was man von ihnen hatten soll. 2. Altertümer Oft sieht man in unseren Dörfern und Städten einer Mann von Haus zu H ius gehen, der nach seinem Rundzange gar merkwürdige Dinge auS dem One hinaus! ägt. Tein Rucksack birgt viel- leicht eine alte Biv.l mit schönen Bildern, alle Zmngeräte und Porzellangesäße, in seinen T scheu trägt er vergilbte Papiere, arsinspanüberzogene Geldstücke und D nkwünzen. Es ist der Agent eines AilerlumähändlerS Ec hat das Gerümpel, wie mancher B sttzer es nannte, für ein G ringeS erstanden. Hi r l.icht, mühela", dort vielleicht erst beim dritten oder vierten Bt u n Unbegreiflich ist das Verhall« derer, die sich erst nach wiederholten Besuchen ihre Altertümer, denn um solche handelt eS sich, doch noch abschwätzrn ließen. Schon daS Zögern mit dem Verlaus be weist, daß die Dinge ihnen lieb und wert waren. Es ist durchaus kern Gerümpel, hat vielmehr ost sehr hohen Wert, den aber meistens nur der Käufer kennt und sich deshalb oft recht nachdrücklich um solch.' alle Sachen bemüht. Wissenschaft und Kunst schätzen Altertümer sehr hoch. Wer sich ihrer ge dankenlos entledigt, erleidet umsomehr Verlust, wenn die veräußerten Gegenstände in Li-bhaber- Hande, statt in Museen gelangen. Es liegt aber noch ein anderer, fast noch höherer Wert tn solchen Altertümern. Da ist die groß?, schwere Bibel d.r altertümlichen Schriftart, fett langer Zeit -t sie schon in der Familie vom Vater dem Sohne vererbt worden, da der Stein- krug, mit dem schon die Urahne am Dorfbrunnen unter der Linde schöpfte, da die alte Wetterfahne (alte HandwelkSkunst), die leider nach dem Brande nicht wieder auf ihren Platz am Giebel kam, da sind alte Waffen, von Vorfahren aus Feldzügen heimgebrachk, Bilder, die über d^s frühere Aus sehen von Ortschaften und Gbän' i gar manches erzählen, Meister- und Patrnbr' oauSgeräle uns viel« andire Sachen. Deren We . wächst, sobald man sich mit ihnen beschäftigt. Auch die unbr- deutendsten Gegenstände find Zeugen der Vergan genheit, sie find Denkmäler aus sich selbst, sordern zum Nachdenken und Gedenken auf. Wer würde mit dieser Erkenntnis wohl seine Altertümer geringschätzend auS der Hand geben? Erfordern eS aber trotzdem die Umstände, daß man sich von Zeugrn solcher alter Zetten trennen müßte, dann empfiehlt eS sich, dicselbe« den heimat lichen Museen, wo solch« nicht Vorhand««, d°m Landcsmuseum zuzuführ««. Ganz besonder- g-lt dies von Gesenfiä'd»»', die Aufschluß grb«n über di« Entwickelung der Dörfer und Städte, der Gilden und Zünfte, der Handwerke und Künste. Gern nehmen die Museen die unscheinbarsten Altertümer an und find dem B rkäufer, noch mehr dem Schenker dankbar, wenn solche Denkmäler der Forschung und der Orffentlichkeit zugänglich gemacht werden. DaS Museum in Hohenstein Ernstthal (S adt- hau«) ist geöffnet Sonntags von 10—12 Uhr vor- mittags. Wegen Zuwendungen wende man sich nach Rathaus, Zimmer 2. I). ö L. Ortsgruppe des DürerbundeS Geschäftsstelle Äahnstraße 56. (Fernruf 243) Lustiges Allerlei. Entgegenkommend. „Jedesmal, Alois, wenn ich Malkaronie essen sehe, erwacht in mir die Sehn sucht nach dem schönen, sonnigen Italien. Wann wird der Traum meiner Jugend in Erfüllung gehen?" — „Soll ich Dir eine Portion bestellen?" Nutzanwendung. Kassierer: „Wie der Sturm draußen heult und an den Fensterladen rüttelt — es kann einem angst und bange werden!" — Ches: „Ja, und nun denken Sie sich erst so ein Unwetter aus hoher See — (eindringlich) bleiben Sie ehrlich, Müller!» OlduuugSsinu Lebemann: „ ... O, bei mir herrscht eine wunderbare Ordnung! Ich habe einen eigenen Papierkorb für die Rechnungen und einen für die Mahnbriefe." In der Hitze des Gefechts. A: „Nun wie war's im Bauernlheater?" — B : „Recht schön — nur ist der erste Platz, auf dem ich saß, zu nahe an der Bühne. Bei der Rauserei im zweiten Akt hab' auch ich ein paar ordentliche Watschen ab gekriegt!" Verkehrt« Welt. Hausfrau, (als ihr die Köchin den Stoff zeigt, den sie sich zu einem Kleide gekauft hat): „Das ist unverschämt! . Ich mußte für den gleichen Stoff eine Mark mehr zahlen!" — Köchm: „Ja, ick zahle ooch bar!" Enfant terridle. Als wahres Gcschichtchen wird der Münchener Jugend mitgeteilt: Der Onkel — ein seltener Gast — mit einer großen roten Nase meldet seinen Besuch an. Der Heine Kurt wird dahin instruiert, keinerlei Bemerkungen über die Nase zu machen. Nach Erscheinen des Onkels betrachtet der vierjährige Kurt unverwandt die Nase, bis der Vater den Kleinen scharf ansieht. Plötzlich platzt der kleine Kurt herauS: „Vater — ich sage nichts über die Nase." Verliebt. Backfisch (auf Besuch): „Er wollte mich nur ganz bescheiden auf die Wange küssen, der hübsche Vetter . . . aber ich habe rasch den Mund schief gezogen!" Umständlich. Frau: „Heute hatte ich aber eine Arbeit, Männchen: ich habe die ganzen Karlos- feln nachgcwogen, die der Bauer gebracht hat! — Mann: „Wir Haden doch gar keine Wage?" — Frau: „Na eben; ich habe jede einzelne aus die Bricswage legen müssen und was herauSkommt, nachher zusammengezählt!" Zerstreut. Präsident: „Ich werde nun die Zeu gen verlesen: die anwesenden haben mit „ja", die abwesenden mit „nein" zu antworten " Ratenweise. Ein Herr, dem vor einiger Zeit 100 M. gestohlen wurden, erhält folgenden Brief: „Sehr geehrter Herr! Ich habe Ihnen Ihr Geld gestohlen. Nun kriege ich's aus einmal mit Gewij- scnsblssen zu tun und schicke Ihnen einliegend 20 M. Sowie ich wieder Gewissensbisse kriege, erhalten Sie mehr." Kindlich. Die kleine Lotte: „Tante, wie muß man denn sein, wenn man einen Mann kriegen will?" — Tante: „Nun, da mußt Du entweder sehr gut oder sehr schön sein, oder Du mußt viel Geld haben." — Lotte (nach einigem Nachdenken): Sag einmal, wieviel hast Du denn für den Onkel bezahlt?" Auf Umwegen. Herr: „Essen Sie gern Sauer kraut, mein Fräulein?" — Dame: „Ja!" — Herr: „Möchten Sic für die Folge dazu gern billiges Schweinefleisch essen?" — Dame: „Warum nicht?" — Herr: „Dann heiraten Sie mich! Ich bin nämlich von Berus Fleischer und mache mich nächstens selbständig!" Ein Schlauberger. (Auf dem Lande.) Lehrer: „Der Taglöhner Hansjakob hat Euch ein Ferkel gestohlen, Wiesenbau»? . . . Zeigt ihn doch an und laßt Euch daS Ferkel vom Gendarm zurück holen!" — Bauer: „Jawohl, Herr Lehrer — so- bald das Schwein zweieinhalb Zentner wiegt!" AuS der Schule In der Rechenstimde sieht Karlchen zum Fenster hinaus auf das gegenüber liegende Haus. Der Lehrer sieht das, ruft ihn und spricht: „Karlchen, waS kommt heraus?" Karlchen (erschreck!): „Die Frau Lehmann!" Stilblüte (aus einer Tierschau-EröffnungSrede): „Schon unsere Vorfahren waren stolz auf ihre Pferde; so große Ochsen wie bei uns findet man selten, und die Schweinewirtschast in unserem Lanh^ ist ja hinlänglich bekannt." Vermischtes. " Doch zur R.gicrung gekommen. Eine humorvolle Erinnerung an König Alberr, die unlängst in einer Gesellschaft in Chemnitz der Vergessenheit entzogen wurde, verdient festgehalteu zu werden. Der „Allgemeinen Zeitung" zufolge hat der Erzähler das reizende Geschichtchen selbst aus dem Munde des seligen Königs Albert bei einer Hoftascl in Pillnitz vernommen : Bei Gelegenheit eines Schützt n- festes besuchten König Johann und der damalige Kronprinz Albert die Stadt Pirna. Es findet die übliche Festtafel statt. Nachdem man auf den König gesprochen, erhebt sich ein biederer Stadtvatcr, um auch auf den Kronpiinzen einen Trinkspmch aaSzk- bringen In wohlgesetztcn, trefflich cingclerntcn Worten feien er den Fürstensohn und versteigt sich endlich in seiner sestlrchcn Begeisterung am Ende seiner Rede zu dem Wunsche: „Möge Se. Königl. Hoheit recht bald den Thron seiner Väter besteigen." Der Redner aber hebt sein Glas allein, alles starrt ihn entsetzt an und sein Nachbar gibt ihm einen wahrschei lich nicht gelinden Rippenstoß, indem er ihm zuraunt: „Esel, Majestät ist ja anwesend Blitzschnell erkennt der unglückliche Festredner die volle Giöße des von ihm angerichteten Unheils, und um eS einigermaßen wieder gut zu machen, erhebt er nochmals daS GlaS und ruft mit Eten- torstimme: „Nein, waS ich sagen wollte: Möge Se. Königl Hoheit niemals den Thron besteigen!" — Tableau! Mit viel Behagen soll König Albert daS luftige Geschichtchen zum Besten gegeben und daran schmunzelnd die Bemerkung geknüpft haben: „ES hat dem Herrn aber sein frommer Wunsch uichtS genützt, Sie sehen, meine Herren, ich bin doch zur Regierung gekommen." * Das teuerste Grundstück. Dieser Tage ist im Zentrum von New-Jork, ganz in der Nähe deS Morganschcn Geschäftshauses und der Börse, ein Grundstück verkauft worden, dessen Preis einen Weltrekord auf diesem Gebiete darstellt. ES wurden für eine Gesamtfläche von 825 Quadratfuß nicht weniger als 3',2 Millionen Mark bezahlt, so daß also der einzelne Quadratsuß auf 4242 Mark kommt. Um sich einenBegriff von der Höhedes Kaufpreises zu machen, muß man sich vorstellen, daß damit jedes Fleckchen von der Größe einer Briefmarke mit etwa 16 Mark bezahlt wird. Auf diesem Terrain stand bis jetzt ein vor e!wa 12 Jahren erbaute- Haus mit l9 Stockwerken. Diese- wird jetzt einem anderen Wolkenkratzer Platz machen, der 32 Etagen erhalten soll InMmttnItM.WtNWMu! Wer seinen Kö per widerstandsfähig erhalten und die Nerven kräftigen will, wird kein bessere» Hilfsmittel finden, als die wohlbekannte und lang bewährte Scotts Emulsion, wie das aufs neue in den folgenden Zeilen bestätigt wird: Krefeld, Louisenstr. 147, >9. Februar 1909. „Seit Mitte Oktober bis heute, also etwa 4 Monaie, habe ich Scotts Emulsion regelmäßig eingenommen. Ich erzielte in dieser Zeit eine Gewichtszunahme von über 16 Pfund und Hale einen ganz vorzüglichen Appetit be kommen. Mein gesamtes Aussehen ist so ausgezeichnet, wie nie zuvor, und ich fühle mich in jeder Beziehung, nicht zuletzt was die Neiven augeht, sehr gestärkt ScottS Emul sion, deren vorzügliche Wirkung ich schon bet meinen Kindern sestgestellt hatte, wird von mir überall empfohlen werden." (vez.) Frau Joh. Roosen. Seit mehr als 30 Jahren hat sich der Weltruf von Scott- Emul- /ÄWH sion als vorzügliches Kräftigung-- / mvÄ-V mittel bei Abspannung und Ent- L ktäflung behauptet, was in erster T -v/V. Linie daraus zurückzuführen ist, daß I /v! bei der Herstellung in allen Be- standteilcn ausschließlich die aller- besten Rohmaterialien zur Ver- Wendung gelangen. Für EcottS »7 Emulsion gibt cs kein Ersatzmittel. !^,n »tti-hr«.«! Man bestehe daher darauf, stets die echte „Scotts" zu erhalten. Ecolt» Smulston wird von un« auischlietUch im großen »crkauft, und »war »ic lose nach Gewicht oder Maß, sondern nur in versiegelte« Originalflaschen tn Karton mit unserer Schutzmarke (Fischer mit dem Dorschs. Scott « Bownc, Ü». m. d. H., Frankfurt a. M. vcstandteile: Feinster Medijinal-Lebertran Id«.», prima Sltzjerin ad.o, unterrhokphorigiaurer Kalk «,». unterphodphorigsaurc» Natron »,o, pui». Tragant 3.0, scinstcr arab. Gummi pul». >,», dcstill. Wasser 1>»,0, Alkohol ti,o. Hierzu aromatische Lmulsion mit Zimt», Mandel- und SauUheriaol se » rropsen. Bewußtsein gekommen war —, sein«» schnell ausstligeuden Jähzorn in letzter Zeit ebenso schnell bezwungen; ja, sein« Augen konnten zu weilen «un sogar ganz überraschend gütig blicken. Ein eifriger Kirchgänger, rin äußerlich Frommer war und wurde der stolze, als hart verschrieene Wiesenbauer zwar nie, aber seine Ann« marei wußte wohl, daß tief im innersten, verschloss-men Herzen beS Bauern, von zwar sehr harter R-nde umgeben, doch ein heimliches, weiche- Fl.ckchen war, welches fie nun kannte, zu dem fie endlich den Emgang gefunden hatte, wo rin, nur etwas verkümmerte-, aber doch w crzelgesundeS Ehrfurchtspflänzlein, dem Herr gott gehörend, sproßte, und saS genügte ihr schon. Hatten fie doch ihren Heiland, den Herrgott, auch bah'ml Und nicht selten »a>'S geschehe«, daß d!- Bäuerin, vom Arm thr,S ManneS um- scblun^ n, vor dem Bilde deS Gekreuzigten im H utflur stand, wenn auch nicht tn gemeinsamem Gebet, so doch sromm empor schauend, und sich mit ihm — dem Bauern — herzlich an dln drolligen Versuchen der kleine«, flügge werden- den Schwalbrnkinder frenend, daS Fliegen, wel che- die Alten ihnen so unermüdlich Vormacht«», selber zu probieren. Da saß einmal «iueS von ihnen gar, in seiner unschuldigen Frechheit, auf dem Kopfe de- Hirrn, inmitten der Dornen- kröne, breitete seine zarten Flü>»leia unternehmend dort auS und schaute kick herab. Annemaret lachte glücklich, auch der Bauer lacht« und — ein Lächeln, wahrhaftig, lag auf dem schären, blaffen Duldergkficht dl-Herrn — oder war'» vi-U-tcht der schräg durch- Flur- fenster fallende Sonnenschein, der eben darüber huschte? Ja, so wa«.'S denn zur Wahrheit geworden: Schwalben bringe« Glück! D e Schwalben Hullen d<m Wilsenbauern da- Glück gebracht. Zudem stand daS Korn im Felde so wunderschön. — Mochten fie im nächsten Jahre nur «tedcrkehren I Der böse Blick. Hxengeschichte von E. Thal. „In unserer aufgeklärten Zeit glaubt doch kein Mensch mchr daran, duß e- einen bösen Blick gibt, m t dem man andere Leute oder der.n Buh und Haus verh.x n kann," sprach ein großer L hrer zu seinen Hörern. Und was b.w s er damit? Duß er sich btfliffen hatte, vieles kennen zu lernen, dabei aber verg.fs n hatte, einen große Teil deS Volkes wirklich kennen zu lernen. Hätte er die obigen Wort- zu seiner Mutter gemzt, ei,e^ wohlhübrndi..! Bäuerin im G birg-, so würo ib.m dies-geant wortet haben: „Armer Junge, oas we.ß ich besser als du. Ich habe cs schon an unserm Weh gemerkt, wenn die alt« Dore in den Stall gesehen hatte." Und doch > rte sich die gute Frau. Die alte Dore war eine Witwe, die vom Kräutcrsammeln lebte. Weil fie eine große Menge diesrr Pflanzen, sowie ihre Behandlung richtig kannte, ütestlben sehr sauber behandelte und jede Torte sür sich hielt, so bezahlte ihr der Apotheker im Städtchen ihre Ware sehr gut, lehrte fie auch noch andere H.-iikläuter kennen, und hielt groß; Stücke auf die alte Frau. Ec wußte auch, daß Dore nicht selbst H-ilkure.r machte und nur tn höchster Not einmal einen Rat gab. Dore hatte eine Enkelin namens F eke (Sophl.), ein gutes, fleißige« Mädchen, das lei der wohlhabenden Bäuerin Christine, der Mutter deS Gelehrten, al- Magd diente. Fiele war aber auch sehr schön und fromm und ging stets in die Kirche, wenn an fie die Reihe war. Aber (Nachdru- ve*bot«n.) auch zur S oßmutter ging fie gern einmal nach Feierabend, vtel lieber als zum Tanz. Dore hatte einen kleinen Grrten an ihrem Hause, in welchem viele Stachelbeersträucher, ein Kirschbaum unk ein Pflaumenbaum standen. Auch wohnte irr ihrem Häuschen noch ein alter Bcftndrnder mit seiner Frau. Neben DoreS HäuSchen lag das Gut deS reichen Bauern Michel, der gerade so stolz und dumm war, wie sein« G stalt stark und breit. Mtchcl hatte Kinder von 12 Jahren abwärts, die alle sehr gefräßig und wild waren, fich aber hüteten, aus Vaters Garten zu naschen und lieber die Nach- bar^ärten straften. Wenn nun Dore hin au- in Wald und Feld ging, Kräuter zu sammeln, und niemand im Häuschen war, als dir alte halbtaube Bcsen- vinderSsrau, blieb fie gewöhnlich noch einmal an der Gartentür stehen, schaut« ins Gärtchen zuiück und empfahl cS dem Schutze GotteS. Dann ging fie fort. DaS hatten MlchelS K nder schon ost heim lich beobachtet. Al» nun die Stachelbeeren an fingen groß zu werden, da gaben fie acht, wenn Dore und der B.senbinder fort waren, schlichen fich heimlich tn das Gärtchen und fraßen sich voll halbreifer Gtachelbeer«n, bis die alt« Besen binderin fie gewahr wurde und an- Fenster pochte. Eiligst flohen fie dann davon. Aber die Strafe folgte auf dem Fuße «ach. Sie waren kaum zu Hause angekomme», als sie heftig, Letbschmerzen fühlten, dir schnell einen 8 hohe« Grad erreichten, fich aber glücklicherweise durch heftiges Ecbr- chen wieder etwas milderten. Die (.»ängstigte Mutter sah die Stachelbeeren und fragte wütend, wo dieselben her seien, be ruhigte sich aber, al- fie erfuhr, daß fie auS Dores Garten waren. Und al- ihr nun dic kleinen Diebe erzählten, d ß sie nur wenige Stachelbeeren gekostet hätten, wril sie bemerkt hätten, daß Dore am Garten stehen geblieben und dir Beer'n mit ihrem Blicke wahrscheinlich brh»xl hätte, damit die Kinder krank würden, die davon cß-n, da war das der beschränkten Mutter einleuchtend, und b.i ihr stand es nun ftst, daß Dore die- wirll ch getan. Da die» nun auch andere Kruder bemerkt und den Genuß von gestohlenen Stachelbeeren an ch em Leibe empfunden hatten, so dauerte eS nicht lange, daß fich die Leute im Dorfe hümlich zcflüster- ten : „Die Dore hat den bösen Bl ck und kann damit behixm." Als nun gar noch ein böser Junge eines TageS der Dore auf dem Do>f- weg« begegnete, vor fie srrch hintral und fie H xe schimpfte, die alte Frau ihm ab«r erzürnt tn daS Erficht starrte und ihn mit diesem Blicke gleichsam ftsthielt, dann aber ruhig ihrcsW'gcS weiter ging, der Jung« dagegen lachend und prahlend zu seinen Gejährten zurückrannle, über einen Stein fiüizte und ein Bein brach, da wur'ce die alte Dore allgemein sür schulcig be- sm den, den Jungen mit ihrem Bi cke beh«xt zu habe«. Wenn man nun glauben sollte, die Leute würden der alten Frau ein Leid zugefügt haben, so rrt man sich fthr. Man halte v kl zu viel Furcht vor t.r, um die- zu tun. Ihr Ga t n aber hatte von »un an Ruhe, und Docen war dies sehr erwünscht, denn ihre Stachelbeeren waren alle schon von dem Zuckerbäcker in der Stadt b-stellt, welchen Kunden ihr der Apotheker zugewiesen hatte. Der Zuckerbäcker konnte die Beeren jedoch nicht reis gebrauchen. Dore lieferte fie schön reinlich und ausgellsen ab, so daß sie ihr der Mann gut bezahlte. DaS hatten nun Michels Kinder nicht gesehen, da fie sitzt DorrS HäuSchen und Garten auSwichen. Al« dann aber die Reifezeit der Beeren da war, konnten es die Kinder nicht mehr über sich brin gen, in einer günstigen Zeit DoreS Garten einen Besuch abzustalten. Aber sie fanden nur leere Sträucher. Die alte B'scnbinderSfrau stand währenddem hinter dem Häuschen und schlug, ohne daß die Kinder fie sahen, ein lautes Ge- lächter auf, worüber die Kinder so erschraken, daß sie eilends zu ihren Genoffen lirfen und ihnen erzählten, daß in DoreS Garten alle Beere« verschwunden seien und auS dem Häus chen, tn dem doch aar niemand drin gewesen wäre, «in höllische» Gelächt«r «rscholl«n s«i. Da waren die Kinder alle darüber einig, die Dore sei eine Hexe und habe die Beeren unsichtbar gemacht. ElmS Tages ging Dore zur Bäuerin Ehrt- stinr, um fich etwas Quark zu holen, und da fie an der offenen Stalltüre vorbei mußt«, schaute sie in den Stall und freute sich über die schönen Kühe, die drin standen. Das bemerkte Christine und fragte, waS fie wolle. „Für einen Sechser Quark," sagte Dore, indem fie der Bäuerin das mitgebrachte Schilffelchen hinreichte. Nach dem fi« das Verlangte erhalten, ging Dore wieder ihn- WegeS, denn sie liebte kein langes Schwatzen mit den Leuten; fie sprach lieber draußen mit den Kräutern auf den Fluren, die verstanden fie bester wie dle Menschen und waren auch nicht gchässtg gegen fie. Höchstens die Brenn-ffiln, die brannten fie an die Finger, wenn fie ihnen unvorsichtig zu nahe kam. Mußte sie aber solche sammeln, so zog fie Hand schuhe an. „Gerade wir bri manchen Menschen," sprach dann Dor« für sich, „die möchte man auch mit Handschuhen angreifen." Am Tage darauf, als Dore bei der Bäuerin Christine gewesen war, hatten die Kühe, die in der Nähe d«r Ttalltür standen, alle mehr oder weniger verschwollene Euter und gaben blutige Milch. Anstalt nun zu einem Tierarzt zu schicken und die Ursache der Krank heit von otcsem feststellen zu lasten, schickte Christine zu einem Schäfer. AlS dieser kam uns Christine ihm die Tiere gezeigt hatte, brachte sie auch ihre Bedenken vor, daß d:e Kühe ver- h xt sein könnten. Von wem, das sagte fie nicht. Der Schäfer war aber ein wirklich kluger Mann, untersuchte die Tiere und nickte nur mit dem Kopfe, als er gesunden hatte, wovon daS Blut- M'lken herkam. Dabei hatte er die Worte Chustiiuns von dem Bch>xen nur halb gehört. Doch Christine glaubte, er habe zu ihren Worten genickt, und nun stand e» bei ihr fest, die Dore habe dir Kühe durch ihren bösen Blick behext. Der Schäfer strich jeder Kuh kreuzweise über den Rücken, gab seine Weisungen über die Be- Handlung der Tiere, und da dieselben von Fieke, der Magd, pünktlich befolgt wurden, so verlor fich die Krankheit bald. AlS der Schäfer aus dem Nachhausewege Christinens jüngsten Sohn Gotthard auf dem Felde traf, sagte ec ihm, er solle doch zu Hause einmal recht acht geben auf die Mägde. Eine derselben müsse die Kühe schlecht behandeln. Er müsse da« aber heimlich tun, damit die Mägde nichts gewahr würden. „DaS kann nur die Sale (Rosalie) sein", sagte Gotthard. (Fortsetzung folgt.)
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