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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880724
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-24
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.07.1888
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Soldaten wurden überführt und bestraft. Für die verursachten Be> schädigungen wurde sofort voller Ersatz geleistet. Wunderbar ist e» nur, daß gar keine Erwähnung eines Eingreifen» feiten» deutscher Erenzbeamten geschieht. Trankreich. Einem Pariser Telegramm zufolge hält es die ganze dortige Presse für angezeigt, einig darüber zu erscheinen, daß die Petersburger Begegnung keinerlei politische Folgen haben werde. Den Panslawisten werden die unwürdigsten Schmeicheleien an den Kopf geworfen. — Die Kammern sind nun vertagt und das Cabinct hat eine sichere Lebensfrist mindesten» bis zum October, nämlich bis zum Beginn der Herbstsession des Parlamentes, gewonnen. Herr Floquet hat sich nun schon sehr viel länger gehalten, als ihm bei seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten geweissagt wurde, und es ist einstweilen kein Grund zu der Annahme, daß ihm das Glück, dessen er sich bisher sichtlich erfreut hat, nicht »och weiter zur Seite stehen werde. Freilich wäre es ein Jrrthum zu glauben, daß Herr Floquet die Befestigung seiner Stellung eigenem Verdienste oder be sonders erfolgreicher Thätigkeit seiner Mitarbeiter verdankt. Was ihn hält, das ist die Furcht vor Boulanger. Die Parteien in der Kammer sind so zerrissen und zersplittert, wie je vorher; die geheimen und offenen Feinde des Ministeriums sind »och iiiimer zahlreicher, als seine zuverlässigen Anhänger. Aber der Gedanke, daß die Ver Wirrung, die eine neue Krisis begleiten würde, Boulanger zu Gute kommen könnte, hält bei der Abstimmung hundert Hände davon ab, in die Urne einen regierungsfeindlichen Zettel zu werfen, und Herr Floquet kann, so oft er will, ein Vertrauensvotum verlangen; erbe kommt es immer und wird es bis zu den Neuwahlen immer bekommen, wenn er auf Boulanger zeigend den alten Schreck ruf des Märchens ausstoßen kann: „Der Wolf geht um!" An dem Tage jedoch, an welchem die Republikaner aufhören würden, vor Boulanger Angst zu haben, wäre vcrmuthlich auch das Loos des Ministeriums Floquet besiegelt. — Der Graf von Paris hat in einer Ansprache an eine Arbeiter-Deputation einen sehr kühnen Gedanken geäußert. „Es leuchtet ein", sagte er, „daß man die Volksarbeit am besten begünstigen würde, wenn man die auf unserem Volke und Staatshaushalte lastenden Heeresausgaben 'eMichtecn könnte. Eine solche Maßregel könnte aber nicht durchgeführt- werden, ohne daß Frankreich sich vorher mit den Nachbarmächten verständigt hätte." Sollte der orleanistische Thronprätcndent wirklich den Muth haben, Verhandlungen über eine thcilweise Abrüstung zu 'beginnen, wenn er zur Regierung käme? Man hat bisher immer behauptet, das Königthum bedeute den sofortigen Revanchckrieg. Der .Graf von Paris deutet ziemlich klar das Gcgentyeil an. Es fragt sich nur, ob die Macht der Verhältnisse gegebenen Falles nicht stärker wäre als sein Wille. — Am Sonntag haben in den Departements Ardcche und Dordogne Ersatzwahlen für die Deputirtenkammer stattgeftinden Für die politische Zukunft Boulangers, der diesnial offen als Kandidat auftritt, ist die Wahl in der Ardeche von höchster Bedeutung, denn er hat ausdrücklich die Wähler zu Richtern über sein Programm aufgerufen. Mit Unterstützung der Monarchisten kann der General übrigens recht wohl gewählt werden. — Dem Präsidenten Carnot ist in der Dauphine thatsächlich ein glänzender Empfang bereitet worden, besonders hoch ging es in Grenoble und Bicille zu. Carnot sprach in allen seinen Reden mit ganz besonderem Nachdruck ans, man solle zu der Republik und den gegenwärtigen Einrichtungen Vertrauen haben, die Republik werde cs verstehen, alle Angriffe auf die Verfassung abzuwehren. — Der frühere Ministerpräsident Senator Duclerc ist gestorben. — Boulanger ist von seiner Wunde genesen. Rußland. Zur Kaiserbegegnung schlagen die Petersburger Journale gegenwärtig einen freundschaftlicheren Ton gegen Deutsch land an, schimpfen aber um so kräftiger aus Oesterreich-Ungarn, das nun der eigentliche Friedensstörer sein soll. Das ministerielle „Peterburger Journal" äußert sich folgendermaßen: Heben wir den allgemeinen tiefen Eindruck dieser denkwürdigen Feierlichkeit hervor. Es ist dies die vollkommene Harmonie zwischen den Gesinnungen der beiden Souveräne, die unter so feierlichen Umständen zusammen gekommen sind, und denjenigen, die in so überaus großer Anzahl herbcigeeilt sind, um dieser Vereinigung beizuwohncn. Wenn die Einstimmigkeit der Souveräne sich ebenso getreu in den Gesinnungen der Bevölkerung widerspicgelt, so kann man vertrauensvoll auf eine Aera freundschaftlicher Beziehungen rechnen, die unter den gegen wärtigen Umständen ein um so größeres Gewicht haben, als sie ein sicheres Unterpfand für die Aufrechtcrhaltung des allgemeinen Friedens sind, nach welchem die ganze Welt sich sehnt. Orient. Die Ehescheidung des serbischen Königspaares wird doch noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die Landessynode erklärte sich in der Sache für inkompetent. Die Angelegenheit gelangt daher vor das ordentliche geistliche Ehcgericht. Amerika. Der Regierung der Vereinigten Staaten. in Washington ist ein Telegramm von ihrem Gesandten in Port au Prince, der Hauptstadt von Haiti, zugegangen, nach welchem am 4. Juli Aufrührer die Deputirtenkammer während der Sitzung in Brand steckten, in Folge dessen ein Zehntel der Stadt, darunter mehrere öffentliche Gebäude, niedcrgebrannt ist. Eine weitere Brand stiftung fand in, Justizministerium statt, wodurch ein anderes Zehntel „Fort mit diesen Vorstellungen!" fuhr er endlich aufl, und es war, als zwinge er sich, so zusammenhängend und verständlich als möglich zu sprechen. „Sehen Sie, College! Sie sind der einzige Mensch, auf den ich etwas halte. Weiß nicht, woher es kommt, aber ich kann nicht umhin, Sie für einen sogenannten guten Kerl anzu sehen, ohne Arg und Falsch, nicht gerade zu dumm, um. süx eins meiner erwähnten Langohre, aber doch ein wenig zu rechtschaffen, um für klug zu gelten. Stoßen Sie an, College! Es lebe der' Geist!" Die Gläser klangen hell an einander. Der Sprecher lWe das seine auf einen Zug und füllte es dann sogleich wieder, 'wöhrend Werner von dem überaus starken Grog nur nippte. . „Sehen Sie, College!" fuhr er dann fort, „in eine so weiche und zugleich gemächliche Stimmung, wie heute, komme ich nicht oft. Heute ist mir's Herz offen, und so sollen Sie denn mit kurzen Worten er fahren, woran's bei mir liegt, und wie es noch einen stärkeren Geist gab, als den Alkohol, der mich zu dem unglückseligen Jammergestell gemacht hat, als welches Sie mich kennen gelernt haben. Hören Sie nun zu." - . Und nachdem er sein Glas mit der gewohnten Hast geliert und von Neuem gefüllt halte, begann er folgendermaßen: 10. „Ich bin in einem kleinen Dörfchen Norddeutschlands gÄoren. Meine Eltern besaßen daselbst ein hübsches Landgut und waren, wenn auch nicht reich, doch in gewissem Sinne als wohlhabend zu betrachten. Schon in zarter Kindheit verricthen sich meine ungewöhnlichen Anlagen für die Kunst und Musik, was meinen Vater bestimmte, mir bereits in meinem sechsten Lebensjahre ein Clavier zu kaufen und mir eine» Musiklehrer zu halten. Die enormen Fortschritte, welche ich machte und die alle Musiker, mit denen ich in Berührung kam, in Erstaunen setzten, konnten nichts Anderes zur Folge haben, als daß man mich gänzlich für die musikalische Carriere bestimmte, obwohl im Grunde genommen mein Vater viel lieber einen tüchtigen Landwirth aus mir gemacht hätte. So kam ich, als ich mein vierzehntes Lebensjahr erreicht hatte, auf das Conservatorium der Hauptstadt. Hier machte ich einen Cursus im Clavierspiel, einen in der Compositionslehre und eine» im General baß durch. „Darnach ging ich, mit glänzenden Zeugnissen und hinlänglichen Mitteln versehen, auf Reisen, suchte die bedeutenden Klavicrvirtuosen der Stadt zerstört wurde. Die englischen und di« französischen Ge sandtschaften werden durch Seesoldaten bewacht. Eft> Brandstifter ist gehangen worden. Sächsisches. — Die sächsischen Alpenturnfahrer sind Freitag Vormittag 9 Uhr bei günstigem Wetter in Nürnberg wohlbehalten eingetroffen. Der 800 Personen enthaltende Sonderzug wurde von Rcichenbach bis Hof in zwei Abthcilungen, von Hof bis Nürnberg in einem einzigen, 55 Wagen fastenden Zug völlig fahrplanmäßig befördert. Der Empfang in Nürnberg durch die dortige Turnerschaft, welche mit einem Musik corps am Bahnhof erschienen war und die Sachsen im Festzug nach der Stadt geleitete, war außerordentlich freundlich und begeistert. Die Weiterfahrt nach Stuttgart fand bei schönem Wetter statt. An der württembergischcn Grenze in Crailsheim wurden die Sachsen auf das herzlichste seitens der Turner und der gesammten Einwohnerschaft empfangen. Auch hier war Musik im Bahnhof ausgestellt und entwickelte sich ein förmliches Volksfest. — Dresden, 23. Juli. König Christian von Dänemark hat den Geh. Rath v. Lüttichau und den Gcnerallienteuaut v. Carlowitz zu Rittern des Großkreuzes vom Danebrog-Orden, und den Geh. Regierungsrath v. Metzsch und den Oberstlieutcnant v. Schimpfs zu Commandeuren desselben Ordens erster und zweiter Klasse ernannt. — Von hier gingen am Sonnabend 420 Ferienkolonistcn nach ihren Bestimmungsorten ab. — Die Generalversammlung des Verbandes der Kranken- und Begräbnißkassen Deutschlands findet von Sonnabend, den 28., bis Montag, den 30. Juli, in Dresden im kleinen Saale des Gewerbehauscs statt, wozu, außer an die ca. 50 Delegirten aus verschiedenen Theilcn Deutschlands, auch Einladungen an den hiesigen Stadtrath und die Stadtverordneten, sowie an die König!. Kreis- und Amtshauptmannschaften hier ergangen sind. Der Verband besteht gegenwärtig aus 100 Kassen mit beinahe 50,000 Mitgliedern und hat seit seinem 4jährigcn Bestehen bereits Unter verbände in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Hanau, Offenbach, Calbe a. S., sowie Verbandskassen in Gera, Darmstadt, Wandsbeck und den meisten Orten Sachsens. Der Hauptzweck desselben ist die Durchführung der Freizügigkeit für die Mitglieder, d. h. die gegenseitige Auf- und Ucbernahme der Verbandsmitglieder ohne Eintrittsgeld, ohne ärzt liches Attest und ohne Rücksicht auf's Alter, demnach eine nützliche Centralisation, ohne in die Rechte der einzelnen Kassen cinzugreifen. — In der Nähe von Dresden hat sich am Mittwoch ein in günstigen Vennögensverhältnissen befindlicher junger Architekt H. aus Klotzsche erschossen. Derselbe verweilte zwecks einer geplanten ehelichen Verbindung während des letzten Winters oftmals besuchs weise bei einer geachteten Familie Radcbergs und hat am vorher gehenden Montag sich noch lebhaft am Sommerfcste des dortigen Männergesangvereins betheiligt, auch daselbst flott getanzt. Der Unglückliche benachrichtigte von seinem Vorhaben sowohl seine An verwandte» in Dresden, als auch die vorbezcichnete Radeberger Familie brieflich. — Meißen. Zu denjenigen jungen Männern, welche, fern von der Heiinath, auf ihren Irrfahrten gezwungen waren, in die französische Fremdenlegion einzutreten, gehören auch zwei Meißner, die Brüder Hahnewald. Den älteren Habnewald zwang die Noth, 1863 in Perpignan sich anwcrben zu lasse», der jüngere descrtirte von seinem Negimente in Metz aus Furcht vor einer zu erwartenden Strafe und trat gczwungencrweise ebenfalls in die Legion. In der algierischen Stadt Mecharia trafen beide Brüder sich unerwartet, gerade zu einer Zeit, wo der jüngere Hahncwald, wegen abermaliger Desertion, nach erhaltener schwerer Strafe, krank im Lazareth dar niederlag. Die Flucht war dem Legionär nur bis an die marokka nische Grenze gelungen, dort fand seine Wicderergreifung statt. Nach Ableistung der gesetzlichen fünfjährige» Dienstzeit wurde A. Hahne wald, der ältere, wegen überkommener Dicnstuntüchtigkeit entlassen, und unter unermeßlichen Qualen schleppte sich der Aermste, an einer Beinentzüudung leidend, nach Deutschland und seiner Vaterstadt Meißen zurück, wo er jetzt noch krank darnieder liegt. Am 3. März 1887 schlug auch die Erlösungsstunde des jüngeren Hahnewald, der wegen seiner versuchten Desertion ein Jahr länger hatte dienen müssen. Nach Deutschland zurückgekehrt, meldete' sich derselbe frei willig bei seinem Regiment und erhielt durch kriegsgerichtliches Urtheil ein Jahr Festung. Durch Königs Gnade wurde dem Gefangenen am 23. April d. I. der Rest der Strafe erlassen und sein Zurück transport »ach Metz, um 1>/r Jahr nachzndienen, verfügt. Das Ausrcißen scheint aber dem nunmehr 30jährigen Mann angeboren zu sein, denn kürzlich ist derselbe abermals, also das dritte Mal, fahnenflüchtig geworden und wird steckbrieflich versolgt. Abermals also irrt der Ruhelose heimathslos umher. — Leipzig, 22. Juli. In der am 11. d. Mts. stattge fundenen öffentlichen Töpfervcrsammlung war, wie seinerzeit mitgetheilt, ein Lohntarif aufgestellt und von den Meistern die Er klärung über Annahme oder Ablehnung desselben bis zum 21. Juli, also dem gestrigen Tage, gesordert worden. Der Lohntarif, der u. A. einen Tagclohn von 6 Mark als Norm aufstellt, hat nicht die auf und profitirte von ihnen, wo es nur irgend möglich war. Ueberall erntete ich Beifall wegen der großartigen Technik und des tiefen Gefühls meines Vortrages. Na ja! Ich kann es wohl sagen: ich war auf dem besten Wege, ein Virtuose ersten Ranges zu werden. Da aber trat jener boshafte Geist an mich heran, von dem ich Ihnen sagte, er sei der Urheber meines Unglücks. Wissen Sic, wer dieser Geist war? Es war ein Gott. Amor nennt man ihn recht Poetisch, den kleinen, geflügelten Gott der Liebe! Als ich mich in B . . . . aufhielt, besuchte ich allabendlich die Oper, ansangs nur der Musik wegen. Bald aber mußte ich mir eingestehen, daß ein anderer Magnet es warf der mich auf unerklärliche Weise fesselte. Die erste Coloratur-Sängerin, »Herr des Himmels! — Ich habe nie ein schöneres, vollendeteres Frauen bild gesehen! Und welch' eine Stimme! O ihr Heiligen! — Glockenklang, Nachtigallenflöte und Zephirrauschen ist nichts dagegen! — Nun, ohne Umschweife — ich sah sie, hörte sie und bewunderte sie, und daraus folgte, daß ich ein Thor wurde imd mich leiden schaftlich in sie verliebte. Nun entstand natürlich die Frage,, wie sollte ich mich ihr nähern? Der vielbewunderten Primadonna gegenüber war ich nur der arme, unbedeutende, namenlose Musiker. Ja! Lachen Sie nur — es war lächerlich genug. Ich entschloß mich endlich, an sie zu schreiben. Ein Brief nach dem andern ging ab, und jeder enthielt die glühendsten Versicherungen meiner unwandelbaren Liebe, Treue und Ergebenheit. Die beiden ersten Briefe wurden angenommen, die übrige» kamen uneröffnet zurück. Ich war in Verzweiflung. Die Leidenschaft machte mich blind und unvorsichtig. Ich vertraute meinen Herzenskummer einem Mitgliede des Opern-Orchesters an, mit dem ich einigermaßen befreundet war. Er war ein ausgezeichneter Piston bläser und stand wegen seiner bedeutenden Leistungen bei seinen College» in großem Ansehen. Nun, der Mann wußte Rath. Er theilte mir, nachdem er mich ruhig angehört, mit, daß die Sängerin gegen die Mitglieder der Opernkapelle ein höchst kollegialisches Benehmen beobachte, wie es ja auch die Natur der Sache mit sich brachte. Wäre ich nun Mit glied der Kapelle — schloß der weise Mann — dann könne es nur an mir liegen, die Bekanntschaft der gefeierten Primadonna zu machen und Zutritt in ihre Salons zu erhalten. Das leuchtete mir ein. Fortsetzung folgt. Zustimmung der größten Anzahl der Meister gefunden, weshalb seitens der Gehilfen theilweise. die Arbeit niedergelegt worden und ein Tüpferstreik entstanden ist. Bei denjenigen Meistern, welche den Tarif bewilligt haben, soll bis zum 1. September zu den alten Lohnsätzen weiter gearbeitet werden. — Die SanitätSabtheilung des Krankenkassenverbandes für Leipzig und Umgegend, welche vor etwa zwei Jahren hier begründet wurde, ist in Concurs gerathen, da sie ihren Verbindlichkeiten nicht mehr Nachkommen konnte. Der' Sanitätsverein bezweckte, die von der Ortskrankenkaffe gewährte un entgeltliche ärztliche Hilfe und Arznei auch für die Mitglieder be«^ regier freier Lassen (und deren Angehörige) einzuführen und zwar gegen Leistung eines besonderen Beitrages. Die Betheiligung an der Sanitätsabtheilung war anfänglich eine ziemlich rege, erkaltete jedoch mit der Zeit immer mehr und schließlich gerieth die Genossen schaft in derartige Bedrängniß, daß es zur Concursanmeldung kam. Der Krankenkassenvcrband als solcher wird nun allerdings von diesem Concurse nicht betroffen, doch ist es immerhin wahrscheinlich, daß dieser auf sehr loser Grundlage beruhende Verband sich freiwillig auflöst. — Am 20. Juli ist auf dem Perron des Magdeburger Bahn hofs durch hiesige Criminalbeamte der berüchtigte jüdische Taschen dieb Samuel Brudermann aus Budapest in dem Moment festge nommen worden, als er einem älteren Herrn die Brieftasche auS; der inneren Brusttasche des Nockes entwendete. Zweifellos fallen'' demselben einige andere in den letzten Tagen im Magdeburgers Bahnhof verübte größere Taschendiebstähle ebenfalls zur Last. — In Leipzig wird sich in nächster Zeit vor dem Landgericht ein' Prozeß abspiclen, welcher schon seit Jahren das höchste Interesse in' weiten Kreisen der Haudelswelt erregt hat. Es handelt sich um die; Auflösung der ehemaligen Leipziger Kramer-Innung und den Ueber- gang des Vermögens derselben an die Handelskammer; beides war auf Veranlassung des damaligen Vorstandes der Innung von einer am 22. Oktober 1886 abgehaltenen außerordentlichen Generalver sammlung der Mitglieder beschlossen und genehmigt worden, obgleich eine Minderheit vorhanden war, welche den Abmachungen der Ver sammlung nicht zustimmte. Diese Opposition war nun nicht gewillt, sich bei der inzwischen zur Thatsache gewordenen und von der sächsischen Staatsregierung gutgeheißenen Auflösung der Innung und deren Folgen zu bescheiden, und hat nunmehr, da ihre bisherigen Proteste bei der Aufsichtsbehörde den erwünschten Erfolg nicht herbei führten, den ordentlichen Klagewcg betreten, um, wie eine „Enthüllungen über die Auflösung der Leipziger Kramer-Innung" betitelte Flugschrift ausführt, „auf demselben die Aufhebung der illegalen Beschlüsse und die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu erlangen." Man darf also auf diesen Prozeß mit Recht gespannt sein, da es von höchstem Interesse sein wird, zu erfahren, wie die ««gerufene Ent scheidung der sächsischen Gerichte ev. des Reichsgerichts, wie aus dem genannten Flugblatte hcrvorgcht, lauten wird. 8—. Leisnig. Im Hotel Belvedere hier wird am Montag den 30. d. M. der 9. Verbandstag der Schneid erinnungen des Muldenthalverbandes abgehalten und beginnen die Verhandlungen Vormittags 10 Uhr. Die dazu aufgestellte Tagesordnung, haupt sächlich Punkt 4 und 5, dürften von besonderem Interesse sein, da sie Gelegenheit bieten, die verschiedenen Verhältnisse des Gewerbes klar zu stellen. Dieser Verbandstag wird auch jedenfalls eines be- ondcrs starken Besuches sich zu erfreuen haben, da auch selbständige Berufsgenosseu, welche dem Verbände nicht angehörcn, als Gäste willkommen sind. Ebenso ist wohl auch das reizend gelegene Leisnig geeignet, Manchen von seinem täglichen Wirken , und Schaffen abzu ziehen, um einen Tag in Geselligkeit zu genießen, zumal dies nicht mit besonderen Kosten verknüpft ist. Die Leisniger College» werden auch suchen, den Aufenthalt dort so angenehm als möglich zu machen. Wünschen wir den Beschlüssen des Verbandstages guten Erfolg. — Verschiedene sächsische Blätter (auch die „Dresdner Nachr." sind darunter) brachten in letzter Zeit eine Mittheilung des Inhalts: „Im Krankenhause zu Eiben stock starb dieser Tage ein altes Mütterchen wegen „unzulänglicher Ernährung". Man hatte si» halbverhungert in ihrer Wohnung anfgefunden und in das Kranken haus gebracht. Jetzt hat man in ihrem durch und durch verschmutzten Hause 56,000 Mark gefunden und zwar 21,000 Mark bares Geld, ür 14,000 Mark Staatspapiere und 21,000 Mark in Sparkassen büchern." — Wir wollen nun zur Berichtigung der Neuigkeit be merken, daß sich die Geschichte nicht in der sächsischen Stadt Eiben lock, sondern in Einbeck; (Provinz Hannover) zutrug. Wir haben in unserem Blatte bereits vor einigen Wochen unter „Aus Nah und Fern" hierüber berichtet. — Der kürzlich in Lichtenstein wegen Verdachts eines Ver giftungsversuches gefänglich eingezogene Expedient M. ist, nachdem sich dessen Schuldlosigkeit hcrausgestellt hat, wieder aus der Hast entlassen worden. — Mylau, 21. Juli. Gestern Abend in der 8. Stunde ent lud sich über unserer Stadt ein heftiges Gewitter. Kurz nach 7 Uhr wurde der von Reichenbach von Arbeit kommende, in hiesiger Stadt wohnende 21 Jahre alte Tapezierergehilse Karl Albert Grciner aus Urach kurz vor der Stadt auf der Straße von einem Blitz ge troffen und getödtet. Die Uhrkette, welche Greiner trug, war ge schmolzen. Chemnitzer Stadt Anzeige». D!« MeuiN« imleiek Blattes werde,, ersucht, u„S wichttge Begebenheiten gitttg» mit,nthel!en. Chemnitz, den 23. Juli. — Ein Corpsmanövcr, wie dasselbe bekanntlich für die Umgebung von Chemnitz in Aussicht genommen war, wird in diesem Jahre nicht statt- findcn, die diesbezüglichen Dispositionen sind vielmehr vollkommen geändert worden. Das sächsische Armeecorps wird in seinen drei Divisionen Manöver abhalten, und zwar im Vogtlande in der Umgebung von Plauen, in der Ebene zwischen Leipzig und Wurzen und in der Lausitz in der Zittauer Gegend. Für Chemnitz fällt demnach alle in Aussicht genommene Onar- tierung weg. b.— Der dramatische Verein zu Chemnitz feierte am Sonntage das 25jährige Spieler-Jubiläum seines Direktors und Vorstehers, Herrn Herrmann Kinzel hier. Es waren zu diesem Zwecke bereits Einladungen an sämmtliche Berbandsvcrcme der Umgebung von Chemnitz ergangen, und der festlich geschmückte Saal in Stadt Mannheim war bereits mit Theil- uehmern gefüllt, als der Jubilar eintrat und ihm durch die Musik der Jnbiläumsgruß entgegen scholl. Darauf sang der Verein „Lyra" das passende Lied: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde." Alsdann folgte eine Ansprache des Regisseurs, Herrn Kirschner, der in gelungener Weise ein vollständiges Bild der 25jährigen Thätigkeit des Jubilars entfaltete, das in seiner Reichhaltigkeit für die Anwesenden hochinteressant und anziehend war; ferner eine humoristische Zusammenstellung des Herrn Schneider unter dem Tittcl: „Napoleons Anfang, Glück »nd Ende"; hervorzuhebe» ist, daß in dieser Erzählung alle die Stücke Bezeichnung fanden, in welchen der Jubilar seit 25 Jahren Rollen übernommen hatte und deren nicht wenig waren. Allge meiner Applaus lohnte diese umfangreiche Arbeit. Nach einem von der Musik gut vorgetr-genen Stück erwarb sich ein Einakter: „Am Jubiläums tage" durch seine humoristische Aufführung, insbesondere aber durch ein Extempore des Herrn Marke rt, welches eine Mißhelligkeit bei dem darge brachten Morgcnständchen beleuchtete, einen ungeheuren Applaus. Die »nn folgende Apotheose bekundete ganz besonders, daß ein dramatischer Verein, und zumal der hiesige, ein glänzendes Arrangement »ach reichster Phantasie herzustellcn vermag. Deinselben stehen ja Theater Dekorationen und Costüme vollständig zur Verfügung. Als sich die Gardine erhob, zeigte sich folgendes Bild: Ein Gärtnermädchen trug, ein Blumenkörbchen an der Hand (Frl. Marie Greim), ein entsprechendes Gedicht vor, nahm aus der Mitte des Publikums den Jubilar an der Hand, führte ihn auf einer zur Bühne er richteten Treppe hinauf, indem sie Blumen vor seinen Weg streute, worauf sich auf die im Gedicht bczcichneten Worte der Prospekt erhob, und nun im Hintergrund in schön geordneten! Arrangement die sämmtliche» Fest geschenke für den Jubilar ausgestellt sich darboten; der Vorstand und die aktive Mitgliedschaft hatte an den Coulissen Aufstellung genommen. Die Ucbcrgabe der Geschenke veranlaßtc den Jubilar, in ergreifenden Worten einem Dank Ausdruck zu geben. Hierauf wurden die Geschenke der Berbands- vereinc überreicht. Vertreter waren zugegen vom Verein Kranne hier, .Sanssouci" Schönau, dann von Frankenberg, Waldenburg und Furth ; selbst der Wirth, Herr BaraniuS, erfreute den Jubilar mit einem Geschenk.
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