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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880724
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-24
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.07.1888
- Autor
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Aalender des Sächsischen Landboten. JsinstrirteSIahresbuchdeSLandeS-klnzeigerS. Milts-Aiirkiser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Dienstag, 24. Juli 1888. «nzrigenoreis des.,Sächt. Lander-stirzeiger«"-. Raum einer schmale» TorvnSzelle lo Psg. Bevoruigie Stelle (lsvalt. Petitzeile) SV Pf. BeiWiederholung grober Annoncen Rabatt. Lei Bestellungen von Auswärts wolle man ZlnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silben LorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahnie nur bis Vormittag. Buchdrucker»!. Cbeinuitz. Lheaterstraß« K (Fernsprechstclle Nr. ISS). Irlegr -Adr.: LandeS-Anzriger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltegsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — s IllnsirirteS Unterhaltnngsblatt — 6. Sonutagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1541 vcrlautbart, daß die W 4, 7, 13, 18, 19, 24, 26 und 33 des Gesellichaftsvcrtrags der Altiengesellschast »uter der Firma Deutsche Werkzeugmnschuicusabrik vorm. Sondcrmann ». Stier i» Chemnitz durch Beschluß der Generalversammlung vom 20. Juni 1888 abgeündcrt wor den sind. Hierzu wird aus dem Staiut noch bekannt gegeben, daß alle von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen durch den Deutsche» Reichs- anzeiger crsolgen. Chemnitz, am 20. Jult 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichte,». Vom 22. Juli. Brünn. Die Spinner, die bereits die Arbeit wieder aufge> nommen, stellten dieselbe abermals wieder ein. Dazu kanten heute Streiks der Spinnereien Schuldes L Pelikan und Salomon Strakosch in Chropin. Der Färberstreik gewinnt ebenfalls an Ausdehnung. Paris. Im Gegensatz zn anderen Zeitungen meldet „Voltaire", daß Boulangers Zustand noch immer große Besorgnisse einflöße, daß der General gestern bei dem Transport nach seiner Wohnung ohn mächtig geworden sei und der gefährliche Zustand desselben aus Wahlrücksichten verheimlicht werde. Diese Nachricht wird mit dem Bemerken gegeben, daß sie als Wahlmanöver zu spät käme. Der deutsche Kaiser in Petersburg. Kaiser Wilhelm hat seinen Aufenthalt in Rußland bis znm Dienstag verlängert, der beste Beweis, daß es ihm in der Haupt stadt des Zarenreiches vortrefflich gefällt. Nicht nur der Zar und seine Familie laben den deutschen Herrscher mit der größten Zuvor kommenheit nnd Liebenswürdigkeit empfangen, ihm die höchsten Ehren erwiesen, auch die Bevölkerung hat eine herzliche Theilnahme dem hohen Gast entgegengcbracht. Sv war cs schon bei der Ankunft in Kronstadt, so war cs bei der Rundfahrt in dem weiten Park von Peterhvf nnd bei dem Besuche der Peter-Pauls-Kathedrale in Peters burg, in welcher der Kaiser und Prinz Heinrich Lorbeerkränze auf die Gräber der Eltern des jetzigen Zaren niederlegten. Die Straßen waren vielfach festlich geschmückt und laute Hochrufe schollen dem deutschen Kaiser entgegen. Aber ganz besondere Ovationen sind Kaiser Wilhelm auf dem großartigen militärischen Fest im Lager von Kraßnoje-Selo dargebracht, welches der Zar am Freitag Abend seinem Gaste gab. Etwa 30,000 Mann sind im Lager von Kraßnoje-Selo ver einigt, wohl eine Stunde weit ziehen sich auf und an einem Höhen zuge die Lagcrzclte hin. Beinahe in der Mitte der langen Reihe, auf dem höchsten Punkte war das Kaiserzelt errichtet. Um 7 Uhr lief der Zug mit den Kaisern in den Bahnhof ein. Beide in rus sischer Uniform, ebenso Prinz Heinrich; dann kam die Kaiserin mit den Thronfolgern nnd dessen jüngeren Geschwistern; ein glänzendes Gefolge russischer und deutscher Offiziere, Graf Bismarck in Dragoner- Uniform, schloß sich an. Von den Willkommcnrufen der Ehren kompagnie und der Musik der preußischen Nationalhymne begrüßt, nahm Kaiser Wilhelm de» Rapport des Großfürsten Wladimir als Oberkommandirenden und des Lagerkommandanten entgegen und schritt dann die in zwei Gliedern ausgestellte Ehrenwache ab. Beide Kaiser nahmen die Abcndrapporte der Regimenter des Lagers entgegen, sprachen zu den aufgestellten Offizieren »nd begaben sich dann zu den Damen, um drinnen den Thee zu nehmen, während draußen die Musik des zweitausendköpfigen Orchesters erklang. Sehr bald traten die Herrschaften wieder heraus, um dem Concert zu lauschen. I» einem Meer goldiger Gluth veifiank drüben die Sonne; da stiegen zischend drei Raketen auf und in demselben Augenblicke erdröhnte im Thal und am Abhange eine Salve von 200 aufge stellten Geschützen. Das war das Signal für den nun beginnenden Zapfenstreich. Prachtvoll rollten seine Trommelwirbel durch die Abendluft dahin; er schloß mit berauch in Deutschland gebräuchlichen Weise der Retraite und des Abendsegens, dann aber folgte eine eigenartige Ceremonie. Auf Commando entblößten alle Spielleute und Soldaten die Häupter und ein vor dem Erdhügel des Kapell meisters Postirter Tambour sprach laut und sich häufig bekreuzigend das Vaterunser. Die Häupter wurden wieder bedeckt nnd die Cere monie war vorüber. Als die beiden Kaiser ihren Wagen, die Kaiserin mit ihren Kindern den ihrigen bestieg, stürmte die ganze geschlossene Masse der Spielleute dicht an den Schlag heran und brach in ein betäubendes Hurrahrufen aus. Das ganze Fest gewährte ein wundervolles Schauspiel. Südlich vom Lager von Kraßnoje-Selo liegt die weite Ebene, auf welcher am Sonnabend Vormittag die vom Großfürsten Wladimir kommandirte Parade vor den Kaisern stattfand. Etwa 40,000 Mann (OOr/zBataillone, 51 EskadronS und 168 Geschütze) waren in einem riesigen Kreise aufgestellt. Die Truppen waren in Feldunisorm. Die Kaiser trafen in einem offenen Wagen um 11 Uhr auf dem Felde ein, stiegen zu Pferde und ritten, mit Hrinz Heinrich und den Groß fürsten an der Spitze der Suite, die Fronten der Truppen ab, die sie mit klingendem Spiel und Hurrahrufen empfingen. Dann nahmen Kaiser Wilhelm auf einem Fuchs und Prinz Heinrich in der Uniform seines russischen Dragoner-Regimentes auf einem Schimmel neben Kaiser Alexander und den Großfürsten Aufstellung, um die Truppen vorüber defiliren zu lassen. Der Zar führte sein Gefolge in Person vorüber, worauf Kaiser Wilhelm in die Linie einschwenkte, wofür ihm Kaiser Alexander dankend zuwinkte. Dann stellte sich unser Kaiser an die Spitze seines Wiborg'sche» Regiments und führte dasselbe dem Zaren vor. Der Vorbeimarsch der Infanterie erfolgte nicht nur im Paradeschritt, sondern auch im vollen Lauf und mit Gewehr zur Attacke. Ebenso gingen Artillerie und Kavallerie theils im Schritt, theils im Trab, theils in Carrisre vorüber. Pferde- und Reiter material wie Leistungen erregten rückhaltlose Anerkennung. Nach Schluß der Parade fand in Zelten ein allgemeines Frühstück statt. Im kaiserliche» Zelte brachte der deutsche Kaiser in russischer Sprache einen Toast auf die Armee und die Offiziere aus, der von diesen mit endlosem Jubel ausgenommen wurde. Nach der Parade stattete der Kaiser der Königin von Griechenland in Pawlosk einen Besuch ab. Abends 6 Uhr trafen Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich aus der deutschen Botschaft in Petersburg ein, um den ihnen vom General von Schweinitz gegebenen Diner beizuwohnen. Beim Parademarich am Sonnabend Nachmittag erregte die be> sondere Ausmcrlsamkeit Kaiser Wilhelms die Gardeschützenbrigade durch ihre stramme Haltung und ihren Schncllschritt. Beim Vorbei marsch seines Wiborger Regimentes dankte Kaiser Wilhelm jeden, Bataillon einzeln, indem er dcn Soldaten ein „Dank, meine Braven!" in russischer Sprache zurief. Nach beendeter Parade dankte Kaiser Wilhelm dem Kaiser Alexander mit Wiederhoitem Händedruck für das glänzende Schauspiel. Der Großfürst Paul Alexandrowitsch ist zum Chef des Brandenburgischen Kürassier-Regimentes Nr. 6 ernannt. Am Sonntag Vormittag besuchten Kaiser Wilhelm nnd Prinz Heinrich die evangelische Peter-Paulskirche in Alt-Petcrhof. Beide trugen Marine-Uniform. Der Geistliche begrüßte de» Kaiser am Portal. Um 10 Uhr machte der Großfürst-Thronfolger dem Kaiser Wilhelm einen Besuch. Eine Stunde später war noch Gottesdienst in der Kapelle des großen Palais des russischen Kaiserpaares, welchem die Großfürsten und Großfürstinnen, Kaiser Wilhelm, Prinz Heinrich nebst Gefolge beiwohnten. Mittags war Dejeuner auf der Terrasse des großen Palais Peterhof, zu welchem die gesammten fürstlichen Herrschaften vereint waren. Nachmittags wurde ein Ausflug unter nommen, während dessen die Majestäten lebhaft begrüßt wurden. Um '/->7 Uhr Abends fand im Peterssaale das angekündigte große Galadiner statt, an welchem auch alle Minister und Generale theil- nahmcn. Später sollte großartige Illumination und Feuerwerk statt- findcn, zu welchem zahllose Menschenmassen aus Petersburg nach Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. In erregter Gemüthsstimmung traf er bald darnach in der Matrosenschänke an. „Nun, 's ist so, wie ich dachte, nicht?" trat ihm der Wirth entgegen; „wir verlieren Sie! Hab's dem Melodienträumer schon erzählt, und der arme Bursche ist nun so untröstlich, daß er aus purer Verzweiflung heute schon sechs Gläser über sein Deputat ge trunken hat. Glaube, Sie werden ihn heute zum ersten Mal betrunken finden, und aus dem Thecrjackenball wird heute Abend sicher nichts." „Leider steht cs nicht in meiner Macht, die Sache zu ändern," sagte Werner; „wir müssen Alle heutzutage vorwärts streben, und es bietet sich mir jetzt eine günstige Gelegenheit dar, in eine solide, meinen Neigungen entsprechende Lebensstellung einzulenken, die mir auch für meine Zukunft eine sichere Garantie bietet. Ist Richard oben?" Der Wirth nickte. „Gehen Sie nur hinauf. Wie ich Ihnen sage, Sie werden ihn stiermäßig betrunken finden. Für jedes vernünftige Wort, das er spricht, zahle ich Ihnen einen Dukaten!" „Sie machen mich wirklich neugierig," erwiderte der Andere lächelnd. „Sinnlos" betrunken habe ich den guten Mann noch nicht gesehen. Der Geist des Grogs hat im Gegentheil stets nur seine stupiden Verstandskräfte geweckt, ihn redselig gemacht und zn einer Fülle der herrlichsten Compofitionen angeregt. Nun, wir werden ja sehen." Eilig schritt Werner die Treppe hinauf und trat, ohne anzn- klopfen, in das kleine, zellenartige Gemach, welches der Wirth dem „unverbesserlichen Trunkenbold" eingeräumt hatte. Zu seinem Erstaunen fand er den Pianisten, ruhig eine Cigarre rauchend, auf dem mit grauem Drillich überzogenen Kanapee sitzend. Vor ihm auf dem kiehnenen Tische stand eine Keine Blcchcafferole über einer lebhaft brennenden Spiritusflammc. Eine Flasche mit Rum und eine zierliche Zuckerkiste von Messing ließen keinen Zweifel darüber zu, welcher Beschäftigung der junge Virtuose sich hingab. „Ah!" rief er im gemächlichen Conversationstoue, „kommen Sie endlich, Orpheus? Sie ungetreuer! Ist es denn wirklich wahr, was ich habe hören müssen? Sie wollen den Musen Lebewohl sagen?" „Ich trete schon morgen in ein Bankgeschäft ein," antwortete Werner, dem die auffallend vernünftige Redeweise des Gefährten mehr und mehr Verwunderung abnöthigte, „und bin eigentlich nur ge kommen, um Ihne» Adieu zu sagen!" „Schön!" rief der Andere; „nehmen Sie denn Platz auf dieser genialen werggepolsterte» Ruhebank, und lassen Sie uns den heutigen letzten Abend unseres Zusammenseins bei einer gewissenhaften Bowle verplaudern. Sie sehe», ich bin bereits in voller Thätigkeit." Er hob den Deckel ab und warf einen prüfenden Blick auf das dampfende Wasser, das bereits leichte Wellen zu bilden begann und einzelne Bläschen aufspringen ließ. „Lassen wir die Mastbaum- Schwcrenöther heute einmal »ach ihrer eigenen Pfeife tanzen. Es wird schon ohne uns gehen. Einmal muß es doch kommen." „Sie wollen auch fort?" fragte er. „Gewiß!" nickte der Gefragte, „habe eine frühere Bekanntschaft erneuert und werde bald den Wanderstab weitcrsetzen. Behagt mir ohnehin nicht mehr unter dem Wasscrrattenvvlk!" „Wille sagte mir, Sie hätten Ihrem Licblingsgctränk bereits gebührende Ehre erwiesen," hob Werner lächelnd an» als er auf dem Svpha Platz genommen hatte, „aber cs scheint mir, als hätte er nicht die Wahrheit gesagt; denn ich finde, daß Sie bei sehr gutem Humor sind." „Ja, dieser Segclwirth!" sagte der Pianist kopfschüttelnd, indem er sorgfältig die Flasche in den Blcchtops leerte, darnach mit einem Löffel eine hinreichende Quantität Zucker in die Mischung schüttete, und endlich das Getränk umrührte; „wissen Sie, Freund, unsereiner geht auf seinem Lebenswege so manch' liebes Mal mit verbundenen Auge» a» einem Esel vorüber, und fällt uns wirklich einmal die Binde vom Anllitz, dann sieht man erst, wie viele solcher distclfresien- den Langohre in der Welt hernmspazieren. 's ist wahrlich kein Wunder, wenn man sich von den Menschen absondert." Eine Panse entstand, während welcher der Sprecher fortfuhr, mit dem Löffel in dem Gefäß zu rühren. Werner betrachtete mit größerem Interesse, als je, den räthsel- haften Mann, der ihm bereits so viel zu denken gegeben hatte und heute alle Ansichten, die er sich über ihn gebildet, mit einem Schlage über den Haufen warf. „Wissen Sie, Freund," fing er wieder an; „es giebt auf der ganzen Welt nur einen einzigen Geist, der mir bisher eine gewisse Achtung abnöthigte. Sie wissen doch, wen ich meine?" Peterhof hinausströmten. Am Abend um 11 Uhr wollten der Kaiser und Prinz Heinrich nach Kraßnoje-Selo fahren, wo nach dem Souper bei dem Großfürsten Wladimir übernachtet wird. Heute Montag rüh um 9 Uhr will Kaiser Wilhelm sein Regiment Wiborg be- ichtigen, um 10 Uhr ist Kavallerie-Manöver, dem mit ganz besonderer Spannung entgegengesehen wird. 12,000 Mann Kavallerie sind zu demselben commandirt. Ueber die politische Seite der Begegnung wird der „Post" tele- graphirt: Der Erfolg der Begegnung ist, soweit persönliche Gesichts punkte in Betracht kommen, gesichert. Eine Klärung der politischen Lage ist zuversichtlich zu erwarten. Wohin man hört, im Militär wie im Volk, hört man enthusiastische Aeußerungen. Augenblicklich ch wärmt Alles für Deutschland. Politische Rundschau. -Chemnitz, den 23. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Alexander von Rußland hat den Prinzen Heinrich von Preußen zum Chef des 33. Dragoner-Regi mentes ernannt, Kaiser Wilhelm den Großfürsten-Thronfolger Niko laus zum Chef de- 1. Westfälischen Husaren - Regimentes Nr. 8. Das Schreiben unseres Kaisers ist in herzlichster, verwandtschaftlicher Form aha-soßt. , — Großen Beifall fand in Kronstadt das exacte Einsegeln des deutschen Kaisergeschwadcrs, dessen Bemannung und Mannszucht. Das deutsche Marine-Offizierkorps wurde vom Kronstädter Marine- Club ersucht, sich als Ehrengäste desselben zu betrachten. — Ueber den Empfang, welchen Generaladjutant von Winter, cld bei der Königin von England gefunden, als er derselben die Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. anzeigen sollte, bringt die „Schles. Ztg." folgende sehr seltsame Mittheilung: „Als der General von Winterfeld und der ihn begleitende Hauptmann an zuständiger Stelle über den Zeitpunkt der Audienz bei der Königin sich Gewiß heit verschaffen wollten, wurde ihnen dieser mit dem Bemerken mit- getheilt, daß Ihre Majestät die Herren in Civil zu empfangen wünsche. Etwas frappirt über diesen Befehl begaben sich die Herren, da sie natürlich mit Civilkleidern nicht versehen waren, in eine Kleider handlung und equipirten sich schleunigst. Bei der darauf stattfinden den Audienz nahm die Königin das betreffende Schreiben in Empfang, sagte zum General etwa die Worte: „Bei Ihnen hat sich in letzter, viel verändert", und zu dem Hauptmann, der früher in der Um gebung Kaiser Friedrichs gewesen: „Ich habe Sie lange nicht ge sehen!" — „Ich danke Ihnen meine Herren", und die Audienz war zu Ende. Nach einer anderen Version fragte die Königin die Herren, wann sie wieder abzureisen gedächten. Als sie die Antwort erhielt, unverzüglich, wenn Ihre Majestät nichts mehr zn befehlen habe, folgte ein kühles Nein zur Antwort. — s — Ueber eine Grenzverletzung durch russische Kosacken wird an- Argenau berichtet: In der vergangenen Woche verübten russische Grenzsoldaten bei Chlewisk eine grobe Grenzverletzung. Einige der Soldaten zogen ein diesseits der Grenze gehendes Mädchen a»S Chlewisk-Buden mit Gewalt über die Grenze, um sie zu mißhandeln. Obgleich das Mädchen verzweifelt schrie und sich wehrte, schleppten sie dasselbe in eine Wachthütte jenseits der Grenze. Das Mädchen entrann ihnen und flüchtete sich in ein auf deutschem Boden liegen des Bauernhaus. Sofort erschienen die Russen in verstärkter Anzahl und stürmten das Haus. Thüren und Fenster wurden zerschlagen, und das Mädchen wieder aus russisches Gebiet geschleppt. Nach kurzer Zeit wurde sie indessen wieder sreigelassen. Eine aus dem preußischen Landrath Grafen zu Solms, Distriktskommissar Appelius- Luisenfeld, dem russischen Grenzhauptmann, dem russischen Bezirks hauptmann und einem Dolmetscher bestehende Kommission stellte den obigen Thatbestand fest. Die Herren verhandelten untereinander französisch mit den schuldigen Soldaten durch den Dolmetscher. Die „Nein!" gab Werner zur Antwort, dessen Spannung mit jede* Minute stieg; denn der Ausdruck des ihm gegenüber befindlichen Ge' sichts war heute ein gänzlich veränderter. Ein Zug von Spott und Satyre lagerte um die fest geschlossenen Lippen, und aus den Hellen Augen schienen Plötzlich Funken eines scharfen, durchdringenden Ver standes zu sprühen. „Hier sitzt er!" rief der Pianist laut, im Tone der unerschütter lichsten Ueberzeugung, und deutete mit einer energischen Handbewegung in die Kafferole. „Hahaha! — Das ist der Geist, der die mächtigsten Köpfe bezwingt. Aber — unter uns gesagt —" fuhr er leiser mit listigem Augenzwinkern fort, „mit mir hat er stets einen schweren Stand gehabt. Ich versichere Sie, Kollege, dieser große Schädel- bczwinger wirft mich nicht so leicht, wie gewisse Leute glauben! Ja, ich halte ihm die Stange und wenn er in ganzen Kolonnen von lang- halsigen Flaschen-Batterien heranrückte. Ja, ja! Er hat mir nie den Dienst erwiesen, den ich nicht hoch genug hätte veranschlagen können, nämlich, das Gedächtniß so dicht mit einem Nebelschleier zu umhüllen, daß es gewisse Dinge auf immer vergessen kann. Hier' Versuchen Sie es einmal! Vielleicht glückt'- Ihnen besser!" Damit schob er Werner ein volles Glas hin und offcrirte ihn, eine Cigarre. Dieser aber vermochte nicht, seine Augen abzuwenden von dem seltsamen Gefährten, der heute so beredt war und sich ganz gegen seine Gewohnheit so schlagfertig, beinahe witzig ausdrückte. „Er leistet Ihnen jedenfalls ganz andere und bedeutendere Dienste, dieser Geist," gab Werner endlich zur Antwort; „er macht Sie zu einem Künstler erste» Ranges, zu einem vernünftig denkenden, geistreichen Manne. Kein Wunder, wenn Sie ihn zu Ihren besten Freunden zählen und fleißig mit ihm verkehren." „Ja, im Allgemeinen haben wir stets auf gutem Fuße mit ein ander gestände»; aber lassen wir das," sagte der Pianist mit trübem Kopfschütteln. „Es sind das Alles nur unnatürliche Aufregungen, was Me Witz und Kunst und Vernunft zu nennen belieben. Es ist das phosphorartige Wetterleuchten eines Geistes, den der Geist des Alkohol mit einer Fülle ungesunder Elektricität versehen. Dieser Zustand geht vorüber. Nach einigen Stunden tritt die Reacti'o» ein, und ich bin wieder der blöde, schwache, unzurechnungsfähige Thor, der ich von jeher gewesen!" Er sprach diese letzten Worte in einem schmerzerfüllten, fast zitternde» Tone, daß cs dem Zuhörer tief in die Seele schnitt. Der heutigen Rümmer des Sächsische» Laudes-Anzetgers liegt dei das Beidlatt „Kleine Botschaft".
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