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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.03.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191003160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100316
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-16
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.03.1910
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lein selbständige» GcsttzqrbungS-R-cht, auch nicht in Land.Sangelegrnheiten. Elsaß-Lothringen muß ei» gleichberechtigter vunde»staat werden. Mt de» ewige« Mißtrauen ist man nicht weiter ge kommen. Ramen» meiner politischen Freunde richte ich an den Reichskanzler die Bitte, einen Besitz,ntwurf vorzulegen, der Elsaß Loihringen d>e Vollderrchtigung al» Bundesstaat gewährt. Da» Zentrum ist dahin «tnio, daß gleich,ritia auch da» Wahlrecht für Elsaß Lothringen da» R«ich»lag»- wahlrecht sein muß. Der Kanzler meint«, de» Wunsche Elsaß Lothringen» könne nicht eher ent sprochen werden, al» bt» diese» selbst die erforder lichen Garantien biete. Diese Garantien sind aber vorhanden. Freilich wird den Elsaß-Lothringern die deutsche Vaterlandsliebe sehr ost recht schwer gemacht durch alldeutsche H tzerrtrn. Di« kleinst,« B rfrhlungen des einzelnen werden gleich auf da» Konto der Allgemeinheit geschrieben. Wenn ich den berühmten Proz'ß Wettml- berühre, so ge- schieht da» nur, um auf die Schärfe der Strafe hin zuweisen. Im Lande»au-schuß find die be- tr ff «den Richter offen der Befangenheit und Parteilichkeit beschuldigt worden. Bet einer dar- über angestellten Untersuchung hat sich allerdings nichts Belastende- für die Richter ergeben. Umso mehr aber für den Präsidenten de» Colmarer OberlondeSgertcht». Dieser hat abfällig über Wetlerlö und auch über die elsässische Regierung-- Polin! gesprochen. Die Diktatur rst gefallen; aber der Dittaturgeist ist bei vielen Beamten geblieben. Man hat von einer Partei Wetteri ö-Blumenthal gesprochen, die bemüht 'st, Beziehungen mit Frank reich zu unterhalten. Wir würden solche Ten denzen bekämpfen, wenn sie bestünden. Blumen thal hat gesagt, er würde lieber inS rote Meer gehen, al- tn» schwarze; aber er ist in keine» ge- gangen; denn keine» hat Balken. (Heiterkeit.) Wir im Zentrum haben unser« nationale Pst cht «rsüllt. L otzdem hat man gegen un» eine unbeschreibliche Wahlagitation betrieben, dergestalt, daß wir un» überlegen müssen, ob wir nicht öfter al» bisher elsaß-lothringische Fragen hier i« R«>ch»tage durch Jnterp llationen zur Sprache dringen werden. Wir lun unsere nationale Pflicht und verlangen nationale Selbständigkeit. (Bravo! >m Zent» um.) Abg. G.ögotre (fraktionsloser Lothringer) : Die Geschichte der Reichslande rechtfertigt unser« Forde- rung, Elsaß Lothringen die Rechte eine» selbständigen BundiSstaaie» zu geben. Im BundeSrat kennt man garnicht die wahren Inler, ff«n und Wünsche der Elsaß-Lothringer. E« ist aber höchste Z it, daß dies»» Regieren der Reichslande von außen her aushört. Auch Prof.ffor Laband hat sich tn diesem Sinne geäußert I hl kann sich E saß- Loihringen nicht nur nicht s-lbst verwalten, sondern e» Hal auch keinen Eilst ß auf Rerchgangelegen- heilen. Ich denke da auch an die Frag« der Sch ffahrlSabgaben. Wäre Elsaß-Lothringen schon selbständiger Vundetstaal, hätte e» sich tn dieser Frage ebenso Voiteile sichern können, wie dt« andern süddeutschen Bundesstaaten. E» ist mit dem Gedanken einer elsaß-lothringischen R-pubtrt gespielt und sogar gesagt worden, da» Zentrum unterstütze diesen Gebaut-n. Davon ist k«inr Rede. Wa» d»e Reich-lande »ollen, ist Gleichberechtigung mit den andern Bande»staaten und Seldfiändigkeil. Die Wahlrechttfrage ist so wichtig, daß ich wünsche, sie wö bte vor der vers^ffangSfrage geregelt »erden D r Reichskanzler »erlangt Garantie« »on der Bevölkerung, Aber wa« soll diese noch mehr tun, al» daß sie treu am R-iche srsthält und diesem gegenüber ihre Pflicht tut. Sie hat sich mit der Angliederung an Deuischland adgefunden. Jede Prolrstleret h-t aufgehört. Wie gehässig ist da« G schenk der Glöfi > Wedel au Wetteri» au»genützl worden von Schädlingen, von denen man jedoch nicht auf die »llarmeine Stimmung t» Lande schließen darf. Wir »ollen «tn Glied in der Keil, der deutschen Bund.»staat«n sein! Wat »ollen Sie denn mehr von un»? Abg. Böhle (foz. Els): Auch wir fordern den autonomen Bundesstaat. Unser« Resolution ver langt außerdem noch, daß die auf Grund der neuen Verfassung einzus'tzende Volksvertretung aut dem RrichSlagtwahlr«cht hervorgehe« muß. Abg. Nauma»» (fortschr. Bp): Betrachtet man die geschichtliche Entwickelung der «lsäsfisch- lothringischen B rsassuag-kümpse, so muß man fich fragen, wat die Regierung denn eigentlich getan hat, um die Elsaß-Lothringer an Deutschland fester zu knüpfen k Elsaß Lothringen zeigt in Liebe und Treue eine besonder- zarte Kultur. W-nn einmal dort französisch gesprochen wird, hört man «» in Pari»; wird aber dort deutsch gesprochen, hört man ,» in Berlin nicht. Hier sagt der einzelne: Wa» geht uu» Elsaß-Lothringen so b> sonder» an! Daß üa» tn Elsaß-Lothringen empjunden wird, ist begreift ch. Man soll Verleihung von Staat»« bürgerrechten nicht abhängig machen von G-« stnnung»wärm« I Hätte man 1870 m Boy in d,n Anschluß vo« besonderer Gtfinnung»wäcme für P,rußen abhängig machen wollen, wir könnten vt llricht heute noch »arten. (Heiterkeit) Die P oornzialgeschichte kann man nicht auslöschen Den E saß-Lolhringern ist zum ersten Mal« da» Empfind«» stark« staat-bürgerlich,r R-chte von Frankreich hergrkommen, im Jahr« I78S. Und di«se» Empfind,« löscht sich Nicht so lncht au». I hl sind sich dir Elaß-Lothringer ihrer Zugehörig- tert zu D-utschland bewußt. Und wenn auch einige Romani,krr an Frankreich denken, wirtschaftlich fühlen sich dir Elsaß-Lothringer doch zu Deutsch land g> hörig. Jetzt noch Garantien zu fordern, »s nervös und schulmeisterlich. Au» einem Wetterlt soll man nicht gleich «in Gewitter machen (Heiter keit.) und man soll endlich mit dem Vertrösten au'höien und d«n Rerch»landrn die Selbständtgkei gewahren. Und wenn der Bunde»rat di« dr« S immen m«hr nicht vertragen kann, so hat dt« ReichSverfaffung bereit» eine Unberührbarkrtt be kommen, d>« mit einem l-brndtgrn Staat»wrsen mrht verträglich ist. Wir deantiagen, indem wir un» der vorliegenden Resolution anschließen, die Einsetzung einer Kommisston zur Erörterung der elsaß-lothringische« Frage. Abg. Hieber (ntl.) stimmt dem Verlangen nach Aut-nomi« zu, «brnso drm nach einem sich mit dem Re>ch»tag»wahlrecht deckenden Wahlrecht für blsaß-Loihrtngrn. Zur Ergänzung der Worte Naumann», die die hohe französische Kultur ge rühmt hatten, müsse er doch auf dt« große Bedeu- tung der alten deutschen Kultur in Elsaß-Lothrinoen itnwetsen. (Lebhafter Beifall.) Eine gewisse Presse nähr« leider g> fliffentl'ch den Hoß gegen die »utsche Bevölkerung. Der Wetterlt Prozeß sei tn einer Ursache nicht ein Einz-lfall, sondern ein Symptom der planmäßigen Verhetzung der beiden Nationalitäten. Diese gemeingefährliche Bewegung »be geradezu ron der j tzigen Unfreiheit, und sie werde verschwinden, wenn erst da» Elsaß in ver- assung»rechtlicher Beziehung allen anderen Bunde»- iaaten gleichgestellt sei. Reichskanzler v. Bethmau» Hollweg: Die Debatte ist sehr dankenswert. Der Reichstag zeigt damit seinen Wunsch, daß die Verfassung der KeichSlande in Formen gekleidet werde, die ihre Verschmelzung mit dem Reiche fördern. Schon am 13. September v. I. sagt« ich, daß die Re- form der Beiscssunq der Reichslande der gewiesene Weg ist, daß die G-währung der Autonomie aber Garantien erfordere, die die Elsaß-Lothringer selbst geben müßten. D ese Garantien erfordern nicht, daß in allen Einzelfällen sich schon die Anhänglich- keit an da- Reich entwickelt bab«, aber wenn immer wieder deulschfetndl che Bestrebungen zum Ausdruck kommen, so fehlen diese Garantien. Aber ich gebe zu, daß man nicht einzelne Vorfälle über treiben soll. Ich Hobe infolgedessen einen Gesetz entwurf auSarbeiten lassen, er ist fertig. (Verfall) U der den Inhalt kann ich erst Mitteilung machen, wenn der Entwurf den BundeSrat passiert hat. Ich will nicht erneut von den staatsrechtlichen Schwierigkeiten bei einem solchen Entwürfe sprechen: Schwierigkeiten sind dazu da, um überwunden zu «erde«, und sie werden überwunden werden. Ich hoffe, daß die Sache durch die Haltung der elsaß- lothringischen Bevölkerung ebenso gefördert werden wird, wir sie durch die heutige D,batte gefördert ,st. (B isall.) Abg. Dr. Rickli« (Elf., sraktion-lo»): Man hat unS vorgeworfen, wir wollten eine Republik. Eine solche, wie fi« die Sozialdemokraten sich wünschen, eine demokratische, wollen wir jedenfalls nicht. Redner plädiert dann für daS gleiche, allgemein«, direkte Wahlrecht. (Zuruf link»: Zentrum!) Ach wa», »a» da» Zentrum in Preußen tut, geht unS nicht» an. Unsere elsässische Kultur wollen wir aufrecht erhalten. Die Alldeutschen haben sich bei u«t immer anmaßender betrage«. Protestler zu sein, Separatisten, da» haben wir schon lange ab- gelehnt, wir denke« nicht mehr daran, Elsaß- Lothringen von D-utschland loszulösen. Ab». Dr. Ha-ff-l (Els., RetchSp.) begrüßt die Erklärung de» Reichskanzler», die da» Mißtrauen tn manch«« Kr«isen Elsaß-Lothringen» beseitigen »erd«. Die Abgg. Fehrenbach (Ztr ), Lziembawski (Pole) und L»»«l (Soz.) äußern sich im Sinne der R solution. Abq. Hauß (Ztr.) dankt allen Parteien und de« Reichskanzler für dir Förderung der elsaß. lothringischen Sache. Abg. Ar««k (Ztr.) führt Klage über die Hand- habung de» Veret»»gksetzeS in Ratibor. Ab,. H,»S»,»» (fortschr. Bp.): Infolge der Zurückhaltung der Kron« liegt kem Bedürfnis vor, ü,e V rant»ortlichkeit de» Reichskanzler» nach dieser Richtung hin anzurufen. Erwünscht ist eine Neu- ordnung über die Zulassung zum auSwärttaen Dienst. Redner empfiehlt Verlangsamung unserer Rüstungen. Dten-tag 1 Uhr: Fortsetzung. OertNcheS und Sächsisches. *— Pa»! Heyse. Seinen achtzigsten Geburts tag feiert am heutigen 1». März der greise, in München lebende deutsch? Poet Paul Heyse. All einer norddeutschen Gelehrtenfamilie stammend, ist er seit manchem Jahr an der Isar zu Hause und da- süddeutsche L-ben, welche» ihn anfänglich nur gef-ff-lt hatte, hat er liebgewonnen. So ist e» nicht wenigen Norddeutschen ergangen und ganz gewiß nicht zu ihrem Schaden. Den Namen Paul H ys S verehren alle, die einen Sinn für deutsche D chlkunst und Literatur haben, und auch vielen Tausenden, di« dem Geistrtleben ihrer Zeit nicht so nah« stehen, find Bände seiner Werke in die Hände gekommen und haben sie mit oem strahlen den JdealiSmu» ihre- Inhalts erfreut. Paul H yse ist einer der wenigen noch lebenden deutschen Poeten, die die Zett de» reinen, idealen Denkens und Hoffens nie vergesst» haben, nie in den Staub o.s L-ben» ntedrrgeb, ochen find. Seine zahlreichen Novellen find zum T >l Kabinett»- und Meistir- werk«, aber auch im Roman und Drama st ht er seinen Mann. Da» D-ama „Kolberg" wirkt fort reißend auf jeden, der e» geschaut, und die Roman« „Kinder dec Welt" und „Im Paradie»" haben fich begeisterte B> wunderer erworben. Ein an Anerkennung und an Ehren reichkS Leben liegt hinter dem Achtzigjährigen, der auch heute noch keine Muße kennt. Mag ihm weiter hell die Sonne an seinem Lebensabend leuchten! *—W«ttera«»stchtsüc Mittwoch, den 16 März: Nordöstliche Winde, Zunahme der Bewölkung, kühl, kein erheblicher Niederschlag. *— 3« 8<iche« der öffentliche» Schul« Prüfungen steht die j-tzige Woche. Ueberall hab,n sich die Pforten der Schulhäuser den Angehörigen der Schüler und Schülerinnen, den Freunden und Gönnern de» Schulwesen» geöffnet und überall haben fich Lehrer und Schüler zu der verordneten pädagogischen Inventur gerüstet, teilweise sie schon adgeschloff «. Die P üsungen sollen tn erster Linie den Elter« Gelegenheit und Anreiz geben, dem schwierigen praktischen Wirken der L-Hrer an den Kindern persönlich näher zu treten, überhaupt ihre Aufmerksamkeit im Jnterrffe der eigene« Kinder einmal befondrr» der Schule zuzuwenden, und dir» können sie am besten bezeugen durch reg« Trilnahm« am Besuch« d«r Prüfungen und der ausgestellten Schüler- und Schülerinnenarbeiten. *— Et» »euer «»tomattscher W«bß»hl. Di« Vogll. Maschinenfabrik, A-G., Plauen, hat nach mehrfachen Versuchen einen automatischen Webstuhl herausgebracht, der alle Vorzüge tn fich vereinigt und allen Anforderungen entspricht, die man an einen automatischen Webstuhl nur irgend stellen kann. Bet diesem W-bstuhl find die einzelne« Mechanismen äußerst sinnreich konstruiert; ein Spulensühler sorgt dafür, daß die Auswechselung deS Schützen» erfolgt, wenn noch ein ganz kleiner Sarnrest auf der Spule ist. Dadurch werden Gchußbrüche, Doppelfaden und Anschlagfeder ver mieden. Ein empfindlicher Kettenfadenwächter sorgt weiter für t«dellosen Ausfall der Ware. Die Auswechselung findet bei voller Tourenzahl statt, und bei sehr hohen Geschwindigkeiten (über 200 Touren) wird durch eine besondere Kuppelung, D. R-P, der Stuhl etwa auf '/, Tour etwas abge bremst. Die Auswechselung der Schützen erfolgt durch eine leicht verständliche, übersichtliche und leicht einstellbare Vorrichtung. Alle Teile find gegen Bruch durch Kuppelungen u;d Abstelloor« richtungen a'stchert. *— Oftorpakete. Die Versendung mehrerer Pakete mit einer Poflpaketadreffe ist für die Oster zeit regelmäßig ausgeschlossen. In diesem Jahre sind dies die Tage vom 20 bi» zum 27 März ein schließlich. Weder im inneren deutschen Verkehr, noch im Verkehr mit dem Ausland können dann m-hrer« Pakete mit einer Adresse versch ckt werden. Eine Au-nahme bildet allein Argentinien. * Hohenstein Er«ftthal, 15 März. Die öffentlichen Turnprüsungen der II. Bezirksschule hatten sich auch diesmal eine- guten Besuches zu erfreuen. In bunter Reihe wechselten Aufzüge, R igen, Ordnung--, Frei- und Stabübungen und Gerätturnen. ES war angenehm, der reichen Turn- arbeit, gepaart mit jugendlicher Freude, zuzusehen. F-st im Takt, mit Fleiß und Elfer waren die Knaben bei ihren Uebungen, wo kühner Wagemut, männliche Kraft, Entschlossenheit, Anstelligkeit, Ge schicklichkeit und Ordnungssinn voll zur Geltung kamen. Nicht minder die Mädchen mit ihren an mutigen Schritt- und Hüpfarten, gefälligen Haltun gen und Stellungen. Wo geeignet, war der Rliytmu» der Uebungen durch schöne Lieder auS- aesrhmückt. Muntere Lauf- und Haschspiele, die Li dl'ngSspeise dcS klei en TurnvolkS, Härten da- Maß gefüllt. Schöne, aufrechte Körperhaltung, richtige Bewegungen, willenskräftige Stellungen und saubere Ausführung müssen immer oberster Grundsatz sein. Darum würde ein« Teilung der großen Turnklassen im Interesse der Sache liegen. ES ward aber trotzdem wieder zur Genüge erwiesen, von wie hoher Bedeutung daS Schulturnen für unsere Heranwachsende Jugend ist. Erfreulicherweise tragen fast alle Mädchen daS auch in andern Städten eingesührtr Lurnkleid, Bluse mit Hose. Dadurch wird e» erst möglich, tn der richtigen Weise auch bei den sehr wichtigen Gerätübungcn daS Mädchenturncn durchzusühren. ES hätte nichts geschadet, wenn eine Abteilung mit abgelegtem Rock geturnt und den vielen an wesenden Müttern den Beweis von der Notwendig keit der Lurnkleidung erbracht hätte. Sicherlich wären dadurch viel« Bedenken zerstreut worden. Es wäre wünschenswert, wenn den Turnlehrern von der Stadtbehörde gute Fachschriften an die Hand gegeben würden Diese werfen in «i.tspccchen- den Artikeln, UebungSbeispielen u. s. w. auf das Wa» und Wie deS Turnen» hin und halten den Leser besser auf der Höhe der Zeit al» dir neuest n Lchrbücher, die doch immer ihren Inhalt naturge mäß nur post tsstnm bringen können. Ich emp fehle ganz besonder»: „Deutsche Turnzeitung", den „Turner aus Sachsen", die „Deutsche Vor. turnerze.tung", die „Deutsche Turnzritung sür Frauen", dat „Jahrbuch der Turnkunst". — Un- ferm Schulturnen aber ein kräftiges „Tut Heil!" zu weiterem frisch-fröhlichen Tun. O. * — ESperauto-vortrag Der S-kcetäc deS sächsischen EspergntistenbundeS, H-rr Sprachlehrer I mscher-Ehemnitz, hielt gestern abend im Hotel „Drei Schwanen" einen Vortrag über „Wesen, Zweck und Verbreitung der W lisprache", doch hatten sich nur etwa »0 Personen hierzu eingk- funden. In seiner Einleitung führte Redner zu nächst den Wert und die Notwendigkeit einer inter nationalen H.lfSsprachr au». Der Gedanke einer solchen ist Nicht mehr neu. da schon in früheren Jahrhunderten bedeutende Männer darauf hinge- wtesen haben. In seinen weiteren Ausführungen wieS Redner auf die großen E folge hin, die daS Esperanto während ser kurzen Zett seine- Bestehens aufzuwetsen hat. In England, Frankreich und Belgien gibt eS bereits eine ganze Anzahl Schulen, die den Unterricht fakultativ einqeführt haben. Auch in Deutschland, da- diesem Gedanken bisher skeptisch gegenüverstand, beginnt j'tzl das Esperanto sich seinen Weg zu bahnen. Daß auch sonst übel- all große» Jntensse hierfür vorhanden ist, zeigen die vielen Nachrichten über die Gründung «euer Esp-ranto-Gcuppen, die fortwährend aus allen Erdteilen eintrrffen. Gerade in unserm engeren Vaterlande bestehen eine große Anzahl derartiger O-t-gruppen. Dem Herrn Vortragenden wurde sür sein« hochinteressanten Ausführungen reicher Beifall zuteil. — Erne Aufforderung zur Erlernung de» Esperanto hatte die Anmelsung zahlreicher Herren zur Folge, und findet die erste Stunde am kommenden Donnerstag, den 17. d. M., abend» >/,S im Hotel „Drei Schwanen" statt. DaS Honorar für den ganzen Kursus beträgt nur 6 Mark inkl. Lehrbuch. Weitere Anmeldungen von Damen und Herren wtrden am genanntrn Abend von 8 Uhr ab im UebungSlokale entgegengenommen. M t dem Vortrag war ein« Esperanto-AuSstellung verbunden, die bei den Anwesenden ziemllche- Jnter«ffe fand. * — Eine» tuterrffaute» Vortrag hält am morgigen Mittwoch Herr GaSanstaltSinspektor Martini im .Ratskeller", dem VercinSlokal de» Alt- städter G-werbeoeretn». Der Bortrag behandelt die GaSbrhälterkatastrophe auf dem Hamburger Ga»werk und gibt zugleich «ine Erläuterung über die Demrntionierung de» 200 000 odm fassenden Behälter». Der Vortrag, dem eine kurze geschäft liche Sitzung de» Verein» vorausgeht, beginnt -/,» Uhr. * — verdacht!«» »estohl«» wurde au» de» Ge äst deS Herrn Landwirt» Winter an der Bergstraße au» einem verschlossenen Schuppen «In« große eiserne Spannkette. Di« Diebstähle m«hre« sich in letzter Zeit wieder in unserer Stadt. * Oberlungwitz, 1». März. Al» eine sozial« Einrichtung von großer Bedeutung erweist fich di« am 28. April v. I. eröffnete Pflichtfortbildung»« schule für die schulentlassene weibliche Jugend. Diese H ruShaltungsschule muß von allen Mädchen, die in Oberlungwitz wohnen, '/, Jahr lang nach ihrer Entlassung aus der Schule besucht werde«. Da ihre Zahl durchschnittlich SO-100 beträgt und di« HauShaltungSschule auf «inmal nur gegen 24 aufnehmen kann, werden fie in 4 Abteilungen ge teilt, von denen zwei im Sommer und zwei im Winter unterrichtet werden. Die in der Landwirt schaft beschästtaten Mädchen genügen ihrer Fort« b.ldungSschulpflrcht vorzüglich im Winter. Unter- richtssächer find Kochen, Nähen und Plätten. Am Kochunterricht, der zweimal in der Woche statt« findet, müssen fich alle Schülerinnen beteilig«« und die hergestellten Speisen selbst genießen. Dl« ganze Schul«, dir fich im Erdg«schoß der früher«« Her berge zur Heimat befindet, macht einen freundlichen und vor allen Dingen sehr sauberen Ein druck. Die Küche besonders, deren Einrichtung vom Glauchauer Verein sür innere Mission stammt, spiegelt dies lebhaft wieder. Dir Zubereitung der Speisen erfolgt en drei großen etsernen Doppel öfen. während neben den Orfen 6 Tische stehen, an denen je 4 Schülerinnen praktisch arbeiten. Hinter den Tischen b, finden fich die Anrichten mit dem Geschirr. Für Wasser und Tageslicht ist ge nügend Vorsorg, getroffen. Im Plättzimmer stehen ein großer Tisch, Schrank und Stühle, während im Nebenraum 2 kleinere Oefen die Plätt- bolzen zum Glühen bringen. Im Nähzimmer stehen neben den üblichen Tischen 4 Smger-Näh- maschinen, sodaß den Mädchen außer den Hand näharbeiten auch daS Masch.nennähen beigedracht wird. Die Einrichtung der letzteren beiden Zimmer ist in hochherziger Weise von Herrn Fabrikbesitzer LouiS Bahner gestiftet worden. Sämtliche Räume find mit elektrischem Licht versehen. Dit Schul« war im Sommer von 48 und im Winter von 54 Schülerinnen besucht. Die gestrige Prüfung der Abteilung zu der fich außer einer Anzahl Damen auch einige Herren eingefunden hatten, wurde von der HauShaltSlehrerin Fräulein Burau abgehaltrn und mit einem Gebet eröffnet. Die 25 Prüflinge waren in zwei Abteilungen eingekeilt und mußten folgende Küchenzettel auSführen: Gchweineschmor« braten, Sauerkraut, Klöße von gekochten Kartoffeln, Hrfenschnitte. — Rinderschmorbraten, Rotkraut, Salzkartoffeln, Ouarkkäulchen. Während der An fertigung dieser Mahlzeiten fanden gleichzeitig Fragen über die Zubereitung von allerlei Speisen statt, die von den Prüflingen prompt und sicher beantwortet wurden. AuS der ganzen Prüfung war ersichtlich, daß die Ausbildung eine gute ist und die Schule sich in einer mustergiltigen Ver fassung befindet, die direkt vorbildlich wirkt. Im Anschluß an die Prüfung fand ein gemeinschaft liches Essen statt, bei dem Herr Schuldirektor Dr. Groschopp eine kurze, aber zu Herzen gehende An sprache, dec er da- Wort .Nicht für die Schule, sondern sür da» Leben" zugrunde legte, an di« Abgehenden h elt. Hoffentlich werden au» d«n Schülerinnen später einmal tüchtige und praktische Hausfrauen, die daS Gelernte im künftigen Beruf verwerten können. Erwähnenswert ist noch, daß, abgesehen von dem gestrigen Kochen, die Schülerinnen auch in der Hauptsache tn der Zubereitung billiger aber nahrhafter Speisen unterwiesen werden. To darf z. B. jede Mahlzeit pro Person nur 20 Pfg. kosten. Den benachbarten Gemeinden wäre zu empfehlen, sich mit der Schule in Verbindung zu setzen und hierdurch den Schulbesuch für ihre schulentlassenen Mädchen herbeizusühren. Die Schule bedeutet für Oberlungwitz einen nicht zu unter schätzenden Fortschritt auf sozialem Gebiete. * Oderl««gwitz, 1b. März. Heu:e nachmittag gingen die Prüfungen auch an der unteren Schule zu Ende, während gestern bereit- die Entlassungen in der KnabenfortbildungS- und kaufmännisch- gewerblichen Fortbildungsschule statifanden. Gleich wie an der oberen Schul» konnte man auch hier den vorzüglichen Stand unseres Schulwesen» beob achten. Hier wie do>t drängte fich einem die Ueberzeugung auf, daß Letter und Lehrkräfte unserer Schulen ihr Bestes tun, um die Schüler zu ganzen deutschin Männern heranzubtlden. WaS Geduld und Geschick der Lehrer erreichten, zeigen die au»- gklegten Schalerarbeiten. Die Zeichnungen, über die wir gestern bereit- eingehend berichteten, find in beidcn Schulen wirklich bewundernswert. Nicht mrgr das alte schematische Zeichnen ist eS, Wä hler gelehrt wird, sondern der Zrichenunterrich ist aus direkt moderner Grundlage mit starker An- lehnung an die Natur aufgrbaut. Die hierbei er reichten Erfolge dürft« manchs größere Nachbarstadt nicht besser aufzuweisen haben. * Luga«, 14. März. Unter regster Anteil nahme der Bevölkerung feierte Herr Bergrat Müller, Betriebsdirektor deS SteinkohlrnbauvereinS „SotteS- Segen", dem die Schächte „GotteS-Segen" zu Lugau und „Kaiserin Augusta" zu OelSnitz i. E. gehören, s«in LöjährigeS Dienstjubiläum U. a. beglückwünschte Herr Amt-Hauptmann Dr. Morgen stern auS Chemnitz den Jubilar aufs herzlichste lm Namen des Bezirksausschusses der Amtshauptmann- schäft Chemnitz, dessen Mitglied der Jubilar seit vielen Jahren ist. Im Namen deS AusstchtSrateS sprach Herr Hofrat Dr. Lamprecht-Waldenburg herzliche Worte der Anerkennung und aberreichte kostbare Ehrengaben. Herr König!. BergamtSrat Herold-Fretberg überbrachte Glückwünsche deS «Sntgl. Finanzministeriums und deS König!. Berg« amteS und überreichte Herrn Bergrat Müller die Krone zum Ritterkreuz 1. Klass, de» Albrecht»« ordrn» al» huldvollen GnadenbewetS Sr. Majestät
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