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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.03.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191003058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100305
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-05
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.03.1910
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KnlM m VohfOkjii-Eliißüililkr Aiffigtt Tageblatt. Nr. 52. Sonnabend, den 5. März 1910. 37. Jahrgang. Deutscher Reichstag. 47. Sitzung vom 8. März. Die Beratung de- Etat- drS ReichSamtS deS Innern wird fortg«setzt beim Kapitel: Behörden für Untersuchung von Seeunfällen. Lbg. Echwartz-Lübeck (Soz.): Wir bedauern die Ablehnung unsrer Resolutionen wegen der Revision der Leemannkordnung. Die vielen Tee. Unfälle machen di« von unS empfohlenen Maß. «ahmen durchaus notwendig. Di« Forderung eine- ReichsfchiffahrtSamteS wird immer wtederkehren, biß sie erfüllt ist. Seh. Rat «watd: Die Zahl der SchiffSun. fäll« und der damit verbundenen LodeSfäll« hat ungemein abgenommen. Die der Unfälle von über »400 im Jahr« 1905 auf 8100 im Jahr« 1S0S, und die der Todesfälle von 479 in 1908 auf 260 in 1909. Unsere SchiffSladelinte, die der Vor» redner bemängelte, gilt auch in England. Und für die französische Seegesrtzgebung ist gerade die deutsche in vielen Punkten vorbildlich gewesen, daS hat dir französische Regierung auf einer inter- nationalen Konferenz im vorigen Jahre ausdrück lich anerkannt. Unsere Reeder denken auch nicht daran, wertvolle» Schiffsmaterial durch Wettfahren zu gefährden. Dl« ZeitungSmeldungen darüber find oft ungebührlich aufgebauscht. Tatsache ist auch, daß Offiziere, die bet Nebel nicht in vorgr« schrieben«! Weise langsamer fahren, bestraft «erden. Sieht man, wie herabmindernd die See-Beruf»- genoffenschaft auf die Zahl der Unfälle gewirkt hat, so liegt di« Notwendigkeit zu einer Systemänderung sicherlich nicht vor. Di« Kontrolle der Berus», genoffenschaft ist so gründlich wie nur möglich. Die Kontrolleure find durchaus unabhängig von den Reedern; ihre Zahl hat stark zugenommen. Lbg. Heckschor (frs. Vg.): Die See-BerufS- genoffenschaft waltet ausgezeichnet ihres Amte». Richtig ist, doß eine englische Charte, firma an den Kapitän der »Hermine" mit der schamlosen Auf- forderung herangetreteu ist, das Schiff auf den Strand zu setzen. Au» einer darüber entstandenen Beleidigungsklage ist der Kapitän absolut gerecht fertigt hervorgegangen. Der deutsch« Kapitän hält« mit dem Engländer aber garnicht erst ver- handeln, sondern ihn gleich über Bord werfen sollen. (Heiterkeit.) Unbegreiflich ist, wie ein so alter Seebär, wie Kollege Schwartz, sage» konnte: Die Matrosen arbeiten und die Offiziere tun nichts. Wäre hier die Zeit nicht so knapp, würde ich ihm vorführeu, wie hart Kapitäne und Offizier« im schwersten Stur« auf der Kommandobrücke aus halten. (Beifall.) Beim Kapitel Statistisches Amt tritt Abg. Dahle» (Ztr.) für Sonntagsruhe der binnen- ländischen SchiffSbevölkerung ein. Lbg. Bovo (frs. vg.): Mit Schlußfolgerungen auS^statistischen Zahlen muß man vorsichtig sein. Dir in einer Denkschrift dargelegten Gründe, di« bewtisen sollten, daß unsere AuSfuhrftatistik nach den Ländern, mit denen wir keine Handelsverträge haben, relativ günstiger sei, als für die Länder mitHanbeltverträgen, waren mangelhaft. Wünschens- wert ist eine Urbereinkunft mit den Nachbarstaaten über gewiffe gemrtnsamr Grundsätze für Aufstellung der HandelSstatistik. Staatssekretär Delbrück: Ich bin im allge meinen mit dem Vorredner einig auch inbezug auf dir notwendige Borficht bei Schlußfolgerungen auS Zahlen. Die erwähnte Denkschrift war eia-ntli-h Marga. Ro>«an von E. Crone. LH (Nachdruck verbottn.) In dem hell erleuchteten Zimmer vor dem Salon stand Hannibal, noch im Mantel, an einen Pfeiler gelehnt. Als feine Frau und Erika eintraten, strich er sich über die Stirn, als besinne er sich, weshalb er hier sei. »Ich habe mir erlaub,, die Troschke fortzuschic'en, die Sie für den Heimweg benutzen wollten, Fraulein Erika — Mein Wagen bring. Sie nach Hause, der ist begnemer und wärmer." „Tausend Dank, Herr Baron, dann ist es keine Kunst, mutvoll Schnee und Kälte Trotz zu bieten. Gute Nacht!" Die Thür hatte sich kaum Himer Erika geschlossen, als Fannv sich ihrem Manne znwandte. „Ich danke Dir", sagte sie freundlich nud streckte ihm die Hand entgegen. „Bitte", klang es kalt zurück und ohne die Hand zn berühren, wandte er sich mit einer kurzen Verbeugung «um Gehen. .Gute Nacht!" .Gute Nacht!" Damit trennten sie sich. Fanny suchte wieder ihren Platz vor dem Kamin auf. Dos Leben dünkte ihr fast unerträglich. Könnte sie doch für beide den Mißgriff wieder gut macken und die Freiheit znrückzaubern! Wollte sie denn die Freiheit? Von Hannibal fort? — Nein! Wäre ihm damit gedient? — Kaum! Aber das Leben, wie beide es täglich durch- kämvften, verzehrte Kraft und Mut. — Die Brenschen hielten sie für klug, aber kalt und lieblos, nnd wie schwankend war sie jetzt geworden, seiloem die bittere Herzensnot sie drückte. Fann- beugte den Kopf und weinte bitterliche nur für den inneren Dienst bestimmt, nicht für die Oeffentlichkeit. Es sollte mit der Denkschrift nicht» bewiesen werden zugunsten dieser oder j-ner Handelsverträge. Eine internationale Einigung über Grundsätze der Statistik ist schwierig, denn eS geht ja jedes Land von seinem eigimn Zoll tarif alS Grundlage auS. Die Mängel unserer Statistik suchen wir beständig zu verringern. Ein Mangel, dem schwer abzuhelfen ist, Uegt darin, daß es schwierig ist, die KapitalSproduktion und die Güte,Produktion im Innern statistisch zu er fassen. Abg. Bassermann (nil.): Nach den statistischen Feststellungen findet eine Flucht der Arbeiter aus der Schiffahrt in die Industrie statt, weil die Verhältmffe in der Schiffahrt immer schwerer werden. Deshalb haben die Schiffer den dringen den Wunsch nach gefttzlicher Festlegung von Nacht- und Sonntagsruhe. Staatssekretär Delbrück: In dieser Sache steht noch ein Gutachten des ReichsgesundheitS- amtS auS. Sobald dies vorliegt, werden wir in den Arbeiten zur gesetzlichen Festlegung der Sonn tags- und Nachtruhe in der Schiffchrl fortsahren. Abg. Brry (Soz.) begründet eine Resolution auf Veranstaltung von Untersuchungen der AcbeilS» Verhältnisse in Betrieben, in denen mit giftigen und «xplostoen Stoffen gearbeitet wird. Abg. Faßbender (Ztr.) verlangt eine Statistik des Genossenschaftswesens. In der weiteren Debatte wird eine Zentrums- R-solution angenommen, die eine Verbesserung der Ttreikstatistik fordert; ebenso eine Resolution der Sozialdemokraten, die sich gegen die bisherige amtliche Statistik ausspricht. Zum Kapitel „ReichS- gesundheitsamt" liegt eine konservative Resolution gegen den Mißbrauch narkotischer Arzneien vor, serner eine Zentrumsresolution über die WohnungL- verhältmsse, ein nationalliberaler Antrag betr. Er hebungen aus diesem Geb ete. Gleiche Anträge der Konservativen und der Freisinnigen sor ern mehr Mittel zur Bekämpfung de» Alkoholisinus. Staatssekretär Delbrück: Das Wohnungs problem darf nicht unterschätzt werden. Düse Frage muß jedoch vor allen andern durch d.e Kommunen gelöst werden. E:n Reichsgesrtz ist zu schwierig. Die Abgg. Gleitbmann (Ztr.), Kobold OU.) und Pauma»« (Ztr.) äußern sich über WohnungS. elend in den Städten. Die Resolutionen werden angenommen. Nach Erledigung weiterer Kapitel vertagt sich das Haus auf, Freitag 1 Uhr. LageSgefchichte Da» Kaiserpaar wird also doch in diesem Frühjahr Aufenthalt aus Korfu nehmen, und zwar wird, wie im Vorjahre, dir Abreise in den letzten Tagen dieses Monats erfolgen. Inzwischen wird auch im Achilleion das Denkmal der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ausgestellt sein, das der Kaiser dem Andenken der ermordeten edlen Fürstin, der .früheren Besitzerin deS Achilleion-, gewidmet hat. Mber de» Rücktritt deS Fürsten Bülow äußerte der naiionalliberale ReickSlagSabgeordnete Ortel in einer Versammlung zu Culmsee, die Be- hauptuno, die Konservativ-n hatten den Fürffen Zehntes Kapitel. Der diesjährige Winter zeigte sich als ein hinter listiger Geselle. Zn Anfang mit unliebsamer Strenge auftretcnd, war er jetzt zn milde geworden. Von Tag zu Tag Hostie besonaers die Jugend auf einen kernigen Frost zu Gunsten des Scklinschnhlanfens, oder auf gehörigen Schneefall znm Schlittenfahren, aber je näher Weih nachten hcraurnckte, um so weicher wurde die Witterung. Sic scklng.allen Wünschen ein mutwilliges Schnippchen und fesselte die geselligen Unternehmungen an den Salon. Ein Hans, in dem man immer unterhaltender Abwechselung sicher war, war das des Barons Erich von Dahlberg. Zwar nahm dir Politik nnd ihre Mühen den Baron selbst so sehr in Anspruch, dah ihm nur wenig Zeit für Geselligkeit übrig blieb, aber mit seltenem Geschick verstand es die Hausfrau, einen weiten Kreis in angenehmer Lebendigkeit zu erhalten, gleichviel, ob es durch die Gastlichkeit des eigenen Hauses geschah, oder ob sie, im Rahmen der Oeffentlichkeit einem wohl- thätigcn Zweck ihre vielbewährte Kraft widmete. Auch jetzt stand ein solches Werk der Humanität bevor. Der Hof hatte sein Erscheinen zugZagt; nm so glänzender sollte die geplante Abendnnlerhaltnng sich gestalten. Die Rollenverteilung war auf den heutigen Abend verlegt und die Proben zu den in Aussicht genommene» lebenden Bildern sollten ihren Anfang nehmen. Aus diesem Anlab war bei der Baronin grober Thee. Schon fülllc eine stattliche Anzahl Gäste die prächtigen Räume und heiter »ländernd — die durch sichtigen Tassen in den Händen — harrte man der Bestimmungen der heute besonders angeregten Wirtin. Auch Hannibal nnd Fanny waren zugegen, obgleich letztere es ein für alle Mal abgelehnt hatte, an «twas Bülow gestürzt, sei voller Unsinn. Die bösen Novembertage deS JahreS 1908 zeigten dem Fürsten ganz klar, daß er das Vertrauen deS Kaisers nicht mehr besaß. AuS dem „lieben Bern hard" war der „Herr Reichskanzler" geworden. Fürst Bülow suchte nach einer paffenden Gelegen, heit, um zu verschwinden und als solche erschien ihm die Finanzreform. — Mit diesen Ausführungen stellt sich der Abgeordnete Ortel in Gegensatz zu der Mehrzahl seiner nationalllberalen Freunde und scheidet möglicherweise auS deren Partei aus, wie es die Abgeordneten Lehmann, Freiherr v. Heyl und Graf Ariola taten. Die Wahlrechttkommiffio» de» preußische« Abgeordnetenhaus«» begann am Donnerstag mit der Zweiten Lesung der Wahlreformvorlage. Dabei wurde, wie schon telegraphisch gemeldet, ein konservativer Antrag auf Wiederherstellung der öffentlichen Abstimmung mit 1b gegen 13 Stimmen abgelehnt, dagegen wurde tz 4 dis Kompromisses der Konservativen mit dem Zentrum betr. geheime indirekte Wahl mit 17 gegen 11 Stimmen angenommen. Feiner wurde beschlossen, den fingierten Steuersatz der Steuerfreien von 3 Mk. aus 4 Mk. hcrauszusctzcn. In der Debatte erklärte u. a. der konseraatwe Redner, seine Partei halte grundsätzlich an der öffentlichen Wahl fest. Welche Leute d « geheime Wahl forderten, brwtesen am besten die Vorgänge am l-tzten Sonntag nach der „Intellektuellen"- Versammlung in Berlin. Der Minister des Innern erklärte, die Regierung bletbe bei der Vorlage und deren Begründung. Der Minister sprach ferner den Wunsch aus, die Kommission möge die von der Regierung oorgeschlagene direkte Wahl wieder- Herstellen. Gerade in der direkten Wahl sehe die Regierung einen wesentlichen Fortschritt des Wahl recht» sowohl in theoretischer wie politischer Be ziehung. Von konservativer Seite wurde bestritten, daß die Mehrzahl der Wähler im Lande für daS geheime Wahlrecht sei. Demgegenüber liefert« ein Redner d«r Freisinnigen den Nachweis, daß die Wahlkreise der Konservativen 14 Millionen Ein- wohner umfassen, dagegen die der für die geheime Wahl rtntr«t«nden Parteien 33 Millionen Ein- wohner. Schließlich wurde noch ein Antrag der Freilor.servatioen und Nationalllberalen auf Rück kehr zu der Drittelung nach Gemeinden mit 19 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Ei« sozialdemokratischer WatzlrechtS-Tpazter- gang im Treptower Parke zu Berlin, zu dem alle An- Hänger des gleichen, direkten und geheimen Wahl rechts eingeladen sind, ist daS neueste auf dem Gebiete der preußischen Wahlrechtsdemonstrationen. Ob sich di« mit eingeladtnen Angehörigen der liberalen Parteien an d«m Spaziergänge in erheb licher Zahl beteiligen »irden, ist fraglich. Zur HellsUdt-Affärt wird der „Krz.-Ztg." von dem Kaiser!. Russischen Vizekonsul in Tsingtau mitgetcilt, daß die russische Regierung an Gerichts-, Advokaten- und Pfl'g- schastSkosten süc den Dampfer „Anhalt" bisher nahezu eine halbe Million Mark bezahlt hat. Man könne e» der russischen Regierung sicher nicht ver denken, wenn sie ihre eigene Klage zucückziehe und die ganze Sache einem Schiedsgericht unterbreiten teilzunehmen, das irgendwie mit einem öffentlichen Auftreten in Verbindung stand. Heule mar sic mir Ellinors eindringlicher Bitte gefolgt. Diele hegte die Besorgnis, die Mutter könne, in Betreff Macleinans eine Ucbcrrnschung planen, nm die Bewerbung zu dem erwünschten Ziel zu bringelt. Die bevorstehende Festlichkeit schien dem geängstigten Mädchen darin eine Gefahr zu bergen, nnd halte Ellinor auch, durch Fannys ruhige Sicherheit augespornt, hin nnd wieder versucht, das frühere blinde Unterwerfen in einen passiven Widerstand nmznwaudcln, der eigenen Kraft ganz zu vertrauen, hatte sie noch nicht gelernt. Die Schwägerinnen waren sich viel näher getreten. Besonders Fanny bemühte sich, Einfluß auf Ellinors weickes Gemüt' zu gewinnen. Sic bestärkte auch die mitunter Kleinmütige im treuen Ansharrcn ohne Wanken und Weichen, wenn es galt, die stumme Bitte des jungen Schotten znrückznweisen. Fanny blieb dabei, Ellinor dürfte keinen Verrat an ihrer Liebe begehen. — Ein Mißverständnis müsse Arco in die Ferne getrieben haben, die Zeit würde Klärung bringen. Ellinors Zuversicht hob sich immer mehr. Unter dem Zureden Fannys schien es ihr, als trete das Bild des Geliebten fester und leuchtender in ihrer Seele hervor, als schwänden mehr und mehr die Schatten, die io lange darauf geruht und mit denen sie so schwer gerungen hatte. Die Baronin schenkte diesen Anzeichen keine weitere Aufmerksamkeit. Alles Spielerei. Im Ernst würde Ellinor nicht daran denken, sich von der gewohnten geistigen Ober hoheit los zn machen. Weshalb auch? Sie, als Mutter, wollt doch nur das Bessere, Nichtigere. Daß sie jetzt mit allen Mitteln dahin wirken mutzte, Ellinor ihren Wünschen gefügig zu machen, war eine eiserne Notwendigkeit. Sentimentale Anwandlungen waren durchaus nicht am Plag. Seit langem war Arco spurlos verschwunden. Drm bra«»schwei,ische» La»dtag gehörte Rechtsanwalt Dr. Jasper als einziges so- zialdemokratischeS Mitglied an. Trine Wahl wurde kassiert und er kam bet der Neuwahl mit dem bürgerlichen Kandidaten, Rechtsanwalt Thiemann, in die Stichwahl. In dieser siegte j tzt RechtSan- walt Thiemann mit 84 gegen 40 Stimmen seine- sozialdemokratischen Kokurrenten. Der braunschwei gische Landtag zählt also jetzt keinen Genoffen mehr in seiner Mitte. Streik der deutsche» Hörer a» der Prager K«r»ltg«wcr beschule Die deutschen Hörer der Kunstqewerbeschul« in Prag find infolge unbegründeter Entlassung eine» deutschen Kollegen gestern in den Streik getreten. Sie stellten den Schulbesuch «in. Der betreffende Schüler war von der Direktion angeblich wegen N>chtbefähigung entloffen worden, tatsächlich aber, weil er der einzige D utsche seiner Abteilung war und die tschcchenfreundliche Direktion seinetwegen «inen eigenen deutschen Kur» als gesetzwidrig ver meiden wollte. Der Abgeordnete Eppinger inter venierte darüber beim Statthalter. König Ferdiuaud will Rußland» Jatervestto» anrufe». Wie verlautet, soll König Ferdinand von Bul garien vor seiner Abreise au« Wien einer hervor ragenden Persönlichkeit gegenüber erklärt haben, er werde die Intervention Rußlands anrufen, um der unerträglichen Lage in Mazedonien ein Ende zu machen, die entweder einen Krieg mit der Türkei oder rin« Revolution in Bulgarien Hervorrufen müsse. Frankreich. Vor dem drohenden Eisrnbahnstreik ist Frank reich dank dem Entgegenkommen der Behörden glücklich bewahrt geblieben. Dafür hat e» eine Kammerfitzung mit Obstruktion gehabt, die noch das berüchtigte Gcbahren tschechischer Parlamen tarier überbot. Nachdem in mitternächtiger Stunde die Steuervorlagen (darunter eine direkte Ein- kommensteuec) deS Finanzministers Caillaux be willigt worden waren, kam e» bei der Feststellung der Tagesordnung : Beratung der Schulgesetze während de» ganzen Donnerstags und Freitag», zu fürchterlichen Lärmszenen.DernationalistischrAbgeocdneteBeaulteu zerschlug seinen Pultdeck.l und trommelte mit dessen Teilen wütend auf dem Pulte seine» Nachbar» herum. Eine allgemeine Prügelei drohte auSzu- brechen. Präsident Brisson rettete die Kammer vor dem Aergsten nur dadurch, daß er schnell seinen Zylinderhut aufsetzte und die Sitzung schloß. Die ParlameutSdien«r hatten nachher doch noch Mühe genug, die Kampfhähne auseinander zu halten und auS dem Saal zu entfernen. Grieche»!«»». Die Militärliga beschloß einen ReinigungS- AuSschuß für die Landarmee einzusetzen. Sie scheint alle ihr nicht genehmen Offiziere auS dem Heere entfernen zu wollen. Ferner forderte fie von der Regierung die Bildung «ines besonderen Handelsministeriums. Die Liga regiert danach wüter, obwohl sich die Kammer bereits mit der Frage der Einberufung der Nationalversammlung befaßt hat. Rußland und Ttdet. Rußland teilte der kaiserlichen Regierung iu Tibet mit, daß eS sich nicht in die inneren Ange- t»^nh»E-n T'b^s m'sch-n werd-, daß es aber Niemand wußte, wo er war. Und — auch damit mußte gerechnet werden — wenn er einmal wieder auftauchte, war er vielleicht nicht mehr frei. Unterdessen konnte Ellinors zarte Schönheit wen« auch nickt verblüht sein, so dock gelitten haben, und die Baronin hielt es für unerläßlich, äutzere Vorzüge zu besitzen, um Beachtung zu finden. Und — zuguterletzt — wer verbürgte es, daß eine Verbindung wie diese, auch später zu Gebote stand? Die Zahl derer, die in Beirachl kommen konnten, war nickt groß. Um so mehr hieß es klug sein. Gan; leicht war es freilich nicht, die Sache noch in der Schwebe zu erhalten. Sie mußte ihre ganze, erprobte Klugheit aufbieten, um Macleman in der Hoffnung zn bestärken, daß es ihm doch noch später vergönnt sein würde, das geliebte Mädchen heiuv znführen. — Die Theepause war vorüber. Lautlos entfernte die Dienerschaft Tassen und anderes Zubehör, während die Baronin mit Wohl gefallen ihre Augen über die Blutenlese der Gesellschaft bingleitcn ließ, die sie, von Jugend, Rang und Schönheit umstrahlt, nm sich versammelt sah. „Ehe wir aufangen", begann sie mit erhobener Stimme und blieb mitten im Zimmer stehen, „erbicl« ich mir für kurze Augenblicke die allgemeine Ank mcrksamkcit." Alc gelte es etwas, worauf sie sich besonders freut« mitzuteilcn, so blitzten die dunklen Augen im funkelnden Glanz und das Gesicht zeigte, trotz aller Selbst/ beherrscknng, eine Erregung, die den meisten aussiel. „Seine Hoheit, der Fürst", klang «S in der land losen Stille, „haben den lebhaften Wunsch zu erkennen gegeben, die vor kurzem abgcrciste Sängerin zur Rückkehr zn veranlassen, daß sie sich mit ihrem Talent an der Abendumerhallung beteilige. Ist auch eine solche Acntzerung sonst Befehl, so möchte ich erst einige Thai- sachen zur Kenntnis bringen, «he wir eine Bcsnmmung darüber treffen." tForlsegung folgt.)
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