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die Tage de« Alter» und der Invalidität gewähr» leist t wird.- De Unlersch' -bogen, denen eine überzeugende Auno^derung zum Unterzeichnen vor» gediucki ft, weiden von der „Freien Vereinigung" BerUn I-VV. S2, Weststraß« 7, jedermann kosten frei zuge,rh ckl. Der deutsche Bauerubund bat durch den Aus<VI»,ß deS siänkischen Bauern. bundeS mit 23l Obmannschalten einen starken Zuwachs e>hatten. Die fränkuchen Bauern sagen zur Begründung ihres Entschlusses: Der Bund der Landwirte vertritt nicht die Bauern, sondern die Junker und G oßgrundbefitzer. Seine Politik bet der Fmanzrrsorm und der B anruweinsteurr hat erbittert Bayern verdankt ihm seine B er. besteueiung. DaS Zusammengehen des Bundes mit dem Z-ntrum verstärkt gerade in B. yrn dir M ßstimmung g gen den Bund. D.-weg.n waren dir fränkischen Bauern genötigt, das Schutz, und Tiutzbündnis mit dem deulschen Bauernbunde ein. zugehen. Die Zeppeltusche Nordpolarexpeditio«. Der Kaiser hat bestimmt, daß der im Dienste der „Internationalen Meeresforschung" stehende ReichSdampfer „Poseidon" als Ausklärungs- und Begleitschiff der Zppelin-Hergesellschen Nordpolar, expedition für die nächsten zwei Jahre in Dienst gestellt wird. Die iißerreichisch russische« A«ssi>hn«ug»ver- Handlung«» haben zu einem erfreulichen Abschluß geführt. Die amtliche Bekanntgabe wird noch in dieser Woche erwartet. Von günstigem Einfluß auf den Gang der Verhandlungen waren die ärmlichen Mitteilungen über das Resultat der Unterredungen zwischen dem Grafen Aehrenthal und dem Reichskanzler von B-thmann Hollweg, und darin besonders die Fest, stellung, daß Oesterreich wie Deutschland zur Auf. rechterhaltung des -tutus quo auf dem Balkan entschlossen find. England. Die Entscheidung über Gehen oder Bleiben de» erschütterten Kabinetts ASquith wird am heutigen Montag erwartet. Der Premierminister wird heute tm Untei Hause den Antrag stellen, daß da» Budget für 1S10 bi- zum 24. März erledigt sein muß Gleichzeitig wird er aber auch sein Programm für den Kampf gegen das Obe hauS mitteilen. Es kommt nun darauf an, ob Liberale, Iren und Sozialist;« durch den Inhalt diese- Kampspro- gramms zufrieden gestellt werden. Günstig für die R gierung ist es, daß die Konservativen an einem baldigen Kabtnettswcchsel, dem schnell Neu- wählen folgen würden, kein Interesse haben, da ste im Augenbl cke ihrer Sache doch nicht recht scher find. ASquith kann allerdings nur mit einer t Esten Mehrheit regieren und müßte, falls diese ihn im Stiche läßt, auch dann au- dem Amte scheiden, wenn die Konservativen Nachsicht üben sollten. — Der liberale Fmanzmmister Lloyd Georg:. Hot seine im Wahlkampfe ausgestellte Bk- haupU i Deutschland habe der Schutzzoll dazu geführt, x-ß die Bevölkerung von Schwarzbrot > Pferd-fleisch leben müss, »m Unterhaus« wieder, ^ott. Dl« «n der H tze d-S Wahlkampfs gefallene Aeußerung kann man vielle'chl übersehen, ihre Wiederholung an offizieller Stelle verdient die schärfste Zurückweisung. Glückliche- Rußland! Wa- keinem andern gioß»n europäischen Staate vergönnt ist, da- ist Rußland zuteil geworden: ein Budget ohne D.fizit. Das ist etwas so Außer, ordentliches, daß man beinah« auf den Gedanken kommen könnte, tS feien kleine Mogeleien sorge- nowmen worden, um den Eiat in einem so glänzen den Lichte erscheinen zu le-ss n. Die Möglichkeit dazu »st ja nicht völlig ausgeschlossen, da daS Budgelrechl der D^ma doch nur ein recht be» schränkt-- ist. Hat's aber mit dem defizitlosrn Eiulsabschluß seine R chligkeit, dann können wir Rußland zu seiner Glanzleistung nur beglückwünschen. Der König der Vulgare« in Petersburg. Der auf den 26 dsS. MlS. fall noe GeburlS- tag d-S Königs der Bulgaren wurde in Peters burg festlich begangen. Im ÄmterpalaiS wurde ein F st^ottesdienst abg halten, dem der König und di? Königin der Bulgaren, die Großfürsten und G ußsü sttnn n, mehrere Minister und Vertreter d-s dip omallschen Korps beiwohnten Nach Ent gegen, ahme der G ückwünsche fand bet d<m König und der Königin ein Fiühpück statt. Die Stadt >ft mit russischen und bulgarischen Flaggen ge- schmückt. Der G-rbenkönig reist nach Petersburg. Die B ehandlungen zwischen der lusstschen und serbischen R gierung über einen Empfang des König- um Kassei lichen Hofe in P-telsdurg haben zu einem befriedigenden Abschluß geführt. D-r Empfang wird Ende März staltfinden. Der genaue Tei mm und die Form, unter der der Besuch er folgen wird, we c en in den nächsten Tagen f«st- gefitzt werden. Tie Lage i« Griechenland ist unverändert verworren und unerjrrulich. Kron, prinz Konstantin meint zwar, daS griechische Volk sei der ewigen Erregung überdrüssig und sehne sich nach Ruhe und stiller Arbeit. Go lang« die Militärliga daS Sz-pter führt, ist nur leider an eine Stillung dieser Sehnsucht nicht zu denken. Und wer will der OifizierSpartei tn Griechenland ihre Macht entreißen?! Die »cht«ßereien an der türkisch-bulgarischen Grenze werden vi«lsach als die Vorboten einer ernsteren Katzbalgerei im Frühjahr aufgefaßt. Wenn die Petersburger Trinksplüche, die der Zar mit dem König von Bulgarien auStauschte, nicht völlig in der Luft schweben sollen, dann muß die Regierung in Sofia ihr ganzes Sinnen darauf richten, kriege- rische Verwickelungen auf dem Balkan zu vermeiden. Handelt Bulgarien demgemäß, dann wird der Friede zwssch»n ihm und der Türkei erhalten bleiben; denn in Konstantinopel ist man nicht kriegslüstern, da hat man wichtiger« Dinge zu tun, al» sich mit >en Bulgaren in einem regulären Kriege herumzu- chlagen. Die Absetzung des Dalai Lama, dr» tibetanisch»« Pupstr», durch seinen Herrn, den Kaiser von China, ist wegen Steu-rverweigrrung deS Dalai Lama «rsolgt. Der rn> flohen« Kirchen- ürst soll auch tn der Tat riner der schlechtesten Herrscher grwtsen sein, und e» ist deshalb kaum anzunehmen, daß, wie von «iner Sette befürchtet wird, rin Buddh stenaufstand zugunsten deS Dalai Zama auSbrechen wird — wenn England Wort dält und dem nach Indien enifiohenen Vasallen Chinas jede aush.tzende Agitation untersagt. Politische Bevsammlung in Oberlungwitz. Die gestern im Gasthof „zum Hirsch" stattge- fundrne öffentliche politische Versammlung war zahlreich besucht und wurde vom Vorsitzenden deS »beraten Vereins, Herrn Johannes Bahner, er öffnet und geleitet. Als Referent sprach Herr ReichStaqSabgeord. neter Dr. Potthoff, SyrdikuS deS Werkmerster. verbände», über „Politische Zettfragen". Der Redner führte ungefähr folgendes auS: Gelegentlich einer Debatte über die preußische Wahlrechtsreform tat der deutsche Reichskanzler und preußische Ministerpiäfident v. Bethmann Hollweg den AuSspruch: „Je demokratischer daS Wahlrecht eines Volkes ist, je mehr müssen die politischen Sitten eines Volkes verrohen." Diesen Worten müssen wir entgegentreten, denn ste find nicht richtig. Wu» Herr von Bethmann Hollweg dort sagte, ist von einem Reichskanzler schlecht ge- sprachen, denn er beleidigt damit da- deutsche Volk. Die politische Kultur des deutschen Volkes wird von der Nachwelt nicht an seiner Person gem.ffin. Wenn wir heute vom Volke und seiner Kultur sprechen, haben wir elwaS andere» tm Auge als Herr v. Bethmann Hollweg. Die Vorbedingung der politischen Kultur ist daS Handeln, das Mit arbeiten an der Politik. Die politische Kultur der deulschen Volkes ist eine andere als die d?s preu ßischen Volkes, dessen K ltur bekanntlich noch sehr rückständig ist. Wenn Herr von Bethmann Holl- weg eine Verrohung deS preußischen Volkes zu fühlen glaubte, so braucht« er ja nur die Frauen an dem politischen L-ben teilnehmen zu lassen. Vom liberalen Standpunkt ist eS nur zu begreifen, daß j tzt eine politische Erregung durch das Volk geht. Nicht ein paar Verwaltungsbeamte dürfen die Politik machen, sondern die Gesamtheit des Volkes muß Mitarbeiten. Heute find eS nur die demokratischen Staaten, die an der Spitze der Wltmächte spazieren; England, Frankreich und Amercka bitten hiersür den besten Beweis. Unser Nachbarstaat Oesterreich ist erst durch ein demo- r'atischk« Wahlrecht «rstarkt. Vorher war er zu einer Großmacht 2 Range- heradgesunken, während er heute ander- dasteht. Und dteseS demokratische Wahlrecht, w.lch's dort erschaffen wurde, bekämpft der preußische Mimsterpräfisent. Es ist tn Deutsch land und Preußen Grund genug vorhanden, politisch höher zu streben. Die Reichsfi.anzreform hat mit zu diesem politischen Austchwung beige tragen. Die Parteien, die diese Reform auf den, G»w ssen haben, haben sich nicht gescheut, hierbei den eigenen Vorteil wahrzunehmen. Der K mps um die Reichsfinanzreform ist politisch von großer Bedeutung; er hat eine klare Scheidung zwischen recht- und links gebracht. Eisreulich war die Haltung der Nationalliberalen, die in diesem Falle mit der Linken gegen die Reaktion stimmten Hoff 'ntlich hält dteseS Verhältnis länger an, damit der Kampf gegen die Reaktion auch bei weiteren G legenhertrn geführt werden kann. Von d-m Augenblick an, wo Bismarcks Schutzzollpolitik ern- geführt wurde, begann der Kamps geue» den Liberalismus. Ich erinnere an die November- stürme 1908, die «ine große Bewegung unter das deutsche Volk brachten. Sie zeigten, daß do- deutsche Volk nicht mehr von »iner einzelnen Person ge- leitet werden tonnte. Trotzdem können solche Ge fahren bet anderen Gelegenheiten wieder kommen und deshalb muß das deutsche Volk sehen, daß seine führende Politik von den wuklichen Vertretern im Reichstage geleitet wird. Der Abgeordnete von Oroendurg-Januichau, der nach st inen lächerlichen Worten den Reichstag durch 1 Leutnant und 10 Soldan« aufläien stff-n wollte, ist natürlich cnt- aegengesttzter Meinung. Er ist dafür auch ein Vertreter deS bestimmten Absolutismus. Wir Liberalen müssen mit aller Entschiedenheit das be kämpfen, daß daS Wahlrecht dem Volke verkümmert wird. Nicht viele unter unS find mit der litzt.n Reform deS W ihlrechlkS in Sachsen einverstanken. Die Art der Massenaufgebote und der Straßen- demonstrationen in Pc-ußen zeigt, daß da» preußisch« Volk mit dir vorgeschlagenen Reform nicht einver standen ist. Die Frage der Priv-tb»a»tenderficher«ug ist «»ne soziale Frage der Vergangenheit und Zukunsl. Den Beamten und A> beilern muß die Staatsbüi- gerstellung fichergestellt werden. Es muß ein Bollwerk gegen die Arbeitgeberverbände errichtet werden, damit di« Mängel, die heute noch bestehen, endlich verschwinden. Gerade die Privatangestrllten befinden fich heute in einer ganz üblen Lage und e» muß noch viel geschehen, um die berechtigten Wünsche der Angestellten zu erfüllen. In der letzten Periode des Reichstag» wurde manche Verbesserung vorg«- schlagrn, aber immer scheiterten die Vorlagen an dem Widerstande der Regierung. Es gibt eine ganze Anzahl von guten Gssetzentwürfen, die von der überwiegenden Mehrheit deS Reichstage» be- schlossen, aber von der Regierung abgelehnt wurden. Nahezu */» Millionen Prwatangestellte organisierten fich und fordert«» die Prwatbeamtenverstcherung auf staatlichem Wege. Lebhafte Erregung mußte tn diesen Kreisen die Antwort deS Staatssekretär» Delbrück, die zwar durch seine letztgrmachten Aeußeruugen bedeutend gemildert wurde, Hervor rufen. Wir müssen ja zugeben, daß der Staat». ekretär im Moment «in solche» Gesetz nicht ein- »ringen kann, aber in nahe Aussicht mußte er den Gesetzentwurf stellen. Die staatliche Penfion»- Versicherung ist nicht da» einzig Gemeinsame der Privaibeamten. Soziale Gesetzgebung gilt nicht den Jndustrtrarbritern allein, sondern allen denen, die fich heute in den Dienst eine» anderen stellen. Die zrößte Ausgabe der kommenden Jahre ist, tn so- ftaler Beziehung für den Arbeit», bezw. Dienstver trag eines Menschen positiv Gute« zu schaffen. Dies« soziale Gesetzgebung muß fich auf reale In- tereffen stützen können, denn der Reichtum eine- Volkes besteht in seinen Bürgern. Das National vermögen deS deutschen Volke- wird zu '/. sür die Erziehung und Bildung des deutschen BürgerS auSgegeben. Wenn ein Mensch vor der Zeit seinen Beruf aufgeben muß, dann muß der Staat helfend ctngretsen und daS kann er nur durch ein Zwangs gesetz, durch eine wirklich soziale Gesetzgebung. Gerhart Hauptmann schildert das treffend in seinem ergreifenden Glück „Die Weber". Schutz des Menschen vor der U bermacht des Kapitals muß geschaffen werden. Der Liberalismus hat stets den Wert des Menschen heroorgehoben; jedem Mensch»« muß G-legenheit geboten werden, daS Gute, waS in ihm stickt, zu entwickeln. Deshalb tritt der Liberalismus für ein solches ZwangSgesetz ein. Die Unabhängigkeit de- Arbeiters und des Beamten muß gewährleistet werde« können. Die politische Vollkommenheit deS Staatsbürger- muß gesichert werden. Genau dieselben Kreise, die sür politischen Fortschritt find, find auch sür sozialen Fortschritt. Die Spitze unseres Kampfes kann fich nur gegen die Reaktion richten, die diese Freiheit einzudämmen versucht. Liefern Sie der liberalen Partei ge nügend Anhänger, die dann mit wuchtiger Kraft aufzutreten vermögen gegen die Kiaffenparteien und die Reaktion zur Hebung und Förderung der brutschen Kultur! Herr Johannes Bahner dankte dem Redner für die sehr beifällig aufgenommenen AuS- führungen und bat, weiter für die Bestrebungen der Liberalen einzutrete«. Es seien bereits eine Anzahl Vereine in Nachbarslävten und Gemeinden gegründet worden und weiter« ständen vor der G-ündung. In der nun folgenden Diskussion wurd« folgende Resolution etngebracht: „Die am 27. Februar in Oberlungwitz tagende, von Privatbeamten zahlreich besuchte öffentliche Versammlung richtet an den Herrn Staatssekretär deS Innern die dringende Bitte, das versprochen« Gesetz über staatliche Pen- fionsvrrsicherung d«r Privatangestellten noch in der gegenwärtigen Session dem Reichstag zu unter breiten. Die Versammlung bittet gleichzeitig dir sächsische Regierung und den Bundesrat, sür eine möglichst beschleunigte Erledigung di«s«r brennenden F-age deS Pcivatbeamtenstande» zu wirken." Der Vo> sitzende de- Werkmeisterverein-Hohen- stein-Ecnstthal, Herr Werkmeister Schupp, dankt dem Vortragenden sür seine gehaltvollen Ausführungen, die ganz dem Stande der Werk- meist«r entsprächen und auch auf alle übrigen Privatangestellten paßten. Er erklärt« weiter: E» ist schmerzlich, zu empfinden, wenn Männer zum Wohle de» StaateS und dec Arbeitgeber tätig sind und dann, wenn ihre Kraft bricht, aus die Straße gesetzt werden. Wir müssen deshalb alles daran fitzen, daß die uns vorschwedenben Ziel« eine Ver wirklichung erfahren. Herr LouiS Bahner bat den Referenten, eine Erläuterung über da- so oft gehö.te Wort „Liebesgabe" zu geben. Herr D r. Potthoff kam diesem Wunsche nach, indem er eine kurze Darlegung über den gewünschten Gegenstand — aroße, sowie kl-tne Lieb Sgabe — gab. Di« Branntweinliebesgabe beträgt heut« ca. 40 Millionen Mark. Die Sozialdemokraten wollen ja allerdings diese hohe Summe durch den beabsichtigten Echnaps- boykolt bedeutend herabmindein. In dem Schlußwort de» Referenten bat dieser, Laß jeder einzelne an dem großen Ziele Mitarbeiten möge, denn nur so könne di« wirkliche Durchführung der großin Sache gewährleistet werden. Nur durch Organisation aller Privatangestillten lasse sich Großes eritichen, und bitte er, dem Liberal«« Verein beizutreten, der diese Ziele verfechte. Herr Johannes Bahner ließ hierauf über di« verlesene Resolution adstimmen und erfolgte die einstimmige Annahme derselben. Mit der Bitte, noch recht zahlreich dem Liberalen Verein beizu treten, schloß der Vorsitzende gegen Uhr die Versammlung. Eine Anzahl Beitrittseiklärunge« zum Verein waren der Erfolg. Bortrag über Heimatschntz im Bauwesen. Oberlungwitz, 28. F-br. Auf Einladung deS Geme»ndevorstandeS hatten sich gestern abend im Saale des Gasthoset „Zum Lamm" ein« größere Anzahl Herren und auch Damen aus dem Orte und der näheren Umgebung zu einem Vortrage des Herrn Baumeister- F r a n k e-Glsuchau, deS Bau sachverständigen sür die Königliche AmtShaupt- mannschast Glauchau, über „Heimatschutz im Bau wesen" eingesunden. Die Bestrebungen dr- LandeS- vereinS zur Pflege heimatlicher Kultur, Kunst und Bauweise sind durch dir Debatten im Landtage und auch durch di« besonder- in l»tzt-r Zeit öfter ausgestellten Bilder hrimatlichrr Bauweise weiten Kreise« zugänglich grmacht und bekannt geworden. Herr Baumeister Franke führte ungefähr folgendes auS: Wenn wir von rinrm Niedergänge der heimatlichen Bauweise sprechen, möchte ich etwas wett zmückgrrisen. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang« von 1871 häuften fich die Baugesuche dermaßen, daß e» den Gemeinden nicht möglich war, drr ethischen und künstlerischen Sette der Bauarten die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken bezw. dem unkünstlerischrn Bauen Einhalt zu gebtetrn. Damals drängten sich viele Leute zum Baufach, die von künstl«rischrr Betätigung und Ausgestaltung keine Ahnung halt««. So ent standen Häuser und Straßen, die weniger al» schön genannt werden können. E» entstand die Bodenspekulation und mit dieser die Mietskasernen großer Städte, wo ein Hau» genau so ist wie das andere. Allmählich wurde dann die schlechte städtische Bauweise auch aus da» Land getragen. Mit C-mentornamenten überreich versehen, fieht man viele Häuser, die dann in der ländlichen Umgebung geradezu verunglückt auSsehen und da» ländliche Bild nur verschandeln. Den Schönheiten der Natur müssen die ländlichen Wohnstätten an- gepaßt sein. Deutsch bleiben müssen wir in der Bauweise, schon um deutsch denken zu können. Wohl können wir sagen, eS wird nur noch wenige geben, die den Unterschied nicht einsehen, nicht verstehen. Nur von Bildern her kennen viele die früher an Naturschönheiten reichen Gegenden, deren unvergleichliche Slimmung-bilder in der Zeit deS wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Jahr zehnte nur zu oft durch aufdringliche und unschöne Bauten verkümmert und zerstört worden find An Stelle der alten schlichten Wohnhäuser find virl- fach öde und kahle MietSkästen getreten, deren Bauweise mit Türmchen, allen möglichen haltlosen Verzierungen usw. einer praktischen, zweckmäßigen und sparsamen Ausführung geradezu Hohn spricht. Die alte, sachliche, überlieferte Bauweise wurde verachtet, städtische Bauformen wurden zum Schaden der Schönheit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlich keit in die Dörfer, in die Landschaft hineingestellt und manches schöne alte Bild wurde dadurch seiner trauten Erscheinung beraubt. Nur wenig« Orte unseres Vaterlandes find diesem Schicksale entronnen. Die Technik der modernen Zett läßt fich auch anwenden, wenn wieder zu der einfachen Bauweise der früheren Zeit zurückgegrrffen wird. Der lebende grüne Zaun fieht viel schöner au» al- der mit Mauerwerk und Eisenstangen herge stellte und gar nicht in daS Landschastsbild passende Zaun. Die Bau- und Kunstgewerbeschulen haben den Auftrag erhalten, ihre Schüler mehr auf die Schönheiten wirklich guter ländlicher Bauten hin zuweisen Ein wichtiger Faktor in der ländlichen Bauweise ist die Verschmelzung der Küche mit der Wohnstube. ES läßt sich dies durch eine leichte Gcundrtßeinteilung herbeiführen. Der LandeS- verein für Heimatschutz macht zu etngereichten Bauplänen Gegenpläne, die vollkommen auf dem Boden heimatlicher Bauweise stehen, und empfirhlt fich die Einreichung solcher Pläne bei den in Frage kommenden Fällen. Profissor Gchulzc-Naumburg urteilte über di« heutige moderne Bauweise so, daß Bahnhöfe wie Kirchen, Pcoletarierhäuser wie Paläste und Schulen wie MietSwohnungen ausge- sührt würden. Wir haben heute Dorfgemeinden in Sachsen, die sich Schulen sür 200000 Mark, Rathäuser für 400 000 Mark usw. bauen, Ge bäude, die wohl auf den Marktplatz einer Großstadt pasfin, aber nicht tn die dörfliche Umgebung. Im Baugewerbe herrscht heute in Deutschland auch noch viel die Devise „billig und schlecht". Man steht Bauernhäuser mit flachem Dach, die gegenüber den früheren hohen Giebeldächern unvorteilhaft au»- sehen. Von der planmäßigen Durchführung einer ein heitlichen Architektur ist noch kaum die Rede. Uebtt- ladene und möglichst vielerlei Motive fieht man, die alten Kunstwerken nachgeahmt sein sollen, aber in den wenigsten Fällen auf dem Laude am Platze find. Von dem sinnlosen Spiel der Mode muß man fich abwenden und den historischen Bau werken früherer Jahrhunderte zuwenden. Die Liebe zur Heimat muß die Bestrebungen der heimatlichen alten Bauweise zu fördern suchen. ES erfolgte hierauf die Vorführung von an nähernd 100 Lichtbildern au» Sachsen, die u. a. verunstaltende, neuschöne und neuhäßliche Bauten den vom Heimatschutz empfohlenen Bauten und Zeichnungen gegenüberstellten. Herr Baumeister Franke fuhr hierauf fort: Auch Oberlungwitz hat eine Reihe schöner Bauten und die, da ich ja meine erste Lehrzeit hier verlebt habe, mir nicht fremd find. Ein schöne» Bild ist es, wenn man sich auf die Staatsstraße unten an der Poststraße stellt und fieht dann links das Pfarrhaus, die Schule und daneben die alte Kirche. Diese drei Gebäude, so alt wie fie sind, wirken tatsächlich vorbildlich; auch das Forsthau» in seiner massiven Ausführung, jedoch ohne den angebauten Salon, wirkt ebenso; desgleichen find das Wohnhaus des Herrn Nobis neben der Post und da- deS Herrn Martin unbedingt schön zu nennen. Dann sehen wir aber oben auf der Höh« ein Gebäude sieben, die neue Schule, die nicht vorbildlich ist. Sie sehen, Oberlungwitz ist reich an guten Vorbildern und darum hoffe ich, daß auch die Bestrebungen de- HeimatschutzeS hier aus guten Boden fallen und sich «inwurzeln. Dem sehr beisällig ausgenommenen Vortrag folgte eine kurze Debatte, in der Herr Fabrikbes. Louis Bahner seine Anficht über die Ursache des wirtschasilichen Niederganges in der heimatlichen Bauweise dahin zusammenfaßte, daß die damaligen Anwohner, weil nach dem Krieg verarmt, nicht brsser bauen konnten. Wie allerdings ein solche» HauS, wie es z. B. dasjenige de» Konsumverein» sei, von der Baupolizei genehmigt werden konnte, sei ihm unklar; es sei ihm aber gesagt worden, daß dir Amtshauptmannschaft verboten habe, ander» zu bauen. Daran liege auch die Schuld, daß s«it den letzten 3—4 Jahren so geschmacklos gebaut würde. Der Heimalschutz hätte schon vor 30—40 Jahren eingreifen müssen und nicht erst heute, wo eS teilweise zu spät sei. Nach einer weite»«« Debatte über mancherlei Baufragen wurde die Versammlung geschloffen. Oertliches und Sächsisches. Wetterausficht für Dienstag, den 1. März: Südöstliche Winde, zeitweise heiter, kälter, vor wiegend trocken. * Hoheufiein-Erufithal, 28. Febr. Unter zahlr-icher Teilnahme aus allen Kressen unserer Einwohnerschaft wurde am gestrigen Sonntag daS 8. Saalfest de» Turnverein» von 18S6 i« schön