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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191002061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-06
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.02.1910
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MM W MnißmEnlWakr AiijkiM Tageblatt. Nr. 30. Sonntag, dm 6. Februar 1910. 37. Jahrgang. Die Preußische Wahlrecht- Vorlage. U«b«r den Inhalt deS Entwurfes zur preu- ßtschen WahlrechtSvorlage macht die „Nordd. AÜg Ztg." im Einzelnen die folgenden Angaben: Die organische Fortbildung deS Wahlrechts auf den »erfassung-mäßigen Grundlagen, wie sie in der Thronrede am SO Oktober 1908 verheißen »ar, schloß den Uebergang zu einem völlig anderen Wahlsystem auS. Darnach kam ein nach Berufs« ständen gegliedertes System so wenig in Frage, als ein proportionales oder Pluralwahlrecht. GS handelt sich vielmehr darum, das bisherige Wahl recht auf Grund der gewonnenen Erfahrungen von Mängeln zu befreien und den Verhältnissen der Gegenwart anzupafsen. Die Behauptung, daß di« Dretklassenwahl breite Volksschichten vom Einfluß auf die Wahlen ausschließe und regelmäßig zur Ueberstimmung der dritten Abteilung durch die beiden oberen Abteilungen führe, hält vor der Statistik nicht stand. Die Mängel deS Systems liegen in der indirekten Wahl und der mit dem Wahlmännersystem zusammenhängenden Vernach lässigung der Minoritäten, sodann in den Anomalien, di« sich in der ersten Abteilung auS dem über mäßigen Stimmgewicht der großen Steuerzahler ergeben; weiter in der ausschließlichen Anwendung deS SteuermaßstabkS bei der Bildung d«r Abtei lungen. Diesen Mängeln will die Vorlage durch solginde Maßnahmen abhelfen: Von der indirekten soll zu der direkten Wahl übergegaugen werden. Mit diesem Uebergang wird daS politische Interesse der Wähler gesteigert und mit der größten Teil nahme an den Wahlen werden auch die Wünsche der Bevölkerung bester zum Ausdruck gelangen. Die zweite wichtige Neuerung ist die sogenannte Maximierung. Die KOOO Mark Gesamtsteuer über steigende Steuerleistung soll nicht mehr angerechnet werden. Von diesem MaximierungSsatz werden etwa 18 000 Wähler getroffen. Er entspricht einem steuerpflichtigen Einkommen von 40 bis 42 000 Mark. Die dritte Neuerung will neben dem Steuermaßstabe weitere Merkmale für die Bildung der Abteilungen aufstrllen. AIS solche bieten sich: Höhere Bildung, die reifste Berufserfahrung, die verdienstvolle Tätigkeit im öffentlichen Leben (Plural- system). Eine weiter« Verbesserung ergibt sich aus der Art d«r Stimmenzählung. ES soll abteilungsweise in Stimmbezirken abgestimmt werden. Die Zu sammenrechnung der Stimmen soll aber in jeder Abteilung für den ganzen Wahlbezirk erfolgen, so daß die Minoritäten der einzelnen Stimmbezirke bei dem Grsamtresultat zur Geltung kommen. Die Tendenz der Vorlage läßt sich also dahin zusammensasten, daß sie unter Aufrechterhaltung der bisherigen Grundlagen deS Wahlrechts und deS Einflusses der mittleren Stände plutokratische Ausartungen beseitigt und für die Zukunft ver- hindert und daß sie die Teilnahme der Bürger schaft an den Wahlen belebt. Die Beibehaltung der öffentlichen Abstimmung wird folgendermaßen motiviert: In kleinen Stimm bezirken, die zur Erleichterung der Wahl notwendig find, läßt sich dat Wahlgeheimnis für die zweite und erste Abteilung nicht wahren, und man kann nicht der dritten Abteilung gewähren, waS sich für die beiden anderen nicht sichern läßt. Gegen bös- willige Verletzung deS Wahlgeheimnisses und gegen terroristische Beeinflussungen der Wähler schützt auch die geheime Wahl erfahrungsgemäß nicht. Sie begünstigt eher die Neigung, sich sol- cher Mittel zu bedienen und stumpft daS politisch« Verantwortungsgefühl ob Die Oeffentlichkeit der Wahl erhält daS Bewußtsein politischer Berant- Wörtlichkeit rege; dagegen gibt die geheime Wahl staatsfeindlichen Bestrebungen den Schein einer Stärke und Verbreitung, die sie nicht besitzen. WaS die neuen Merkmale für daS Aufsteigen in «in« höhere Abteilung anbelangt, so sollen ab geschloffene Hochschulbildung, Mitgliedschaft im Reichs- und Landtag, ehrenamtliche Tätigkeit in den SelbflverwaltungSbehörden und in den Ner- waltungSkörperschaftrn der höheren Kommunalver bände, sowie OsfizierSdienst im Heer und in der Marine zum Aufsteigen auS der zweiten oder dritten Abteilung in die nächsthöhere berechtigen. Die ehrenamtlich in den VerwaltungSkörpern der engeren Kommunalverbände tätigen Wähler solle« auS der dritten in die zweite Abteilung aufrücken. ES fallen hierunter di« unbesoldeten Bürgermeister, Beigeordneten und Mitglieder der Magistrate reichSangehöriger Städte, die ehrenamtlichen Vor steher und Mitglieder der ländlichen Gemeindeoor- stände, die ehrenamtlich tätigen rheinischen Bür germeister, westfälischen AmtSmänner und Amts- Vorsteher in den übrigen Provinzen. Der Anspruch auf daS erhöhte Stimmgewicht soll dauernd durch zehnjährige Tätigkeit in den bezüglichen Ehren ämtern erworben werden. Endlich sollen der zweiten Abteilung diejenigen Wähler der dritten zugewiesen werden, welche mit einem Einkommen von mehr al- 1800 Mark zur Staat-einkommen steuer veranlagt find und entweder seit fünfzehn Jahren sich in dem Besitz der Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst b,finden oder seit wenigstens fünf Jahren ununterbrochen die Berechtigung zur Anstellung im Zioildienst auf Grund eine- wenigstens zwölfjährigen, den mili tärischen gleichgestellten Dienstes oder die Be rechtigung zur Anstellung im Forstdienste besitzen. Beide Gruppen sollen den Anspruch aber erst bc- sitzen, wenn sie eine reifere Lebenserfahrung und ein dcr Einsicht in öffentlichen Angelegenheiten ge bührendes Lebensalter erreicht Haden und auch nach ihrer folgenden Lebenslage zu den Angehörigen deS Mittelstandes gerechnet werden können. Die Feststellung deS Wahlergebnisses soll sich folgendermaßen vollziehen: Für jede Abteilung be sonders wird die Zahl der im ganzen Landtags- Wahlbezirk abgegebenen gültigen Stimmen zusammen gerechnet und der Anteil jede- Kandidaten an den abgegebenen gültigen Stimmen abteilung-weise nach Hunderttetlen der Stimmen festgestellt Dte so ge- wonnenen Hundertteilzahlen aller Stimmen jeder Abteilung werden für jeden Kandidaten zusammen- gezählt Ihre Summe wird durch drei geteilt. Gewählt ist, wenn der durchschnittliche Stimmen- anteil hiernach mehr als KO von 100 beträgt. Deutscher Reichstag. so. Sitzung vom 4. Februar. Eingegangrn ist der Kalt-Gesetzentwurf. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Beratung de- Etats deS Reichstags. Dazu liegen K Resolutionen vor wegen Aenderung deS Diätengisetzes, wegen Behandlung von Interpellationen und wegen der SchwerinStage. Abg. Bafferman« (ntl.) berichtet über die Herausgabe eines ReichStags-HandbucheS. Abg. Singer (Goz) empfiehlt den Antrag Albrecht (Soz.), wonach die Bestimmung über dte Beantwortung von Interpellationen nicht lediglich vom Reichskanzler abhängrn und im Anschluß von Interpellationen die Stellung von Fragen zugelaffen werden soll. Kurze Anfragen tatsächlicher Art sollen jederzeit an den Reichskanzler gerichtet werden können. Abg. Müller-Meiningen (frs. Bp.) begründet den Antrag Ablaß, der sich mit dem vorstehenden, auch von den Nationalliberalen gestellten Antrag deckt, außerdem aber noch wünscht, daß die Be- Handlung der SchwerinStage und der Initiativ- anträge einer Revision unterzogen wird. Mit dem Anträge Bafferman« auf verlängerte Gültig. keitSdauer der Freifahrtscheine sind wir einver standen. Darüber hinaus muß daS ganze Diäten, gesetz abgeändert werden. ES ist doch z. B. un- finnig, daß ein Abgeordneter sogar für einen Tag, an dem «r ständig im Hause gewesen ist und an allen Abstimmungen teilgenommen hat, der Diäten bloß deshalb verlustig gehen kann, weil er, etwa Unwohlsein- halber, an der letzten Abstimmung nicht teilgenommen hat. Abg. Junck (ntl.) begründet den Antrag Baffer, mann, wonach die Zusicherung der Freifahrtkarten nicht nur für die Dauer der jeweiligen Session, sondern für die ganze Legislaturperiode erfolgt. Bedenken hat er gegen eine allgemeine Revision der Geschäftsordnung, wl« sie ein soeben einze- gangener Antrag Gröber fordert. Abg. Riire» (Ztr.) empfiehlt den Antrag Gröber und befürwortet di« Ausdehnung der Frei, fahrtscheine. Abg. Graf W-starp (kons.): Dem Verlangen nach Berlängerung der Freifahrtkarten können wir nicht beitret«n. Auch gegen die Anträge auf Ab- änderung der Geschäftsordnung haben wir starke sachliche Bedenken. Die Anträge, die an Inter- pellationen anknüpfen, würden in der Regel auf ein Mißtrauensvotum hinauslaufen. Ein Urteil z. B. „die Handhabung des VereinSgesitzeS ist mit dem Gesetz« unvereinbar- »ürde doch eine unzu lässig starke Kritik der Verwaltung sein. Auch würde sich daS Mißtrauensvotum in der Haupt, fache gegen den BundeSrat richten. Und daS so ein Faktor der Gesetzgebung über den andern ur- teilt, widerspräche dem Geiste der Verfassung. Auch die Stellung deS Reichskanzlers würde er« schüttert. Auch daS Recht zu kurzen tatsächlichen Anfragen und da- Recht auf deren Beantwortung laufen auf ein Eingreifen in schwebende Verfahren hinaus. Der Reichstag kann auch nimmermehr einseitig und ohne sich mit dem andern Faktor der Gesetzgebung in Verbindung zu setzen, so einfach beschließen, daß Reichskanzler und Staatssekretäre, wenn fi« hierher zitiert werden, auch sofort er- scheinen müssen. Alle- da- gehl nicht an. Abg. Gröber (Ztr.) : Dir Geschäftsordnung ist veraltet, die verfassungsrechtlichen Bedenken deS VorridnerS find unberechtigt. Wie kann in einem an eine Interpellation geknüpften Antrag eine Ge« fahr liegen, da der Reichstag doch genau denselben Beschluß fassen kann, wenn er statt der Inter, pellation einen Initiativantrag berät. Abg. Görcke (ntl) beklagt fich über schlechte Luft und mangelhaft funktionierende Fahrstühle im ReichStaqSgebäude. Abg. Bafferman« (ntl) sagt als Quästor des Reichstag- Abstellung der Beschwerden zu. Dte Sbgg. Kämpf (frs. Vp.) und Ledeb»«r (Soz.) wenden fich gegen die staatsrechtlichen Be. denken deS Abg. v. Westarp. In der wetteren Debatte beklagt Abg. Rau mann-Hofer (frs. Vp) di« langsame Prüfung der Wahlen. 8 Jahr« ist der Reichstag zusammen und noch find nicht alle Wahlen geprüft. Die erwähnten Resolutionen gehen an die Ge- schäft-ordnungS-Kommisfion, die auf 28 Mitglieder verstärkt wird. Der Handelsvertrag mit Portugal wird darauf gegen einen großen Teil deS Zentrums und der Wirtsch. Bereinigung und einem kleinen Teile der Freisinnigen in dritter Lesung endgültig angenommen. Nach Erledigung einiger Rechnung-fachen ver- tagt sich da- HauS. Sonnabend 11 Uhr: Handelsabkommen mit Amerika. Sächsischer Landtag. >re»d«u, 4. Febr. In der Erste« Kammer wurde, nachdem mehrere Teile deS Rechenschafts bericht- erledigt waren, vom Etat dar Kapitel 18, .Lott-rie-DarlehnSkaffe-, mit einem Ueberschuß von S74S90 Mk. genehmigt. Dabei berichtete Geh. Kommerzienrat Waeutig, daß die Barbestände der Finanzhaupikaffe sich ständig vermindert haben. Während die DarlehnS- kaff« am 1. April 1908 noch 40 Millionen Mark zur Verfügung hatte, ging die Summe im Laufe de- letzten Jahre- auf 21 Millionen Mark und dann noch weiter zurück. Ferner bewilligte man debatteloS 600000 Mk. al- erst« Rate für Erweiterung deS Bahnhofs Niederwiesa und 180000 Mk. für Erweiterung deS Bahnhofs Einsiedel und beraumte die nächste Sitzung auf Donnerstag, den 10. Februar, an. Tagesordnung: Mehrere Kapitel des Etats und de- Rechenschaftsberichte-, sowie Privatpetitionen. Dte Zweit« Kammer erledigte zunächst einige Kapitel deS Rechenschaftsberichtes, bewilligte die Etatkapitel 87, „Landarmen- und Fürsorge-Er- ziehungSwesen-, mit 1V30000 Mk. und Kapitel 88«, „LandeSgrenze", mit 18800 Mk. und beriet über Kapitel 88, „Armenkrankenpflege". Abg. Gt«der«a»n erklärt hierzu, seine Fraktion würd« gegen die für den LandeSveretn für innere Mission und für den Verein für Arbeiter kolonien in Sachsen geforderten Summen stimmen. Abg. Dähler-Crimmitschau, Vizepräsident Opitz, Vizepräsident Bär und Abg. Fräßderf versichern nacheinander da- lebhafteste Jntereffe ihrer Par teien für die Krüppelsürsorge und irsuchen um Er- Höhung der jetzt eingestellten 15000 Mk. für den nächsten Etat. Ministerialdirektor Dr. R«mpelt erklärte, an- gesicht- der Finanzlage habe eine höhere Summe diesmal nicht eingestellt werden können. DaS Ministerium wird sich aber gerne d«r ausgesprochenen Wünsche bei Ausstellung deS neuen Etats annehmen. Da» ganze Land sei nunmehr hinsichtlich der Krüppelsürsorge organisiert, da von Zwickau, Leipzig und Dresden drei Anstalten für die fünf KrriShauptmannschaften in» Leben gerufen worden sind. Da-Ministerium sei im Begriff, einen Lande-- Ausschuß zur Vermittelung der Erfahrungen und Verteilung der Unterstützung-gelder unter dte drei Anstalten einzuricht««. Abg. Kräßdsrs ersucht noch um Mitwirkung der Regierung dahin, die ärztliche Behandlung der Familienangehörigen für die Krankenversicherung obligatorisch zu machen. Die Litel »d (LandeSoerein für innere Mission 4800 Mk) und 3o (Verein für Arbeiterkolonien 8000 Mk.) werden mit 42 gegen 19 sozialdtmo- Angiolina. Novelle von der Adria van Hans v. Basedow. 271 (Nachdluck verboten.) „Sie bat ausgelilten, möge ihr Trieben werden!" flüsterte auch Fran Engelhardt, und dann, zu Karl ge wandt, „das Vergangene ist tot. für uns alle, wir müssen nun vertrauend aus das Kommende blicken, auf Dein Glück!" „Möge ihm auch Frieden werden", murmelte die Bucklige, zu Francescos Leiche gewandt, .er bat Anqiolina verderben wollen, d e Madonna Hot es aber anders gewollt und ibn bestraft." Sie machte das Krcuzzeichcu über die Toten. Karl aber winkte den alten Eopva heran. »Sorgt für die Leichen. Die Bestattung über nehme ich." Daun bestiegen sie wieder den Wagen und rollten davon, wahrend sich dcr düstere Ang mit den beiden Toten, umgeben von schwatzenden Weibern, nach der andern Richtung hin fortbcwcgte. Vor Bevvos Hütte sprang Karl aus dem Wagen, riß die Thür auf und stürmte hinein. »Wo ist Angioliua?" »Weiß nicht. Herr", meinte der alte Beppo ver wundert. Nun waren auch Fran Engelhardt und Bianca zu noch größerem Erstaunen Beppos cingetr-ten. „Sie wird noch dort sein vor Francescos Hütte", meinte Bianca. „Ja, ja", und Karl stürmte davon. Frau Engelhardt ergriff freundlich Bevvos Arm. „Kommen Sie, kommen Sie, unterwegs erkläre ich Ihnen alles." Sie zog den Kopfschüttelnden mit sich fort — Bianca schlich sich zur Seite, und doch zu Francescos Hütte bin — sie wollte doch das Glück der beiden wenigstens von Ferne kehen. Frau Engelhardt erzählte dein alten Beppo alles — er nickte vor sich hin. „Ihr habt mein Enkelkind ins Unglück führen wollen, aber Gctt bat es anders gewollt. Seht. Dame — ich habe doch recht gehabt, die Kinder sühnen die Sünde der Eltern!" „Und dcr Tod — er sühnt alles." Fran Engelhardt uickle schwer mit dem Kopfe — schonend brachte sic dem Alten den Tod seiner Tochter bei. Beppo zitterte, ein paar Thronen liefen über ' seine geiurchlen Wangen — er riß die Mütze vom Kopf und verharrte einen Augenblick in stummem Gebel. „Mag sie gewesen fein, wie sie will — es war doch mein Kind", erklärte er jein Thun halb ent schuldigend. „Finden Sic Trost im Glück Ihrer Enkelin." Die Angen des alten Mannes leuchteten auf. „Das war ein gutes Wort, Dame — er drückte ihr fest die Hand - „wir wollen beide nur das Glück unserer Kinder im Ange haben." Und sie eilten mit srcudebeflügestem Fuß dem voranstürmenden Karl nach. — Angiolina saß vor Francescos Hütte und harrte seiner Rückkehr. Besser war es, schnell enden. Wozu die Qual noch länger biuauszieheu? ES war zn seinem Glück — was klagte und westue sie da? Und wenn es für sic mir Elend auf Erdcn gab — ein Glück hatte sie doch: den Gedanken, zn wissen, daß er glücklich war. Und dach war ihr so schwer, so schwer, das; sie nnanf.mliiam weinen mußte. Sie halte bas Gesicht in den Händen geborgen — eilende Schritte ließen sie anfsehen. „O — Francesco kehrte znrück — nun war es vorbei für immer — vorbeil" Ihre Hand wurde ergriffen, mit Küssen bedeckt — ein Beben durchlief ihren Körper — das — das Ivar nicht Francesco, das war er — er — „Angioliua — mein süßes, süßes Herz — mein Weibl" Er wollte sic an sich ziehen, leichenblaß beugte sie sich zurück. Sluck dcr blieb ihr nicht erspart, auch den Kelch mußte sie noch leeren. „Laßt mich — laßt mich", bat sie flehend und suchte ihm ihre Hände zu entziehen. „Nie, nie — jetzt habe ich Dich, jetzt halte ich Dich und lasse Dick nicht mehr von mir. O — sträube Dick nicht, ich weiß cs ja. Du liebst mich, wie ich Dich liebe." „Nein, nein, cs darf ja nickt sein", schrie Angiolina schmerzlich auf, „Ihr sollt glück.ich werden!" „Ja, das soll er" — Frau Engelhardt trat heran nnd ermiss sanft Augiolinas Hand — „durch Dich, denn nur so kann er es werden. Komm un mein Herz, meine Tochter." Angiolina wußie nicht, wie ihr geschah — ein Beben durchlief ihren Körper, sie sank in die Arnie der asten Dame. „Herr, Herr", stammelte der alle Beppo, Freudeu- ihraneu in den Augen, Karls Hand ergreifend. „Ach was". Herr, rief der. „Tein Sohu, Baier Beppo — komm her." Und er zog den Allen an seine Brust und umarmte ihn herzlich. Dann löste er Angiolina von der Brust seiner Muster, zog sie an sich und küßte sie. „Mein — mein — mein." Und sie erwiderte seinen Kuß. sah ihn mit leuchtenden Augen an und flüsterte: „Daß es solches Glück geben kann." Sie ahnte nicht, daß Francescos Wort wahr ge worden: Dn wirst zn mir kommen und dann erst wirst Dn glücklich sein, ahnte nickt, daß sie gerade der Schritt glücklich gemacht, durch Hilse der Buckligen. Als sie sich von Karls Brust losgemacht, siel ihr Blick auf die abseits stehende Bianca. Sie flog auf dieselbe zu. „O, Du meine einzige Freundin, komm, nimm teil an meinem Glück." Sie zog die sanft Widerstrebende heran. „O, Ge liebter, sie ist stets freundlich zn mir geweicn. au jenem Tage, an dem alles mich verurteilte, habe ich ihr edles Herz erkannt, sie muß bei uns bleiben, wir wollen sie hegen und pflegen." „Das ist schon alles abgemacht", lackte Karl über mütig auf, „Sie wird bei nns wohnen, als unsere Hausverwalterin und Großvater Beppo als unser Hausarzt und alle, die Du sonst noch liebst, süßes Herz." „Du Guter, Guter", flüsterte sie wieder au seiner Brust. Frau Engelhardt sah glücklich lächelnd auf die Gruppe. Egoismus soll es gewesen sein, sic um da» Glück zu bringen? Nein, aber zu viel Liebe war «S, zu viel Mutterliebe, die bimd war gegen die andere Liebe. Dann rief sic herzlich: „Nun kommt, kommt — letzt gilt es, Verlobung zu feiern!" Sie ergriss Bevvos Arm — „geben Lie mir Ähren Arm, so — die jungen Leine haben doch kemen Sinn für uns, jetzt wollen wir llug jein für sie nnd olles vorbereitcu, daß sic bald ihr Glück in ihr eigenes Heim trage» können." Sie bestiegen den Wagen — Karl und Angioliua saßen Hand in Hand — sie wracken nicht, ihr «muck war so reich, daß sie es nicht in Wmle lstioen konmen. Aber jedermann sah cs doch — es leuchtete ans ihren Augen. — — — Wie eS weiter gekommen? Da ist nicht viel zn erzählen - es kam alles so, wie es Karl und Angioliua geplant und gewnmckt. Der alte Edclsitz entstand neu nnd barg nur gluckuckc Menschen, die auch andere glnckstch machten, wie und wo sie auch konnten. — Ende. —
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