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Deiiegrum HiWm-KrWMAMM Tage blatt. —— Nr. 29. Sonnabend, den 5. Februar 1910. 37. Jahrgang. SSchfischerZLandtag. ß»r«Sd-». St Febr. Heute standen auf der Tagesordnung der Erste» KammerZdie wichtigsten Kapitel des Kultus-Etat-, Kapitel 88 bis SO und »4 (Ministerium des Kultus, sowie daS Landes- konfistorium, di« katholischen geistlichen Behörden und das höher« Schulwesen.) Auf dem Tisch des Hause- waren die Bau pläne für das Gymnasium in Plaue« au-gebreitet. Di« Debatte eröffnet« Kultusminister Dr. Beck, -r ging davon aus, daß der Kultusetat gegen den vorjährigen um 12 Prozent höher eingestellt wäre. Lie Bewältigung der »ermehrten Geschäft« s«i ohne Personalvermehrung möglich gewesen, weil im G> schäftSverkehr tunlichst Vereinfachungen getroffen worden find. Es werd« auch im organischen Zu sammenhang« mit der Volksschulreform auf Ge- schäft-oereinfachung mit allen Kräften zugekommen werden. Ec erwähnte ferner di« heutigen schwer wiegenden Verhandlung«» in Berlin (Tchiffahrts- abgaben) und gab der Hoffnung Ausdruck, daß einefrecht gesunde freudige Entscheidung fallen möge. Der Kultusminister richtete dann an di« Gr- m«indrn, welche eine Realschule haben, die Mah nung, sich deren Umwandlung in eine Obcrreal- schule sehr zu überlegen. SS würden dadurch vi-le Schüler veranlaßt, die ohnehin überfüllten Gelehrten- berufe noch weiter zu überfüllen. Ec halte die Realschule sür am geeignetsten zur Fortbildung der dem Mittelstand angehörenden Krrise. Oberbürgermeister Keil-Zwickau wendet sich gegen eine Petition des Lehrerkollegiums am Real gymnasium zu Zwickau, welches die Bestimmungen wegen des Einrückens in die neue BesoldungSord- nung auch auf di« Lehrer der staatlich unterstützten Realgymnasien ausgedehnt wissen möchte. Ec bittet an den Grundsätzen nicht- mehr zu ändern und bezrichnet die Angelegenheit als kleinlich. Rittergutsbesitzer b. T«bra fragt, wie sich die Regierung zur Gründung von Kolonialschulen stellt. Der Mtutsier erwidert, diese Aufgabe liege dem Ministerium sehr ferne, aber eine Anregung von kompetenter Seite wäre immerhin zu beachten. Auf die Zwickauer P.tition brauche er ja nicht näher kinzugehen, nachdem der Oberbürgermeister von Zwickau ihr« Ablehnung seh: wirksam vorbe- reitet habe. (Heiterkeit.) Geh. Rat Dr. Roscher fügt hinzu, daß es in Deutschland eine einzige Kolonialschule, nämlich in Witzenhausrn, geb«. Da- Ministerium hab« aber dir Handelsschulen aufgefordert, auf die kolonialen Verhältnisse in dm geeigneten UnterrichtSzweigrn Bedacht zu nehmen. Seh. Studieurat Dr. Peter versichert, daß i« Lehrerberuf Zufriedenheit herrsche mit der n«um GehaltSregelung und die Ausnahmen nur ganz vereinzelt seien, worauf Vizepräsident Beutler über diese kompetente Aeußerung sein« Freude aussprach. Die Deputa tion werde sich bet den einlaufenden Petitionen diese Erklärung zur Richtschnur nehmen. ES werden alsdann die vorgelegten Etatkapitel genehmigt, mehrere Teil« des Rechenschaftsbericht- erledigt und dann mehrere Petitionen privater Na tur auf sich beruhen gelaffen. Nächste Sitzung morgen mittag 12 Uhr. Rechenschaftsbericht, Etat dir Lotterii-Darlrhn-kaffe, Erweiterung der Bahnhöfe Niederwiesa und Ein siedel. OertNcheS und LSchstscheS. Hohenstein-Ernstthal, 4. Februar. *- »er sächsisch- Frühjahr«. Bußtag fällt in diesem Jahre auf Mittwoch, den 28. Februar. Unsere Nachbarstaaten haben bekanntlich diesen Bußtag nicht. *— Einladungskarte» al» Drucksache. Nach den Bestimmungen der Postordnung ist es zulässig, in Einladungskarten, die als Drucksache versendet ««rden sollen, den Namm d«8 Eingeladenen sowie die Zeit, Zweck und Ort der Zusammenkunft handschriftlich zu vermerken. Dagegen dürfen nach einer Entscheidung de- Reichspostamt- die einzelnen Punkte der Tagesordnung nicht handschriftlich an gegeben sein. *— Da» T-samtpermäge« der Tnr»»r- schast Sachsen» beträgt nach den neuesten Ver öffentlichungen 108 SS7 Mark. Der Haftpflicht- grundstock hat im vergangenen Jahre seine Höhe von 10842 Mark behalten. Der Grundstock für DorlurnerauSbildung beträgt 1861 Mark, der vom 3. KreiSturnfest 8193 Mark. An Hypotheken find 60000 Mark vorhanden, an Wertpapieren 84200 Mark. Die Kretskaffe schließt mit «inem Be stand« von 3400 Mark ab, die Unterstützung-kaffe mit 81S27 Mark Bestand bei 10060 Mark AuS- gäbe und 18891 Mark Einnahme. *— Zu» Gebrauche sächsischer und bäh- Mischer Heilquelle», sowie von Luftkurorten find aus der unter der Verwaltung der IV. Ab- teilung des Ministeriums deS Innern stehenden sächsischen Stiftung vom 96. Juli 1811, sowie aus sonstigen zur Verfügung stehenden Mitteln an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unterstützungen und Fr«istell«n zu ver- gkben. Insbesondere können zum Gebrauche von Bad-Elstrr bedürftige Personen durch 1. Geldbei hilfen,dsmit deren Bewilligung auch der Genuß freien Bade- auf dir Dauer eine- Monats, freie ärztliche Behandlung und Befreiung von der Kur taxe verbunden ist; 8. bloße Bewilligung freien Bade- auf die Dauer eine- Monat-, freie ärzt liche Behandlung und Befreiung von der Kur taxe unterstützt werden. Die Unterstützung-gesucht find längsten- bi- zum 18. März d. I. bei dem Ministerium deS Innern, IV. Abteilung, einzu- reichrn. *— Di« Ke»erbesiatt«ngen erobern sich lang- sum mehr und mehr Terrain. Im vorigen Jahre haben in deutschen Krematorien 477S Feurrbe- stattungen stattgesunden, 72S mehr als 1908 An diesen Einäscherungen war daß männliche Geschlecht mit 2977,§das weibliche mit 1809 Fällen beteiligt. Interessant find dir Angaben über da- konfessionelle Bekenntnis. Danach waren es 3797 Evangelische, 401 Katholiken, 88 Altkatholiken, 220 Israeliten, 6b Freireligiöse, 68 Dissidenten, 11 gehörten anderen Bekenntnissen an, bet 849 war überhaupt kein Bekenntnis "angegeben. *— Eins vielgeprüfte Mutter ist cs an- scheinend, dis in den Leipz. N. N. ihrem H.rzen wie folgt Luft macht und an den Männern kein gute- Haar läßt: „Die meisten Männer heiraten immer noch, um ihre pekuniäre Lage zu verb-ffern, resp. ein recht gutes Geschäft dabei zu machen Warum bleiben denn gerade die tüchtigsten und solidesten Mädchen fitzen, während viele flatter- hafte Männer bekommen? Weil die Männer leider nur auf das Aeußere sehen und Herzens-Eitzen- schäften selten in Betracht ziehen. Ist ein Mann nun an eine solche leichte Fliege, die weder zur Hausfrau, noch zur Mutter taugt, grkrttet, dann schreit er ach und weh, und ist doch selbst an seinem Unglück schuld." Sollten die jungen Männer von heute wirklich so oberflächlich oder egoistisch sein? * »r«»ben, 2. Febr. Die Affäre de» Ballett- meister» der Kgl. Hofoper, August Berger, der be kanntlich von der „Dresdner Rundschau" bezichtigt wurde, weiblich« Mitglieder de- Ballettkorps unge recht behandelt zu haben, ist jetzt in ein anderes Stadium getreten. Ballettmeister Berger hat es vorgezogrn, Drrsden und die Kgl. Hofoper sang- und klanglos zu verlaffen. Der vtelangefetndet« B-llettmeister ist heute abgereist und tritt schon in allernächster Zeit ein auf mehrer« Jahre abge schlossene» Engagement an der Oper in Warschau an. Nun wird auch wohl der von Berger gegen die „Rundschau" angestrengte Beleidigungsprozeß im Sande verlaufen. — Unerfahren und ertötet wurde gestern nachmittag auf der Tharandter Straß« die noch nicht 9 Jahr« alt« Tochter Ilse de» Fa- brikporrierS Kraemer von einem stadtwärt» fahren- den Straßenbahnwagen. DaS Kind war hinter einem in entgsgenzesttzter Richtung fahrenden Wagen hineingtlaufen. * Leipzig, 3. Febr. Dem kürzlich gebildeten Mitteldeutschen Braunkohlevsyndikat in Leipzig traten gestern noch die Gewerkschaft Breunsdorf in Breunsdorf und die Gewerkschaft Viktoria in Lock- städt bei Außerdem hat cs sich die Kontrolle über die Produktion der Gewerkschaft Rrgiser Braun- kohlenwerke gesichert. Da- Syndikat ist jetzt so stark geworden, daß die gefürchtete Beunruhigung de» KohlenmarkteS in Mitteldeutschland al- be hoben gelten darf. Er ist anzunehmen, daß das Syndikat der allgemeinen Marktlage bei der Preis- strllung in vernünftigen Ganzen Rechnung tragen wird. * Oschatz, 2 Febr. Heute abend um 7 Uhr wurde auf d«m Rückwege vom Wochenmarkt die HandrlSfrau Görlt auf dem Wege nach Kasabra von einem Unbekannten überfallen und nach heftigem Kampfe ihrer Geldtasche mit dem Markterlös be raubt. Bon dem Täter, der sich nach dem Urber- fall in- nah« Gehö z schlug, fehlt jede Spur. * Riesa, 2 Febr. Auf eine vrrwerflicheMeise suchte sich der am 8. Februar 1886 in einem Orte bei Görlitz geborene, zweimal disziplinarisch vor bestrafte Feuerwerker Paul Richard Reinhold Garbe vom hiesigen Artillerie-Depot ein „Darlehn" zu