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KnlM W Hchkißrili'Enißlllliln AMSkl Tageblatt 37. Jahrgang. Nr. 1 Drum schauet Und bannt Manch frohe In deinem Bald hebt die Glocke mächtig an, Ertönt ihr ernster Schlag; Begraben wird das alte Jahr, versenkt der letzte Tag. Legt ab die Trauer, schmücket euch Mit neuem Hoffnungskleid! alle dankbar auf das Herzeleid! Reicht euch in frischer Schaffenslust Ium frohen Bund die Hand, Und wirket treu in Haus und Staat Fürs teure Vaterland! Und doch dem frohen Gottesfinn wird auch das Leid zum Glück; In Nächten schaut er himmelwärts, Die Sterne sucht sein Blick. was senkst du, armes Menschenherz, Mit in die Gruft hinein? Manch schöner Traum, erhofftes Glück wird mit begraben sein. Ium Ewigen euch flüchtet hin Im ernsten Drang der Zeit! Sein ist da» Reich, sein ist die Kraft Und sein die Herrlichkeit. Und sinnst du nach, es fehlt auch nicht Für dich der Sonnenschein; Stunde kehrte doch Hause ein. * » Allerlei Kurzweil. * « Lenksprüche. Der Jüngling hofft deS Greifet Ziel, Der Mann nach seiner Jahre viel, Der Greis zu vielen noch ein Jahr, Und keiner nimmt den Irrtum wahr! Len jedem, der dir durch daS Leben schritt, Bleibt eine Spur an deiner Seele hangen; So bringst du am Gewand ein Stäubchen mit Len jedem Wege, den du bist gegangen. * » * Ausdauer lerne paaren Mit Fleiß zu jeder Frist, Daß du in späten Jahren Noch schaffen-freudig bist. Rätselecke. Scharade. Bei Schmerz und Freude rufst du auS Die erste Silbe mein; Die zweite nennet dir alsdann Die Stätte traut und fein, All»» der Galten Liebe hat Nach stets gewaltet frLH und spat. Fügst di» zwei Silben du nunmehr Zum Schluß einander an, Bon Later »der Mutter her Jst's ein verwandter Mann. Rätsel. 1. Der letzte von zwölf Brüdern, ein rauher Gesell Bon außen, doch innen gar lieblich und hell; »ringt Friede und Freude für groß und für klein. Was mag für ein Bruder, Ihr Kinder, das sein? 2. Ich komme mit Scham, Ich gehe, kommt Gram, Ich komme mit Freud', Ich gehe, kommt Leid. Solang ich mag steh'n, Lust, Leben, wie schön! Wenn ich ganz vergeh', Glück, Jugend, adel Rätsel siir kloi»o Rechenmeister s Welches beiden zwischen 10 und SO liegen« den Zahlen^ergeben als Summe dieselbe Zahl, welche man erhält, wenn man die Einer der beiden Zahlen miteinander multipliziert ? Homonym. Wenn du in mich htneingeraten, So kommst du selten heil heraus; Oft trägst du einen bitt'ren Schaden AuS diesem wilden, rohen Strauß. Drum meide mich zu^jedei/Zeit, Der Segen, flieht,'wo. Zank und,Streit. Doch hegst du^würdigeS. Verlangen, Und bist drauf hoffend/, still für^dich, Zur Ktrchenfeier hingegangen, Dann, glaube mir, erheb ich dich Durch einen hohen Kunstgenuß, Der Herz^und Sinn erfreuen muß. Zweisilbig» Scharade. Wohl.möchi' ich^mit der Ersten gern Zur Ersten ziehn zur Sommerszeit, Wo von deS Flachland- Brodern fern Die frischerZweite Kraft verleiht. DochZwenn^mich irgendwo im Haus Das schlimme ganze Wort bedroht, So weich' ich diesem Feinde aus; Nicht^selten bringt er raschen Lod. Scherzfrage. WelcherAbend fängt/schon am Morgen an? »ilder.Rätsel. («ufl-sungen in nächst,. Stumm,,.) «uftSfuKSe« a«S Nummer 52. Des.vllder-Rätsels: Ueberfluß>acht Ueberdruß. De« Vexierbildes: Man betrachte das Bild von recht«, dann >fieht§man^den Nachbar in gan« »erLFigur. Di- Füße ruhen auf dem Besen« stiel, der Kopf ssteckt in der Brust be sitzenden Mannes. Lindtr-Ieitung. Alle Rechte für den gesamten Inhalt Vorbehalte». Hohrnstein-Grnstthal. j 1810 ES war gerade acht Tage »ach Weih nachten, am Silvesterabend. Ganz so wie vor einer Woche am Weihnachtsabend gingen die Leut» mit de» Grsangbuch unterm Arm zur Kirche, in der dir hohen Lannrnbäum« brann« ten und das Licht d«r Kronleuchter durch die Fenster auf die Straß, hinaus schien; ganz so wie vor acht Lagen wurde nachher zuhause der Ehristbaum ang,stickt, und man aß Honig kuchen und Nüsse und »ar vergnügt. Uav wie vor acht Lagen da- Christkind ganz stil und heimlich und schnell durch die Straße» ge« gaugr» war und in jedem Hause etwas be schert hatte, so huscht« an dem Silvesterabend, an dem diese Geschichte passierte, ein Engelchen durch die Stadt und guckt» hier in rin Fenster hinein und dort: ,S wollt« einmal nach- sehe», wat die Kinder, denen das Christkind beschert hatte, wohl mit ihren schönen Weth- nacht-fachen anstxgrn. Eben stand das Engelchcn auf den Zehen und sah durch einen Spalt zwischen schweren Vorhängen hindurch in «in prächtig,- Zimm« htueiu. Die Lichter des Ehristbaum-, der mitten im Zim«,r stand und fast bis an die Decke reichte, warfen ihren Schein über einen »eißgedecklen Lisch, der über und über voll stand von allrrlei schönen Sachen: Kuchen, auS denen di« Mandeln »ad Rosinen hervorgvckten; ein, ganze Armee von Zinnsoldaten, Reiter und Fußvolk; ein stolzes Schloß aus Bau steinen; «in« Wach-k-nigpupp« mit Krone und Herm,ltnmantel. Es war eine wahre Pracht! Aber der kleine Junge, d«r vor dem Lisch« stand und «ben mit verdritßlichem Erficht einen Zinnsoldaten hin und her schob, schien daS gar nicht zu finden. Er hatte ja schon so sehr viel Spielsachen, daß er eigentlich nach all' diesem nichts fragte. Kuchen gab es auch alle Lage, da« war also auch nicht- Besondere-. Ge langweilt ging er um den Ehristbaum herum, nahm den Wach-könig auf und warf ihn wieder hin, knabberte an einem Marzipan- schweinchrn — — und dann ging ,r ans Fenster und sah mißmutig auf die Straße Da- Engelchen schüttelte d«n Kopf und ging weiter. Wieder hob e- fich auf dir Zehen und guckt« tu- nächste Fenster. Da- gehörte zu einem ärmlichen baufälligen Häuschen, das au-sah, als bräche es nächstens in stch zusam men; e» »ar wohl nur so aus Versehen neben dem prächtigen neuen Haus» stehrnfgeblieben und gihörte rin»r armen Arbeitsfrau, dl« fich redlich abmüht«, fich und ihrrn kleinen HanS durchzu- bringen. Sie »ar auch jetzt trgeudwo an der Arbeit. Ja der Stub« stand Häuscheng'ganz allein neb«n dem Holztisch, auf de«, in einen halbzerbroch»nen Mum«ntopf gestickt, «in Christ- bäumlein brannte. HtnSchen halt« einen wun« derschönrn großen, rotbackigen Apf«l in dir Hand, das »ar das einzige, wa« er vor acht Tagen zu Weihnachten bekommen hatte, denn di« Mutter »ar sehr arm; er hatte den Apfel noch nicht gegeffen, sondern freute stch über ihn, hielt ihn ans Ohr und schüttelte ihn, daß die Kern» inwendig ganz lrise klingelt«». Das tat er auch jetzt wieder, und er sah so freundlich und vergnügt dabet au-, daß bat Eng«lch«n hinter dem Finster seine Helle Freude daran hattr. An d»m Bäumlein t« Blumentopf waren die Lichter heruutergebrannt; fi« »erloschen «ins nach dem andern, und Hänschen zog stch allein und artig aus und l«gt« stch in da« große Bett, da- hinten anZ der Wand stand. Srinen W,thnacht-apfel hatt« er dicht daneben auf die Kommod, gelegt. Und «he er einschlief, war's ihm, als küff« ihn jnnand auf die Stirn, ganz, ganz sanft und leise, und «er genau hin- »eschaut hätte, Hütt, gisehen, »ie das Engelchen Ich über ihn beugte und dann schnell wieder durch di« Lür davonhuschte. Sanz still »ar es in der kleinen Stube. Da lispelte «S mit einem Mal von d«r Kommode her, und Hänschen sah erstaunt zur Seit« — — ja, das war auch wirklich etwas zum staunen! Der »eihnacht-apfel hatt« fich auseinandergetan, wie mit einer Lür und «in DaS Gilvesterengelchen. Von Mari« Behne. (Rachdruck »erbot,n.)