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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191001019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-01
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.01.1910
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Z«m Jahreswechsel. Alt»! und Neu«», sie reichen fich die HLnde beim Jahreswechsel. Dal alt« Jahr, daß hinter un» liegt, und da» neue vor uns, tn dessen dunkle Ungewißheit heiß und brennend die Blick« fich bohren in dem sehnsüchtigen Berlangen, den ver- hüllenden Schleier wegzuztrhen von dem Bilde der Zukunft. Alte» Leid und neue Hoff.iung, alte Sünde und neue Vorsätze, alte Schwachheit und neuer Mut, alt« Verzaglheil und neuer Gla»be, — stärker al» sonst find fie in diesen Tagen lebendig in den Geelen der Menschen. Es ist dir Z«it der Jahie-abschlüsse. Man zieht die Striche tn den R-chnung-büchern, man stellt die Summen zusammen und berechnet da» Vermögen, da» man hat. Notwendige Arbeit, damit einer weiß, wo mit einer in Zukunft zu rrchnen hat, wa» er unternehmen kann und wagen darf. Unerläßliche Borbedtngung für jede» Weiterarbeiten und Vor» wärttschretten. Nicht anders ist es im tnnrrn Leben drr Mrnschen. Wa» hat das alt« Jahr aus un» gemacht? Diese Frage ist beim Jahres wechsel die allerwichtigste, viel wichtiger alS die andre nach dem, wa» das Jahr un» gebracht hat, gebracht an Glück und Freude, an Genuß und Sonnenschein, gebracht aber auch an Sorge und L id, an Mißmut und Enttäuschung. Was hat daS Jahr auS unS gemacht? Sind wir bester, nützlicher, ernster geworden, Menschen voll Verant- wortlichkeitSgesühl und Sewlstenhastigkeit, voll Gerechtigkeit und Lieb«, voll Ehrfurcht vor dem Unendlichen und voll Glauben an den ewigen Gott? Oder find die alten Sünden noch mächtig in un» wie zuvor, vielleicht gar noch mächtiger geworden, die Sünden der Selbstsucht und de» Hoste», drr Frivolität und de» Leichtsinn» ? Die Frage will genau und peinlich beantwortet sein, nicht obenhin mit einem Achselzucken voll Gemüts ruhe: nun ja, 's ist eben nicht alles, wie es sein sollte. Wo fitzt der Fehler? Wo muß eS ander» werden? Wo >st mehr Kraft und guter Wille erforderlich? Nur wenn darüber volle Klarheit herrscht, ist ein BorwärtSkommen möglich. Und vor un» da» neue Jahr. Unbegrenzte Möglichkeiten birgt e» in seinem Schoß«, da» Glück in zahllosen Formen und Gestalten und da» Leid in fast noch zahlreicherer Mannigfaltigkeit. WaS wird davon im neuen Jahr« unser s«in? Ein jeder wünscht fich da» Beste, da» Glück für Leib und Seele, der eine tn dieser, der andere in jener Gestalt. Aber ob da» neue Jahr alle» er. füllen wird, wa» wir wünschen und erwarten, da» zu wissen und noch viel weniger da» zu fügen steht nicht in unsrer Macht. Ob r» un» statt Freude L.id, statt Glück Unheil, statt Lcben Lod bringen wird, wer vermag da» zu sagen? Mit hellerem Frohsinn und ausgelassener Lustigkeit wird zumeist der Anbruch de» neuen Jahre» begrüßt. Sollte diese ausgelassene Fröhlichkeit nicht bet s«hr vielen ein geflissentliche» Ausweichen sein vor den ernsten Gedanken des Jahreswechsels? Die Unge wißheit und Unsicherheit, mit der wir der Zukunst entgegengrhrn, wird durch Lachen und Scherzen nicht überwunden, die wird nur bezwungen durch den Glauben an die ewig« Gnad« und Treue de» Gottes, der tn Freundlichkeit und Güt« mt Vater huld un» unsre Wege wrrst. L—L. TageSgefchichte. Zur Veschlaguahma russischer Depot» i» Berit» schreibt die „Nordd. Allg. Ztg - osfiziö»: Auf Antrag des Hauptmanns a. D. v. H Ilfeld ist von dem Amtsgericht Berlin-Mitte auf Grund eine» Urteil» deS Kaiserlichen Gericht» tn Tsingtau die Pfändung eine» Guthaben» der russischen Regie rung bet dem Bankhause Mendelssohn u. To. ver fügt worden. Die russische Regierung hat gegen diese- von ihr als völkerrechtswidrig ange sehene Verfahren Beschwerde erhoben. Von dem Ministerium drr Auswärtigen Angelegenheiten ist darauf, wie bereits früher in ähnlichen Fällen, gegen den Pfändungsbeschluß der Kompetenzkor fl kt bei dem hierfür zuständigen Gerichtshof erhoben worden. Uedrigen» hat fich die russische Regierung bereit erklärt, die Ansprüche des Herrn v. Hellfeld durch ein Schiedsgericht feststrllen zu lassen. Priuz Heiurtch reiß nach Peter»bur,. Infolge einer Erkrankung de» Prinzen Friedrich Leopold hat der Kaiser den Prinzen Heinrich mit seiner Vertretung bet den B-isktzung-feterlichkeiten deS Großfürsten Michael in Petersburg beauftragt. Siu Trauerfall iur Haus» Reu- it. L. Am DonnrrStag traf in Greiz aus Gettenbach bei G-lnhausen die Trau«rboischast ein, daß die Tante de» Fürsten, dir Prinzessin Marie zu Isen burg und Büding«n, tn der Nacht zum Donnei-lag gestorben set. Prinzessin Mari« war die einzig« Schwester de» 1908 gestorbenen Fürsten Heinrich XXII. von Reuß L L und hat ein Alter von 84 Jahren erreicht. Infolge ihrer am 22. Juli 1878 erfolgt«» V-rmählung mit dem Erbgrasen Friedrich zu Isenburg und Büdingen »ar zwischen ihr und ihrem fürstlichen Bruder, der diese Verbindung nicht gern gesehen hatte, eine gewisse Spannung entstanden, die auch bi- zum Tode deS Fürsten angehalten hat. Trotzdem »eilte die seit 1889 verwitwete Prinzessin alljährlich länger» Zett in Greiz und hatte hier durch ihre Mildtätigkeit große Sympathien. Prinzeß Isenburg war Ehren dame des Kgl. Bayerischen Tqeresien-Orden». Die Nachricht van dem lebensgefährlichen Zustande der Prinzessin Isenburg wurde erst am Mittwoch abend der Prinzessin Iba von Reuß im Theater überbracht, als fie «den einer Vorstellung »on Alt- Heidelberg beiwohnte. Der Hof virlteß daraufhin sofort da» Theater. Giu fraudigo- Fa»tlie»«r«it»i» i» Haus» Holftetu. Am Donner»tag wurde die Prinzessin Albert zu SchleSwig-Holstetn-vonderburg-Vlücksburg von einrm gesunden Knaben entbunden. Prinz Albert ist rin jüngerer Bruder de» Herzog» Friedrich Ferdinand von Glücksburg, dr» Senior» dies«» Aste» der Familie Holstein, und seit Oktober 1SO6 mit Ortrud Gräfin zu Isenburg und Büdingen vermählt. Der jetzt g«dorene Prinz folgt al» zweite» Kind «tner am 8. D«zember vorigen Jahre» geborenen Prinzessin. Der Zufall hat «» gewollt, daß an demselben Tage, an dem hier der Prinz geboren wurde, besten Tante, di« Erbgräfin Fried- rtch von Isenburg und Büdingen, geb. Prtnzrsstn von Reuß starb. Neichlta-»«»fg«bo». Dat viratungimaterial dk» Reichstage» nach Wiederaufnahme seiner Sitzungen wird recht um- fangreich sein. Zunächst wird der Reich»hau»haltS- «tat für 1910 in der Budgetkommisfion und dann in zweiter und dritter Beratung im Plenum zu erledigen sein. SS ist schon darauf hingewiesrn, daß, weil das Osterfest diesmal tn den Schluß de» März fällt, e» einer recht tntenfiven Arbeit bedürfen wird, um den Etat rechtzrittg, d. h. bi» zum 1. April 1910, fertig zu stellen. De» wetteren ist der vor Weihnachten tn erster Lesung beratene Hand«!»- und Sch>ffahrt»vertrag mit Portugal nach den Ferien in z.eiter und dritter Beratung zu erledigen. Für ihn haben fich inzwischen be kanntlich u. a. der Zentralv'rband Deutscher In. dustritller und der Deutsche HandelSlag ausge» sprachen. Von Vorlagen, die dem Reichstage vom BundrSrate schon vor Weihnachten zugegangrn, aber noch nicht tn Beratung genommen find, find von Wichtigkeit: der Entwurf über die Haftung de» Reich» für seine Beamten, die Strafprozeß, ordnung mit den zugehörigen G-setzen, der Ent- wurf einer Fernsprechgebührenordnung und der Handelsvertrag mit Bolima. Dazu kommt aber noch die große Zahl von Interpellationen und Anträgen, di« aus der Initiative de» Hause» selbst hervorgegangen find. Man wird zugestehen müssen, daß schon diese» Material hinretchen würde, din Reichstag bi» zu den Osterferien voll zu be schäftigen. Er wird aber noch andere Sesetzint. würf« zur Beratung zugestrllt erhalten. Darunter werden fich da» Arbeil-kammergrsitz, da» Gesetz über die StelUnvermittlung, eine GewerbeordnungS- Novelle, ein Gesetzentwurf über di« Hausarbeit, ein Kolonialbeamtengrsetz und die Reichsversiche. ruugsordnung befinden. Man wird annehmen dürfen, daß alle diese Vorlagen noch vor den Osterferien im Reichstage sein werden. Erforderte dre Neuregelung der Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika eine Vorlage, so würde auch diese noch vor Ostern rinzubringen und zu erledigen sein. Auf jeden Fall wird das aufgezählte Material nicht nur nicht vor Ostern aufgearbettet werden können, es wird vielmehr von ihm für die Zeit nach Ostern noch so viel übrig bleiben, daß auch diesmal mit einer recht langen Relch»tagstagung zu rrchnen sein wird. Di» Neuwahlen z»» Mt«»b»rger Landtag«, die zum ersten Male nach dem neuen Wahlgesetz statlfinden, wurden vom Ministerium dr» Innern aus Donnerstag, den 14. April, angesetzt I« d»r Tarifb«w«gnn, fite di» deutsch« H»lzt»d»ßri« hat fich die Lage zugefpltzt. Die Verträge in SO deutsch«« Slädlrn, die am 12. Februar 1910 ab- laufen, find von den Parteien gekündigt worden. Eine Versammlung deS Arbeitgeberschutzverbande», an der die Vertreter von 8000 Arbeitgebern mit 40000 beschäftigten Arbeitern auS 42 Städten trtlnahmen, lehnte ein Schiedsgericht ab und er- klärte die Forderungen der Arbeiter für unannehm bar. Ob man bi» zum Februar noch zu einer neuen Einigung kommt, scheint danach sehr frag lich zu sein. Poftlaufbah» gesperrt! Infolge der großen Finanznot und mit Rück sicht auf daS unübersehbare Anwachs«» des Be- amtrnheerrS bet der Post ist die Postoerwaltung gezwungen, in eine Personalreform einzutreten, die Hand in Hand mit Betriebsvereinfachungen tn der Weise durchatiührt werden soll, daß alle Dienst- geschäfte einfacherer und mechanischer Art billigeren Arbeitskräften zugeteilt werden soll, während andererseits die Anforderungen und Befugnisse an Beamte erhöht werden. In welcher Form der Bedarf an den erforderlichen Arbeitskräften gedeckt werden soll, ist noch nicht festgestellt, und es unter liegt noch der Erwägung, ob namentlich in kleineren Orten der Betriebsdienst jungen Mädchen eröffnet oder ob noch eine niedere Beamtenlaufbahn einge- führt werden soll. Die übrige Beamtenlaufbahn ist vorläufig gesperrt und di« Postoerwaltung läßt den Kandidaten der Etnjährig-Freiwilltgen-Prüfung schon jetzt Mitteilen, daß im nächsten Jahre Post- und Telrgraphengehilsin nicht angrnommen werden. Harr Wegolin darf z«rückk«hre». Der au» den Reichslanden wegen der bekannten Mülhauser Restanrantaffär« ausgewiesene Schweizer Wtgelin hat von drr elsäsfisch-lothringischrn Regie- rung di« Erlaubnis erhalten, seiner Geschäfte wegen einen WeihnachtStag in Mülhausen zu verbringen; außerdem darf er in Zukunft in jedem Monat einen Lag dort verweilen. Ob diese» Entgegen- kommen der Regierung angebracht ist, erscheint recht zweifelhaft. Jedenfalls wird e» in den partikularistischen Kreisen der ReichSlandt al- halber Rückzug geblutet werden. Oeßerretch-Uutar». Ein Aussehen erregende» Urteil fällte da» Kreisgertcht in Gitschin. Der tschechische Brauer Karl Stepanek hatte bei der Eisenbahnkasse der deutschen Station Bernau in tschechischer Sprache eine Fahrkarte verlangt, die ihm auch auSgefolgt wurde. Nach kurzer Zett kam Stepanek wieder zur Kaffe, warf dem Beamten die Kart« mit dem Bemerken zurück, daß er eine tschechische verlangt hab«. Al» der Beamte erklärte, daß r» eine solche in Bernau nicht gebe, wurde Stepanek rabiat, machte einen Ri»senkra»all, so daß ein Wachmann einschrett«« mußte, den der Tscheche dann brüllerd angriff. Er wurde »egen dr» Verbrechen» der öffentlichen Gewalttätigkeit angrklagt, doch von den tschechischen Richtern de» Gitschinrr Kr«i» gerichte» freigesprochen. Giu» De»»»ßr«1t»» t«>e» di« Erhöh»»» »er vi«rß«»«r i» »rr Gtet«r»«rk. Bet der g«strig«n Beratung de» steirischen Landtag» über di« Erhöhung der Bi«rsteuer von zwei auf vier Kronen für den Hektoliter, demon strierten eine große Anzahl von Gastwirten und Brauern im Landhaurhof gegen dies« Maßnahme. Jnsolgr der stürmischen Lärmszenin wurde dir Landtag-fitzung unterbrochen und der Landhaus- Hof durch Polizei geräumt. Fr»»kr«ich. Die Wiedereinstellung der aufsässigen Postbe amten, die s. Zt. in dem großen Postausstandr die Führer waren, ist »on der französischen Kammer mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Uebrr den Verlauf der Sitzung wird berichtet: Aus einen An- trag TompLrr-Morel», der dir Kammer zu einer Resolution zugunsten der Wiederanstellung eine» wegen seiner Propaganda für die veamtensyndikate entlassenen Postunterbeamten veranlaffen wollt«, er klärt« Ministerpräsident Briand: Die Freiheit der Beamten muß beschränkt werden au» Gründen der Autorität, die ihnen selbst gegeben ist Wie ich bereits vor einrm Monat gesagt habe, ist e» nicht Sache der Kammer, Beamte wiederetnzusetzen, und rin Votum dieser Art würde rin Mißtrauensvotum bedeuten. Keine Regierung würde dir vorgeschlagrn« Resolution annehmen können, ohne darüber zu Fall zu kommen. Eine solche Maßnahme gehöre nicht zu den Vorrechten der Kammer und die Wähler wären im Recht, wenn fie wegen eine» solchen Versuchs der Kammer den Vorwurf der Anarchie machen würden. Die Kammer lrhnte darauf di» Resolution Compörr-Morel mit 843 gegen 114 Stimmen ab. Italien. Der italienische Senat beriet am Mittwoch über die Maßnahmen zugunsten der durch da» vorjährige Erdbeben betroffenen Städte. Der Präsident gedachte des JahrrStage» deS Unglück» und erneuert« die Wünsche sür den Aufbau der früher blühenden S'ädtr. Ministerpräsident Gonnino erklärte, die Regierung set fich ihrer Pflichten gegen da» Parlament und da» Land bewußt, um, so weit möglich, daS große Unglück wieder gut zu machen, und bat daS Parlament, die Mittel hier zu berettzustrllen. Er werde seinerseit» alles Mög liche tun, um den Schaden wieder gut zu machen. Nachdem daS Haus den betreffenden Gesetzentwurf ohne Debatte genehmigt hatte, vertagt« es fich auf unbestimmte Zeit. Gugluud. Gegen dieDeutschrnhetze zu Wahlzwecken wenden fich jetzt auch die Regierung-Vertreter mit vollem Nachdruck. In einer in Islington gehaltenen Rede erklärte G«n«ralpostmeister Buxton, die Gegner der Regierung versuchten das Volk mit der Redens art zu schncken, wenn nicht die Wahlen zugunsten der Lord- ausfielen, würde England bald im Be sitz von Deutschland sein. Jede Regierung habe di« Pflicht, für eine au-r«tchend« LandeSorrtridigung zu sorgrn; da er aber England für vollkommen gestchert gegen j«den Angriff halte, so könne er solche Versuche, Zwist zwischen England und Deutschland zu säen, nur auf» schärfste verurteilen. Wieder ei» vombeuatteutat in Judie» Auf den stellvertretenden R,gi«rung»kommiffar ist iw Lahore ein Bombenattentat versucht worden. Der Dten«r de» Kommissars fand an der Haus tür ein an seinen Herrn adressierte» Paket, bet besten Oestnung dem Diener durch di« darin ent haltene Bombe die Hand zerschmettert wurde. Kleine Chronik * 23 Personell ertr»»ke». Au» Agram wird gemeldet: Wie jetzt bekannt wird, wollten in einer Ortschaft in der Nähe von Karlowitz am Weihnacht»- tage 35 junge Leute zur Christmette zehen, wobei sie über einen Fluß mußten Dabei geriet der Kahn ins Schwanken, sodaß das Wasser eindrang. Der Kahn sank und 23 Personen fanden den Tod in den Wellen. Die Uebrigcn wurden gerettet. * Zwei Kinder «rtru»ke«. Brim Ueberfchreiten eines Stege- in Waichenfeld in Oberfranken fielen 3 Kinder in die hochgehrnde Wiesent. Ein Knabe konnte sich retten, zwei Mädchen ertranken. * Furchtbare» Brauduuglück. In Weimersdorf bei Koburg gerieten in Abwesenheit der Eltern in der Wohnung des Druckers Steier PapiermachL- warcn in Brand. Als die Eltern heimkehrten, fanden sie ihre drei Kinder im Alter von 3, 7 und 9 Jahren leblos vor. Die zwei ältesten Kinder waren tot, während das jüngste wieder ins Leben zurückgerufen werden konnte * Ber»««»»-!»- Auf der Gewerkschaft Minna Anna bei Groß-Wandt (Bezirk Halle) ging beim Kohlen-Abhacken ein Bruch nieder und verschüttete den Bergmann Schönau Er war aus der Stelle tot * Grubeuuuglßck. In einem Bergwerk bei Charleroi in Belgien sind bei Sortierungsarbeiten mehrere deutsche Arbeiter verunglückt Zwei wurden lebensgefährlich, drei weitere leichter verletzt. * Erdbeben. In den Doloiniten wurde ein starker Erdstoß, teilweise mit heftigem Getöse, ver spürt. In Zoldo sind zwei Hütten zerstört * Durch eine» Eis««bah»z>» überfahre» Auf dem Bahnhofe Primkenau in Schlesien wurde dem Portier der Eisenhütte „Henriette", HauSmann, von einem Büterzuge der Kops abgefahren. * HauSrt»st«rz. In Delitzsch stürzte das be wohnte Hosgebäude deS Grundstücks Holzstraße 2 in sich zusammen Der einzige Bewohner desselben konnte, durch ein eigentümliches Geräusch aufmerk sam gemacht, das Gebäude rechtzeitig verlassen Sein Mobiliar wurde unter den Trümmern begraben. * Ehrler» i» Mvlka». Wie Privataachrichten aus Moskau besagen, herrscht dort in einzelnen äußeren Vierteln die Cholera Da kein Schnee vor handen ist und Tauwetter herrscht, verlaufen die einzelnen Fälle ziemlich rapid und es wird, fall» nicht ein WinenmgSumschlag der Ausdehnung der Krankheit Halt gebietet, ein schlimmere- Neberhand- nehmen befürchtet. * Look» Geschäfte. Dem Pseudo-Nordpolfahrer Cook soll die Spekulation aus die Leichtgläubigkeit und da» Sensationsbedürfni» seiner Landsleute die nette Summe von 600000 M. eingebracht haben. Wir er daS fertig gebracht hat, schildert ein Londoner Blatt folgendermaßen Wie man fich erinnern wird, wurde Cook unmittelbar nach seiner Rückkehr in die vereinigten Staaten von verschiedenen Seiten ange gangen, eine Tournee durch die großen Städte der Union zu veranstalten und überall Vorträge zu halten. Der nunmehr „berühmte" Herr Cook, der jedoch immer die praktische Seite seiner Unternehmungen im Auge behielt, ließ fich zunächst ein wenig nötigen; er schützte physische Müdigkeit und Abspannung vor, um sich den an ihn herantretenden Bitten zu ent ziehen. Stärkerem Drängen setzte er den Einwand entgegen, daß ihn diese Borträge abhalten würden, den Bericht zu überarbeiten und abzuschließen, den er der Universität in Kopenhagen zugesagt habe. Schließlich forderte er die bescheidene Summe von 64 000 Mark für zwei Vorträge in Saint-Louis. Jedoch ließ H«rr Cook, al» die Entscheidung drängte, mit sich handeln. Man einigte sich aus 28 000 Mark für den einzelnen Vortragsabend. Zu diesem Satze hielt Cook eine Reihe von Vorträgen, die ihm insgesamt rund V, Mill. M. eingebracht haben sollen. Gleichzeitig hatte er mit mehreren amerikanischen Zei tungen und Zeitschriften bezüglich der Lieferung von Reiseschilderungen, interessanten Photographien «sw. abgeschlossen. Dieses Geschäft soll ihm etwa 100 000 M eingebracht haben. DaS einträglichste Geschäft ist Herrn Cook allerdings durch die Entscheidung der Gelehrten von der Kopenhagener Universität, die seine Papiere geprüft und seine Aufzeichnungen al- wertlos befunden haben, kurz vor dem Abschluß vereitelt worden Cook war mit den Herausgebern großer amerikanischer Zeitschriften, der Firma Harper, in Verbindung getreten und hatte sich mit ihnen dahin geeinigt, daß sein Reisewerk in dem Harper- schen Verlage zum Preise von 1 Million Mark er scheinen sollte. Die Firma hat sich aber in dem abgeschlossenen Kontrakt vorsichtigerweise «»-bedungen, daß da- sachverständige Urteil der dänischen Geogra phen und Geologen abznwarten sei; diese Vorsichts maßregel, die, wie man jetzt weiß, durchaus berechtigt war, hat Henn Cook verhindert, Millionär zu werden. Immerhin hat ihm sein Trick soviel eingebracht, daß er bi- an da» Ende seiner Tage, auch ohne sich auf die billigen Gegenden der zirkumpolaren Zone zu kaprizieren, bequem leben kann. * Familteudr»«« i» Sil». In Köln erschoß der Prokurist Josef Schmidt, anscheinend in einem Anfall von Geistesstörung, seine Frau und seinen 14jährigen Sohn und verübte dann Selbstmord. — Wie hierzu weiter gemeldet wird, hat sich heraus- gestellt, daß die Familie trotz de- hohen Gehalte-, daS Schmidt bezog (8000 Mk.), mit Nahrungssorgen zu kämpfen hatte. In der Wohnung fand sich ein Pfandschein über ein am 27. »ersetzte- goldene» Armband, außerdem waren nur noch 3M. an Bar geld vorhanden. Schmidt scheint zuerst seinen Sohn erschossen zu haben. Später ist e» dann zwischen ihm und seiner Frau zu einem Austritt gekommen, waS von den Hausbewohnern gehört worden ist. Die Frau scheint sich in der Todesangst den Ab sichten ihres ManneS widersetzt zu haben Alsdann am Morgen in der Wohnung alle» ruhig blieb, schöpften die Hausbewohner Verdacht und benachrich tigten die Polizei, die dann daS Drama aufdeckte * Ei» furchtbare» Familirudrama hat fich im Zcutrum der Stadt Liverpool ereignet. Die Tochter Mary des König!. SteuereinheberS William Woot, ein auffallend schönes Mädchen, hatte fich vor einem halben Jahre mit dem Artillerieleutnant Edgar Hamilton verlobt. Zu Beginn deS nächsten JahreS sollte die Vermählung stattfinden. Dieser Tage langte von dem Bräutigam ein Schreiben an, in dem er kurz und bündig erklärte, daß er da» Mädchen nicht heiraten werde, da er sich mit der Tochter eines Millionär- in der nächsten Zeit zu verloben gedenke. Kaum hatte die Braut den Brief gelesen, als sie aus ihr Zimmer ging und fich eine Kugel in den stopf jagte Al- die Eltern abend» nach Hause zurückkehrten, fanden fie ihre Tochter tot auf dem Fußboden liegend. Der Bries det Bräutigams, der aus dem Tische lag, gab ihnen die Gründe über den Selbstmord de» Mädchens bekannt. Die Eltern, die an ihrem Kinde mit großer Liebe hingen, waren ganz verzweifelt und beschlossen, gleich falls in den Lod zu gehen. Mit demselben Re volver, mit dem sich da- Mädchen erschossen hatte, jagte der Steuereinhebcr feiner Gattin eine tod bringende Kugel in den Kopf und tötete sich selbst mit einem weiteren Projektil. * Nerzweifl»«g ei«e» Soldate«. Au« Straß burg wird gemeldet: Gestern früh fanden mehrere Soldaten in einem Abort einen Soldaten der 11. Kompanie deS Württembergische» Infanterieregi ment- Nr. 126 halb verhungert und erfroren auf. Er gab an, sich am Dien-tag von seinem Truppen teil entfernt iu haben, in der Absicht, sich da- Leben zu nehmen, da er die Mißhandlungen seine» Unter offizier» nicht mehr habe ertragen können! * Eisbrecher «« der Arbeit Einbrecher hatten in der Nacht zum Donner»tag die Krankenkasse der Berliner Gastwirte-Jnnung mit ihrem Besuch be ehrt. Sie räumten den großen Geldschrank völlig auS; die Höhe der Summe ist noch nicht festzu- flellen, doch sehr beträchtlich. * De» Henker entzog«». Am zweiten Weih- nacht-feiertage wurde in Rogowo in Posen ein et wa 2bjähriger russischer Ueberläufer, aus den da» Signalement de» achtfachen Mörders von BoguSlaw genau paßt, verhaftet und in da» Amt»gcsängni» von Znin eingeliefert. Der Verhaftete, der den ihm zur Last gelegten achtfachen Mord geleugnet hatte, hat sich in der vergangenen Nacht in seiner Zelle erhängt.
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