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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880825
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-25
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.08.1888
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1 r>°- eines Ein- chcm- rtes Zur - bis n. der ixpcd. eilte» >8t U. was „iideil )curc>> Nach' iisiina -lciiatt 1866. ,SN6" >» clt.) Uctc»- i-I. ; 'Frau »ge," »g- Nr. 198. — 8. JMMNg. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des leigenden Tages) zur Bcriendung eelangende „Lächiiiche LandcS-Anzcigcr" mit lägt ich einem bciondere» Unter- hallnugsblaNe nnd niit dem Extrabeiblatt Lustige» Piidri'liiicii lostet bei den Ausgabe stellen inonatlichlOPig., bei denVost-Anst. 75 Ps. (1888er Zlgs.-Prcisliste Nr. ->03ö.) SSchsischer Sonnabend, 25. Augnst1888> Für Abonr»enten erscheint je einmal imJahr: S°»»iier-EiskiibaI/iisal»pimiheft für Sachsen. Wi»lkr.EisciiliaI»ifaI>r>>ln»Iikst für Sachsen. Iliiistr. Kalender der Sächsische» Landboten. IlliistiirtesIahrerbuchdesLandes-stnzeilicrr. Mi>es-Ai»ei mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. nnrels de) „Stichs. Sander>A»sesjiers": einer schmalen Corpus,eile >" Pfa. ngie Stelle (>svalt. Pctiizcile) 30 Vf, AnzeigennresSder,^ Raum einer " Bevor,mgie ^ BeiWicocrliolnng großer AnnoncenNabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jiisertioiisbeirag (in Briefmarken) beifügen Ije 8 Silben Corvnsschrist bilden ea. 1 Zeile.) Annoncenailiiahme nur bis Vormittag. Ktrlllß-. Alkruiidkr Nitlie, Buchdrinkeiei. Eliemiiitz. Tbeaterbratze 5 (Fcrnsvrechstelle Nr. 136). Telegr -Adr-: Landes-Anzriger, Ctieumltz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblntt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Crzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches ANerlei — 6. Illnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Veiblntt: Lustiges Bilderbuch. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Das im Grnndbucho aus den Namen Carl Ernst Brctschneider einge tragene, allhicr am Brühl unter Nr. 66 gelegene Grundstück Nr. 2380 des Flurbuchs, Nr. 248 VI. Abtheiluiig des Brandlatasters, Folium 2689 des Grundbuchs für Chemnitz, bestehend aus Wohnhaus mit Backofen nnd Ver- kanssladcn, Backstnbcngebändc, Seitengebäude, Schweincstall und Hofraum, geschätzt auf 35,700 M., soll im hiesige» Amtsgericht zwangsweise versteigert werde» und ist der 27. September 1888 Vormittags 10 Uhr als Anmclde- termlu, ferner der 13. October 1888 Vormittags 10 Uhr als Versteigcrungs- termin, sowie der 24. October 1888 Vormittags 10 Uhr als Termin zn Verkündung des Vcrthcilnngsplans anberaumt worden. Die Ncalbcrechtigten werden aufgefordcrt, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiedcr- kchrcnden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im Anmeldctcrminc anznmeldcn. Eine Uebersicht der ans dem Grnndstückr lastenden Ansprüche nnd ihres Nangvcrhältnisses kann nach dem Anmcldctcrminc in der Gerichts schreibcrci des Unterzeichneten Amtsgerichts cingesehcn werden. Chemnitz, am 21. August 1888. Königliches Amtsgericht. Das Concursverfahren über das Vermögen Christianen Friedericken verchcl. Klein, Inhaberin der unter der Firma C. F. Klein in Mchemnitz betriebenen Dampflcsselschmicdcrci, wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß termins hierdurch ausgehoben. Chemnitz, den 22. August 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 23. August. Wien. Die „Polit. Corr." ist zu der Erklärung ermächtigt, daß der Zweck der Reise Crispi's in keiner Weise aus dem Rahmen jener durch die leitenden Staatsmänner wiederholt gekennzeichneten Friedenspolitik heraustrete, welche die wohlbekannte Basis des mittel europäischen Bündnisses bilde. Eine Berliner Zuschrift der „Polit. Corr." deutet vorsichtig an, daß die Bedeutung des Besuches Crispi's im Allgemeinen überschätzt werde. Paris. Der „Figaro" verlangt, Frankreich solle jetzt, da die Türkei den Massauah-Handel selbst übernommen, sich ganz abseits halten. Goblet habe seine Pflicht gethan, müsse aber nunmehr Deutschland, dem Alliirtcn Italiens, mehr Aufmerksamkeit schenken London. In einer Besprechung der Massauah-Angelegenhcit schreibt der „Standard" Folgendes: „Wenn wir am Vorabende eines Krieges wären, würde das Benehmen Crispi's verständlich sein; im gegenwärtigen Augenblicke bleibt eS etwas verwirrend, falls wir nicht nimchmen müssen, daß es ihm etwas an Urtheilskraft fehlt." Washington, 2t. August, Mittags. Präsident Clebeland übersandte dem Congreß eine Botschaft, welche besagt, die bedaucrns- werthe Ablehnung des amcrikanisch-canadischen FischMivertrages nöthige ihn, vom Congreß Vollmachten zu verlangen zur Ergreifung entschiedener Repressalien gegen Canada. Petersburg, 2t. August. Einer Meldung aus Orenbnrg zufolge sind daselbst über 1000 größtentheils von Handwerkern und Arbeitern bewohnte Häuser abgebrannt und über 10,000 Menschen obdachlos geworden. Politische Rmrdscha«. Chemnitz, den 2t. August. Deutsches Reich. Zur Beiwohnung des Ritterschlages des Johaniütervrdeiis in der kleinen Ordensstadt Svniicnbnrg in der Nenmark begab sich Kaiser Wilhelm am Donnerstag Morgen 7 Uhr mit seinem kurz zuvor aus Kiel eingetroffenen Bruder, dem Prinzen Heinrich, mittels Extrazugcs nach Küstrin, wo der Monarch jubelnd begrüßt wurde. Von Küstrin wurde der Nest des Weges im Wagen zurückgelegt, auf der ganzen Fahrt wurden dem Kaiser die enthu siastischsten Ovationen dargebracht. Um 10 Uhr Vormittags erfolgte die Ankunft in dem festlich geschmückten Sonnenburg, wo der Kaiser Viktorine. Von Karl Reumann-Strcla. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Wenn keine Vorstellung war, wollte sich Madcleine zu Tode gähnen, und in einer so schlimmen Stunde war sie auf den Einfall gerochen, sich malen zu lassen. Man hatte ihr Philibert als geschickten Künstler empfohlen. Auf ihren Ruf trat er jetzt bei ihr ein, und auf den Spitzen ihrer niedlichen Füße tänzelte sie ihm entgegen. „Eine Nymphe, die sich nur von Luft und Wasser nährt?" So gab er den Scherz zurück, indem er ans leere Flaschen und Knchen- restc zeigte. „Mein Herr Maler" — und die „Perle" wiegte sich graziös in den Hüfte» — „überirdische Wesen verwandeln sich zuweilen in sterbliche Geschöpfe." „Ja," lachte er, „das kann sein, doch ein junger Künstler ver wandelt sich nie i» einen Gott. — Wenn es beliebt, Mademoiselle, so kommen wir nun zur Sache." Ihre Finger schiene» ihm fast durchsichtig, wie von Milchglas zn sein, als sie ihm ein Schnippchen dicht unter der Nase schlug. „Sic dränge» mich wie der edle Signor, wen» ich vor die Lampen soll. Doch wie cs Ihnen gefällig ist, Sie angcheiider Rafael, ich stehe ganz zu Ihren Diensten." - Auf dem Stuhl, von dem sie rasch ein sternfniikelndes Gewand und einen blitzenden Gürtel zu Boden geschleudert, ließ Philibert sich nieder. Fast zu seinen Füße» kauerte sie sich auf ein Tabouret und sah ihn schelmisch an. So wurde das Portrait besprochen, das er von ihr fertigen sollte, und die erste Stunde der Sitzung anbcraumt. Zn dieser stellte er sich pünklich ein, doch Madcleine, einen Blumenstrauß am Näschc», erklärte, ihm heute nicht sitzen zu können, die Blumen hätten sie fast betäubt. Er kam dann wieder und hielt auch die folgenden Stunden gewissenhaft ein, doch rückte das Bild nur sehr langsam vor. Wie ein Kind, dem die längere Ruhe unmöglich ist, schaukelte Mademoiselle auf dem Sessel hin und her, oder hüpfte auf und machte die zierlichsten Pas. Dann wollte er sic zur Geduld er mahnen, um das Gemälde fördern zu könne», doch lachend und singend schnitt sie ihm die Rede ab. „Wir wollen Plaudern, mein Freund!" Und wieder zog sie ihn nieder ans den Sitz und schlug mit den durch sichtige» Fingern auf seinen Mund, als ob sic den Widerspenstigen von dem Herrenmeister des Johanniter-Ordens, dem Prinz-Regenten Albrecht von Braunschwcig, den anwesenden Ordensrittern, den Be hörden u. s. w. begrüßt und nach dem Ordensschlosse geleitet wurde. Eine zahlreiche Menschenmenge war von nah und fern znsammeiige- strömt, welche fortwährend Hochrufe auf de» kaiserlichen Herrn aus brachte. Um 11 Uhr erfolgte der feierliche Zug derJohanuiterrittcr in Ordenstracht nach der Ordenskirche, in welcher der Kaiser den Ehrenplatz erhielt. Nach feierlichem Gottesdienste wurde einer großen Anzahl von Herren, zuerst dem Prinzen Heinrich, der Ritterschlag ertheilt. Um 1 Uhr hatte die Ccrciiionie ihr Ende erreicht und sodann fand nach kurzer Panse im Rittersaal des Schlosses die Fest tafel in Anwesenheit des Kaisers statt. Am spätere» Nachmittag erfolgte auf demselben Wege, wie die Hinfahrt, die Rückreise nach Berlin. Der Kaiser trug während der Feier die nur dem Könige von Preußen zukommcnde Auszeichnung: das weiße emciillirte, achtspitzige Kreuz mit dem goldenen Adler zwischen den Balken, unter der Krone Szepter und Schwert. Verschiedene Aeußernngen des Kaisers lasse» darauf schließen, daß er dem Johanniterorden sein ganz besonderes Interesse entgegcnbringt. Wie noch berichtet wird, sprach Kaiser Wilhelm nach der Cercmonic des Ritterschlages mit lauter, kräftiger Stimme die folgenden Worte: „Hier an der heiligen Stätte, wo vor fünf Jahren mein seliger Vater.stand, im Sinne meines in Gott ruhenden Großvaters, als Protektor des Ordens erkläre »nd gelobe ich als König von Preußen, demselben allezeit ein Schirmherr und Schützer zu sein, so wahr mir Gott helfe." — Bei dem Festbankett im Schlosse brachte Prinz Albrecht das Hoch auf den Kaiser aus. Dieser toastete ans den Johamiiterorden und dessen Herrenmeister, den Prinzen Albrecht. — Zu der Frankfurter Rede Kaiser Wilhelms bringt die „Köln. Ztg." folgende Erklärung: „In vielen ausländischen Zeitungen wird die Rede unseres Kaisers in Frankfurt a. d. Oder dahin ausgelegt, als ob sie eine Warnung an die Adresse russischer oder französischer Angriffsvelleitäten enthalte. Unsere Beziehungen zu Rußland würden aber ein derartiges Avertissement nicht rechtfertigen, und daß Deutsch land, ohne auf der Walstatt niedcrgeworfen zu sein, das alte Rcichs- land am Rhein nicht znrückgebcn wird, ist zu selbstverständlich, als daß cs einer starken Betonung bedurft hätte. Wenn überhaupt eine spccielle Jdecnbcrbindnng gesucht werden soll, so möchten wir vielnichr vermuthe», daß cs sich um die Absicht gehandelt hat, Zumuthungcn von Abtretungen zurückzuweisen, welche im Interesse wclfischer oder dänischer Aspirationen den Canal naher Blutsverwandtschaft zu be nutzen geneigt sein mögen. Diese unsere Bcrmuthung hat keinen Untergrund im amtlichen Verkehr; sie beruht auf Vermuthuugen, zu denen wir in den Beziehungen Deutschlands zu seinen Nachbarn und in dynastischen Sympathien die Berechtigung schöpfen." Daß diese Vermilthuiig nicht zutreffend ist, liegt auf der Hand. Lediglich um dänischen oder welfischen Jntriguen entgcgeiizulreten, wird der Kaiser in seiner Rede sicher nicht 18 Armeecorps und 42 Millionen Menschen aufmarschiren lassen. Das hieße doch zn sehr mit Kanonen nach Spatzen schießen. Viel näher liegt es, daß der Kaiser, gerade weil unsere Beziehungen zum Petersburger Hofe verhältnißmäßig gute sind, eben auftauchende panslawistische Zettelungen hat zerstreuen wollen. — Ministerpräsident Crispi hat seinen ursprünglich bis Freitag berechneten Aufenthalt in Friedrichsruhe abgekürzt und ist bereits gestern, Donnerstag Vormittag 9 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge abgercist. Fürst Bismarck geleitete seinen Gast an den Eisenbahnwagen und verabschiedete sich herzlichst von demselben Crispi reiste über Wittenberge, Stendal, Magdeburg nach Leipzig, wo er die Nacht verblieb. Heute reist er zu seiner Gemahlin nach Karlsbad. — Herr Crispi wird, bevor er nach Italien zurückrcist, noch eine Unterredung mit dem österreichischen Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, haben, und zwar wahrscheinlich in Karlsbad. Wenn Zähmen wollte. Was wußte sie ihm alles zu erzählen! Von ihrer .Kunst, ihren Reisen, ihren Triumphen, nnd von allen den hohen Herren, die nach einem freundlichen Blicke ihrer Auge», nach einem Gruße von ihren Lippen geschmachtet hätten. Aber Keinen von ihnen Allen hätte sie leiden können, und nur diesen Einen, den angehenden Rafael, hätte sie gern, der auch die Hand ihr küssen dürfte. So ging es die eine, die andere Sitzung. Zwar durchaus zum Schaden des Bildes, denn kaum noch hielt Madeleine dem Pinsel des Malers Stand. Hatte er sie verlasse», so wollte sie sich inimcr wieder zn Tode gähnen, nnd mit dem Pantoffel, den die Spitze ihres Füß chens an die Decke warf, beschwor sie gleichsam die große Reihe ihrer Anbeter aus der Vergangenheit herauf. Wer hatte nicht schon den Nacken unter ihren Pantoffel gebeugt! Sogar ein Reichsbaron befand sich unter der Zahl, mit der die „Perle" eine Weile gespielt. Argloser, unerfahrener Jüngling! Er glaubte ihrem Plaudern, daß sie noch Keinen erhört, daß er der Erste, den sic leiden könnte. Besser und hübscher als die Andern war er auch sicher. Zwar noch recht schüchtern und gewaltig tugendhaft, allein mit der Zeit —! . . Einen allerliebsten Triller schickte Mademoiselle zur Decke hinauf und schlug dabei ein Schnippchen in den Wind. Wie eine Fluth drang cs auf den Maler ei». Die wider sprechendsten Gefühle stürmten in ihm auf und ab. Erst gelang cs ihm noch, sich derselben zu erwehren, aber nur höher stieg die Fluth, riß ihn in den Strudel hinein und schlug endlich über ihm zu sammen. Ach, über die Thorheit des Jünglings, der jene Floskeln für baare Münze nahm! Immer wieder sagte Madcleine ihm vor, daß sie die Männer sonst gehaßt, nnd daß nur er ihr liebenswerth erscheine. Das war die Fluth, die stets verlockender und berauschen der über ihn kam, ihn in ihre Kreise, in's Verderben zog. „Halb zog sie ihn, halb sa»k er hi»." Schön war das Weib, bcgchrens- werth. Nicht mit Unrecht hatte sie sich mit einer Nymphe verglichen. Wenn sie auf den Füßen sich vor ihm erhob, kaum noch den Boden berührend, die blendenden Anne zur Decke gerichtet, die Hände über dem Köpfchen gefaltet, Schulter» und Nacken säst enthüllt: ein Narr, dessen Herz da nicht stärker gepocht, dem nicht das Blut durch die AVer» gestürmt, den nicht der Tanniel ergriffen hätte! Wehe über die Frcvlcri», die auch mit ihm nur spielen wollte! Und er glaubte an sie! Wie jedem Sterblichen schmeichelte auch ihm die Gewißheit, daß er aus- crschcn sei und für würdig befunden werde, zu ihr die Blicke zn erheben. Funkelnder und immer lockender ging dieses Irrlicht ihm auf — dem i» den Besprechungen des italienischen Staatsmannes mit dem Fürsten Bismarck die Beziehungen zu Frankreich bvrantraten »nd dann die bulgarische Frage folgte, so wird es in Karlsbad umgekehrt sein. Dahingestellt muß freilich bleiben, ob es gelingen wird, ein Ein vernehmen mit Rußland, worauf zuletzt ja Alles aiikoiiiint, zu Stande zn bringe». Der Cobnrger hat jedenfalls keine Lust, ans Bulgarien fortzugehen, nnd das ist ihm nicht zn verdenken. Gleichwohl würde bei fester Einmüthigkcit der Mächte die Entfernung sich durchsetzen lassen. Dazu muß aber Rußland alle seine pcinslnwistischen Hinter gedanken anfgebcn, reelle und ehrliche Politik treiben. Geschieht das nicht, ist auch an eine wirkliche Lösung der bulgarischen Frage nicht zu denken. — König Georg von Griechenland wird am Sonnabend ans der Rückreise von Petersburg nach Athen in Berlin eintreffen und dort ein bis zwei Tage verweilen. Der Besuch verdient besondere Beachtung, weil zn derselben Zeit auch der Vater des Königs, König Christian von Dänemark, in der Reichshanptstadt anwesend sein wird. Man sprach bekanntlich früher von einer Verlobung des (augenblick lich ebenfalls in Berlin sich aufhaltenden) Kronprinzen Constantin von Griechenland mit einer Schwester Kaiser Wilhelms II. — Zn der feierlichen Eröffnung des Zollanschlnsses in Hamburg sind nicht nur an den Kaiser und den Reichskanzler, sondern auch an die Minister und die Mitglieder des Reichstages Einladungen er gangen. Von den ersteren beiden ist Antwort noch nicht eingelaufen. Den Mittelpunkt des Festactes wird die Versenkung des Schluß steines bilden; in diesen sollen sämmtliche Verhandlungen zwischen Reich, Senat und Bürgerschaft, Streitschriften, Zeichnungen, Kosten anschläge eingelassen werde». Als Termin der Feier wird noch immer die Mitte des Octobers festgchallen; bis dahin werden allem Anschein nach auch die nöthigen Bauten hcrgestellt sei». Oesterreich-Ungar». Der ungarischen Regierung drohen Bauern-Unruhen. Vierzig Bauern der ruinänischc» Gemeinde Bom best, welche infolge der Grc»zrcgnlirnng a» Ungarn fällt, widersetzten sich den neuen Behörden. Es mußte auch Gendarmerie einschreiteii, bevor die trotzigen Bauern sich fügten. — Ans chcmaligen öster reichisch-ungarischen Militärs soll mit englischem Gelde unter dem Befehle des ungarischen Honvedmajors Karl von Dvbner eine Expe dition zur Aufsuchung Stauleys gebildet werden. Die Expedition soll etwa 1000 Mann stark sein. Ausgangspunkt der Unternehmung soll wieder die Kongomündiing sein. — Abermals ist die Rede da von, der österreichische Kultusminister von Gautsch werde zurücktreten und durch den mährischen Statthalter Grasen Schönbvrn ersetzt werden. — Aus Budapest wird gemeldet: „Im Gemeinderath von Kronstadt, dem Hauptvrte des Sicbeiibürgischen Sachsens, hat sich ein Zwischenfall ereignet, welcher die hiesigen Blätter veranlaßt, ei» energisches Einschreiten der Regierung gegen die Sachsen zn fordern. Auf die Interpellation des GemeinderathsmitglicdeS Dick, warum einf den städtischen Gebäuden die ungarischen Nativnalfahneii bei dem Einzug des magyarischen Knlturvcrcins, welcher wegen seiner Ma- gyarisirnngstcndenz den Sachsen verhaßt ist, gehißt worden, antwortete der Bürgermeister Brcnnerberg, er mißbillige das Anfhisscn der Fahnen und werde der Urheber der Anordnung zur Verantwortung gezogen werden. Er mißbillige ferner, daß der Kiilturberein in Kronstadt auf öffentliche Kosten empfangen worden." Italien. Ein Zugeständnis; eigener Art gicbt das römische Journal „Tribuna". Das einflußreiche Blatt schreibt: „Unsere Be ziehungen zu Frankreich sind im Laufe des letzten Jahres so schlecht geworden, daß sie nicht schlechter werden können." Ungefähr wird das wohl zutreffend sein. Frankreich. Die französische Regierung hat zur Verstärkung der Mittclincerflotte angcordnet, daß in Toulon 8 Panzerschiffe in Dienst gestellt werden solle». Die Flottenmanöver werden am 28. August unter der Leitung des Admirals Krantz ihren Anfang nehmen. Im Lager von Chalons werden in diesen Tagen vier Kürassier-, Arglosen und Bcthörten ein blendender Stern. Und der Ster» in der Ferne verblaßte immer mehr, bis er am Himmel seiner Liebe ihm ganz entschwand. Da brannten auf seinen Lippen die heißen Lippen Mcidcleinens wie loderndes Feuer — da war cs ganz um ihn geschehen. Erst hatte er noch öfter an Viktvrine geschrieben, wenn auch kürzer, kühler, kälter; nnii aber schob er den Brief an sie von einem Tage z»m andern auf, und endlich vergaß er cs ganz. Unbeachtet lagen auch ihre Briefe i»i Schrei». Das farbige Band, welches sie umschlang, wurde nicht mehr gelöst. Wie ein Trunkener schwankte Philibert einher, er war einem Vogel zu vergleichen, den das goldene Netz der Jägerin gefangen hält. Ein artiges Spielzeug ihrer Launen, mit dem sie sich die Zeit vertrieb. Aber doch zuweilen in der Nacht, wenn er offenen Auges oder von quälenden Träumen umgaukelt ans dem Lager lag, dann Pochte lauter und lauter die Reue an sein Herz und mahnte ihn zur Einkehr »nd zur Umkehr. Dann wurde cs an jenem Himmel seiner Liebe wieder hell, und nur glänzender und strahlender tauchte jener Stern wieder ans, den er erweckte mit seinen Küssen und seinen Thränen. Unglücklicher, was hast du gethan! In welchen Abgrund bist du gcrathe»! Ein Irr licht hat dich in die Tiefe gelockt! Ermanne dich, kehre um, fliehe das Weib, entreiße dich diesen Armen, diesen Missen! Viktorine, zu dir zurück! Das rief dann die Neue in ihm, er wollte Madcleine nicht Wiedersehen. Doch gab sie ihn frei, den sie im Netze hatte? Nicht eher, als bis sie auch seiner überdrüssig war. Wie gut wußte sie ihm wieder die Binde nin die Augen zu legen, ihm den Trübsinn zn verscheuche», ihm lachend und singend die Stirne zu glätten! Hübsch artig, kleiner Vogel im goldenen Netze! Du bleibst das Spielzeug der Jägerin! .... Wo weilst du, mein Täubchen, das Briefe »nd Grüße mir brachte? Fliege herein durch das Thor, das immer dir offen steht, in Hangen nnd Bangen harrt Victorine ans dich! Armcs Mädchen, das stets verlangender der Nachricht entgegen sah und sich das Schweigen des Geliebten nicht erklären konnte. Nahm ihn jetzt die Arbeit so ganz gefangen? Eine müßige Minute würde doch sicher zu finden sei», um herzige Worte ans das Papier zn werfen. Inimcr blickte sic nach der Taube ans, doch stets vergeblich; dann ließ sie ihre» Licblingsbvtcii den Flug »ach Osten nehmen. Einmal, zwei mal, dreimal, doch keine Taube kehrte wieder, und das Mädchen ver ging fast vor Sehnsucht und Angst. Sicher war Philibert erkrankt. Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes-Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Illustrirteö ttnterl-altnngsblatt".
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