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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880904
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-04
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.09.1888
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1065S Mk- auf. DaS Mindererträgniß gegen das Borjahr ist, wie mitge- »heilt wird, hauptsächlich aus die gerringere Beschäftigung der Fabrik in TricotS zurückzuführen. Gegenwärtig ist das Etablissement wieder besser auch i» diesem Artikel beschäftigt. — Thalia-Theater- Morgen Dienstag hat unser allbcliebter Herr Searle seinen Benesizabend. Der Hinweis hierauf wird selbstverständlich ohne Weiteres genüge», das Theater bis auf's letzte Plätzchen zn füllen. Denn Herr Searle ist üisolge seiner liebenswürdigen persönlichen Eigen schaften ebenso beliebt im Publiknm, wie durch seine außerordentliche», viel seitigen Leistungen als darstellender Künstler. Verstärkt wird ohne Zweifel die Zugkraft besagte» Benefizabends noch durch die Thatsachc, daß die alte prächtige Posse „Robert und Bertram" von Näder, dem bekannten einstigen Dresdner Komiker, zur Ausführung gelaugt. In der hochkomische» Partie des „Bertram" wird besonders Herr Searle hinreichend Gelegenheit habe», das Publikum aus den Gipfel der Heiterkeit zn versetzen; doch ist ja das Stück auch in jeder anderen Beziehung von äußerst drastischer Wirkung. —>7., Die Hagcnbeck'schcn Elefanten wurden gestern Abend »och »ack den« Bahnhof geführt, nm dort in den Hagenbcck'schcn Extrozng ver laden zn werden. Der Circus, der hier bekanntlich eine anberordcntlich günstige Aufnahme und während seines Vcrwcilcns am hiesigen Orte stets sehr zahlreichen Besuch gesunden hat, gab also gestern Abend seine letzte Vorstellung in Chemnitz, die infolge des Scdanscstes nicht ganz so zahl reich besucht war, wie die vorhergehenden. Der nächste Ort, wo er spielen wird, ist Freiberg. - -I-Stenographie. Der hiesige Verein Noller'schcr Stenographen eröffnet laut Anzeige i» vorliegender Nummer seinen ersten diesjährige» Unterrichts cnrsus für Herren und Damen und zwar wird derselbe in einem großen Zimmer des Kaßberg-Restaurants von Noack abgchalten werden. Bei der großen Bedeutung der Stenographie für alle Kreise und zumal einer schncll erlernbaren und praktisch bewährten Kurzschrift wird gewiß Viele» die dargebolene Gelegenheit zur Aneignung der schönen Knnst willkommen sein. — Die 3 Extrnzüge mit der sog. schwarzen Brigade, welche wie schon »litgctheilt die 3 Jügcrbataillone »nd das Schützcnregiment heute von Dresden nach Planen führte», passirten, 2 in der >1. Stunde bez. der dritte nach l2 Uhr, den hiesige» Bahnhof. Während eines längeren Aufent haltes erfolgte jedesmal Verpflegung der Mannschastc» und der mitgesührtcn Pferde. — Extrazug nach München. Sonnabend, 15. September, wird noch ein Sonderzug nach München zn ermäßig ten Fah rpreisen ver kehren, und zwar Abends 6 Uhr 40 Minuten ab Reichenbach i. B., zu welchem der 3 Uhr 4 Minuten Nachmittags in Chemnitz abgehcnde Personenzng den Anschluß vermittelt- Die Ankunft in Hof erfolgt Abends 8 Uhr 38 Minute», die Weitcrsahrt Abends 9 Uhr 30 Minute», die Ankunft in München Sonn tag, 18. September, früh 6 Uhr 35 Minuten. Ei» Billet von Chemnitz nach München und zurück zu diesem Sondcrzng kostet in I. Klasse 46 M. 40 Pf., in II. Klasse 33 M. 40 Pf., in III. Klasse 19 M- 20 Pf., von Glauchau aus 43 M. 20 Pf.. 31 M. und 17 M. 60 Pf., von Zwickau aus 41 M. 10 Pf., 29 M. 80 Pf., 16 M. 80 Pf. Die Rückfahrt kann innerhalb >0 Tagen in allen fahrplanmäßigen Zügen über Negcnebnrg- Hos oder Bamberg-Hof bewirkt werde». Freigepäck wird nicht gewährt. Fahrtunterbrechung ist bei der Rückreise auf den» bayrischen und sächsischen Bahnstrecke» je ein Mal zulässig. —* Spiele nicht mit Schießgewehr. Gestern Nachmittag in der 4. Stunde vergnügte sich auf einen, Felde hinter der Amalienstraße ei» Formcrlehrling damit, ans einer Schlnsselbnchse zn schieße». Als nun ei» Schuß nicht sofort losging, wollte der Lehrling sich von der Ursache über zeugen und stieß mit dem rechten Fuße gegen die am Boden liegende Büchse. I» demselben Augenblick aber entlud sich dieselbe »nd wnrdc dem Lehrling dnrch den Schuß die große Zehe vollständig zerrisse». Außerdem hat derselbe, sowie auch sein in der Nähe stehender Bruder »och Brandwunden im Gesicht erlitten. Die Zehe ist »och gestern Nachmittag von einem Arzt amputirt worden. —* Nächtliche Ruhestörung. Vergangene Nacht kurz nach 12 Uhr entstand auf der Hartniannsirnße zwischen mehrere» Personen Streit und Schlägerei, wobei die Nachtruhe erheblich gestört wurde- Ein daznkommendcr Wächter vcranlaßte die Excedcntcn, mit nach der Wache zn gehen, was die selben auch befolgten. Die Sedanfeker. So stürmisch wie der Franzose äußert der Deutsche sein Nationalgefühl nicht. Die ruhige, praktische Besonnenheit, der eminent friedfertige Zug, der trotz aller kriegerischen Tüchtigkeit tief im Charakter des dcnlschen Volkes liegt, hindern ihn, die großen Thatc» »nd Erlebnisse der Nation mit der feu rigen Begeisterung und den, übersprndelnden Patriotismus zn feiern, wie cs viele andere Völker gewohnt sind. Allerdings ist cs auch eine vcrhaltniß- mäßig kurze Spanne Zeit, daß der Deutsche sich als Deutscher fühlt und z»m Bewußtsein seiner Nationalität gelangt ist. Noch nicht zwei Dezennien sind cs her, da trauerte der Deutsche noch, wenn er feines Vaterlandes gedachte, weil er noch immer fragen mußte: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Er wußte nichts anderes, als daß dies ei» Nationallied sei, das ans allen Sänger-, Tnrner- »nd Schützenfesten, und wen» sonst irgendwo einige deutsche Männer znsammcnkamc», gesungen wnrdc. Der große Kampf im Jahre 1870/71 erst hat den, Tcntschcn ein geeinigtes Vaterland geschasfen, und der große welthistorische, der entscheidende Tag in diesem Völkcrkampfe, der Tag von Sedan, ist der nationale Feiertag in, deutschen Volke geworden. Znm 18. Male ist der Tag wiedcrgckchrt, an dem der Gegner vernichtend ge schlagen und die Bahn znr lang ersehnten Einigung Deutschlands frei ge macht wnrdc. Zerschmettert lag der Kern der französischen Armee zn de» Füßen des deutschen Siegers, zerschmettert dnrch die Macht von ganz Deutsch land. Wer wollte einer Nation das Siecht absprcchc», sich diese Erinnerung fcstznhalten für immer? Die alljährlich wiedcrkehrcndc Feier des Scdantagcs gilt nicht de», Triumph über den niedcrgeworsencn Erbfeind, sic gilt der Einigung des Vaterlandes, sie gilt der pietätvolle» Erinnerung an die Söhne Deutschlands, die ihr Lebe» für die große Sache ans dem Altar des Vaterlandes geopfert, sic gilt alle» Denen, die Mitarbeiter an dem großen Werke gewesen, sic gilt auch dem heranw ochsenden Geschlecht, sttr das sic c.ne Mahnung und ein Sporn sein soll. Namentlich in letzterer Hinsicht hat die Feier des Sedanscstcs eine» besondere» Werth, nnd die Behörden der Stadt Chemnitz werden deshalb bei ihren patriotisch gesinnten Mitbürgern stets des Beifalls sicher sein, wenn sie diesen Tag ganz besonders dnrch feier liche Veranslaltnugcn anszcichncii. Dies ist denn auch in diesen! Jahre wie der in würdigster Weise geschehen- Besonders kam der Umstand zn statten, daß der 2. September in diesem Jahre auf einen Soinitag fiel »nd so die Theilnahme eine recht allgemeine fein konnte- Nicht nur die Bewohner der Stadt belebten die Straßen und Plätze, Tausende waren von auswärts hcr- bcigckommcn, nm hier ihr Sedanfcst zn feiern, nnd so herrschte allenthalben ein äußerst reger Personenverkehr. Die Stadt zeigte denn auch einen Ncich- thnni an Fahnenschmuck und sonstigen festlichen Anzeichen, wie seit vielen Jahren nicht, nnd den, äußeren Ansehen entsprach auch offenbar die Stimmung des Publikums. — Es erübrigt nun, im Nachfolgenden auf die Einzelheiten der Scdaufeicr einigermaßen cinzugchcn; über manche Veranstaltung, der heute noch nicht gedacht werden konnte, wird nachträglich berichtet werde». Scho» am Sonnabend Vormittag begann die Feier. In sämmtlichcn Schulen fanden, in der hergebrachten Weise, Festakte statt, in denen die Be deutung des Sedantages zur Würdigung gelangte. Im Rcalgymuasinm mit Realichnlllassen begann der FestactuS mit dein vom Schülcrchor vorgctragcncn nnd von Herrn Oberlehrer Häßler ge leiteten Gesang: „Hnrrah, Germania I", einer trefflichen Composition des ge nannten Herrn Dirigenten. Hieran schlossen sich Deklamationen dreier Schüler der Unterklassen, eine Siede des Oberprimaners Weiß über Schillers Einfluß auf das deutsche Nationalgcsühl »nd der Gesang des Liedes: „Gebet vor der Schlacht." Dann folgte die Festrede des Herrn Oberlehrers Zöllner über das interessante Thema: „Das mitlelaltcrlich^Kaiscrthum." Zunächst ver breitete er sich über Ursprung desselben, über das altgermanische Königthnm und seine Entwickelung bis in die Zeiten, wo cs in Verbindung mit dem römischen Kaiscrthnm trat. Sodann behandelte der Herr Redner die Wahl nnd Krönung des deutschen Königs, seine Krönung zum Kaiser in Rom nnd die Uebcrtraguug des Palriciats in der Tiberstadt. Ferner gab er eine Dar stellung votl den Rechten des römischen Kaisers deutscher Nation, den persön lichen sowohl, wie den Negicrungsrechtc», nnd entwarf endlich ei» Bild von den Kämpfe», die dem Kaiser dnrch die Entwickelung des Lchnsweseus und durch die Ansprüche der Kirche erwuchsen, sowie von der nach außen hin z» Zeiten äußerst glänzenden und machtvollen Stellung des Kaiseithnms. Mit dem Wunsche, daß das ncncrstandcue mächtige Kaiserreich stets wachsen nnd gedeihen möge an Gütern des Friedens im Inner», an Ansehen nach außen, schloß Herr Oberlehrer Zöllner seinen gediegenen Vortrag. Der Schlußgcsang: „Das Herz dem Vaterland" endete den feierlichen Actus. Die vereinigten Militär-Vereine hielte» am Vorabend eine» Fcst-Commers im Saale des Gasthauses „zur Linde" ab. Als Vertreter der städtischen Collcgicn waren zn demselben Herr Stadtrath Ncitz und Herr Stadtverordneten-Vvrstchcr Jnstizrath Or. Enzmann erschiene», ferner war Herr Bczirks-Commandcnr Oberstleutnant v. Gntbier nebst einer größeren Anzahl der Herren Ossicicrc des Bcurlaubtenstandcs anwesend. Tie Mit glieder der Militär-Vereine waren sehr zahlreich erschienen, sodaß der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Musik-Kapelle des Herrn Gcidcl leitete den Commers dnrch den Marsch „Die Fahnen hoch zum Siege" ein, worauf der Comitce-Vorfitzcnde Kamerad Schwenke die Erschienenen mit trefflichen Worten bcwillkommnete. Nach einem allgemeine» Gesänge hielt Herr Gymnasial-Oberlehrcr 1>r. Kohl die Festansprache, worin er den Gang der Ereignisse des Jahres 1870 nnd die hierdurch vollzogene Umgcstaltinm kurz wiederholte, namentlich auch des Heimgangs der beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. gedachte und am Schlüsse seiner von echt patriotischem Geiste beseelten Rede ein Hoch auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert ansbrachte. Tin aufgeführtes Festspiel, betitelt: Der 1. September 187o, stellte das Wieder- «tvachen Kaiser Barbarossa's vor und war der Feier des Tages vortrefflich angepaßt; am Schlüsse desselben war die Germania inmitten einer Pflanzen- Decoration sichtbar, umgeben von den umflorten Büsten der beiden Heimge gangenen Kaiser und des jetzigen Kaisers Wilhelm II. und König AlbcrIS; dieses pietätvolle Bild fand großen Beifall und mußte wiederholt gezeigt werden. — Kamerad Agsten toastete auf das deutsche Vaterland, Kamerad Dignowity anf General-Feldmarschall v. Moltke und später auf die junge Generation, Kamerad Pinter auf die Feldzugstheilnehmer, Kamerad Haubold auf die Landwehr, Kamerad B- Stichler auf den Festredner, Herr vr. Kohl anf den Reichskanzler Fürst Bismarck, weiter wurden »och Trinksprüche ans- gebracht von Kamerad Agsten auf die Herren Officiere, von Herrn Oberst leutnant v- Gntbier auf das herrliche deutsche KriegSheer, von Kamerad Zahn anf die deutsche Vaterlandsliebe, von Kamerad Fischer anf die Manneszucht im deutschen Heere und vom Herrn Polizeihauptmann Gaisscrt auf das Comitce, welches mit besonderem Geschick derartige wohlgelungcnc patriotische Festfcicrn veranstalte. — Dazwischen erfolgten recht passend gewählte Gesänge eines Doppclqnartetts des „Allgcin. Männcr-Gesangvercins", sowie mehrere Massengesänge. Ein von 16 Kameraden des Jägcrvereins unter der Leitung des Herrn Fcchtlehrer Rob. Hcrtwig aufgesührles Wassenspicl bot eine an genehme Abwechslung und fand rauschenden Beifall, sodaß cs wiederholt werden ninßtc. Das Musikstück „Drei Parademärsche" beendete den von hohem patriotischen Geist durchwogten Commers. Mit feierlichem Geläute, das in diesem Jahre zum ersten Male von den Kirchthürme» sämmtlicher Parochicu ertönte, wnrdc am Sonnabend Abend das eigentliche Sedanfest augckündigt, und ein mnsikalischer Weckruf, wie ihn Chemnitz vielleicht überhaupt »och nicht in solcher Ausdehnung erlebt, von 12 Mnsikchören ansgeführt, leitete den festlichen Sonntag früh zeitig ein. Da die Jacobikirchc wegen Baulichkeiten geschlossen, fand der offizielle Gottesdieust in der St. Panlikirche statt, wozu sich eine große Anzahl Herren des Raths, die Herren Oberbürgermeister Or. Andre und Bürger meister Vetters an der Spitze, und Stadtverordnete, sowie die hier an wesenden Herren Offiziere und verschiedene Kirchenvorstandsmitgliedec »nd sonstige Beamte eingefuudc» hatten. Da Herr Pastor Iw. Hoffmann »ach seiner Urlanbszcit znm ersten Male wieder predigte nnd derselbe als ausge zeichneter Kanzelredner in hiesiger Stadt bekannt und verehrt ist, war der Kirchenbcsnch ein so starker, daß Viele keinen Platz finden konnten. Als Text hatte der Festprcdigcr den 126. Psalm gewählt und die Worte dem elfteren zn Grunde gelegt: Das Lied der Erlösten Zions — ei» Lied auch unseres er lösten und erretteten Volkes, und dieses Thema in 3 Theile gegliedert: 1. Der Herr hat Großes an uns gcthan — so danken wir, 2. Herr wende unser Gefängnis; — so flehen wir, 3. Wie die Saat, so die Ernte — so vertrauen wir. Die herrliche, durch ihren Patriotismus begeisternde Predigt, in der die Bedeutung des Tages von Sedan sich widerspicgcltc, an dem das französische Kaiserreich zusammcnstürzte und der Grund zu einem nencn deutschen Kaijer- reich gelegt ward, machte auf die Zuhörer einen ergreifenden Eindruck. Die Kirchenmusik „Jauchzet dem Herrn alle Welt" von H.Mcndelssohn-Barthvldy (:r oapeltn) wurde vom Kirchensüngcrchor von St. Pauli unter trefflicher Leitung des Herrn Cantor, Kirchmusikdircktor Win ckler, in vollkommener Weise ansgeführt und trug wesentlich zur Verherrlichung dieses Festgottcs- dicnstcs bei. Am Vormittag von 10 Uhr ab sammelten sich die V ereini gt cn Milit är- Vercinc mit ihren Fahnen und Standarten zur Gräberschmückung im Gast haus znr „Linde"; infolge des Sonntages war die Bethcilignng eine außer gewöhnlich große, so daß wohl 800 Mitglieder sich im Zuge befanden; in ernstem Schweigen bewegte sich derselbe nach dem alten Friedhof, woselbst Ausstellung genommen und dnrch Herrn Diakonns Oe. Stcrzcl inmitten der Grabstätten der während des Krieges hier beerdigten Soldaten eine Ge- dächtnißredc gehalten wurde, worin er unter besonderem Hinweis auf die große Zeit auch an die Pflichten gemahnte, welche der jetzigen Generation Vorbehalten seien, wenn die Todesopfer recht gewürdigt werden sollen. Nach Absingnng eines Choralcs fand die Schmückung der Gräber statt, worauf sich der Zug nach dem Siegcsdcnkmal au der Thcatcrstraße begab; mehrere in den Zltg cingereihtc Musikchörc spielten nach dem Verlassen dc-s Friedhofes flotte Märsche. Am Siegesdenkmal brachte Herr Diaconus Or. Stcrzcl nach einigen einleitenden Worten ein Hoch auf das deutsche Vaterland ans, worauf auch hier Kränze nicdergclegr wurde». Nach einem gemeinschaftlichen Gesang ward der Weg »ach dem Denkmal bei der Schlosskirche «»getreten; anßerlder Niederlegnng von Kränzen a» demselben bestand hier die Feier in einer An sprache des Herrn Pastor Tnbesing nnd dein gcuicinichaftlichcn Gesang „Die Wacht am Rhein"; damit waren die gemeinschaftlichen Veranstaltungen be endet, die zahlreiche Betheiligniig an denselben bewies aber recht deutlich, daß diese patriotischen Fcstseicin in den Herzen der alten und jnngcn Krieger so recht Wurzel gefaßt haben. Am Nachmittag des Sonntags war cS hauptsächlich das Conccrt aus dem Schillcrplatz, das eine große Menge Publikum anzog; andererseits wurden diese in der Hauptsache feicrloscn Stunden viel dazu benutzt, die festlich ge schmückte Stadt sich anznichen. Aocnds von 8 bis 9 llhc gab es in bekannter Weise Feuerwerk anf dem Schloßteichc, verbunden mit Conccrt. Die Umgebung des Teiches war illnminirt; der Musikpavillon, von dem herab die städtische Capelle spielte, war reich durch Jllnniinationslätnpchcn und Papierlateriien erleuchtet. Massen haft wogte das Publikum dnrch die Promenade», nm sich an der prächtige» Bnntfeucrbelcilchtnng der Fontaine im Teiche, sowie an den anfsteigcndc» Staketen, Leuchtkugeln, Fencrgarbcn n. s. w. zn ergötze». Das Feuerwerk ge lang sehr schön; zahlreiche mit bunten Laternen versehene, anf dem Teiche hin und her fahrende Gondeln halfen den Anblick des Ganzen noch heben. Einer „italienischen Nacht' hätte man das Bild vergleichen könne», das sich darbot- Die Lampionznge i» den verschiedenen Stadttheilcn boten fast alle einen großartigen Anblick »nd erweckten nicht nur in den jugendlichen Thcilnehmcrn, sonder» auch in allen Zuschauern große Freude. Um so trauriger war cs aber, daß diese Freude in vielen Füllen durch Uiisng getrübt ward, der liamcnt- lich in Thcilcn der Nordvorstadt mit Fetterwerkskörpern getrieben wurde. Fast nnglanlich klingt cs, aber trotzdem ist cs Thatsachc, daß auf dem Brühl rc. unter die dahinzichendcn Kinder brennende Schwärmer, Frösche rc. geworfen wurden. Namentlich für Frauen war cs ab und zn fast unmöglich, dort ohne Fcncrsgefahr für dicKlcidung dnrchzukomnicn. Es ist in diesem Blatte schon vor dem Feste ans das Ungehörige solchen Gebahrcns hingcwi.ffcn worden, leider ist angcnscheinlich alles Ankämpsen dagegen fruchtlos; nur die Polizei behörde könnte hier erfolgreich eingreifcn. Der katholische Männervcrein hicrselbst hatte sich bei dem am Sedantag im Saale zur Stadt Mannheim abgehaltenen Gcsellichasisabcnd eines außerordentlich zahlreichen Besuchs zn erfreuen. Ungefähr 350 Personen mochten anwesend sei» und kann somit ein ansehnlicher Betrag znm Beste» einer Christbescheernng überwiesen werde». Die von Mitgliedern des Dra ma tischen Vereins anfgeführten cinactigen Theaterstücke fanden bei der Zuhörerschaft allgemeinen Beifall. Gerichts»,alle. Landgericht Cl> cinni tz. Fcricnstraskammcr III. 31./8. Der Bahuarbeitor Friedrich Gottlob Nenbert ans Groß rückcrswaldc, zuletzt in Niederwiesa anshälilich (1838 geboren und noch nubcstraft) hat sich der Unterschlagung schuldig ge macht. Anf einem Tanzsaal, woselbst sich auch Nenbert befand, wurde von einem Mädchen ein Portemonnaie mit über 100 Mark Inhalt gcfnndc». Nenbert ließ sich das Portemonnaie von dem Mädchen anshändigen, unter der Versicherung, daß er cs an den Vcrlnstträgcr ablicsern wolle. Er that dies aber nicht, warf vielmehr das leere Portemonnaie weg nnd verwendete das Geld in seinen Nutzen. Es traf ihn deshalb eine Strafe von 3 Monaten Gefängnis;. Der Handarbeiter Christian Friedrich Richter ans Möhrsdorf (1815 geboren), dessen Ehefrau Marie Richter daher (1846 geboren) nnd deren Tochter Martha Marie Richter daher (1869 geboren) waren vom hiesigen Schöffengericht in der Sitzung vom 11. Juli d. I. der Körperverletzung »nd des HansfricdcnsbruchcS für schuldig erachtet und deshalb vcrnrlhcilt worden: Richter zn 4 Woche», vcrchcl. Richter zn 5 Wochen und die ledige Stichler zu 2 Wochen Gcsängniß. Anf ihre hiergegen cingcwcndctc Berufung winden sie vom Hansfriedensbrnch frcigesprochcn, weshalb die Strafen anf 3 Wochen, 3 Wochen 3 Tage nnd bez. 10 Tage Gcsängniß herabgesetzt wurden. In dieser Sache inachte» sich zwei Entlastnngszcnginncn so verdächtig, daß ihre Anssagen anf Antrag der Staatsanwaltschaft zn Protocoll gcnvmme» wurden. Ter Drehorgelspieler Günther Wilhelm Eduard Ohle anS Lichtcnstein muß viel Geld verdienen, denn er hat sich den Luxus geboten, am 14. April d. I. aus offener Straße in Schcllcnberg einen anderen Lcierkasteninann als „Spitzbuben" zn bezeichnen, also zn beleidigen. Anf Antrag des- Verletzte» ist Ohle vom Schöffengericht zn Angnstnsbnrg am 29. Mai d. I. tnit 20 M. Geldstrafe belegt worden- Zum Ueberfluß machte er die Kostenrechnung noch dadurch bedeutend thenrer, daß er ein ganz nnbcgrttndctcs Rechtsmittel ein- lcgte, welches natürlich verworfen wurde. Edwin Max Epperlein aus Elterl ein (1865 geboren nnd noch un bestraft) ist vom Schöffengericht zu Scheibenberg in der Sitzung vom 4. Jan. d. I. mit 30 M. Geldstrafe belegt worden, weil er am 21. September v. I. bei Gelegenheit eines Feuers in Eltcrlcin den Coitimandantcil der Feuerwehr beleidigt hat- Auf seine Berufung hin wurde die Strafe anf 10 M. herabgesetzt. Schlacht- und Viehhof zu Chemnitz. Vom 3. September. Anstrieb: 206 Rinder, 659 Landschweinc, 71 nng. Schweine, 118 Kälber, 362 Hammel. Am Nlndcrmarktc hatte ein nm 18 Stück größerer Auftrieb wie vor 8 Tagen stattgcsnnden. Der Markt war von zahlreichen hiesigen nnd aus wärtigen Käufern besucht. Das Geschäft gestaltete sich mittelmäßig und führte in erster Qualität in verhältnibuiäßig kurzer Zeit znm gänzlichen Verkauf des Austriebes. In zweiter Qualität blieb dagegen einiger Ileberstaud. Der Schweineumrkt war mit 175 Stück mehr wie am vorigen Haupt« markte beschickt worden. Das Geschäft mar in Landschweinen gut nnd in niigarlschen Schweine» mittelmäßig, es zeigte sich, das; für de» größeren Auf trieb auch «in entsprechend größerer Bedarf vorhanden war. In de» Preisen trat gegenüber der Vorwoche eine Aendernng nicht ei». Nach Kälbern war die Nachfrage so lebhaft, daß der Austrieb für de» Bedarf nicht völlig ausreichte. Auch mußte man höhere Preise wie vorige Woche zahlen. Das Hammelgeschäft ist als mittelmäßig zu bezeichnen- Die Preise blieben, gegen die in voriger Woche gezahlten, unverändert. Preise: Rinder: I. Qual. 55—58 Mk., II. Qual. 47—50 M und Ilk. Qual. 36-40 M. für 100 Pfd. Flcischgewicht. Schweine: Landschwcine 50—53 Mk. und nng. Schweine 51—52 Mk. für 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 Pfd. Tara per Stück. Kälber: 100 Pfund Flcischgewicht 54-56 Mk. Hammel: 100 Pfund Lebendgewicht 28—30 M. Marktpreise vom 1. September 1889. Weizen russische Sorten 10 Mark — Pfg. bis 10 Mark 5 Pfg. pro 50 Kilo - pol», weiß», blink — - — - - — - — - - - - - sächs. gelb u. weiß 9 - 25 - - 10 - — - - - - « amerikanischer — - — - - — - — - - - Roggen preußischer 7 - 60 - - 7 - 80 - - - - - sächsischer 7 - 35 - - 7 - 50 - - - - « fremder 7 - 70 - - 7 - 90 - - * < Braugerste 8 - 75 - - 9 - 25 - - - - Fnttcrgcrste 6 - — - - 6 - 50 - - - * Hafer, sächsischer 7 - 30 - - 7 - 50 - - - Erbsen, Koch- 8 - — - - 9 - 25 - - - - Erbsen, Mahl- il. Fiittcr- 6 - 50 - - 7 - — - - - - Heu 3 40 4 20 Stroh 2 - 30 - - 3 - 10 - - - - Kartoffeln 2 - 60 - - 2 - 80 - - - - Butter 1 80 - - 2 - 50 - - 1 - Staudesamts-Nachrichten. Glösa. Angemeldet wurden vom 18. bis 24. August: Geboren: Ä. E. Müller, Fabrikarbeiter in Borna, eine Tochter. C. N. Gaube Fabrikarbeiter in Borna, ein Sohn. C. E. Fischer, Handarb. in Fnrth, eine Tochter. A. Elstncr, Färber in Glösa, eine Tochter. F. E. Fischer, Gartenbesitzer in Glösa, ein Sohn. E. I- Sachse, Handarbeiter in Borna, eine Tochter. F. H. Sachse, Fabrikarbeiter in Glösa, ein Sohn. Gestorben: C. R. Richter, Äntsbcsitzcr in Fnrth, ein Sohn, 6 Monate alt. C. W. Richter, Fabrikarbeiter in Fnrth, eilt Sohn, 3 Monate alt. M- C- Richter, Strickerin in Borna, 16 Jahre alt. C. H. Becker,' Gutsbesitzer in Borna, eine Tochter, 11 Monate alt. F. W. Kunz, Fleischer- incistcr in Furth, eine Tochter, 6 Monate alt. Für den redaktionellen Thcil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. Dir kann geholfen Werver». Dieses sind sicherlich die wohllhnendstc» Worte, welche einem Patienten, der an einer hartnäckigen Krankheit leidet, zugernscii werden können und wenn ein solcher Trost selbst von einst Leidenden Dir gebracht und dasjenige Heil mittel Dir angcrathen wird, dnrch welches dieselben genesen sind, so wirst Du keinen Moment zögern und Deine Zuflucht zu diesem Mittel nehmen. Das Heilmittel ist Warncr'S Safe Cure, welches in allen civilisirtcn Ländern von medicinischen Autoritäten speciell für alle Leiden der Nieren und Leber nnd deren Krankheitscischeinnngen, welche sehr mannigfaltig sind, anerkannt wird. Sind Nieren oder Leber in krankhaftem Zustande, so sind alle anderen Organe in Mitleidenschaft gezogen nnd cs ist thatsächlich bewiesen, daß die große Mehrzahl aller Krankheiten des menschlichen Organismus ihre Grund ursache in Störungen der Nieren und Leber haben. Tausende Deiner Mitmenschen find durch Warncr'S Safe Cure gesund geworden und Tausende erfreuen sich dadurch heute guter Gesundheit, nach dem bereits- Hoffnung ans Wicdcrgcncsuug aufgcgebe» war. Jeder Kranke, welcher die Gesundheit hochschätzt und dieselbe erlangen will, zögere nicht und Nehme seine Zuflucht zu Warncr'S Safe Cure, ec wird gewiß die Heilkraft dieser Mcdicin zu loben wissen. Warner's Safe Cure ist zu beziehen von der Engel-Apotheke in Leipzig. Wittgcusdorf. Zufolge Verordnung des Konigl. Ministeriums des Innern vom 21. Juli d. I. wird hierdurch bekannt gemacht, das; mit dem 1. Sep tember 1838 die Fleischbeschau auch für hiesige Gemeinde dergestalt in Kraft tritt, daß künftighin alle Schweine, welche mit der Be stimmung znr Nahrung des Menschen geschlachtet werden, durch die hiesigen verpflichteten Trichinenschancr mikroskopisch - zu untersuchen sind. Zugleich wird bemerkt, daß dem Trichinenschaner von dem Eigcnthümcr des Untcrsnchnngsgegenstandcs für die mikroskopische Untersuchung folgende Gebühr zu entrichten ist: Für 1 Schwein oder des voll auswärts cingcführtcii Schweine fleisches 1 Mk., für eine Untersuchung von Schinken oder Schwcincflcischwacircn, Wurst u. s. w. 0,50 Mk. und daß Zuwiderhandlungen hiergegen mit einer Geldstrafe bis zu 150 Mk. geahndet werden. Die näheren Bestimmungen enthält das von der Königlichen Amtshanptmannschaft zn Chemnitz genehmigte Regulativ für Wiitgcns- dorf mit Mürschnitz nnd dem Niiicrgntsbczirke, welches von heule ab 14 Tage lang zur Einsichtnahme im Gcmcindcamte anslicgt. Regulative sind daselbst zum Selbstkostenpreise zn habe». Wittgcnsdorf, den 31. August 1888. Der Genie inderath. Hcinsins, G. V. Holz-Vcrstcigcruug. Von den anf Plauer Staatöforstrevier (Heisrgwnld) anfbcrcitctcn Hölzern sollen Donnerstag, de»» 6. Seplcmi'er Ittlttk, von Vormittags 10 Uhr ar» im Gasthsse zum Watvschlvsrche»» in Hilbersdorf 1 birkener Stamm von 25 ein Mittenstärkc, 562 weiche Stämme - 10—35 - - 7 - Klötzer - 16—25 - Oberstärke, 3,- in lang, 702 - Derbstangcn - 8—14 - linterstärke, 6420 - Reisstangcn - 2—7 - - 2 Nmtr. weiche Brcnnschcitc, 1 - harte Brcnnknüppcl, 26 - weiche - 3 » harte Acste, 65 - weiche - 450 Gcbnnd hartes Schtagrcisig, 550 - weiche» - vereinzelt aufbcrcitet in Beständen des Zcisigwaldcs und der Scchs- rulhc», einzeln nnd particcnweije gegen sofortige Bezahlung in kasscn- mäßigen Münzsortcn nnd unter den vor Beginn der Anctivn besannt zn machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden, lieber diese Hölzer, welche vorher besehen werden könne», crtheilt der Unterzeichnete Oberförster nähere Auskunft. — Credilübcrschrcitnngen sind »»znlässig und wollen Inhaber von Holzkansgcldcrcredüen bei den Holzvcrstcigernngen sich vertreten lassen, so sind für die bclr. Vertreter gerichtlich anerkannte Vollmachten beim Forstreutamle vorher zn hintcrlegcn. Königl. Forstrcviervcrwaltttng Plaue und Königl. Forstrcutamt Slugustusburg, den 20. August 1868. Fröde. Seifert. bewährtes Mittel gegen Migräne, Schwäche der Nerve»», VeS Magens »mV der Respirations-Organe. In Flaschen n M. 5, Mk. 2 nnd Mk. 1 zn haben in der Cttgel-Vpothcke, Wiesen- und Anncnsir.-Ecke.
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