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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191007318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-31
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.07.1910
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in Wien ringetroffen, und el heißt, daß er sich von hier an» nach Pari» begeben werde. Da» »Neue Wiener Tageblatt* will wissen, daß der König gestern heimlich in Martenbad geweilt und dort «ine Unterredung mit dem Grafen Arhrenthal gehabt habe. Nut der Umgebung de» König» wird da» jedoch bestritten. Die Reise de» König« scheint in Zusammenhang mit der neuerlichen Zu spitzung der türktsch-bulgarifchen Beziehungen zu stehen. Tchlechte Ernteanöfichte» in Frankreich. Line schlechte Ernte soll Frankreich in diesem Jahre bevorstehen. Prüft ssor verthault von der Landwirtschaftlichen Schule in Grignon hat den Ausfall, den Frankreich erleidet, sogar schon ziffern mäßig zu Papier gebracht und berechnet ihn auf 2 Milliarden Frank. Am meisten hat der Ge» treidebau gelitten. Aber auch die Ernte in Kar toffeln und im Wein bleibt hinter den Erwartungen zurück. England. Die von de« Premierminister ASquith vorge schlagene neue Fassung der Erklärung de» König» bei der Thronbesteigung wurde vom Unterhaus mit »44 gegen »4 Stimmen angenommen. Be kanntlich handelte eS sich um eine Abmilderung der Worte, die die Bekräftigung der protestantischen Thronfolge enthalten. Spanien. Der Kirchenstrett mit dem Battkan hat den derzeitigen demokratischen Ministerpräsidenten Cana- leja» veranlaßt, an den König AlfonS die Ver- trauenSfrage zu stellen. Die Karlisten hoffen, falls König Alfon» der antipäpstlichen Politik seiner Regierung zustimmt, auf ihre Schilderhebung durch Volk und Heer Spanien». Der gegenwärtige Thronprätendent Don Jaime von Bourbon, der älteste Sohn de» vor einigen Jahren verstorbenen Don Karlo», hat bereit» ein Schreiben an die spanischen Senatoren und Deputierten gerichtet, in dem er die Hoffnung auf den baldigen Sieg seiner Sache, die zugleich diejenige der Kirche ist, auS- spricht. Li« Geldnot Portugal». Nach Blättermeldungrn au» Lissabon wurden die Beamten und Pensionäre, die nicht in Lissabon oder Oporto wohnen, von der Regierung benach richtigt, daß die Auszahlung der am 1. August fälligen StaatSgelder wieder nur zu 60 Prozent bar erfolgen kann, da di« Staatskassen ohne größere Barvorräte find. Infolgedessen herrscht im ganzen Lande eine starke Erregung. Ein Ende der portugiefischen Krist», so wird allgemein ver- fichert, sei vorläufig nicht abzusehen. OertlicheS und SSchfischeS. *— Bismarck» Todestag iß Henle. Der TodeStag de» ersten Kanzler- deS neuen Deutschen Reiches, unsre» großen BiSmarck, ist ebenso wie sein Geburtstag zum dauernden weihevollen Se- denktage für da- deutsche Volk geworden. Der gewaltige Mann, der mit Recht der „eiserne Kanzler* genannt wird, ruht nun in heiligem Frieden, umbraust von den Melodien, die der Sturm in den Wipfeln der knorrigen Eichen und alten Buchen deS Sachsenlande» weckt. Dort ruht er aut von seinen Heldenehreo. Aber nicht nur wehmutsvoll de» toten BiSmarck gedenken wir, sondern auch mit freudiger Dankbarkeit gegen Gott, der unS in ihm wieder einmal einen Helden zur rechten Zeit erweckte. Heute find auch gerade 40 Jahre verstossen, daß da? deutsche Volk mit Span nung der ersten Augusttage entgegen sah, an denen im Jahre 1870 der erste größere Zusammenstoß mit dem Feinde erfolgen mußte. Sieg auf Sieg folgte der ersten Schlacht und von Sieg zu Sieg wuchs im deutschen Volke der alte sehnliche Wunsch, daß die deutschen Stämme sich einigen möchten zu einem einigen großen Reiche. Und der Wunsch wurde zur Lat und nicht zuletzt durch BiSmarck» wunderbare StaatSkunst. Heute wissen wir alle, wissen auch seine einstigen Gegner, waS das deutsche Volk an diesem gewaltigen Manne verloren hat. Er war eben ein Mann, wie er nicht allzuhäufig einem Volke zuteil wird. Wir Deutsche haben nach BiSmarck noch keinen Staatsmann gehabt, der auch nur annähernd an seine Größe heran reichte, nicht einmal einen gehabt, der eS verstanden hätte, das Ansehen, das daS neue deutsche Reich unter BiSmarck im Kreise der Völker genoß, zu erhalten. Heute steht Deutschland zwar stark und kräftig da, ja in Bezug auf die Waffenbereitschaft stärker und kräftiger als je, aber sein Ansehen, sein Wort im Rate der Völker ist nicht mehr daS, al» noch der eiserne Kanzler an der Spitze stand. Ja, eS ist viele-, viele» ander- geworden seit BiS- marckS Heimgang und heute wünscht sehnsüchtig auch gar mancher seiner einstigen Gegner, daß an die Spitze deS Reiche- wieder eine Größe käme, wie sie war der heute vor 12 Jahren Heimgegangene erste Kanzler des neuen deutschen Reiches, Fürst BiSmarck. *— Wetteraussicht für Sonntag, den 31. Juli: Südwestwind, veränderlich, warm, trocken, Gewitterneigung. *— «ltersrenteukaffe für sächsische Hemd- werks«eißer. Die Bewegung zugunsten der Gründung einer AlterSrrntenkaffe für sächsische Handwerksmeister durch den Sächsischen Innung»- verband hatte den Vorstand der genannten Korpo ration veranlaßt, bet den Innungen Sachsen- auf Grund eine- Statutenrntwurfe- eine Umfrage in dieser Angelegenheit zu veranstalten. 2b Prozent aller befragten Innungen haben geantwortet. Von den b7 eingegangenen Antworten lauteten »6 ab- lehnend, 2 abwartend und nur 19 zustimmend. ES haben sich von ca. 1S000 in Betracht kommen den JanungSmetstrrn nur 184 al» Mitglieder zu der beabsichtigten Alter-rentenkasse gemeldet. Da von waren alt: 68 unter 40, 26: 41—4b, 19: 4S—60, 17: b1—bb, 8: so—so Jahre. 43 wollten der 1 (höchsten). S der 2., 1« der 8. und S4 der 4. Beitrag-- und Unterstützung-Nasse bei» treten. Angesicht» diese» Ergebnisse» der Umfrage ist die Gründung der au sich sehr notwendigen Kaffe zunächst unterblieben, e» soll aber durch Be rücksichtigung von berechtigten Wünschen in dem Statutenentwurf und durch AufNärung der in Be tracht kommenden Kreise weiter an dem Unter- nehmen gearbeitet werden. Scheitert iS für da ganze Land, so ist eine tatkräftige Agitation zu gunsten der Bildung von AlterSrentenkaffen auf kleineren Gebieten in- Auge gefaßt worden. In Glauchau ist eine solche Kaffe kürzlich in» Leben gerufen worden und auch eine Anzahl Innungen im Erzgebirge und im Vogilande haben Grün- dungSversuche nach dieser Richtung vor. Das traurigste EtnzelergebniS der Umfrage ist aber daS, daß viele Handwerker daS „Spare in der Zett, so hast du in der Not" nicht betätigen können, weil sie kein Geld dazu haben. * — Die Fahrgeschwindigkeit de» Automo bil». In einem Verfahren gegen einen Berliner Automobilbrfitzer hat da- Kgl. Sächs. Oberlandes- gertcht in Dresden als letzte Instanz folgende Ent scheidung getroffen: Ein Automobil hat auf einer öffentlichen, von Fußgängern benutzten Straße so langsam zu fahren, daß eS die Fußgänger nicht durch daS Aufspritzen deS Straßenschmutzes verun reinigt. Der Berliner Automobilbefitzrr hat die von der Borinstanz festgesetzte Strafe zu zahlen * — Keine Preiserhöhung der Streichhölzer. Der Vorstand des Verein- deutscher Zündholz- Fabrikanten hat in Berlin getagt, im Gegensatz zu den gehegten Befürchtungen jedoch keine wettere Erhöhung der Zündhölzerpretse beschlossen. Der Detailpreis von SO Pfennigen für da- Paket schwedischer Streichhölzer (10 Schachteln) wird in absehbarer Zukunft unverändert bleiben. Die Er höhung deS Preises von 10 auf 30 Pfennige mußte erfolgen, nachdem durch die Reichsfinanz, reform eine Steuer von 1b Pfennigen aus daS Paket gelegt worden und infolge deS verminderten Verbrauches die Einschränkung der Produktion aus ein Drittel des früheren Umfanges notwendig ge- worden war. * — Bierauöschauk i» sächsische» Bahnhofs wirtschaften. Verschiedene in» und ausländische Zeitungen haben die Nachricht gebracht, daß die Königliche Grneraldirektion dec sächsischen StaatS. eisenbahnen aus Vorstellung der Deutschen Brauer- Union beschlossen habe, in den Wartesälen der Sächsischen StaatSbahnen Schankstätten für deut sche« Bier einzurichten, um den Verbrauch an böhmischem Biere etnzuschränken. Wie von maß gebender Stelle hierzu mitgeteilt wird, ist ein der- artiger Beschluß nicht gefaßt worden, weil hierzu kein Anlaß vonliegt. Jene Nachricht entbehrt da her jeder Begründung. * — Li« Zahl ber über h«»d«rt Jahre alte» Persvue» ist im Deutschen Reiche nicht so gering, als man vielleicht glaubt. Im Alter von 100 bis 101 Jahren starben im Jahre 1908 30 Personen (8 männlich, 22 weiblich), von 101 bis 102 Jahren 11 (7 m., 4 w), von 102 bis 103 Jahren 7 (2 m., b w.), vo» 103 biß 104 Jahren 6 (8 m., 3 w ), von 104 viS 105 Jahren 8 (2 m., 6 w.), von 105 Jahren und darüber 12 (2 m., 10 w.). * — Beruukrautete Gärten haben schon viel Kopfzerbrechen und Arbeit gemacht und manchem die Lust an der Gartenarbeit genommen. Wir lesen hierüber in der neuen Nummer deS praktischen Ratgebers im Obst, und Gartenbau, Frankfurt a. Oder (die von seinem GeschästSamt an unsere Leser auf Wunsch kostenfrei versandt wird) die Schilderung einer Dame vom Lande. Sie fand einen stark verunkrauteten Garten vor, ließ ihn im Frühjahr graben, aber noch nicht gleich bestellen, sondern wartete erst daS Keimen deS Unkrautes ab. An einem heißen Tage wurde dann gehackt, so daß die zarten Unkrautpflanzen sofort vertrockneten. Damit war der Unkrautsame der obersten Schicht vernichtet. Es wurde nun bestellt, ohne wieder zu graben, und für dies Jahr sand sich nicht mehr Unkraut als in jedem gut gepflegten Garten. Der Boden war aber noch in tieferen Schichten, die beim Graben an die Oberfläche kamen, mit Un- krautsamen gesättigt; daher mußte obiges Ver- fahren nach dem nächsten Umgraben wiederholt werden. ' H»h«»üetu-Er»ü1hal, 30. Juli. Für die beim Stadtjubiläum geplante Ausstellung von Altertümern aus Privatbefitz im RathauSsaale sind auf die veröffentlichte Bitte nur sehr wenige Zu sicherungen etngegangen. Es wird daher erneut gebeten, zur bester en Ausgestaltung der daS Brunnen- Modell umgebenden Ausstellung geeignete Sachen zur Verfügung zu stellen und dies im Rathause, Zimmer Nr. 2, zu melden. * — Die Anregung de» Herr« Staals- «i»ift«r» Grafe« Vitzthum vo« Ecksiädt zur V er e d e l u n g de r Volk s f est e soll bei der diesjährigen Dresdner Vogelwiese in die Tat um- gesetzt werden. Die beim bevorstehenden Stadt- rrchtSjubiläum und Heimatfest zur Ausführung gelangende Warenlotterte läßt daS gleiche Bestreben erkennen. ES sind nämlich mehrere wunderschöne große Künstlersteinzeichnungen, herrührend von ersten deutschen Künstlern, zu Gewinnen bestimmt. Sobald die köstlichen Blätter, die gerahmt sind und Gemälden in ihrer Wirkung nichts nachgebrn, erst vorteilhafter als die« bislang möglich war, au-gestellt sein werden, wird dies ein nicht ge ringer Anreiz für den Kunstfreund sein, mit einem LoSkauf sich die Hoffnung auf den Gewinn eines ganz hervorragend edlen Zimmerschmuckcs zu ver schaffen. (:) Di« «hemulig«» Hohe»ß«i».Er»ftthal«r tu Limbach hielten gestern wieder im dortigen Restaurant „Palmgarten" eine Zusammenkunft ab, um Stellung zu nehmen zwecks Teilnahme an dem hier stattfindenden 400jährigen Stadtjubiläum. Die Aussprache war «ine reg« und kam di« Liebe zur Heimat so recht zum Ausdruck. Dir Teilnahme am Fest dürfte seitens der jetzigen Limbacher ein« recht rege werden. * — Di« Platz««sik findet morgen Sonntag auf dem Altmarkte von 11 bis 12 Uhr mittag- statt. ES werden gespielt: 1. Bravour-Morsch von Zillmann; 2 Ouvertüre z. Op. „P gue-Dame" von Supp»; 3. Da- erste Herzklopfen, Salonstück von E lenberg; 4. Pilg«rchor und Lied an den Abendstern aus „Tannhäuser" von R. Wagner; 5. Holzschuhtanz a. d. Op. „Zar und Zimmermann" von Lortzing (auf Wunsch); 6. BienenhauSmarsch von L. Oertel. (:)— Eiu beständige» Zurückgehe» der «he. mal» hier blühenden H rndweberei ist von Jahr zu Jahr zu beobachten. Während früher ganze Straßen, so z. B. die Aktienfiraße, Oststraße, Chemnitzerstraße, mit Handwebern bewohnt waren und au» vielen Häusern heraus daS eintönige Klappern der Web- stühle ertönte, verschwindet diese» immer m«hr. Der Grund liegt darin, daß der mechanische Webstuhl immer mehr Ausbreitung gefunden hat und so mancher Weber, der noch vor ungefähr 1s Jahren verächt- lich auf den eisernen Webstuhl blickte, heute denselben unter dem Zwange der Verhältnisse in der Fabrik bedienen muß. Die Zeiten ändern sich eben. Man wird nicht übertreiben, wenn man behauptet, daß in einem Zeitraum von 1K Jahren 70 Proz. der hiesigen Handweber verschwunden find. B ele deckt der grüne Rasen, andere wieder wurden gezwungen, in die Fabrik zu zehen, und der andere Teil wurde durch die Krisen, die mehrere Male auch in unserer Deckenbranche auftralen, in andere Berufe ge- trieben. Biele ehemalige hiesige Handweber finden jetzt ihr Brot in den Limbacher Wirkerorten oder im nahen Chemnitz in der Textil, und E senbravche. Welche Aenderung die Techn k in der hiesigen Webbranch.' im Wirtschaftsleben unserer Stadt hervorgerufen hat, ersieht man am besten daraus, welche gewaltige Arbeitermaffrn Verdienst ander, weit suchen mußten. Jetzt fuhren täglich gegen 700 Arbeiter nach Chemnitz und ihre Zahl nimmt ständig zu. Die Handweberei ist hier schon um daS Jahr 1500 etageführt worden, denn die hie sigen Leinewandweber gründeten im Jahre 1538 bereits die jetzige Altstädter Innung mit sehr wich tigen Privilegien. Sollte sich auch die HauSweb- industrie noch eine Reihe von Jahren erhalten, so nagt an ihr doch fortwährend der Zahn der Zeit und nicht lange dürste es mehr dauern, so wird der Handwebstuhl eine Seltenheit sein. r— Sommerfeft und Milttärkouzert in der „Hüttenmühle". Wie auS dem Inseratenteil vorliegender Nummer ersichtlich, hält der Besitzer des Etablissements „Hüttenmühle", Herr Poch^rt, am Sonntag sein diesjähriges Dämmerst st und am Montag 2 große Militärkonzeite ob. Das Familien, konzert, welches am Montag nachmittag um 4 Uhr beginnt, wird trotz deS niedrigen Eintrittspreises ein recht vorzügliches Programm ausweisen und dürste zumal Familien mit Kindern ein Besuch desselben zu empfehlen sein. Abends '/,8 Uhr wird die Karabinier-Kapelle mit einer vollständig neuen Spielsolge aufwarten und den Besuchern einen höchst seltenen Kunstgenuß bieten. Um der ganzen V.ranstaltung das rechte Gepiäge und Glanz zu verleihen und um den Aufenthalt während deS Konzertes unter den Kastanien deS zuafeedn Garten-, der Hüttenmühle recht wirkungsvoll und angenehm zu machen, hat Herr Pocherl keine Kosten gescheut und Illumination sowie Ab- beennung eines Brillant-Feuerwerks vorgesehen. Dem Abendkonzert wird sich ein flotter Ball an» schlteßen, dem zumal von der tanzlustigen Jugend richt lebhaft zugesprochen wrrden dü ste. Hoffent lich macht während dieser beiden Tage der Himmel ein recht freundliches G sicht und bringt dem rührigen Wirt sowie auch der Karabinier-Kapelle ein recht gutes G.schäft. Während deS Sonntag- wird ein aufgestelltes Karussell für Alt und Jung reiche Abwechselung bieten. —l. Elektro Biograph Ein auserlesenes Großstadtprogramm wird wiederum im Elktro- B ographen gezeigt. Amerikanische Baumwollplar- tagen fesseln das Interest.- deS Besuchers aus» beste. Der dramatische T st ist wieder besonders gewählt; drei herrsche Dramen: „Der Friedens- engel", eine Lebensanschauung in Wnh heit, „Der Kampf eines unschuldig Verurteilten", „Der Kuß deS Hirten", zwei Herzen finden sich, doch das Er kennen der Liebe fo.dert Scheiden. „Groß-Feuer", dieser GchreckcnSrus wird uns hier vor Augen ge führt; diese- packende Bild zeigt gleichzeitig die Anwendung der modernsten Rettungseinrichtungen. „Abschied von den Alpen', rin herrliche- Tonbtld, ein Trost sür solche, welche die Ferien in den heimischen Pfählen verbringen mästen. Für einen guten Humor ist außerdem noch gesorgt; denn der gute Michel und Herr Dringlich bieten alles auf, ein herzliches Lachen der B>facher zu erhalten. Alles in allem ein herrliches P ogramm, was hier geboten wird, und kann ein B.such im Elektro- Biograph nur empfohlen werden. p Obrrlungwitz, 30. Juli. Ein weiterer Automobilunfall ereignete sich am Donnerstag abmd kurz nach 10 Uhr unterhalo Engels Restau ration. Ein in Chemnitz wohnender Herr Gabler befand sich mit seinem Fahrrad auf dem Heimwege von einem Ausflug und wollte hier bei Verwand ten übernachten. An der obengenannten Stelle holte ihn >in Automobil ein und im Borbeifahren streifte dasselbe den rechts fahrenden G. so heftig, daß er mit dem Kopse an einen dort befindlichen Mast der elektrischen Leitung geschleudert wurde. Und kümmert um den Verunglückten fuhr daS Automobil weiter und konnten die Namen der In sassen, da die wenigen Augenzeugen, die fich im Augenblick deS Unfalls auf der Straße befanden, fich die Nummer des Kraftwagens nicht genau an gesehen hatten, leider auch nicht festgestellt werden. Der Radfahrer erlitt äußerlich nur Hautabschür- sungen, da er aber über heftigen Kopssckmerz klagte, ist e» nicht ausgeschlossen, daß er auch innere Verletzungen davongetragen hat. Gein Fahr, rad wurde arg zugerichtet; auch daS Auto muß Beschädigungen erlitten haben, denn der Schall- becher einer Signalhupe blieb auf der Unfallstelle liegen. Gabler hat Anzeige erstattet. p Od«rl»»gwitz, 30. Juli Einen öffentlichen Athleten-Wettflreit veranstaltet morgen Sonntag der hiesige Athletenklub „Simson" l« Saale d«s Gasthofe- „Zum Lamm" hier. Vormittag» von 9—10 Uhr wird Kampfrichterfitzung abgehalten, r» folgt dann da- Abwiegen der Konkurrenten und wird hierauf der Wettstreit, der in ein« und beid- armigem Gchwergewichtshtben, sowie Rinakampf nach griechisch" öm scher Art besteht, seinen Anfang nehmen. Die Beteiligung an dieser Veranstaltung ist «ine sehr starke, nehmen doch allein 12 aus wärtige Vereine daran teil; außer Mitgliedern sind auch noch Schüler zugrlaffrn worden. Die 12 Athleten-KlubS setzen sich zusammen auS je zwei Vereinen von Hohrnstetn-Ernstthal, Gersdorf und Lugau, je einem von Pleißa, Limbach, JahnS- dorf, Stollberg, Oelsnitz und L chtrnstein-Callnberg. DaS größte Interesse wird auch dirSmal wieder dem Ringkampf «ntgegengebracht werden, umso mehr, als von den Vereinen besonders geschickte und gewandte Kräfte teilnehmen. Nach Beendigung des Wettstreites findet abends gegen 7 Uhr Steger verkündigung nebst PreiSvertrtlung statt, dem fich ein Festball anschließt. * Limbach, 29. Juli. Sestern abend ist hier der seit fünf Wochen fahnenflüchtige Soldat Prinz von der 6. Kompagnie des 14 Infanterie-Regi ments Nr. 179 zu Leisnig festgrnommen worden. Prinz hatte sich während der ganzen Zeit bei seiner Geliebten, einem Dienstmädchen, in deren Kammer auf der oberen Frohnaerstraße verborgen gehalten. * Rabenau, 29. Juli. Ein 16jähriger Schreiber, der von seiner Firma entlasten worden war, ertränkte fich im sogenannten Schwarzen Teiche. * Dre»de«, 29. Juli. Prinz und Prinzestin Johann Georg werden im Oktober d. I. eine größere Reise nach Italien und Palästina antreten. — In der Antonstadt fiel die Ehefrau eines Schankwirtes infolge eines Fehltrittes die unteren Stufen der Treppe zu ihrer Wohnung herunter. Sie erlitt dabei eine schwere Gchädeloerletzung, die ihren Tod herbeisührte. — Im 5. Stock deS Laufes Gchöffergaffe 4 wohnt die verwitwete Schneiderin Backofen; als diese gestern abend ihr« Wohnung aus kurze Zeit verließ, schlich sich ein etwa 15 Jahre alter Bursche, der sich in daS HauS hatte einschließen lasten, in ihr Zimmer ein und verkroch sich unter das Bett, ohne daß die Wohnungsinhaberin bei ihrer Rückkehr etwas be merkte. Gegen >/,2 Uhr erwachte sie durch daS Schnarchen des inzwischen in Schlaf versunkenen Burschen aus und verstand es in resoluter Weise, diesen in der Wohnung sestzuhalten, bis sie am Morgen die Polizei verständigen lasten konnte. Als diese erschien, stellte es fich heraus, daß der Eindringling bereits einen Diebstahl auSgeführt hatte. Der Festgenommcne ist ein auS dem Rettung»- Hause in Moritzburg entwichener Fürsorgezögling namens Borgmann. ' Leipzig, 29. Juli. Aus Gram über den vor acht Lagen erfolgten Tod seiner Frau ver suchte fich gestern vormittag in der Aeußeren Höllischen Straße in Gohlis während eine» Be suches bei Verwandten ein 42 Jahre alter Klemp nermeister aus Neisse zu erschießen. Im Verlauf eines Gespräches über die Verstorbene drehte er fich plötzlich um, zog einen Revolver au- der Brustiasche und feuerte einen Schuß auf fich ab. Die Kugel drang ihm in die Hüfte, so daß er so fort dem Krakkenhause zugeführl werden mußte. — Der mißratene Sohn des Gerichtsvollziehers Letmert in Leipzig-Gohlis, der, wie wir berichteten, aus seine betagten Eltern mehrere, zum Glück un schädliche R volverschüste abgegeben hat, ist der Typus dkS verlorenen Sohnes. In seiner Jugend ein Faulenzer und Nichtstuer, hat er es trotz seiner kaufmännischen Ausbildung auch im Alter von 23 Jahren noch nicht so weit gebracht, fich sein Brot selbst zu verdienen, sondern immer und immer wieder, teilweise unter Drohungen, Geld von den Eltern erhalten. Seine alte Mutter hat er mehrmals mit dem Revolver bedroht, wenn sie ihn. nicht Geld genug gab, und sie sogar mit dem Stocke mißhandelt. Als der jugendliche Tauge nichts erfahren hatte, daß seine Mutter zu der Mutter eine- FcauenzimmerS gegangen war, mit dem er für gewöhnlich sein Geld vertat, warf er in Abwesenheit drS VaterS seine Mutter zu Boden und schleifte sie an den Haaren durch das Zimmer. Als er mit dem Mädchen am DienStag in ange heiterter Stimmung nach Hause kam, hatte er die Türe verschlossen gefunden. DteS hatte ihn so in Wut gebracht, daß er zum Revolver griff. Di« Verletzung, die der Attentäter sich selbst durch einen Revolverschuß beigebracht hat, ist leichterer Natur und wird bald geheilt sein, so daß ihn die wohl verdiente exemplarische Strafe treffen kann. — Gestern nachmittag ist in der Ludwigfiraße in VolkmarSdorf eine 62 Jahre alte DroschkenbefitzerS- ehefrau beim Herunterwerfen von Heu von einem 1 Stock hohen Heuboden herabgestürzt. Die Frau hat sich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, an deren Folgen sie bald gestorben ist. * Leipzig, 29. Juli. Die Untersuchung der Schandtaten des Raubmörderpaares K«ppius wird in der Bevölkerung mit großem Interesse verfolgt. Die beiden Brüder, die anfangs alles leugneten, haben jetzt wenigsten« schon die Erpressungen gegen Siegfried Weber, den Verleger der weltbekannten Leipziger Illustrierten Zeitung, eingestanden. Viel erörtert wrrd die Frage, wem die von dem Ver leger ausgesetzte Belohnung von 5000 Mark zu fallen wird. Die einen sind der Ansicht, daß sie Herr Weber selbst zu beanspruchen hat, denn er war eS, der die Verfolgung de- Knaben, der den letzten Elprefferbrief überbrachte, übernahm. An- dere stimmen sür den Chauffeur des Automobil«, dessen Tätigkeit es zuzuschrciben war, daß bei der Jagd durch zahlreiche enge Gaffen und Straßen die Verhaftung überhaupt erfolgen konnte. — Die schamlosen EcpreffungSversuche de« Verbrecherpaare scheinen übrigens viel Nachahmung gefunden zu haben, denn seit dieser Zrit mehrten fich die An- zeigen von besser situierten Leuten, an denen Er- Pressung«« vrrsucht wurden, in Leipzig in geradezu erschrcckender Weise. Sestern erst wurde wieder auf dem hiesigen Hauptpostamt? ein 21 Jahr«
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