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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100621
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-21
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1910
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zirkßvereine gerichtet. Der ärztliche Vezirktverein DreSden-Stadt hat sich in seiner letzten Sitzung eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt und beschlossen, eine Denkschrift auSarbrtten zu lassen, in der die Behauptungen und Anfichten des Land- tagSabgeordneten Fräßdorf ausführlich widerlegt werden sollen. Diese Denkschrift soll dem Köntgl. Ministerium deS Innern und dem nächsten Land tage zugestellt werden. * Leipzig, 20. Juni. Die Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter Leipzig« beschlossen gestern in drei Versammlungen, den Spruch des Dresdner Schiedsgerichts nicht anzuerkennen und von heute ab in den Streik einzutreten. — Gestern abend gegen r/,8 Uhr wurde am „Kreuz" in L-Conne- witz der siebenjährige Sohn des Weichenwärters Lheiblsch von einer Kraftdroschke überfahren und sofort getötet; ein Rad ging ihm über den Kopf und spaltete ihm den Schädel. — Eine an der Wallwitzstraße rn L.-Reudmtz wohnhafte 20 Jahre alte Aufwärrerin erkrankte nach dem Genüsse eines selbst zubrreiteten Galats unter Vcrgiflungser- scheinungen derart schwer, daß sie sofort in dcs Krankenhaus ausgenommen werden mußte. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der zu dem Galat ver wendete Essigsprit vergiftet gewesen ist. — Auf dem Tchlachihof kam am Tonnabend ein Fleischer fteselle beim Ausladen von Rindern dadurch zu Schaden, daß rhn ein Rrnd auf die Hörner nahm und zu Boden schleuderte. Er wurde nichl uner heblich verlitzt und mußte nach dem Krankenhause gebracht weroen. * Großenhain, 19. Juni. Unter dem Ver dachte, seiner G.liebten Gchwchlsäure ins Bier ge gossen zu hoben, wurde ein hiesiger Husar ln Hast genommen und nach Dresden eingeltefert. * Sebnitz, 19. Juni. Am Donnerstag abend fand man den 16jährigen Handelsschüler R., den einzigen Sohn eines Blumenfabnkanten, in der Gchlafstube des elt-rlichen Hauses in Hertigswalde erhängt vor. *Netchr»bach i. B, 19. Juni. Die Stretchgarr, spinnerei und Wollwarenfabrik von Paulus Paul an der Burgstraße ist am Freitag abend ein Raud der Flammen geworden. Das Feuer brach gegen 9Uhc an- scheinend auf dem Dachboden des dreistöckigen, um fänglichen Gebäudes aus und breitete sich rasch aus. Die Feuerwehr war bald zur Stelle, die dem gefräßigen Element mit Nachdruck zu Leibe rückte, und fast schien es, als ob die rasche Hilfe nicht umsonst wäre. Da, mit einemmale schossen gierige Flammen haushoch aus dem durchnäßten Dach, und ein Stockwerk nach dem andern wurde ergriffen und bald zeigte sich das Gebäude als ein einziges Flammenmeer. Gegen '/,11 Uhr stürzte die west- liche Hälfte ein, Webstühle und sonstige Maschinen sausten krachend in die Tiefe, so daß dichieFunken- garbin hoch emporgewirbUt wurden. Die Fabrik ist mit allen Nebengebäuden dcn srurigen Gluten zum Opfer gefallen. Sie stammt aus den 50er Jahren, ist aber ein außerordentlich stabiles Ge bäude auch jetzt noch gewesen. Beschäftigt waren in der Fabrik gegen 50 Personen. Die Zahl der mechanischen Webstühle bezifferte sich auf rund 30, Gelfaktormaschinen für die Spinnerei waren mehrere aufgestellt. Dle Ursache des Feuers ist nicht be kannt. Der Besitzer Paulus Paul harte sich vor 14Tagen infolge finanzieller Schwierigkeiten erhängt. ' Plauen t. B., 19. Juni. Im benachbarten Jocketa fand man gestern vormittag den Rentner Gebhardt in einem Teiche seiner Gartenan lage tot auf. Man nimmt an, daß G:bhardt beim Füttern des Waffergiflügels am Rande des Teichls ausgeglitten, in den Te ch gestürzt und ertrunken ist. * Olberaha«, 18. Juni. Die 15jährigen Burschen Giegert und Nah aus Brandau geritten in eine Streiterei, wobei Siegert einen schweren Ziegelstein ergriff und diesen derart wuchtig an den Kops seines Kameraden schleuderte, daß dieser nach kurzer Zeit an den schweren Verletzungen starb Der Allensteiner Prozeß. Die Sonnabend-Verhandlung brachte zunächst einen erregten Gtreit zwischen dem Vorsitzenden und den Verteidigern, als Kriegsgerichtsral Con radi nochmals gehört werden sollte. Rechtsanwalt Gello protestierte energisch dagegen, daß diestr Zeuge zum zweiten Mal gehört würde. Geschehe das, so werde die Verteidigung die Konsequenzen zu ziehen wissen. Auf diese Weise käme die Ver- Handlung nicht vom Fleck, man drehe sich vielmehr im Kreise herum. Es scheine, als ob man es darauf anlege, den Eindruck der für die Angeklagte sehr günstigen Aussagen des Kriminal kommissars Wannowskl bei den Geschworenen aus zulöschen und die Aussagen deS Kriegsgerichts» atcS Conradt besonders zu unterstreichen.-Kriegsgerichts- rat Reichard sagte noch nachträglich aus, daß die An gabe, GcrichtSherr Exzellenz Scotti habe der Ver haftung der Frau v. Schönebeck entgegengrarbertet, damit rin Skandal vermieden werde, absolut unzu treffend sei, Scotti habe sich direkt entgegengesetzt ausgesprochen. — Der Vorsitzende teilte mit, daß die alS Zeugin geladene Muller Goebens nicht er scheinen könne. Sie hat ein ärztliches Attest ein- aereicht, daß sie wegen deS hohen Alters und mit Rücksicht auf die Aufregung, der weit n Reise und der Vernehmung, nicht in der Lage sei, die weite Reise von Steiermark nach Allenflein zu machen. — Oskar v. Soeben, der Bruder GoebenS, schil derte diesen folgendermaßen: In seiner Jugend war er rin recht begabter Junge, der in der Schule, wenn er auch nichl dec B-ste war, doch gut vor- wärtS kam. Er war wahrheitsliebend, em guter Gohn und Bruder. Körperlich war rr in der Jugend nur schwächlich, zumal seine rechte Körper- Hälfte weniger entwickel! war als die linke. Durch erhebliche Energie, durch Selbstzucht versuchte er, diese Mängel zu überwinden. An den Räuber- und Jndianerspielen beteiligten sich die beiden Brüder nicht mehr als andere Kinder. Hugo von Soeben wollte erst bei der Marine eintreten, hier zurückgemtesen, trat er beim Heere ein. Ueber daS Liebesleben seine- Bruders wußte der Zeuge nichts auSzusag« n. Ihm ist auch unbekannt, daß Goeden infolge einer unglücklichen Liebe die Kämpfe in Südafrika und Mazedonien mitgemacht haben soll. Recht bezeichnend ist ein Brief des Hauptmanns, den dieser, als er in Untersuchungshaft saß, an seinen Bruder gerichtet hat. Da heißt eS u. a.: „Ich versichere Dir, ich will keine falsche Schonung für die, die, wie ich jetzt eingesehen habe, ebenso im Banne des Verbrechens war, wic ich seit einem halben Jahr im Taumel deS Verbrechens gelebt habe. Erst gestern abend ist mir der ganze Um fang deS Gräßlichen, die Gemeinheit und Ver blendung, in der ich gelebt habe, klar geworden. Jetzt erst ist eS mir klar geworden, wie sehr mich das belastet, was ich bisher für diese fürchterliche Frau verschwiegen habe." (Vergleicht man diesen Brief mit den an TupschewSki gerichteten Bitten, die Angeklagte nicht in die Affäre hineinzuziehen, da sie schuldlos sei, so ergibt sich ein Doppelspiel Goebens, das seinen Charakter nichl gerade günstig erscheinen läßt. D. R-d.) Oskar v. Goebrn ging auch auf die Beziehungen seines Bruders zu Frau v. Schönebeck und auf die Beziehungen der letz'.ecen zur allen Mutter Goebens ein. In rinem Briefe der Majorm an die Frau v Garben kam folgende überschwängliche Stelle vor: „Was sind wir beide doch sür gottbegnadete Frauen! Du, die st ine Muller ist, und ich, die ihn b. sitzen soll. Ich habe noch Fehler, die ich adlun muß, um seiner wert zu se»n." Der Vorsitzende fragte hier die Angeklagte, weshalb sie der alten Dame etwa- vorgemachl habe, worauf Frau Weber erwiderte: „Goeben drängte iminrrzu, ich sollte an seine Mutter schreiben, und da habe ich ihm den Gefallen ge- tan!" Ein Geschworener wandte sich an den Zeugen mit der Bemerkung, Frau v. Goeb-n hätte doch ernskhen müssen, daß der Verkehr ihres Sohnes mit der Frau v. Schönebeck ein unerlaubter sei. Oskar o. Goeb.-n anlwortete, man hätte ftiner Mutter immer geschtieben, der Scheidung liege nichts mehr >m Wege. — Zeuge Hauptmann Herwig-Allenstern schilderte Soeben als tüchtigen Ojfizier. — Hauptmann Gudewill-Jtz»hoe lernte ihn als hochanständigen, vornehmen, ritterlichen Menschen kennen, der dienstlich und außerdienstlich gleich tadellos war. Er war eine Art Vertrauens mann dcs Oifizierkoips. Für Liebeleien war er nicht zu haben. — Noch glänzender wac die Schilderung dcs Hauptmanns Poel. Zum Beweis der Lauterkeit von Goebens Charakter führte er an, daß er gerade in Dingen um Rat angegangen wurde, die Frauen betrafen. Die Frau eines Kame- raden hat sich nicht gescheut, ihn zu bitten, ihr ihren Mann wieder zu verschaffen. Für die be rühmten „besseren Witze" war Soeben nie zu haben. Hierbei bemerkte der Vorsitzende, daß sich in den Personalakten v Goebens eine Bemerkung des Chefs des Generalstabes des 7. Armeekorps gefunden Hobe, der das lasche Wesen Goebens im Buceau- dicnst auf Frauenzimmergeschichten zmückführt. Hierzu sagte Hauptmann Poel aus, daß Soeben nichts gräulicher war, als Bureaudienst, die Ver mutung betreffs der .Fcauenzimmeraeschichten" sei absolut unzutreffend. Damals hatte sich Go.ben ernsthaft einem Mädchen genähert und dachte an eine Verlobung. Goeben b-vorzugte dcn Familien- verkehr. Bet dcn Kindern war er sehr beliebt, überall wurde er Onkel Sorben genannt. Manch mal war er temperamentvoll. Ec konnte nett er zählen und halte alS Mecklenburger so eine Art Reuternatnr. Kleine Gßeonik. * Das Hochwasser. Aus den UcberschwemmnngS- gebieten kommen noch fortwährend «schreckens- schildcrungen. Im Ahrgebiet liegt die Kreisstadt Adenau fast ganz in Trümmern. Vier Stunden lang rasten die zwei Meter hohen Wellen durch die Straßen, alles bespülend und unterwaschend. Drei Kilometer oberhalb Dicbolsheim wurde der Haupt rheindamm in einer Breite von 25 bis 30 Meter durch das Hochwasser zerrissen Die Wasscrmassen überfluteten das Gelände der Gemeinden Diebols heim und Friesenheim. Der durch das Hochwasser im Ahrtal angcrichtcte Schaden wird amtlich aus über 4 Millionen geschätzt. Die rheinischen Städte zeichnen gwß, Summen für die Uebcrschwemmten — Im bayrischen Gebirge hält man die Gefahr sür vorübergegangen. Die Nebenflüsse der Donau sollen ständig, zeigen aber noch einen außerordentlich hohen Pegelstand Bei Augsburg sprengte man das große Wehr, wodurch der Lech seitwärts abge drängt wurde, sodaß der Stadt keine unmittelbare Gcsahr mehr droht. In diesen Tagen verhandelt der bayrische Land ag die Notstandsvorlage für die überschwemmten Gebiete. Augsburg allein beziffert seinen Schaden auf 5 Millionen Mark. — Im österreichischen Vorarlberg und benachbarten Bre genzer Gebiet ist der Schaden auf I2 Millionen bewertet. Die Bahn ist auf weite Strecken zer stört, an hundert Häuser sind eingestürzt, gegen zwanzig Menschen umgekommen. Mehrere Friedhöfe find vcrwüstet, die Leichen aus den Gräbern herausge- rlsscn DicBodenfecüberschwemmungvcrschlimmertesich invlgc zeitweisenRegens von neuem, viele Dörscr sind in äußerst bedrängter Lage. Brücken und Straßen sind verschwunden, Gärten und Felder verschlammt. Auch in der Schweiz sieht es noch traurig aus. Im schönen Luzern sind die Straßen alle unter Wasser, die großen Hotels am See gleichen Inseln. ' Furchtbares Etseubahunuglück iu Frankreich. Ucber einen am Sonnabend nachmittag kurz nach 6 Uhr erfolgten Zusammenstoß zweier Eisenbahn züge, von denen der eine ein Personenzug, der andere ein Schnellzug war, wird aus Villepreux (Departe ment Seine et-Oise) gemeldet: Der Pcrsonenzug stand in dem hiesigen Bohnhof, als plötzlich der um 5 Uhr 18 Minuten von Paris abgegangene Schnellzug cinlief und in voller Fahrt auf den Pcrsonenzug auslief. Mehrere Wagen wurden zertrümmert, ein Wagen und der Speisewagendes Schnellzuges gerie tcn in Brand. Bis 11'/, Uhr abends war eS noch nicht gelungen, den Brand zu löschen, da nicht genü gend Wasser vorhanden war. Bisher sind 10 Tote und 25 Verletzte geborgen, weitere Verunglückte befinden sich noch unter den Trümmern. Minister Millerand und der Präfekt deS Departements Seine. et-Oise waren abend- auf der Unsallstelle und be gaben sich dann nach Versailles, wo sie die Verletzten besuchten. — Eine spätere Meldung auS Versailles besagt: Der Zug 467, von Paris nach Dreux gehend, hatte aus der Station in Villepreux zur Ausbesserung eines Maschinendesekts angehalten. Der Aufenthalt dauerte gegen eine halbe Stunde. Die Reisenden verloren die Geduld und stiegen auS. Um 6 Uhr 10 Minuten kam der Expreßzug 477. Der Führer des Expreßzuges sah den Personenzog zu spät. Der Zusammenstoß war schrecklich. Die Maschine, der Tender und drei Waggons, darunter der Speisewa gen, schoben sich in die fünf Hinteren Wagen und den Gepäckwagen des Zuges 467. Die Lokomotive stürzte um und setzte die Woge., in Brand. Zehn Wagen wurden ein Raub der Flammen. Der Maschinist des getroffenen Zuges wurde irrsinnig. — Dcs weiteren wnd aus Villepreux unterm 19. Juni gemeldet: Heute vormittag wurde der achtzehnte Tote aus den Trümmern geborgen Die Feststellung der Persönlichkeiten ist teilweise unmöglich, da manche Körper völlig verkohlt sind. Wie eS heißt, befinden sich der Schwiegersohn und der Neffe Vanderbilts unter den Toten Weiter wurden über 25 Schwer verletzte unter dcn Trümmern hervorgezogen. ' Trostlose Dürre. Zahlreiche Meldungen über Wolkenbrüche kamen in der letzten Woche. Ein Gegenstück dazu bietet der Brief eines Landmanns in der „Dtsch. Tagesztg. auS Soldnu in Ost preußen: ..Dort hat cs seit dem 7. Mai nicht ge regnet, und dabei täglich Sonnenolut bei 24 Grad im Schatten und ausdörrende Ostwinde Der Roggen wird weiß ohne Körner, die Sommerung ist verloren, die Kleefelder sind ausgebrannt, der junge Klee ist ganz tot." * 17 Gebäude uicdergebranut. In Schwab stedt bei Husum in Holstein ist am Sonnabend vormittag ein Großseuer ausgebrochen, das bis zum Nachmittag 17 Häuser vernichtete. Im Laufe deS Nachmittags gelang cs den von allen Seiten her beigeeilten Feuerwehren, des Feuerherdes Herr zu werden. Unter den 17 niedcrgebrannten Gebäuden befindet sich die Sparkasse Eine große Anzahl Häuser, darunter die Schule, wurden schwer be schädigt. Die Ursache des Brandes steht noch nicht sest. * Feuersbruust in einer russischell Ltadt. In Mohilew am Dnjepr fielen einer großen Feuers brunst etwa 300 Gebäude zum Opfer. * Reimfahrer Robl getötet. Der bekannte Rennfahrer Robl unternahm am Sonnabend in Stettin einen Ausstieg mit seinem Aeroplan, der zunächst sehr gut gelang. Nachdem ec aber einen großen Kreis beschrieben hatte, stürzte plötzlich der Apparat aus einer Höhe von lö Metern zu Boden. In demselben Augenblick explodierte auch der Motor und der Apparat ging in Trümmer. Thaddäus Robl wurde leblos hervorgezogen; die sofort angc- stellten ärztlichen Bemühungen blieben leider erfolg los. Der Unglückliche hatte das Genick gebrochen. Seine hochbetagtc Mutter in Feldafing bei München ward sofort telegraphisch benachrichtigt. Im In- wie Auslande stand Robl, der 1876 in München geboren war, als Radrennfahrer geraume Zeit ohne ernste Konkurrenz da. Da mit dem Alter fern Siern etwas verblich, ging er zur Aviatik über, die ihm den Tod brachte. ' Weitere zehn Leichen ber „Pluviosc" gebor gen. Wie aus Calais gemeldet wird, wurden am Sonntag nachmittag IO weitere Leichen der „Plu- viose" geborgen, darunter die des Kommandanten. Abends setzte die eintretendc Flut den weiteren Arbeiten ein Ende. * Gill schwerer NnglückSfall ereignete sich auf dem Stahlwerk Hoesch bei Dortmund. Fünf Arbeiter wurden durch glühende Eisenmasscn überschüttet. Einer war sofort tot. ' Auch ein Grimd zum Totschietzcu. In Linz erschoß sich der Kommandant des Landwehr- infanterie-Regts. Nr. 20 aus Gram darüber, daß er in eine galizische Garnison versetzt werden sollte * TodtSstarz eines Einbrechers. Ein Einbre cher, der am Sonnabend morgen im Pvstamte des Stettiner Bahnhofes in Berlin Beute suchte, wurde dabei gestört. Er flüchtete über die Bahnhofshalle, brach durch das Dach und fiel in dcn Keller. Er war sofort tot. Man fand bei ihm eme Menge EinbruchSwcrkzeuge. * Ein Ranbansall wurde am Sonnabend früh an der Verkäuferin Anna Gieseler im Laden der Nähmaschinenhandlung Singer L Co. in Aschers leben verübt. Es kam, nach Angabe der Uebcr- fallenen, zu ihr ein Mann in den Laden, der Kaffee oder eine Gabe verlangte. Da ihm beides ver weigert wurde, fiel er über die Verkäuferin her, würgte sie am Halse, wars sie zu Boden und legte ihr eine Schnur um den Hals, die er an einer Nähmaschine befestigte. Während die G. bewußt los dalag, beraubte der Fremde die Ladenkasse mit etwas über 400 Mark und suchte das Weile. Das Mädchen wurde bewußtlos aufgefunden, erholte sich jedoch später wieder und gab an, dcn Mann, der sie überfallen hatte, zu kennen, nur seinen Namen wisse sic nicht. * Rätselhafter Leichellfand. In Mariendvrf bei Berlin wurde dieser Tage die Leiche des Fabrikan ten Kohlmetz gesunden. Man vermutete zunächst Selbstmord. Die näheren Untersuchungen bestätigten jedoch diese Annahme keineswegs. So wurde der Leichenfund immer rätselhafter Die Obduktion, die am Freitag vorgenommcn wurde, hatte das über raschen» e Ergebnis, daß der Unglückliche erst erschossen und dann mit Zyankali vergiftet worden ist. Ein Selbstmord scheint völlig ausgeschlossen zu sein Es sind Spurcnvon etwa zwanzig Schrotkörnern vor handen, doch wurde in der Leiche kein einziges Korn gefunden Die Polizei ist über die Person de-Täters vollständig im Dunkeln * Das Urteil im Mariueprozch voll Toulon ist gefällt. Der Hauptangeklagte, der Drogerie besitzer Jauzc-Baloy, erhielt 5 Jahre Gefängnis, seine Mitangeklagten, zwei Marincbeamte, Gefäng- nisstrasen von einem halben bi- zu einem Jahr. Der Touloner Prozeß zeigte eine gewisse Aehnlich- keit mit unserm Kieler Werstprozeß Auch in Toulon waren zwischen den Marine-Lieseranten und den Beamten die größten Durchstechereien betrieben worden, bei denen sich beide Teile aus Kosten dc» Staate- bereichert hatten. * Sau« glaublich! Dem Zollbeamten Richard Parr in Newyork, der die Zollhinterziehungen de» Zuckertrusts aufgedeckt hat, wurde von der Union». Regierung eine Belohnung von 100000 Dollar — 400000 M. zugesprochen. Standesamtliche Nachrichten von Hohenstein-Ernstthal au» dt- Zett vom 12. bt» 18. Ju«t 1»l». a) »«»arte«: Ein Sohn: Dem Friseur Hermann Max Albani, außerdem 1 unehel. Sohn. Eine Tochter: Dem Handarbeiter Karl Heinrich Fritzsche, dem Fabrikschlosser Max Eeorg Spindler, dem Nadelmacher Oskar Richard Gräfe, dem Bahnarbeiter Clemens Bergert, dem Fabrikweber EliaS Alfred Bohne, dem Handarbeiter Max Woldemar Reuter. d) Aufgebot«: Der Monteur Albin Arthur Bauer in Grüna b. Chtz. mit Martha Helene Bochmann hier; der Färber Emil Richard Nestler mit der Näherin Elsa Frieda Beyer, beide hier: der Hausweber Karl Heinrich Finsterbusch mit der Knüpferm Pauline Auguste verw. Keller geb. Bohne, beide hier; der HauSwirker Arthur Alfred Gräfe in Grüna b. Chtz mit der Handschuhnäherin Else Neu mann hier; der Handschuhzuschneioer Otto Albin Lässig mit der Iabrikweberin Marie Anna Toldschadt, beide hier; der Tapezierer Richard Alfred Fischer mit der Deckenlegerin Auguste Pauline Roch, beide hier; der Kaufmann Hans Otto Unger in Plauen mit Margarethe Paula Borisch hier; der Bergarbeiter Paul Johannes Bergmann in BerSdorf (Bez. Chemnitz) mit der Näherin Emma Vogel hier; der Lehrer Emil Georg Müller in Thalheim i. Erzgeb. mit Johanna Schubert hier. Eheschließung«»: Der Schneidereigeschäftsinhaber Gustav Emil Eberlein in Chemnitz mit Klara Auguste Schaller hier. »> Gt-rb-fSH-: Elisabeth Hildegard Albrecht, Tochter des Weichen- Wärters Otto Emil Albrecht, I Monat alt; der Strumpf wirker Wilhelm Otto Diener, 72 Jahre alt. Depeschen V»« 20. Juni. DreSde». (Privat-Telegramm.) Von dem hiesigen Landgericht wurde heute mittag dec bisherige Heizungsinspektor am Dresdner Hos- theater, Karl Alfred Krumbiegel, wegen Untreue in 12 und wegen Unterschlagung in 2 Fällen zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren EhrenrrchtS- vertust verurteilt. Der Angeklagte erlitt bei der Urteilsverkündung einen OhnmachtSanfall. Krum- biegel und sein Amtsoorgänger Fischer hatten als Verwalter der „Platenstistung", auS welcherda» tech nische Personal des Hoftheaters seine Pensionen bezieht, über 200000 Mark alS faule Hypotheken au-ge- liehen, um dabei Provisionen in großer Höhe zu erlangen. Diese Mißwirtschaft hat 1b Jahre lang gedauert, ohne daß eine Revision erfolgt wäre. Es sei dies zu beklagen, daß sich niemand von den berusenen Personen um die Kontrolle der Stif tung bekümmert habe, trotzdem es statutengemäß erforderlich gewesen sei. Die Kontrolle hat die Verwaltung des Hoftheaters zu übernehmen. vretla« Als Nachfolger des zum Minister deS Innern ernannten Oberpräsidenten von Schle- sien, v Dallwitz, wird der frühere Regierungspräsi dent von Oderschlesten und jetzige UnterstaatSsekretär im Ministerium des Innern, v. Holtz, genannt. Magdeburg Die am gestrigen Sonntag in Magdeburg tagende Hauptversammlung der Pen- sionskaffe des deutschen Privatbeamtenvereins nahm eine an da» Reichsamt deS Innern gerichtete Reso lution an, in der die dringende Bitte an da» Reichsamt deS Innern wiederholt wird, bei der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über eine staat liche PenfionSverstcherung der Privatbcamtcn die wohlerworbenen Rechte der in privaten Verficht- rungSkaffen versicherten Angestellten durch Aner. kennung der bestehenden Kaffen als Ecsotzinstitute schützen zu wollen. In der beigrgebenen Be gründung der Resolution wird hervorgehoben, daß die private Versicherung, die teilweise unter Mit hilfe der Arbeitgeber ausgenommen wurde, behörd licherseits nachdrücklich und wiederholt als Selbst hilfe empfohlen worden ist und daß die Aufhebung der privaten Kassen für deren Mitglieder schwere wirtschaftliche Schädigungen verursachen würde. Friedrichshafen. Gestern stieg das Lustschiff „L. Z. 7", das das erste für einen geregelten Reiseverkehr bestimmte Luftfahrzeug ist, z» seiner ersten Probefahrt auf. Graf Z-ppelin steuerte selbst. Die Fahrt ging ohne Zwischenfall von statten. Die Landuna erfolgte glatt. Die Abfahrt deS Luftschiffes nach Düffeldorf soll in den nächsten Tagen vor sich gehen. Pari-. Zu der Eisenbahnkatastrophe bei Villc- preux (flche „Kleine Chronik") wird noch gemeldet: Gestern abend wurden weitere fünf Leichen rekog nosziert. Die Familienangehörigrn der Verun glückten treffen fortgesetzt in Villepreux ein, um Nachfragen nach ihren An ehörigen anzustellen. Leider sind die verkohlten Überreste der noch nicht rekognoszierten Leichen so unkenntlich, daß man wohl überhaupt nicht ihre Jtentität wird festste!!«» können. Die Leichen mußten aufs geradewohl in Gärge gelegt werden. Dllse Särge der noch un- bckannten Leichen wurden vorläufig in einem Schuppen untergebracht, der in eine Trauerhalle umgewandelt worden ist. Gendarmen halten dt« Totenwache. Eine große Volksmenge umschloß den Schuppen, um an den Särgen vorbetgesührt zu werden. Trotzdem ist es nicht gelungen, alle Leichen zu erkennen. NachtS gelang eS, die zcr- störten Wagen zu beseitigen. ES wurden keine weiteren Leichen unter der Lokomotive gefunden. Newyork. Unmittelbar nach der Roosevelt- Parade brach ein surchtbarer Gewittersturm loS, wobei 20 Personen auf die verschiedenste Weise verunglückten. Schwerer Sturm mit Hagelschlag wird auS allen Landesteilen gemeldet. Kalkutta. Unter den AsriddiS ist ein Aus ruhr auSgebrocheN., Bei einem Vorpostengefrcht in der Nähe von Abazai blieben zwei Tote.
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