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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100621
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-21
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1910
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christlichen Bauhandwerkrr, am heutigen Montag einen neuen VerbandStag in Berlin abzuhalten. Die Verbandst«»- find verpflichtet, für di« An« nähme des Dresdener Schiedsspruch» einzutreten, befinden fich aber wegen deS Protestes zahlreicher Orte gegen diesen Spruch in schwieriger Lage. Dir sozialdemokratisch« Sto- t« Reichstag»- Wahlkreise Usebo« »oüt» bringt wieder einen Sozialdemokraten an die Waterkant. Die rote Flut de» Jahre» 1903 hatte der Provinz Pommern zwei sozialdemokratische Abgeordnete beschert, den einen in Stettin, den andern in Randow-Greifenhagen Me Wahlen vom Januar 1907 räumten mit den sozialdemokratischen Abgeordneten in Pommern völlig auf. Da» Stet tiner Wahlkomitee richtete damals an den Reichs kanzler Fürsten v. Bülow ein Telegramm, in dem eS seine Genugtuung darüber auisprach, daß die Waterkant, daS Geburtsland BiSmarckS und MoltkeS, im Reichstage von keinem Sozialdemokraten mehr vertreten werde. „Wir hrbben den Roten nu bei de Ohren; denn hier iß Bismarck und Moltke ge boren", so hieß eS in dem im Dialekt gehaltenen Telegramm. Da» Bedauern in den konservativen Kreisen über den AuSgang der Wollin-Usedomer Stichwahl ist groß; der Liberalismus ist geteilter Meinung, wie denn auch ein nicht unerheblicher Teil der Liberalen für den sozialdemokratischen Kandidaten und jetzigen Abgeordneten Kuntze ge- stimmt hat. Untersuchung der Ursache der „Z. H"-Kata- flrophe Im Kriegsministerium zu Berlin tagt gegen- wärttg der Ausschuß zur Untersuchung der Zeppelin. Katastrophe bet Weilburg. Bis jetzt hat fich noch kein klare- Bild über die Affäre gewinnen lassen. Die Verhandlungen leitet Oberst Schmiedecke, AbteilungSchef im KriegSministertum, selbst ein er probter Luftschiffer. Der anerkannteste Luftschiffach- mann in dem Ausschuß ist Major Sperling. Al- Konkurrenten der Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft hat man Direktor Krell von den GiemenS-Gchuckert- Werken berufen. Der ebenfalls htnzugezogene Oberingenieur Dürr der Luftschiffbau-Zeppeltnge- sellschaft hat die Interessen dieser Gesellschaft zu vertreten. Endlich ist noch der Vorsitzende deS Berliner Vereins für Luftschiffahrt, Geheimrat BuSlty, zu den Beratungen htnzugezogen. Da» Verbot der Treptower Wahlrechts- Versammlung ist bekanntlich von den Berliner Sozialdemokraten angefochten worden. Als Berufungsinstanz hat jetzt da» Berliner Oberverwaltungsgericht entschieden: Die Genehmigung zu einer Versammlung unter freiem Himmel darf nur versagt werden, wenn konkrete Tatsachen vorliegen, aus denen gefolgert werden kann, daß die öffentliche Sicherheit ge fährdet werden dürfte. Deutsche Turner. Gestern begann in Koburg unter großer Be teiligung der deutschen Turner aus allen Landen das 50jährige Erinnerungsfest de» Ersten deutschen Turnfestes. Dr. Götz-Leipztg war vom Herzog Karl Eduard eingeladen, sein Gast im Schloß Ehrenburg zu sein. Eine erhebende Trauerfeter fand für den KreiSturnwart Leutheußer statt. Um 8^, Uhr begann die Festfeier, der Herzog Karl Eduard beiwohnte. Vor Beginn der Feier überreichte der Herzog dem Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, Dr. Götz, da- Komtur kreuz 8. Klaffe de- Ernesttnischen HausordenS. Wehrpflicht auf Helgolaud. Am 1. Juli d. I. beginnt auch sür die Helgo länder die Wehrpflicht. Zwanzig Jahre sind an diesem Tage verflossen, seit Helgoland zum Deut schen Reich gekommen ist, und diese zwanzig Jahre hindurch sollte eS noch von der allgemeinen Wehr pflicht befreit sein. I» batzrischeu vi«rkri«g hat der Finanzmintster v. Pfaff durch ein kurzes Wort in der Kammer anscheinend eine Wendung herbeigeführt. Er sagte: „Wollen die Konsumenten den kleinen durch die Malzverteuerung notwendig gewordenen Aufschlag deS Bierpreises nicht tragen und den Bierboykott fortsetzen, dann bleibt der Regierung zur Deckung deS Einnahmeausfalles nichts anderes übrig, als eine entsprechende Er höhung der direkten Steuern." Das zog. Portugal König Manuel von Portugal befindet fich in ernster Verlegenheit. DaS Kabinett demissionierte, ohne daß es dem König gelang, sofort einen Er satzmann für die Neubildung zu finden. Man spricht von einer starken republikanischen Bewegung, die möglicherweise den König htnwegfegt. Die vor Tagen schon durchgefickerten LbdankungSgerüchte treten wieder bestimmter auf. Nur wird es als ausgeschlossen bezeichnet, daß König Manuel etwa zugunsten seines Oheims, des Herzogs von Oporto, abdanken könnte. Geht er, so würde Portugal wahrscheinlich al- Republik proklamiert werden. — Finanziell steht Portugal vor dem Bankerott. Hätte König Manuel eine schwerreiche Fürsten, tochter zur Gemahlin bekommen und aus der Mitgift einen Teil der Staatsschulden bezahlt, hätten ihn seine getreuen Portugiesen vielleicht freundlicher behandelt. Da fich aber keine Prin- zesfin findet, die ihren Kopf gegen eine Königs krone eintauschen möchte, so setzt man dem König Manuel den Stuhl vor die Tür. Rußland «nd Perfie» Der Generalgouoerneur von Täbris hat die Forderung des russischen Generalkonsuls, «egen der Mißhandlung eines russischen Untertanen durch persische Poltzetbeamte eine gemeinsame Unter- suchung anzustellen, abgelehnt. Darauf Hal der Lhef der russischen Truppenabteilung in Täbris in der Straße, wo der russische Untertan mißhandelt worden war, 1S Polizeibeamte durch eine rusfische Patrouille verhaften lassen, um die Schuldigen sestzustellen. Der Ewpfau, deS Expräfideute» Roosivelr t» Newysrk überbot alle-, «aS die nordamerikanische Union fich je aus diesem Gebiete geleistet hat. Dir Be geisterung war augenscheinlich auch nicht abgekühlt, trotzdem dir EmpfangSabordnunzrn wegen ver späteter Ankunft de- Rooseveltfch ffe- infolge dichten Nebel» länger, al- ihnen lieb war, auf den Ex- Präsident«» warten mußten. Als aber endlich der deutsch« Dampfer „Kaiserin Auguste Viktoria" vor Anker ging, nahmen die Hochruf« und Willkommen-- grüße kein Ende. Herr Roosevelt hatte schon vorher Stimmung gemacht, indem er durch Funken- telegrophie bet drm Zollamte hatte anfragen lassen, ob er die zahlreichen Geschenke ruropäischer StaaiS- oberhäupter nach ihrem Werte würde versteuern müssen. Natürlich wurde ihm drahtlos erwidert, man würde diesen Geschenken gegenüber, die ganz Amerika ehrten, daS größte Entgegenkommen ob walten lassen. In dem Festzug^ der dem An- lömmling seine Huldigung darbrachte, waren alle möglichen und auch nur in Amerika möglichen Vereine vertreten. Es war das bunteste Bild, das sich denken läßt. OertUcheS und Sächsisch«-. *— Helle Nächte. Wir leben jetzt bereits auf der Höhe des Jahres, in der Zeit der Hellen Nächte; denn selbst in mitternächtlicher Stunde weicht jetzt die Dämmerung nicht der eigentlichen Nacht. Die Tonne sinkt nach ihrem Untergange nicht mehr unter den astronomischen Dämmerungs kreis, der 18 Grad unter dem Horizont liegt, hin- ab. Sie verweilt in der Zeit von ihrem Unter gänge bis zum Wiederaustauchen über dem Hori- zont in der sogenannten DämmerungSzons; ihre Strahlen treffen dann noch die oberen Schichten der Atmosphäre unsres Gesichtskreises. Diese Periode, während welcher dos L cht unsre- TageS- gestirnS selbst um Mitternacht in dämmernden Strahlen um den nördlichen Horizont spielt, sodaß eS bet klarem Himmel nie ganz dunkel wird, dauert biS Mitte Juli. Das ist eben die Zeit der Hellen Nächte. Am wenigsten tief unter dem Ho rizont, nämlich nur 14 Grad, steht die Sonne in der Nacht vom 31. zum 22. Juni. So ist eS natürlich, daß morgen nacht das interessante Phä- nomen der Verschmelzung von Abend- und Morgen dämmerung — natürlich klaren Himmel und mög lichste Dunflfreiheit der Luftschichten vorausgesetzt — am besten beobachtet werden kann. WetteranSficht sür Dienstag, den 21. Juni: Nordwestwind, veränderliche Bewölkung, kühl, kein erheblicher Niederschlag. *— Turnerische-. Die 103. Gauvorturner stunde im 19. Niedererzgelurgischen Turngau fand gestern beim Turnverein „Germania" in N udörsel siatt. Unter Leitung des Gauturnwarts Wohlfahrt turnten 124 Turner verschiedene Gtabübungen und folgte sodann das Riegenturnen der für Zittau gemeldeten Gaurtegen und ein Turnen der Gau- altrrsriege für das Gauturnfest. Die Pflichtübung, n für daS Gauturn;est in Rüßdorf wurden bekannt- gemacht und bildete «in flotteS Kürturnen den Schluß der 2'/,stündigen Turnarbeit. Nachmittags '/,3 Uhr eröffnete der Gautucnwart Wohlsahrt- Hohndorf die Versammlung, in der eine lebhafte Aussprache über das voraufgegangene Turnen staltfand. Der Turn- und Arbeitsplan für das Gauturnfest wurde bekannt gegeben und erfolgte hieraus eine Besprechung über das Kceisvorturnel- turnen in Zittau. Aus dem Gau turnen 7 Ver- einSriegen und 2 Gauriegen mit 79 Vorturnern. Am GechSkampf wollen sich 27 und an den Stad Übungen 92 Vorturner beteiligen. Die Eisenbahn direktion soll um Stellung eines Gonderzuges fü. den 16. Juli vormittags ersucht werden. — Vor- mittags 9 Uhr fand im Gasthof eine Sitzung deS TurnauSschuffeS, die sich mit den Vorarbeiten für da« 12. Gauturnfest beschäftigte, statt. r.— Siegende Turner. Am gestrigen Tonnen- wend-Bergfest auf dem AdelSberg bei Chemnitz nahmen auch eine Anzahl hiesiger Turner teil. Der Kampf um den Eichenkranz war ein wirklich heißer: über 90V Turner beteiligten sich am Wetturnen. Den 1. Preis errang mit 96'/, Punkten der Vor turner Wilhelm Leipziger vom Altstädter Turn verein in Hohenstein-Ernstthal. Preise errangen fern«r Paul Hauboldt vom Turnverein „Germania"- Oberlungwitz mit 81 Punkten und Emil Wols vom Ältst. Turnverein in Hohenstein-Ernstthal mit 80 Punkten. Auch die beiden Schüler Georgi und Tröger von letztgenanntem Verein erreichten mit 52 bez. 48 Punkten Preise in der Zöglings- abtetlung. In derselben Abteilung errangen auch die Schüler Esche und Unger vom Turnverein von 1856 in Hohenstein-Ernstthal zwei Preise. *— Die vlitzgefahr. Die alte Erfahrung, daß die Blitzgefahr aus dem Lande größer ist als in den Städten, wird wieder durch eine Zu sammenstellung des Sächsischen Statistischen Landes- amtS bestätigt. Von 1771 zündenden Schlägen kamen nur 172, also kaum 10 Proz., aus die Städte, und von 5711 kalten Schlägen 1193 oder 20 Proz Von der Gesamtzahl der Blitzschläge entfielen 1365 oder 18,2 Proz. auf die Städte. Berechnet man die Zahl der Blitzschläge aus die Zahl der versicherten Gebäude, so ergibt sich, daß bei den zündenden Blitzen die Blitzgefahr auf dem Lande viermal größer und bei den kalten Schlägen doppelt so groß ist als in den Städten. Hinsicht lich der blitzgefährlichsten Bezirke in Sachsen ist zu bemerken, daß diese im Elbtale und im Erzgebirge zu suchen sind. Von den Großstädten hatte DreS- den die meisten Blitzschläge zu verzeichnen (6,6 aus 1000 versicherte Gebäude tn 20 Jahren); dann folgte Chemnitz mit 3,7 und Leipzig mit 8,8. Die letztgenannte Stadt ist also die „blitzstcherste". WaS Plauen betrifft, so stand es mit Chemnitz etwa tn gleicher Linie. *— In Telegra«»«» nach dem An-lande werden die Interpunktionszeichen, Apostrophe und Bindestriche nur aus ausdrückliche« Verlangen des Absenders abtelegraphiert und dann auch taxiert. Ohne dieses Verlangen find die Interpunktions zeichen usw. vom Annahmebeamten in den Tele- grammen zu streichen. Fall- deshalb die Mitgabe der Zeichen nicht gewünscht wird, empfiehlt e« fich, die Telegramme so abzufaffen, daß ihr Inhalt auch ohne Interpunktionszeichen rc. verständlich bleibt. *— Ei» rb«ns» einfache» wie billige- Mittet gegen die Raupe» an de» Stachelbeersträucher» hat «a» im Kochsalz. Je nach Größe der Gießkanne schütte man bis Pfund Salz (auch Viehsalz) in dieselbe, fülle oie Kanne mit Waffer, lasse daS Salz ausiösen, rühre um und übrrbrause nachmittags nach 5 Uhr die Sträucher. Am anderen Morgen lebt dann keine Raupe m hr. Auch gegen die Kohlweißling-raupen ist das Mittel gut. * Hoheustein-Sruftthal, 20 Juni. Die nach dem Stande am 2. Mai 1910 oorgenommene Ar ¬ beiter- und Betriebszählung hat in den gewerblichen Anlagen hier ergeben: männliche weibliche zusammen 1278 664 1936 über 21 Jahre 297 507 157 216 15 8 804 von 16—21 Jahren 373 „ 14—16 23 unter 14 Jahren 1741 1395 3136 Personen insgesamt. Gegen daS Vorjahr ist die Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen wieder gestiegen. Die Einbezirkung des Hüttengrundes erhöhte die Zahl der zähl- pflichtigen Betriebe auf 275. Mit wenigen AuS- nahmen besteht die Belrredskrast aus Dampf, und Elektromotoren. *— 8 Uhr-Ladenschluß. Der Altstädter Ge- werbeverein verankaltrt am Mittwoch abend eine Wander Versammlung, teren Ziel — bei günstiger Witterung geht noch ein Spaziergang duich die Anlagen d,S Erzgebirgsvereins voraus — das Logei.haus ist Der Abmarsch findet abends 8 Uhr vom Ratskeller aus statt. Auf der Tages ordnung der Versammlung steht die für unsere Stadt jetzt brennend gewordene Frage des 8 Uhr- Ladenschlusses. Dre Beteiligung dürfte, da auch Gäste willkommen find, eine recht zahlreiche werden. — Der Rabattsparverein hält morgen eine General versammlung ab, die sich ebenfalls mit der Frage deS 8 Uhr-Labenschluffes beschäftigen wird. *— Auswärtige Verrtne tu Hoheußein- Criftrhal. Am Sonnabend abend trafen hier etwa 30 Mitglieder de« Geraer SängeroereinS ein, um dem hiesigen Männergesangverein „Arton" einen Besuch »dzustatten. Die auswärtigen San- gesbrüder fanden gleich am Bahnhof einen freudi gen Empfang und wurden sodann durch den Hütlengrund nach dem Mineralbad geführt. Spät abends sand im Hotel „Gnverbehaus" ein gemein samer feuchtßöhl'cher Kommers statt, an dem u. a. auch Mitglieder eines Chemnitzer Doppelquartetts teilnahm.n. Gestern früh trafen noch eine Anzahl Mitglieder de« Geraer Sängervereins ein und mar schierte der Verein hie.auf unter herzlichen Dank sagungen für den freundlichen Empfang über den Berg nach Rabenstein zum „Totenstein" und von hier nach Siegmar zur „Pelzmühle". Abenls wurde von Siegmar aus die Rückfahrt in die Heimat aagetreten. — In ziemlicher Anzahl waren Sonntag mittag Mitglieder des Meeraner G flügrl- züchter-Vercins eingetroffen, die nach kurzer Rast nach Kuhschnappel marschierten und im dortigen Gasthof mit Mitgliedern des Gtflügelzüchtervereins Hohenstein-Ernstthal einige Stunden gemeinsam verlebte». Gegen Akund wurde noch ein Spazier gang in die EczgebiraSve einS Anlagen unternom men und sodann die Rückfahrt nach Meerane an- getretrn. *— Sonnenwendfeier. Welche Anziehungs kraft die festlichen Veranstaltungen des Turnverein« von 1856 nicht nur auf unsere Einwohnerschaft, sondern auch auf die unserer Nachbargemeinden ausüben, zeigte aufs neue die gestern von demselben auf seinem Hallengrundstück an der Oststraße ver- ansialtete Sonnenwendfeier. Schon lange vor Be ginn derselben zogen dir Besucher in Scharen nach dem prächtig gelegenen Turnplätze und bald war dieser von Groß und Klein dicht gefüllt. In dem Bestreben, alte gute Gebräuche wieder zu «wecken, hat der Turnverein auch diesmal recht schöne Er folge erzielt. DaS Fest, daS fich zu einem Volks fest im wahrsten Sinne des Wortes gestaltete, wurde mit reigcnartigen Stabübungen der 1. und 2. Mädchenklaffen unsirer 2. Beztrksschule unter Leitung der Herren Lehrer Eidner und Junghanns eröffnet Diesen folgten Ttabübungen von den 1. und 2 Knabenklassen, die wie die ersteren infolge ihrer exakten Ausführung beifällig ausgenommen wurden. Auch sonst gab eS noch viel Unterhaltung, wie Scheibenschießen, Reitschule neuester Bauart, Elektristerapparat usw. Das Steigen eines Lust schiffes und das Kasperletheater sanden aufmerk same Zuschauer. Einen prachtvollen Anblick ge währten am Abend der Turnplatz und die Halle durch die Illumination und das Feuerwerk, welches, von Herrn Elektrotechniker Paul Layr.tz arrangiert, in allen seinen Teilen vorzüglich zur Geltung kam. In der Halle sand geselliges Beisammensein, um rahmt von turnerischen, gesanglichen und musika- lischen Darbietungen, statt. Die Sonnenwende ist in ungetrübter Stimmung und Harmonie gefeiert worden. Dank der Opferwilligkeit und Mühe waltung seiner Mitglieder und der Herren Lehrer mit ihren Schülern und Schülerinnen, die durch ihre Mitarbeit wesentlich zum guten Gelingen bei- trugen, dürste der Verein auch mit dem finanzi llen Erfolg der Feier zufrieden sein. Da- «estrige Gewerkschaft-fest halte wie immer bet derartigen Anlässen eine große An zahl Menschen auf die Beine gebrach». Gegen '/,4 Uhr setzte fich der tn der Hüttenmühle ge sammelte Festzug in Bewegung. Bei dem Zuge durch die mit Zuschauern reichlich besetzten Straßen machte der Radfahrer-Verein „Frisch-Auf" von hier den Anfang. Ihm folgten die Mitglieder de- Allgemeinen Turnvereins, die Mädchen in kleidsamen Kostümen. Sodann kamen tn langem Zuge die Metallarbeiter, die im Festwagen eine lustig hämmernde Schmiede mitführten. Die nach folgenden Bergarbeiter bildeten die Mehrzahl deS Zuges. Die Bauarbeiter, voran ein Schild „Durch Kampf zum Sieg", waren in ziemlicher Anzahl er- schienen und führten einen Bauwagen, rin im Bau befindlicher Hau« darstellend, mit fich. Die Arbeit war auf dem „Bauplätze" wieder in volle« U«. fange ausgenommen worden. Einem Schilde „Der- schtedene Gewerbe" folgten etwa 50 Personen. Die Steinsetzer, in malerischrr Tracht und mit marklerten Stampfen versehen, erregten allgemeine- Aulsrhen. Ihnen folgten di« Mal«r und sodann rn langem Zuge d e T xtilarbeiter von Ger-dorf, Oberlungwitz und zum Schluß Hohenstrin-Enstthal. Auf dem mitgesührten, von Herolden begl«it«ten Festwagen Halle außer einem in Arbeit befindlichen Webstudl noch eine Spülmaschine Platz gesunden. Drm Zuge, der von verschiedenen Musikkapellen begleitet wa, folgten insgesamt etwa 11—1200 Personen, darunter eine Anzahl Frauen. Im Gasthaus „Zur Zeche", dem Ziel deS Festzugr«, hielt Herr Redakteur Müller-Chemnitz eine sehr beifällig ausgenommen? Festansprache. Abends sch'oß sich dem ohne Zwischenfall verlaufenen F st öff nrlicher Bill tn den Sälen der „Zeche" und dl« „N ustä t r Schütz nhauseS" an. —r Der Mtelervercin beschloß in seiner gestrigen MoaatSversammlung, eine planmäßig« Agtalton unter seinen Mitgliedern behus« Er werbung des Bürgerrechte- vorzunehmen. Mehrere Neuaufnahmen sanden statt, doch war der übrige Teil der Verhandlungen rein interner Art. *- Die Teschta-Schießgefellschaft „Z»r Loge" hielt gestern im Lozenhause ihren dieSjäh- rigln Königsball, verbunden mit PreiSoertrilung, ab. Der B such der Veranstaltung war ein recht guter und löste die vorgenommene Pretsvertrilung bal) animiertest« Stimmung aus. " Oberlungwitz, 20. Juni. Wie uns mitgr- teilt wird, beabsichtigt man auch hier die in den benachbarten Städten schon längst eirgesührte Weltsprache „Esperanto" zur Einfükrung zu bringen. Morgen DienStag abends 9 Uhr findrt im hiesigen Ratskeller ein Vortrag über Esperanto statt und soll im Anschluß hieran gleich die erste Unterrichts stunde abgehalten werden. Interessenten ist hier mit Gelegenhrit geboten, auf recht bequeme Weise die immer mehr Feld gewinnend; Weltsprache zu e>lernen. Bekanntlich ist Esperanto bereit« an verschiedene» sächsischen Schulen obligatorisch ein- geführt worden; auch eine Anzahl Handelsschulen lehren bereits Esperanto. *,* Oberlungwitz, 20. Juni. Von den im Mai aus 15 Geschäften entnommenen 96 Proben von Nahrungsmitteln usw. sind 9 Proben zu be anstanden gewesen. Es waren dies: 1. milben- haltige Graupen, 2 Essig, der nicht wenigstens 3*/, Säure emhült, 3. alkoholfreier Punsch, auf dessen Etikette der Tterfarbeuzusatz nicht angegeben war, und 4 Zimtpulver, daS größere Mengen Gand'ent- hielt. Die Graupen find gehörig getrocknet und abgkst-bt, d r Esst» ist entsprechend verstärkt und der minderwertige Bruchzimt ist vernichtet worden. * Oel-nitz i. E., 20 Juni. Zu dem in voriger Nummer gemeldeten Ueberfall ist noch mitzuteilen, daß die Bergarbeitersehefrau Vogel am Sonnabend früh aus ihrer Bewußilostgkeit erwachte und dann den Vorgang wie folg! schilderte. Nachdem sie in Oelsnih Einkäufe besorgt, sei ihr der 28 Jahre alte Bergarbeiler Smotek aus Neuwittendors auf dem Heimwege im fürstlichen Walde begegnet und habe fie (er war betrunken) angehalten und ihr eine Flasche Himbeersast fortgenommen und auS- getrunken, worauf fie flüchtete. Hierbei zog der Mann einen Taschenreoolver und schoß auf die Frau, welche, in den Hintcrkopf getroffen, nieder- stürzte und so bewußtlos aufgefunden wurde. Zum Glück stellt sich die Verletzung, welche infolge deS stark geschwollenen Kopfes zuerst nicht als Schußwunde erkanru werden konnte, als nicht lebensgefährlich heraus. Die Frau wurde nach der Wohnung ihrer Schwiegereltern in Neuwittendors geschafft und befindet fich den Umständen nach wohl. Der Täter wurde sofort verhaftet, leistete aber derarltg hestigen Widerstand, daß er mittels Geschirrs nach dem Köatgl. Amtsgericht Stollberg geschafft werden mußte. * Ltchtenfteia-E., 19. Juni. Die hiefigen städt scheu Kollegren haben in ihrer b tzten Sitzung einstimmig beschlossen, dem neuzugründenden Fach- schulgebäudeverein zum Zwecke der Errichtung eines FachschulgebäudeS das Eck; Dtübel- und Webendörferstraße gelegene städtische Grundstück unentgeltlich zu überlassen und außerdem auS Mitteln dec Stadtsparkass« ein größeres Darlehn zu gewähren. Chemnitz, 20 Juni Zirka 1500 Mitglieder des Deutschen Sängerbundes tn Böhmen trafen hier am Sonnabend in mehreren Exirazügen zum Besuch des Chemnitzer Sängerbundes ein. Abends fand im Kaufmännischen Vereinshause ein BegrüßungSkom- mers statt, bet welchem Bürgermeister Dr. Hübsch mann die Sangcsbrüder auS Böhmen namens der Stadt mit herzlichen Worten willkommen hieß. Gestern fand im Groß:» Saale des Kaufmännischen VereinShauses ein Festkonzert statt, an welchem sämtliche beteiligten Vereine mitwirkten. Das Fest findet am heutigen Montag seinen Abschluß mit einem AuSflag nach Schloß Augustusburg. * Dre-den, 19. Juni. Für die Ankunft de« Parsevalluftschiffes in Dresden ist nunmehr Mitt woch, der 29. Juni, und als Tag des Schauflugs übec der Stadl und der Rückkehr Donnerstag, der 30. Juni, in Aussicht genommen. — Gin gefährlicher Zuhälter, der gestern abend zwei Beamten ent sprungen war, setzte durch seine Flucht die Bewohner einiger Straßen in der Gegend des Turnplatzes in Aufregung. Er nahm seinen Weg über die Dächer mehrerer Häuser und verletzte auch zwei Personen, die sich an seiner Verfolgung beteiligten. Durch drei Gendarmen wurde er endlich festge nommen und zur Haft gebracht — Verhaftet wurde ein 32 Jahre alter, angeblich österreichischer Oberleutnant a. D, der hier unter falschen An- gaben Schwindeleien und Zechprellereien verübte. * Dresden, 19. Juni. Der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Fräßdorf hatte in den Sitzungen der Zweiten Kammer am 3. und 6. Mai d. I scharfe Angriffe gegen die wirtschaftliche Organl- sation der Aerzte, die ärztliche StandeSgesetzgebung, die ärztlichen Ehrengerichte und die ärztlichen Be-
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