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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100617
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-17
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.06.1910
- Autor
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ist technisch schwer möglich, würde j» Ungerechtig keiten führen und den Abschluß der Bewegung stark verzögern. Vie mußte «bgelehnt «erden. Die Lohnerhöhung hat in folgender Weise stattzu finden: 1. wo 5 Pfennige gewährt werden, sofort 1 Pfennig, am 1. April 1S11 2 Pfennige und am 1. April 1S1S wieder 2 Pfennige; 2. wo 4 Pfennige gewährt werden, sofort 1 Pfennig, am 1. April 1911 2 Pfennige und am 1. April 1S12 1 Pfennig. Bollz^en von den Unparteiischen. Herren vberbürger Her Dr. Beutler. Geheimer RegierungSrat Wiedfeldt und GewerbegerichtSdtrektor Dr. Prenner. — Die Beschlüsse über die Ber- kürzung der Arbeitszeit werden meinen Verhand lungen überlassen, ebenso verschiedene andere Punkte, wie die Frage deS TeuernngSzuschuffeS usw. * — BeztrkDandschnßfitznns Die 7. dies jährige BezirkSauSschußfitzung ^ndet Donnerstag, den 23. Juni d. I., vormit ap» '/.11 Uhr im SitzungSsaale der Königlichen Amt-Hauptmannschaft Glauchau statt. Die Tagesordnung weist u. a. folgende Beratungspunkte auf: Vorschläge für die Wahl eines stellvertretenden GewerbegerichtSvor- fitzenden; Erhöhung der Zahl der Ortsschätzungs- auSschußmitglieder und Geuchensachverständigen; Eingabe deS Landesverbandes der Gaaltnhaber im Königreiche Sachsen, Gesuche um Erteilung von Tanzkonzesfionen betreffend. Befitzwechselabgaben- Ordnung für Lobsdorf; AuSbezirkung deS Ort»- reileS Oberhermsdorf aus dem politischen Gemeinde- brzirke Hermsdorf und Einbezirkung derselben in den politischen Gemeindebezirk „Oberlungwitz"; AuSbezirkung der Flurstücke Nr. 4, 5, 6, 8, S, 1448, 1480 und 1455 aus dem politischen Ge- metndebezirk Ger' >rf und Einbezirkung derselben in den politisch. Gemeindebezirk Oberlungwitz; Vertrag zwischen oen Gemeinden Bernsdorf und Rüßdorf, die Durchführung der Desinfektion be treffend; Gesuch deS Drogisten Johannes Paul Müller in SerSdorf um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein in dem Grundstück Nr. 189 b deS Brandkatasters für GerSdorf (neu); Gesuch deS Gastwirt- Clemens Gränitz in Gersdorf um Er laubnis zur Abhaltung einiger öffentlicher Konzerte und Bälle im GesellschastSsaale - Tchankwtrt- schaft „Teutonia", Nr. 84 b k irandkatasterS für Gersdorf (neu); Gesuch de» Zutscher- Ernst Wolf in Bernsdorf um Erlaubnis zur Errichtung einer Großviehschlächtrrei; Gesuch der Fra« Marie Günther in Oberlungwitz um Erlaubnis zur Er- richtung einer Kleinviehschlächterei auf dem Flur stücke Nr. 478 in Oberlungwitz; Gesuch deS Guts besitzers Ernst Friedrich Selbmann in GerSdorf (Abtrennung von Blatt 21 deS Grundbuchs für GerSdorf). * — Keine Meldung der Feßurlauber 1» der Heimat «ehr. Äne von den Beteiligten freudig begrüßt« wesentliche Erleichterung der Ge schäfte der in Betracht kommenden militärischen Dienststellen ist dadurch eingetreten, daß sich die Festurlauber von jetzt ab nicht mehr bei den mili tärischen Behörden ihres Heimatortes zu melden haben. Die Namen der Urlauber werden den Be hörden jetzt unmittelbar durch die Truppenteile selbst mitgetrilt. Ler Keglerverbaud Hoheußein Eruß- thal und Nmgegeud veranstaltet in den Lagen vom 7. August bis 14. September d. I., voraus sichtlich an 18 Tagen, rin BerbandsübungSkegeln auf der erneuerten Kegelbahn des Restaurants „Sächsischer Hof" in Wüstenbrand. Im ganzen sind 18S4 Preise und Prämien ausgesetzt worden und dürfte eine rege Beteiligung zu erwarten sein. * — Jutereffaule Garte«-und Felderzeugniffe Von einem im Rheinlande wohnenden Freunde - seres BlatteS gingen uns einige von ihm selbst g< zene Garten- und Feldfrüchte zu. Bier R>- btrschen, ungefähr in der Stärke wie Kartoffeln und im Gewicht von je 40—80 Gramm, sowie einige Roggenhalme in der stattlichen Länge von 2,38 Met und schließlich verschiedene Futter, gräser -er 1 Meter Länge bilden die Auslese der flut Hen landwirtschaftlichen Erzeugnisse. ? iereffenten können dieselben in unserer GeschäftS- stclle besichtigen. * H-houßeiu-Srußthal, 18 Juni. Auf da» Telegramm, daS der hiesige Zweigverein deS Evang. Bundes gelegentlich seiner am DienStag abend im Altstädter Schützenhause veranstalteten Protestversammlung gegen die BorromäuS-Enzyklika an den König richtete und da? von uns in der gestrigen Nummer im Wortlaut wiedergegeben wurde, ist an den Vorsitzenden des ZweigvereinS, Herrn Stadtrat Layritz, folgende Drahtantwort eingegangen: Ge. Majestät der König lassen dem Zweig- verein des Evangelischen Bundes Allerhöchst- seinen Dank issprechen. von Schmalz, Major und Flügeladjutant. *— Lie durch daS Unwetter arg in Mit« leidenschaft gezogenen Straßen >en schon bald wieder instand gesetzt werden. Heute schon hat da« Stadtbauamt mit der Anfuhr von Straßen- kleiuschlag in verschiedenen Straßen begonnen. Im Interesse deS Fährverkehrs ist ie schnelle Wieder- instandsetzung mit Freuden z begrüßen. b — Ler hiesige Allge«. Bea«te«»erein, Ortsgruppe deS Bundes der Festbesoldeten, be schäftigte sich in seiner gestrigen Versammlung u. a. auch mit dem jetzt sür unsere Stadt aktuellen Thema des „8 Uhr-LadenschluffeS". Alle Versammelten drückten den beiden in dieser Richtung vorgehenden Vereinsortögruppen der deutschen Handlungsge hilfen die vollste Sympathie auS. Die letzteren körn» n also von seilen deS Allgem. Beamtenvereins jeder ideellen Unterstützung in ihren diesbezüglichen Bestrebungen sicher sein. Zur Verhandlung kamen in dieser Versammlung ferner einige Bunde? agen, dlc Bundessteuer, den Zeitungsbezug und dir Petition um eine Reichswertzuwachssteuer betreffend. Letztere wurde n's eine der gerechtesten Steuern bezeichnet, und möchte darum daS in der letzten Beamtenzeitung zaltene Formular zur Samm lung von Untersch,sten in allen Bewohnerkreisen fleißig benutzt und dem Vorsteher de« Vereins zur Weiterbeförderung zugeschickt »erden. Der in Aussicht gestellte Abendaussiug mit Familie wurde für den 22. Juni festgesetzt und da» Ziel wieoer der „Waldfrieden" in Kuhschnappel gewählt. In. folge dr» nicht sehr starken Besuchs der Versamm- lung wurde der angekündigte Bortrag auSgxsetzt. Derselbe soll nun in der Srptemberversammlung gehalten werden und zwar, da das Thema hierzu geeignet ist, unter Beteiligung der Frauen der Mitglieder. *— Las Betreten de» Kuchsgraben» ist nach dem neuen Forst, und Feldgesetz nur dem Pächter und den Mitgliedern deS JünglingSvereinS der St. Trinitatisgemetnde gestattet. Die Anlagen find in letzter Zett aber auch ost von Unbefugten betreten worden und machen wir darauf aufmerk- sam, daß die» bet Anzeigeerstattung hohe Strafe nach sich ziehen kann. *— Plötzlich von Krä»pfe« befallen wurde gestern abend auf dem Altmarkte ein älterer Ein» wohner. Einige Passanten fanden den bedauerns- werten Kranken in seiner hilflosen Lage und sorgten sür seine Ueberführung in daS hiesige Krankenhaus. * — Gestohlen wurden auS einem Geschäft der Weinkellerstraße ein Paar neue Schnürstiefel, die von einem hiesigen Fabrikanten dort versehent lich zurückgelaffen worden waren. Im Verdacht hat man einen etwa 20jährigen jungen Mann, der um die fragliche Zett im Laden war und an- gebltch nach Stollberg fahren wollte. " St. Egidie«, 16. Juni. Gestern stüh wurde der zuletzt in Lichtenstein wohnhafte Karl Böhmer tot aus dem Lungwitzbach gezogen. Es liegt Selbstmord vor. Kurz vor der Tat hatte er geäußert, daß er als alter Kriegsteilnehmer keine Rente erhalte und aus wiederholtes Ersuchen ab- schlägig beschieden worden sei, sodaß er das Leben satt habe. * Glaucha«, 15. Juni. Ein hiesiger Herr übersandte heute Herrn Bürgermeister Brink 1000 Ma ? mit folgenden Zeilen: „Erfreut über daS mannhafte Eintreten für die Ehre seines Volkes seitens Sr. Majestät unseres allverehcten Königs Friedrich August, übersende ich Ihnen beifolgend 1000 M. in bar mit dem höflichen Ersuchen, diesen Betrag mit zu verwenden zur Beschaffung einer würdigen Ehrung (am BtSmarckturm) für unseren Altreichskanzler Fürst Bismarck, den festen, erfolgreichen Schirmer deutscher Ehre und deutscher Nationalität." * Waldenburg, 15. Juni. Drei in Heiers dorf in Stellung befindliche Dienstknechte haben, wie erst jetzt ermittelt wurde, im Februar d. I. in verschiedenen hiesigen Geschäften umfängliche Diebstähle verübt, indem einer von ihnen in dem betreffenden Laden eine Kleinigkeit kaufte und da bet den beiden anderen Gelegenheit verschaffte, die verschiedenen Waren bet Seite zu bringen. Zum Fortschaffen der gestohlenen Sachen hatten die Burschen gleich ihre Rucksäcke mitgebracht. Durch die Gendarmerie wurde jetzt noch ein großer Teil der gestohlenen Waren in ihren Wohnungen be schlagnahmt. In den drei Burschen find übrigens auch die Schreiber der Mitte vorigen MonatS in Schwabener Flur aufgefundenen wer Brandbriefe ermittelt worden, in denen der Bewohnerschaft von Heiersdorf angedroht wurde, daß in den nächsten Tagen vier Güter niedergebrannt werden sollten. * Chemnitz, 15. Juni. Ge. Maj. der König hat Herrn Superintendent Fischer, der am 1. Juli d. I. in den Ruhestand tritt, in „erneuter Aner kennung langjähriger treuer und ersprießlicher Wirksamkeit" zum Oberktrchenrat ernannt. — Der Prozeß Langhammer gegen Bartels, in dem es sich um Beleidigungen Langhammers durch den sozialdemokratischen Redakteur Bartels handelt, ist jetzt von der Berufungsinstanz zu Ende geführt worden. ES wurden 9 Zeugen vernommen, dar unter RetchStagSabgeordneter NoSke und Stadt verordneter Professor Dr. Wend, die über Lang hammers Aeußerung über die Redakteure der „Volksstimme" aussagten. Die Verhandlung ergab im übrigen keine neuen Momente. Das Urteil lautete auf Verwerfung der Berufung BartelS, besten sechswöchige Gefängnisstrafe darnach bestehen bleibt, und auf Verurteilung Langhammers zu 75 Mark Geldstrafe, eventuell 5 Tage Haft wegen öffentlicher Beleidigung in einem Falle. * Freiberg, 15. Juni. Auf eine recht zen- tümltche Weise wäre beinahe dieser Tage ein h> siger Dienstmann in Ausübung seines Berufs zu einem Kinde gekommen. Eine auf dem htefigen Bahn hofe ausgestiegene Dame übergab ihm ein 1'/. Jahre altes Kind mit dem Auftrag, dieses in einer Familie in der Stadt, deren Adresse fie angab, abzugeben. In dieser Familie aber wollte man nicht» von dem Kinde misten, man „verweigerte die Annahme", und der Dienstmann wußte sich nun, weil er die Mutter des Kindes nicht mehr er mitteln konnte, nicht anders zu helfen, als daß er daS kleine Kindchen auf der Polizei abg^b. Hier ist daS Kind aber doch nach einiger Zeit von An gehörigen abgeholt worden. Die Mutier des Kindes aber hatte auf diese Weise erreicht, was fie wollte: den Vater ihres unehelichen KindeS nachdrücklich an seine bisher nicht erfüllten Unter- haltungSpfltchten zu erinnern. ' Lre»den, 15. Juni. Ein alter Husaren- Unteroffizier, dessen Name in der Geschichte deS 1. König!. Sächs. Hus.-RgtS. Nr. 18 sür allezeit in ehrenvoller Weise verbucht ist, ist am Sonntag gestorben. Aus Altenberg i. Erzgeb. ging dem Regimente zu Händen des Herrn Regimentskom mandeurs Oberstleutnant von' der Decken ein Telo gramm folgenden Wortlauts zu: „An daS Kom mando deS 18. Husaren-Regiments. Dem beson deren Wunsche meines ManneS entsprechend, teile ich dem hohen Kommando deS 18. Husaren Regi ments, an welchem er bis zu seinem Tode in treuer Liebe hing, hierdurch höflichst mit, daß mein lieber, braver Mann, der ehemalige Unteroffizier I. Neumerkel, welcher dem Regimente die Ehre erwarb, ein französisches Geschütz mit stürmender Hand erworben zu haben, nach schweren Leiden heute früh 7 Uhr verschieden ist. DaS Begräbnis findet Mittwoch, den 15. Juni, nachmittag» 3 Lhr statt. Altenberg i. Erzgeb. Die tirftrauernde Witwe Marie Neumerkel, zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen." Das Regiment er- widerte: .Frau Neumerkel. DaS König Albert- Husaren-Regiment betrauert mit Ihnen das Ab- leben seine» tapferen, im Krieg und Frieden bewährten Kameraden, von der Decken, Oberstleutnant." Bei der Beerdigung seine» alten treuen Kriegs kameraden am Mittwoch in Altenberg war das 18 Husaren-Regiment durch eine Abordnung ver treten. — Die Dresdner Strafkammer verurteilte wegen Beleidigung der Staatsanwaltschaft den Buchdruckereibesttzer und verantwortlichen Redakteur des „Bautzener Tageblattes", Woldemar Müller, zu sechs Wochen Gefängnis und den in derselben Redaktion beschäftigten Berichterstatter Georg Schwarz zu vier Wochen Gefängnis. * Dresden, 15. Juni. Der zuletzt in Kötzschcn- broda wohnende Grundstücksbesitzer und Kaufmann Karl Georg Semper aus Dresden traf am Nach mittag des 4 April d. I. seine getrennt von ihm lebende Ehefrau in der Nähe des „Waldschlößchens" und begleitete sie bis zur Ecke der Fischhausstraßr. Dort kam es zwischen beiden zu Streitigkeiten. Plötzlich zog Semper einen Revolver und schoß aus die Frau, deren Tod sofort eintrat. Semper brachte stch dann selbst einen Schuß bei und wurde schwer verletzt in daS CarolahauS transportiert. Dort ist er gestern abend gestorben. * Leipzig, 16 Juni. In zwei stark besuchten Protestversamwlunaen wurde hier gestern abend gegen die Borromäus Enzyklika des Papstes Ein spruch erhoben. An König Friedrich August wurde ein Danktelegramm gesandt. * Potschappel, 15. Juni. Ueberfahren und zertrümmert wurde gestern abend auf einem Bahn übergang« der Linie Potschappel—Nossen in Flur Wurgwitz vom Personenzuge Nr. 5381 ein Ge schirr der Reisewiher Brauerei in Dresden. Hier bei wurde der Geschirrsührer Friedrich Gottscheer leicht verletzt. * Leiönig, 15 Juni. Mittels Zyankali ver giftete stch hier der 17jährige Gürtlerlehrling I. Er hatte stch Unredlichkeiten zuschulden kommen lasten und nahm stch auS Furcht vor zu erwarten der Strase daS Leben. * Zwickau, 15 Juni. In einem hiesigen Eass hat sich gestern abend der 25 Jahre alte Schlosser Mikesla, geb. in Nea-Heiduk m Schlesien, durch einen Schuß in den Kops getötet. — Ein umfang reicher WechslfälschuagSprozeß begann am Diens tag hier vor der zweiten Strafkammer. Dir An klage richtet stch gegen den Kaufmann und Agenten Heinrich R chard Händl l von hier, der bereits vor fünf Jahren wegen ähnlicher Vergehen zu mehr jähriger GrsängniSstrafe verurteilt wurde. Für die jetzige B ehandlung sind zunächst sieben Tage in Aussicht genommen. * Kirchberg, 15. Juni. Em Racheakt ge meinster A't ist in letzter Zeit emem Gutsbesitzer in LeuterLbach zugejügt worden. Demselben ist eines Nachts von ruchloser Hand eine Wiese von ziemlichem Flächeninhalt, ca. ein Acker, mit alten auSgezogenen Keatzeneisen (sehr spitzen, feinen Drahtzähnen, die beim Verfüttern des noch an stehenden Futters die Vernichtung des Viehbestan des zur Folge gehabt hätten), besät worden. Dem Besitzer erwächst dadurch bedeutender Schaden. Das Futter ist nicht einmal zur Streu zu ver wenden. * Lauterbach, 15. Juni. Die zehnjährige Tochter Emma des Landwirts Gyer goß Petro leum in den Ofen. Dabei explodierte die Flasche und im Nu glich das Mädchen einer Feuersäule. Das Mädchen lief auf die Straße, doch bald brach es zusammen. Nachbarn tauchten das Kind in einen Wastertrog. Nach Stunden unsäglicher Schmerzen starb die Schwerverletzte. ' Pockau, 15. Juni. Das Z'/^jährige Söhnchen des W.gewärterS Herrn Ehnert fiel in einem un bewachten Augenblicke in den Mühlgraben und ertrank. * Plaue«, 15. Juni. Zu dem Raubmord an der 75jähügcn Frau Rau in Feldwiese bei Elster berg ist noch zu berichten, daß der Mord von einem in den zwanziger Jahren stehenden Bettler vollsührt worden ist. Der Tod der Frau ist in folge Erwürgens oder infolge von Schlägen auf den Kopf erfolgt. Der Schädel weist Verletzungen auf. AuS dem Munde der Frau war Blut ge flossen. Dem Täter sind nur ein kleines Porte monnaie mit 2 M. Inhalt, ein Paar schwarze Schnürschuhe und Kleidungsstücke in die Hände gefallen. In der guten Stube der Frau waren 400 M. ausbewahrt, die dem Mö der indes ent gangen find. Eine orrdächtige Person wurde heut« tm nahen Elsterberg verhaftet, mußte indes wieder sreigelafsen werden. Von der Plauener Kriminal polizei wurde ein Polizeihund an den Tatort ge sandt, er konnte jedoch keine Spuren aufnehmen, da diese durch den Regen verwischt waren. * Rodewisch i. V-, 15. Juni. Tödlich ver- unglückt ist aus der Wernesgrün—Rodewischer Straße der lOjährioe Geschirrführer Paul Lang nickel aus Rothenkirchen. Der junge Mann kam so unglücklich zu Falle, daß ihm die Räder seines Wagens über den Unterleib gingen. Im Kranken haus zu Kirchberg ist Langnickel den erlittenen Verletzungen erlegen. Der Allensteiner Prozeß. Bei Eröffnung der Mittwoch-Sitzung ließ der Zustand der Angeklagten sehr zu wünschen übrig. Tie hatte während der Nacht schwer unter Herz- krämpsen zu leiden, fand keine Ruhe, sodaß sie sich während der Verhandlung nur mit Mühe auf recht erhalten konnte. Als die ehemals beste Freundin der Angeklagten, Frau Rittmeister Grätz, als Zeugin vernommen wurde, erlitt die Ange klagte eine schwere NervenkristS, die stch so steigerte, daß die Verhandlung unterbrochen werden mußte. Sehr von Wert war die Aussage deS Rittmeisters Grätz, daß daS zum Schlafzimmer de« Major» v. Schönebeck führende Fenster in der Mordnacht geöffnet vorgesunden wurde. Einer der Verteidiger machte die Mitteilung, daß er gehört habe, de, Krie^SgerichtSrat Konradt habe, von der Ansicht auSgrh-nd, daß Major o. Schönebeck Selbstmord verübt habe, in menschlich begreiflicher Rücksicht nahme die Leiche aufs Bett gelegt. Später, al» Anzeichen auf Mord hindeuteten, habe man die Leiche wieder in die ursprüngliche Stellung ge bracht Der Vorsitzende erwiderte, daß an diesem Gerücht kein wahres Wort sei. Rittmeister Grätz, zunächst al« Z-uge vernommen, war vom Haupt mann v Goeben am Morgen nach der Mordnacht nach der Schönebeckschen Villa gerufen worden. Ihm fiel sofoit auf, daß eines der Fenster deS Salons nicht zugeriegelt war, obgleich eS der Bursche am Abend geschloffen hatte. Der Ritt- meister halte sofort die Empfindung, daß hier etwas nicht in Ordnung sein müsse. Die Gattin des Rittmeisters, als Zeugin vernommen, bekundete, daß ste am Morgen nach der Mordnacht Frau v. Schöneb.ck ii einer Aufregung vorfand, die fie des Verstandes beraubt zu haben schien. AlS ste ihr Schlafzimmer betrat, schrie die Majorin laut aus: „Gustel, GustU! Da ist er ja!" Sir schien ihre Freundin sür den Major zu halten. An der ganzen Szene war nichts, was Theater gewesen wäre. Weiter bekundete die Zeugin, daß fie mit Frau v. Schönebeck an der Leiche des Majors ge weilt habe. Die Angeklagte habe wiederholt die Leiche geküßt und Gesicht und Hände der Leiche gestreichelt. Wohl eine Stunde hätte ste bet der Leiche zugebracht und in rüh ender W ise von dem Tot n Abschied genommen. Die Zeugin konnte auch angeben, daß Frau v. Schönebeck am Abend nach der Modnacht ihren Sohn zu Bett gebracht und mit ihm lange gebetet habe. Am Weihnachts abend hatte die Angeklagte, wie fie auf Befragen deS Justtzrats Sello angab, mit ihrem Ehemann Zukunstspläne sür die Zelt nach seiner Verabschie dung auS dem Heeresdienst besprochen. Sie wollten stch ein Gut mtt einer großen Jagd kaufen und dort in ländlicher Einsamkeit ihre Tage verleben. In den Gedanken, als Gutsbesitzer leben zu können, hatte sich der Major geradezu verliebt. Die An- geklagte gab an, der Major habe gerade an dem »n Frage stehenden Weihnachtstage ihr versprochen, ste solle öfter auf Reisen gehen, wenn chr daS Leben auf dem Lande zu einsam werden sollte. Sie habe daS aber mit der Bemerkung abgeschlagen, daß fie im Gegenteil froh sein würde, dem Trubel der Welt aus dem Wege zu gehen. Die Zeugin Frau Rittmeister Grätz bemerkte hierzu noch, daß die Angeklagte damals öfters erwähnt habe, wie erfreut dec Major über ihre Häuslichkeit sei. Er freute stch kindlich, als er seine Frau einmal in eincm hübschen Morgenrock sah, den fie sich selbst genäht hatte und bemerkte dabet, er habe garnicht gewußt, wie verständig und fleißig fie sein könne. Rittmeister v. Grätz machte noch einige Angaben über seine Bekanntschaft mit Frau v. Schönebeck. Sie liebte es, in etwas burschikoser Weise aufzu treten. Noch bevor fie ihm vorgestellt war, forderte fie eines TageS aus dem Exerzierplatz von ihm eine Zigarette. Die Erregung Ler Majorin nach der Tat hält auch der Rittmeister für durchaus natürlich und nicht gekünstelt. Hier mußte die Verhandlung abgebrochen werden, da die Ange klagte erklärte, nicht verhandlungsfähig zu sein. Draußen auf dem Gerichtskorridor verfiel fie dann in eine tiefe Ohnmacht. — Frau Rittmeister von Grätz hatte, trotzdem fie durchaus für die Ange klagte günstige Aussagen gemacht hatte, eS doch vermieden, die ehemalige Busenfreundin auch nur mtt einem Blick anzusehen. Frau Weber litt ficht- lich während der Vernehmung. Sie lag weit zu- rackgelehnt in ihrem Stuhl, daS Geficht mit dem Taschentuch bedeckt. Kleine Chronik. * Bon der NeberschwemmungSkatastroptze i« Ahrtal. Das ganze Tal bietet ein Bild grausiger Verwüstung. Wie ungeheuer die Gewalt der sonst so idyllischen Ahr war, geht daraus hervor, daß das Wasser mit einer Schnelligkeit von 3 Sekunden- metern dahinschoß. Die darin schwimmenden schweren Gerüstbalken, Bäume und Tclegraphenstangen wirkten wie Sturmböcke aus alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Bei Altenahr wurde eine schwere Dampfwalze mit dem Wagen der Bedienungsmann schaft hurtig davongetragen. Massive Brücken wurden einfach weggerisscn Wieviel Menschen bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind, läßt sich noch nicht genau seststellen. Bei Schuld an der oberen Ahr wurden allein 50 Leichen ange- schwemmt. Uebcr 30 Eiscnbahnnrbeiter werden ver mißt, die man sür tot hält. In einer Baracke, die von den reißenden Fluten überrascht wurde, ertranken 40 Arbeiter. Andere hatten sich auf Bäume gerettet, wurden aber schließlich mit den entwurzelten Bäumen wieder in die Fluten zurück- gcworscn und sanden so den Tod. — Eine amtliche Darstellung des Unglücks im Ahrtal verlas bei Bo ratung deS Tringlichkcitsantrages auf Gewährung von Staatshilfc im preußischen Abgeordnetenhanse Minister v. Moltke. Es heißt darin: „Das Un wetter brach mit elementarer Gewalt herein und zwar ganz plötzlich. Arbeitsmaterial, Brücken pfosten, Bretter usw. verstopften die Stcinbrücken; ein großer Teil dieser Steinbrücken wurde voll ständig weggcrissen. In den überfluteten Ortschaften konnten die Leute gerettet werden, teilweise mit großer Mühe Eingesessene der Ortschaften sind, wie bis jetzt scstgestellt, nicht verunglückt, dagegen die Wohnungen erheblich beschädigt. Bei Kirmutscheid am Trierbach ist die Provinzinlstraße auf 200 Meter weggerisscn. Bei Müsch ist die internationale Telcgraphcnleitung zerstört. Der Schaden sowohl an den Bahnarbeiten wie Brücken, Wegen, Wiesen, Mcliorationsanlagen, Aeckern und Gärten ist einstweilen noch nicht annähernd zuschätzen, jedenfalls aber ganz gewaltig." — Die Ausräumungs- arbeiten im Unglücksgebiet schreiten schnell voran. Tausende von fremden Hilfskräften trasen ein. Die Bahnverbindungen werden mit Beginn der nächsten Woche provisorisch wieder hcrgestcllt sein. — Schreck liche Einzelheiten werden von Augenzeugen nutze-
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