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Mnslck-ErnWerAnMr Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohenstein-Emstthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk l.50, bet Abholung in der Geschäftsstelle Mb. 1.25, durch die Post bezogen (auher Bestellgeld) Mb. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschästs- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Extra» betlage erhalten di« Abonnenten jeden Sonntag dos »Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzrigengebühr für die Sgespaltene Korpuszelle oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Pfg.: im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. Anzetgen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags lt Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an oorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingcsandtcr Manuskripte macht sich die Redaktion ersererererkriLererertLiLl-rererLrlLerlLiLerLlLererLerLLLiLLLLerLiLiL nicht verbindlich. LriLlLereriLerLiLeLlLLtLiLeriLLLtLlLl-reLl-LiLertLtLerLercLeriLiLLl-LLrlSlLgr Nr. 136. s-m,p--ch-r Nr. Ibl Donnerstag, den 16. Juni 1910. «-schäftrst-ll, s. 37. Jahrgang. Die Veranstaltung von Kinderfesten und die Teilnahme von Schulkindern an öffentlichen Festen Erwachsener betreffend. 1. Zur Veranstaltung von Kinderfesten, die an öffentlichen Orten abgehalten werden sollen oder von einem mit öffentlichen Angelegenheiten sich beschäftigenden Verein oder von offenkundigen Anhängern einer politischen oder kirchlichen Partei veranstaltet werden, sowie ferner zur Beteiligung von Schulkindern an öffentlichen Festen der Erwachsenen, insbesondere an solchen Festen, die gleichzeitig mit Tanzvergnügen in demselben Grundstücke stattfinden, bedarf eS jedesmal der Genehmigung der Königlichen Bezirksschul inspektion und, falls mit dem Feste öffentliche Auf- und Umzüge verbunden sind, auch der Erlaubnis des mitunterzeichneten StadtratS. Die Veranstaltung von Festen für Schulkinder ohne die erforderliche vor gängige Genehmigung der Bezirksschulinspektion und des Stadtrates, sowie das Zuwidcrhandeln gegen die Erlaubnisbrdingungen oder gegen etwaige Anordnungen oder Verbote der Nufsichtsbeamten werden mit einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Hast bis zu 10 Tagen geahndet. 2. Gesuche um Genehmigung zur Veranstaltung von Festen der vorbezeichneten Art oder um Zulassung von Schulkindern zu den Festen Erwachsener sind, und zwar mindestens Ist Tage zuvor, beim Stadtrotc schriftlich anzubringen Verspätet ciugereichte Gesuche können Berück fichtiguug nicht finden. In dem Gesuche ist vor allem anzugebc» die Tageszeit und der Ort, sowie der verantwortliche Leiter deS Festes, ferner die Unterhaltungen und Spiele, die dargeboten werden sollen, weiter, ob und welche besondere Abzeichen die am Feste Teilnehmenden tragen werden, und ob zur Bestreitung der Kosten des Festes von den Kindern oder den sie begleitenden Erwachsenen Eintrittsgeld erhoben, oder ob eine Geldsammlung veranstaltet oder sonst eine öffentliche Gelegenheit zur Entrichtung von Beiträgen gegeben wild. Hohenstei« Ernstthal und Glauchau, am 9. Juni 19)0. Der Stadtrat. (I-. 8) Du Patz, Bürgermeister. i c. Die Königliche Bezirksschnlinspektion. Or. Patz, Bürgermeister. I)r. Mäder, Bczirksschulinspcktor. LageSgefchichte. Die Nor-laadreise de» Kaiser». Die Nordlandreise tritt der Kaiser am 4 Juli auf der „Hohenzollern", begleitet vom Dtpsschen- boot „Gleipner" und dem kleinen Kreuzer „Stettin" an. Die Rückkehr des Kaisers von seiner 22. NordlandSsahrt erwartet man am 31. Juli; ob die Landung in Kiel oder in einem anderen Hafen erfolgt, ist noch nicht bekannt. De» Kaiser» Dank a« England. Die deutsche Botschaft in London verschickte eine Mitteilung an die Zeitungen, daß Kaiser Wilhelm tief gerührt über die vielen Beweise der Sympathie sei, die ihm während seiner letzten In« diSpofition infolge der Geschwulst am linken Hand, gelenk zugingen. Die Sympathiekundgebungen find zu zahlreich, als daß der Kaiser imstande wäre, jede einzeln zu beantworten Kaiser Wilhelm und der Zar Der Zar verließ am gestrigen DienStag auf der Jacht „Gtandart" mit der kaiserlichen Familie Petersburg, um eine längere Kreuzfahrt durch die baltischen Gewässer anzutreten. Die finnischen Schären werden diesmal nicht berührt, da man bei der Erregung in Finnland antsdynastische Kundgebungen befürchtet. Dagegen spricht man von einer Begegnung des Zaren mit Kaiser Wil helm. Die Angabe, daß diese Zusammenkunft Mitte Juli stattfinden wird, kann nicht zutreff-n, denn um diese Zeit befindet sich der Kaiser noch auf der Nordlandrrise. S1ist««g de» Kaiser» für Helgokaad. Der Kaiser hat der Einwohnerschaft von Helgo land für den Bau eines neuen Gemeindekrankt n- hauses die erforderlichen Geldmittel auS seiner Privatschatulle zum Geschenk gemacht. Die Beilegung des Kaufliktt wegen -er Barra- mä«»-Enzyk!ika seitens der Kurie ist in einer Weise erfolgt, die kaum allgemein befriedigen wird. Der Papst hat zwar in Gemäßheit eines Wunsches der preußischen Staatsregierung den deutschen Bischöfen den Be fehl erteilt, die Verkündigung und Veröffentlichung der Enzyklika zu unterlassen, hat aber keinerlei Widerruf geleistet. Er erklärt nur, daß er die Erregung der protestantischen Bevölkerung Preußens lebhaft bedauere, daß diese Erregung aber ihren Grund in einer Verkennung des Zwecks der Enzyklika habe. Dem Papst habe eS völlig fern gelegen, die Nichtkatholiken Deutschlands oder dessen Fürsten irgendwie kränken zu wollen. — Da eine Kritik moralischer Qualitäten, und um solche handelt eS sich für die Protestanten in der Enzyklika, nicht unter das Unfehlbarkeitsdogma fällt, so hätte die Kurte sehr wohl einen Widerruf leisten können. Gegenüber den klaren Worten der Enzyklika wird der Hinweis aus ein Mißverständnis sowie auf den Mangel jeder beleidigenden Absicht in weiten protestantischen Kreisen als eine ausreichende Ge nugtuung nicht betrachtet werden. Die „Nordd. Allg. Ztg.", die den Text der vatikanischen Note an Herrn v. Bethmann Hollweg amtlich publi zierte, sagte nichts darüber, ob die preußische Staatsregierung in dieser Note eine Beilegung deS Konst,kts erblickt. Halbamtlich wurde dagegen verkündet, daß der Streitfall durch die Antwort aus Rom eine befriedigende Lösung gefunden habe. Wir befürchten, wie gesagt, daß in der Sache das lehre Wort noch nicht gesprochen ist. — AuS allen Teilen Deutschlands gehen König Friedrich August Beisallsdepischen wegen seiner Haltung gegen die Enzyklika zu. Bei seiner Ausfahrt in Dresden wurde der König jubelnd vom Publikum begrüßt. Die evangelische Geistlichkeit von Dresden-Stadt und Land hat folgendes Telegramm an den König abgesandt: „Eure Königliche Majestät wollen allergnädigst gestatten, daß wir, unserem Herzens bedürfnis folgend, für da- hochherzige Eintreten Eurer Majestät zur Abwehr des unsere evangelische Kirche verletzenden Angriffes und zur Wahrung des konfessionellen Friedens unsern untertänigsten tiefempfundenen Dank darbringen. Unsere Ge meinde wollen wir aufrufen, mit freudig brennen- den Herzen Fürbitte zu tun. Gott segne Eure königliche Majestät. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit in Dresden-Stadt und Land. v. Dibe lius. v. Denz." — Die Universität Leipzig sandte dem König folgendes Telegramm: „Die ganze Universität vernimmt mit großer Freude und Dank barkeit, daß Euer Majestät den schweren Verun glimpfungen Ihrer protestantischen Untertanen und Ihrer protestantischen Vorfahren durch die Borro- mäuS-Enzyklika Höchstpersönlich entgegenzutreten gewillt find. Hölder, Rektor." Da» Schk-»gertcht im Baugewerbe hat am DienStag im neuen Rathaus zu Dresden mit seiner Tätigkeit begonnen, nachdem bereit» am Tage zuvor bis zum späten Abend Vorberatungen gepflogen worden waren. Zu den Verhandlungen am DienStag waren Mitglieder deS deutschen Ar beitgeberverbandes auS allen Teilen Deutschlands, namentlich auS Bayern und Westdeutschland, ein getroffen. Reich»tag»erfatzwahl. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Kreise Friedberg-Büdingen erhielten Professor v. Calker (natl.) 4379, Dr. von Helmolt (Bund der Land» wirte) 6310 und Busold (Toz.) 9419 Stimmen. Es findet Stichwahl zwischen Helmolt und vufold statt. Die Wahlergebnisse auS drei kleinen Orten stehen noch auS. Für die Reich»tag»ßtchwahl i« Ufedam-Wallt» am Freitag hat es der freisinnige Wahlverein seinen Mitgliedern anheimgestellt, sür den konservativen oder für den sozialdemokratischen Kandidaten zu stimmen oder sich der Stimmabgabe zu enthalten. Der nationalliberole Wahlverein forderte bekanntlich seine Mitglieder zur Unterstützung de- konservativen Kandidaten aus. Bs- einer pesfimiftische« Auffuffuug -er RetchSfiuanzlage aus Grund der ungünstigen Einnahmen auS den Zöllen in den ersten beiden Monaten deS laufenden EtatSjahres wird halbamtlich gewarnt und darauf hingewiesen, daß sich aus zwei Monaten kein Schluß aus daS ganze Jahr ziehen lasse, und daß auf Zölle und Verbrauchssteuern in den verschiedenen Monaten besondere Verhältnisse einzuwirken pflegten. Ist die Sorge grundlos, um so bester; st« wird jedoch durch di« Beschwichtigungsnote kaum überall zerstreut sein. Zur Berfaffnngbfrage in Elsa--L»thri»gen schreibt die „Köln. Ztg." u. a.: Da Elsaß-Loth- ringen nach dem Entwurf Reichsland bleibt und kein Bundesstaat wird, untersteht es nach wie vor Kehrjahre. > Roman von Emmv v. Borgstedt. 9) (Nachdruck verboten.) „Du bist zum erstenmal grausam gegen mich. Onkel." „Du wirst es mir einst danken, Kurt, versprich mir also, Baden-Baden zu verlassen." „Das kann ich nicht so unbedingt, Onkel! Latz mir Zeit zur Erwägung, last mich Reine Wiedersehen — vielleicht ist die Glut in meinem Innern beim Er löschen, es wäre ja möglich." „Du mußt wissen, was Du thust, Kurt, Du bist ja kein Kind mehr, sondern ein Rian», der das Leben kennt. Ich habe meine Pflicht erfüllt und Dir Reines Verhältnisse klargelegt, an Dir ist es, zu bandeln!" „Warum bin ich nicht reich?" stick der junge Mann bitter hervor, „warum mutzte Papa an dieser unseligen Leidenschaft, dem Spiel, kranken und uns zu Bettlern machen? Ich verdanke Dir soviel, daß ich gar keine Berechtigung habe, Deine Pläne zu durchkreuzen, ich " Wolf Lindberg schaute auf den erregten Mann, sah sein vor Leidenschaft zuckendes Antlitz, seine zitternden Lippen und sagte ernst und gütig: „Höre mich an, Kurt! Von dem, was ich Dir er wiesen, kann zwischen uns keine Rede sein. Du und Ernst stehen meinem Herzen nahe als Söhne meines einzigen Bruders. Heute handelt es sich nm Deine Zukunft, um das Glück Deines Lebens. Latz uns als Männer zusammen reden. Du weißt, daß Du mich sehr glücklich machen würdest, wenn Du heute noch abreist, allein nur, wenn die Sache mit Dir und Reine damit ein für allemal abgethan ist. Gieb mir die Hand darauf, Kurt. Andernfalls fordere ich Offenheit non Dir, volle Offenheit —" „Onkel Wolf! Du bist die Güte selbst", und ehe der Gras es bindern konnte, zog Kun seine Hand an die Lippen. „Mein guter Junge", — die beiden Männer sahen sich ernst und lange ins Auge, dann fuhr der ältere fort: „Ziehe Dich jetzt an, Knrti, und komme in das Speisezimmer hinab. Wir fahren später nach Lichten- thal oder Framcrsberg, das mutz Reine sehen. Beeile Dich." Der junge Graf folgte dem Gebot freudetrunken. Drnntcn in dem marmorgctäfcltcn Saal begrüßte Wolf die Damen lächelnd und heiter. „Wo bleibt Knrti?" fragte Reine schmeichelnd, „er ist-mir doch nicht mehr böse?" „Hattet Ihr Euch deuu gezankt. Kind?" „Das gerade nicht! Ich war ein bitzchen nn- srcundlich gegen ihn. Warnm sieht er mich immer an, als ob er mich aufessen will. Hat er es Dir erzählt, Onkelchen?" „Nein, Reine, und bitte, sprich nicht mehr davon. Du würdest Kurt kränken und das wjiusche ich nicht. Er ist ein sehr guter Mensch, ein tüchtiger Soldat, ah — guten Morgen, Kurti. Nun. nach den Ncisenrapazen ausgeschlasen, ja? So, trinke Deinen Mokka und daun können wir bummeln." Anfangs war Graf Lindberg sehr zurückhaltend, wollte es sein. Sein Gespräch mit Irene beschränkte sich auf' das Nötigste, er wandte sich mehr zu Frau Bonant und Wolf, aber das Mädchen machte seinen ganzen Fcldzugsplan mit einem Wort, einem Lächeln zuschanden." „Graf Knrti". - die schwarzen Sammctangen leuchteten ihm entgegen — „bitte, bitte, seien Sic wieder gut zu mir. Ich bin ein recht dummes Mädchen ge wesen, aber ich will es nicht wieder thnn." Sie hielt ihm die weiße Hand hin und als er einen Augenblick zögerte, legte sie die rosigen Finger energisch in seine Rechte und fuhr mit einem berückenden Lächeln fort: „Sie haben mich Königin getauft, nun sind Sie auch verpflichtet, mir zu gehorchen." „Fräulein Reine — Reine —", eine Helle Glut stieg m des Mannes Gesicht bis unter dal kurzgeschnittcne Haar — „und wenn ich wüßte, es wäre mein zeitliches und ewiges Verderben, ja, ich folge Ihnen", seine Hand umfing mit eisernem Dcnck die ihre und hielt sie fest ohne Rücksicht ans seine Umgebung. Madame Bonaut spielte unruhig mit ihrem Kaffee löffel, eine Falte des Mißmutes erschien auf ihrer Stirn. „Wir haben uns noch nicht darüber geeinigt, ver ehrter Herr Graf, wann ich Irene nach Berlin zu Ihren Verwandten begleiten soll. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß meine Zeit geniessen ist und daß ich, wenn Sie es wünschen, schon heute zur Verfügung stehe." Tie Dame mußte zweimal ihre Anrede wieder holen. Wolf Lindberg saß wie träumend da. die blauen Augen in die Ferne gerichtet. Mußte es nicht etwas Großes und Heiliges sein um diese Liebe, welche Gegen wart. Vergangenheit und Zukunft vergessen macht? Welche wie ein flammender Strahl aus der Höhe Kurts Herz entzündet hatte? Ob sie es doch wohl wert war. als der einzige Leitstern betrachtet zu werden, der mit strahlendem Glanz alles andere verdunkelt? „Verzeihung, gnädige Frau", wandte er sich dann an Madame Bonant — „daß ich mit meiner Antwort zögerte. Wenn mein Neffe nicht beabsichtigte, noch heute Baden-Baden zu verlassen, möchte ich Irene noch einige Zeit hier behalten. Ich wollte Sie bitten, so lange mein Gast zu sein." Mit einem tiefen Seufzer neigte Madame Bonant das Haupt. Mein Gott, was konnte sie anders thun als warnen! Da stand Wolf Lindberg neben ihrem Stuhl. „Gnädige Frau, es wird uns, wie es scheint, nichts anderes übrig bleiben, als pater peccsvi zu sagen", hörte sie seine klingende Stimme leise sprechen — „bitte, betrachten Sie einmal das junge Paar da vor uns. „Herr Graf, die hellste Lobe erlischt und es bleibt am Ende nur Asche zurück. Ich möchte Ihren Herrn Neffen vor dieser Erfahrung bewahren. Irene ist ein liebreizendes Geschöpf und allen Glückes wert, aber ein sehr verwöhntes Kind und manchmal maßlos eigen sinnig. Ihre Erziehung ist noch lange nicht vollendet, Herr Graf, glauben Sie mir, und dann wünschte ich, sie lernte erst eingehend Welt und Menschen kennen." „Halten Sie das für ein Glück?" „Für ein Glück nicht, aber für notwendig, um die nötige Lebensreife zu erlangen, Herr Graf, mit einem Wort, um ein fertiger Mensch zu werden. Sie könnte uns später vielleicht Vorwerken, ihr Leben zu früh in bestimmte Bahnen gelenkt zu haben." „Uebereilcn soll Kurt jedenfalls nichts! Kennen lernen mögen sich die beiden während meines hiesigen Aufenthalts, dann aber werde ich eine Trennung diktieren, nm die Haltbarkeit der geknüvsten Fäden zu erproben, und dann werden wir ja sehen." Kurt Lindberg verließ Baden-Baden nicht, im Gegen teil, er überschüttete Reine, wie jetzt auch Wolf und Madame Bonant sie nannten, täglich mit einem Blnmcn- regcn, der jedesmal jubelndes Entzücken bei dem schönen Mädchen hervorrief. Er wich kaum noch von ihrer Seite, und die Bewunderung der übrigen Herren rief finstere Falten auf feine Stirn. „Knrti tann nicht leiden, wenn die andern mich gern haben", sagte sie kindlich zu Wolf — „wie drollig er aussieht, wenn er böse ist." „Man nennt das Eifersucht. Reine." „Hm, ich weiß! Was wohl Irene zu Kurti sagen würde? Was denkst Du, Onkel Wolf?" „Ich kann nicht darüber urteilen, da ich Fräulein Mainau nicht versönlich kenne." «Ich habe Irene natürlich von Knrti geschrieben. Onkel Wolf, alles ganz genau, sic darf alles wissen — denkst Tu. daß sie bis Henle eine Silbe darauf erwidert hat -" „So — wirklich nicht —" „Findest Du das nicht abscheulich und unfreundlich von ihr. Ich bin ganz empört darüber — sollte sie neidisch sein?" Aber dann lachte Reine laut auf — „meine Irene neidisch, nein, das ist ganz unmöglich." „Engel kennen keinen Neid." (Fortsetzung folM