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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100604
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-04
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.06.1910
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Lie V»«tze»rat-»ert«»dl»»R«» üdor dte GchtffotzrtSadgade». Der Gesetzentwurf über dte vchiffahrtSabgabe« wird am 17. Juni nachmittag- den Ausschuß drS vunde-ratrS beschäftigen und dann am SO. Juni, wahrscheinlich der letzten Sitzung vor den Ferien, in der Plenarsitzung drS BundeSratr» verhandelt werden. Der Termin mußte neuerdings hinauSge- schoben werden, da Staatssekretär Delbrück vorher verhindert war. Er mußte nach Brüssel reisen. Ein« ViSmarckfeier veranstaltet am Sonnabend der Bund der Land» wirte am Grabe deS großen Kanzler« in Fried- richtruh. Nachmittags wird durch die Mitglieder der engeren Vorstände« ein Kranz im Mausoleum niedergelegt. Vor de« Mausoleum halten der Vorsitzende de« Bundes, Dr. Roeficke, sowie der BundeSdirektor Hahn Ansprachen. Danach findet ein Rundgang um daS Schloß statt, am Sterbe- zimmer deS Alt-ReichSkanzler« vorbei. In Extra- zügen geht eS dann nach Hamburg zurück wo ein Festkommer« stattfindet Auf diesem halten außer den Herren Dr. Roeficke und Dr. Diedrich Hahn die Abgeordneten Graf Reventlow und v. Olden» burg-Januschau Ansprachen. Dor Wortlaut der päpstliche« Enzyklika gegen die protestantische Welt liegt jetzt vor; er ist nicht lateinisch, sondern italienisch gehalten. Alles, waS bisher an den Grobheiten und Verdrehtheiten bekannt geworden ist, wird bestätigt. Die «Mit« teilungen der ZentralautkunftSstelle der katholischen Presse" weisen daraus hin, daß dte päpstlichen Auslastungen nur als „dogmatische Intoleranz" aufzufaffen seien. Dazu schreibt die „Kreuz-Ztg.": „Dogmatisch intolerant ist dte «vangeltsche Kirche auch, und sie ist sich ihre- dogmatischen Gegen« satzeS gegen die Katholischen sehr wohl bewußt. Hier aber handelt es sich um moralische Verun« gUmpfungen. Will der Papst, daß ihm die evan gelische Kirche durch ihre amtliche Vertretung mit emem Sündenregister der Päpste, deS katholischen KleruS und der katholischen Fürsten und Völker antwortet, oder welchen anderen Zweck haben seine Angriffe, darauf möge die katholische Presse, die sich die Verbreitung der Enzyklika angelegen sein läßt, eine klare und unzweideutige Antwort geben. Aber davon abgesehen, die ganze gesittete Welt, ob katholisch oder „«katholisch", wird die Aeußrrung deS Papstes als höchst bedauerliche Verirrungen des sittlichen Empfinden- auffasten." Dte Arbeiterdotne,»- i« den Siegerländer Eiseugte-ereie«. Am Mittwoch wurden in Hagen wiederum 1200 Gießeretarbeiter und Former entlassen, außer dem wurde 11000 Metallarbeitern gekündigt. Die Gießereien in den Kreisen Hagen und Schwelm liegen sämtlich still. Die Bank von London setzte den PrivatdtSkont von 4 auf herab. Der Zinssatz der deutschen Reichsbank beträgt 4*/.; zwei Monate lang war der Zinssatz beider Institute der gleiche, eben 4*/,. Durch dte Lon« doner Herabsetzung werden dte Bestrebungen der Reichtbank, ihren Geldbestand zu schützen, erleichtert. Die ungarische« Wahlen haben ein für die Regierung überraschend günstiges Ergebnis gehabt trotz des leidenschaftlich geführten Wahlkampfes, trotz der blutigen Ausschreitungen, derzahlretchen Morde und derruchlosenBrandlegungen während der Wahlkampagne. Dte Anhänger der Unabhängigkeit-Partei, deren Mitglieder im März den Ministerpräsidenten Khuen Hedervary und den Ackerbauminister Twenzi in öffentlicher Paria- mentSsitzung durch rin Bombardement mit Tinten» fäffern und Aschenbechern erheblich verletzt hatten, find im Lande stark zurückgegangrn; ihre Abge ordneten trieben eS ihnen denn doch zu bunt; in demselben Maße ist die Zahl der regierungsfreund« lichen Abgeordneten gestiegen. An diesem erfreu lichen Ergebnis wird voraussichtlich das Resultat der noch ausstehenden Wahlen nichts ändern, so daß Ungarn endlich eine Zett ruhiger Entwicke lung erblüht. Frankreich Die Wiederwahl Brisson« zum Kammerpräsi denten wird al« Zeichen dafür angesehen, daß sich die energisch-reformatorische Mehrheit der Kammer durchaus sicher fühlt. Von dem strafferen An ziehen der Parteiorganisationen erwartet man zwar eine stärkere Lebhaftigkeit, aber auch eine größere Sachlichkeit der Debatten. Nur über daS Projekt der Regierung wegen der Verhältniswahlen gehen die Meinungen noch weit auseinander. Der Wunsch der Regierung, dte Stichwahlen ganz zu beseitigen, stößt auf Widerstand. Lie Moralität der franzöfische« Armee. Nach einer Zusammenstellung aller im Jahre 1909 gefällten kriegsgerichtlichen Urteile sind vom 1. Januar bis 31. Dezember 1909 insgesamt 1197 aktive Soldaten der französischen Armee wegen Verbrechen gegen dte Sittlichkeit, Verbrechens de« Raubes, deS Einbruchs und der Vagabondage kriegsgerichtlich verurteilt worden. In mehreren Fällen lag Mordversuch vor. Von den Verurteilten waren 354 vor ihrer Einstellung in di« Truppe professionelle Apachen gewesen. Expräfideut Roosevelt hat zu viel geredet, so daß ihm schließlich eine kleine Blamage nicht erspart blieb. Seine Aufforderung Englands, Aegypten zu annektieren, hat viel böse« Blut erregt. Ein amerikanischer ZeitungSkönig meinte: „DaS sich selbst achtende Amerika ist diese« in Europa herumziehenden Reklamehelden herzlich müde." Dio argentinische Jahrh««dertfeier, der die Verhängung des Belagerungszustandes über die Hauptstadt Buenos Aire« vorangegangen war infolge der Ermordung dr« Polizeipräfekten der Stadt und seine« Sekretärs durch ein anar- chistischeS Komplott, hat mit einer ernsten Ver stimmung gegen Brasilien geendigt. In mehreren brasilianischen Städten wurden die Flaggen von den argentinischen Konsulatsgebäuden herunterge- rtffen, dafür zerstörten Studenten in Bueno« Aire« Hrafiltanisch« Flaggen. In den südaMerikanischen Republike« find derartige Reibungen bekanntlich nicht« scktrne«. — Auf der landwirtschaftlichen Jahrhundert-Ausstellung in Bueno« Aire« erzielten Pferde deutscher, namentlich oldenburgischer, ost- friefischer und Holsteiner Zucht di« höchsten Preise. Revolutionäre Umtriebe i« Lht«a. Sämtliche Gesandtschaften in Peking erhielten anonyme Zuschriften, wie man vermutet, von der revolutionären Partei in Schanghai. In den Zu schriften heißt e«, daß ein großer antidynastischer Aufstand bevorstehe. Wenn sie nicht dte Mand« fchu« unterstützen würden, sollte den Ausländern kein Leid zngesüzt werden, im anderen Falle sollten sie in dem allgemeinen Gemetzel umkommen. Die Zuschriften wurden in geheimnisvoller Weise zu gestellt und tragen veraltete Briefmarken. Ange- sicht« ähnlicher Briefe, welche die Konsuln in Nanking erhalten haben, macht sich ein« allgemeine Beunruhigung bemerkbar. OertlicheS und Sächsisches. *— Der Gesang der Bögel erreicht jetzt bi« JohanniS seinen Höhevunkt. Nur muß der, wel cher sich im rechten Maße daran ergötzen will, sehr frühe ausstehen. Der erste Schein der Morgen röte wird auch schon von einzelnen Stimmen froh lockend begrüßt. Kaum haben diese daS Signal gegeben, so vermehrt sich ihre Zahl mit dem Auf- steigen Aurora-, um mit vollem Chore das Er scheinen der Sonne am Horizonte zu begrüßen. Vielstimmig, sich begeisternd, klingt eS dem herrlichen TageSgestirn jubelnd entgegen. Dazu gesellt sich die unvergleichliche Frische deS Morgentaues, die neu belebt und die Nerven stärkt, wie kein änderet Mittel. Mit dem Steigen der Sonne mattet die Frische der Luft, der Duft der Pflanzen und der Gesang der Vögel entsprechend ab. Wer gewöhnt ist, die Sonn« täglich aufgehen zu sehen, für den ist jetzt um sechs Uhr die Frische schon vorüber. ES ist der Vorzug deS Landmannes und de« Land» lebens überhaupt, ganz früh aufzustehen. Die Vögel verherrlichen diese Gewohnheit durch ihren belebenden Gesang. *— Welteranßstcht für Sonnabend, den 4. Juni: Veränderliche Winde, heiter, warm, Gwitter. *— Generalmufter«»-. In der heute im Logenhausestattgefundenen Generalmusterung wurden von 112 vorgemusterten Militärpflichtigen 11 der Ersatz-Reserve und 50 dem Landsturm überwiesen, während S ein Jahr zurückgestellt wurden. Von den übrigen Mannschaften wurden auSgehobrn für: Gren.-Rgt. Nr. 100 2, Nr. 101 4, Jnf.-Rgt. Nr. 104 3, 105 3, 106 5, 107 2, 13» 4, 134 3, 189 3, 17S 2, 181 3, Feldart.-Rgt. Nr. 32 1, 68 3, 77 1, Ulanen-Rgt. Nr. 17 1, 18 1, 21 2, Karab.-Rgt. 1, 1. Seebataillon 1, 1. Werstdtvifion 2 und Matrosen-Division 1. *— Die Ausfuhr au» de« Kousularbezirk Ehemuttz »ach de» Bereinigte» Staate» im verflossenen Monat Mai betrug 3 131603 Mark, gegen 3 767 270 Mk. im April d. I. und 3 357 177 Mk. im Mai 1909. Seit Januar d. I. hat die Ausfuhr ständig abgenommen. *— Aufruf! Der Vorstand deS Bezirks-Ar- beitgeber-VerbandeS für das Baugewerbe im König- reich Sachsen erläßt unterm gestrigen Tage einen Ausruf an die Unternehmer, worin es heißt: Die Aussperrung im deutschen Baugewerbe dauert nun mehr sieben Wochen. Unsere Verbandsmitglicder, namentlich unseres sächsischen Verbandes, haben fest und treu gestanden zu allen Beschlüsse des Bundes und unseres Bezirksverbandes. Die Eini gungsverhandlungen in Berlin sind im Gange und Sonnabend, den 4. Juni, findet in Leipzig eine außerordentliche Hauptversammlung statt. DaS ist jedoch kein Grund, im Eifer nachzulassen und dte Lage weniger ernst aufzufaffen. Wie auch dte Entscheidung in Leipzig fallen möge, gleichviel: Aus daS deutsche Baugewerbe blickt ganz Deutsch land und die Arbeitgeber des deutschen Bauge werbes müssen zeigen, daß sie Kraft und innere Festigkeit genug besitzen, um den Kampf zu sieg reichem Ende zu führen. *— Schlafwage» nach Käl» a. Rh Seit Anfang Mai wird der seither zwischen Eger und Oberhausen laufende Schlafwagen von Eger bis Köln Hbf. geführt. Es ist hiermit durch die 6 Uhr abends ab Dresden Hbf., 7 Uhr 45 Min. abends ab Chemnitz Hbf., 8 Uhr 9 Min. abends ab Hohenstein-Ernstthal und 8 Uhr 28 Ain. abends ad Glauchau verkehrenden Schnellzüge auch eine bequeme Verbindung mit Westfalen und dem Rhcin- lanve (an Dortmund 6 Uhr 25 Min. vorm., an Essen 7 Uhr 2 Mtn. vorm, an Oberhausen 7 Uhr 25 Min. vorm, an Duisburg 7 Uhr 42 Min. vorm., an Düsseldorf 8 Uhr 3 Min vorm, an Köln Hbf. 8 Uhr 41 Min. vorm) geschaffen worden. ' Hohenftein-Eruftthal, 3 Juni. Mit dem gestrigen Tage ging da- Schützenfest der privtl. Altstädter Gchützenkompagnte zu Ende und kann daS Fest mit vollem Recht als ein in allen Teilen gelungenes bezeichnet werden. DaS Schießen wurde gestern abend um 5 Uhr eingestellt und noch einmal kam echte Gchützenfreude zum Aus druck, als es fich herausstellte, daß Herr Gustav Freiberger sich zum Schützenkönig geschossen hatte. Dte beim Konzert erfolgte Ausrufung der neuen Majestät wurde der harrenden Menge mit einem Salutschuß verkündet, und mit einem freu digen Widerhall findenden Hoch aus die Kompagnie übernahm Herr Freiberger die neue Würde. Die anderen Preise (2 -15) im Schießen nach der Königsscheibe errangen der Reihe nach die Herren: Fritz Heyne, Wilhelm Lange, Franz Gchrepel (Ehrenpreis, gestiftet von Herrn Stadt- rat Zeißig), Paul Müller, Hugo Müller, Ernst Köhler, Ferdinand Nestler, Wllhelm Günther, Ewald Lange, Otto Heilmann, Richard Heinze, Bernhard Werner, Arthur Heinze, August Neumann und Kurt Lange. — Die besten Schüsse auf die Frethandscheibe gab Herr Iuliu- Wünsch ab, ihm folgten die Herren Fritz Heyne Ehrenpreis, gestiftet von Adolf Weigelt), Mox Reber, Ernst Köhler, LouiS Wappler, LouiS Nudelt, Richard Heinze, Richard Werner, Ferd. Nestler, Franz Gchrepel, Arthur Heinze, LouiS Dähne, Paul Müller, Wilh lm Günther, Karl Marx und Rudolf Viehweg. — Auf die Pr e tS s ch et be für die passiven Mitglieder wurden folgenden Herren Preise zuerkannt: Georgi-Wüstenbrand, Arthur Lindner, Albin Läsfig, Willy Weinreich, Kurt Jungnickel, Otto Pntscher, Wilhelm Dceiocker, Max Vogel, Alfred Dreißig, Wilhelm Starke, Stadlrat Beckert, Kaufmann Stiegler, Theo Nestler- Echemnitz, Hermann Baumgärtel und Paul Deibel — Im Anschluß an die PreiSvelteilung beschloß ein frohbelebter Bost;, an dem fich alt und jung gleichmäßig beteiligte, daS allenthalben harmonisch verlsuseNe Fest. *— AuS Gängerkreiseu . Nächsten Montag erfolgt im Hotel «MwerbehauS" hier die Auf nahme der beiden Männergesangvereine „Lieder- hain"rHvhenflein.Ernstthal und „Eiche"-Oberlung- Witz in den Erzgebirgtschin Sängerbund. An schließend findet eine Vorgabe hü dem am 25. und 26. Juni in Marienberg stattfindenden dies- ährigen Erzgebirgischen Sängerfest statt. *— Eise» Au-flug »ach Ltchtenwalde unter nimmt nächsten Montag der Frauenverein der hie sigen TrinitatiSgrmeinde. Die Abfahrt vom hiesigen Bahnhof erfolgt 1 Uhr 18 Min. mittags. p . Mittrlbach, 3. Juni. Der zum Chemnitzer Turngau gehörige hiesige Turnverein wird am nächsten Sonntag die Feier seines 50jährigen VereinsjudiläumS begehen. Zu dieser Festlichkeit sind die Vereine des Taues etngrladen, die zum großen Teile ihr Erscheinen zugrsagt haben. * Rruktrcheu, 2. Juni. In dem hier an der Ttovberger Straße gelegenen Auerwaldschen GutS- grundstücke wurde in der Nacht zum 2. d. M. der Kaninchenstall mit sämtlichen Kaninchen gestohlen. * Oelsuitzi. E., 2. Juni. Schwer verunglückt ist gestern abend aus dem „Deutschland"-Schacht der aus Oesterreich stammende 30 Jahre alte Bergarbeiter Adam Eck, Vater von 7 Kindern. DaS Befinden deS Verunglückten ist sehr bedenklich Thurm, 2. Juni. U ber daS Vermögen des vom Landgericht Zwickau wegen Unterschlagung der Konfirmanden-Sparkaffe hier zu längerer Frei heitsstrafe verurteilten Gchuldirektois Koch wurde bekanntlich seinerzeit der Konkurs eröffnet. Er ist j-tzt beendet worden. Auf 68597 M. Schulden kommen 652 M. Masse, wovon noch die Kosten adgehen. Auch Kochs Ehefrau vcifiel in Konkurs. Dte Masse beträgt 593 M., die Schuldsumme 23181 M. * Ehemuitz, 2. Juni. Vergangene Nacht starb in Dresden, wo er Heilung suchte, der bekannte Großindustrielle Kommerzienrat Ludwig Hermsdorf, der Erfinder der Diamontschwarzfärberet und In haber der Färberei und Appreturanstalt LouiS Hermsdorf in Chemnitz. Hermsdorf, der ein Alter von 71 Jahren erreichte, hat in kleinen Verhält nissen begonnen. Seine Umsicht und Tatkraft, seine Fachkenntnis und sein unermüdlicher Fleiß ließen ihn aber sich nach und nach emporarbeiten und ihn zu der hochangesehenen Stellung im Be reiche des industriellen Lebens gelangen, die er besonders im letzten Vierteljahrhundert als ein Führer aus seinem Gebiete einnehmen durste. — Das zehnjährige Mädchen, welches am Dienstag beim Zubereilen des Mittagessens in der elterlichen Wohnung Alexanderstraße 6 Petroleum ins Feuer gegossen hatte, wodurch die Oelkanne explodierte und die Kleider deSKlndrs in Brand gesetzt worden waren, ist vergangene Nacht im Stadtkrankenhause an den Folgen der schweren Verletzungen gestor ben. — Die wegen Maul- und Klauenseuche über den hiesigen Schlachtviehhof verhängte Ausfuhrsperre ist bereits am 1. Juni wieder aufgehoben worden. * Augustusburg, 2. Juni. Vor einem hie- stgen Geschäftslokal explodierte heute abend der unterirdische Petroleumbehälter, der zurzeit leer war und repariert wurde. Ein Kind wurde ziemlich beträchtlich verletzt, der die Reparatur vornehmende Klempner erlitt leichtere Verletzungen. * Freiberg, 3. Juni. Sestern nachmittag zog über die hiesige Stadt ein schweres Gewitter, be gleitet von einem wolkenbruchartigen Regen und einem etwa 15 Minuten andauernden Hagelschlag. In kurzer Zeit waren die Straßen mit einer dichten weißen Eisschicht bedeckt, sodaß man sich in eine Winterlandschast versetzt fühlte. Der durch den Hagelschlag in den Gärten, Promenaden und auf den Feldern angerichtete Schaden ist ganz beträcht lich. Dte niederstürzend.n Waffermengen konnten kaum von den Schleusen ausgenommen werden, sodaß veischiedene Straßen überschwemmt wurden. Gegen '/,4 Uhr entzündete ein Blitzstrahl in Löß nitz die Wirtschaft des Bergarbeiters Rast. DaS aus Wohnhaus und Scheune bestehende Anwesen brannte bi- aus die Umfassungsmauern nieder. In den Gehöften des Gutsbesitzers Förster in Großschi'ma, deS Wirtschaftsbefitzers Kummer in Naundorf und de« Wirtschaftsbefitzers Näke in Hrtzdorf wurden einzelne Gebäude vom Bl tz in Brand gesetzt und zerstört. * Dre-de», 2 Juni. Der Rat hat beschlossen, die AugustuSbrücke, die am 31. August dem Ver kehr übergeben werden wird, zur bleibenden Er innerung an König Friedrich August, unter dessen Regierung sie erbaut worden ist, König-Friedrich- August-Brücke zu benennen, wozu die Genehmigung des Königs bereits erteilt ist. — Heute früh gegen 6 Uhr* stürzte das 14jährige Schulmädchen Lma FuchS vom Dache der Kinderbewahranstalt in der Marienhofstraße auf den gepflasterten Hof, wo sie als Leiche aufgehoben wurde. DaS Mädchen hat sich wahrscheinlich heimlich auS der Anstalt ent fernen und den Weg über da« Dach nehmen wollen — Der nach seiner Flucht auS dem hie sigen Friedrichstädter Krankenhause sehr schnell wieder gefaßte Ein- und Ausbrecher Chares be findet sich noch immer im Krankenhause zu Wils druff, wo er Tag und Nacht von zwei Wärtern bewacht wird. Chore«, der völlig apathisch da liegt und durch die letzte Flucht recht geschwächt erscheint, konnte noch nicht nach Dresden tranS portiert «erden. — Dte 5. Strafkammer de« DreSdner Landgericht« verurteilte den schon vor- bestraften Asphaltierer und Dachdecker Zaphe und den Handarbeiter John, dir in der Nacht »um 25. März in dte Villa de« Krtrg-mtnister« FrhrH von Hausen in Loschwitz rtügtdröchen waren Uns GegriistLnde im Werte von tausend Mark gestohlen hatten, zu je 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehr- vertust und Stellung unter Polizeiaussicht. * Dresden, 2 Juni. Traf ZHpelty trifft bekanntlich.Mitte Juni iü Dresden ein, um de«! Könige und der Bevölkerung seinen „Zeppelin" vorzusührcn. Drr Tag der Ankunft deS Luftschiffe- steht noch nicht ftst; eS war zunächst der 12. Juns tnS Auge gefaßt worden. Möglich ist e« abet» dun die Ankunft erst am 18 bezw. lä. Juni erfolg!. Die Stadt Dresden rüstet sich inzwischen, dem Grasen Zepp.lin einen würdigen Empfang zu be reiten. Wie verlautet, will König Friedrich August bei der Ankunft dcSGrafen Zeppelin nicht sein, um nicht dte Aufmerksamkeit des Publikums von ihm abzulenken, sondern den Grasen nach der Landung im Schlöffe empfangen und beherbergen. Dte Einzelheiten des Empfanges hängen noch ganz von der Ankunft deS Grafen ab, doch wird er voraussichtlich in Begleitung des Königs die Oper besuchen und dann an einem ihm zu Ehren veranstalteten Kommers im Sewerbehaus teilnehmen. * Leipzig, 2. Juni. ES kommt zuweilen vor, daß sich auch junge Damen einen kleinen Rausch holen und bei solcher Gelegenheit» ganz wie Vie Herren der Schöpfung, allerlei Unfug treiben. Das passierte jüngst einer 24jährigen Verkäuferin» di« spät abends auf dem Nachhausewege von Mer kleinen Festlichkeit wegen ihreS angeheiterten Zu standes von einigen jungen Leuten angeulkt wurde und deshalb den Beistand eines Schutzmayn« aü- rief. Mit diesem; der sie wegen ihres Lärmend zur Ruhe ermähnte, geriet sie aber alsbald in der artigen Konflikt, daß er ihr schließlich die Arretur ankündigte. Nach berühmtem Muster widersetzte sich die Schöne aber aufS äußerste ihrer Abführung, knuffte den Beamten, trat ihn mit den Füßen und gab ihm auf der Wache, als er dort mit ihr end lich eingctroffen war, unter beleidigenden Worten eine kräftige Ohrfeige. DaS war übrigens gar nicht so leicht, denn die kleine „Kratzbürste" mußte tatsächlich, weil der Schutzmann ein baumlanger Mensch war, einen kleinen Luftsprung machen. Die schlagfertige Amazone mußte schließlich Mit Gr« wall in eine Zelle gebracht werden, wo sie schließ lich ihren Rausch auSschlafen konnte. Am 28. v. M. stand das junge, bislang unbescholtene Mäd chen sehr zerknirscht vor dem Schöffengericht, von dem fie wegen groben Unfugs, wörtlicher und tät licher Beleidigung eines Beamten und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 100 Mk. Geldstrafe verurteilt wurde. * Leipzig, 2. Juni. Gestern abend gelang es einem hiesigen Kriminalkommissar, zwei Erpresser, die Handelsleute Krieger und Thomas, zu ver haften. Dte gemeingesährlichen Verbrecher hatten gelegentlich der letzten Ostermeffe einen hiesiger! Beamten, der sich mit einem schulpflichtigen Mädchen auf der Wiese hinter dem Meßplatz aushielt, be obachtet. Obgleich der Beamte nichts Unrechtes getan hatte — das Kind war ihm von der eigenen Mutter anvertraut worden —, traten die Ver brecher mit Erpressungen an ihn heran und sagten zu dem Mädchen, es solle aussagen, es wäre von dem Beamten unsittlich belästigt worden. In seiner Angst, in große Unannehmlichkeiten zu kommen, zahlte der Beamte den Verbrechern» die 200 Mark forderten, nach und nach 70 Mk. Den Rest von 180 Mark wollten sie sich gestern abend am Königsplatz abholen. Bei dieser Gelegenheit erfolgte die Festnahme. Die Erpresser stehen in dem Verdacht, sich noch weiterer Erpressungen an Liebespärchen schuldig gemacht zu haben. — Aus den Industriegleisen an der Wittenberger Straße geriet gestern nachmittag der 28 Jahre alte Bahn- arbciter Emil Albert John auS L-Gohlis beim Rangieren zwischen zwei LowryS. Hierbei wurde der Unglückliche tot gedrückt. — Der Postassistent Walter Lösfler vom Postamt 2 hier hat am 27. Mai neun beim genannten Postamt aufgeliescrte Geld- briese unterschlagen. BrS jetzt ist ermittelt worden, daß Lösfler von dem Vorgefundenen, auS 10000 Mark in barem Gelbe und über 10000 Mark in Wertpapieren bestehenden Inhalt 8600 Mark bar und 7000 Mark in Papieren verschiedenen Per sonen teils zur Berichtigung von Schulden, teils als Geschenk zugcwendet hatte. Diese Zuwendungen sind durch s eiwillige Rückgabe bereits wiederer- langt worden. ES fehlen noch 1400 Mk. bar und 5 Aktien zu je 1000 Mark nebst Talons und Dividendenscheinen der Sächsischen Kammgarn spinnerei zu H^rthau (E zgebirge) mit den Nummern 925, 1398, 282, 1602 und 1982 * Roßwein, 2 Juni. Kreiühauptmann Frei herr v. Welck-Leipzig und AmtShauptmaim Dr. Hartmann wellten hier, um mit Bürgermeister Rüder das Programm für den am 28. Juni hier stattfindenden Besuch des Königs Friedrich August scstzusetzen. Die Ankunst des Königs erfolgt mittags 12 Uhr 45 Min. im Automobil. Der König wird eine für den Besuch vorbereitete G.- werbeauSstellung und die Deutsche Schlofferschule besichtigen. * Wünscheudorf, 2. Juni. Erhängt wurde heute früh der Rittergutsinspektor Sch. aus Nieder, lauterstein in seiner Wohnung aufgefunden. Der Unglückselige, der im 70. Lebensjahre stand, war seit 12 Jahren als Inspektor hier tätig. Ihm war in der vorigen Woche gekündigt worden, sodaß er das Rittergut in den nächsten Tagen verlaffen sollte. * Mühltroff, 2. Juni. In einem in der Nähe befindlichen Gteinbruch explodierte vorzeitig eine Platzpatrone. Der Arbeiter Palitzka wurde dabei erheblich im Gesicht verletzt. Ferner wurdrn ihm drei Finger der linken Hand abgerissen. Kleine Chronik * Von der Prinz Heinrich-Fahrt. Am heutigen Freitag legen die Wagen die 322 Kilometer lange
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