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WEM-ErilsttWer Metzer Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Demsdors, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohensteln-ErnsNhaler- Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei sreier Lieserung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung in der Heschäftsstelle MK.1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Wk. 1.S0. Einzelne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die SeschSsts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Ais Extra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzrigengebühr für die Sgespattrne Korpuszeile oder deren Raum 1L Psg., für auswärts iS Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tageblatt- Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 1 l Uhr. größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesondter Manuskripte macht sich die Redaktion lLLLiLLSLrerLrerererLLLLeriLiLerLerLrerLLLtLiLerlLLLererersreriLLL nicht verbindlich. LLLrerLLörLsssLLrLLrLreLLsskrererserLereLeLereLcLLrkrLt-rLrLLer Nr. 105 G-,ch°stsftrll- B°h»str. g. 37. Jahrgang. s-rnspr-ch-r Rr. IS1. Dienstag, den 10. Mai 1910. Nachdem die diesjährigen Einschätzungsergebnisse zur Gtaatseinkommen- und ErgäuzungS- fteuer, sowie zur 8emeivde-Ei«kommensteuer den Beitragspflichtigen bekannt gegeben worden sind, werden alle hiesigen Steuerpflichtigen, denen ein Zettel nicht behändigt worden ist, ansgefordert, sich im Rathaus, Zimmer Nr. 5, Steuerbuchhalterei, zu melden Hoheufteiu-Vrustthal den 9. Mai 1910. Der Stadtrat, A« der Bahre König Eduards. Die Königinwitwe Alexandra, die keinen Augenblick von der Seite de» erkrankten und sterbenden Königs wich, war auch nach dem Lode ihre» Gemahls nicht zu bewegen, das Stecbezimmer zu verlaffen und sich die dringend nötige Ruhe zu gönnen. Der TodeSkampf König Eduards «ar kurz, aber schwer. Der König hatte furchtbar mit der fort schreitenden Atemnot zu ringen und vermocht« nicht im Vette zu bleiben. Auch während deS TodeS- kampfeS beherrschten ihn noch politische Sorgen. Eanz England fragt angesichts der Bahre im Köntgsschloß: „Was soll jetzt werden?" Die Emp findung der Größe deS Verlustes spricht sich ln diesen wenigen Worten aus das beredteste auS. Von der Popularität deS König- bietet die Tat sache einen Beweis, daß der sozialistische Partei, sichrer Brooks in einer Versammlung seine Zu hörer bat, die Nationalhymne zu fingen und hinzu- sügte: »Wir wissen, daß der sterbende König der größte Staatsmann ist, den die Welt gegenwärtig besitzt.' Selten hat eS wohl eine größere Ueberraschung gegeben, al» diejenige war, die der bisherige erste Gentleman der Well, der König der Mode und der größte Lebemann als Herrscher seinem Lande und der Welt bereitete Er hat den Burenkrieg beendigt und den territorialen Besitz seine» Reiche- in Tüdwestafrika erheblich erweitert, er hat Eng land au- seiner .glänzenden Isolierung" befreit und drffen alle Feinde Frankreich und Rußland zu Freunden, nahezu zu Verbündeten gemacht, er hat das Bündnis mit Japan abgeschlossen, den südafrikanischen Staatenbund geschaffen, den eng lischen Etnstuß im nahen Orient wieder befestigt, Italien, Spanien und Portugal enger als je mit England verknüpft. Und da» alles hat er auf seinen politischen Reisen, geräuschlos und ohne in dte Tätigkeit seiner Regierung und leitenden Minister sichtbar einzugreifen, geleistet. Der so viel ver- kannte Kronprinz hat sich während seiner neun jährigen RegierungSzeit als ein staatsmännisches Genie allerersten Ranges bewiesen und wird so fortleben in der Weltgeschichte. WaS König Eduard zwei Tage nach dem Regierungsantritt beim Empfange de- Geheimen Rat- versprochen, daS hat er gehalten und glänzend zur Ausführung ge- bracht: „Ich bin fest entschlossen, ein konstitutio neller Herrscher im strengsten Sinne de- Worte» zu sein und bi» zum letzten Atemzuge für daS Wohl und für die Fortentwickelung meines Volkes tätig zu sein." Die erste Regierung-Handlung König Eduard- war die Ernennung seines kaiser- ltchen Nffcn, des deutschen Kaisers, zum britischen Feldmarslyall am 27. Januar 1901. Zu den Bei- setzungifeierlichkeiten für die Königin Viktoria war unser Kaiser persönlich nach London geeilt und dort mehrere Lage geblieben. Es herrschte da- denkbar innigste Einvernehmen zwischen Oheim und Nissen. Leider sollte sich diese« glückliche Verhältnis schnell trüben. Als Kaiser Wilhelm im November 1902 wieder in London weilte, wurde ihm angeblich vom Könige Eduard ein deutsch- englische- Bündnis gegen Rußland vorgeschlagen. Später kam der Kaiser nach einer Unterredung mit seinem Reichskanzler zur Ablehnung jenes Vorschlag-. Da- war der Grund der persönlichen Verstimmung deS Königs Eduard, die bi» zum Februar vorigen Jahre- anhielt und die die Tage der Delcaffeschen Politik, die Umgehung des deutschen Kaiser» auf den Reisen nach Marienbad, daS Fernbleiben von der kaiserlichen Silberhochzeit und manches andere im Gefolge hatte. Der vor jährige und erste Besuch des englischen Königs- paaces in Berlin besiegelte alsdann die hochwill kommene Aussöhnung, die trotz gelegentlicher Rede reien bis zum Tode de» KömgS nicht mehr ge trübt worden ist. Kaiser Wilhelm verließ auf die Nachricht vom Ableben seines OheimS sofort Wiesbaden und kehrte nach Potsdam zurück, von wo auS dcr Monarch sich zur Teilnahme an den BeisetzungS- seierlichketten nach London begibt. En kaiserlicher Erlaß an den Staatssekretär v. Tirpitz ordnet an, daß die Offiziere der deutschen Marine, L I» suita welcher der König stand, auf 8 Tage Trauer an legen, daß sämtliche Kriegsschiffe halbstock flaggen, die englische Flagge im Großtopp, und daß mit dem HMstoä-Flagge» ein Trauersalut zu sei- binden ist Eine Abordnung der Marine sowie je eine solche deS 1. Garde-Dragoner Regiments und des Husaren-Regiment- „Fürst Blücher von Wahlstatt", deren Chef der Verstorbene war, be geben sich zu dcr BeisetzungSfeier nach London. Unserm Kaiser, als dem Neffen des verstorbenen Königs, übersandten die Präsidenten des Reichs- tag» und deS preußischen Abgeordnetenhauses im Namen der beiden Parlamente Beileidstelegramme. Magistrat und Stadtverordnete von Berlin richteten Kondolenzdepeschen an den Kaiser sowie an den Lordmayor von London. Der Reichskanzler und der Staatssekretär de» Auswärtigen Amte», von Schön, sowie die beglaubigten Vertreter aller übrigen Rächte sprachen dem englischen Botschafter in Berlin ihre Teilnahme aus. Auf dem ganzen Erdenrund hat der Tod deS Königs Eduard ein lebhaftes Echo erweckt; denn sein Reich war so groß, daß darin die Sonne nicht unlrrgeht. Im wilden Westen von Kanada, im Süden Afrikas, in den aufstrebenden Kultur- reichen de» fernen Ostens, wie an den altehr. würdigen Stätten am Nil und am Gange-, über- all wird man unmittelbar berührt durch den Tod des Königs von Großbritannien und Irland, des Kaisers von Indien. Acußerst lebhaft find die Trauerkundgebungen Frankreichs, daS dadurch bezeugen will, wie viel eS dem verstorbenen Könige zu danken hat. Viele Geschäftsleute und zahlreiche Klubs flaggten halb mast. Dir Blätter feiern den Heimgegangenen als den treuen Freund Frankreichs. Eine außer ordentliche Mission, zu deren Führer der ehemalige Präsident Loubet ausersehen ist, unter dessen Amts tätigkeit die englisch-französische Entente abge schlossen wurde, begibt sich zu den Beffetzungs feierllchkeiten nach London. „England vertiert einen großen König, die Welt einen großen Menschen, Frankreich einen großen Freund." So heißt is in dem Nachruf des „Matin" und alle andere Blätter äußecn sich ähnlich. Die Prrffe Frank reichs versichert gleichzeitig, doß die Beziehungen der beiden Staaten auch unter dem neuen König unverändert bleiben werden. Und von Londoner offizieller Seite soll dazu schon das Ja und Amen gesprochen sein. DaS englische Parlament, daS sich beim Thron wechsel sofort zu versammeln hat, kann erst am heutigen Montag zusammentreten, da infolge der Parlament-ferien sowohl der Sprecher wie zahl reiche Abgeordnete in der Ferne weilen. Auch der Premierminister ASquith, der Flottenübungen bei Gibraltar beiwohnen wollte, kann erst am heutigen Montag in London eintreffen, trotzdem er auf de« Landwege zurückkehrt. Die Beisetzung König Eduard» findet voraus sichtlich erst am dritten Pfingstfeiertage in der Sankt GeorgSkapelle zu Windsor statt. Der Bruder deS verstorbenen König», der Herzog von Lonnaught, erfuhr erst am Sonnabend in Port Said den Tod deS König». Er kann vor Freitag dieser Woche nicht in London sein. Der Pfingstfeiertage wegen soll die Beisetzung dann erst am Dien»tag nach dem Feste vollzogen werden. * ? * G König Georg V, von G«glau». Die offizielle Proklamierung de» König» Georg V. erfolgte bereit» am »ergangenen Sonnabend nachmittag». In feierlicher Sitzung trat der Große Rat im Saint-JameS-Palaste zusammen, um Georg V. al» König au»zurufen und von ihm den Eid auf die Verfassung entgegenzunehmen. Unter Trompetenfanfaren riefen Herolde di« Thron- besteigung des neuen König» vor mehreren Staat»- grbäuden au». Schneller al» er e» erwarten konnte, mußte Prinz Georg, der ursprünglich für die Thronfolge garnicht in Frage kam, sich die englische Krone auf- Haupt setzen. Al» ältester Sohn de» »er. ftorbenen König- Eduard hätte der Herzog von Tlarence, der nach seinen Großeltern die Namen Albert Viktor trug, den Thron besteigen müssen. Im Januar 1892 starb indessen der Kronprinz, und unerwartet erging an den Prinzen, der sich bi- dahin au-schließlich den, Martnewesen gewid met halte, der Ruf, sich für da- künftige Herrscher- amt vorzubereitea. Der Prinz kehrte sofort von einer weiten Seereise nach London zurück, ver- mähtle sich ein Jahr später mit der Braut seine- verstorbenen Bruder-, der bildschönen Prinzessin Maüe von Leck, und beobachtete bei eifrigen Studien die Zurückhaltung, die Thronfolgern in allen Ländern auseclegt ist. Der neue König wurde am 3. Juni 186b geboren, vollendet also demnächst sein 4b. Lebensjahr. Im Aeußern hat er große Aehnlichkert mit dem P-inzen Heinrich Kei Sonnenuntergang. Littauischer Roman von M. von Wehren. 25s (Nachdruck verboten.) .Sie machen wohl mit Suse einen Verdammgs- waziergana. um sich Appetit zum Mittagessen zu ver- chafsen, während ein armer verirrter Wanderer noch aus sein Frühstück wartet, welches eine gewisse junge Danie sonst immer so liebenswürdig znbcreilet hat. Bin ich urch Ihren Herrn Pater abgelebt und sind Sie so wenig menschenfreundlich, mich bnngern zu lassen, weil ich auf mein altes Recht bestehe, von Ihnen versorgt zu werden? Nicht wahr, liebe Suse, Sie gehen voran und richten ein wenig zu, ich bringe sofort Ihr un getreues Fräulein nach, welche, sie mag wollen oder nicht, mir ein Butterbrod zubereiten soll; ich glaube, das bat der Lehrer verdient, welcher durch Gestrüpp und Doruen gelaufen ist, nur um nicht die Stunde zu versäumen." „Ja, Herr, das meine ich auch; ich will mich auch beeilen, heimzukommen. Da ist noch kalter Entenbraten, den Sie gestern versäumt haben, der wird Ihnen jetzt schmecken." Und sort humpelte die Alte, als werde sie gehetzt, indes Rosa dastand, verlegen am Schürzenband zupfend, die verweinten Augen niedergeschlagen, so daß die dunkeln Wimpern sie ganz verdeckten. „Noch einmal, einen schönen, guten Morgen." Mit flehendem Blick, in dem ein eigentümlicher Zauber lag, sah Romberg das junge Mädchen an, und so intensiv war dieser Blick, daß die großen, braunen Augensterne sich hoben, und was sich ihm zeigte, ließ sein Herz vor Seligkeit erschauern. „Nun, bekomme ich keine Hand, mein Fräulein ? Sind Sie mir böse?" »Ich Ihnen böse, Herr Romberg, warum? Wie soll ich wohl?" „Nun, man kann nickt wissen; junge Damen sind mauckmal ein wenig launisch, das Gegenteil macht mich glücklich. Ihr steifes „Herr Romberg" aber, Fräulein Rose, woran ich so garnicht gewöhnt bin, läßt mich förmlich stutzig werden." „Ich habe mich sehr geängstigt, als Sie nicht wieder kauten, Herr —" Ihre Stimme stockte. „Das thut mir unbeschreiblich leid, obgleich-ein wenig Egoist wohl ein jeder ist. Helle Freude durchbcbt mein Herz, daß Sie an mich gedacht haben. Ja, es war eine böse Nackt, nnd Hütte mick nicht der Gedanke an Sie und die Freunde hier aufrecht erhalten, so scheue ich mich nicht, es zu gestehen, die Situation wäre unerträglich gewesen. Da standen Sie, Fräulein Rosa, aber immer vor meinen Augen und ich war so vermessen, auf ein Gebet für mich zu hoffen. Habe ich mir zu viel eingebildet? Durfte ich das?" „Gewiß, Herr Georg, ich habe gebetet, heiß und innig, daß Gott Sie in seinen Schutz nehmen möge." „Wirklich, mein Liebling, ist cs so? Nehmen Sie ein wenig teil an meinem Schicksal? Würden Sic traurig sein, wenn mir ein Leid geschähe? Sagen Sie mir die Wahrheit, Rose, würden Sie es?" Er hatte ihre Hände fest in die seinigen genommen und preßte sie stürmisch an sich. „Bitte, Rose", flüsterte er, „suchen Sie nickt nach Ausflüchten, ich bitte, ich beschwöre Sie." „Ach, Herr Georg — ich —", stotterte blutrot das junge Mädchen — „fragen Sie mich nicht so — ich kann darauf doch nicht antworten, weiß überhaupt nicht, ob ich recht thue, Ihnen alles zn sagen, was mein Herz bewegt. Gewiß würde mir Tante Vorwürfe macken über mein kindisches Wesen, wenn sie es hörte. Lassen Sie uns eilen, damit Sie zu Ihrem Imbiß kommen, Suse ist sicher schon lange fertig." Sie wollte fort, er ifiber vielt ihre Hand fest. „So entkommen Sie mir nicht, Fräulein; ich habe bis jetzt so wenig Glück in der Welt gehabt, daß es mir wie ein Wunder erscheint, wenn eine so liebliche Menschenblume, wie Sie es sind, ein freundlickes Ge denken für mich bat und ihr kindliches Gebet zum Himmel schickt. Schämen Sie sich dessen nicht und gönnen mir, die wenigen Minuten auszunntzen; wer weiß, wann ein solcher Augenblick des Glücks für mich wiederkebrt. Nicht wahr, Rose, Sie können sich nicht verstellen; daß dieser lieblicke Mund eine Unwahrheit sprechen sollte, ist ja unmöglich." „Nein, ich kann es nicht und warum sollte ich mich auch mit einer Sünde belasten?" sprach sie trotzig vor sich hin. „Ich habe mich geängstigt, ich kann es Ihnen garnicht beschreiben, wie sehr. Was mich überkam, wie soll ich es deuten? Etz war eine seltsame Unruhe, die auch jetzt noch nicht weichen will." Wieder brachen die Thronen hervor. „Mir dänckt, ich könnte es nicht über winden, wenn Ihnen etwas geschähe. Nnn lachen Sic aber auch nickt über Ihre Schülerin, die Ihnen alles wicdcrsagen muß. Spotten Sie nicht über das einsacke Dorfkind, wenn Sie hingchen und wieder in Berlin sind. Ich bin dann io wie so ver gessen, aber zur Zielscheibe für den Witz der vor nehmen Dame mochte ich dock nicht dienen." „Rose, meine süße Wald-Rosc! Sind das Ihre eigenen Gedanken? Unmöglich! Wer hat Ihr treues Kindergcmüt mit solchem Mißtrauen gegen mich erfüllt?" Das Gesicht Rombergs wurde düster wie die Nacht, die Augen blickten finster, mit bebenden Händen strich er über die geialtcrc Stirn. Dann beherrschte er sich gewaltsam und iah das junge Mädchen tieftranrig an. „Mit drei Worten könnte ich alles vor Ihnen klar legen und Sie würden mir glauben und auf mich hoffen, immer, immer! Nicht wahr, diesen Traum lassen «sie mir, Haiderose? Vielleicht giebt es einst für mich ein feliges Erwachen, nnd ich weiß, Sie werden mir dann die bitteren Worte abbiltcn, die mir jetzt so wehe thnn. Lcider muß ich dieses namenlose Glück noch hiuaus- schicben, bin gezwungen, das zu verheimlichen was mich trunken vor Seligkeit macht. Sie solle» mich bcklatzen, aber nicht Voraussetzungen machen, die jeder Begründung entbehren und mich znm verächtlichen Menschen stempeln. Halten Sie mich für so elend und grausam, daß ich für die Wahrheit, das süße Geständnis aus Ihrem Munde, bittere Sarkasmen hätte, das Gift des Spottes? Sie, mein Liebling, lächerlich machen könnte denen gegen über, die nicht wert sind. Ihnen die Schuhe zu lösen? Ich, der ich Sie vor jedem rauhen Windstoß behüten möchte? Sie sind mir geistig vollkommen ebeubürttg, Rose! Mit Ihrer Unschuld, mrt Ihrem tief sittlichen Wesen stehen Sie hoch über mir. Vieles mockie ich Ihnen noch sagen, mein Herz ist übervoll, nnd doch — kann nnd darf ich eS nicht. Gewiß erwarten Sic es von mir und mit Recht. Ich darf aber Ihren Frieden nicht stören, Rose — bis? — Großer Gott — sei gnädig —", murmelte er vor sich hin. Ein tirf- sckmerzlicker Zng glitt über sein Gesicht. „Hoffen wir, daß der Herr mir noch ein Extrageschenk vorbebält für vieles, Ivas ich gelitten. Und nun noch Dank, tausend Dank für jede Thräne, die Sie nm mich geweint!" Er beugte sich über ihre Hand, die noch immer in der seinen lag, und preßte sie leidenschaftlich an seine Livvcn. Leise entzog sie ihm das junge Mädchen. Wie im Fieber fühlte sic ihr Gesichl glühen. Was war mit ihr geschehen? Wonnig durckstromtc es ihre Brust. War es Freude? War es Schmerz, dieses Unnennbare, Unerklärliche, das ihr ganzes Sein erschütterte? Laut znm Himmel hinauf hätte sie jubeln mögen: „Er gehört mir, ist mein, mein!" Und doch drängte sie gewaltsam den Jubelruf zurück, dcr aus Licht verlangte. Nnn wanderte sic neben ihm hin. fühlend, wie sein Blick auf ihr ruhte, wie er auf ein Won von ihr wartete. Warum konute sie dieses Wort nicht sprechen? So kamen sie in die Nähe des Söllers. „Also keine Antwort, Fräulein Rosa, haben Sie kein 'Wort der Beruhigung für mich?" „Ick — ich werde immer an Sie glauben, Herr Georg, nur nach Ihren Worten hören. Verzeihen Sie mir mein Mißtrauen; ich weiß nicht, was und wie ich so thai", sprach sie schüchtern und streckte ihm die srüher entzogene Hand entgegen. Schnell wollte sie dann über den Steg, doch seine starke Hand hielt sie zurück. (F. f.)