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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-04
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.02.1888
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SSchsischer LandeS-Arr-eiger. Nr. 29. Sonnabend, 4. Februar 1889. . — ... und alten Papierhülsen. Am vergangenen Montag hatte der Händler da» leibe Beschäst wieder gemacht und hatte die Abfälle und dergl., während man stk den Sommer, werden auch Cachemir», Soleil», RaysS, Cheviot» rc. durch die Maschine mit den erwähnten Verzierungen versehen. Meist ivird zu den Stickereien andersfarbiges Garn genommen als da« ist, worau» die Stoffe bestehen, und dadurch gewinnt da» Aussehen ganz ungemein. — Halle. Am 1. Febr. brannte die Wollspinnerei von Rabe in Gie bichenstein nieder. Das Feuer entstand durch Warm laufen einiger Maschinentheile. 400 Mädchen und 150 männliche Arbeiter find hierdurch brodloS geworden. Der Schaden beläuft sich auf ca. 1»/, Millionen Mark. brige Bürgerjubiläum feierte am Mittwoch Aus Nah und Fern. — Sauvtu simxlivitas! Kaiser Wilhelm's herrliches Greisenalter giebt den Franzosen hie und da Ursache zu allerlei phantastischem Aberglauben und wunderlichen Sagen. So bringt der „Temps" aus Paris über die Ursache der Langlebigkeit unseres Monarchen die folgende Mittheilung, die er aus Süddeutschland er halten haben will und die an Albernheit mit dem Dümmsten, was die Ignoranz französischer Blätter in dieser Art schon geboten hat, erfolgreich konkurriren kann. Dieser Sage zufolge verdankt der Kaiser sein langes Leben einem Zaubermittel, welches ihm allein bekannt ist. Wenn dieses LebenSelixir auch nicht die Unsterblichkeit verleihe, so verlängere es doch die Lebensdauer ganz bedeutend und erhalte dem Kaiser die intellektuellen und physischen Kräfte. Die Sage fügt hinzu, der Kaiser habe einige Tropfen des Wundermittels dem Feld marschall Grafen Moltke und dem Fürsten Bismarck überlassen, was das hohe Alter der beiden hohen Persönlichkeiten erklärlich mache. Mehrere Souveräne hätten bereits den Kaiser um Mittheilung des Geheimnisses ersucht, doch sei Kaiser Wilhem fest entschlossen, es für sich zu bewahren. Auch den Bitten des Zaren gegenüber habe er sich ablehnend verhalten, und darin sei der eigentliche Grund der gegen wärtigen Verstimmung zwischen Deutschland und Rußland zu suchen. Also darum! — Jung «Japan. Es sind jetzt 27 Jahre her, seit die ersten Japaner in langen, bunten Gewändern, mit blank rasirten Köpfen, breiten Tellerhüten in Berlin erschienen, vor ihnen her schritten feier lich Schwertträger mit runden Schildern am linken Arm. Und jetzt am 28. Januar 1868 betrat ein junger Japaner in Frack und weißer Kravatte, eine goldene Brille vor den Augen, das Katheder im Hörsaale des orientalischen Seminars in Berlin, um vor einem dicht gedrängten Auditorium einen Vortrag in deutscher Sprache über die nationale Religion der Japaner: Shintd, zu halten; der Vor tragende war der Lektor des Japanischen, l)r. Tetsusiro Jouys. Die Neuheit des Vorganges fesselte das Auditorium bis zu Ende. Und zu verstehen war Or. Tetsusiro Jouys besser, als gar manche unserer eigenen Redner. Sein Deutsch war bewundernswürdig. Nur die Aussprache unseres „H" machte ihm Mühe. „Am chochen Chimmel" sagte er. Sodann hing er vielen Wörtern ein „E" an: „Gotte", „balde", „verschiedene Sekten seien namhafte gemacht", „zuletzte"; einmal sprach er von der „Klinke des Schwertes", aber sein Satzbau war tadellos. Der Redner hatte seine Aufgabe mit dem ganzen Eifer eines Gelehrten erfaßt. Mehrere seiner Ausführ ungen kamen höchst drollig heraus, Alles lachte, er aber blieb feier lich ernst. Abbildungen und Modelle von Shintö-Heiligthümern er läuterten seinen Vortrag. Mit einem hübschen Kompliment für Berlin wegen Errichtung des orientalischen Seminars schloß er denselben unter lautem Beifall. — Der Vampyr. In den letzten kalten Tagen, so erzählt der „P. L.", fand die Polizeipatrouille in einer der Straßen Belgrads einen Mann erstarrt liegen, der nach mehrfachen Versuchen der Er weckung für todt gehalten wurde. Die Verwandten bereiteten das Leichcnbegängniß vor und der Leichenzug bewegte sich bereits durch die Stadt, zu dem weit von derselben befindlichen Friedhofe, als plötzlich, auf dem weiten Felde vor dem Todesackcr, der Kutscher des Leichenwagens denselben anhielt und zu dem begleitenden Priester ge wendet demselben mittheilte, daß er aus dem Sarge heraus deutlich ein Pochen und Scharren vernommen. Der Pope und die Angehörigen drängten sich heran, aber als auch sie das Poche» deutlich vernahmen, da wendete sich der Geistliche entsetzt um und ihm folgten auf der eiligen Flucht die Theilnehmer an dem Leichenbegängnisse. Die Furcht, daß der Todtgcglaubte als Vampyr aufgewacht sei, welcher Aber glaube in Serbien sehr verbreitet ist, hatte die Leute in die Flucht gejagt. Die abergläubische Furcht vor dem Vampyr ist in Serbien weit verbreitet und besonders sollen Solche, die eines plötzlichen Todes sterben, als Vampyre wieder ausstehen, um ihre zurückgebliebenen Nachbarn und Angehörigen zu peinigen. Der Kutscher des Leichen wagens besann sich nicht lange. Als er sich verlassen und allein mit dem Sarge sah, in dessen Innere» es immer lauter pochte, kehrte er mit dem Wagen um und fuhr eiligst zur nächsten Polizeistation, um dort den unheimlichen Fall zu melden. Man öffnete den Sargdeckel und da ertönten schon die kernigen Scheltworte des vermeintlichen Todteil, der sich darüber beschwerte, daß man ihn so ohne jedes Ceremoniell und ohne Untersuchung lebendig beerdigen wollte. Die Polizei erklärte, daß der Fall eigentlich das Spital anginge, und so mußte der Scheintodte sich dazu bequemen, im Sarge die Reise ins Spital anzutreten, wo man ihm behilflich war, als er aus dem Sarge kroch, und wo ers. fichIunter guter Pflege wieder erholen wird. — Der Scheintodte war an dem verhängnißvollen Abend mit einigen guten Freunden zusammengekommen, hatte mehrere Gläser über den Durst getrunken und war in diesem Zustande auf der Straße niedergestürzt und erstarrt. Das Rütteln des Leichenwagens hatte endlich seine Lebensgeister wieder erweckt. — Ein in Berlin sehr bekannter Schauspieler, den die Natur in einer freigebigen Laune mit Füßen von der Größe und Gattung beschenkt hat, die der Bolksmund „Spreekähne" nennt, tritt an der Ecke des Roscnthaler Thorcs in Berlin an einen der stiefelwichsenden Dienstmänner heran mit dem Bedeuten, der äußeren Hülle seiner unteren Extremitäten erneuten Glanz zu verleihen. Mit einer ent sprechenden. Grimasse macht sich der Dienstmann an die Arbeit und erledigt den ersten Stiefel. Beim zweiten hält er jedoch auf der Hälfte inne, wischt sich den Schweiß von der Stirn und sagt vor Anstrengung keuchend: „Nee, nu Hab' ick't satt. Da will ick doch lieber jleich 'nen janzen Parketboden wichsen". Chemnitzer Ttadt Anzeiger. Die ffreunde unsere« Blalte« werden ersucht, un« wichtige Begebenheiten gütig» mttzuiheilen Chemnitz, den 3. Februar. — Jjn Stadttheater findet nächste» Dienstag den 7. Februar eine Festvorstellung statt bei festlich erleuchtetem Hause. Dieselbe gilt der 50jährigen Jubelfeier der Eröffnung des Theaters, undwieMitt woch den 7.' Februar 1838 Raupachs „Schule des Lebens" über die Bühne ging, so wird auch diesmal dasselbe Stück zur Aufführuilg gelangen; damals wurde das „Schauspielhaus" von der Kramer'schen Schauspieler- Gesellschast eröffnet. Der Kestvorstellung wird ein Prolog des Herrn Ge- werbschullehrer Emil Walther, mit lebenden Bildern und Chorgesang, vor- auSgehen; die Musik hierzu ist von dem hiesigen Musiklehrer Herrn Franz Mayerh osf coniponirt. i Nach dem in letzter Nummer enthaltenen Eingesandt, die Sicherheits- beleuchtung unseres Theaters betreffend, haben wir u»S »»verweilt zuständigen Orts nach der Sachlage genauer erkundigt und können allerdings bestätigen, daß an» Abend des 1. Februar mehrere der fraglichen Lampen verloschen waren. Der Grund dafür liegt in dermangclhastc» Construction der Lampe» einestheils, andcrntheils in der an jenen« Abende herrschenden bedeutende» Kälte. Wir erfahren ferner, daß unserer Theatcrdeputatio» der gerügte Um stand ebenfalls nicht entgangen ist und daß man sich schon damit beschäftigt, die bisher benutzten Lampen durch andere, bessere, zu ersetzen. — Das fünfzigjährige Bürg . Herr L. F. W. A. Reichel hier; demselben ward vom Rath unter ent' sprechender Beglückwünschung ein Ehrendiplom gewidmet. — Westlicher Bezirk-Verein. Wir werden um Aufnahme des Nach stehenden ersucht: In der in vergangener Woche vom Westlichen Bürgerlichen Bezirksverein abgehaltenen Monaisversammlung kamen verschiedene Beschwer den und Uebelstände zur Sprache. Der Borstand wurde brieflich gebeten, init dafür einzutreten, daß die Fußwege an der Annabergerstraße, die in sehr schlechter Beschaffenheit seien, bald eine Beschotterung niit Kies erhalten möchten. Nachdem noch von einigen Mitgliedern in sehr drastischer Weise der Zustand der Platanenstraße, besonders aber des Fußwegs derselben, geschildert worden war, beschloß man die Uebelstände vorläufig nur im Referat zu erwähnen. Bezüglich der Platanenstraße ward erwähnt, daß der Name viel verheißender klingt als wie die Platanen aussehe». Die meisten derselben seien Ruinen und käinen nur kümmerlich fort und trotzdem werden an Stelle der einge- aangenen, wie versichert wurde, wieder neue gesetzt. Sei es da nicht besser, Bäume anznpflanze», denen unser Klima behagt? Die Uebelstände anf der Zwickauerstraße betreffend wurden zuerst die ganz niedrig angebrachten Halter der Fensterladen der kleinen Häuser der inneren Zwickauerstraße, durch welche schon manchen Vorübergehenden, besonders Damen, Kleider oder Mantel zerrissen worden sind, besprochen und angenommen, daß es nur der Anregung bedürfe, die Halter oben anzubringen, weil sie so noch besser ihren Zweck erfüllen und Niemanden schädigen. Auf eine eingegangene Beschwerde Zn wurde das Unzeitgemäße,. Unzweckmäßige und auch die Gefährlichkeit eines nach außen ausgehende» Doppelthores an der inneren Zwickauerstraße klargelegt und die Ansicht, daß sich das Thor nicht anders mache» lasse, von Sachverständigen widerlegt und erklärt, daß dieser Uebelstand wohl beseitigt werden könne. — Das diesjährige Stiftungsfest soll den 8. März im Elysium abgchaltcn und durch ein Concert mit darauffolgendein Ball ge feiert werden. Nicht nur die Mitglieder mit Frauen und Töchtern, sondern auch die noch nicht selbständigen Söhne derselben sollen Zutritt haben. —8>r. Unter den hiesigen Bezirksvereinc» nimmt auch der „Oestliche Bürgerliche Bezirksverein" eine sehr geachtete Stellung ein. Die Wahrnehmung der Interessen des östlichen Stadtbezirks niit Aus schluß jeglicher Politik hat er sich zum Ziele gesetzt, und er hat dieser seiner Aufgabe auch im vergangenen Jahre 1887 gerecht zu werden gewußt. Der östliche Bezirk ist in fortwährender Entwickelung begriffen. Bon Mitte 1886 bis ebendahin 1887 hat sich nach officiellem statistischen Ausweis die Zahl der Einwohner von 28,862 auf 31,449 erhöht. Die Zahl der Häuser betrug im erstgenannten Jahre 595, im letztgenannten 624. Die Arbeit des Vereins wächst demgemäß beständig. Berechtigte Wünsche, die er an der rechten Stelle anbrachte, wurden in entgegenkommendster Weise befriedigt- Viele Straßen- übergänge wurden auf seine Bitte beschafft und mannichfache Beleuchtungs- Mängel wurden durch ihn gehoben, oder ihre Beseitigung steht in Kürze bevor. Bereits seit zwei Jahren strebt der Verein die Verbrcchung der sogenannten scharfen Ecke der Albert- und Waisenstraße an; er hofft, daß die betheiligte B.Hörde in dieser Hinsicht bald seinen Wünschen Beachtung »»gedeihen lassen werde. Infolge der rapiden Bcvölkerungszunahme der östliche» Vorstadt und ihrer erheblichen Entfernung von den Postämtern traten in derselben in den postalische» Einrichtungen mehrere Unbequemlichkeiten zu Tage. Auf eine Petition des Oestliche,, Bezirksvereins hin hat die Kaiserliche Postdircction eine veränderte Eintheilung des Bezirkes getroffen und verschiedene Briefträger neu angcstellt, sowie ferner die Anbringung eines Briefkastens in der Glocken straße in Aussicht gestellt. Mit der jetzigen Beschaffenheit des Körnerplatzes gegenüber der früheren ist der Verein in der Hauptsache zufrieden. Er bittet nur wiederholt un, Schonung der Anlagen und um Unterstützung der Aus sichtsorgane seitens des Publikums. Dann werde es nicht mehr Vorkommen, daß die in dem Rundtheile des Platze« angepflanzten Blume» bald ihrer Blüthenkrone beraubt dastehc». Der Plan einer Verbindung des Ostens und Nordens der Stadt, dessen Urheber der östliche Bezirksverein sich nennt, ist durch die bekannte Untertunnelung des Bahnhofes in Ausführung begriffe». Der Verein dankt allen Denen, die dazu beitrugen, de» Gedanken zu ver wirklichen. Aber auch allgemeinen städtischen Interessen wurde seitens des Oestliche» Bezirksvereins Änsiw rksamkeit geschenkt. Er nahm an den Stadt- vcrordnetenwahlen Theil; seine Abgeordnete» beriethen über die Düngcrabfnhr- Augelegenheit mit den Vertretern der übrigen fünf Bezirksvereine, sowie des Micther- und Hansbesitzervereins. Einigen Gesellschaften mit gemeinnützigen Zielen gehört der Verein als körperschaftliches Mitglied an. Sein Vcrsamm- lungslocal verlegte er Anfang 1887 aus dem „Hotel zu den vier Jahres zeiten" nach der Restauration „zur Körnerburg". Drei Herren des Vereins hielten im vergangenen Jahre den Mitgliedern Borträge: die Herren Voigt, Schubert und Pastor Trautzsch. Neben dem Sommer- und Kinderfeste eierte man ein Stiftungsfest. Dankend gedenkt der Verein besonders des Fräulein Martha Knorr, die seine Feste oft durch ihren Gesang verschönerte. Mitglieder zählte der Verein zu Anfang des vorigen Jahres 311. Ausge- chieden sind inzwischen 34, neu eingetreten dagegen 64, sodaß die Mitglieder zahl auf 341 gestiegen ist. 1887 ist das zwölfte Geschäftsjahr des Vereins: während desselben hielt er neun Monatsversammlungen, vierzehn Sitzungen des Gesammtvorstandes und eine Hauptversammlung ab. — Concert zum Besten des Kirchenbaues der Ostvorstadt. Am Donnerstag den 2. Febr. fand in Zweinigers Saal an der Jakobstraße wiederum eines jener Conccrte statt, welche das hierzu bestehende Comitee zeitweilig zu Gunsten des Grundkapitals der am Körnerplatz später zu er bauende» Kirche veranstaltet. Wenn der starke Besuch, den diese Concerto inden, als Gradmesser für den Wunsch der ostvorstädtischen Bewohner gelte» darf, die Kirche recht bald erstehe» zu sehen, so stellt dieser Umstand dem kirchlichen Sinne jener Bewohnerschaft ein ehrendes Zengniß aus. Der Saal war auch diesmal gefüllt. Ansgeführt wurde das Concert durch unsre be währte Militär-Capelle unter Leitung des Herrn Direktor Pohle, und wie immer so bewährte sich auch hier die hohe Leistungsfähigkeit der Capelle, welcher das Publikum den verdienten Beifall reichlich zollte. Namentlich ändcn auch die vorgetragenen Soli (Herr Schiemann, Violine, Herr Sonkwitz, Clarinette) gebührende Würdigung durch nicht endenwollende» Beifall. Auf allgemeines Verlangen nach einer Zugabe gelangte »ach be endigtem Programm noch ein Trompetcn-Solo zum Vortrag, welchem gleich- älls allgemeine Anerkennung zu Theil wurde. Dem Concert folgte auch diesmal ein Tänzchen. — Eine Anzahl Gemälde von Professor Gustav Graes in Berlin ind, wie aus einem Inserat in heutiger Nummer zu ersehen ist, gegenwärtig m „Römischen Kaiser" ausgestellt. Vorn an steht unter denselben das berühmte „Märchen", eine Schöpfung des Meisters, die nicht nur die An erkennung, sondern sogar die Bewunderung hervorragender Kunstkritiker ge sunden ; es hat auch außerhalb Deutsch lands, in Frankreich und England, in den kunstsinnigen Kreisen berechtigte- Aussehen hervorgerufen. Neben dem „Märchen" sind »och „Die vier Elemente" ausgestellt, „dasFeuer", „das Wasser", „die Luft", „die Erde" darstellend. Es bedarf wohl keiner weiteren Empfehlung der Ausstellung, der Name Graef's ist so bekannt, daß an einen, zahlreichen Besuch derselben nicht zu zweifeln ist. — Ein recht gefährliches Feuer entstand gestern Abend bald nach Uhr in der ersten Etage des Hauses Zschopauerstraße 18, woselbst sich eine Fabrik medicinischer Verbandsartikel befindet. Das Feuer verbreitete sich mit außerordentlicher Schnelligkeit säst über die ganze Etage, in welcher leicht entzündliches Material, wie Watte, Papier, Spiritus u. a. zur Fabrika tion verwendet wurde, sodaß sich die meiste» Bewohner nur noch knapp ent fernen konnten; ein Bewohner des dritten Stockwerkes mußte mittels der großen Schiebeleiter vor deni Ersticken errettet werden. Die anfangs gehegte Befürchtung, es könnten in der vierten Etage noch Leute sich befinden, denen ein Entkommen unmöglich gewesen sei, erwies sich glücklicher Weise im wei teren Verlaufe als unbegründet, dagegen wurde beim Ablöschen in der erste» Etage ein Hund erstickt ausgciunden. Dank den, überaus thatkräftigen Eingreifen unserer Berussfeuerwehr unter persönlicher Leitung der Herren Branddirektor Weigand und Brandmeister Kluge blieb das Feuer auf das erste Stock werk beschränkt, das allerdings zum große» Theil gründlich zerstört wurde, und nach etwa einer Stunde war alle Gefahr beseitigt. Als Entsteh,mgs- ursache vermuthet man Selbstentzündung einer Anzahl in einem geheizten Raume zum Trocknen aufgehängt gewesener Wattetaseln. — Bei dem bespro chenen Brande erwies sich der bedeutende Vortheil steinerner Treppe», be sonders klar. Wäre», wie dies noch in vielen anderen Städten selbst in ziem- jich neue» Gebäuden fast dnrchgehends der Fall ist, Holztreppen in dem betr- Hause gewesen, so würde jedenfalls das ganze Haus zum Opfer gefallen ei», da die Treppe dann die Flammen nach den oberen Stockwerken geleitet haben würde. Waren doch die eisernen Treppengeländer bis ganz hinaus derartig erhitzt, daß man sie lange nicht mit blosen Händen anfassen konnte; desgleichen zeigte der Lack des weiter oben befindlich« n Holzwerkcs arge Blasen. — Als Unterarmenpfleger ist gestern Herr Friedrich Wilhelm Kern, Treffurthstraße Nr. 2, für den 6. Armenbezirk in Pflicht genommen worden. — DieGeneralversammlungder gemeinsamen OrtSkraukenkasse soll, wie schon mitgetheilt, Sonnabend den 4. Februar Abends 8 Uhr abge- halte» werden. Tagesordnung: 1. Wahl des Ausschusses für die Prüfung der Rechnung des Jahres 1837. 2. Neuwahl des Vorstandes- — Die Canzlei der hiesigen Amtshauptma»nschast bleibt wegen Reinigung der Erpeditionslocalitäten Montag den 6. Februar für alle nicht ganz dringlichen Sachen geschlossen. — Geburten und Todesfälle in Chemnitz. In der Zeit vom 22. bis mit 28. Januar wurden 56 Knaben und 44 Mädchen, zusammen 100 Kinder, davon 4 todt, geboren, 33 männliche und 43 weibliche, zusammen 76, Personen starben; es übertrifft demnach die Zahl der Geburten die der Todesfälle un, 24. Von den Gestorbenen waren 33 unter 1 Jahr, 9 1—10, 3 11—20, 8 21—30, 6 31—50, 851—70, 9 über 70 Jahre alt. An Krämpfen »nd Krampskrankheiten der Kinder starben 34, an Lungenschwindsucht 8, a» Lungenentzündung und Altersschwäche je 5, an Typhus 4, an Diphtheritis 3 rc. — Im Stadtkraükcnhaus befanden sich am 19. Januar 231 Kranke; davon wurden bis zu», 26. Januar 39 entlassen, 7 starben, dagegen erfolgten 60 Neuaufnahme», sodaß der Bestand am letztgenannte» Tage 245 Kranke zählte. —* Entdeckter Diebstahl. In einem hiesigen Webwaarengeschäft kaufte schon seit längerer Zeit allmonatlich ein Althändler die Garnabsälle ihn auf kurze Zeit allein in dem betreffenden Raume gelaffen hatte, in zwei mitgebrachte Säcke gepackt. Als aber daraus ein. Angestellter des Geschäft» die Säcke untersuchte, fand er, daß sich in dem «Inen ein Zehnpfundpacket reinwollener Webgarn und in dem andern ein Zehnpfundpacket baumwollenes Garn befand. Der Händler war hierauf geständig, dieses Garn, während er er allein war, gestohlen zu habe». —* Durchgegangen. Am Sonntag Vormittag gegen 11 Uhr,hatte der Führer eines mit zwei Pferden bespannten Milchgeschirrs dasselbe auf Per Langestraße ohne Aufsicht stehen lassen, während er sich in einen dortigen Laden begeben hatte, um etwas zu kaufen. Während dieser Zeit gingen die Pferde durch und trabte» theilweise auf dem Plattenfußung weiter bi» an einen Gascandelaber, der plötzlich sich zwischen beiden Pferden befand. Hier durch kan,en die Pferde wieder zun, Stehen und wurden von dem Hinzuge- konimenen Geschirrführer in Empfang genommen. Stadtverordneten - Sitzung vom 2. Februar 1888, Abends 6 Uhr. Ein cigenthümliches Zusammentreffen war es, däß der erste Vorsitzende durch eine Reise, der zweite durch Krankheit an» gänzlichen, der dritte aber durch geschäftliche Abhaltung am pünktlichen Erscheinen behindert war, und.so eröffnete unter lebhaftem Beifall des Collegiums der Schriftführer desselben, Herr St.-V. Rob. Uhlig, die Sitzung mit den üblichen geschäftlichen Mit- theilungen. Der Bericht des BerfassungsauSschusseS: , s. über den Rathsbeschluß, die Ertheilung der Genehmigung zu einem über Grundstücksaustausch mit Herrn Reinhold Friedrich Philipp hier ab- tschlossenen Vergleich betreffend, (Res. Herr St.-B. Hofrath Beyer) mit dem otum: den, Beschlüsse des Stadtraths, dem von seinem Vertreter in dem Processe der Stadtgemeinde Chemnitz gegen Reinhold Friedrich Philipp, einen Grundstücksaustausch betreffend, abgeschlossenen Vergleiche seine Genehmigung zu ertheilen, zuzustimmen, wurde abgefetzt und in die geheime Sitzung ver wiesen. Jetzt erschien der dritte Vorsitzende, Herr Justizrath von Stern. Der- elbe berichtete - ws. >>. über den Rathsbeschluß, die Mitvollziehung einer Berzichtsurkunde, das Vorkaufsrecht der Stadtgcmeinde in Bezug aus die Parzellen des vormaligen Schießhausgrundstückes betreffend. Das Collegium ließ die Mitvollziehung der BerzichtSurkunde geschehen. ,^ <'. über den Rathsbeschluß, die Versicherung der bei nicht gewerbsmäßigen Bauten von der Stadt beschäftigten Personen nach den .Vorschriften deS. Ge- etzes vom 11. Juli 1887 gegen Unfälle betr. (Ref. Herr St.-V. Carl Protze.) Das Collegium erklärte sich mit dem Rathsbeschlusse einverstanden, daß dih bei nicht gewerbsmäßigen Bauarbeiten von der Stadt beschäftigte» Personen nach den Vorschriften des Gesetzes vom 11. Juli 1887 gegen Unfälle ver- ichert, die Versicherungslast von der Stadtgemeinde übernommen, in Folge »essen einer Berufsgenossenschast nicht beigetrcten werde. ä. den Rathsbeschluß, die Errichtung von Realschulklassen zunächst im Anschluß an das Realgymnasium betreffend. (Ref. Herr St.-B. Justizrath von Stern.) Diese Schulsache hat das Collegium in der letzten Zeit schon mehrfach beschäftigt und wir können uns deshalb in der Hauptsache darauf beziehen, was wir darüber bereits in früheren Berichten gesagt haben. Nur ist in der Vorlage insofern eine Aenderung eingetreten, als der Rath nun mehr beschlossen hat, nicht zwei Klassen auf die Höhere Knabenschule ausznsetzen, ondern Realschulklasse», in denen die Befähigung zu», Einjährig-Freiwilligen- »ienst erworben werden kann, an das Realgymnasium anzuschlictzen, unter dem Vorbehalt der Lostrennung derselben, sobald sich dieselbe später einmal er forderlich machen sollte. Die Lehrer, welche an, Realgymnasium in Zukunft neu angestellt werden, unterliegen der Verpflichtung, ihre Thätigkeit erforder lichen Kalles auch aus die Realschule zu erstrecke», und das Schulgeld für die Realfchulklafsen wird aus 120 Mk. jährlich festgesetzt. Das Collegium trat dem Rathsbeschlusse bei, nachdem eine lebhafte Aussprache über den in der höheren Knabenschule jetzt bestehenden Schreibductus — dessen Ueberführung in die Rcalschulklasse» nicht gewünscht wird — stattgefunden hatte. Wie Herr Stadt rath Stadler mittheilte, konnte bisher die Aussetzung einer Klasse aus die höhere Knabenschule, deren Schüler vom Besuche der Fortbildungsschule befreit ein würde», wegen voraussichtlichem Mangel an Schülern nicht in nahe ÄuS- icht genommen werden. Berichte des Finanzausschusses über: ». die Rathsvorlage, dem Abend-Nähschulverein eine einmalige Unter- tützung von 150 Mk. zu gewähren. (Ref. Herr St.°V. Bernh. Wagner.) Das Collegium trat dem Rathsbeschlusse bei. b. den Rathsbeschluß, die Ernst Otto Clauß'sche Reichstagswahlstistung in städtische Verwaltung zu nehmen. (Ref. Herr St.-V. Rechtsanwalt Theodor Müller.) Der Rath hat beschlossen, die Verwaltung dieser Stiftung, über welche wir vor Kurzem alles Nähere mitgetheilt haben, zu übernehmen, und das diesseitige Collegium stimmte diesem Beschlüsse bei. die Rathsvorlage, die Mitvollziehung der Haushaltpläne und für die Schulkasse aus i das Jahr 1888. (Ref. Herr St.- Uhlig.) Da» Collegium ließ die Mitvollziehung geschehen. Schluß der öffentlichen Sitzung V,8 Uhr. Hierauf geheime Sitzung. r die Stadt- C- Robert —,r. Senkrah ° Dahas - Concert. Die wesentlichen Eigenschaften und besonderen Vorzüge der deutsch amerikanischen Geigenkünstlerin Frl. Arma Senkrah, ebenso wie ihre Stellung zu den Kunstschwestern als Mittelglied der Reihe Tua-Senkrah- Soldat dürfen von ihrem wiederholten Auftreten in unserer Stadt her als bekannt vorausgesetzt werden. Der dem sinnigeren deutschen, vertieften Aus druck huldigende Character ihrer Vortragsweise kam hauptsächlich in den späteren Sachen zum Vorschein, in dem Fragment aus des Franzosen Äodard Concert romancjquo, das im Recitativ und Andante die erregte Sprache der Leidenschaft redet, und in der 8 5 reuoäs möIn » ooligus des Russen Tschaikowsky, weniger in der Rassischen 8nits. Die selbe giebt sich zwar als freundliches, gefälliges Werk von einschmeichelnder Melodik, läßt aber i» der durchgehenden Leichtfüßigkeit ihrer Themata und verhältnißmäßige» Gleichartigkeit der ausgesprochenen Gedanken keine Gelegen heit zur Entfaltung großen Tones, scheint überhaupt zu den weniger hoch stehenden Werken Raffs zu gehören, deren der tüchtige Componist bei der Schnelligkeit, mit welcher er arbeitete, eine ziemliche Anzahl aufzuweisen hat. Uebrigens stand die Ausführung dieser Suite durch die vortreffliche Künstlerin auch nicht aus gleicher Höhe mit den späteren Produktionen. Der pianistische Begleiter, Herr W. Dayas aus Weimar, erwies sich als technisch sehr gut beschlagener Clavierspieler, was allerdings bei der Armee guter Virtuosen der Gegenwart nicht viel sagen will. Im Uebrigen erschien er uns in seinen Leistungen etwas ungleich. Manches kam recht geschmackvoll und nobel in Auffassung und Ausdruck zu Gehör, Andere- wieder entweder überhastet oder trocken. Den „Papillons" von RobertSchumann dürste er zum öffent lichen Vortrag,svon dem man bei der allgemeinen Bekanntheit dieser werthvollen Nippsachen natürlich nur Vorzügliches erwartet, noch nicht vollständig gewachsen sein. Höher stand die Darbietung des Chopin'fchen rin-ällr-Prälu- diunis und der Liszt'schen Tarantelle bis auf den Parforceanfang und das gewaltsame Pedaltreten, das durch den darunter befindlichen Resonanz boden nä boa zu einem recht instructiven Metronom wurde. Die Begleitungen der Violinstücke litten mitunter unter zu geringer Rücksichtnahme auf die Spielerin, »ainentlich hinsichtlich des Stärkegrades und außerdem an Trockenheit in der Tongebung. Allerdings war der benutzte Flügel auch wenig dazu angethan, den Spieler in seinen Bemühungen wesentlich zu unterstützen. —ckr. Schlacht- und Biehhof zu Chemnitz. Vom 2. Februar. Austrieb: 50 Rinder, 366 Landschweine, 32 ung. Schweine, 272 Kälber, 113 Hammel. Der heutige Schlachtviehmarkt verlies in Rindern, Schweinen und Hammeln langsam und in Kälbern mittelmäßig. Für Rinder und Hammel wurden wesentlich niedrigere Preise wie am letztvergangencn Hauptmarkte gezahlt. Preise: Rinder: I. Qual. 50-52 Mk. und II. Qual. 45-47 Mk. für 100 Pfund Fleischgewicht. Schweine: Landschweine 45—47 Mk. und Ungar. Schweine 46—48 Mk. für 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 Pfund Tara per Stück. Kälber: 100 Fleischgewicht 52-54 Mk. Hammel: 100 Pfund Lebendgewicht 26—28 Mk. Marktpreise vom 1. Februar 1888. Weizen russische Sorten 9 Mark — Pfg. bis 9 Mark 50 Pfg. pro 50 Kilo - poln. weiß», bunt— - sächf. gelb u. weiß 8 - amerikanischer — Roggen preußischer 6 - sächsischer 6 - fremder — Braugerste 7 Futtergerste 6 Hafer, sächsischer 5 Erbsen, Koch- 7 Erbse», Mahl- u. Futter- 6 Heu 3 Stroh 2 Kartoffeln 2 Butter 1 . 40 X 8 90 . ' » . 15 - 6 - 30 - - - - 5 - 6 - 20 - - - - 25 - 8 - 25 - - - - - — - 6 - 50 - - - - - 40 - 6 - — - - - - - 50 - 9 - — - - - - - 50 - 7 - — - - - * 4 - — - - - * - 3 - — - - - * - 20 - 2 60 - - - - - 80 - 3 - ' 40 - « 1 > Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Z»se»d»»gen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich.
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