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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191004030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-03
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1910
- Autor
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* Ei» „Strautztumagcu". Vor etlichen Tagen brachte man in- Irrenhaus zu Pergine (Tirol) einen geisteskranken Mann, der dabei betroffen wurde, al- er eben einen Stein verschluckte. Als die Acrzie den Stein abtrirben, zeigte e- sich, daß der Kranke noch gegen 260 andere Steine im Magen hatte, die er schon längere Zeit mit sich herumtrug. * Das Erste! Al- kürzlich in Hamburg im großen Llbtunncl die letzte TrennungSmauer gesprengt wurde, bildete folgender bedeutsamer Moment den Clou de- Tage-: Kurz bevor die Sprengung er folgen sollte, wurde eine große Holztasel angebracht, auf der zu lesen stand: „Da- Durchbringen von zollpflichtigen Sachen durch den Tunnel ist verboten!" — Dann erst erfolgte der erste Durchgang durch deu Tunnel. * Nur nicht schwindeln! Kam da eine? Tage-, wie au- Schlesien geschrieben wird, eine biedere Bauersfrau mit ihrem Sprößling in ein Geschäft und verlangte ein Quantum Margarine. Die F age des Verkäufers, ob sie backen wolle, bejahte sie. Darauf bemerkte entrüstet ihr wahrheitsliebender Sohn: „Nee, Mutter, lieg ock nich asu, du tust se doch nei inS Putterfaßla!" Das Gelächter der Umstehenden über die unfreiwillige Entlarvung der Butteihändlcrin — eine solche war e» nämlich — wollte schier kein Ende nehmen. Lustiges Allerlei. Ei« guter Rat. Herr Bänglich (im Zirkus bei einer Löwcnproduktion): „Wenn nun plötzlich einer der Löwen das Gitter durchbräche, was sür Schritte müßte man da ergreifen?" — Billctteur: „Möglichst lange, lieber Herr!" Berdächtig. „Na, Moosbäuerin, wie sind denn die Stadlleut' d'rauf gekommen, daß Du die Milch panschst? — „Ja, wissen S', Herr Förster, eininal war kein Wasser drin — und daS ist ihnen aufg'fall'n " Gaunerhumor. Herr: „Sie suchen gewiß Arbeit?" — Stromer (vor einem Neubau): „O na; i' schau bloß a' bißl zu, daß i' net ganz auS der Hebung komm'." Beim Wohvnngmietc«. „Haben Eie Kinder? — „Rein, Herr Wirt" — „Hunde?" — Nein!" — „OestcrS Besuch?" — „Nein!" — „Eine Näh. Maschine?" — „Auch da- nicht " — „Haben Sie irgend em Musikinstrument?" — „Jawohl, wir haben etwa-, wa- manchmal singt — einen alten Teekessel! Adieu!" Voraussicht. Juwelier: „Also in den Ring soll hmeingraviert werden: „Meiner ewig geliebten Clara?" — Junger Herr: „Ja — da» heißt — da- Wort „Clara braucht ja nicht sa tief graviert zu werden!" Großes Reiumache». Köchin: „Gnädige Frau, wie fall ich merken, wenn der Fruchtauflauf gar ist?" — Gnädige: „Stecken Sie eine Gabel in die Speise, und wenn sie sauber heran- kämmt, so ist der Auflauf gar." — Köchin: „Schön, gnädige Frau, da kann ich ja gleich alle übrigen Gabeln auch hineinstecken." L Aus der Zett. „Sie sind Invalide!. . Haben Sie Ihr Bein im Feldzug verloren?" — Nein, ich bin Rodel-Veteran." Der «ervSse Professor. Professor X. (stürzt wütend au- seinem Studierzimmer): „Zum Teusel, wa- ist denn daS wieder sür ein Höllenlärm, wer soll denn dabei geistig schaffen?" — Frau Professor (weinend): Ach, entschuldige, lieber HanS, ich bin beim Gardinenanstecken von der Trittleiter gefallen " — Professor L. „Ja, kann denn so etwas nicht ruhig abgemacht werden?" Bei» Heiratsvermittler. Fräulein: „Ja, aber der Herr hat doch eine Glatze?" — Vermitt- ler: „Aber, liebe- Fräulein, desto besser sür Sie. Bedenken Sie doch, waS da in der Wirtschaft an Kämmen und Pomade gespart wird!" Au! Erster Student: „Ich halte die Belcuch- tung mit Oellampen für anständiger als mit moder nem Lichte." —Zweiter Student: „Na erlaube mal!" — Erster Student: „Gewiß. Denn die Ocllampe trägt stets Zylinder, während da- Gas licht nur mit einem Strumpfe bekleidet ist." Fortschritt. Na, Karlchen, macht Deine Schwe ster schon Fortschritte in ihren Musikstunden?" — „Ja, Papa hat gestern die Watte au- den Ohren genommen!" I» den Flitterwochen. Junger^Ehemann: „Ach Schatz, wenn eS zwischen «nS mal zur Schei dung kommen sollte — ich glaube, Dich heiratete ich nach vier Wochen zum zweiten Mal!" Der Juuggesell am Scheidewege. Mein Geld ist alle! Greise ich nun kurzerhand zum Revolver, oder laste ich mich langsam von einer Frau umbrin gen?" Gerade recht. Mutter: „Ella, jetzt sbist Du schon zu alt, um noch mit Jungen zu spielen." — Ella: „Im Gegenteil, je älter ich werde, desto besser gefallen sie mir." Lebhafte Debatte Fremder: „Haben Sie denn in Ihrem Lokal gar keinen Stammtisch?" — Wirt: „Natürlich; der ist aber augenblicklich beim Tischler zum AuSbcsscrn; wir haben nämlich gestern abend a bissel politisiert!" Boshaft. Fremder (der nicht sehr sauber au» fieht, al- er vom Wirt aus»Zimmer geführt wird): „Sie, sind nicht vielleicht Wunzen in dem Bette?" — Wirt: „Bis jetzt noch nicht!" Vor Gericht. Richter: „Verheiratet?" — Zeu gin : „Jawohl, zweimal." — Richter: „Wie alt?" — Zeugin: „28Jahre" — Richter:„Auchzweimal?" Kiudermund „Weißt Du, Mutter, ich würde mich arg freuen, wenn Onkel und Tante Zwillinge bekämen, die Tante ein Mädele und der Onkel einen Bub. — DaS wäre doch zu schön." Gegenseitige Ueberraschuug. „Artur, ich muß Dir beichten: Die Hälfte meiner Zähne ist falsch . .. Bist Du mir sehr böse?" — „Im Gegenteil! Ich freue mich riesig — ich dachte, alle wären falsch!" Gtfährltche Medizi«. Arzt: „ ... Ueberhaupt Kognak soll man nur trinken, wenn man sich krank fühlt!" — Frau: „Sagen S' daS nur ja net meinem Mann, sonst wird der sein Lebtag nimmer g'sund " Ein aeues Buch von Felicitas Rose, der Verfasserin der mit großem Beifall aukgenommenen Romans Heideschulmcister Uwe Karsten ist soeben unter dem Titel „Die Eiks von Eichen" im Deut schen Verlag-hauS Bong L Co. Be lin 57 (Preis geheftet 3 KO Mk.) erschienen. In eigenar tiger, lockender Weise, wie sie nur wenigen Dichtern gegeben ist, versteht e- Felicitas Rose mit ihren Romanen zu fesseln, ohne sich einer äußeren, span nenden Handlung und grober Effekte zu bedienen. Der Leser fühlt sich wie von einem stillen Rauschen, das dem verborgenen Quell der Poesie zu entstammen scheint immer ausS neue angezogen und wandert dem geheimnisvollen Klingen nach. Kein Wunder, daß die Verfasserin sich mit ihren durch die köstliche Einfachheit der sympathischen Gestalten und den stimmungsvollen Zauber ihrer Milieuschilderung auSzeichnenden Romanen im Fluge die weitesten Leserkreise erobert hat. Nun stellt sie ihnen mit ihrem Roman aus einer Kleinstadt „Die Eiks von Eichen" eine durchaus ebenbürtige Dichtung an die Seite, die wiederum mit mahnenden Worten zum Herzen spricht. Hier schildert sie unS Menschen, die aus Mangel an tieferen Interessen und größeren Erlebnissen das Tun ihrer Mitmenschen bereden und mit Vorliebe alles nach der niedrigen Seite deuten. Ihnen stellt Felicitas Rose in den beiden Eik- von Eichen zwli vornehme und kräftige Naturen gegen über, die im Jähzorn wohl fehlen können, in Wahr heit aber einen Schatz von Tatkraft und leuchtender Güte bergen. Dennoch werden beide, Großvater wie Enkel, von der Gesellschaft völlig verkannt und mit dem Wort „schlechter Kerl" verfemt Unwill kürlich deutet der Roman dabei über den Rahmen der Kleinstadt in das allgemein Menschliche hinaus. Ganz besonder- versteht sie er, die Geheimnisse der Kmdersecle zu erlauschen und in Episoden von rühren der, treuherziger Schönheit vor unS auszubreiten. Immer tiefer wird das Interesse des Lesers an den seltsamen Gestalten und eigenartigen seelischen Erleb nissen, von denen Felicitas Rose mit leiser Hand Schleier auf Schleier hebt. In der Kunst des AndeuicnS und der träumerischen Weichheit scheint ihr Roman demselben Boden zu entwachsen, auS dem auch das Märchen und das deutsche Volkslied ihre besten Kräfte saugen. DaS Zeitalter »er Nerdofität könnte man die Zeit, in der wir leben, mit Fug und Recht nennen, denn „fast alles klagt über Nerven". In unserer hastenden, raschlebigen Zeit ist e- allerdings auch kein Wunder, wenn die Nervosität immer mehr über hand nimmt Viele Menschen zerstören ihr Nerven system durch Mißachtung aller hygienischen Grund sätze und sind taub gegen alle Mahnungen und Warnungen. Ein Nervenschädiger ist in vielen Fällen der Bohnenkaffee, der wegen seines Coffein- gehaktes bekanntlich den menschlichen Organi-muS bei regelmäßigem Genuß schädlich beeinflussen kann. Darum schuf man ihm gleichkommende Ersatzmittel. Unter den zahlreichen Kaffee-Surrogaten nimmt Seeligs kandierter Korn-Kasfee unstreitig eine be vorzugte Stellung ein. Dieser wird nach eigenem Verfahren (Röstung mit Zucker) hergestellt und zeichnet sich insbesondere durch seinen kräftigen, kaffeeähnlichen Wohlgeschmack au-. Dabei besitzt SceligS kandierter Korn-Kaffee einen hohen Gehalt an Nährstoffen, sodaß er auch sür blutarme und schwächliche Personen von großem Werte ist. Der sparsamen Hau-srau wird auch der billige Preis von Seeligs kandiertem Korn-Kaffee, 20 Pf. sür da- Halbpsundpaket, welche» sür 30—Sk Lassen auSreicht, sehr willkommen sein. Kostenfreie Proben und Niederlagenverzeichni» erhält man auf Anfrage bei dem Fabrikanten: Emil Seelig, A-G., Heil bronn a/N »chlachtotohmarkt i« Schlacht- «ud Siohhaf« zu Lhe»«itz am 81. März 1910. Austrieb: — Ochsen, — Kalben und Kühe, — Bullen. 89 Kälber, — Schafe, «01 Schweine, zusammen 691 Tiere — Unverkauft blieben zurück: — Rinder, — Kälber, 126 Schafe, - Schwein«. Bezahlt in Mark für 50 k» e«d«nd- ITchlacht- «-vnat Ochsen Kalben und Küh« Bullen 1. vollfleischige, auSgemästete, höchsten SchlachtwertrS bis zu 6 Jahren 2. junge fleischige, nicht auSgr- mästet« u. ältere auSgemästete 8. mäßig genährte junge und gut genährte ältere 4. gering genährte jeden Alter» . 1. vollfleischige, auSgemästete Kal ben höchsten Echlachtwerte» . 2. vollfleischiae, ausgemästetrKühe höchsten SchlachtwertrS bi» zu 7 Jahren 3. ältere auSgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben ö. gering genährte Kühe u. Kalben l. vollfieischigr, höchsten Schlacht- werte« 2. mäßig genährte jüngere u. gut genährte älter« 8. gering genährt« Kälber Schafe Schweine Rinder I» ausgesuchte feinst« Qual. Oesterreichtsche Rinder . . . — — 1. feinste Mast. («ollmilch-Mast-) und beste Saugkälber . . . 2. mittlere Mast- u. gute Taug- 60 kälber S4 »» 3. geringe SaugtSlber .... 4. ältere gering genährte Kälber 4S-d2 7a-ao 1. ^astlämmer u. jüngere Mast- — Hammel . . —— 2. ältere Mastbammel .... 8. mäßig genährte Hammel und Schafe (Mer-schafe) .... 1. vollfieischtgr der feiner«» Nastin und deren Kreuzungen im Alter bi» zu 1'/, Jahren") . - - t». auSgesuchie feinste Qualität — — — — «» 71 ca. 10 Monat« alt —*) . . «9 72 2. vollfleischige*) 3. gering entwickelte, sowie Gauen und Eber*) 70-71 S»-60 «1—a» *) Bei Schweinen verstehen sich die Lrb«ubg«wtcht»' greise unter »«Währung von 20—20 Lara sür j« i Schwein, die GchlachtgewichtSpreise ohne Schmergewicht. bar Müh« kostete, die bet seiner unsreundlichrn Anrede schnell aufstetgende« Lräuen nieder-«- hatten. „Tchau nur", sagt« sie s«nft »ad deutete mit der R chten zu» Giebel empor, „schon nur, di« Schwacher! find kommen! »ie sie fleißig fino und flink, di« lieben Vözerl diel" — Doch vor Schreck hielt fl» inne «ob starrte ihn ungläubig on, al« er nun mit rohe« Lochen erwiderte: „Di« «oll: «r bald »ertreiben, diese lästigen Vögel! Schwalbe« brächten Ungeziefer ins Hau» und honptsächlich dnlde er sie nicht, weil st« die frisch getünchte Wand b«sch»«tzteu." „Gelt, Bauer, das «einst uit so? — daS tust nimmer? — tust ihn'» kein Leid an, de» unschuldigen Vögerl, wie? — ««in! ah, nein! — «e»ßt, sie bringen doch G.ück, dir Schwacher!!" flehte sie ängstlich und legt« ihre Hände zu sammen, «ie ein bittende» Kind. „W itzt, Boner, a Tünd' wäc'S!" fuhr sie zaghast fort, indem ihrs schönen, blaurn Augen an seine« fiistern Antlitz hingen. Doch er wandte seinem Weibe den Rücken und schritt brummend davon. Dennoch schien er bald über der sich häufenden Feldarbeit seine eben ««»gesprochene Dohung vergassen zu haben, denn ungestört dursten die Schwalben, zur Freude der Bäuerin, ihr N^st über dem Giebelfenstrr vollenden und da- Gchwalbenfrauchen saß bereit» nach einigen Ta^en eifrig brütend auf den Eiern dann. Wieder ein paar Tage später streckten au» dem Nestchen droben fünf kleine, niedliche Gelbschnäbel ihre Köpfchen hervor und, da hatten die glück- Uchen Schwalbeneltern denn vollauf zu tun, diese kleinen Schreihälse satt zu machen. Aber da- taten sie so gern, wenn'- auch Mühe machte. War'» doch eben ihre Freude, ihr ganze-Glück, für die hilflosen, winzigen Dingerchen zu sorgen, an denen sie mit so großer, rührender Liebe hingen, wie die treueste Mutter an ihrem Kind! Uns der W esenbäuertn war eS eine Herzens freude, dem Treiben des treuen Echwalbeneltern- Pärchen« zuzusehen; manchen Augenblick sand sie, wenn der Bauer nicht daheim, nach den Schwal ben zu schauen. Und die jungen Schwälbchen wuchsen heran in dem sich ren, warmen Nestchen droben; bald waren ihre Köpfchen schon mit zarlk» Federchen bedeckt und gar laut und kräftig klang ihr kiästige«: „Pup, piep", wenn die alten Schwalben ihnen m»t Futter nahten. Ach! und dann kam noch ein Tommermorgrn, an w.lchem die freundliche GottcSsonn« ein gar trauriges Bild beschien : unten, neben der HruS- wand, lag ein zerstörtes Schwalbennest am Boden und fünf kleine, noch nicht flügge Vögelchen lagen starr und tot auf den harten Tlemrn daneben Der Wiesenbauer hatte seine D ohung, deren er sich wohl plötzlich wieder erinnert, ganz in d-r Früh- znr Wchheit gemacht. Wer kann wohl den Schmerz der armen, beraubten Vögel ermessen, die, mit Futter für die Kleinen zurückgrkehrt, immerfort trostlo« die lerre Stelle umflatterten, wo ihr Nest gewesrn; ihr N st, da» doch ihr Liebste- barg. Traurig und klagend klang ihr „z—t—i—i—rp, z—i—i—t—rp, z—i—i—i—rp", eS war, al» ob sie nach den »erloreuen Kindern riefen. Groß», schwere Tränen trapsten au» den Augsu der Bäuerin, al» sie später die rohe Zerstörung fand, »oll Mitleid niederkniet», die kleinen gemordeten Schwälbchen, di» vor kurzem noch so «unter und leben-warm gewesen, vom Boden aufhob und in ihre Schürze bettete — Sie waren tot, ganz tot! ihr Mitleid half ihnen «ichts mehr. — Mittags traf den Bauern, al- er hrimkam, ein fast abscheuvoller Blick, «ie er den sanften Augen seine» jungen WribeS bisher fremd ge wesen, so daß der Bauer die seinen, wie ver- legen, zur Seite wandt« und sich während de» wortkargen Mittagsmahl«» sehr unbehaglich fühlte, ohne sich dabei, »ie sonst wohl, durch Poltern und Schimpfen Luft zu machen. „Unsinn! pah! — lumpige Schwalberl!" murmelte er für sich, als sein Fuß bei» Fort gehen nachher auf daS Schwalbennest trat, da» immer noch draußen im Hofe o« Bod«n lag. — Lumpig« Schwalben! — Aber den Blick au» tcänengeröteten Augen seine» Weibe», der eine zwar stumme, doch deutliche Anklage ent hielt, den konnte der Wiesenbauer wahrhaftig heut nicht vergessen. „Närrisch" war'» -, er sah ihn immer noch vor sich, al- er schon »eit draußen im F.lde, bei j/der Arbeit, welche er dort beginnen mochte! Und dazu glaubt« er qar da» ängstliche Zirpen der kleinen Schwalben zu hören — lächerlich! — Wütend versitzt« er dem unschuldigen Pferde, da» er just erreichen konnte, einen Peitschenhieb. Seine Laune wurde jedoch nicht bester; da» drückende, unbestimmte Schuldgefühl, wie er's bi» heute noch nie ge kannt, wollte nicht von ihm weichen. „Schwalben bringen Glück!" hatte die Bäuerin gesagt. — Hatte seine ruchlose Tat diese» Glück zerstött? E» schien wirklich so, jedenfalls aber war'S ein sonderbares Zusammentreffen: di« Ernte war eine so schlechte diese» Jahr, »ie er sie noch nie zuvor gehabt; eine gefüllte Scheune brannte ihm nieder; zwei wertvolle Kühe er krankten und mußten geschlachtet werden, und al» im Herbst dem Wiesenbauer« ein Kmdlrin geboren wurde (rin Knabe, wie er ihn sich lange heimlich gewünscht), da trug man den kleinen Ecdenbür er nach Verlauf »on kaum acht Tiaen »um Friedhof hinan», «ährend die jungt Mutter i« Fieber lag, da» auch sie an den Rand de» Grabe» brachte. Der Lod ging freilich dietmal vorüber an ihr, fie blieb dem Leben erhalten, doch bleich, ernst und starr war ihr zartes Gesicht, wortkarg »nd »erschlossen ihr Wesen geworden. Da- kleine Grab draußen auf dem Friedhof, unter der Lrau«resch«, war ihr nun da» Liebste, ihr alle» auf der Welt, und noch finsterer als sonst schaute dec Wiesenbauer darein. Et war, al» ob ,t»as Greifbare», Trennende» -wisch«« den beide« stehe: ihr Ab scheu »or seiner Roheit und Grausamkeit, den st« ihm früher nie so offen zu zeig«« g««a,t. D:r Winter ging »»rüber und der Frühling zog in» Land, und fieh«, auch muntere Schwalben kehrt«« »jeder. — Aengstlich gewahrte di« Bäuerin ihr Kreise« um da» Hau»; hätte st« die sorglosen Bögel doch warnen können: „Kommt nicht zu un», nicht zu un»! hört ihr wohl? — sucht euch ander-»» ein Heim, nicht hier! denn hier, ihr armen Bötlein, seid ihr nimmer sicher!" Aber die vertrauensseligen Vögel ver- standen sie ja nicht, oh, daß st« diestlben doch schützen könnte, schützen vor der grausamen Roheit de- Bauern! — Unwillkürlich richtete st« ihr« Blicke zu dem H ilandSbildc empor, während sie so allein, im dämmerigen Hausflur, an der «eit geöffneten Hoftür lehnte, und: „Du lieber Heiland", flüster ten ihre Lippen, „ich bitt' dich, so sehr ich kann, nimm du selber doch die lieben Vögerl in deinen heiligen Schutz! — Amen." Die Schwalben aber fuhren fort, da» HauS zu umkreisen, trugen eifrigst Nistmaterial herbei. Wo bauten st« ihr Nest? — wieder am Giebel- fenst r? — Nein, die Bäuerin gewahrt« «» «ndlich mit gar freudigem Schreck, wo sie sich diesmal ein Plätzchen erkoren hatten. Immer wieder auf» neue flogen ste nämlich z« der fast allezeit offenen Haustür heretn und drinnen, im Flur, beim Kruzifix, da »ar das Plätzchen: auf der Schulter de» Heilande» selbst hatten fie ihr Nest gebaut. Fest an seine Schulter ge- schmiegt, in dem Winkel, den da- Kreuz dahinter bildet«, klebte da» Nestchen, und furchtlos saßrn die Schwalben auf der nageldurchbohrtr« Hand, zwitschrrtin glückselig und schnäbelt«« sich, um dann wieder in» traulich« N-stchen htneinzu- schlüpfen; und der Heiland hielt sein Dulder- Haupt nun über da» Schwalbennest geneigt, just so, als ob er'» mit den halbgeschloffenen Augen liebevoll betrachte und dazu selber mit diesen heiligen Augen darüber wachen wolle, daß den kleinen Insassen kein Leid geschehe. „Oh, grundgütiger Heiland!" flüsterte die Frau und stand mit gefalteten Händen, «ie andacht-voll, vor dem lieblichen Bilde. War'» doch klar: der Herr JesuS hatte ihr« neuliche Bitte erhört; denn hatte e» nicht den Anschein, als ob er selbir die lieben, kleinen Vöglein a«- g«wies«n, ihr N«st dort »b«n, »nt«r seinen Augen, tn seiner heiligen schützenden Nähe zu bauen?! Da» war nun «in süße», ein gar liebe» S«- heimni», da» die junge Bäuerin besaß, welche» fie ängstlich zu behüten strebte »»r den Auge« d«» Wr«s»nbauern, indem fie nur ganz »erstohlen, oder »rnn fie den Bauern weit draußen im Feld« »ußt«, ihre Augen zu dem Schwalben« nestch-n auf de» Heilande» Schulter erhob. Und da» Nestchen thronte denn auch tmmer noch unversehrt da »beu und bald ward'» schon wieder lebendig darin von ganz winzigen, flaum- bedeckten Wesen, di« sozusagen „direkt unter den Augen de» Herrn" zu« Leben «rwacht. S» war diese heimliche Beobachtung der Schwalben- fsmilie die einzige, wirkliche Freude der jungen, vereinsamten Frau, seitdem sie ihr Kind ver loren, dessen Komme« fie so ersehnt, und »on der schweren Krankheit genesen war. Würde der Bauer da» Glück da »den wiederum grau sam zerstören, wenn da» laut« Srzirp der jungen Schwalben ihr Dasein ihm »erri«tl? — Gr würde «» doch nicht wagen, er «ußt« doch Ehr furcht haben vor dem Bilde de» Gekreuzigten dort — Ach! oder war'» dennoch möglich, be saß er solche Ehrfurcht nicht?! Einmal, al- fie wieder i« Schau«« vir- sunk«n vor drm Kruzifix im Hau-flur stand und über dem raffelnden Geräusch eine» schweren Fuhrwerk» draußen den Schritt dt» Heimkehr««- den Bauern nicht vernahm, bi» sein« riesige Gestalt plötzlich den Eingang verdunkelte, da schrak fie heftig zusammen, wandt« sich hastig um und schaute mit schrrckweite« Augen, ttrs«r- blaßten Antlitze» zu ihm auf. „Zi—i—i—i—rp — zi—i-i—i—rp —zi—i—i—t—rp" tönte eS just überlaut, wie r» ihr schien, dicht üb«r ihren Köpfen im Flur, aber: „Fürchtst dich wohl gar jetzt vor mir?" sagte der Bauer nur, schritt ruhig am Kruzifix vorüber und betrat die Wohnstube. Seine Stimme hatte durch««» nicht hart, vielmehr beinah« traurig gtklungin. Schwrigrnd verzehrt« er die Mahlzeit, schaute sein junge» Weib nicht an, welche» «bensall» schweigend, tn angstvoller Spannung, ihm gegen über saß, und seltsam: er fluchte auch nicht einmal, al» nachher der Phylax draußen au» Versehen ihm zwischen die Beine lief; e» «ar die» gewiß da« erste Mal, daß der erschrockene Hund keinen Fußtritt dafür erhielt. (Schluß folgt.) Druck und Verlag . Horu L Lebmann. VeranlworMch sür die Schrifllrttung: Emil Horn; für Lokale», Inserate und Reklamen: Dagobert Culp, sämtlich sn Hohenstein.^rnHtÜa1k für Nr Der. MK.1 beilax gleich, jedoch «s ar Oe spätes! ist täl Einlo De Wort „Der aber ältest: G-stä feinet lieh Jahr Prinz wechs Stell, ist. P zu il daß einan den . ebrnsi da» ' halb auch trotzd seines Staa akzep spruö Höchs! kann «rnn zoller Thro den j in di keine: bestai stren, seine: drm «üst> letzte: Gesp der j prinz heut« ernst trete: erfre: da» Friel
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