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§ki>M W WHMkiii-Eriißlhliln Anffizn Tageblatt. Nr. 70. Sonntag, den 27. März 1910. 37. Jahrgang. Osterevangelium. Novellette von W. v. Arna u. (Nachdruck verboten.) Blaue Abenddämmerung und FrühlingSschein — ein erster Amselruf — am kahlen Strauch braune KnoSpenfalle, ein schüchtern sich entfalten- deS Blatt. . . . Wie in Erwartung liegt die Na tur da, als lausche sie dem Weckruf: Erwache! es ist Ostern — Auferstehung. „Corntlie", flüsterte Dc. Wolf Arnheim, „ich bin lange auf der Schattenseite gewandelt, lassen Vie eS jetzt auch für mich Ostern sein — wenn die Glocken das Fest einläuten, unser Verlöbnis." Sein Ton verriet weit mehr als seine Worte die Gefühle, die ihn durchbebten. Sie sah auf seine achtunggebietende Gestalt nieder, als er sich jetzt üder ihre Hand neigte — mit einem Gemisch von Zärtlichkeit und Ungeduld. Jener Ungeduld, die verwöhnte und oberflächliche Frauen verspüren, wenn ihnen etwas unbrquem ist. „Wie ernst und schwerfällig Sie Ihren Antrag Vorbringen, Wolf! ES ist wahr, Sie haben hart mit dem Schicksal kämpfen müssen, sich au- eigener Kraft Stellung und Ansehen errungen. Und nun glau- den Sie in mir diejenige gefunden zu haben, die Ihnen den licht gewordenen Pfad mit Rosen schmückt?" „Haben Sie keine andere Antwort ans meine Frage, Cornelie?" „Doch, lieber Freund! Sie besitzen nicht die leichtlebige Intelligenz moderner Männer — „Und Sie wünschen dies — ?" fragte er lang sam, als werde es ihm schwer, es zu fasten. „Freilich, Wolf! Ich gestehe Ihnen gern, mein Blut geht rascher in Ihrer Nähe, mein Herz. . . Lieber Himmel, wer kennte dies un ruhige Ding auS! Ich wünschte, meine Liebe zu Ihnen auf eine Probe zu stellen, — und, nun ja, ich liebe am Manne tollkühnes Wagen, hohen Mut, mehr als wohldurchdachte Worte. Wir Frauen wollen erobert sein!" Sein Blick hing an ihrem Gesichte, diesem wundervollen Antlitz, das ihm den klaren Blick sür den Kern, den diese schön« Hülle barg, ge trübt hatte und in seinen Mienen ging eine Ver änderung vor, vielleicht auch in seinem Innern. Em jeglicher Sturm, wenn er sich erhebt, rührt auf, selbst waS lange geschlummert, — vor der Seele Wolf ArnhelmS tauchte plötzlich eine Er innerung auf, verdrängte das schwüle, parfüm- durchhauchte Gemach, in dem er stand, auS seinem Sinn. Gr meinte sie wieder zu spüren, die frische WaldeSluft; die grüne Einsamkeit zu sehen und dort, im allerlitzten Haus, am efsuumrankten Fenster ein liebes, blondes Mädchenhaupt . . . „Die Zeiten sind lecdrc vorbei, wo dem Ra ter Gelegenheit ward, sein Leben sür die Dame seine- HerzenS in die Schanzen zu schlagen . . ." GS klang sarkastisch; der angenommene Lon schmerztt den Sprecher selbst vielleicht mehr noch al- die Zuhörerin. „Welche Tragik Sie gleich heraufbrschwören, WolsI Solch ein Unsinn! Beweise von Mut aber, einer Liebe, die wagt sür den geliebten Gegen- stand, gibt eS heutzutage roch gerade so wie zur Zett deS Rittertums — „Ah — und w lche Probeleistung wünschen Die, die ich ablegen soll, an der wir beide unsere Liebe zueinander prüfen können, Cornelie?" Ihre Augen blitzten ihn mutwillig an. Und nun sprudelte sie: „Beteiligen Sie sich an der Luftreise, die Mister Crock mit seinem Ballon unternimmt! Der Aufstieg erfolgt am Ostrrabend — am Ostersonntag die Rückkehr." Ec erbleichte, verneigte sich aber zustimmend. Seine Mienen verrieten nicht, waS in ihm vor- ging, als er flüsterte: „Ihr Wunsch ist mir Be fehl, Cornelie." Ihr schönster Augenaufschlag lohnte ihm. Beide Hände dem Abschiednehmenden reichend, gab sie bedeutungsvoll zurück: „Wenn der Ballon wieder landet — auch dann läuten noch die Osterglocken, Wols!" Es zuckte eigentümlich in seinem Gesicht. Tie sah eS. Galt eö den Fährnissen, denen er rnt- gegenging? Bereute er wohl gar, eingewilltgt zu haben, ja, war er vielleicht gewillt, im letzten Augenblick feige davon zu bleiben? Ein Spott lächeln grub sich um ihren Mund, in ihre Seele ein heißer Zorn über seine Lauheit. Statt einge denk deS Preises entzücke auf ihre Idee einzu- gehen, tat er's mit philisterhafter Kornktheit und versonnenen Mienen. Und — waS sagte er da? „Ja, auch dann läuten noch die Osterglocken dem, der ihrer hört." Aus dem weiten Platz, woselbst der gefüllte Ballon des Ausstiegs wartete, staute sich eine große Menschenzahl, obwohl es Osterabend war, den mancher g-rn im Kreise der Familie zubringt. Nebelduft umwob die Ferne und verhieß schönes Osterwetter, Abendsonnenschein den Platz, der, un weit vom Hasen, den Blick auf diesen fceigab. Dort läuteten die BergnügungSdampfer zur Ab fahrt den OsterauSflüglern, die heute schon ihre Tour antraien. Die Kajütensenster waren mit Weidenkätzchen geschmückt, und frohe Musikweisen erklangen. Ueberall herrschte vorfestlicheS Leben. Auch Frau Cornelie, die schön« junge WUwe, zeigte vo.sestliche Mienen. In einem lichtgrauen Frühjahrskostüm, Veilchen an der Brust, stand sie in Gesellschaft einiger Herren auf dem Aujstieg- platzs, hatte aber offenbar nur sür Dr. Arnhem, der heute Mithrld deS TageS, Jntercffe. Die Lajisch.ffermütze stand ihm gut; nie war er ihr so stattlich und interessant rrsch.enen als heule, und damit war ihr Zorn gegen ihn verfl.gen. Ver gebens suchte Dr. Arnheim, als sie ihm jctzt die Hans zum Lebrwohl reichte, nach einem Ausdruck geheimer Gorge in ihrem Antlitz. Dachte fie denn garnicht der Ungewißheiten einer Lustreise? War ihr Herz denn allein von Selbstliebe ersüllt, die die Gefahr für den Erwählten klein schätzte gegen über dem damit errungenen Tribut? Strahlend löste fie die Veilchen von ihrer Brust und reicht« fie ihm hin: „Damit Vie fich erinnern, Wolf, für wen Sie fich der Himmel-weite anver trauen und deS Lohne-. Leben Sie wohl und glückliche Fahri!" Auf Wiedersehen — vergebens lauschte Frau Cornelie auf daS Wort; der Doktor hatte eS offen bar vergessen über der Gabe, die er stumm ent- gegengcnommen. Bald darauf schwebt der Ballou majestätisch in die Lust, die jetzt ein leichter Nebel umschlriert. Die Menge unten ruft donnernd Hurra! Frau Cornelie winkt mit dem Taschentuch; im Korbe steht Dr. Arnhelm und erwidert ihren Gruß durch ein Lüften der Mütze. Unbeweglich steht er da, indes der Ballon höher und höher steigt. Schon erkennt Frau Cornelie den Doklor nicht mehr, nur den Ballon noch, der wie ein Riesenball dahin- segelt; j tzt kleiner und kleiner erscheint, und nun, von einem plötzlich erwachenden Windhauch ge tragen, wie beflügelt in den Wolken verschwindet. Zur Erd« nieder aber gleitet durch die Luft, vom Winde mitgenommen offenbar, ein Gegenstand — ein Veilcher.sti Küßchen ist'-. Christ«- ist auferstanden! verkündeten die Glocken der Kirchen in erhabenem Thor. Auch Himmel und Erde verkündeten neu daS Ostrrevangelium — das Evangelium der Liebe — da- allen denen fich offenbart, die ihm lauschen im alt«n frommen Glauben. Nach nebeldunstiger Nacht lag der Himmel jetzt verklärt da in lichtem Blau. Dar über ausgegosfen ein zitternder, goldener Glanz, der liebewarm sich auf die Erde senkte zu wrcken da- tausendfältige keimende Leben in ihrem Schoß. Auf den Wiesen öffneten Himmelschlüssel und die wild« Primel ihre Kelche; silbern grüßten die Weiden am Bach. Auferstehung — neues Leben! tönte eS auS dem Jubelsang der Lerche. Der Grd, Leid und Finsternis scheint überwunden. Oster- cvangelium — Tau für wunde Herzen, bittere Zweifel lösest du, weckst verwehte Träume .... Welch festsrohrS Leben aus den Straßen, Gas sen und Plätzen! Jung und alt firedt hinaus in die freie Natur, ihre Auferstehung zu feiern. Keiner bleibt heut- daheim, es fei denn, daß ein Kranker leidet. Ungeduldig verfolgte Frau Cornelie den Zeiger der Uhr. Sle war in voller Straßentoilette und in ihrem elegant auSgesiatteten Heim alle- vorbe reitet zum Empfang deS GasteS und der Bedeutung seines BtsuchkL. Im Eislühler harrt« der Cham pagner, mit dem das Verlöbnis besiegelt werden sollt«. Verschwenderisch, w.e bei einer Hochzcit, war die Blumensülle, dcren Duft die Gemächer erfüllt-. „Endlich," flüsterte die Besitzerin, als die Uhr mit Hellem Kiang die fünfte Nachmlltagsstrmde verkündete „Hoffentlich ist daS Programm pünkt lich — verzögert fich die Landung de» vall»»S nicht sehr. Die Langeweile ist ja nicht mehr zu ertragen — der ganze Tag mir durch die» Warte» und Erwarten zerstückelt! Man beneidet ja fast de» Pöbel, der heute ungehindert seinem Vergnüge» nachgrhen kann. Wenn ich eS vorher bedacht, hätte ich die dumme G schichte unterlaffen! Trätscht da heute morgen noch die Bärbe »on Nebeln »nd schwerer Fahrt, die der Ballon gehabt, wie die Leute bereits wissen wollen! Nun, darnach wird Arnhelm doppelt da- Glück zu schätzen »iffen, da* er fich tatsächlich erkämpft hat." Unter diesem Selbstgespräch hatte Frau Cor- nelte den Landungsplatz erreicht. Obwohl di« Ostervergnügungen viele sortgesührt, «ar der ««it« Platz von einer erwartungsvollen Menge bevölkert. Mannigfaltige Gerüchte kursierten bezüglich der Ballonfahrt und erreichten Frau Cornelie» Ohr. Der Ballon sollte nach Mitternacht daS westlich gelegene M. erreicht haben und dann, vom auf kommenden Winde erfaßt, über Moorland und Jnsrlgewäffer getrieben worden sein. „Ist daS gefährlich?" erhob da Frau Cornelie ihre Stimme. Die Leute wandten fich der vornehm »»S schauenden Dame zu. „Ja, «eine Dame," er widert« einer, „senkt sich der Ballon auf Moor land oder Wasser nieder, so ist «r und di« I»- saffen so gut wie verloren. Hoffen wir, daß d«r Ballon glücklich weiter getrieben ist," setzt« er, als er die Fragestellerin erbleichen sah, «enschenfrrundlich hinzu. „Man sagt," fiel ein Hiuzukommeuder rin, „die Luftschiffer haben allen Ballast auSgeworfen " „Ist daS «in Zeichen, daß Gefahr vorhanden war?' fragte Frau Cornelie, und das Unbehagen, in da- das Vernommene fie »ersetzt, ward zur Angst. „Ballast wird auSgeworfen, wenn der Ballon fich über einer gefährlichen Stelle befindet, damit re leichter wird und somit schneller davonkommt/ be lehrte der erste Sprecher die Unkundige. Die junge Witwe wandte fich fort und begann den weiten Platz auf und nieder zu schreite». Vielleicht vertrieb die Bewegung ihr dieses nie ge kannte häßliche Angstgefühl. Die Bemerkungen der Leute kreisten unablässig in ihrem Hirn. Die Fährnisse und Gefahren einer Luftreise kamenZ thr plötzlich zum klaren Bewußtsein und damit die Be deutung ihr« Handlung. Wie, wenn ein Unglück geschehen, die Fahrt »inen schlimm«» AuSgang ge nommen und sie — ste »ar schuld daran, daß Arnhelm mitgrfahren, daß —. Gin« fieberhafte Aufregung packte st«. Und da bei eilte die Z«it wie beflügelt »eiter, wenigstens WU U W» MU >Wi W» eto. arvi-ken imU ve-vc'-ten PA Hieuerkorn K L UM K Oiemnitr, Kvnig8tn L4 I »KN- M WMbGWWWWWW SxrlSU dSTtv MZr DAME cien b68l6n ^3l2i<sff66 riet- Welt Warg a. Roman von C. Crone. Z8j (Nachdruck verboten.) Wieder sah Hannibal zu Fauuu hinüber, aber diesmal hob sie den Blick nicht. Ter zlops beugte sich noch tiefer und ein leichtes Zittern der Hände lies; die Nadel in den Finger fahren, das; ein winziger Bluts- dwpfen sichtbar wurde. „Wenn Hoheit gestatten, kann ich vielleicht etwas ergänzen, griff Baron Hannibal ruhig in das Ge spräch ein. „Ist es dieser Dr. Bruckner, von dem ich früher gehört habe, dann ist seine Frau eine geborene von Holten und war als junges Mädchen eine sehr ivmpathische, ja sogar schöne Erscheinung." „Sic haben sie gekannt?" fragte der Fürst. In beschleunigtem Heitman erwarteten zwei Herzen die Antwort. „Die junge Dame weilte mit ihrer Minter im Scebade Waldungen zu einer Zeit, in welcher meine Eltern, meine Schwester und ich auch dort mehrere Wochen znbrachten", klang es unbefangen. „In der Gesellschaft bin ich seitdem nicht mit der Familie znsammengetroffen." „WaS meinst Du, Melitta", wandte der Fürst sich an seine Gemahlin, „wenn wir das junge Ehcvaar hierher kommen lassen? Die Vertretung wünsche auch ich noch lange hinausgcschoben, aber ein Empfang gestaltet sich ungezwungener auf dem Lande als in der Stadt, demgemäß angenehmer auf beiden Seiten." Mit einem lustigen Blinzeln sah Seine Hoheit zn der Oberhofmeisterin hinüber, der die Abneigung des hohen Herrn gegen die strenge Hofetiketre manchen Seufzer erpreßt,. Auch jetzt zeigte sich der hilflose, nnklagende Aus druck in den Zügen der Exeellcnz, der immer dem Fürsten zu besonderer Heiterkeit Anlaß gab. Die stumme Verständigung der Ho'geseäschaft über diesen kleinen Nerger der allgemein gefürchteten „Dame Neiserock", wie die Benennung lautete, wenn mau „unter sich" war, lenkte die Aufmerksamkeit von Fannu ab, die blaß und mit fliegendem Atem ihre Erregung kaum zu beherrschen vermichte. Baron Han tibal dagegen war vollkommen ruhig. „Kennen Sie auch diese junge Doktorsiran, liebe Frau von Dahlberg?" fragte knrz darauf die Fürstin. „Persönlich sind wir einander nie näher getreten, Hoheit", erwiderte Faunh, die aste Kraft zusammen nahm, ihre Stimme zur Nahe zn zwingen. „Durch andere habe ich jedoch nur Rühmendes von Blanca von Holten gehört. Ein natürliches, liebenswürdiges -Wesen gewann ihr damals viele Herzen, und daß sie eine ungewöhnlich anmutige Erscheinung war, kann ich nur vollauf bestätigen." Ein auslenchteudcr Strahl ans Hannibals Nngcn traf den gesenkten Franenkopf, der sich tief über die knnstvolle Handarbeit neigte. Wie fern lag Fanuhs Gesinnung jede Regung des Kleinlichen, die tonst oft den Geist in die platte Alltäglichkeit herabzicht, dachte er. Dieses starke, klare Francugemüt batte seine Gleichgiltigkeit bezwungen, seine Gefühle anfgeriitielt und ihn längst erkennen lassen, daß er ein eitler Thor gewesen, als er glaubte, sich zu opfern. Wie gern hätte er diesen Irrtum aufgeklärt, aber die eisige Kälte, die ihm bei jeder Gelegenheit gezeigt wurde, entmutigte ihn. — Allmählich würde wohl die tote Ruhe zu erringen sein, in der alles Wünschen nnd Hoffen nnterging. Waren Hannibals Gedanken trüber Natnr, so begann Margas Phantasie einen schwindelnden Flug, nachdem sie den heißen Blick wahrgcuommcu, der ein überströmendes Gefühl verriet. Sie sah schon ein schimmerndes Glück, das sich aus goldnmsäumten Wolken auf Fannh herabsenkte. Fast schreckhaft fuhr sic zusammen, als die Fürstin sie anredete. „Sind Sie von der Reise nicht zu sehr angestrengt, Fräulein Marga, so bin ich sicher, wir würden uns alle freuen, das LingSigclmen wieder einmal zn hören." „Was befehlen Hoheit?" „Ich höre alles gern. Was meinen Sie, liebe Fannh?" wandte die hohe Frau sich freundlich an diese. „Ich glaube, das Lied von der Rose würde Hoheit gesiErn. Die schlichte Weise hat etwas ungemein Fesselndes." Hannibals Hand glitt über seine Stirn. Das Lied, das Marga an dem A end gesungen hatte, als er zum letzten Rial Blanca gc.Heu. Wo waren die Pläne, die Hoffnungen geblieben, die damals sein Herz so reich und froh gemmm? Wo seine Jugend, die sprudelnde Lebenslust, das sonnige, lachende Glück, das ersehnte, erträumte —? Alles zerronnen — vorüber! Er hatte nichts mit an.' vieler Traumwelt hinüber gerettet, aber dafür war seine Kraft erwacht, der Blick für das Leben genhärst, allein — das Glück — ? Nein, das Glück war nicht in sein Los gefallen. Jetzt wußte er, daß teiu Glück iu deu edelgeforuueu Händen der ernsten Fran dort ruhte, nnd ans denen würde er «s nie empfangen. Siebzehntes Kapitel. Der September war herrlich. Weit und hoch wölbte sich der Himmel über der bnntcn Pracht des herbstlich gefärbten Laubes uud der Bergrücken verlor sich in einen Spälsommcrncbel, so sein »nd schimmernd, als hätten Feenhäude den Glanz der leuchtenden Blnmen znm Scbleier gewebt. Ans Schloß Sonnenblick machte man sich mir zögernd mit den; Gedanken vertraut, daß eiue baldige Rückkehr nach der Stadt geboten sei. Das Wetter konnte sich jedock bald ändern und di« Fm-stin dürft» sich noch keiner rauhen Witterung aussetzt». Umsomehr galt es, die Gegenwart auSzumltzri». Von Gästen und Gefolge begleitet, machte d«r Fürst täglich weite Ausflüge zu Wagen oder zu Pferde. Die hohe Frau dagegen mußte noch viel der Rub« pflegen und somit stand den Damen ihrer Umgebung fast immer der Vormittag zur Verfügung. Fannh nnd Marga waren viel im Freien. Haupt sächlich suchten sie den Wald auf, dessen köstliche Frische beide wohlthuend empfanden. Anf solchen stillen Wanderungen hatte Marga «S hänsig versucht, das Gespräch auf den Gegenstand zu lenken, der sie fast ohne Unterlaß beschäftigte. Fannn jedoch war bis jetzt einem genaueren Ein gehen darauf ausgewichen. Einerseits wollt« sie so lange wie möglich Marga den Schmerz ersparen, den die Erörterungen dieser zu» fügen würden. Andererseits meinte sie ein gewisse» Recht zu besitzen, manchem lieben Gedanken Raum »n geben, so lange die endgültige Entscheidung noch un ausgesprochen war. Aber — die Zeit verrann. Das Handeln mußt«' noigedrungen an Stelle des Zögerns treten. „Wie blaß Dn heute bist, Fannh", begann Marga eines Vormittags, als die Freundinnen Arm in Arm di- Terrassen hinabschriiten. „Berührt Dich das heutig- Eintrcffcu Dr. Bruckuers und seiner Frau so peinlich, dann bleibe dem Empsang fern. Es wird sich leicht ein Grund finden, der Dich von dem Zwang befreit." „Nein, Liebe. Auch darin ist es besser, dem Un» abwendbaren mit sehenden Augen entgegen zu treten, als feige den Kopf abzuwenden, wie ich es in anderer Beziehung seit langem gethan. Der hentige Vorgang bei Hose ist nur ein Glied in der Kette der Ereignisse, die gewissermaßen damit ihren Anfang nehm«» Und üb«r die ich heut« mit Dir sprechen will." (Fortsetzung folgtJ 2rSkSlclsrLSi6snk3U2 Lis§kris6 I^is6S,Qksmni^ L —L"