Volltext Seite (XML)
* Zum Drama von Allcustti«. Der Bruder des verstorbenen Huupimanns v. Goeben, Herr O. v. Goeben in Andritz (Steiermark), har die „Tägl. Rdsch " um Aufnahme folgender Zeilen ersucht, die sich gegen die auch von uns wiedergegebenc Dar stellung der ehemaligen Frau V. Schönebeck richten: „Die Tat meines Bruders ist nicht abzuleugnrn, aber trotzdem ist er nicht der Verbrecher, der er sein müßte, wenn das, was Frau v. Schönebeck jetzt in der Ocffcntlichkeit mitterlt, wahr wäre; er handelte vielmehr in einem Zustande völliger geistiger Unfreiheit, in welchen sie ihn zu versetzen gewußt hatte. Ich besuchte ihn kurz nach dem Vorfall in seiner Zelle und fand ihn noch in einem traum artigen Zustande. Er konnte sich u. a. damals noch nicht auf verschiedene Einzelheiten besinnen, die ihm erst später wieder einfielen. Bestimmt aber wußte er, daß die übergroße Liebe zu der Fiau v. Schönebeck cS gewesen war, welche ihn zu diesem Alt des Wahnsinns getrieben halte. Sie habe ihm duich unausgesetzte, velzwcifclte Klagen üoer die brutale Behandlung von seilen ihres Mannes, unter wiederholter Vorzeigung von Verletzungen, die er ihr zugefügl haben sollte, völlig den Verstand ge raubt Alle seine Frew de wissen, in welche maß lose Ausregung er geraten konnte, wenn jemand auch nur den leisesten Zweifel an seinem Mut oder seiner Ritterlichkeit laut werden ließ, wieviel mehr mußte ihn ein Appell an diese seine edelsten Manncs- tugcnden aus dem Gleichgewicht bringen, wenn er in der allcrdcinglichsten Form ausging von einem Wesen, das er über alles liebte. Frau v. Schöne beck hat meinen Bruder schließlich dazu gebracht, daß er ihr unter d m brennenden Christdaum schwören mußte, ihren Mann zu beseitigen. Durch diesen Eid glaubte er sich gebunden und führte aus, was er versprochen halte — So gab mir mein Bruder den Zusammenhang der Dinge an, und er sprach die Wahrheit, das weiß nicht nur ich, sondern alle, die ihn kannten. Kemer versagt ihm daS Zeugnis, er sei ein Ehrenmann gewesen bis zuin letzten Auucn- blick, und seine Tat sei nicht die eines Verbrechers, sondern eines Kranken. Nur der Umstand, daß nach den heutigen Gesetzen es dem Gericht unmög lich gewesen wäre, das öffentlich anzuerkennen, ver anlaßte ihn, freiwillig aus dem Leben zu scheiden Er kann sich nicht mehr rechtfertigen gegen die mit großer Kühnheit ausgesprochenen Behauptungen der Frau v. Schönebeck, daruni mußte ich es tun. Ich beabsichtige jedoch nicht, mich mit ihr auf einen öffentlichen Wortwechsel einzulasscn und will auf weitere Auslassungen ihrerseits nicht eingchen." — Uns dünkt, die innere Wahrscheinlichkeit spricht viel mehr für die v Goebcnsche Darstellung. * Yin Erdbeben wurde in Tüdwales in Eng land und ebenso auf einigen dänischen Inseln wahr- genommcn. Die Erderschülterungen waren mit unterirdischem Donner verbunden, der zuweilen so stark war, daß die Arbeiter in den englischen Kohlengruben annahmen, es habe eine Explosion in den Gruben stattgefunden, und sich in wilder Flucht retteten. * Betrügerischer Sparkassenrendant. Der Rendant der Sparkasse in Radevormwald (Rhein land) stellte sich der Staatsanwaltschaft wegen fort gesetzter Unterschlagungen erheblicher Summen. * Eine aufregende Szene spielte sich am Mittwoch auf dem Bahnhof Grünau ab. Eine Frau, die mit ihrem Töchterchen nach Königswuslerhausen fahren wollte, konnte nicht mehr in den Zug einstcigcn. Das Töchterchen stand auf dem Trittbrett und ver- ! suchte vergeblich, abzuspringen. Der diensthabende Beamte riß das Kind schleunigst herunter und stürzte mit ihm auf den Bahnsteig Das Kind zog sich eine Kopfverletzung zu, der Beamte Haut abschürfungen und Verstauchungen. * Blutiges LicbrSdrama. Erschossen aufge sunden wurden im Gasthaus „Zum neuen Viertel" in Dösnitz bei Grotlau in Böhmen die dascllbst be dicnstete l 8jährige Kellnerin Kordina aus Wien und ihr Geliebter, der 23jährige Kellner Preißler aus Gablonz. Allem Anschein nach hat P. aus Eifersucht erst seine Geliebte und dann sich selbst getötet * Selbstmord vor de« Feusteru des Groh- herzogs von Weimar. In Weimar erschoß sich gestern morgen kurz nach 5 Uhr, unmittelbar nach- dem er seinen Posten am nördlichen Teile des Re sidenzschlosses unter den Fenstern des Großhcrzogs bezogen hatte, ein Soldat des dortigen Bataillons. Der Arzt stellte fest, daß kein unglücklicher Zufall, sondern Selbstmord vorlicgt. Der Unglückliche halte sich mit dem Gewehr von unten her vom Kinne aus, durch den Kopf geschossen. Alle Vorgesetzten stellen dem Toten das beste Zeugnis aus Er wa einer der besten Leute der Herbllrelruicn, hat sich tadellos geführt und militärisch niemals irgendwelche Schwierigkeiten gehabt. Tie bisher geführte Unter suchung hat noch keinen Anhaltspunkt für die Ursache der Tat ergeben. * Der Ai arreafabrikant Bock si. Nach einer Meldung des „Lokalanz." ans Havanna verstarb dort der bekannte Zigarrensabrikanl Gustav Bock Bock, der vor 51 Jahren als armer Deutscher nach Kuba kam, kontrollierte 23 der größten Zigarren- f-briken. * Schwere Geschenke verehrte der amerikanische Nordpolforscher Peary seiner Frau. Sie bestanden in zwei Me corstelucn im Gewicht von 4 und 5 Tonnen. Wenn der Frau Nordpolsorschcr auch im ersten Augenblick ein Paar Diamantensteinc lieber gewesen wären, so änderte sic ihre Ansicht bald, als ihr von dem Naturwissenschaftlichen Museum zu Newyork 200 000 M für die Steine bezahlt wurden * Verheiratete rechte Geschwister. Der Buda pester Schlächtermeister Molnar hat vor kurzem ein junges Mädchen geheiratet, das er in Dombovar kennen gelernt hatte und dessen Eltern nach Amerika ausgewanderi waren. Als diese nun aus Amerika kamen, um das junge Paar zu besuchen, stellte es Druck und Verlag: Horn K Lehmann. Verantwortlich sür die Schnfileitung: EmU Horn sich heraus, daß es auch seine eigenen Eltern waren. Molnar war als ganz kleines Kind von Zigeunern , eraubt und nach Rumänien gebracht worden Später entwischte er den Zigeunern und kam in seine ungarische Heimat zurück, ohne seine Eltern wicderfinden zu können * Schwarze Rose« zu züchte«, will ein Ameri kaner, der als armer Teufel in Newyork lebt, er funden haben. Dem Manne wurden 400000 Mk. für sein Geheimnis geboten, als echter Amerikaner aber wartet er noch, da er weiß, daß ihm von anderen Stellen dann noch mehr geboten wird. Handels-Nachrichten. Berlin, 17. Februar. Wechsel-KurS. Amsterdam 8 Tage 168 46 do. 2 Monate —. — Brüssel 8 Tage 80 85 do. 2 Monate — —- Italien. Plätze 10 Tage 80,65 do. 2 Monate Kopenhagen 8 Tage —. — Scheck London 20 455 London 8 Tage 2" 43 do. 3 Monate 20.33 Madrid 14 Tage — New-Jork vrsk» 4.2M/, Scheck Paris 81,27» Pari? 8 Tage — do. 2 Monate — — Petersburg 8 Tage -- — do. 3 Monate . Schweiz 8 Tage 81 10 Stockh. Sothenb. 10 Tage Warschau 8 Tage — Wien 8 Tage 85 975 do. 2 Monate —,— 20-FraulS-Stückr 16,27 Oesterreich. Banknoten 85,00 Ruff. Banknoten 216,75 ReichSbankdiSlont 4°/. Prrvaldislont 3°/. 17 Febr. tkornzucker exklusive 88proz. Rendemeni 13,00—13,15. Nachprodukle exktus 75 pro». Rendkmem 10,90-11,15 Stimmung: Ruhig. Brotraff. I 23 37'/,—23,bo Krisiallzuäer I —Rafsinave ^3,1 u'/,—23,25 Hem. MeUS 22,62'/,—22,95. Stimmung Ruhig. Vivucucker l. ProduNe Tcausito frei an r ord Homburg per Februar 13,27'/, «d., 13,35 Br., per März 13, 0 »d., 13,35 Br., per April 13,35 Sd, 13,40 idr , per Mai 18,42'/, Ed.. I3 45 Br, pci August 13,62'/, Utd, 13,65 B,, per Oktober-Dezember 11,25 Hd 11,27'/, Br. Stimmung: Ruhig. Hamburg, 17. Febr. Weizen ruhig, Mecklenburger und Holsteiner 229.- 0. Roggen ruhig. Mecklenburger und Holsteiner I6V—168, «msischer >36 00. Gerste ruhig. Hafer stetig. Mais ruhig La Plata 119.50. 17. Febr. Ofsizielle Notierungen der Baum- wollbSrse. Lenden,: Sehr gut. Upl. mtddl. loko 76.00. Liverpool, 17. Febr. 12 Uhr «5 Min. Ums tz I0< 00 Ballen, davon >ur Spekulation und Export — ballen. Amerikaner ruhig, 3 Punkte niedriger. Egypter ruhig, 1/8 niedriger. Brasilianer, 3 Punkte niedriger. Lieferungen ruhig Febr. 7,81, Februar-März 7,79, April Acai 7,74, Juni-Juli 7,66, August-September 7,29. Fadinop»er««e0vr>a»n : Wilhelm Oswald Tradel, Kommisstongesch.. Dresden. I Emil Otto Schneider, Kommis^onsgesch., Dresden. I Franz Heitzmann Schuhm Ehr.nfriedeisdms Edmupd I Robert Bauer. Mateck Uworenk. Fianlenberg Der Professor! Eine originelle und dabei sehr belehrende Reklame ist jetzt in verschiedenen hiesigen Auslagen für das bekannte Waschmittel „Persil" zu bewundern Inmitten eines Ausbaues von Persilpaketen erhebt sich eine fast lebensgroße Figur, die einen alten, hinter einem Pulte stehenden Pro fessor darstellt, der dem Publikum in überzeugenden Worten die Vorzüge dieses in Wasch- und Blcich- kraft unerreichten Waschmittel- zu erklären scheint. In der hoch erhobenen Linken sieht man ein wirk liches, scheinbar soeben erst aus der Wäsche ge kommenes Wäschestück, dessen eine Hälfte noch die frühere, schmutzige Beschaffenheit erkennen läßt, während die andere Hälfte durch Behandlung mit Persil blendend weiß und wieder wie neu geworden ist. Andere, in ähnlicher Weise bearbeitete Wäsche stücke, die auf dem Pulle umherlieg n, vervollständigen das Bild und führen dem Beschauer vor Augen, daß selbst die hartnäckigsten Flecken, wie Tinte, Blut, Rotwein, Kakao, Sauce usw. spielend leicht und spurlos durch Persil beseitigt werden. Eingesandt. (Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung.) Eme Bek.hiung deS Liberalismus zu reukl-o-iärer Politik versucht ein Einsender, welcher offenbar mit dem Buchstaben r endet, in der Nummer 38 dieses Blattes. Der Herr E nsender kann sich be ruhigen, der Liberalismus hat sich endlich zu seinem Vorteile nach links verändert. D >zu wurde es aber auch höchste Z-It. Bet der gioßen Z^hl der nicht organ sterten Wähler aber dürft« d r Herr sich erst recht täuschen ; denn auch die große Wägler- maffe verfolgt die Politik m Slaat und R ich und leider steht sie nur zu oft nur reaklwoä e Blüten am Baume der Pulam.-ntsläogkeit, de über kurz oder lang noch g jährlichere F üchte heroorzubringen d-ohen, als selbst der Herr von Oldenburg im Reichstage sie gez-igt hat. Orer glaubt gar der Herr Einsender, daß der entschiedene LiberaliSmu- rns Fahrwasser de, Herren Bassermann, Langhim mer oder gar Sch ff r segeln und sich auch dem schwarz-blauen Block in die Arme werfen soll und bitten: „Wir wollen uns b ff^rn, n hmt unS wieder auf in eure liebevollen Arme!" Nein und noch mals nein, das tut der Liberalismus, der Freisinn, nicht, das kann er nicht tun, es wäre denn, er wollte sich selbst sein G ab graben, wie es die reaktionäre Pirlei durch ihre Taten tagtäglich tut. Von einer „Quittung mit Dank" aber kann nur in den Wahlkreisen die R.che few, in denen nicht der L beralismuS vlcle Anhänger hat, sondern wo Konservatlvr, Bund der Landwirte und andere leakltonäre Parteien dominieren oder wenigsten- die Hcuptrolle zu spicken meinen. R ; sür Lokales, Inserate und Reklamen: Dagobert Culp, sämtlich in Hohensicm-Ernstthal.