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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191002134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-13
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.02.1910
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Nummer, je seiner, desto hoher die Nummer. Bei S-'de ist e- ««gedreht, je höher die Nummer, desto stärker tstderSetdrujadrn.Dle feinste, Ogavfin- seiden hat man in Nummern b»zw. T ier 11/12 dis 22/24. die groben dis 60/70, in d«r Lrame- seid« dm 70/80. Das Gcwrchr, dessen »an sich bei der Tttneruig der Seide bedient, ist der Denier, welcher 24 Gran enthält, 1 Gran ist wieder der IS. Lett einer G ommer. Soviel Denier» eine Strähne von V,600 Pariser Ellen beträgt, so hoch ist die Nummer. Man wiest aber auch unr den 24 L ü einer Strähn« von S.600 Pariser Ellen, dar ist ein S<bmd von 480 Metern. Denn di, Seide wird entweder metrisch oder nach Lyoner, Turiner, Mailänder odrr Plemontefischer Haspel und Gr. w.cht titriert. Dann stellt sich da» Berhältnir so, soviel wie »in T bind von 480 Metern Gran wiegt, soviel D-nitl b.uäqt da» G.wicht von S,SOO Pariser Ellen. In F ankreich berechnet man 1 Grbtnd Seide oder 1 Z »die, wie wir sagen, zu 400 Pariser Ellen, da» st v 480 Meter, oder 840 Leipziger Ellen, oder 820 Aird, do» sind 713 Berliner Ellen oder 610 Wiener Ellen. Die Pariser Elle hält 118,4 em, die Berliner 66,7 em, dl» Leipziger 86 6 cm, rin Pird 91,8 ew, die Brabanter Elle 70,8 cm, die Wiener 77,9 em, der Leipziger Zoll 2 36 ew, der englische Zoll (inedss) 2,84 em. N^ch chemischer Untersuchung drst.ht die Seme au» 84°/o eigentlicher Seldensubstanz (lat. Fibrom genannt), 24—2b'/v Eiweißfloff, 19—20°/<> Lr,m oder Summisubstanz, 1"/, Wach», Fett und Färb» stoss. Endlich wird au» den untauglichen Tocon» und T conabfälleu die Florettsetd, hergestrllt, da» ist dir Cyappeseide. Erst bei d r Chappesetde tritt der metrische Spinnprozrß in Kraft. Au» den Ab. fällen der Florrllspinneret wird da» Seidenwerg gewonnen, au» dtrsem wird wieder da» vourette- garn gewonnen. Die Abfälle de» vourettegarne» dienen wiederum der Waltenfabrikation. Nun gibt e» aber außer der Organstn. und Lrameseide auch noch ander« Arten dieser Gattung, man nennt dies, die wilden Seiden; zu dtisen ge hören die Lussahseide, di« LtlaSseide, di« Seide de» N cinu»jpmn«r», di« Seid« de» Eichblaitsptnner», di« Seid« de» kl««blattspinner», di« Seide d«r madagatkarischen Spinne, di« Seide de» Bco«. beerstrauchspinner», di« Seid« de» Spart,. Bou all diesen verschieden«! Seiden ist die Luffahsitde am «eilefte» verbreitet. Die» ist di« Seide «ine» großen Nachtschmrtterling» von etwa 17—IS cm F ügelw«tte. Die Seide, sowohl wi« di» Tocon» fi.id von graubrauner, schmutziger Farbe, woduich dieselbe «,s<nlltch entwertet wird. Man Hal schon die »erschiedrnarltasten Versuche zu« Bl.tchen der selben gemacht, jedoch mit w«itg Erfolg. Die Atla»seidr stammt von einem Nachifalter, der in China lebt. Die Sp'nn« der madagatkarischen Seid« ist schwer zu züchten, weil da» Weibchen, welch«» allein den Faden spinnt, so wild und ge fräßig ist, daß da» Männchen sich ihr nur mit der größten Borficht nahen darf, w«nn «» stch nicht der Gefahr autsetzen will, getötet und grsreffen zu «erden. Die» ist auch der Grund, ««»halb sich di« Tiere so wenig vermehren. Ja neuerer Z^it läßt man jedoch den Spinnen den Faden nicht «ehr selbst spinnen, sondern sie w«rd«n in ein Behältnt» a«st ckl, wo ihnen der Faden abgehaspelt wird. Di« Farbe der Seide ist goldgelb und wunderschön. E« wird in Frankreich «zählt, daß Nomir im Jahre 1710 berrtl» versucht haben soll, au» einer ttemen Spinne den Foden herautzuhaspelu. Nach seiner Berechnung hatte «r zur Erzeugung ein«» Pfunde» Sode 700 000 Spinnen nötig. Die Sach« hat also einen mehr wissenschaftlichen al» praktischen Wert. Bor mehrerrn Jahren »«sprach man stch recht große Hoffnungen von dem Eich- blattspinnrr, welcher m Japan lebt. Die in Europa gemachten Versuche fielen jedoch nicht nach Wunsch au». Die übrigen angegebenen Seiden, arten spielen in der Setdenerzrugung keine Nolle und haben eigentlich nur einen wissenschaftlichen Wert. Nun gibt e» aber auch noch pflanzliche Silben, z. B. AtclepiaS, welch« vegetabilisch« Seid« genannt wird; auch diese haben wenig Wert in der Prexi». Wir gehen zur künstlichen Seid« über. Im Jahre 1888 ist «» dem fra«zvfijch<n G.lrhrten E-rdor- gelungen, Seide künstlich herzu- stellen; er ließ sei« Verfahren knallen Län- d«n patentieren. Diese Seide wird au» einer besonder» zusammengesktzten Flüssigkeit, die man Pyroxylin nennt und in den Zustand zähcr, biegsamer und glänzender Fäden überführt wird, bergrstellt. Da» Pyroxylin wird durch gereinigt: E-llulose, welche au» Holzstoff, Gtrohpapierzeug, Baumwolle, FlieSpapter odrr dergl. hergestellt werden kano, gewonnen. Nach ihm wird auch da» Produkt genannt, e» heißt Tardor-seid«. Im Jahr« 18S0 erhielt Dr. Lehner in Augs burg ebenfall» ein Patent auf künstliche Seide, darum wird sein Erzeugnt» Lehnerseide genannt. Im Anfang waren diese Seiden sehr «xplofions- gefährlich; man hat jedoch nach und nach chemische Mittel gesunden, die Explosionsgefahr derselben total zu umgehen. Birte Praktiker glaubten in der ersten Z it der E fiadung, di« Sache hält« einen mehr wiffenschostlichrn al» praktischen Wert. E» hat stch jedoch mit der Zett herausge- stellt, daß di« Neuerung einen großen Wert tn stch schließt, sodaß heut« bereit» Millionen Mark tn solchen Anlagen verau»gabt wurden Dl« französtsch« Gesellschaft EardoiS produziert bereit«, laut den von ihr heraudzegebenen Prospekten, an 1000 Icg Seide an einem Lag«. Leider lasten stch dies« Seiden nur al» Schuß verwenden, da sie al» Kell« nicht genügend Halt aufwetsen. Unter Mercerisieren der Baum»ollfas«r ver stehe« wir eine spezielle P-äparterung der baum wollen«« Garne oder Gewebe, um ihn«n einen seidenartigen Glanz brizubrlng««, wobei di« Baum wolle auch bedeutend an Stärke gewinnt. Der Name „Mercerisieren" rührt von dem Erfind«! John Mercer her. Hier ist «» nicht wie bet Kunst seide, daß verschiedene Abfälle benutzt «erden, um dies« hrrzustellen, sondirn man bringt diesen seiden artigen Glanz direkt auf Baumwollgarn. Dir Behandlung ist folgend«: Zunächst wird die zu behandelnde Baumwolle gehörig gekocht, um die Fasern von allen anklebenden Teil«« zu reinigen, hierauf wird di« Behandlung mit Natronlauge be gonnen Man taucht da» Garn tn die Laug« und bringt e» sofort zur Strecke, denn beim Eintauchen schrumpft da» Garn sehr zusammen und wird hell und durchsichtig. E» gibt auch noch andere Der- fahren, um d«n Seidenglanz helzustellen. Der Redner schließt seinen äußerst lehrreichen Bortrag mit den Worten: „Möge c» unserer g«. samten deutsch«« Jndustrt« auch in Zukunft ner- gönnt sein, daß deutsche Kraft und deutsche Streb samkeit auch nach außen hin stet» Anerkennung staden, zum Sigen de» llnt rnehmen» und zum Segen der arbeitenden Bevölkerung. Kleine Chronik . Untergang eines französische« Ozeandampfers. Der französische Ozeandampfer „General Chaney", von Marseille kommend, ist an der Nordküste von Mallorca mit Mau« uud Mau- «utergegauge». Tas Schiff «ar gestern nachmittag l Uhr von Marseille nach Algier abgegangen. Infolge eines heftig«» Sturme» verfehlte der Dampfer die Ein- 'ahrt in die Straße von Mallorca und Minorca und wurde gegen einen Felsen geschleudert. Der Dampfer, der 87 Passagiere und 47 Mann Besatzung an Bord hatte, ist 1891 erbaut und war eine» der größten Schiffe der Algier Marseille-Linie der „Com pagnie Generale Transatlantique". Neueren Nach richten zufolge sollen zwei Passagiere gerettet worden sein. ' Da- Hochwaffer i« Nheiugebiet ist »um Glück bereits wieder im Fallen begriffen, auch da» Hochwafser der Oder hat gefährliche Formen nicht angenommen Der Schaden, der im Rheingebiet angerichtet worben ist, ist bedeutend, namentlich da» Jagstal ist arg mitgenommen worden. Di« Fluß schiffahrt hat infolge de» Hochwasser» empfindlichen Schaden erlitten. — Auch in Frankreich besteht keine Hochwassergefahr mehr. Alarmmeldungen sind über trieben. In dem Pariser Vorort Bertry stürzte in- folg« Unterspülung ein leicht gebaute» Wohnhaus ein, von neun v«rschütteten Personen wurde nur eine schwer verletzt. 14100 Gebäude find beim letzten Hochwasser in Pari» laut amtlich«, Mittei lung unter Wasser gesetzt gewesen, die Stadt zählt im ganzen 84000 Häuser. * Furchtbare- An lück. Im Dampssägewer! Hasebrreth bei Hildburghausen wurden einem zwanzig jährigen Arbeiter beide Beine gequeischt, sodaß sie «mputiert werden mußten Während der Amputation ist d<r junge Mann gestorben * Drei Arbeiter i« eine» Gteiubruch »«tötet. Am kesselbcrg in Oberbayern ist der größte Teil des Steinbruche» der oberbayrischen GipSsabrik Kochel eingestürzt. Von den Arbeitern wurden drei, sämllich Familienväter, verschüttet und getötet * Ei« schwere- Automosiluuglück ereignete sich gestern früh aus der Landstraße von Jena «ach Weimar bei Frankendorf. Sin auf der Rückfahrt begriffene» Automobil au» Erfurt verlor plötzlich infolge Achsrnbruche» ein Rad und prallte daraus so h«fti: gegen einen Baum, daß e» in Trümmer ging, während die vier Insassen herau»gcschl«udert wurden Einer erlitt eine schwere Verletzung de» Brustkasten-, ein anderer ein» stark blutende und gefährliche Wundt am Kopfe. Die beiden übrigen Insassen kamen mit leichteren Verletzungen davon * Ma«l- ««d kla«euseuche a»s de« verUuer Viehhof. Der Berliner städtische Biehhof wurde infolge Ausbruch« der Maul- und Klauenseuche polizeilich gesperrt Besorgnisse brauchen jedoch nicht gehegt zu «erden. Die Abhaltung de» Markte» wird laut „Dtsch. Fleischerztg " trotz der Sperre kein« Unterbrechung erleiden, nur müssen die zum Berka«f ausgetriebenen Rinder sofort geschlachtet werden. Er handelt stch um einen vereinzelten, ganz srischen Fall und eine Weiterverbreitung der Seuche kann bei den umfassenden Schutzmaßregeln al» ausgeschloffen gelten. Die Sperre kann allerdings bi» auf den nächsten Mittwoch-Markt ausgedehnt werden. Die letzte Maul- und Klauenseuche passierte auf dem Berliner Biehhof vor zwei Jahren; damal» dauerte «S 8 Tage, bi» die Sperre aufgehoben werden konnte * Grohsener i« Leviko-Vetriolv. Da« be- kannte große Heilbad Betriolo bei Innsbruck im Suganatal ist gänzlich abgebrannt. Die Kirche wurde gerettet Der Schade» beträgt eine halbe Million. * Schwere- Vra»d««»Utck. Aus Washington meldet der Draht: Bei einem Brande der Hotel- Harris in Washington sprang eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und einem Kinde, au» einem der oberen Stockwerke Alle drei wurden schwer verletzt. Der durch da- Feu«r angerichtete Schaden ist im übrigen nur gering. * Kadrikbraud. Gestern mittag brach in der Wollwarenfabrik von K> hn L Co. in Brünn ein gefährlicher Brand au». Da- Hauptgebäude wurde gänzlich zerstört, auch mehrere Nebengebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen. Mehrere Arbeiterinnen sprangen au» den oberen Stockwerken auf die Straße hinab, wobei sie sich schwere Verletzungen zuzogen. Eine Arbeiterin ist erstickt. * I« Usterschletfeprozeß gegen die 7 Unter- sffiziere von der Artillerieschießschule in Jüterbog wurden vier Angeklagte zu 1'/, Jahren, einer zu 1'/« Jahren, der sechst« zu 6 Wochen Mittelarrest verurteilt. Der letzte wurde sreigesprochen. * Die letzte Frankfurter Uuterschlaguugsafläre zieht weitere Kreise. Unter dem Verdacht, die Riesen- Unterschlagung de» Rendanten Flick von der Land wirtschaftlichen Zentral-Darlehn-kaff« begünstigt zu haben, wurde der frühere Rechtsanwalt Soffen m Wiesbaden verhaftet. ' Eine diebische Augeft.lt«. Eine Berliner Uhrenfirma wurde durch eine diebische Angestellte empfindlich geschädigt. Sie hatte di« Ein- und Ausgangsliesemngen zu kontrollieren Seit sechs Monaten liesen Klagen bei der Firma ein, daß be stellte Gegenstände nicht geliefert worden seien. Da- 2 „Uns hat Gott geholsinl' rief der Bauer. „Er hat unsere P-iniger in Ottern verwandelt. Nehmt Euch in acht vor ihnen. Ottern find giftig. Doch wo stad die Pfrrde?" Die Knechte führten den Bauer in den Wald, wo die Pferde ledig mit Sattel und Zügeln herumliefen. E» gelang ihnen, fie einzufangeu. Dl« besten davon wurden l« den Hof gebracht, die anderen ließ man laufen. Währrnddlff-n hatten di« Frauen die Waff n in Hau» und Hof zusammengrlesen und sonst in O dnung gebracht, wa» herumgeworfen war. H erauf ging der Bauer mit zwei knechten auf dte Felder, wo nur noch Rüben und Kraut stand. Alles befand stch in bester O dnung. Aber jenseits der Wiese und dem Bache und überall, wo kömgltcher Wald gestanden, war dieser verschwunden und an seine Stell« war «in« von Dorne«, S stiüpp und etwas Gra» spärlich bewachsene Einöde getreten. J.tzt sah auch hier der Bauer, daß sein ausgesprochener Wunsch buchstäblich tu Erfüllung gegangen war und ein Schauder ergriff ihn. Wer war der Wanderer gewesen, d«r ihn den Wunsch -«schenkt? War da» d.flen Will« gewesen, daß der Wunsch zu« Fluche werd«« sollte für die Unterdrücker? Doch nicht lange grübelte «r, er schaut« nach dem Gebirge. Auch dort war d«r Wald verschwand««. Dort war«n ja sein Friedel, rin paar Knechte und Mägde und du- Vi h Sofort eilte er mit seinen beiden Begleitern nach dem Versteck. Sie waren kaum ein halbe» Tiündchen gegangen, da kamen ihnen dte Gesucht.« m t den Tieren schon entg«genge«llt. Frtedel und di« andern konnten nicht genug erzählen, wie fie st ll ihre Tier« gehütet, immer wachsam einer nahenden Gefahr ratgegenspähend. Da sei plötzlich um fie her wie durch Zauber der Wald, da» Gebüsch und der Graswuchs verschwunden. Di, Tier» seien entsetzt davon, g-flohen, glücklicherweise der Heimat zu, und fie hätten kaum folgen können. „Was war da», Vater?" fragte der 17jährige FriedU. „Da» war de» Himmel» Hilfe, «ein Sohn. Die KöntgSdirner waren bei un». Sie schlugen mich und wollten Deine Mutter auch schlagen. Da wurden fie in Ottern verwandelt und flohen schnell davon. All« ihr« Wusse« und Pferde mußten fie dalasten. Aller Küntg»befitz aber wurde zur Einöde, wie Du fi« um Dich siehst." Er konnte dem Sohne das Gehe»mnt»dr» Wunsche» ntchl mittelten; e» war, al» ob «ine fremde Ge walt ihn davon abhtelt. „Dann find wir wohli'nun frei von dir Gewalt und Grausamkeit de» König», Nater?" „Jawohl, mein Sohn, frei von dieser Gewalt find wir. Aber so lange dte Kreuzottern leben, werden dies» unsrre Feinde bleiben. Darum nehmt Euch alle in acht vor ihnen." So war man daheim angelangt und wurde dort mit Freud,n empfangen. Bald wurde auch dir andere Habe tn» Gut wieder zurückgibracht, und da» Leden nahm seinen gewöhnlichen Gang w eder an. Di« frei umherlaufenden Pferde wurden nach und nach in eine Umzäunung ge bracht und darin behütet Ein Glück war r» für die Bewohner des Gute», daß auch dte wilden Tiere des Waldk» gleichzeitig «it ver- schwunden waren. Im ganzen Königreiche aber, und besonder» in der Nähe der Königsburg, «ar man über da» Veifchwtnden der ganzen Köntgspracht und Herrlichkeit »ntsitzt. Nur ein kahler Gipfel ragte dort »och m die Höhe, wo die stolz« Burg ge standen. Als man aber hinaufeilen wollt«, da sahen die Bewohner eine Unmost« Kreuzottern auf dem Berge wie suchend Herumhuschen, und schnell flohen die Bewohner wieder hinunter, sich vor der neuen Plage fürchtend. Aber auch eine große Menge Izel sah man am Berg« Hinaufellen. Wo waren nur die hergekommen? Da» waren die von der Königstochter verzau berten Menschen, und dies« begannen nun einen grausamen Vertilgungskciig gegen dl« Ottern. Die Igel waren gefeit g«gen das Oltmngift, ihnen schadete dasselbe nicht». Wohl aber schmeckt« ihnen da» Oltmufleisch und fie sorgten dafür, daß der Ottrrn bald weniger und weniger wurden. Nur dreier konnten st« nicht habhaft «erden. Diese hatten jrd« ein goldene» Krön- lein auf dem Kopf«. Das war dte König»samüw. Al» nun dte Bewohner de» Land«» sahen, daß fie frei geworden waren, kamen str «ine» Lage» auf den Rat etnrt Alten an einem be stimmten Oct« zusammen, um fich «in Obirhaupt zu wählen und fich «ine Ordnung zu schoflen im Lande. Der Alt« hatte gut vorgrarbettet und seine ausgestellt« Meinung wurde angenom men, «eil fie gleiche» Recht sür alle enthielt. Doch al» man ihn zu« Oberhaupt oder Herzog wählen wollte, lehnte er die» ab und schlug dafü- den Eichmann vor. Eichmann war aber Friedel» Vater. Dieser nahm di« Wahl nur unter der Bedingung an, daß der Alte ihm mit Rat und Lat beistünde, wa» dieser versprach. So «ar Friedel» Vater Herzog und Frtedel «tn Prinz geworden. Jedoch änderte da» wenig an Friedel» Lebensweise; denn sein Vater sagt«, «» könne eher au» einem tüchtigen Bauer ein guter Herzog werden, al» an» einem guten Herzog «tn tüchtiger Bauer. Da mußte fich Friedel mit seinen Alt«r»genostrn nach dem Wunsch« von de» Vater» Ratgebern tn seiner freien Zeit auch im Gebrauche von Waffen üben. Da» machte ihm groß« Freude und er N übertraf bald alle sein» Genoffen an Gewandtheit und Stärke; denn er folgte den Anweisungen dr» Fechtmeister» mit Fleiß und Aufmerksamkeit. 2 Friedel war inzwischen einundzwanzig Jahr« alt geworden. Sein Lehrmeister im Waflenge- brauch hatte früher unter den Landsknechten al» Feldwatbel gedient und viel von seinen Krieg», führten erzählt. Dirse Erzählungen hatten nach und nach tn Friedel eine so starke Sehnsucht erzeugt, die Welt kennen zu lernen, daß er eine» Lage» vor seinrn Vater mit der Bitte trat, ihn hinau» ziehen zu lassen in di« Ferne. Doch da stieß er auf harten Widerstand. Erst al» des BaterS alter Rat meinte, daß Friedel doch an Leib und Seele gesund sei und e» ihm nur gut sein könnte, wenn er auch mal andere Länder und Manschen kennen lerne, da willigte der Vater mit schwerem Herzen ein, und die Mutter mit noch schwererem, aber nur unter der Be dingung, daß ihn Eberhard begleite. DaS war Frtedel» Fechtmeister. Mit viel«n guten Lehren und Bitten nahmen die Eltern Abschied von ihrem Friedel, der, wie ein junger Ritter gekleidet, zu Pferde von dannen zog. Dte Mutter hatte jedem der beiden Rei senden einen filbirnen Ring, die fie einst von ihrer Urahne bekommen, an den Finger gefi.ckl und ihnen dringend empfohlen, dieser Ring« sich ni« zu entäußern. So begannen die beiden ihre Reise, von dem Segen der Eltern begleitet. — Di« verwunschene könig-familie war al» Ottern nach und nach bi» an dte Gr«nze ihre» früheren Reiche» geflüchtet. Hinüber tn da- Nachbarreich konnte sie jedoch nicht. Es war, al» wenn auf dieser Grenze «ine durchsichtig« Mauer stände, durch welche sie wohl alle» sehen, über di« fie aber nicht hinüberkonnten. Jrnseit» dieser Grenz« war ein andere» Reich, dessen König «tn guter Mensch war, der mit seinem Volke glücklich und in Frt«den lebte. Auch dieser König hatte eine Königin und ein Töchterlein, ein« schöne, fitttge Jungfrau. Die drei Ottern konnten da» Königsschloß auf der Jnsil eine» kleinen Sees liegen sehen und hatten schon oft mit bitter«« Neide dir im Garten lustwandelnde Köntgssamilte erblickt. Bet der Otterkönig»tochtrr ward dteser Neid nach und nach zu glühendem Haffe. Sir konnte da» friedliche Glück d«r andern nicht «it an sehen, und sann darauf, wie fie dassrlb« stören könnt». Da wurde fi« ein«» Tage» ihrer Patin an sichtig, der bösen Fe«. Al» fi« dies« tränend«« Äugt» bat, ihr doch die menschlich« Grstalt wieder zu geben, da konnte dte F«e nur kopsschütttlnd antworten: „Da» steht nicht in «einer Macht. Bitte Dir etwa» and««» au». Wenn «» mir möglich ist, will ich e» Dir gewähren, denn ich bin Dir gut. Stimmst Du doch in Dein«« Herzen mit mir darin übrrein, den M«nsch«n nur Böse» zu tun." „Ach, Patin," sprach da die Otter, „dort drüben wohnt eine Königstochter, die ist so fröhlich und glücklich, daß ich bet ihrem Anblick vor N«td bersten könnt«. Sie ist glücklich, »ährrnd ich hier elend bin; fie strahlt in der Schönheit eine» KönigSkinde», «ährrnd ich im Gewand« einer Otter herumschleichen muß. Patin, v«r- wandele auch fie in eine Otter!" „An dtrsem Wunsche erkenne ich mein Patenkind. Doch so wie Du es wünschst, kann ich da» nicht tun. Nur für einen Lag in der Woche, den Freitag, kann ich fie verwandeln, und auch nicht in eine Otter, sondern nur in eine unschuldig« Natter; denn fie hat kein Gift wi« Du in fich." „So verwandle fie in eine Ratter, wenn auch nur des Freitag».' „Ich werde Dir den Gefallen tun. Aber ich muß Dir noch rin« sagen: Wenn ein junger Ritter die König»tochtrr liebgewinnt und will fie erlösen von meine« Zauber, so wird er dir» können, wenn er einen silbernen Ring besitzt, der von drm heiligen Petrus gesegnet ist. Dieser Ritter wird Dich und Deine Eltern töten und Eure Kronen nehmen. In demselben Augen blick werde auch ich von hier fortmüffrn und Euch dann mitnehmen." „Ach, Patin, erfülle nur mrtnen Wunsch. Der Ritter soll mich nicht töten, ich »rrdr mich schon vor ihm verbergen." „Gut, ich verlaffe mich auf Deine Schlauheit. Schau nur nicht zu oft nach der Königstochter, da» könnt« Drin verderben werden." Mit diesen Worten schritt die Fee eilig von dannen. — 8. Friedel und Eberhard waren schon mehrere Jahre auf Reisen. Sie hatten in de» Kaiser» Dienst gestanden, waren wett herum gekommen und hatten s«hr ost gefunden, daß dir Armen von den Rittern beinahe wir Sklaven behandelt wurden. Sie sahen aber auch, wie di« freien Bürger und Bauern durch ,i;«n» Schuld von herrschsüchtigen Menschen gegen einander zum Kriege fich verhetz«« lttßeu, anstatt in Frieden nebeneinander zu leben und zusammenzuhalten. Glücklich waren die beiden überall durchgekom- men und zogen nun wieder der Heimat zu. (Fortsetzung solgt.)
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