Volltext Seite (XML)
KilM M PHMti» EmMllikr Anxign Tageblatt. Nr. 36. Sonntag, den 13. Februar 1910. 37. Jahrgang. Deutscher Reichstag. 88. Sitzung vom 11. Februar. Die Beratung des Militäretats wird fortgesetzt bet dem Kapitel: Bekleidung und Ausrüstung der Lruppen. Abg. Gtzrcke (ntl) befürwortet eine Resolution seiner Fraktion auf Vorlegung einer Denkschrift über die Organisation des Milttär-Belleidungs- «rseuS und über die Kosten deS früheren und deS jetzigen Systems. Die Ersetzung der Militärhand- werker, so führt Redner auS, durch Zivilhand- »erker hat große^Enttäuschungen hinsichtlich der Kostenfrage gebracht. Stark verrechnet hat man sich namentlich mit der früheren Annahme, daß die SOOO Militärhandwerker sich durch 1200 Zivil- Handwerker würden ersetzen lassen. Deshalb be sonders sind die ElatSansätze so stark beschnitten worden, und eS ist zu überlegen, ob an dem jetzigenßSy^em überhaupt festgehalten werden soll. Auch sonst bedarf die ganze Organisation einer Prüfung nach verschiedenen Richtungen. KriegSminist r ». Heeriu-e«: Der Haupt grund, weshalb wir s. Z zu den Zivilhandwerkern übergingen, war nicht der, daß wir dabei billiger zu fahren glaubten, sondern die Rücksicht auf die Gerechtigkeit. DaS frühere konservative Mitglied deS Hauses Jacobskölter klagte damals wiederholt darüber, daß gerade nur Schneider und Schuh- macher !zum Militär eingezogen würden, andere Gewerk« aber davon verschont blieben, war unge recht sei. Daß der Wechsel Mehrkosten verursachen würde, darüber «ar man sich schon damals klar. Abg. Koßbeuder (Ztr.): Wir erkennen e» dankbar an, daß sowohl die Herre»- wie die Post verwaltung bemüht find, die Beteiligung an Liefe rungen für die Verwaltungen den Handwerker. Vereinigungen zu erleichtern und dadurch daS Handwerk zu fördern. Abg. Stückle« (Soz): Wir wünschen, daß da- jetzige System bei den Bekleidungsämtern im Interest« bet freien Handwerks deibehalten wird. Wenn die Kosten alt hohe bezeichnet werden, so liegt da- an^der Besetzung ider Aemter mit so und so viel hochbezahlten höheren Offizieren. Diese find auch im Einkauf von Waren, sicherlich nicht so sachverständig wie die Leiter von Privatbetrieben gleicher Art. Abg.^ Erzberger (Ztr ): Der ^Resolution stimmen wir zu. Für seine Denkschrift hört der KriegSminister hoffentlich auch dis Handwerks- tammern. Die Erfüllung von Wünschen det Reichstags läuft meistens auf eine Verteuerung hinaus. Dem Laien unbegreiflich ist die große Zahl der Offiziere bei den B.kleidungSämtern, so 11 Offiziers bei dem des Gardekv! ps. Abg. Albrecht (Soz): Bei der Vergebung der Milltärtieserungen sollten nur solche Unternehmer berücksichtigt werden, die die verabredeten Löhne auch wirklich zahlen. Abg. Wtedeberg (Ztr): Ich bitte, die Heim- arbeiterinnen bet Mrlitärlieferungen besonder- zu berücksichtigen. KriegSminister v. Heertuge«: Wir find ständig bemüht, mit den Handwerker-Organisationen in Fühlung zu bleiben. Wenn die Herren Sozial demokraten eine Umgestaltung der Bckleidungs- ämter wünschen, dann sollen strebte Mittel dazu bewilligen. Abg Sommer (Freis. Volksp.): Die Schmutz konkurrenz, die di« Militärschneider den Zivil schneidern machen, muß abgestellt werden. Die Resolution Bastttmann wurde schließlich angenommen. Beim Kapitel GarnisowServiswesen äußert fich Oberst Waudel entgegenkommend zu ver- schiedenen vorgebrachtcn Lokalwünschen. Die von der Kommission beschloffenen Abstriche an den EtatSsätzen für Pferdegelder und Rationen werden debatteloS angenommen. Bei dem Kapitel Rrisegebührniste wird die Resolution, wonach Kontrollversammlungen der Personen deS Beur» laublenstandes nur einmal im Jchre vorgenommrn werden sollen, gegen die Stimmen der Kons«roatioen und Nationalliberalen angenommen. Im weiteren Verlauf der Debatte zog sich Abg. Ledebour (Toz.) einen Ordnungsruf zu. Weiterberatung Sonnabend. Sächsischer Landtag. HreSden, 11. Febr. Heute tagten beide Kammern. Die Erste Kammer genehmigte ohne Debatte die Glatkapitel 8, Kalkwerke, Kapitel 8, Hofapotheke, Kapitel 10S, Bewilligungen an Militärinvaliden, und genehmigte di« Einstellungen in den außer ordentlichen Etat für die BahnhosSerweiterung in Tharandt, für Erweiterung der Holztränkanstalt Wülknitz, für Umbau deS Bahnhof- Srottau, für Erweiterung deS BahnhofeS Gera und des Bahn- hofeS OelSnitz i. E. und bewilligte schließlich ebenso einstimmig 219 000 Mark zur Erweiterung drt BahnhofeS Weipert. Die Richtigkeit der vom Landtagsausschuß zur Verwaltung der StaatS- schulden abgelegten Rechnung auf daS Jahr 1906/07 wurde einstimmig erklärt. Nächste Sitzung Donnerstag, den 17. Februar: Trile deS Etats und Eisenbahn-Angelegenheiten. * * S Die Zweite Kammer nahm das Dekret 21 in Vorberatung, welches Aenvrrungen deS Ge setzes über die GerichtSkostenund der Kostenordnung für Rechtsanwälte und Notare enthält. Justizminister Dr. v. Ott» wieS die Notwen, digkett des GesttzentwurfeS mit den gesteigerten Selbstkosten «ach. Die Herstellung einer Seite Schreibwerk bet dem Gericht koste 17 bis 1S Pfg , und insofern sei die Erhöhung der Gebühr von 10 auf 20 Pfg. durchaus gerechtfertigt. Die Re- gierung sehe aber davon ab, für dis Angelegenheiten der freiwillgen Gerichtsbarkeit neue Sätze emzuführen. Abg. Rudolph erklärt daS Einverständnis der Nationallideralen mit dem Entwurf und beantragt Ueberwcisung an die GesetzgebungSdeputation. Abg. Dr. Mangler bemerkt, daß die Konser. vatioen gleichfalls dem Entwurf gern zustimmen, und begrüßt« eS, daß man für da- S-biet der nichtstrettigen Rechtspflege keine Pauschalsätze «in. führ«« wollr. Der Bureau-Aufwand bei den R.chtS- anwälten habe fich bedeutend gesteigert, und es sei anzustreben, daß er durch die zu berechnende Ge. bühr gedeckt wird. Da- Dekret könne bet seiner Einfachheit sofort verabschiedet werden. Abg. Brodaus billigt diesen Standpunkt auch. Die freisinnige Fraktion stimme dem ganzen De kret zu. Abg. Rie« behält sich die Stellung namrnS der sozialdemokratischen Fraktion für die Deputa- tion»beratung<n vor. Vizepräsident Opitz beantragt, da- Dekret in dem Sinne zur Schlußberatung zu übeweisen, daß ein Referent und «in Korreferent bestellt werden. Der Glündlichkeit der Vorberatung werd« dadurch kein Abbruch getan. Dieser Antrag wird, nachdem di« National- liberalen fich angeschloffen und Dr. Rudolph seinen Antrag zurückgezogen hat, einstimmig angenommen. Nächste Sitzung DienStag vormittag» 10 Uhr. Tagesordnung: Eisenbahnpetitionen, Etat (Kapitel Seminare) und die Petition deS allgemeinen deutschen FrauenvereinS wegen Aufnahme von Frauen in städtische SchulauSschüfse. Seidenraupenzucht und Seidenproduktion. Bartra-, gehalten i« Gewerbeverein Altstadt von dem Leiter der Hohenstrin.Ernstthalrr Web- und Wirkschule, Herrn Emil Hauck. (Fortsetzung und Schluß au» Nr. SO.) DaS Gewicht e»neS sehr kleinen Eocon- beträgt 1 daS eine» sehr großen 8 x. Nachdem ds» En.sammeln der EocsnS stattgejunden hat, schreitet man zur Lötung. Meisten- wird dieselbe mit Wafferdampf au-grführt, «a» ungefähr 10 Minuten tn^Anspruch nimmt. Da die Goeon» hinsichtlich ihrer Farbe, Feinheit und Gleichmäßigkeit sehr verschieden find, ist «ine Sortierung nölig. Mit den guten Tocor.» nimmt man eine weitere Sortierung vor und zwar wählt man die schönsten und seiden- reichst«» zur Verfertigung der Kettensetden, welche «an Oaanstn nennt, di« minder z«t«n zur Schuß, srtdr, „Lrame" genannt. Die zu« Abhaspeln un- tauglichen Loesn« »erden zu Florettseide verwendet. Der einfache Eoconfadrn ist zu zart, um verwebt oder verwirkt zu »erden und so vereinigt man die Fädrn von 2, 8, 4, v, 6 bi» 10, auch 18 und 20 LeeonS zu einem einzigen Faden. Di« au» der HaSpelung hervor-eh«nde Seid« »trd Rohseide, auch Gcege grnaunt. Der Rohseidenfaden ist nun noch nicht in dem Zustand«, »tr «r in der W ber«i und Wirkerei gebraucht wird, dieserhalb gibt «an den Fäden mehr »der weniger Drehung. Von den geringer«» EoeonS wird Marabou. seid«, cardonirrte und Pelsrid« gewonnen. Die Marabouseidr ist rauh und steif. Carvo, -seid« ist hart gedreht, sehr gle chmäßig, sie wird zu viel- fettigen Arbeiten benützl. Di« P-ls«tde wrrd al» Grundfaden zu den Gold« und Silberlahnzwtrnen verwendet. Drr Numerierung oder L trterung (,ach- mäunisch anstatt Nummer „Titer") der Selb« er. I folgt derjenigen der Baumwolle und Wolle ent. I aegengesetzt. Bei Baumwolle und Woll« gilt der j G undsutz, je ffä-krr da» Garn, desto niedriger die 4 » « Allerlei Kurzweil. « « LenrsPriLch«. Verschiebe nicht», mein säumig Herz, Auf eine brffcre Zeit, Auf Zeitverlust folgt R-u' und Schmerz, Auf Trägheit Traurigkeit. * G * Daß du dein Unrecht ringeseh'n, Fürwahr, die Tat ist klein! Du mußt eS offen eingesteh'n, Soll man dir recht verzeih'». NStfel a«S -er HeimitSkrm-e. Dreifildi-. Klein«, schlichte Häuschen sind meine ersten Zwei, Oft Rau« nur habend sür ein glücklich Paar; Oft find es ganz ge»altige Werke, Die Tausende beschäftigen im Jahr. Die Dritte nennt man ost ein Tal, Oft auch de» Soden, woraus etwa- steht. Durch» Ganz« kommt ihr allemal, Wenn nach dem „Heitern Blick" ihr geht. Zweisilbig. Meine Erste möchte jeder haben, In der Zweiten tut manch Lier sich baden. Dem Ganzen wohl der Name nicht gebührt, Weil statt der Ersten Schlamm «r führt. Zweisilbig. Die Erste mag kein Guter leiden, Zumal wenn auch noch Lrug dabei. Die Zweite galt zu allen Zeiten AlS Mesen-rund, von Bäumen frei. Da» Ganze ist ein großer Ort, Woraus man führt nach »eiten Kreisen DaS schwarze Gold in Wagen fort. Nun rate mal, wie mag er heißen? Rätsel. Zwei Orte reichten sich die Hände Zum BundeZwohl für »w'ge Zeit. Sie dehnten fich, daß ihr Gelände Nicht reichen wollte breit und weit. Da kauften st« fich rin-Sherum Ein große» Stück, da» war nicht dumm. Nun können wachsen sie noch lang Manch liebe» Jahr und blühen, »iS etnsten» fi« der Zeiten Gang Lrotz allem menschlichen Bemühen Die Grenze setzt. Sagt mir geschwind, Wer diese beiden Orte find! v«der-RL1se». Vexierbild Großmutter, der Mann will mich hauen! (Auflösungen tn nächst«« Nummer) «miß Nummer D«» zweisilbigen Rätsel»: Ernstthal — Hohen- strin-Srnstthal — Hohenstein-Er. De« viersilbige» Rätsel»: Oberlungwitz. De» dreisilbigen Rätsel»: Wüstenbrand — Brand bei Freiberg. De- Rätsel»: Reichenbach in Schlesien — R. bei Hoh«»st«in-Ernstthal — R. im Vogtland — Göltzschtalbrücke. D r zweisilbigen Scharad«-'Leumund. Der Hieroglyphen: Da» Geschehene hat über, zeugende Kraft. LinÄn-IeitllNst. All« Rechte für den gesamten Inhalt vorbehalten. Nr. 7. t Redaktion, Druck und Verlag von Horn Lehmann, Hohenstein-Srnstihal. I t»l" Otterkönigs Töchterlein. Märchen vsn E. Thal. 1. SS war einmal ein reiches KönigSpaar, da» hatte eine schöne Tochter. Aber alle drei hatten nur Freude am Herrschen, an Pracht und Glanz, an Reichtum und Genuß. Die sahen ihre U.it.r- tanen nur als Mittel an, ihren Neigungen und Gelüsten zu dienen. Die Königstochter hatte von ihrer Patin, einer bösen Fee, da- Zaubern gelernt. Die- bestand jedoch nur darin, daß sie ihr unliebsame, von ihr betrogene Menschen tn Igel verzaubern konnte, damit dieselben die an ihnen verübten Bosheiten nicht weiter erzählten. E» war deshalb kein Wunder, daß da» Volk deS König- in Armut versank, zumal seine Fluren und Ernten von dem Könige und seinem Jagd gefolge. oft in frevlem Jagdübermute zertreten und vernichtet wurde». Wer konnte, floh dat Schloß und da- Land, und nur die, welche sich von ihrer Scholle nicht trennen konnten, blieben. Unter diesen war auch ein frommer Bauer mit seiner Frau und seinem Sohne Friedel, der sehr weit von der Königs- bürg wohnte, ^und^jder seine hohen Abgaben immer pünktlich ablieferte. Aber gerade die» sollte ihm zum^Verhängni- gereichen. Glücklicherweise hatte bei der letzten Abgaben lieferung" ein (frecher Höfling zu ihm gesagt: »Dir wollen wir Dein reiche- Nest schon einmal auSnehmen." Dadurch wurde der Bauer vorsichtig und wachsam und brachte seine beste Habe und sein Stroh in ein schwer auffindbares Versteck tn den nahen Bergin. Nun hatte der Bauer einst tn seiner Jugend einen kranken Wanderer ausgenommen und so lange gepflegt, bi- er gesund geworden war. Al» Dank dafür hatte der Wanderer deS Bauern Hof gesegnet und ihm noch die Erfüllung eine» laut auSgtsprochenen Wunsche- zugesagt. DaS war schon lange her. Die Bauersleute waren zufrieden, hielten ihr Gesinde wir Kinder und drr Segrn dr» Wanderer» mrhrt« ihren Wohlstand trotz der hohen Abgaben. Anfang» wurde deS Wunsche» wohl manchmal gedacht, (Nachdruck »«datAv) dann immer seltrner und als ihnen Goit den Sohn schenkte, war ihr Glück so groß, daß sie den Wunsch vergaßen. Nun kam die Tocgc um Hab und Gut. Der Bauer stellte, als der Abgakentag heran nahte, Wachen auS, die ihm die Ankunft der ZinSboten melden sollten, damit ihm Zeit zur Flucht bliebe. Doch die Zin-boten umgingen von weitem den Hof, und plötzlich waren sie da in übergroßer Zahl. „Nun, Baurr, pack Deine Schätze auS!" schrie der Anführer. „Heute nehmen wir Dein Geld und Drin Vieh!" Doch kein Vieh und kein Schatz ward ge- fundrn. Wütend schlug man den Bauer. Als man aber auch sein wehrloses Weib schlagen wollte, da erfaßte ihn Zorn ohnegleichen und dieser riß ihn hin zu den Worten: „Ihr Otterngezüchte in Menschengestalt! Ich wollte, Ihr würdet mit König und Hof zu lauter Kreuzottern und Euer B-fih zur Einöse!" Kaum waren die Worte heraus, da wurdeu alle Zinsboten zu Kreuzottern und fuhren zischend hinaus auf» Feld und in den Wald. Bor Schreck sank der Baurr in die Knie. Blitzschnell gedachte er des Wunsche». Er war ausgesprochen und erfüllt worden. Er sprang auf und umarmt« sein Web. „Gertraud, wir find gerettet! Die Peiniger find wir los. Komm, wir wollrn.unsrr Gesinde suchen" rief er. Zwar schmerzten ihm sein« Glieder von den Schlägen, aber er achtete der Schmerzen nicht »nd ging mit seiner Gertraud in den Hof, daS Gesinde zu rufen. Bald kam dasselbe herbei, und al» e» den Bauer und die Bäuerin vor fich sah, da scharte r» fich um sie und bestürmte sie mit Fragen: Wo denn deS König» Boten ge blieben seien? Warum dieselben ihr« Pferde und ihre Waffen im Walde gelaffen hätten? Woher die vielen Schlangen gekommen seien, dir fich alle so eilig von Hau» und Feld fortge wunden hätten?