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Tageblatt für Kohenstein-Emstthar, Oberlungwitz. Gersdorf. Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf. Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Sohensletn-ErnsNhaler' Anzeiger erscheint mit Ausnah«« der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum -es folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle MK.1LS, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Wk.l.S0. Einzeln« Nummern l0 Pfg. Bestellungen nehmen di«Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Erlra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr sür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 18 Psg., für auswärts 15 Psg. , im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzetgen-Annahme für di« am Abend erscheinende Nummer dis vormittags 11 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantte jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion «ssrLLtLSLLserLlLerLerLrlLertLSLrssereriösrerererLoriLLerLlLL nicht verbindlich. LLLLiLLLrLereriLLLStLLeLeLLLrLLkLcLkLLLLeLcrLrerLerLLre-kLL-es Nr. 46. s-msp--q°r Rr. lbl. Sonnabend, den 26. Februar 1910. «ychäftist-ll- B-Hnftr. z. 37. Jahrgang, TageSgeschichte Vraf Aehre«thal i« Berit«. „Wolffs Tel.-Bur." veröffentlicht folgende halb« amtliche Mitteilung, die vom Reichskanzler von Bethmann Hollweg und dem Grafen Aehrenthal gemeinsam verfaßt ist und gleichzeitig in Wien zur Veröffentlichung gelangt: „Seit dem Bestände de- engen Bundesverhältniffes zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn gehört der persönliche Ge dankenaustausch zwischen den führenden Staats männern beider Reiche zu den Traditionen der Kabinette von Berlin und Wien. Eine Bekräf tigung dieses alten Brauches muß in der Reise deS Grafen Aehrenthal nach Berlin und in dem Besucht erblickt werden, den der österreichisch-un- garische Minister deS Aeußern dem deutschen Reichskanzler, Herrn von Bethmann Hollweg, in Erwiderung von dessen vorjährigem Besuch in Wien abstattete. Beide Staatsmänner hatten neuerdings die ihnen erwünschte Gelegenheit, sich über die verschiedenen politischen Fragen, die in letzter Zeit in Diskussion standen, aussprechen zu können. Anknüpfend an ihre Unterredungen vom vorigen Herbste waren sie in der Lage, festzuftellen, daß ebenso Deutschland wie Oesterreich-Ungarn die Erhaltung deS «tata» gao im nahen Orient an streben, und daß sie die weitere Konsolidierung der inneren Verhältnisse deS otomanischen Reiches mit ihren Sympathien begleiten. Graf Aehrenthal und Herr von Bethmann Hollweg verbleiben bei ihrer ruhigen Beurteilung der nächsten Zukunft sowohl was die Lage in Europa im allgemeinen als auch die Entwickelung im nahen Orient anbe langt. Diese Zuversicht stützt sich vor allem auf daß Bundesverhältnis beider Staaten zu Italien sowie auf die günstige Entwickelung der Beziehungen Deutschlands und Oesterreich-UngarnS zu den anderen Rächten, welche die so notwendige Er haltung der Eintracht unter den Mächten wirksam zu fördern geeignet sind." Die vetsetz«»- de» Srafeu Etelber-- Wernigerode. Die Leiche de- Reichstagsprästdenten Grafen Stolberg-Wernigerode wurde gestern auf seinem Familiengnt Dönhosstädt beigesetzt. Der mit Blumen überdeckte Sarg war in der Schloßkap^lle aufgebahrt. AIS Vertreter G. M. deS Kaiser- erschien der kommandierende General v. Mackensen. Mit dem Vizepräsidenten de- Reichstages, Erb prinzen zu Hohenlohe-Langenburg, waren etwa 15 Mitglieder aller Fraktionen gekommen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Die Wahl de» Reich»tag»pr8fidenten am kommenden Dienstag bringt doch vielleicht noch eine Ueberraschung. ES heißt immer wirder, daß Graf Schwerin-Löwitz mit Rücksicht auf seine physischen und Nervenkräfte die Würde ablehnen könnte und daß von den Konservativen dann der Abgeordnete Dietrich oder der Graf Finck von Finckenstein für den Prästdentenposten präsentiert werden würde. Graf Finck von Finckenstein ist laut „Berl Ztg." derjenige RüchStagsabgeordnete, der jüngst einen scharf geladenen Revolver in einem geheimen Kabinette des Hauses verlor. Eise Aonderuug der Geschäft»ordnn«g de» Reichstag» Die verstärkte Geschäftsordnungskommission des Reichstags beschloß zu tz 48 der Geschäftsordnung auf Antrag der Nationalliberalen gegen die Stimmen der Konservativen. „Wenn ein BundesratSbeooll- mächtigter außerhalb der Tagesordnung das Wort nimmt, kann der Reichstag die Eröffnung der Debatte beschließen. Nach der geltenden Bestim mung der Geschäftsordnung kann ein Bevollmäch tigter zum BundeSrat jederzeit außerhalb der Tagesordnung daS Wort ergreifen, ohne daß eine sofortige Erwiderung aus dem Reichstag möglich ist. Z«r ReichStagSstichwahl tu Miilhel«-Wipperfiirth. Der liberale Wahlausschuß in Mülheim hat für die am 26. Februar stattfindende Stichwahl zwischen dem Zentrumskandidaten und dem Sozial demokraten die Parole ausgegeben : „Keine Stimme dem Zentrum!" Die Christlich-Sozialen haben beschlossen, für den Zentrumskandidaten einzutreten. Zur preußische« Wahlrechtsreform Die von der Kommission umgekrempelte Wahl rechtsvorlage der preußischen Regierung wird das Interesse aller politisch denkenden Staatsbürger im ganzen Reiche bis zum Tage der Entscheidung in hohem Grade fesseln. Die Angehörigen der neuen Landtagsmehrheit vertrauen zuversichtlich auf die Durchführbarkeit und Durchführung ih er Beschlüsse, die aus der direkten Wahl mit der öffentlichen Abstimmung der Regierungsvorlage die indirekte Wahl mit der geheimen Abstimmung bei den Urwahlen machen. Die Konservativen scheinen die geheime Stimmabgabe für ein ge ringeres Uebel zu halten als die geheime Wahl. Da sie, wie die „Kreuz-Ztg." versichern kann, energisch auf ein positives Ergebnis der Wahl- rechtSverhandlungen hinwirken, läßt sich sonst keine Erklärung sür ihr Verhalten entdecken. Die Zen- trumsorgane konstatieren ihrerseits mit hoher Ge nugtuung, daß durch die geheime Abstimmung bei den Urwahlen ein wesentlicher Fortschritt erzielt werde und daß man froh sein müsse, auf einem Umwege das zu erreichen, was auf geradem Wege unerreichbar war. Laut „Köln. Ztg." wird die Regierung den KommisfionSbeschlüffen der neuen Mehrheit zur Wahlrechtsvorlage keinen Widerstand entgegensetzen, wenn die Lage geklärt ist, d. h. wenn daS Plenum des Abgeordnetenhauses und nach ihm daS Herrenhaus sich mit der veränderten Gestalt deS Gesetzentwurfs einverstanden erklären. DaS osfizielle Organ der nationalliberalen Partei bezeichnet es als taktisch richtig, daß die national- liberalen Mitglieder der Kommission für den Wahlrechtsantrag des Zentrum- und der Konser vativen eintreten, mit dem immerhin etwas ge- Wonnen sei. Die Partei verzichtet damit nicht auf ihre Forderung deS direkten Wahlverfahrens. — Als Termin für die WahlrechtSverhandlungen im Plenum deS Abgeordnetenhauses ist, wie verlautet, der 14. März in Aussicht genommen. Die sozialen Leistungen de» Reiche» bewegen sich, dafür ist der Geschäftsbericht deS Neichövrr sicher LngsamteS der beste Beweis, an dauernd in aufsteigrnder Linie. Unfallrenten wurden im vorigen Jahre gezahlt über 162 Millionen Mark gegen 157, 150, 142 Millionen in den Vorjahren. Die Entschädigungen auS der Invalidenversicherung im Jahre 1909 find auf etwa 190 Millionen Mark zu schätzen. Die Zahl der eigenen Heilanstalten der VersicherungSträger wächst stetig. Der unbestreitbare Rückgang nicht nur der Sterblichkeit an Tuberkulose, sondern auch der Verbreitung dieser Seuche in Deutschland ist zum großen Teil auf die Hrilstättenbehandlung zurückzuführen. Reue Nnterschleife auf der Kieler RetchSwerft. Den »Leipz. N. N." wird auS Kiel gemeldet: Bei der Untersuchung des mit Gand beladenen Fuhrwerks eines an den Ausschachtungsarbeiten beteiligten Unternehmers, die am Werfttor durch Werftschutzleute vorgenommen wurde, stellte eS sich heraus, daß unter dem Sande ca. 30 Zentner Metall verborgen waren, die auf der Werst ge stohlen worden find. Frankreich Der Antimilitartst Heros, Chefredakteur deS BlatteS „Guerre Sociale", ist wegen deS Artikels, in dem die Tat deS Apachen Liaboeuf, der kürzlich einen Polizeibramten getötet hatte, gepriesen wird, vom Schwurgericht zu vier Jahren Gefängnis und 1000 Francs Geldstrafe verurteilt worden. Der Mitangeklagte Herau-geber deS Blatte- „Royal" wurde freigrsprochsn. Der Zwischenfall au der türkisch-bulgarische« Grenze. Wie auS Sofia gemeldet wird, dauerte am Donnerstag an der Tamrusch-Grrnzr das Gefecht türkischer und bulgarischer Grenzposten noch fort, auf beiden Seiten mit ziemlich geringen Ergeb nissen. Die Lürken sollen bisher 3 Tote und 2 Verwundete, die Bulgaren nur einen Leichtver wundeten haben. Da am Donnerstag von türkischer Seite der Befehl, daS Feuer einzustellen, gegeben werden sollte, so dürfte der Zwischenfall inzwischen schon seinen Abschluß gefunden haben. Die Flucht de» Dalai Lama. Wie dem „Reuterschen Bureau" aus Kalkutta gemeldet wird, wäre der Dalat Lama auf seiner Flucht von den Chinesen beinahe gefangen ge nommen worden. Man glaubt, daß er eine Unter redung mit dem Vizekönig von Indien nachsuchen werde. — Nach einem Telegramm der Deutschen Kabelgramm-Tesellschaft wird der Einzug der chinesischen Truppen tn Laffa und die Flucht de» Dalai Lama, dessen Ankunst in Kalimpong bald erwartet wird, in Kalkutta günstig beurteilt und al» eine Niederlage der englischen Politik ange- sehen. Sächsischer Landtag. Dresden, 24 Febr. Die Erste Kammer be- schäftigte sich nach Erledigung mehrerer Kapitel de- Etat», sowie deS Rechenschaftsberichts mit einigen Petitionen und beraumte ihre nächste Sitzung auf morgen mittag 12 Uhr an, wo u. a. daS Dekret 1b, Einwirkung der Armen-Unterstützung auf öffentliche Rechte, beraten wird. V « D In der Zweite« Kammer gab vor Eintritt in die Tagesordnung Abg. La«gham«er zugleich im Namen des Abg. Merkel-Mylau eine Erklärung Marga. Roman von C. Crone. 13s (Nachdruck verboten.) Mit dem folgenden Atemzuge hotten die Züge den gewohnten, ruhigen Au- druck und die Stimme den be sonnten. kloren und kalten Klang, als Fanny sich noch einer kurzen formellen Begrüßung au die Boroniu wandte: „Ich komme so früh, gnädige Fron, unser Bedoncrn ausznsprechen, daß Momo und ich nicht on der für heute nochmittog geplanten Partie teilnchmen können. Schon vor mehreren Togen hoben wir uns mit Keltings verabredet. Sie rechnen bestimmt auf nns." „Keltings müssen Verzicht leisten", meinte die Baronin und zog Fanny auf eiueu Sih neben sich- „Aiich wir haben auf Sie gerechnet. Das muß also umgeäudert werden." „Das läßt sich heute nicht rückgängig machen, gnädige Frau. Mama und ich müssen uns dos Vergnügen ver sagen, an Ihrem Ausflug teilznnehmen, Keltings er warten uns auf jeden Fall." In der Klangfarbe der Stimme hörte man, daß jeder Neberredungsversuch nutzlos war. Die Baronin zog die feinen Brauen dicht zu sammen, ein Zeichen, daß sie ernstlich unzufrieden war. „Dann gehören Sie beide von morgen an nns, liebe Fanny", erklärte sie bestimmt. „Hannibal hat sich ein paar Tage frei gemacht und diese kurze Zeit wollen wir bei dem herrlichen Wetter recht ansnutzcn." „Ich werde Mama den Wunsch übermitteln." Der Ton war eiskalt. „Hast Du es schon gehört, Fanny", rief Ellinor lebhaft, „Blanca hat sich mit dem Dr. Bruckner verlobt. Zn diesem Augenblick erhielt ich die Anzeige." „Gehört hatte ich es noch nicht", erwiderte Fanny ruhig, „aber es kommt mir nicht unerwartet. Ich glaube, Dr. Bruckner hat Blanca sehr lieb und das sind« ich sehr natürlich. Sie ist ein liebenswürdiges Wesen und der Hauptzng ihres Charakters ist selbstlose Güte." Wie wohlthuend das Lob aus dem ernsten Munde Hannibals Ohr berührte! Trotz allem legte es sich schmeichelnd um sein wundes Herz. Also auch andere hatten es vorausgesehe». Sie schienen olle Blanca besser gekannt zu haben — — als er. Kurz darauf verabschiedete Fanny sich. Hannibal konnte nicht umhin, sich tiefer al? sonst über die schmale Hand zu beugen, die sekundenlang in der seinen ruhte. Cs hatte ihm besonders wohlgcthan, daß Fanny nicht in den spöttischen Ton der Mutter ein- stinimte, als noch einige Worte über die Verlobung gesprochen worden waren. Von Ctinor begleitet, schritt Fanny durch den Garten. Diesmal wandte sic nicht wie sonst den Kopf, um noch einmal zu grüßen, was die Baronin übel auf- znnchmen schien. „Die Halinng hat nichts von Blancas schmieg samer Anmnt", dachte Hannibal, als er sie dahinschreiten iah. „Bei Fanny tritt das Bestimmte, Uebcrlegte hervor. Blanca war die sonnige Unschuld. Fannys herbe Kühle macht einem frösteln." Siebentes Kapitel. In den nun folgenden Tagen hatte Hannibal Gelegenheit zu beobachten, daß die Zeit, in der er fort gewesen war, auch in Wölbungen manche Veränderung herbeigeführt hatte. Eine der auffallendsten war, daß Fanny jetzt der Freifrau gegenüber eine Stellung einnahm, wie es noch keiner vermocht, und auch noch nicht gewagt. Weder eine umwölkte Stirn, »och mißbilligende Blicke, so wenig wie die sonst so gefürchteten spott- gctränkten Witzeleien, vermochten die junge Dame ein zuschüchtern. Eigentlich imponierte es Hannibal, daß es einen Menschen gab, der nicht unbedingt der Mutter unterlhan war. Die stolze Ruhe Fannys hatte etwas Zuverlässiges. Sein zerrissenes Gemüt empfand ihre klar ausgeprägte Bestimmtheit als eine Wohlthat. Flüchtig, wie ein Schattenbild, war ihm einmal in diesen Tagen der Gedanke gekommen, gleich jetzt um Fanny auzuhalteu. Die Eltern wären dann beiderseitig zufrieden. Weder Fanny noch er würden den Bund aus Liebe schließen, das stand, meinte er, beiden klar, somit war es ja nur ein Vertrag, den sie eingingeu. Doch, kaum anfgetancht, verwarf er dieses Vor haben wieder. Mit dem Bilde einer anderen im Herzen blieb es ein Frevel. Besser, er ging den Weg der Dornen und Mühen allein. Fast dankbar empfand er es, daß seine Eltern, er dachte dabei besonders au die Mutter, keine andere Schluß folgerung aus Blancas Unbeständigkeit zu ziehen schien. Sie ehrte den Schmerz, den er wohl znrückgedrängt, aber nicht überwunden hatte. Allein, so ruhig wie der Sohn sich das vorstellte, nahm die Baronin keineswegs diese Angelegenheit hin. Vielmehr erwartete sie mit verzehrender Ungeduld die Entscheidung, die ihr das Resultat vieler Bemühungen bringen sollte. Sie verstand es jedoch, nach außen bin diese Regung zu verdecken. Brauste auch Sturm auf Sturm in dem leiden schaftlichen Gemüt, wenn der nahe geglaubte Sieg sich immer wieder deu hingehaltenen Händen entwand — nichts vermochte die strahlende Laune zu trüben oder die Liebenswürdigkeit zu zerstören, die unfehlbar für jeden das rechte Wort fand. So war der lebte Tag, den Hannibal in Waldungen bleiben konnte, gekommen — und — das Ziel schien ferner denn je. Mißmutig, tiefe Falten auf der sonst so leichten Stirn, faß Frau von Dahlberg in ihrem Zimmer. Die dunklen Auge» hatten eiueu drohenden Ausdruck und mancher Seufzer glitt über die schön geschwungenen Lippen. Was sollte werden! Hannibals „Gefühlsduselei" nahm kein Ende. Hatte sie deshalb das Mädchen verscheucht, daß er ihr wie ein schmachtender Romeo nachtrauere? Nur noch Stunden und er ging fort. Es war nicht anznnehmen, daß er sie hier noch einmal aufsuchte, lind in der Residenz - ? Da spielten viele Faktoren mit. Auch von Arco hörte man nichts. Selbst leine Mnttcr, der er allezeit der rücksichtsvollste Sohn gewesen, wnßte nicht, wo er sich aufhielt, oder wann er zurück- kebrte. Attes mißlang. Die schlanken Finger zerknitterten ein Wnnder t»on Battisttuch, dessen feine Spitzen zu zerreißen drohten. Die Uhr ans dem Kamin schlug zwölf. Für diesen letzten Tag war eine weitere Partie ver abredet und abends wollte mau mit dem Dampfboot zurückkcßreu. Tie sinnende Frau mußte sich gewaltsam von dem Grübeln los reißen. Wiverwill'g begann sie die Toilette — ein Werk, dem sie ionsi viel Zeit und Aufmerksamkeit widmete, und dach - als die Teilnehmer sich eine Stunde später znsam "enlandcu, strahlten die dunklen Augen in leuchtendem Glanz und aus dem lachenden Mnnde ergoß sich der Strom einer von Witz und Neckerei über- sprudelnden Rede. Der Tag verlief bestimmungsgemäß. Als man zurückfuhr, stand der Mond am Himmel. Die Luft war windstill; wenngleich so kühl, daß die Mehrzahl an Bord es vorzog, die Kajüte aufznsnchen. Fanny hatte ihren Platz am Heck gewählt und sah hinunter auf den glitzcrndcu Streifen, der sternengleich hinter dem Kiel des Schiffes ausblitzte. „Glatt und eben die Bahn", dachte sie. Wie der Weg, den sie bisher durch das Lebe» gegangen. (Fortsetzung folgt.)