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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191001270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100127
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-27
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.01.1910
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Organisation-plan ein« Größere Harmonie erzielt und mehr Wert ans die Arbeit gelegt werden. Da- Kind müsse da« wirklich« Leben näher er» fasten lernen. D e Bestrebungen der Dolk«schul- lehrer auf eine Reform de» Religionsunterricht» feien nicht ein Kampf gegen die Religion, sondern für die Religion. Abg. Dr. Dtetek-Annaberg (Freis.) entwickelt den srelfinnigen Standpunkt, verwendet sich für Aushebung der Vorschrift, daß Lehrer, die eine AlterSzulage beanspruchen, darum erst bitten müssen, und konstatiert da- Bestehen eine- Lehrtrüber, stufst». Die Schule der Zukunft soll starke Per« sönUchktilen bilden, welche die idealen Sliter hoch, hallen. Deshalb aber brauche der Lehrerstand größere Freiheiten al- bisher. Abg. Lange-Leipzig (Soz i erklärt», sein« Par, tei lege großen Wert auf die Volksschule, weil vk Prozent de- Volke- hinsichtlich der Bildung nur aus di« Volksschule angewiesen seien. Die Auf, Wendungen de- Staat,- hätten sich nur wenig vermehrt und mit den Einnahmen au» der Ein kommensteuer nicht Schritt gehalten. Di» Ent wickelung de- sächsischen Schulwesen» sei haupt sächlich der Opferfreudigkeit der Städte zu danken. Der Staat tu« zu wenig. Auch die konservativen bremsten. Da- Schulwesen zu fördern, sei Pflicht de» Staate-. Die Zuschüsse an die Gemeinden dürften keine Liebesgaben sein. Er bestreitet, daß die Verrohung der Jugend zunehme und spricht sich gegen Differenzierung der Schulen au», sowie gegen die Verquickung der Religion mit der Schule. Beide müßten von einander getrennt werden. Kultusminister Dr. Beck erwiderte zunächst dem Vorredner. Nach dem Gesetze seien die Vertreter der Unterhaltungspfllcht für dir Schulen die Ge meinden, und eS müßten die Leistungen von Slaat und Gemeinde zusammengerechnet werden. Der beste Beweis für die Güte unserer Volks schule sei die Steigerung de» wirtschaftlichen und kulturellen Leben- in Sachsen seit dem Erlasse d«S VolkSschulgesetze^. Ein Lchrerübeifluß bestehe nicht. Sämtliche zu Ostern abgegangenen Lehrer seien im Lauf« de» JahreS 1909 untergebracht und be reit» wieder acht Seminaristen al» Vikare verwen det und zwei Emeriti zurückberufen worden. V zep> ästdent Opitz-Treuen (Kons.) erklärt dem Abg. Lange gegenüber, die konservativen hätten stet» Rücksicht auf daS Wohl de» Lande» geübt und seien auch nur mit schwerem Herzen seinerzeit dazu geschritten, auf Grund de» Verhalten» der äußersten Linken da- Deeiklaffen-Wahlrecht einzu- sühren. Die Aufwendungen ür die Volksschule belaufen sich in Sachsen au 2,99 Mk auf den Kopf der Bevölkerung, in Preußen auf 2,88, in Bayern auf 1,99 Mark; also auch hier steht Sachsen obenan. Mit Dr. Seyfert stimmen die Konservativen darin überein, daß sehr viele» bester werden muß, wa» die Methode de» Religions unterricht» anlangt. Die konservative Partei werde freudig an der Lösung dieser Aufgabe Mitarbeiten. Abg. Dürr-Gaschwitz (Frrikons.) verwendet sich für vermehrte Unterstützung an Fortbildungsschulen und Erhöhung der Witwenprnfionen. Abg. Htttner-DreSden (Natl) gibt im An- schluß an die l-tzten Worte de» Vizepräsidenten Opitz der Hcff mng Ausdruck, daß bei den großen Fragen der V^t-schulreform da- ganze Hau- in vielen D ngen w-rde geschlossen Vorgehen können, denn auch die Sozialdemokratie werde überzeugt sein, doß man ihr in ihren letzten Zielen nicht folgen könne. Die Volksschule verdiene die Zu wendung vermehrter Mittel, diese wüste aber in erster Linie durch die Gemeinden erfolgen. Abg. Nitzsche-Dre-den (Soz) polemisiert zu- nächst gegen den Abg. Opitz und vertritt dann in längeren Ausführungen nochmals den sozialdemo kratischen Standpunkt in der Schulfrage, insbe sondere fordert er eine Uebernahme der Schullasten durch den Staat insoweit, al» dies» Ausgaben den Betrag von 25 Prozent der in jeder Gemeinde ausgebrachten Slaat-einkommensteuer übersteigen. Kommen also in einer Gemeinde 10000 Mark SiaatSeinkommensteuer auf, so hätte die Gemeinde 2500 Mark zu d»n Schullasten betzutragen, wäh rend den Rest der Staat zu tragen hätte. Dieser W g habe man in Oldenburg bereit» eingeschlagen. Damit solle allerdings nicht gesagt sein, daß da» olvenburgische VolkSschulgesetz ein Ideal sei. Red ner bemängelt ferner die Höhe de» Schulgelde», sein« Partei fordere Unrntgeltlichkeit de- Unter richts und der Lernmittel, wie sie in vielen außer deutschen Staaten bereit» bestehe. Außerdem for derten seine Frrunde di« Einheitsschule. Redner bringt weiter eine Reihe von Einzelbeschwerden vor und polemisiert alsdann gegen den Kultus minister und die neulich vom Aog. Dr. Spieß bei Beratung de» KultuSetatS gemachten Ausführungen. Kultusminister Dr. Beck hebt gegenüber den Ausführungen dei Abg. Nitzsche über die sozial demokratischen Lieder nochmal» hervor, eS Handl» sich auf feiten der Sozialdemokratie um »ine syste matische Erziehung der Jugend (Zuruf von sozial- demokratischer Seite: zur Freihrü), ja, zu dem, waS Sie Freiheit nennen. Hinsichtlich der Aus übung d«S ZüchtigungScechtS der Lehrer habe der Vorredner arg übertrieben. Die Züchtigung werde nicht in allen Fällen entbehrt werden können, solle aber nur bet schwerer Widersetzlichkeit unter allen gebotenen Kautelen zur Anwendung kommen. Be streiten wüste er, daß die Zuwendungen an die Schulgemeinden ungleich erfolgien und reichere Gemeinden vor ärmeren bevorzugt würden. Der Vorschlag des Abg. Nitzsche betr. Uebernahme der Tchullasten werde sich nur durchführen lasten unter mindestens 3prozent. Erhöhung der Einkommen steuer. Ob e» noch möglich sei, da» neue Volk»- schulgesetz so zeitig, vor Beginn de» neuen Land tag» 1911/12 sertigzustellen, daß e» noch vorher veröffentlicht werden könnt», vermöge er nicht zu sagen. Auch habe er nicht allein über dir Ber- öffentlichung zu entscheiden. Abg. HSHnel-Kuppritz (Kons.): Eine EinheilS- schule bestehe jetzt schon auf dem Lande, nur daß sie nicht aus der Höh« steht, wie man sie sich jetzt denkt. Hierauf wird gegen 4 Uhr nachmittag» ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Nach einigen tatsächlichen Berichtigungen bewilligt die Kammer einstimmig die bei dem Kapitel 9« »tngr- stillten EtatSpasten. Al»dann berät die Kammer de» Gesetzentwurf über di« «ußel»t dir Dladelarbettslehrarinne« Nachdem da» Dekret Nr. IS am 23. November 1909 in allgemeine Vorberatung genommen worden war, hat sich dir Gesetzgebungideputation «ingehend damit brfaßt und die Bertchtrrstattung drn Abge- ordneten Frenzel - Langenwolmsdorf (Kons ) und Lange-Leipzig (Soz.) übertragen. Die lebhaftesten Erörterungen in der Deputation entfesselte § 9, worin gesagt ist, daß den NadelarbeitSlrhrerinnen Pension au» der Schulkaffe zu gewähren ist. In der Deputation beschloß man in zweiter Lesung mit 18 gegen 5 Stimmen, die PenfionSlast auf die Staat-kaffe zu übernehmen und die Regierung um Aeußrrung zu diesem Beschluss« zu ersuchen. Die königlichen Kommissare erklärten, schon mit Rücksicht auf dir übrigen Bedürfnisse de» Kultus ministerium- sei hiervon Abstand genommen worden. Betrügen doch die Mehreinstrllungen im Etat de» Kultusministerium» 8 211462 Mk. und davon rmfielen wiederum die Hälfte, nämlich 1 «71685 Mk. auf die Volksschulen. Deshalb müsse die Regie rung Abstand nehmen, der Uebernahme der Pen sionen auf die Staatskasse zuzustimmen. Die De- putation verzichtete dann auf nochmalige materielle Au-sproche und beschloß endgültig mit 12 gegen 6 Stimmen die Uebernahme der Pensionen aus die Staatskasse. Dabei standen auf feiten der Mehr- heit die konservativen Deputation-Mitglieder. Die Minderheit stellt für sich bei der Kammer den An trag, tz 9 nach der Fassung der Regierungsvorlage anzunehmrn. Schließlich wird der Kammer vorgr- schlagen, dm gesamten Gesetzentwurf mit einigen Aenderungen anzunehmrn. Die Debatte wird zunächst über dir Titel 1 bi- 8 eröffnet. Kultusminister Dr. Vick konstatiert, daß die Regierung den Wünschen der Deputation in jeder Beziehung entgegrngekommen ist, auch hinsichtlich der Gewährung von Wohnungkgcldzuschüfsen. Aller dings würde dann auch dir Erste Kammer zustim- mm müssen, wenn vom 1. April ab den Nadel- arbeitSlehrertnnen di« gewünschte Aufbesserung zu teil werden soll. Nach unwichtiger weiterer Debatte stimmt die Kammrr den DeputationSanträgen zu ß 1—8 ein stimmig zu. Zu tz 9, der die Frage regelt, von wem die PenfionSlast getragen werden soll, ob vom Staat oder den Gemeinden, spricht Berichterstatter Arenz«l di» Hoffnung aut, daß man doch noch zu einer Einigung tm Plenum und der Regierung gelangen werde. Mitberichterstatter Lauge bittet um Annahme der Deputationsanträge, die auf Uebernahme der PrnfionSlasten durch den Staat Hinzielen. Abg. Dr. Katser-DreSden (Natl): Es handelt fich hier in erster Linie um eine Finanzfrage, und es ist bedauerlich, daß her Finanzminister durch Krankheit verhindert ist, hier zu sein. Die erforder- lichen Mittel sollen auf jeden Fall aufgebracht werden. Sollen aber die Gemeinden die PrnfionSlasten übernehmen, so würde der Zweck deS Gesetze-, die Ausbreitung deS NadelarbeitS- unterrichtS zu bewirken, wesentlich gefährdet, da di» klrinerrn Gemeinden ihn nicht einfahren würden. Wenn da» Gesetz scheitert, so scheitert e» an dem Widerstand der Regierung, welche ungerechtfertigter- weise die Fmanzlage in den Vordergrund schiebt. Kulturminister Dr. Beck: Wenn eS sich nur um dir Finanzfrage handelt, so wäre daS Kultus- mtnisterium bereit, diesen Gesichtspunkt beim Fi nanzministerium durchzusetzen. ES sprechen aber so viele Gtünde dagegen, daß fich die Bestimmung hier allein nicht aufrecht erhalten läßt. Die Prä missen deS Vorredners find falsch, denn der Ge meinde wird künftig die Vcrpfl chtung auferlegt, den NadelarbeitSunterricht etnzusühren. Sie können also nicht davon absrhen. Dir Großstädte rrhalten gerade jetzt au» Dekret g größere Mehrzuwendungen, so Chemnitz 30000, Plauen 21000, Zwickau 5000. Warum sollen sie da nicht diese kleinen Pensionen übernehmen? Abg. Dr. Hähuel-Kuppritz (Kons.) tritt für dir Regierungsvorlage ein. Abg. Langhammer-Chrmnitz (Natl.) meint, gerade wenn man den großen Gemeinden 70000 Mk. Kosten für die Wohnungsgclder auferlege, könne der Staat 40000 Mk. Kosten für die Pension auf sich nehmen. Wir werden unseren Standpunkt festhalten und laden die hohe Staatsregierung ganz «rgcbenst ein, ihren Standpunkt zu korrigieren, wenn eS ihr vielleicht auch etwa» schwer wird. (Bravo I) Abg. Dr. Spieß-Pirna (Kons.): Wenn keine Seite nachgibt, so ist da» Gesetz gefährdet. Wem daS Wohl der Beteiligten am Herzen liegt, sollte fich bestreben, «inen Mittelweg zu finden. Abg. Dr. Uhlig-Zittau (Soz.): ES gewinnt den Anschein, daß die Regierung einer Ausbreitung deS HandfertigkeitSnnterricht» nicht sehr wohl ge sinnt ist. Abg. Günther-Plauen (Frs.): Ich begreife nicht, daß die Regierung e» bei diesem Anlaß zu einem Konflikt kommen lasten will. KultnSmmister Dr. Beck: Ich begreife nicht die Logik des Vorredners. Die Kammer ist eS, welche von ihrem früheren Standpunkt abweicht, nicht die Regierung. Heute wollten die National- liberalen dem Staate die Penfion-lasten aufbürden, früher hätten sie da» Gegenteil getan. Damit schließt die Debatte. Bei der Abstimmung wird die Regierungs- saffung deS tz 9 mit 49 gegen 28 konservativ» Stimmen adgelehnt, die DeputattonSsastung mit demselben Stimmenverhältnis angenommen. Da mit ist die Pension-last de« Staate auferlegt. Ohne Debatte wird der Rest de» Entwurf« in der DeputationSfaffung angenommen, ebenso in der Gesamtabstimmung da» ganze Gesetz. Die vor liegenden Petitionen werden für erledigt erklärt, bzw. der Regierung al» Material für da» Volk», schulaesetz überwtrseu. Nächste Sitzung Mittwoch 10 Uhr. LageSord- nung: Etatkapitel. Hofapotheke und Statistisch«» Lande»amt. Rechenschast»sachen und kleine Eisen- bahnangelegrnheiten. Vortragsabend d«S Kaufmäunischeu BereiuS zu Hohtuftciu- «ruftthal. Der Kaufmännisch« Verein zu Hohenstein-Ernst- thal veranstaltete gestern abend im Hotel „Drei Schwanen" einen öffentlichen Vortragsabend, zu dem der Psychologe Leo Erichsen au- Berlin ein Referat über da« Thema „An der Grenze deS Ueberfinnlichen" übernommen hatte. Zu dem Abend, der von Herrn Kaufmann Beck eröffnet wurde hatte sich ein sehr zahlreiches Publikum nicht nur auS der Stadt, sondern auch aus der ganzen Umgegend ein gesunden. Der Herr Vortragende begann sein Referat mit dem Hinweis, nicht über etwas Phantastisches, nicht über das, waS der Spiritist behandelt, wolle er sprechen, sondern lediglich über die Psychologie. Wir leben heute, so fuhr er fort, in einer Zeit, wo eine große Fülle deS Ungeahnten, deS nie Gekannten dem Menschcngeiste näher tritt Wenn unS heute die Nachricht treffen würde, es sei eine Verbindung mit dem Mars hergestellt, so würden wir zwar im ersten Moment überrascht sein, die Sache auf keinen Fall aber für unmöglich halte". Die Ueberraschung würde jedoch nicht von langer Dauer sein, denn bei der großen Fülle deS Neuen sei die Nachricht bald abgetan. Nur ein Gebiet gibt es, das Gebiet des Seelenlebens ist eS, was den Menschen mehr interessiert und wa- ihm neu bleibt. Der Geist de« Menschen ist der höchsten Entwickelung fähig, und doch hat er bis heute noch nicht das Dunkel an der Grenze des Ueberfinnlichen lüften können, an jener Grenze, wo der Menschenverstand aufhört zu be- greifen. Die Grundfragen der Psychologie wurden erst in den letzten Jahren der Beantwortung etwas näher gerückt. Der Schlaf ist eine der seltsamsten Erscheinungen unsere« Seelenleben», doch gibt cs ein eigentliche- Schlafen im Sinne deS Worte« nicht. Der Müller z. B., der nachts schläft würde sofort auswachen in dem Moment, wo seine Mühle stehen bleibt Der Schlafwandler steht auf, geht auf ge. fährlichen Pfaden spazieren, legt sich wieder zu Bett und weiß von seinem nächtlichen Erlebnis nichiS mehr. In der Suche nach einer Erklärung einer Reihe solcher Rätsel kam man aus verschiedene Ge biete, z. B.: Ahnungsvermögen, Telepathie, Hypnose, Suggestion Man ahnt oft ein Unglück, einen Todesfall Vorau«. Die sensible, feinfühlige Frau hat ein größeres Ahnung-Vermögen als der Mann. Es find heute ca. 35 Jahre vergangen, seit eS einem deutschen Wissenschaftler, dem Professor Heidenheim- Breslau, Vorbehalten blieb, etwas größere Klarheit in das Wesen der Hypnose zu bringen. Dabei ist die Hypnose aber schon so alt wie die Menschheit selbst; denn schon in der Bibel lieft man die An wendung derselben. Der Mensch ist leichter zu beeinflussen, al« er denkt, auch ohne, daß erst ein Hypnotiseur auf der Bühne arbeitet. Es gibt viele Menschen, die nicht mehr im Besitze eines freien Willen« sind, die gewissermaßen unter einer fremden Suggestion stehen. Der Betreffend» glaubt zwar, alle seine Arbeiten entstehen aus eigenem Willen und merkt dabei nicht, daß er vollständig am Gängel bande geführt wird. Es ist dies Suggestion, die aber himmelweit von dem Begriff Hypnose entfernt ist. Es gibt unzählige Grade der Hypnose Redner erzählt hierauf ein praktisches Experiment mit einem Russen, das er in Gemeinschaft mit dem bekannten Psychiater Professor Forel und verschiedenen Aerzten in Zürich ausgcsührt hat Nur Eharlatane könnten behaupten, in der Hypnose könne man einen Menschen nicht etwa« zur Au-iührung bringen lasten, dessen er im gewöhnlichen Leben nicht fähig ist. Die Hypnose kann zu verbrecherischen Zwecken au«genützt werden. Die Frage „Kann die Hypnose als Heilsaktor in Frage kommen", ist dahin zu beantworten, daß die Hypnose bei allen organischen Krankheiten nicht am Platze ist, dagegen gibt eS Krankheiten, sogenannte funktionelle Störungen, Nervenüberreizungen, Neu rasthenie, Angstzustände, Morphiumnehmer u s. w-, wo die Hypnose angebracht ist und ost Hilse bringt. Wer die Gabe der Hypnos» besitzt, kann sie leicht zu verbrecherischen Zwecken ausnützen. In dem nun folgenden Teil seiner Vortrages zeigte Herr Erichsen an Hand einer großen Anzahl geschickt auSgeführt« Experimente, wie tief der Einfluß der Hypnose aus den einzelnen Menschen ist. Schon nach kurzer Zeit gelang es dem Au-führenden, eine Dame und vier Herren in einen gewissen Dämmerzustand zu versetzen und vollführte er sodann mit zwei der Herren geradezu staunenerregende wunderbare Experimente, die hier in dieser Vollendung noch nie gesehen und geboten wurden und bei der zahlreichen, aufmerksam lauschen den Zuhörerschaft große» Interesse hervorriefen Dem Redner wurde am Schlüsse seiner Experimente wohlverdient»! Beifall zuterl und trennte sich da« Publikum in dem Bewußtsein, einen sehr genußreichen Abend im Kaufmännischen Verein verlebt zu haben OertlicheS und Sächsisches. Hohenstei»Sr«stthaI, 86 Januar * — Wettekausficht für Donnrr-tag, den 27- Jan.: Lebhafte nordwestliche Winde, wolkig bi- bedeckt. Temperatur wenig geändert, starke Nieder schläge, meist Schnee. * — Der «eueutdeckte Kämet war bei dem gestrigen klaren Abendhimmel, wie un« von einem Freunde unsere- Blatte» mitgeteilt wird, sehr gut zu beobachten. Noch um 6 Uhr war er deutlich zu erkennen, verschwand aber dann bald im Dunst kreis deS Horizont». Er ist leicht zu finden, wenn man vom Abendsterne Venu», der wegen seine» Glanze» unter den Sternen de» Westhimmel» nicht zu »»rkeunen ist, ein Stück nach recht» geht. Er st»ht »twa» tiefer und besitzt etwa die Helligkeit d»r Sterne de» großen wagen». Auch der Schweif ist mit bloßem Auge deutlich zu erkennen, dach fall die Helligkeit mit der Zeit abnehmen. * Hoheustetu-Grufithal, 2«. Jan. Am Ge- burt»tage Seiner Majestät de» Kaiser», Donner»- tag den 27. Januar, werden die hiesigen Post schalter wie an Sonntagen offen gehalten und t« hiesigen Ort», und Landbestellbezirk nur eine um 8 Uhr vorm. beginnende Bri»f-, Geld- und Paket- bestellung auSgeführt. Der Telegramm- und Fern- sprechdienst findet wie an Werktagen statt. * — Zur Gtadtvrrarduetenueuwahl Wäh- rend, wie wir schon gestern mitteilten, der Hau», befitzerv.-rrin für die nächsten Montag, den 31. dsS. Mt», stattfindende Stadloerordnetenneuwahl wiederum eine eigene Kandidatenliste aufzustellrn beschlossen hat, haben fich der allgemeine Beamten- verein, der Fabrikantenverei«, der Gastwtrt»ve«in, der Semeindebkamtrnverein, der Gewerbeverrin Altstadt, der Konservative Verein, der Landwirt schaftliche Verein und der Nationalliberal« Verein auch dir»mal wieder zu einem Kartell zwcckS Auf. stellung einer gemeinsamrn Kandidatenliste zu. sammrngeschloffen. Wie wir hören, beabsichtigt man in der heute abend im „Deutschen Hau»" staltfindenden gemeinschaftlichen Sitzung, die bet der am 24. November v. I. stattgefundenen Wahl gewählten Herren erneut in Vorschlag zu bringen. * — vnbeuftrctch In der vergangenen Nacht wurde durch einen Steinwurf eine größere Fenster- scheibe im Lehrerzimmer der Neustädter Schule zertrümmert. Die Lat ist nach '/,10 Uhr abend» auSgeführt und j»drnfallS auf einen Bubrnstretch halbwüchsiger Burschen zurückzufahren. Da der Täter bisher nicht ermittelt werden konnte, bittet man, etwaige auf die Spur de- Täter» führende Beobachtungen beim hiesigen Polizeiamt zu melden. " Oberlungwitz, 26. Jan. Unsere Kochschule hatte gestern den Besuch einer Anzahl Mitglieder des Schulvorstande» zu Schönau zu verzeichnen. Die Herren wohnten dem Unterrichte bet und sprachen sich schließlich sehr anerkennend über da» Geseh ne und Gehörte au». In Schönau besteht die Absicht, von Ostern d. I. ab eine Pflichtfort bildungsschule für schulentlassene Mädchen einzu- richten und soll der Unterricht jeweils ein Jahr dauern. Ein weiterer Beweis, daß die Wohltaten einer solchen Schule auch anderwärt» anerkannt werden und die Einrichtung Nachahmung findet. * Oberluugwitz, 26. Jan. Im Gasthof „Deutscher Kaiser" veranstalteten gestern Oscar Junghähnels humoristische Sänger einen Gesangs abend, der schon bald nach Beginn bei der zahl- reich erschienenen Zuhörerschaft ein« äußerst ge- hoben« Stimmung hervorzauberte. Auch diesmal gelangte wieder eine vollkommen neue Darbietung», folge zum Vortrag, die lebhaften, mitunter stür« mischen Beifall hervorrief. Die Besucher werden gewiß gern an die fröhlich verlebten Stunden zu rückdenken, zumal auch Küche und Keller dr» Herrn Molch nur Gute» boten. ' Rüßdorf, 25. Jan. Wie gefährlich da» Petroleum ist, weiß jede Hau»frau, und doch. gehen so viele noch immer damit unvorsichtig um, trotz der eindringlichen Warnungen, wie fie die häufigen und oft gräßlichen UnglückSfälle predigen. So goß vor einigen Tagen die Frau de» hiesigen Strumpfwirker- S. Petroleum au- der Kanne direkt ins Feuer, um e» anzufachen. Natürlich schlug die Flamm» sofort heraus, erfaßte die Kleider der unglücklichen Frau, so daß sie nun am ganzen Leib, besonder» an der Brust mit Brandwunden bedeckt, schwer krank darnieder liegt. Ihr« erwachsene Tochter verhütete durch schnelle Hilfe das Schlimmste. — Die Bautätigkeit in unserem Orte verspricht in di-sem Jahre rin« be- sonder» r«ge zu werden. Wohl 8—10 große Mietshäuser sollen gebaut werden. Die find aber auch nötig; denn WohnungSmangel ist auch j»tzt hier noch vorhanden. * Chemnitz, 2b Jan. Die hiesige Bäcker, tnnung feierte gestern im großen Saale de» kauf, männischcn VereinShauser ihr bOOjährtget Jubt- läum, an welcher Frier auch die Vertreter der Behörden teilnahmen. Herr Obermeister Tiebel begrüßte die Versammlung auf» herzlichste und endete mit einem Hoch auf den König. Alsdann trug Frl. Tiebel einen stimmungsvollen Prolog vor, worauf Herr ArchidiakonuS Eger die Festrede hielt. Nach einem Konzertstücke folgten Wid« mungen und Ansprachen. Herr Kreishauptmann von BurgSdorff überreichte Herrn Tiebel da» Ritterkreuz 2. Klaffe de» Albrecht»orden«. An den Festaktu» schloß fich ein frohbelebter komm«», n dem ein historische» Festspiel: „Lie Becken von kameniz" aufgesührt wurde, und ein Jubiläum». >all. H«rr Oberlehrer Wienhold hatte eine Fest- chrift verfaßt, in welcher eine autführliche Ge« chichte der Innung geboten wurde. * Dresden, 25. Jan. Einem eigenartigen Tode ist vor einigen Tagen hier ein junger, hoff nungsvoller Musiker verfallen. Den jungen Mann fror auf einem Spaziergang stark an die Füße, e» trat eine heftige Beinanschwellung ein, und der nach der Heimkehr schleunigst zugizogene Arzt konnte nach Oeffnung einer Vereiterung weiter nicht» mehr tun, al- dem Sterbenden durch Lin- derung-mittel den Lod erleichtern. — Ler in den Diensten eine- hiesigen Bureau« stehende Schreiber und ehemalige Unteroffizier deS 103. Bautzner Jnfantrrie-RegimentS Alfred Schmieder ist am Sonnabend nach Unterschlagung von 500 Mark flüchtig geworden. Schmieder war zweck« Ab. Hebung dieser Summe auf eine hiesige Bank ge. schickt worden und ist nicht mehr wtedergekommrn. Bi« jetzt fehlt von dem Flüchtigen jede Spur. — Der Dienstknecht Heinze au« Leutewitz wurde heut« nachmittag durch zwei Landgendarme in da« hie. figr UntrrsuchungSgefängni« ringeltefert. W»gen ein«» SinbruchSdiebstahl« festgenommen, soll er nach einem von den Gendarmen angestellten kreuz- verhör »tngeräumt haben, am Abind de« 20. No- »ember auf der Landstraße in der Nähe der Schoner Mühle dem Itzjährigen Fleischerlehrling Horch aufgelauert, ihn mit einem spitzen Steine erschlagen und um di« Barschaft von 60 Mark
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