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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190805269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19080526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19080526
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-26
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.05.1908
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O-rtlicheS und Sächsisches. -ohr»ftei»-Ur stthal, 25. Mai 1908. *— Der Himmelfahrttztag fällt in diese Woche und damit treten wir in die Pfingstzeit ein. Es naht die Zeit, die uns daran mahnt, den Geist der Zwietracht zu unterdrücken und den heiligen Geist, Glaube, Liebe und Hoffnung zur Herrschaft über uns gelangen zu lassen. Nur zu leicht ver- geffen wir diese drei im Tagesstreit, so nölig ste unS sind, wirken ste doch wie Balsam bei einer schmerzenden Wunde. Wohl dem, über den sich mit dem HimmelfahrtStage der Pfingstgeist ergießt! Freudigen, friedvollen Herzens wird er seinen Lebens weg weiter verfolgen. Blicken wir uns jetzt in Gottes freier Natur um, so werden wir froh ge stimmt. Ein Zauber liegt über allem, aber wir müssen den Tinn zum rechten Verstehen mitbringen, nicht achtlos vorüberwandcrn. Gerade in der Pfingstzeit, die nun anhebt, erschließt uns die Natur ihre Schätze wie zu keiner anderen Zeit. Trübe Kunde ist freilich von nah und fern gekommen. Wiederholte Gewitter haben sich mit einer Gewalt entladen, wie ste glücklicherweise selten ist. Leider ist strichweise die Obsternte vernichtet worden. Der Schaden ist bedeutend, aber wohl zumeist durch die Versicherung gedeckt. Wetterautsicht für Dienstag, den 26 Mai: Mäßige südwestliche Winde, veränderliche Bewölkung, zeitweise leichte Regenfälle, Temperatur nicht erheblich geändert. * — Chemnitzer Vorortverkehr. Um den Reisenden, die mit Fahrtausweisen (Monats karten usw.) von Siegmar, Hohenstein-Ernstthal «sw. nach Chemnitz Nikolaivorstadt versehen sind, in Bedarfsfällen die Ausdehnung der Fahrt bis Chemnitz Hauptbahnhos zu ermöglichen, hat jetzt die Staat-eisenbahn-Verwaltung die Stationen Grüna, Hohenstein-Ernstthal, Siegmar und Wüstenbrand mit einfachen Fahrkarten zweiter und dritter Klaffe von Chemnitz Nikolaivorstadt nach Chemnitz Hauptbahnhof ausgerüstet. Die betreffen den Reisenden brauchen also in den fraglichen Fällen in Chemnitz Nikolaivorstadt nicht mehr den Zug zur Neulösung der Fahrkarten nach dem Hauptbahnhof Chemnitz zu verlassen, sondern sie können dieselben schon bei Antritt der Reis« auf den oben genannten Stationen entnehmen. Die Neuerung wird vielen willkommen sein. Königin Larola-Stiftnug. Der Ertrag der von der Königin-Witwe Carola zum Besten deS Sächsischen Krüppelheims (Königin Carola- Stiftung) letztwillig bestimmten Lotterie von Gegen ständen ihres Nachlasses ist, nach Abzug der nun mehr auf 7648 Mark festgestellten Erbschaftssteuer, mit 145 530,53 Mark der gedachten Anstalt über wiesen worden. * Hoheustein-Crnßthal, 25 Mai. Aus An laß der Feier deS Geburtstages unseres Königs erfolgte heute in den Morgenstunden Weckruf von feiten der Stadtkapelle unter Begleitung der Ge wehrsektionen der hiesigen Militärvereine. Die öffentlichen und viele Privatgebäude waren durch Flaggen geschmückt und in den Schulen der Neu- und Altstadt fand Festaktus statt. In beiden Schulen waren außer den Kollegien noch Vertreter der Stadt, der Kirchen, der Schulen und des Kgl. Amtsgerichts erschienen. Die Neustädter Schul turnhalle war mit der Büste unseres Königs, umrahmt von Gaben des Frühlings, geschmückt. Die Feier wurde durch Choral und Gebel eröffnet. Die Ansprache hielt Herr Lehrer Steinhardt, der sich seiner gestellten Aufgabe, den Schülern die Volkstümlichkeit der Wettiner vor Augen zu führen, vortrefflich erledigte. An Hand von Beispielen, bei Friedrich dem Weisen beginnend und aus ver schiedenen Zeiten noch den Vater August und Mutter Anna, Friedrich August II., König Johann, König Albert und Königin Carola herausgreifend, wies Herr Steinhardt nach, daß unsere Fürsten aus dem Hause Wettin immer rechte Väter ihres Volkes gewesen sind. Auch das heutige Geburts tagskind, unser König Friedrich August III., sei ein echter Sproß aus diesem Fürstenhaus«. Liebens würdigkeit und Güte, Einfachheit und Pflichttreue seien auch ihm eigen. Gern verkehre er mit und unter seinem Volke und wie selten einer habe es unser König verstanden, in der kaum vierjährigen Regierungszeit die Liebe und das Vertrauen seiner Srchsen zu gewinnen. Unsere Liebe zu ihm müsse deshalb der Dank gegen unseren Landesfürsten sein. Die treffliche Schilderung der Tharakterzüge und Lebensbilder des Königs und seiner Vorfahren verfehlten ihre Wirkung auf die Anwesenden nicht und dürften ganz besonders den Kindern die Herzen höher schlagen gemacht haben. Auch sonst war die ganze Frier vortrefflich durch Wort und Lied der Schüler und Schülerinnen ausgeschmückt. Mit der Deklamation „Heil dir, mein Sachsenland" und dem Liede „Den König segne Gott" schloß die schöne Feier. — In der Altstädter Turnhalle, deren Rednerpult grüner Blätterschmuck zierte, wurde die Feier auch durch Gebet und Schüler chor eröffnet. Die Festansprache hielt Herr Lehrer Heinig, der das Lebensbild des Königs vortrefflich zeichnete. Seine Erziehung und sein Leben im Elte, «Hause, sein Familienleben, seine Vorliebe für die Armee, für Jrgd und kräftige Wanderungen, seine Reisen ins Ausland, seine Ausbildung als Soldat und die Aneignung von reichen Kenntnissen auf dem Gebiete der Rechtspflege, der Staatsver waltung und Volkswirtschaft, seine vort rsflichen Charaktereigenschaften, die sich im Verkehr mit dem Volke besonders zeigen und ihm das Hrrz des Volkes im Fluge gewinnen ließen, verstand Herr Heinig trefflich zu schildern Ec schloß seine Rede mit einem Hoch auf unsern König Stchend wurde sodann die Sachsenhymne gesungen und mit dem Liede „Wie lieb ich dich, mein Sachsen land" sand die Feier, die auch mit Lied und Wort auS Kindermund reich ausgeschmückt war, ihren Schluß. Mögen die angeschlagenen Saiten in den Herzen der Kinder recht lange nachklingen und opferfreudige Liebe zu ihrem Königshaus« und ihrem Vaterlande erstehen taffen. * — Die Augenkrankhrtten her Schüler Für Sonnabend, den 23. d. M., hatte der hiesige Bez.-Lehrer verein die Eltern unserer Schulkinder zu einem Vorträge deS Herrn Dr. Pause-Chemnitz eingeladen, der über die Notwendigkeit einer gründ lichen Augenuntersuchung bei Schulkindern sprach. Er ging in seinen klaren, für jeden Laien leicht verständlichen Ausführungen von der Tatsache aus, daß mit der höheren Kulturstufe eines Volkes leider die Augenfehler zanehmen und daß von der Srh- tüchtigkeil die Konkurrenzfähigkeit auf dem Arbeits markte abhänge. Hieran schloß er an der Hand von Zeichnungen eine Beschreibung des optischen Baue- eines normalen, weit- und kurzsichtigen Aages. Er hob dann be,onders den Baufehler des astigmatischen Auges hervor und zeigte dabei durch eine Skizze, wie in demselben zwei räumlich von einander verschiedene Bilder entstehen, die naturgemäß die Sehschärfe beeinträchtigen müssen. Wie sehr dieselbe schon in früher Jugend vom normalen Zustande ubweicht, zeigte Vortragender an dem UnlersuchungSresultat, das Prof. EciSmann- Zürich an Schulkindern vom I—S. Schuljahre fand; cs war folgendes: weitsichtig waren im l. Schulj.67,8 °/„ im 9. Echulj.40,6 °/° normalsichtig „ „ „ 18,6 „ 18,3 °/§ kurzsichtig 13,6 °!„ „ „ 41,7°/° Während also die Normalsichtigkeit an seinem Untersuchungsmaterial ziemlich gleich blieb, wuchs die Kurzsichtigkeit auf Kosten der Weitsichtigkeit. Die eigenen Untersuchungen an Schülern einer Chemnitzer höheren Lehranstalt ließen Herrn D>. Pause zu folgendem Ergebnis gelangen: weitsichtig waren 25,5 normalsichtig „ 41 "/, kurzsichtig „ 16 astigmatisch „ 17 Diese traurigen Begleiterscheinungen unserer heuti gen Kultur lenkten den Herrn Vortragenden auf die Beantwortung der Frage, wie die Kleinen das Sehen erlernen, und erläuterte dabei, daß die Lkko- modationsfähigkeit der Augenlinse in der Jugend größer sei als im späteren Alter. Er empfiehlt zum Ausgleich der normalen Zustände die recht zeitige Verordnung pass.nder Augengläser, durch welche die Brechungsfehler korrigiert würden. Eine jedes Jahr sich wiederholende eingehende Prüfung der Schüler auf ihre Sehschärfe mit Hilfe der Stergerschen Tehprobernafel, deren einfache Handhabung durch die Lehrer er erläuterte, steuern dem Kulturübel nachdrücklich. In Zweifelfällen, in denen die Tafel versagen würde, müßte der Schularzt alles weitere veranlassen und eventuell Hilfe eines Spezralarztes beantragen. Zu diesem klaren, vor allem den Laien leichtverständlichen Vortrage wurde Herrn Dr. Pause für seine un eigennützige, lediglich dem Dienste der Sache und dem Volkswohl gewidmete Arbeit aufrichtiger Dank der Anwesenden durch den Mund des Herrn Dir. Dietze. Leider waren die Kreise, in deren beson derem Interesse der Vortragsabend veranstaltet ward, sehr schwach vertreten. * — Die 10. Gründungsfeier beging gestern die Ortsgruppe Hohenstein-Ernstthal des Deutsch nationalen Handlungsgehilfen-VerbandeS. Eingc- leitet wurde die Feier bereits am Vorabend durch einen Kommers im Saale des Hotel Gewerbehaus, der außer von zahlreichen hiesigen Mit gliedern auch vom Bczirksvorsteher und von Kollegen resp. Vertrauensmännern aus Chemnitz, Limbach, Lichtenstein-Callnberg usw. besucht war. Orchester-, Gesangs- und andere Vorträge, Rezitationen und Ansprachen ernsten und heiteren Inhalts unter hielten die Teilnehmer bis zu vorgerückter Stunde. Von auswärtigen früheren Mitgliedern gingen zahlreiche Glückwunsch-Depeschen und andere Zu schriften ein, die zur Verlesung gebracht wurden. Ferner wurden dem festgebenden Verein von anwesenden Kollegen 2 Bilder, das Bildnis des Verbandsvmfitzenden Schack und eine Ehrentafel der Ortsgruppen, verehrt. Der gestrige Sonntag brachte einen 11 Uhr vormittags im Hotel Drei Schwanen abgehaltenen öffentlichen Vortrag deS Herrn Otto Wege-Leipzig über „Die staatliche Penfionsversicherung der Privatbeamten". Der Vorsitzende Herr Schulthes begrüßte die Ec- schienenen und bedauerte, daß angesichts des hoch wichtigen Themas nicht mehr Interessenten er schienen seien. Insbesondere begrüßte er die Stadtverordneten, die als Vertreter der geladenen städtischen Körperschaften anwesend waren ( er Herr Bürgermeister Dc. Patz entbot in einem vom Vorsitzenden verlesenen Handschreiben seinen Gruß und bedauerte, durch anderweitige Dispositionen vom Besuch abgehalten zu sein), sowie die Ver treter der hiesigen Prinzipale, den Leipziger Ver trauensmann usw. und erteilte Herrn Wege das Wort zu seinem Vortrage, der in höchst klarer, fließender Weise zu Gehör gebracht wurde. Er sprach zunächst über die Verhältnisse der Privat angestellten im allgemeinen und im besonderen über die drei Selbsthilfen: Der Lebensversicherung, den Geschäftspensionskafscn und dem Sparen. DaS alles sei aber nicht eine sichere Gewähr für die spätere Existenz und einen sorglosen Lebensabend der Privatangestellten, auch nicht die Alters- und Invalidenversicherung und die in der letzten Jahren geplante staatliche Penstonskaffe. Das Streben der Privatangestellten müsse dahin gehen, der Regie rung genaue Unterlagen zu bringen, nach denen sie einen Entwurf ausarbeiten könne, der ihnen ein? selbständige staatliche Pensionskasfe schaffe gegen eine Prämienleistung von 10 Prozent (5 Prozent der Arbeitgeber und 5 Prozent der Arbeitnehmer), damit müsse auch verbunden sein eine Witwen- und Waisenkaffe. Für dir Versichc- rungSpflicht dürfe eS keine Gehaltsgrenzs geben; für dir Leistungen seien drei GthaltZklasfen einzu- führev. Für einen Ausbau der Alters- und In- validenverficherung könne man nicht sein, das entspreche nicht den Wünschen der Privatangestellten. Die Reichsregierung arbeite bereits an einem neuen Entwurf; die Zukunft werde es lehren, was er für die Prioatangestellten bringen werde. In seinem Schlußwort, das dem ca. 1'/, stündigen Vortrag folgt«, forderte Redner zum Anschluß an irgend eine Organisation und zur kräftigen Werb«, mbeit auf; denn nur so lasse sich etwas Ersprieß liches erre chen. Der Herr Vorsitzende dankte dem Redner sür seinen wertvollen Vortrag, wünschte recht baldigen Erfolg und gedachte schließlich des Geburtstages des Land sherrn, mit einem drei maligen Hoch auf denselben schließend. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagsmahl im Hotel G-wwbehaus unternahmen trotz der ungünstigen Witterung eine Anzahl Mitglieder nebst aus wärtigen Kollegen einen Spaziergang über das Mineralbad nach der Hüttenmühle, wo abends von 6 Uhr ab der angenehmste Teil des schönen Festes in Szene ging. Vor einer dichtged äugten Festversammlung konzertierte hier die hiesige Stadtkapelle (unter der bewährten Leitung ihre- Direktors Herrn Naumann) mit gewohnter Prä zision und Schneid. Nach Beendigung deS ersten Programmtestes begrüßte der Herr Vorsitzende die Festteilnehmer. Nach Beginn des zweiten Teiles trug Frl. Jähnigen einen Prolog vor und über- reichte im Namen der Frauen und Jungfrauen der Ortsgruppe Hohenstein-Ernstthal ein Vereinsbanner, wofür der Herr Vorsitzende in schwungvoller An- spräche mit einem Hoch auf die Spenderinnen dankt«. Vor Beendigung des Konzert- hielt der Vertrauensmann Herr Wege-Leipzig die Festrede, in der er mit zündenden Worten sür die Zweck« und Ziele des Deutschnationalen Handlungs gehilfen - Verbandes warb Nach einem flott gespielten Einakter „Um 8 Uhr abends" trat der Tinz in seine Rechte, der die festfrohe Schar noch lange beisammenhielt und den klangvollen Schluß d«s in allen Testen glänzend verlaufenen Festes bildete. * — Familienabend. Der Gesangverein „Lyra" hielt gestern abend im Neustädter Schützen- Hause seinen Familienab.nd ab. Es waren dazu auch eine große Anzahl Sangesbrüder au- den Kreisen der Brudervsreine erschienen, sodaß der Abend sich zu einem sehr anregenden gestaltete. Manch gutes Lied erklang, fleißig wurde das Tanz bein geschwungen und spät erst konnte man sich entschließen, die gastliche Vergnügungsstätte zu ver laffen. * — Der dritte Zug der Freiw. Feuerwehr II. Komp, unternahm gestern mit den Angehörigen einen Ausflug, der trotz des unfreundlichen Wetters in schönster Weise verlief. * — AuSflug. Trotz der nicht gerade günstigen Witterung durchzog ein heiteres Völkchen (der Verein Schillerloge Chemnitz), der unseren Ort mit Endpunkt Lichtenstein-C. als Ausflugsziel ge wählt hatte, in d n gestrig» n frühesten Morgen stunden die Stadt. Die Stimmung, dis die Chemnitzer beseelte, war der Veranstaltung vorzüg lich angepaßt und ließen ste dieselbe überall da, wo sie auftrafen, so recht zur Geltung kommen. Wie wir ei fahren, haben die von ihren besuchten Etablissements von hier und LichtensteimC einen derartigen Eindruck bei ihnen hinterlassen, daß der Verein beabsichtigt, Mstte August in doppelter Stärke dieselbe Tour noch einmal zu wiederholen * — Der Arbetirrradfahrer verein hielt gestern im Gasthaus zur Zeche ein sehr gut besuchtes Ver gnügen ab. In den Nachmittagsstunden erfolgte von der Goldenen Krone ab eine Korsofahrt nach dem Vergnügungslokal, wo die Radfahrer in den Abendstunden in Form eines hübschen Reig ns ihre Kunst zeigten. Dem fröhlichen Tanze wurde auch hier fleißig gehuldigt. * ,* Oberlungwitz, 25. Mai. Die Hcbeseier der Turnhalle des Turnvereins „Germania", die am vorigrn Sonnabend statisand, gestaltete sich zu einem recht feierlichen Akt, der den Vereins- angehörigen sicher unvergessen bleiben wird. Die Gängernege eröffnete die Feier mit dem Vortrage des LiedeS „Das ist der Tag des Herrn". Hier aus hielt Herr Pfarrer von Dosky den Hebesprach. Er betonte zunächst, daß in diesen Monden sich in die Tat umsetzt, was die Mitglieder in jahrelanger Liebe und Treue ersehnt und vorbereitet haben. Baukünstler, Handwerker und Vereinsleitu-ig haben sich redlich bemüht und fleißige Arbeit getan. Heute wird der feste Aufbau gekrönt. Fest ruht der Grund in der Erde Schoß. Ragend stehen die Mauern. Ungefüge Balken einen sich in lichter Höhe und reichen sich treulich die Bruderhand. Vom First grüßt uns der geschmückte Baum. Wir aber stehen still in dieser Slund« und sind voll Freude und Dankes. Glück zu! so rufen wir über dem aufgerichleten Haus«. Glück zu! Mag auch zur Vollendung der Halle Glück, Friede, Freude und Sonnenschein nicht fehlen. Möchten alle, die daran noch arbeiten, sich zur Freude und ohne Schaden für ihr Leben ihre Arbeit tun. Glück zu! daß der liebe Verein nach Wochen einen frohen und gesegneten Weihetag Haden und dankbaren HerzenS seinen Einzug in das eigene traute Heim halten mag. Der Herr Pfarrer wies dann auf den großen Baumeister von Himmel und Erde hin. Auf ihn schauen wir in dieser Stunde und bitten ihn um seinen Schutz. Er lasse die erstehende Halle werden zu einer Segensstätte für die Ver einsmitglied, r, zu einem Gesundbrunnen für Leib und Geist, zu einem Bollwerke kameradschaftlicher Liebe und Treue, die ihre Segensspuren in der Gemeinde und in weiteren Kreisen brmerkbar machen sollen. Mag hier echt turnerischer Geist herrschen, die rechte Frische, die wie der Tau des Himmels erquick! ; die rechte Frömmigkeit, die köst lich? Blüten, Selbstzucht, Gehorsam, Sittlichkeit, h.rvorbringt; di« rechte Fröhlichkeit, die stark ist in Hoffnung; die rechte Freiheit, die keine Zügel losigkeit bedeutet, sondern starken b utschen ManneS- mut, der streng ist gegen sich selbst, duldsam gegen andere. In solchem Geiste und nm solchen Wünschen feiern wir das Hebefest dieser Halle. Glück zu! Den trefflichen Worten ließ die Sänger- liege das Lied „Nun danket alle Goll" folgen, in das viele der Anwesenden, von der Feierlichkeit deS Augenblicks beinflußt, mit einstimmten. Herr Schmidt, der Vereinsvorst >her, richtete noch Worte der Freude über daS Gelingen des Baues bis zu dieser Stunde und Worte des Dankes gegen den Gemcinderat, die Gemeindeglieder und Vereins- angehörigen für bewiesenes Wohlwollen und be zeugte Opferwilltgkeit an die Versammelten, mit dem Gelöbnis, daß die Halle eine Pflegstätte deutschen VolkStumS werden solle. Der Choral „Lob, Ehr' und P^eiS sei Gott" beschloß die Feier, der sich ein geselliges Beisammensein im ..Casino" anschloß. Diesem wohnten, wie auch der Hebefeier, die Herren Pfarrer von DoSky, Schul- direklor Dr. Groschopp, Oberlehrer Kantor Lung- witz, Lehrer Tippmann, denen sich später noch Herr Dr. Rossa zugesellte, bei. Manch kräftig Wort und gute- Lied verschönten daS Beisammen- sein, das ganz bestimmt zum festen Zusammenschluß bngetcagen haben wird. Mögen dem wackeren Vereine alle Wünsch? und Hoffnungen in Er- füllung gehen. HI Gersdorf, 25 Mai Zu Ehren deS König« fand hier gestern früh eine Kirchenparade statt, an der sich außer den Militärvereinen und königStreurn Knappen 16 andere königstreue Vereine, teil- mit Fahnen, beteiligten Die freiwillige Feuerwehr eröffnete und schloß den feierlichen Zug. Drei Musilchöre spielten flotte Marschmusik, und zwar außer der hiesigen die Lugauer und Kirchberger Bergkapelle. König- Geburtstag wurde im hiesigen Orte heute auch durch verschiedene festliche Veran staltungen begangen. Eingeleitet wurde der festliche Tag früh durch Reveille. In der Zentralschule sand am Vormittag ein Festaktus, bei welchem Herr Lehrer Wachsmuth die Festrede hielt, statt Gebet und Gesang verherrlichten di« schlichte Feier, zu der sich leider nur wenige Gäste eingefunden hatten. Die öffentlichen und mehrere Privatgebäude hatten gestern und heute Flaggenschmuck angelegt. Am Abend findet, von den Militärvereinen veran- staltet, im grünen Tal ein patriotischer Abend, be stehend in Konzert und Ball, statt. — Se. Maj. der König hat aus Anlaß seines Geburtstage- u. a. im Bezirk« der Chemnitzer AmtShauptmannschast dem Gemeindevorstand Müller im nahen Erlbach das Albrechtskreuz verliehen. j :f Wüstenbraad, 2b. Mai. Zur Himmelfahrt abends 8 Uhr hält der hiesige Chorgcsangverctn ein Gesangskonzert unter Mitwirkung bewährter Solokräste: Frl. Schmidt-Srüna (Sopran), deS Herrn Lehrers Ulbricht-Limbach (Baß), des Herrn Lehrers Hähner-Chemnitz (Rezitator) ab. Unter den auserlesenen Nummern des Programms ver dienen zwei größere Chorwerke mit Orchesterbe- gleitung (städtische Kapelle zu Hohenstein-Ernstthal) besondere Beachtung: „FrühlingSzauber" von Weinzierl und „Die Zigeuner" von Jul. Becker, das letztere ein originelles Werk mit südländischem Colocit von packendem Reiz. Den verbindenden Text spricht Herr Rezitator Hähner-Chemnitz, den die gesamte Kritik als hervorragenden Künstler rühmt, der mit seinem umfangreichen und modu lationsfähigen Organ allen Gemütsphasen und Stimmungen trefflichen Ausdruck verleiht. * Falke», 25. Mai. Gestern nachmittag 4 Uhr sand im hiesigen Gasthose in Anwesenheit dis Herrn Amtshauptmann Ebnuyer aus Glauchau eine gutdesuchte Versammlung von Gemeindever tretern wegen Weiterverfolgung des Bahnprojekts Limbach—Waldenburg—Gößniß statt. Die von Herrn Kaufmann William Rittberger auS Limbach einberufene und geleitete Versammlung war von Waldenburg, Gößnitz, Limbach, MeinSdorf, Hart- mannsdorf, Langenberg, Falken, Naßdorf, Langen, chursvors, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Alt stadt-Waldenburg, Oberwinkel, Oberwiera u. a. besucht. Die Verhandlung gestaltete sich sehr interessant und zeitigte das einstimmige Ergebnis, nach wie vor fest zu halten an dem Projekt. Ein Ausschuß, bestehend aus den Herren Bürgermeister Dr. Kretzschmar in Limbach, Bürgermeister Kretz- schmar m Waldenburg, dem Bürgermeister in Gößnitz, Rittberger in Limbach, Gemeindevorstand Schuhmann-Oberwiera, soll eine neue Petition an die königliche Staatsreqierung und die Stände 'vorbereiten. Wer den Verkehr zwischen den ein zelnen Orten kennt und ihre wirtschaftliche Be deutung aus eigener Erfahrung zu beobachten je mals Gelegenheit hatte, der glaubt mit dem Ver- lause der Versammlung die Zuversicht teilen zu müssen, daß die Verwirklichung des Projekts immer mehr und mehr in die Nähe rückt. * Hohndorf, 25. Mai. Gestern früh verun- glückte auf dem Helenen- und Jdaschacht der Berg- arbeiter Schiller von hier tödlich. Er wurde durch hercinbrechendes Dachgebirge verschüttet. * Glauchau, 24. Mai. Um dem hier fühl baren Manger an kleinen Wohnungen abzuhelfen, hat sich hier aus einflußreichen Herrcn ein Kon- sortium gebildet, das die Baulust unterstützen und dahin wirken will, daß man für billiges Geld sich ein bescheidenes Hänschen in guter Lage erwerben kann. Als Baugelände soll die Fläche dienen, die an der Nordfront unserer Stadt an den Carola- park angrenzt. — Die Grundsteinlegung zum Bau der Lutherkirche hier findet am 1. Juni statt. — Vor einigen Tagen wurde einem Kohlenhändler, der in der Nähe der Annenstraße sein Feld bestellte, von einem auswättigen Pferdehändler, von dem er sein Pferd auf Abzahlung (gegen Wechsel) er worben hatte, das Tier ausgespannt und mit fort- genommen. Um die Rostnante ungehindert in seinen Besitz zu bekommen, hielt der Händler, der noch zwei Leute bei sich hatte, den Kohlenhändler so lange fest, bis seine Begleiter da- Tier ausge spannt hatten. * Siegmar, 24. Mai. Im hiesigen Lehnge- richtsteich wurde ein Mann ertrunken ausgefunden. In dem Toten erkannte man einen Chemnitzer Einwohner namens Uhlig. * Chemnitz, 25. Mai. Ein 18 Jahre alter Rundstuhlarbeiter brachte sich gestern abend m der 11 Stunde in der Herrenstraße in selbstmörderischer Absicht einen Schuß aus einem Revolver in die link« Brustseite bei. Der Schwerverletzte wurde von einem Arzt verbunden und dann ins Stadt krankenhaus gebracht. Ii Chemnitz, 25 Mai. Der in Mufikkreisen wohlbekannte Organist an der hiesigen St. Jacobi- Kirche, William Hepworth, wurde vom Königlichen Kultusministerium in Anerkennung seiner 35jährigen Wirksamkeit zum Kirchenmufikdirektor ernannt.
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