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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190011165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19001116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19001116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-16
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.11.1900
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Nr. 266 »andarbriter ckto: er 1880 eine ange- ingnablger Tone, um uch drüben Jendrewo" der Nacht : eingestellt aron Borck Ein weiser llen bereits eine glän- sie bis auf durch eine l und zum jauptet ich ent- n den Arzt vorschnell lagsstunde, beunruhi- und suchte daS Gärt- achdenklich gehe sofort halten Sie stirbt oder wmochte es ien blaffen s dem Ant- Dein Aer-z -deutendes! n möglichst ien abwar- entwickeln. resten selbst iermuthlich der jungen ach. Kom- müthvolles von ihrem r noch lie ¬ reißen der alisch« Re- !g l e i ch 3 am Stehen in hartem «n Solda- Haupt- tzt kein diesen raphirt luß natür- die Bure« um Unter aus diesem ib die Ver- keit unter. >ll auch de svidenz er cuppen auf ieben ist. Beilage die in Peking >. Kettelers silbern rin der chinefi- ie Unruhen : Berufung n 10. Aum aesische Re- rer KriegS- ust, der die >ätere Auf- n schildert, e chinesische fiedächtniß- , daß Ket- hrliche Br em Todes- r Meinung yr-werg-r Anzeiger und Tageblatt. Sette l >. November «ar die Blutthat ein sorgfältig vorbereiteter Racheakt hoch stehender Vertreter der chinesischen Regierung, welche Ketteler wiederholt, theilweise sogar ms Gesicht, des Doppelspiels be- schuldigt hatte. Ter „Times" wird auS Peking vom 11. November gemeldet, 6 scheine, daß China alle in der Note der Mächte enthaltenen Bedingungen annehmen wird, mit 'Ausnahme der Forderung, an gewissen Prinzen und Würdenträger» die Todesstrafe zu voll- streckeu. Ter „Franks. Ztg " geht folgendes Telegramm anS Taku zu: Kn Sonderberichterstatter, der auS Peking znrückgekehrt ist, er- Mt, daß zwischen Militärs und Diplomaten Uneinigkeit herrschte. Such unter den Militärs kommt eS zu R e i b u n g r n. Am zi. Oktober ist eS in Aangtsun zwischen französiichen, deutschen und russischen Truppen auf der einen und den amerikanischen Truppen aus der anderen Seite beinahe zu einem Kamps ge- Immen. Die Amerikaner hatten m>t Gewalt von einem Eisen- bnhnzuge Besitz ergriffen und schlugen dabei fran- zSsische Ossiziere, sowie den russischen Lokomo tivführer nieder. Die Russen und Franzosen drohten, Feuer zu geben, falls der Zug sich in Bewegung setze; allein sie waren au Zahl schwächer als die Amerikmer und konnten daher diese nicht zwingen, den Zug wieder zu verlassen. Die Russen und Franzosen mußten auf Hülfe von Seiten der Deutschen warien, und dann gaben die Amerikaner nach. Die westlichen Kaciergräber Hsiling, über die die Kolonne v. Normann nach Tsulingkuan marschirt war, sind durch franzö sische Truppen besetzt worden. Eine französische Expedition ist am S. November abmarschirt, um auch die östlichen Kaisergräber Tungling zu besetzen. Diese östlichen Kaisergräber liegen rtwaS über 100 Kilometer nordöstlich von Peking in unmittelbarer Me der großen Mauer. Sie enthalten die Mausoleen Tschaosiling, Hiaoling, Hmotongling u. A. DaS älteste Hiaoling stammt aus dem Jabre 1661 n. Ehr. Hier wurden Schuentschi uud zwei seiner Frauen beigesetzt. Das jüngste der acht Mausoleen ist 1888 errichtet. Der Hof opfert mit Borliebr an düsen Gräbern, die leichter und schneller zu erreichen sind, als di« westlichen Kaisergräber Hsiling. Die Franzosen haben an der Straße nach dem zu besetzenden Punkte bereits vor dem -.November einen Angriff aushalten müssen. Die „Times" meldet nämlich auS Tientsin vom 9. November, daß eine kleine Mheilung Franzosen rn der Nähe von Tungtschou, 20 Kilometer östlich von Peking, von einer großen Menge Chinesen ange- gnsseii worden sei. Verschiedene Zeitungen hatten aus Hsian gemeldet, daß der -aiser von China an chinesische und fremde Beamte in Peking ein Telegramm abgehen lassen wollte, worin der Kaiser mitthellt, wenn seine Umgebung nicht den Gehorsam verweigert hatte, wir« er längst nach Peking zurückgekehrt. Die Blätter berichteten umler, daß die Kaiserin zwei Vertrauensmänner deS Kaisers, welche daS Telegramm zur Bejörderung bringen wollten, hin- lichten ließ. Diesen Meldm gen wird jetzt von dem Telegrapven- dnckwr Scheng aus das entschiedenste widersprochen und dieselben werden als unbegründet erklärt. Nach Meldung des OberlommandoS aus Peking vom 11. ds. befindet sich die ehemalige chinesische Garnison von Peking zwischen Huai-lai und Hjüen-Hwa (83 und 142 Kilometer nord westlich Peking). In dieser Richtung ist deshalb, sowie zur Unterstützung bedrohter Katholiken auf dringenden Wunsch des Bischofs Favier unter Oberst Gras Porl von Wartenburg eine Expedition entsandt worden, bestehend aus: 1. Bataillon Regi ments 1 ohne 3. Kontpagnie, Jäger-Kompagnie, 2. Eskadron, 1 Zug Gebirgs-Artillerie, 1 Kompagnie Oesterrcicher, 1 Bataillon Md 1 Gebirgsbatterie Italiener. germutter. Es scheint also amtlich festgestellt zu sein, daß eine Schwiegermutter bei einem sächsischen Musterhaushalt über» flüssig ist. — Dte Sozialdemokratie als Arbeitgeber. In eine« Flugblatte, welches die wegen schlechter Pehandlung auS der sozialdemokralischen Genossenschastsbäckerei ausgetretenen Arbeiter neuerdings verbreiten, wird den als Arbeitgeber funktwmrendm „Genossen" der Vorwurf gemacht, sie hätten die Arbeiter von Jahr zu Jahr vertröstet, daß, sobald Kapital vorhanden sei« werde, auch die Schaffung gesunder ArbeitSräume, Anlegung maschineller Einrichtungen u. A. mehr vor sich gehen solle. Dann heißt es weiter: „Der Reingewinn wuchs von Jahr z« Jahr; doch nichts geschah; statt besten trieb man nur Dividenden» jägerei, man ging an die Thcilung deS Reingewinns. Leute, die keinen Finger krumm gemacht hatten, als nur daS Risiko, S Mk. eiuzu ahlen, erhielten im Vorjahre 500 Mk., in diesem Jahre (nach der in Nr. 260 deS „Vorwärts" veröffentlichten Bilanz) weit über 1000 Mk. Von Jahr zu Johr wiederholt sich diesig Schauspiel, die Arbeiter aber schwitzen, schuften und warte« weiter." — Wie man sieht, verstehen sich die „völkerbeglückenden* Sozialdemokraten noch besser aus die „Ausbeutung" der Arbeiter als mancher „hartgesottene" Unternehmer. So ist eS aber i» der sozialdemokratischen Partei in allen Stücken; eS würden alsö recht erbauliche Zustände einreißen, wenn es zur „Vergesell schaftung" des P-.ivateigenthumS und an dessen Verwaltung durch die Sozialdemokratie käme. — Am Postplotz wurde gestern Mittag ein junger Man« vou hier von einem Hotelomnibus überfahren. Ein Vordev rad ging ihm über den Unterleib, anscheinend ohne schwere Bers letzungen zu verursachen. Den Unfall führte der Kutscher durch zu schnelles Fahren herbei. Nach dem Unfall fuhr er weites ohne vom Bock zu steigen und sich um den Verletzten zu kümmern. ES wurde Strafantrag gegen ibn gestellt. — Bei der heute stattgesundcnen Ziehung ver König!» sächsischen LanveSlotterie wurden (ohne Gewähr) folgend« Gewinne gezogen: 50000 Mark aus Nr. 54930, 5000 Mark auf Nr. 59737. Oertliches uud Sächsisches. Freiberg, den 15. November. — König Albert jagte gestern, wie auS Sibyllenort ge meldet wild, mit dem Prinzen Georg und den Herren der Um gebung aus Süßwinleler Revier. — Dem Vernehmen nach will das König!. Cultusministerium den Schulvorständen gestatten, aus Anlaß der allgemeinen Bolls- Mung am 1. Dezember Vie Schulen zu schließen, um den Lehrern Gelegenheit zu geben, sich recht zahlreich an dem Zähl- geschäft zu bctheüigen. — Herr Ingenieur und Tiefbauunternehmer Karl Jensen sprach gepern Abend in einer Versammlung deS Allgemeinen Hausbesitzervereins über d,e Wasserversorgung unserer Ltadt und über die Wasserversorgung der Städte im Allge meinen. Er entledigte sich dieser 'Ausgabe durch einen er schöpfenden, von reichem fachtechnischen Wissen zeugenden Vortrag. Die städtischen Kollegien waren fast voll ählig erschienen; auch die Bürgerschaft war in Anbetracht deS zeitgemäßen Themas zahlreich vertreten. Ter Vortragende sprach zunächst über die organische Beschaffenheit des Wassers, dal ei die Voraussetzungen für ein gutes, in hygienischer Beziehung einwandfreies Tnnk- wasser hervorhcbend. Er unterschied drei Hauptarten der Mischen Wasserversorgung: die Gewinnung aus Qucllwasser, Grundwasser und Lberflächenwasser (Wasser aus einem Fluß, See oder einem natürlichen oder künstlichen Sammelbecken). Dabei betonte er die Gefahren, welche die Verwendung des in gesundheitlicher Beziehung nicht einwandfreien Obe, flächenwassers zur Folge haben könnte. Länger verweilte Herr Jenjen bei der Nutzbarmachung der Ouell- und Grundwasser sür den Genuß; n verwies dabei aus die Mittel und Wege, welche mehrere Städte eingeschlagen, um — ost unter großen Schwierigkeiten Md mit erheblichem Kostenaufwand — das gewonnene Quell- Md Grundwasser ohne Gefahren für die Gesundheit sich nutzbar zu machen. Kurz streifte Redner den Bedarf der Städte an Wasser und die Filtration des nicht einwandfreien Wassers durch Santsiltcr. Zwei getrennte Wasserleitungen anznlegen — «ine Trinkwasserleitung mit Grund- oder Qnellwasfer nur sür Genußzwecke und eine Brauchwasserlellung mit rohem oder filtrirtem Flußwaster sür alle übrigen Verwendungs arten — sei nicht empsehlenswerth, und zwar anS hygienischen Gründen und dann auch wegen der bedeutenden Mehrkosten und der Unzuträglichkelten durch ein doppeltes Nöhrensystem in Straßen und Häusern. Unter besonderen Umständen jedoch, wenn die Versorgung mit ausreichenden Mengen guten TnnkwasserS nicht möglich sei oder doch wegen der Kosten eine zu hohe Be lastung der Bürger bedingen würde, könne eine derartige Trennung der Versorgung in zwei Theile angebracht sein. Redner kam dann aus die heimische Wasserversorgung zu sprechen. Im RathSkollegium sei man bereits vor Jahren zu der Ucberzeugung gekommen, daß in n'cht zu ferner Zeit eiue völlige Aenderung in der Trinkwasserversorgung FreibergS geschaffen werden müsse. Man hat Versuche gemacht, auS weiter Ferne neue Wasseradern sür Freiberg ausfindig zu machen, und da eine rationelle Wasserversorgung gegenwärtig sür Menschen und In dustrie die erste Bedingung ist, so kann es nicht Wunder nehmen, Wenn die Angelegenheit die städtischen Kollegien beschäftigt. Die Wochen der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung z« bringen sind. -X- Weißenborn, 15. November. Bei der gestern auf dem Freiheitlich von Wangenheimschen Jagdrevier abgehaltenen Treib» jagd wurden 89 Hasen und 2 Rehe erl gt. — Gestern Abend gaben Winklers Muldcnthaler Säuger im Gräbnerfchen Gasthof ein Konzert. Vom 16. November an wird sich die Künstler truppe L. Hoppe auS Chemnitz nach mehrjähriger Pausy wieder einmal produziren. Dir guten Leistungen dieser Truppe dürsten von ihrem früheren Austreten noch in Erinnerung sei«. H Berthelsvorf, 15. November. Gestern Abend ist dif verw. Karoline Köhler auS Weißenborn in den durch Neu» berthelsdors führenden Kunstgraben gestürzt. Die alte Frau wäre sicher darin umgekommen, wenn nicht zur rechten Zeit ei« Fabrikarbeiter der Frau Hilse gebracht hätte. Später kam auch em Hüttenarbeiter hinzu. Den vereinten Bemühungen der beide« Männer gelang eS, die Frau aus dem tiefen Graben herouSzubrmge«. Bei dem schon erwähnten Brande der kürzlich in den Besitz deS GasthossbesitzerS Vauer übergegangenen Reismühle i« Heiversdorf erlitt der Vorbesitzer W. Einhorn schwere« Schaden, da in dcr Bretmühle werthvolle, für seine Holzschleiferei bestimmte Maschinen und sonstige Gegenstände »m Werthe vo« ca. 5000 Mk. lagerten, die nicht versichert waren. Das Wohn haus blieb erhalten, doch entstand den Bewohnern desselben ebenfalls Schaden durch Beschädigungen der auSgeräumte« Gegenstände. Die Erzählung der beiden Schulmädchen, welche am Sonnabend Nachmittag in der 6. Stunde > us dem Heimwege von Haßtau nach Roßwein von einem unbekannten Manne überfallen und durch einen Geschirrsührer gerettet sein wollten, hat sich, nach dem Eingeständniß beider Mädchen, als Lüge erwiesen. Sie bezweckten damit, nicht wieder auf Besorgungen nach Haßlau geschickt zu werden. — Auch eine andere Schauergeschichte vo« dem Ueberfall eines zu einer Hochzeitsgesellschaft in Grelsendorf gehörenden Mädchens scheint nichts als die Ausgeburt weiblicher Phantasie zu sein. — Vielleicht ist auch bei dem neuerlichen Ueberfall in Großmilkau nicht alles in Ordnung gewesen. In der Familie eines Arbeiters in Dresden waren zu gleicher Zeit fünf Kinder schwer erkrankt. Den vielgeprüften Eltern wurde aus Veranlassung deS König l. Hofes eine Wärterin, sowie eine ansehnliche Summe überwiesen. Während des letzten Buchbinder-Streiks in Leipzig aste der 34 Jahre alte Buchbinder Ernst Richard Ritter, nachdem er Arbeltsmädchen einer Buchbinderei zur Arbeitsnieder legung zugeredet hatte: Wenn Ihr nicht mitgeht, dann giebt es heute Abend Dresche! Am Montag hatte er sich vor dem Landgericht wegen versuchter Nöthiguug zu verantworte». Das Gericht erkannte aus drei Wochen Gesängniß und rechnete von der 25tägigen Untersuchungshaft eine Woche auf die Strafe an. In der Urtheilsbegründung wurde ausgeführt, daß der Terrorismus, mit dem aus die Arbeitswilligen elngcwirkt werde härter bestraft werden müsse. Auf der Zwickauerstraße in Chemnitz wurde die 64 Jahre alte Formerswittwe und Hausbesitzerin Hahn von einem Motor wagen ersaßt, etwa 3 Meter mit fortgeschleift und schwer ver letzt. Die Frau verstarb alScald. Der 40 Jahre alte Tischler Gustav Paul Förster, welcher am 3. Oktober in Zittau in der Wohnung >emer Eltern auf seine 36 Jahre alte Schwester Anna v. End ein Revolver-Attentat verübte, hatte sich gestern vor dem Schwurgericht Bautzen wegen versuchten Mordes zu verantworten. Nach eingehender Be weisaufnahme verneinten die Geschworenen die auf versuchten Mord lamende Schuldsrage, sprachen den Angeklagten aber ve» versuchten TodtschlagS schuldig. Das Urtheil des Gerichtshofs lautete aus 8 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre EhrenrechtSverluft. In Burgstädt sind schwere Erkrankungen an Typ hu» aufgetreten. Einige Personen sind gestorben. Die neue S ch re ck e n S t>h a t in Großmilkau hat be greiflicherweise in der dortigen Gegend gewaltige Aufregung her vorgerufen. Das Dienstmädchen Bauer, gegen das sich der An fall richtete, ist ein großes, sehr kräftiges Mädchen von 20 Jahren. AIS sie die nach dem Obstgarten zu gelegenen drei Fen sterläden des Wohnhauses geschloffen hatte und im Begriff stand, in den Hof zurückzugehen, sprang ein Kerl auf sie zu und schlug sie mehrmals inS Gesicht. DaS vor Schreck sprachlose Mädchen setzte sich zur Wehr, rang mit ihm und faßte, als er stechen wollte, nach seiner Hand, in welcher der Mensch ein Messer hatte. DaS war ihre Rettung. So nahm sie dem Stich, den der Kerl nach ihrer Brust führte, die Wucht. DaS Messer zerschnitt nur Blouse und Hemd und führte eine leichte Wunde über der — Königliches Landgericht Freiberg. Der Hi und Hauvburschc Hermann Mücke, geboren den 31. Ol zu Weidig, zuletzt wohnhaft gewesen in Niederstriegis, wurde vo« der ersten Strafkammer wegen Körperverletzung unter Einziehung deS Messers zu 6 Monaten Gesängniß verurtheilt, worauf drn topographische Lage Freiberg» ist für eine Wasserversorgung in der Nähe auS irgend einem Flußlauf so gut wie ausgeschlossen, obwohl wir von Wasser von allen Seiten umschlossen sind. Frei berg ist deswegen gezwungen, etwas weiter zu gehen, um Wasser zu bekommen. UnsereHauptwafferquelle befindet sich in Berthelsdorf, wo der Hüttenteich das Brauchwasser für Freiberg liesert. In den Jahren 1526—1530 befürchtete man eine Wasserentziehung durch den Bergbau; die Befürchtung erwies sich bald als berechtigt, deshalb führte der Bergbau als Aequivalent der Stadt aus dem Hüttrnteiche das nöthige Wasser zu. Dir Wassermenge, welche wir jetzt bekommen, ist ein wöchentliches Rad oder 87,8 Liter pro Sekunde, daS sind 3266 Wasser Kubikmeter pro Tag. Als Trinkwasser steht unS hauptsächlich das Sickerwasfer im Hospital- walde zur Verfügung, welches aber in ganz trockner Zeck nicht ausreichend ist, um die ganze Stadt reichlich zu versorgen. Nun sind e» mohlauch unhaltbare Zustände,daßman das Wasser welches man in der Wohnung hat, nicht als Äenußmaffer verwenden kann. Ein derartiges Verfahren findet man wohl kaum in einer zweiten Stadt. Es kommt jedenfalls ost vor, daß do» Brauch wasser sür die Nahrung Verwendung sinket. Es ist nothwcntng daß wir auch d,e Industrie mit reinem und genügendem Wasser unter dem nöthigen Druck versorgen können. Dies ist durch die Höhenlage deS HüttenteicheS und des Hochbehälter» nicht überall möglich, so ist man z. B. nicht im Stande, in allen Häusern das Wasser in die erste und zweite Etage zu bringen, weil oas Hoch- rcservoir etwa 430 Meter über der Ostsee liegt. So hat der Schlachthof ein Hochreservoir mit Pumpe aufstellen müssen, um den Druck überall hin zu bekommen. An der Branderstraße giebt e» einige Häuser, in denen daS Wasser nur eine Treppe hoch auSfließt, was naturgemäß bei FeuerSgesahr einen bedeuten den Nachtheil in sich birgt. Um der Kalamität zu begegnen, könne man vielleicht künftig das Wasfer von einem Teiche be kommen, der hoher liege als der Hüttenteich. Nach Ansicht deS NednerS könne es dem Beigbnu gleichgültig sein, anS welchem Teich daS Wasser entnommen werde. Man bekomme dadurch größere Druckhöhe, könne den vocbbehälter höher legen und vor Allem sei man im Stande, das Wasser zu filtriren, sodaß nnr filtrirteS Wasser nach Freiberg laufe, man also in der Wohnung reines Wasser haben könne. ES sei die» ein ähnliches Prinzip, wie es die Stadt Chemnitz mit ihren Thaliperren verfolge. Freiberg habe Thalsperren in seiner Nähe durch die fiskalischen Teiche. Vielleicht wäre es möglich, diese Idee zu verwirklichen. Unser Hochbehälter liege 430, der Hüttenteich etwa 439 Meter über dem Ostseespiegel. Etwa 3 Kilometer weiter entsernt befinde sich nun im RathSwald der Erzeugter-Teich, der 495 Meter über dem Ostseespiegel liege, also ungefähr 56 Meter höher als der Hüttenteich. Durch die Nutzbarmachung des Erz- cnglerteiches ließe sich unser Wasser bequem 20 bis 30 Meter höher hinaus drücken, als eS jetzt möglich sei. Außerdem könne man das Wasser auch noch filtriren, womit ein weiterer be deutender Vortheil für unsere Stadt gewonnen sei. Vielleicht wäre eS sogar möglich, anstatt ein Rad Wasfer, zwei Räder zu bekommen. Dann könne man auch der Industrie ein gutes, billiges Trinkwasser abgeben. Hoffentlich lasse sich dieser schöne Gedanke mit der Zeit verwirklichen. Der Redner schloß seinen sehr befällig ausgenommeuen Vortrag mit dem Wunsche, daß die von ihm gegebenen Anregungen segenbringend sür Freiberg sein machten. — Herr Oberdirektor Fischer bemerkte in der Dis kussion u. A., daß eine Abgabe von Wasser au» dem Erzengler- teich aus rein sachlichen und technischen Gründen unmöglich sei. — Kennen Sie die Familie Schreiber in Wasewitz? — Nein! — Nun, so ist es Zeit, daß auch Sie sich mit derselben bekannt machen; denn binnen Kurzem wird sie die vielgenannteste volksthllmlichste Familie im ganzen Königreich Sachsen sein, sintemalen sie die — buchstäblich genommen — staatlich aner kannte sächsische Mustcrfamilie ist, welche bei der am 1. Dezem ber stattfindenden Volkszählung jedem Haushaltungsvorstande als Vorbild dienen soll. Sehen wir uns diese Hausgemeinschaft einmal näher an. Da ist Herr Schreiber als Haushaltungs vorstand. Emil ist sein Vorname und Bäcker sein Beruf. Er stammt aus Möckern bei Leipzig und ist demnach ein unverfälsch ter Landsmann. Bei seinen 47 Jahren besitzt er natürlich auch eine Ehefrau mit Namen Marie, welche eine geborene Richter ist. Sie feiert ihren Geburtstag nur eine Woche später wie er, und zwar am 27. Dezember, und ist sonach ein halbes Sonn tagskind, weil am 3. Weihnachtsfeiertag geboren. (Dieser Tag ist allerdings als Geburtstag nicht sehr praktisch gewählt, da es gewöhnlich an einem der beiden so kurz aufeinanderfolgenden Feste mit den Geschenken hapert.) Frau Schreiber hat aber das richtige Alter, indem sie drei Jahre jünger ist, als ihr Mann. Trotzdem kann man seine Verwunderung nicht unterdrücken, daß gerade sie als Mitglied der sächsischen Musterfamilie erscheint, da sie eine Preußin ist. Herr Schreiber hat auch einen Sohn, und zwar einen 15jährigen, mit Namen Arthur, welcher in Blasewitz das Licht der Welt erblickte. Das wird dem Vater einmal eine gute Stütze im Geschäft, da er gleichfalls das Bäckergewerbe erlernt. Vater Schreiber muß noch ältere Kinder haben, da ihm bereits Großvaterfreuden beschicken wurden, und zwar am 8. November ds. Js. Aber in diesen Freudenbecher mischte das Schicksal einige Tropfen Wermuth; denn das junge Enkelkind, das noch keinen Namen führt, ist blind auf beiden Augen. Zu des HauseS Zierden gehört noch eine Schwägerin Schreibers, die Wittwe Martha Feldmann, 39 Jahre alt. Sie schlägt sich redlich durch die Welt als Directrice in einem Dresdner Konfektions geschäft. Als weiteres Mitglied der Hausgemeinschaft wird unS ein junger Russe vorgestellt, Nikolaus Jokuff, welcher die Kunst gewerbeschule besucht und bei Vater Schreiber als Pensionär (Kostgänger hätte deutscher geklungen, da aber ein Ausländer in Betracht kommt, so sei hier ein Auge zugedrückt) wohnt. Wäh rend die bisher Genannten theilS evangelisch-lutherischen, theils reformirten Glaubens sind, gehört der Letztere der russisch-ortho doxen Kirche an; seine Muttersprache ist natürlich Russisch. DaS flotte Geschäft Schreibers verlangt auch entsprechende Hilss kräfte; so sind vorhanden: ein 19jähriger Geselle Alfred Lieb scher, dessen Wiege in Bayern stand, der aber naturalisirt wurde, sowie zwei Dienstboten, die 17jährige Agnes Gude aus der Wendei, für die häuslichen Arbeiten, und die 18jähriqc Ida Gepcr auS Dresden, welche für die Bäckerei gemiethet ist. Auch „Bruder Böhm" ist vertreten in dem Haushalt Schreibers durch den czechischcn Schneider Wenzel Jancek; derselbe, 46 Jabre alt, scheint keine glückliche Ehe geführt zu haben, denn er ist geschieden; er wohnt als Untermiether bei Schreiber. Ein Landsmann von ihm, der Eisendreher Joseph Kuznia, und wei ter der Ungar JanoS Zarka wohnen bei Schreiber als Schlaf gänger. Auch Besuch hat der Letztere am Zähltage, und zwar den 46 Jabre alten Landwirth Hugo Rentsch auS Bautzen, welcher als Dissident bezeichnet ist, und zu guter Letzt kam auch noch Einquartierung in Gestalt deS Gefreiten Heinrich Höpfner vom 102. Infanterie-Regiment. Sonach läßt der HauShält des Herrn Schreiber an Vielseitigkeit deS Personenstandes nichts zu wün schen übrig, weshalb er wohl auch als Muster hingestellt wurde. Aber Eins wird man vermißt haben, und da» ist — die Schwie ienvor- cd, wie der chinesischen ien das ge- m, als des- aurch dai lesische Ne- oer Beweg- schutz ihrer z militari- derhrrstell- ißig bethei. eilen, hieße er bringen. ! der Ruhe apfuna der i unbedingt naus. Ne Heeresver- 67 000 M. r die Post sei auf den gangen sei, tatten und ,uld vorge- m BundeS- ielen daher iherns, zur
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