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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190010101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19001010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19001010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-10
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.10.1900
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1900 «t». Nr. 2 männel, das der Sandcrbeck so verhanen hat. Ohne dem VOll LtollvA! ru übemedo Schutzmann seine Visitenkarte zu übergeben, schlug es sich eiligst itivärts in die Büsche. <«< Lonvor Hüllungen ül Runitionsfa bald er sie a beschwor sie, heirathen. S schließlich ihn klärte die B« und daß kein Geliebten un iluseinanders Werber und Muds im s Schönen etwi skonzertgartei die sich Hinte verbergen tro George Dahn Rus stehende, suchen hätten, Uit der Drc begab sich M Ionien die V uvd wollten schösse durch brach Kirwin iu den Arme seinen Geist und wurde z halben Jahre jungen Milli Berlin, Maximilian H zu 6 Monate! heißt es u. 8 halten des K der Bremerhi sowohl eine eibietung, sc der Angellag gemacht und Außerdem w erkannt. 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' Wieviel wiegen Vie Herrscher Europa-7 Der „Cn de Paris" giebt auf diese rnbiscrete Frage folgende Ant wort: „Bon ollen europäischen Herrschern hält Carlos von Portugal den Reeord der Schwere: er wiegt genau 184 Pfund, gleich nach ihm kommt Ferdinand von Bulgarien mit hundert- fünsundsiebzig Pfund, König Oskar von Schweden wiegt 160 Psund, Kaiser Wilbelm, dessen Körpergewicht beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, wiegt im Durchschnitt hundert sechzig Pfund. Kaster Franz Joseph wiegt 140 Pfund, Viktor Emanuel 132, König Leopold von Belgien 130, unser großer Freund — der Zar — ist zehr leicht: 110 Pfund. Die Königin Victoria ist sehr viel hagerer geworden, vor zwei Jahren wog sie noch 190 Pfund, jetzt hat sie in Folge einer besonderen Diät 14 Psund abgenommen. Die „kleine" Königin von Holland Wiegt — 150 Pfuad und fie nimmt zu! Der kleine König von Freiberger Anzeiger «nv Lageblatt, «eite 4. — w» Oktober Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Was das Eröffnungskonzert des städtischen Orchesters ver sprach, das hat das gestrige I. Philharmonische Konzert rm besten Sinne gehalten; in dem gediegenen Nahmen eines großstädtischen Konzerts bot es Ausgezeichnetes, und da-Orchester zeigte, daß man berechtigt ist, an seine Leistungen einen immer höheren Maßstab anzulegen — ein ehrenvolles Zeichen sür die Verufsfreudigkeit und die künstlerische Intelligenz aller Spanien wiegt nur 90 Psund. Unsere sympathische College Carmen Sylva, wiegt 164 Pfund — ganz respektabel! Präsident Loubet wiegt gleichfalls 164 Pfund. Er ist nicht groß, aber « ist kräftig gebaut." — So der „Cri de Paris" — ob die Gc> wichte alle stimmen, ist eine andere Frage, vielleicht lassen sich die Staatsoberhäupter Europas ihm zu Liebe nachwiegen. * Der amtliche Bericht über das Eisenbahnunglück bei Heidelberg besagt: Der von Jaxtfeld kommende Personenzug 126» ist am Sonntag Abend zwischen Schlierbach und Heidelberg- Karlsthor beim sogenannten Hunsacker auf den voraufgehenden Lokalzug 16» aufgefahren. Die Folgen waren entsetzlich. Der letzte Wagen des Lokalzuges wurde zertrümmert, der zweitletzte Wagen wurde auf den ihm vorausgehenden hinaufgeschoben. Auch diese Wagen sind stark beschädigt. Entsprechend der Materialzerstörung ist die Zahl der Opfer unter den Reisenden deS starkbesetzten ZugeS eine sehr große. Vier Personen, darunter 1 Mann vom Zugpersonal, blieben auf der Stelle todt oder ver stärken während deS Transports von der Uufallstelle. 70 bis 80 Personen wurden, soweit bis jetzt festgestellt ist, theils schwer, theilS leicht verletzt. Bon diesen fanden 36 in der Universitäts klinik Aufnahme, während ebensoviele leicht Verletzte dort nur vorübergehend behandelt wurden. Die Verunglückten sind mit wenig Ausnahme sämmtlich aus Heidelberg oder Mannheim. Hilfe war schnell Zur Stelle. Nach zwei Stunden war das eine Gleis, kurz nach Mitternacht auch das andere wieder frei, so daß der zweigleisige Betrieb wieder ausgenommen werden konnte. Die Ursache des Unglücks ist in einer schweren Verfehlung der Station KarlSthor zu suchen, welche den Personenzug 126» an genommen und damit sich mit der Abfahrt deS ZugeS von Schlierbach einverstanden erklärt hat, ehe der vorausgehendc Zug 16» in Karlsthor eingetroffen war. Vom Personal wurde ein Mann, ein Wagenwärter, getödtet. Sonst wurde vom Zugpersonal Niemand verletzt. Von den Reisenden und dem Personal des Personenzuges 126» wurde anscheiuend Niemand beschädigt. * 672 Centner Menschenfleisch sind im letzten Ver waltungsjahre im städtischen Verbrennungsofen in Berlin in Asche verwandelt worden. Zur Verbrennung gelangen dort bekanntlich Körpertheile von lebenden Menschen (amputirte Gliedmaßen rc.), sowie von sezierten u. A. Leichen, bei denen jedwede Individualität verloren gegangen ist. Die Leichentheile rc. werden in mit Zink auSgelegtcn Holzkästen in den Verbrennungsofen eingeführt; jeder der Kästen wiegt etwa zwei Centner. Im Berichtsjahre wurden nicht weniger als 336 Kästen eingeäschert, zu welchem Behufe der Ofen 168mal geheizt wurde. * Warum färbt sich da-Herbstlaub roth? Wir lesen in der Prager Bohemia: Warum färbt daS Laub im Herbst sich roth? Mit dieser Frage mag schon mancher Naturforscher, wenn er im September oder Oktober den Wald betrat, seine Be trachtungen unterbrochen haben. Das Problem hat erst vor Kurzem eine theilweise Lösung erfahren. Der Engländer Overton machte nämlich die überraschende Wahrnehmung, daß die neugebildeten Blätter einiger Exemplare vom Froschbiß (ü^äroekaris woraus r»n»e), der bekannten, oft in Zimmer aquarien gehaltenen Schwimmpflanze (die diesen Namen erhalten hat, weil die Wurzel unten abgestutzt, wie abgebissen erscheint) eine lebhafte rothbraune Färbung annahmen, nachdem sie wenige Tage in einer schwachen Lösung von Rohrzucker ge halten worden waren. Weitere Versuche zeigten, daß die Kultur dieser aus unseren Teichen und Sümpfen leicht zu beschaffenden Pflanze in Lösungen von Rohrzucker, Traubenzucker und Fructose regelmäßig diese Wirkung aus die Färbung derjenigen Blätter übte, die sich während des Aufenthaltes der Pflanze in der zucker haltigen Lösung erst entwickelten, daß aber sogar die Blätter, welche vor dem Einbringen in diese voll entwickelt waren, all mählich die gleiche rothbraune Färbung annahmen. Overton untersuchte nun auch die hinfälligen Blätter deS Herbstlaubes und fand, daß sie zurZeit ihrerRothfärbung mehr Zucker und weniger Stärke enthalten als im Hochsommer; ausdauernde Blätter, das heißt solche Blätter, welche während des letzten Sommerabschnittes gebildet bis zum folgenden Frühling oder Sommer am Leben bleiben, verlieren ihre röthlichen Tinten mit Rückkehr des warmen Wetters und werden wieder grün. Hier her gehören u.A. Stechpalme und Epheu; bei ihnen wird im Frühling der Zucker des Blattes wieder in Stärke zurückverwandelt. Es folgt aus all diesen Versuchen das Nachstehende: ErstcnS: die rothsärbenden Substanzen der grünen Pflanzen haben wahr scheinlich die Natur von Glucosiden und sind in den meisten Fällen Verbindungen tanninartiger Körper mct Zucker. Zweitens die hauptsächlichsten physikalischen Bedingungen bei der Bilduna der rothen Farbe sind Sonnenschein, der auf der einen Seid die Assimilation und Zuckerbildung steigert und auf der anderen den chemischen Prozeß beschleunigt, der zur Farbstoffbildung führt — und weiter eine niedrige Nachttemperatur, — welche die Umbildung des Zuckers in Stärke verhindert. Die rothen Herbst tinten sind mit anderen Worten das direkte Erzeugniß der dann' herrschenden meteorologischen Faktoren: Sonnenschein und niedrigst Temperatur. * Der Roman einer Siebzehnjährigen. In einem Alter, in welchem manches junge Mädchen kaum aufgehört hat, mit Puppen zu spielen, ist Miß Emma Mayford, die umworbenste Schöne von Alton im Staate Illinois, bereits die Heldin eines Romans, wie ihn die Phantasie nicht sensationeller erdichten könnte. Vor ungefähr sechs Monaten war die junge Dame die Hauptfigur einer Tragödie, die ihren Schatten sicher auf ihr ganzes ferneres Leben geworfen hätte, vielleicht es ganz zerstört haben würde, wäre das Unglück zehn oder zwölf Jahre später über sie hereingebrochen. Mit 17 Lenzen aber ist man außer ordentlich widerstandsfähig — es brechen eben nur jene Herzen, die das Alter schon anfängt, mürbe zu machen. Miß Mayford bewohnt mit ihrer verwittweten Mutter ein schmuckes Häuschen etwas außerhalb der Stadt. Das junge Mädchen hatte noch nicht die Kinderschuhe ausgetreten, da war es schon daran gewöhnt, von einem Schwarm jugendlicher Bewunderer umgeben zu sein. Einen tieferen Eindruck auf Miß Emmas Herz aber machte erst der 24jährige Sohn eines reichen Wagenbauers. George Jahnke schien alle Aussicht zu haben, von der 16jährigen Maid erhört zu werden. Er war wochenlang ihr treuer und gern gesehener Begleiter, bis eines Tages sein um zwei Jahre jüngerer Freund sie ihm abspenstig machte. Der junge Mr. Kirwin kannte die kleine Mayford, — wie er sie bis dahin zu nennen Pflegte — zwar schon von ihrer Geburt, hatte aber nicht eher darauf geachtet, zu welcher Schönheit sie erblühte, bis er bemerkte, daß sie allen Jünglingen und heirathsfähigen Männern, die mit ihr in Be rührung kamen, den Kopf verdrehte. Nun sah er auch, daß sie mit Recht das hübscheste Mädchen in ganz Alton hieß. Ohne viele Umstände bat er die Jugendgespielin um ihre Hand, und selig gab sie, die für den ritterlichen Beschützer auS ihren Kinder jahren längst heimlich schwärmte, ihm ihr Jawort. Sie ahnte aber nicht, wie schwer der plötzlich aus allen Himmeln gerissene junge Dahnke die Sache nehmen würde. Seine Freundschaft für Leo Kirwin verwandelte sich in glühenden Haß, und statt die für ib» verlorene Angebetete, wie diese es erwartete, nur noch demüthig auS der Entfernung anzuschmachten, trat er ihr jedes' Mal, so- fihlüjsel auS seinem gewohnten Versteck geholt und damit die Hausthür geöffnet, war dann in daS Schlafzimmer des alten Mannes gedrungen und hatte diesen erdrosselt und aufgehängt. Hierauf hatte er sich in das über dem Schlafzimmer gelegene Wohnzimmer deS AuSzüglers begeben, die Thür zu einem . Rcbcnraum gesprengt und dort gegen 200 Mk. baareS Geld ge raubt. StaatS- und andere Werthpapiere, sowie die Sparkaffen bücher hatte er unberührt gelassen. Nachbarn wollen zwischen 2 und 3 Uhr nachts einen Lichtschein in dem Zimmer deS Ermordeten gesehen haben, es wird daher angenommen, daß um diese Zeit der Mord auSgeführt worden ist. Der Verdacht der L hälcrfchast lenkte sich sofort ans den übel beleumundeten 18 Jahre alten Hugo Otto MannS, gebürtig aus Radeberg, zur Zeit iu Lotzdorf wohnhaft. Derselbe hat in den Jahren 1897/98 in dem Geißler'schen Gute in Diensten gestanden. Vor etwa vier Wochen stattete er dem Gesinde des Gutes einen Besuch ab und bei dieser Gelegenheit erkundigte er sich bei den Dienstmägdcn, ob der alte Auszügler immer noch die alte Gewohnheit habe, den Hausschlüssel nichts auf den Manns bekannten Platz zu legen. Die Dienst boten erinnerten sich nach dem geschehenen Morde sofort dieser ausfallenden Thatsache und machten der Polizei davon Mitthcilung. Daraufhin begabcn sich Obergendarm Pöhnisch- Kamenz und die Gendarmen Mochwitz-Radeberg und Hennig- Hcrmsdorf, zum Theil per Rad, aus die Suche nach dem Mörder. Abends gegen 7 Uhr fanden sie MannS auf dem Tanz saal der „Schäferei" in Großröhrsdorf, wo er sich beim Kirmesfcst vergnügte, eine ganze Anzahl junger Leute um sich gesammelt halte und für diese ein Faß Bier hatte auslegeu lasten. Obgleich r die That leugnete, wurde er sofort verhaftet und nach dem Amtsgericht Radeberg gebracht. Bei seiner Durchsuchung fand , inan noch etwa 30 Mk. von dem geraubten .Gclde vor. Das übrige gestohlene Gut hatte M. im Kreise leichtlebiger Burschen im Laufe des Sonntags verjubelt, war den ganzen Tag mit den selben in Radeberg und Umgegend in einem Miethsgeschirr umher- gefnhren und hatte sich Uhr, Ringe und andere Gegenstände gekauft. DaS Geld hierzu, giebt er vor, sich gespart zu haben, doch ist erwiesen, daß er nicht nur keine Ersparnisse, sondern sogar Schulden hatte. Bis gestern Mittag hatte MannS, der mit Bestimmtheit alS der Mörder anzusehen ist, noch kein Geständniß abgelegt. Allgemein bemitleidet werden die braven Eltern und Geschwister des MannS, der schon als Schulknabe Hang zum Stehlen zeigte und bereits 1 Jahr Gefängniß in der Strafanstalt sür jugendliche Verbrecher in Voigtsberg wegen Diebstahls verbüßt hat. — Eine aufregende Szene spielte sich gestern Mittag im Gasthof „Zum treuen Hund" in Seifersdors ab. Dort saßen eine Anzahl Ortseinwohncr und besprachen den Mord. Ein junger Mann am Nebentisch hörte gespannt zu, mischte sich aber nicht in das Gespräch. Als dann der Name „Manns" genannt und dieser wegen der begleitenden Umstände mit Bestimmtheit als der Mörder bezeichnet wurde, stand der junge Mann plötzlich auf und ging heftig schluchzend hinaus; er hatte Gewißheit erlangt von der unseligen That — seines Bruders. Auf einem Kartoffelfelde in der Nähe von Hänichen bei Leipzig zündeten mehrere Kinder ein Kartoffel kraut feuer an. Die Kleinen stellten sich um das Feuer herum und erfreuten sich dessen, als plötzlich die Flammen durch einen Windstoß die Kleider der dreijährigen Anna Wirth, welche sich bei ihren Groß eltern in Pflege befindet, in Brand setzten. Einige Frauen, die m unmittelbarer Nähe Kartoffeln ernteten, eilten aus das Jammergeschrei der Kinder herbei und erstickten die Flammen. Tas Kind hatte aber bereits so schwere Brandwunden am ganzen Körper erlitten, daß es dem Stadtkrankenhause zu Leipzig zu geführt werden mußte, wo es verstarb. Astgen Sachbeschädigung, Körperverletzung, Widerstandes und Beamtenbeleidigung mußte in Werdau eine in einem Wein lokal der Bahnhofstraße bedienstete Frauensperson verhaftet werden. Die renitente Person schlug und warf mit Gegen ständen auf die Gäste ein und mißhandelte ihre Herrin in der gröblichsten Weise. Als sie verhaftet werden sollte, schlug fie aus die Polizeibeamten ein und beleidigte dieselben in der gemeinsten Art. Als der vor einigen Wochen von einem Braudunglück heim gesuchte Gutsbesitzer Bär in Oberneukirch dieser Tage mit seinen Leuten in den Wald fuhr, um Reisig zu holen, gewahrte fein Knabe einen Haufen Moos. Der Kleine stocherte mit der Peitsche darin herum und sand darunter den Kopf eines Menschen vergraben. Bon dem grausigen Funde wurde der Polizei sofort Anzeige erstattet. Eine hübsche Geldmäuuelgeschichte schreibt das „Werd.' Tgbl.", ist vor Kurzem in Falkenstein vorgelvmmen. Ein früherer Bäckermeister aus Wünschcudors, jetzt Agent in Werdau, besuchte dort einen Bäcker Sauder und machte diesem den Vor schlag, ihm gut nachgeahmtes, von echtem nicht zu unterscheidendes Papiergeld abzunehmen. Für 500 Alk. sollte Sander wohl 8000 Alk. erhalten. Sander stellte die Bedingung, der Agent solle in 14 Tagen wieder kommen, da seine Frau zu Hause sei und diese nichts wissen dürfe. Dieser war einverstanden und froher Hoffnung ging er von dannen. Aus der Beschreibung, die Sander seinem Schwiegervater von dem Geldmännel machte, erkannte dieser einen Vogel, von dem er einst gerupft worden war. „Rache ist süß!" dachte der Alte. Auf sein Geheiß wird daS Geldmännel bei seiner Ankunft in die Backstube geführt, um den Handel abzuschließen: während zwischen beiden geschachert wird, entsteht vor der Backstube ein Geräusch. Anscheinend ängstlich, daß sie belauscht werben, geht Sander hinaus, um nach- zusehcn, wer es ist, kommt aber mit feinem Schwiegervater, jeder mit einem wuchtigen Knüppel bewaffnet, zurück, und nun setzt cs Hiebe über Hiebe. Statt geschwollenem Geldbeutel trägt der Agent einen geschwollenen, braun und blau geschlagenen Kops davon, seine sämmtlichen Kopfhaare, nämlich die zerschlagene Perücke, auf dem Kampfplatz lassend. Er reißt aus, geht dann in ein Haus, bittet nm Waschwasser. Aber welch' Pech! Im Hause wohnt ein Schutzmann, und dieser erkundigt fick, wo die Blessuren Herkommen. „Ein paar Böhmen haben mich auf der Landstraße angesallen!", worauf der Schutzmann den Agenten zur Polizei führen will, um die Verfolgung der Wegelagerer zu veranlassen. Immer wieder Pech! Der Weg führt an Sanders Bäckerei vorbei und hier ertönt ihm aus der zahlreich ver sammelten Schuljugend der Rus entgegen: „Tas ist das Geld- Mitwirkenden und zugleich ein Beweis für eine außergewöhnlich umsichtige und geistesbeschwingte Leitung. Schon die feinsinnige, temperamentvolle Wiedergabe der an heiklen Stellen reichen Euryanthe-Ouverture war geeignet, eine beifall-lustige Stimmung wachzurusen, die denn auch im Verlauf deS Abends sich mehr und mehr steigerte. DaS meiste Interesse konzentrirte sich auf Schumanns v-moll-Symphonie, die, in Form und Inhalt gleich groß angelegt, ebenso sehr durch den Glanz und Reichthum der Erfindung, wie durch den hohenFlug der Gedanken fesselt. Einer ihrer besonderen Reize besteht darin, daß hierzumerstenMale,undzwarmit entschiedenem Erfolge, der Versuch gemacht ist, durch eine innere Verknüpfung der Themen den 4 Theilen der Symphonie eine einheitlichere Form zu geben. Dies zeigt sich auch äußerlich darin, daß nach der Angabe deS Komponisten sämmtliche Theile ohne Pause aufeinander folgen sollen. Wenn nun auch zwischen dem 2. und 3. Theile eine kleine Pause dem Geschmack deS Publikums entsprechen dürfte, so muß sich doch di« Romanze unmittelbar an den 1. Theil anschließen, da sonst ein vom Komponisten beab sichtigter Effekt zerstört wird. Im Ganzen war die Ausführung ausgezeichnet, und es erscheint kleinlich, einige geringere Mängel besonders hervorzuheben. Interessant auch für den, der in Wagners Schöpfungen nicht die höchsten Offenbarungen zu sehen gewohnt ist, war ein Bruchstück aus Parsisal: Klingsors Zauber garten und die Blumenmädchen. Allerdings ist dieses Tongewoge, wenn es losgelöst ist von den blendenden scenischen Vorgängen, deren Verinnerlichung das ureigenste Wesen dieser Musik auSmacht, mit seinen jedem musikalischen Formgefühl ins Gesicht schlagenden Harmonien und Gängen kaum imstande eine tiefere Wirkung hervorzubringen, und das stark sinnliche Kolorit vermag nicht für den Mangel an Erfindung zu entschädigen. Was Schumann einst nach einer Tannhäuseraufsührung sagte „Wäre Wagner ein so melodiöser Musiker, wie er rin geistreicher, er wäre der Mann der Zeit" gilt auch heute noch. Wie ganz anders wirkte nach diesem Ohren zerreißenden Gewirre die sonnige Klarheit des Beethovenschen Klavierkonzerts in O-iuoll, einer seiner am unmittelbarsten zu Herzen gehenden Schöpfungen. Herr Musik direktor Anacker hatte sich den geistigen Gehalt d«S Werkes voll ständig zu eigen gemacht und bewährte aufs neue, fast noch mehr als sonst, seine schon ost gerühmten Vorzüge: ein technisch sauberes Spiel, ein künstlerisches Feingefühl für die Färbungen der Stimmung und eine hervorragende Durchsichtigkeit und Plastik des Vortrags. Meisterhaft war die Kadenz von Reinecke (im 1. Satz) herausgearbeitet. Wenn hier und da nicht die vom Vortragenden gewünschten Wirkungen herauskamen, so lag die Schuld an dem Flügel, der trotz seines wunderschönen Klanges für den Saal nicht ausreicht. Der reiche Beifall des Publikums und ein gespendeter Lorbcerkranz waren wohlverdient. Erwähnt sei noch das Vorspiel zur Oper: „Die Braut von AbydoS" Von C. Zimmer, eine geschickt ausgebaute, hübsche Ouvertüre, die aber nicht sparsam genug in der Verwendung stark äußerlicher Mittel ist, die in keinem Verhältniß stehn zu dem, waS sie auS- zudrückcn haben. — So war denn der künstlerische Erfolg dirse- ersten Konzerts ein ganz bedeutender, möge ein gleicher Lohn auch in den übrigen Konzerten die hingebende Arbeit des Orchesters und seines Leiters krönen! * Stavttheater. Gestern Abend ward das neue Volks stück „Der Großkaufmann" von Walther und Stein, daS am Freitag zur ersten Aufführung kam, wiederholt, lieber dem Abende schwebte kein guter Stern. Das Theater war erschreckend leer; und diese Leere ließ die so nothmendige Stimmung nicht auskommen, weder im Haus, noch auf der Bühne. Der gestrige Abend ivar dazu on.,ethan, selbst ein gutes Stück zu Fall zu bringen, um wie viel mehr ivar es wahrscheinlich, daßder„Groß- kanfmann" keinen Erfolg haben würde. Das neue Stück, das bisher nur in Hamburg aufgeführt wurde, ist in seiner beispiel losen Harmlosigkeit wohl das schwächste Erzeugniß der bekannten Luslspielfirma; nirgends die Spur von einer Entwickelung oder Steigerung. Die nichtssagende Handlung schleicht matt und Platt in einer Reihe von Aeußerlichketten zu einem Schlüsse hin, den man bei Beginn des Stückes schon voraussieht. Tie Menschen, die uus vorgesührt werden, lassen kalt und thcilnahmelos. Der Zuschauer bleibt ihnen gegenüber vollständig objektiv, er empfindet nicht mit ihnen, weil sie selbst nicht empfinden. Die Schemenhaftigkeit ihrer Gestalten haben die Vcrsasser wohl selbst erkannt, darum sind einigen Figuren verschiedene hervorstechende Züge verliehen worden, die indessen auf die Gestaltung und Entwickelung der Handlung ohne Einfluß bleiben. So soll der Maler Huber ein von bajuvarischer Grobkörnigkeit erfüllter, im Grunde aber gemüth- voller Münchener sein. Ein Grobian anderer Art tritt in dem Magazinverwalter Schneppke entgegen. Eine merkwürdige Er scheinung ist auch das Fräulein von Heidingsseld, die in allen Zweigen der Kunst und Wissenschast herumdilettirt und in der Küche nickt Bescheid weiß. Man merkt ja, was hier hat gezeichnet werden sollen, so eine Art unverstandenes verwöhntes Mädchen der vornehmen Kreise, das sich einbildet Geist und Talent zu besitzen, aber aus Langeweile und Laune selbst nicht weiß, was cs will. Wie farblos sind in dieser Figur die einzelnen Züge gehalten. Einen Theil des Mißerfolgs trifft ohne Frage auch die Darstellung, die Manches zu wünschen übrig ließ. Ein leeres Haus wirkt ja nicht gerade ermuthigend und anspornend auf die Darsteller, immerhin aber hätte man doch durch etwas mehr Lebendigkeit und Frische einen günstigeren Eindruck hervorzubringen versuchen sollen. Einige Rollen waren nicht glücklich besetzt. Herrn Wald, diesem vortrefflichen Künstler, war anzumerken, wie wenig wohl er sich in der Rolle des Malers Huber befand. Aehnlich erging es wohl Herrn Karthaus, der den Ton eines Leutnants, der im Sprechen und Denken ober flächlich und affektirt erscheint, in dem aber doch ein guter Kern steckt, nicht recht zu finden vermochte. Sympathisch berührte der Kommcrzienrath des Herrn Schybilski. ** Tas Schauspiel „Der Dornenweg«, das in voriger Woche eine sehr gute Aufnahme sand, wird morgen im Stadt theater bei kleinen Preisen wiederholt.
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